Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft.
[Spaltenumbruch] "ihr selbst. Und wo sie sich ihr selbst nicht ver-
"wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb-
"ten willen/ so wäre sie nicht gut/ und hielte
"sich selbst nicht vor gut/ darum daß sie eigen
"nutzig wäre. Dieweil sie aber sich umb der
"Geliebten willen so vollkommen dargiebt/
"das weiß und erkennt sie/ daß es gut ist/ dar-
"um kan und mag und sol sie sich selbst nicht
"hassen/ sondern muß sich selbst lieb haben/ doch
"nicht als sich selbst/ sondern als gut.

Eben daselbst p. 33.
GOTT ist nichts als Liebe.

Dieser Liebe spürt man in etlichen Men-
"schen je ein füncklein/ in einem mehr im
"andern minder/ wiewol es leider fast in al-
"len Menschen zu unsern zeiten erloschen ist/
"doch so ist es gewiß/ dieweil die Liebe geist-
"lich ist/ und die Menschen alle fleischlich
"seynd/ daß diß füncklein/ wie klein es in
"dem Menschen ist/ nicht von dem Menschen/
"sondern von der vollkommenen Liebe her-
"kommen ist. Diese Liebe ist GOTT/ der
"sich selbst nicht machen kan/ wiewol er alle
"dinge gemacht hat/ der sich selbst nicht bre-
"chen kan/ wiewol er alle dinge brechen wird/
"darum ist er von ewigkeit biß zu ewigkeit un-
"beweglich/ der sich selbst so lieb haben muß/
"weil er gut ist/ daß er von ihm selbst empfä-
"het/ und sich selbst für und für gebieret/ der
"sein selbst gar nicht achtet/ von derowegen
"die sein bedürffen/ daß er von ihrentwegen
"(so fern es möglich wäre) gern nichts seyn
"wolte. Diese Liebe möchte fleisch und blut
"nicht begreiffen/ wo es GOtt nicht sonderlich
"in etlichen Menschen bewiese/ die man nen-
"net Göttliche Menschen/ und Gottes Kin-
"der/ darum daß sie GOtt nachschlagen/ als
"ihrem geistlichen Vater. Je höher sie nun
"bewiesen wird/ je höher mag sie von den Men-
"schen erkennt werden; je mehr sie erkennt
"wird/ so viel mehr wird sie geliebet; je
"mehr die Liebe geliebet wird/ so viel näher
"ist die seeligkeit. Darum hat es der ewigen
"Liebe gefallen/ daß der Mensch (CHRistus
"JESUS) in dem die Liebe am höchsten
"bewiesen wurde/ ein Seligmacher seines
"Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der
"Menschheit möglich wäre/ jemand selig zu
"machen/ sondern daß GOtt so völliglich in
"der Liebe mit ihm vereiniget wäre/ daß alles
"thun GOttes dieses Menschen thun wäre/
"und alles leiden dieses Menschen GOttes lei-
"den geachtet würde. Dieser Mensch ist JE-
"sus von Nazareth/ der von dem warhafftigen
"GOtt in der Schrifft verheissen/ und zu sei-
"ner zeit geleistet worden ist/ wie sichs denn öf-
"fentlich in Jsrael bewiesen hat durch die krafft
"des Heil. Geistes mit allem thun und lassen/
"so der Liebe zugebühret und eignet. Und da-
"bey erkennen wirs in dieser lieblosen zeit/ daß
"es warlich schon geleistet ist/ daß wir die Lie-
"be etlicher massen auffs höchst erkennen/ und
"seynd gewiß durch GOttes Geist/ daß sich
"die Liebe GOttes gegen den Menschen/ und
"des Menschen gegen GOtt nicht höher be-
"weisen mag/ denn es in diesem JESU
"beschehen ist/ nemlich daß sich GOTT so
[Spaltenumbruch] sehr über die welt erbarmet/ daß er sich al-"
ler seiner Gerechtigkeit/ so er wider unsere"
sünden hatte/ gern verzeihen wolte/ so fern"
wir es nicht verachteten; Welches in JEsu"
nach der Menschheit/ aber nicht von der"
Menschheit/ sondern von GOTT gelehrt/"
gnugsam bewiesen ist worden. Jtem/ daß"
der Mensch bloß in der höchsten Liebe gegen"
GOtt stehen sol/ und so viel ihm möglich"
ist/ auch seinen nächsten darzu helffen/ und"
förderlich seyn/ daß er GOtt erkenne und lieb"
habe. Darum welcher die wahre Liebe be-"
gehrt zu erkennen und zu erl[a]ngen/ mag es"
nicht näher und leichter bekommen/ denn"
durch diesen JESUM CHRistum; Ja/"
es kan und mag anders nicht erkannt wer-"
den/ denn durch ihn. Nicht daß die selig-"
keit am fleisch und blut/ zeit und statt ver-"
bunden sey/ sondern daß es anders nicht"
möglich ist. Denn wie kein Mensch selig"
werden möcht ohne GOTT; Also mag"
auch GOtt keinen Menschen selig machen/"
ausserhalb des Menschen (CHRisti JE-"
SU). Alle/ die selig werden/ seynd eines"
Geistes mit GOTT. Welcher aber voll-"
kommen ist in dieser Liebe/ dieser ist ja ein"
vorgänger aller deren/ so selig werden sollen/"
nicht daß er von ihm selbst hie sey/ sondern"
daß es GOTT allzeit also gefallen hat/ daß"
man allen denen folgen und gehorchen sol"
in seinem Namen/ die seinen willen lehren."
Je besser solchen einer lehret/ je billicher man"
ihm folgen sol. Niemand hat aber diesen"
vollkommener und besser gelehret/ denn der"
solchen auch am vollkommensten vollstreckt"
hat/ der ist JESUS CHRistus/ wel-"
chen GOTT darum gesandt hat/ daß er"
Juden und Heyden mit einander aus geist-"
licher gefangniß führet. Welchem aber jetzt"
zu dieser letzten zeit nicht allein Jüden und"
Heyden/ sondern auch die ihn angenom-"
men haben/ wiedersprechen. Alle so den"
weg GOttes gesucht und gefunden haben/"
seynd eins mit GOtt worden; aber dieser/"
so in GOttes weg nie gestrauchelt hat/ ist"
auch mit GOtt nie uneins worden/ sondern"
nach dem Geist von anbeginn eins mit"
GOTT gewesen: Ob er wol nach dem"
fleisch in der zeit gebohren/ und aller Men-"
schen gebrechen/ ausserhalb der sünde unter-"
worffen gewesen ist. Diß ist die ursach/"
das geschrieben ist/ und man sagt: Alle so"
selig werden/ müssen durch diesen JE-"
SUM selig werden/ die vollkommenheit"
im Geist zu betrachten/ welche das einige"
ziel ist/ auff welches alle die/ so selig wer-"
den sollen/ sehen müssen: Und so wenig"
ein jeder darauff siehet/ so viel gebricht"
ihm an der seeligkeit. So nahe ihm ei-"
ner kommt/ so fern ist er der verdammniß ent-"
runnen.

Aus der Vorrede über seine Erklärung
etlicher Artickel p. 53. u. f.
IV. Woraus man seinen Sinn und Vor-
satz ersehen kan.

Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit"

in
F f 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft.
[Spaltenumbruch] „ihr ſelbſt. Und wo ſie ſich ihr ſelbſt nicht ver-
„wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb-
„ten willen/ ſo waͤre ſie nicht gut/ und hielte
„ſich ſelbſt nicht vor gut/ darum daß ſie eigen
„nutzig waͤre. Dieweil ſie aber ſich umb der
„Geliebten willen ſo vollkommen dargiebt/
„das weiß und erkennt ſie/ daß es gut iſt/ dar-
„um kan und mag und ſol ſie ſich ſelbſt nicht
„haſſen/ ſondern muß ſich ſelbſt lieb haben/ doch
„nicht als ſich ſelbſt/ ſondern als gut.

Eben daſelbſt p. 33.
GOTT iſt nichts als Liebe.

Dieſer Liebe ſpuͤrt man in etlichen Men-
„ſchen je ein fuͤncklein/ in einem mehr im
„andern minder/ wiewol es leider faſt in al-
„len Menſchen zu unſern zeiten erloſchen iſt/
„doch ſo iſt es gewiß/ dieweil die Liebe geiſt-
„lich iſt/ und die Menſchen alle fleiſchlich
„ſeynd/ daß diß fuͤncklein/ wie klein es in
„dem Menſchen iſt/ nicht von dem Menſchen/
„ſondern von der vollkommenen Liebe her-
„kommen iſt. Dieſe Liebe iſt GOTT/ der
„ſich ſelbſt nicht machen kan/ wiewol er alle
„dinge gemacht hat/ der ſich ſelbſt nicht bre-
„chen kan/ wiewol er alle dinge brechen wird/
„darum iſt er von ewigkeit biß zu ewigkeit un-
„beweglich/ der ſich ſelbſt ſo lieb haben muß/
„weil er gut iſt/ daß er von ihm ſelbſt empfaͤ-
„het/ und ſich ſelbſt fuͤr und fuͤr gebieret/ der
„ſein ſelbſt gar nicht achtet/ von derowegen
„die ſein beduͤrffen/ daß er von ihrentwegen
„(ſo fern es moͤglich waͤre) gern nichts ſeyn
„wolte. Dieſe Liebe moͤchte fleiſch und blut
„nicht begreiffen/ wo es GOtt nicht ſonderlich
„in etlichen Menſchen bewieſe/ die man nen-
„net Goͤttliche Menſchen/ und Gottes Kin-
„der/ darum daß ſie GOtt nachſchlagen/ als
„ihrem geiſtlichen Vater. Je hoͤher ſie nun
„bewieſen wird/ je hoͤher mag ſie von den Men-
„ſchen erkennt werden; je mehr ſie erkennt
„wird/ ſo viel mehr wird ſie geliebet; je
„mehr die Liebe geliebet wird/ ſo viel naͤher
„iſt die ſeeligkeit. Darum hat es der ewigen
„Liebe gefallen/ daß der Menſch (CHRiſtus
„JESUS) in dem die Liebe am hoͤchſten
„bewieſen wurde/ ein Seligmacher ſeines
„Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der
„Menſchheit moͤglich waͤre/ jemand ſelig zu
„machen/ ſondern daß GOtt ſo voͤlliglich in
„der Liebe mit ihm vereiniget waͤre/ daß alles
„thun GOttes dieſes Menſchen thun waͤre/
„und alles leiden dieſes Menſchen GOttes lei-
„den geachtet wuͤrde. Dieſer Menſch iſt JE-
„ſus von Nazareth/ der von dem warhafftigen
„GOtt in der Schrifft verheiſſen/ und zu ſei-
„ner zeit geleiſtet worden iſt/ wie ſichs denn oͤf-
„fentlich in Jſrael bewieſen hat durch die krafft
„des Heil. Geiſtes mit allem thun und laſſen/
„ſo der Liebe zugebuͤhret und eignet. Und da-
„bey erkennen wirs in dieſer liebloſen zeit/ daß
„es warlich ſchon geleiſtet iſt/ daß wir die Lie-
„be etlicher maſſen auffs hoͤchſt erkennen/ und
„ſeynd gewiß durch GOttes Geiſt/ daß ſich
„die Liebe GOttes gegen den Menſchen/ und
„des Menſchen gegen GOtt nicht hoͤher be-
„weiſen mag/ denn es in dieſem JESU
„beſchehen iſt/ nemlich daß ſich GOTT ſo
[Spaltenumbruch] ſehr uͤber die welt erbarmet/ daß er ſich al-“
ler ſeiner Gerechtigkeit/ ſo er wider unſere“
ſuͤnden hatte/ gern verzeihen wolte/ ſo fern“
wir es nicht verachteten; Welches in JEſu“
nach der Menſchheit/ aber nicht von der“
Menſchheit/ ſondern von GOTT gelehrt/“
gnugſam bewieſen iſt worden. Jtem/ daß“
der Menſch bloß in der hoͤchſten Liebe gegen“
GOtt ſtehen ſol/ und ſo viel ihm moͤglich“
iſt/ auch ſeinen naͤchſten darzu helffen/ und“
foͤrderlich ſeyn/ daß er GOtt erkenne und lieb“
habe. Darum welcher die wahre Liebe be-“
gehrt zu erkennen und zu erl[a]ngen/ mag es“
nicht naͤher und leichter bekommen/ denn“
durch dieſen JESUM CHRiſtum; Ja/“
es kan und mag anders nicht erkannt wer-“
den/ denn durch ihn. Nicht daß die ſelig-“
keit am fleiſch und blut/ zeit und ſtatt ver-“
bunden ſey/ ſondern daß es anders nicht“
moͤglich iſt. Denn wie kein Menſch ſelig“
werden moͤcht ohne GOTT; Alſo mag“
auch GOtt keinen Menſchen ſelig machen/“
auſſerhalb des Menſchen (CHRiſti JE-“
SU). Alle/ die ſelig werden/ ſeynd eines“
Geiſtes mit GOTT. Welcher aber voll-“
kommen iſt in dieſer Liebe/ dieſer iſt ja ein“
vorgaͤnger aller deren/ ſo ſelig werden ſollen/“
nicht daß er von ihm ſelbſt hie ſey/ ſondern“
daß es GOTT allzeit alſo gefallen hat/ daß“
man allen denen folgen und gehorchen ſol“
in ſeinem Namen/ die ſeinen willen lehren.“
Je beſſer ſolchen einer lehret/ je billicher man“
ihm folgen ſol. Niemand hat aber dieſen“
vollkommener und beſſer gelehret/ denn der“
ſolchen auch am vollkommenſten vollſtreckt“
hat/ der iſt JESUS CHRiſtus/ wel-“
chen GOTT darum geſandt hat/ daß er“
Juden und Heyden mit einander aus geiſt-“
licher gefangniß fuͤhret. Welchem aber jetzt“
zu dieſer letzten zeit nicht allein Juͤden und“
Heyden/ ſondern auch die ihn angenom-“
men haben/ wiederſprechen. Alle ſo den“
weg GOttes geſucht und gefunden haben/“
ſeynd eins mit GOtt worden; aber dieſer/“
ſo in GOttes weg nie geſtrauchelt hat/ iſt“
auch mit GOtt nie uneins worden/ ſondern“
nach dem Geiſt von anbeginn eins mit“
GOTT geweſen: Ob er wol nach dem“
fleiſch in der zeit gebohren/ und aller Men-“
ſchen gebrechen/ auſſerhalb der ſuͤnde unter-“
worffen geweſen iſt. Diß iſt die urſach/“
das geſchrieben iſt/ und man ſagt: Alle ſo“
ſelig werden/ muͤſſen durch dieſen JE-“
SUM ſelig werden/ die vollkommenheit“
im Geiſt zu betrachten/ welche das einige“
ziel iſt/ auff welches alle die/ ſo ſelig wer-“
den ſollen/ ſehen muͤſſen: Und ſo wenig“
ein jeder darauff ſiehet/ ſo viel gebricht“
ihm an der ſeeligkeit. So nahe ihm ei-“
ner kom̃t/ ſo fern iſt er der verdam̃niß ent-“
runnen.

Aus der Vorrede uͤber ſeine Erklaͤrung
etlicher Artickel p. 53. u. f.
IV. Woraus man ſeinen Sinn und Vor-
ſatz erſehen kan.

Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit“

in
F f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0525" n="229"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXXI.</hi> Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft.</fw><lb/><cb/>
&#x201E;ihr &#x017F;elb&#x017F;t. Und wo &#x017F;ie &#x017F;ich ihr &#x017F;elb&#x017F;t nicht ver-<lb/>
&#x201E;wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb-<lb/>
&#x201E;ten willen/ &#x017F;o wa&#x0364;re &#x017F;ie nicht gut/ und hielte<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht vor gut/ darum daß &#x017F;ie eigen<lb/>
&#x201E;nutzig wa&#x0364;re. Dieweil &#x017F;ie aber &#x017F;ich umb der<lb/>
&#x201E;Geliebten willen &#x017F;o vollkommen dargiebt/<lb/>
&#x201E;das weiß und erkennt &#x017F;ie/ daß es gut i&#x017F;t/ dar-<lb/>
&#x201E;um kan und mag und &#x017F;ol &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
&#x201E;ha&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern muß &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t lieb haben/ doch<lb/>
&#x201E;nicht als &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;ondern als gut.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Eben da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">p.</hi> 33.<lb/><hi rendition="#b">GOTT i&#x017F;t nichts als Liebe.</hi></head><lb/>
              <p>Die&#x017F;er Liebe &#x017F;pu&#x0364;rt man in etlichen Men-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen je ein fu&#x0364;ncklein/ in einem mehr im<lb/>
&#x201E;andern minder/ wiewol es leider fa&#x017F;t in al-<lb/>
&#x201E;len Men&#x017F;chen zu un&#x017F;ern zeiten erlo&#x017F;chen i&#x017F;t/<lb/>
&#x201E;doch &#x017F;o i&#x017F;t es gewiß/ dieweil die Liebe gei&#x017F;t-<lb/>
&#x201E;lich i&#x017F;t/ und die Men&#x017F;chen alle flei&#x017F;chlich<lb/>
&#x201E;&#x017F;eynd/ daß diß fu&#x0364;ncklein/ wie klein es in<lb/>
&#x201E;dem Men&#x017F;chen i&#x017F;t/ nicht von dem Men&#x017F;chen/<lb/>
&#x201E;&#x017F;ondern von der vollkommenen Liebe her-<lb/>
&#x201E;kommen i&#x017F;t. Die&#x017F;e Liebe i&#x017F;t GOTT/ der<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht machen kan/ wiewol er alle<lb/>
&#x201E;dinge gemacht hat/ der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht bre-<lb/>
&#x201E;chen kan/ wiewol er alle dinge brechen wird/<lb/>
&#x201E;darum i&#x017F;t er von ewigkeit biß zu ewigkeit un-<lb/>
&#x201E;beweglich/ der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o lieb haben muß/<lb/>
&#x201E;weil er gut i&#x017F;t/ daß er von ihm &#x017F;elb&#x017F;t empfa&#x0364;-<lb/>
&#x201E;het/ und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r und fu&#x0364;r gebieret/ der<lb/>
&#x201E;&#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t gar nicht achtet/ von derowegen<lb/>
&#x201E;die &#x017F;ein bedu&#x0364;rffen/ daß er von ihrentwegen<lb/>
&#x201E;(&#x017F;o fern es mo&#x0364;glich wa&#x0364;re) gern nichts &#x017F;eyn<lb/>
&#x201E;wolte. Die&#x017F;e Liebe mo&#x0364;chte flei&#x017F;ch und blut<lb/>
&#x201E;nicht begreiffen/ wo es GOtt nicht &#x017F;onderlich<lb/>
&#x201E;in etlichen Men&#x017F;chen bewie&#x017F;e/ die man nen-<lb/>
&#x201E;net Go&#x0364;ttliche Men&#x017F;chen/ und Gottes Kin-<lb/>
&#x201E;der/ darum daß &#x017F;ie GOtt nach&#x017F;chlagen/ als<lb/>
&#x201E;ihrem gei&#x017F;tlichen Vater. Je ho&#x0364;her &#x017F;ie nun<lb/>
&#x201E;bewie&#x017F;en wird/ je ho&#x0364;her mag &#x017F;ie von den Men-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen erkennt werden; je mehr &#x017F;ie erkennt<lb/>
&#x201E;wird/ &#x017F;o viel mehr wird &#x017F;ie geliebet; je<lb/>
&#x201E;mehr die Liebe geliebet wird/ &#x017F;o viel na&#x0364;her<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t die &#x017F;eeligkeit. Darum hat es der ewigen<lb/>
&#x201E;Liebe gefallen/ daß der Men&#x017F;ch (CHRi&#x017F;tus<lb/>
&#x201E;JESUS) in dem die Liebe am ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
&#x201E;bewie&#x017F;en wurde/ ein Seligmacher &#x017F;eines<lb/>
&#x201E;Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;chheit mo&#x0364;glich wa&#x0364;re/ jemand &#x017F;elig zu<lb/>
&#x201E;machen/ &#x017F;ondern daß GOtt &#x017F;o vo&#x0364;lliglich in<lb/>
&#x201E;der Liebe mit ihm vereiniget wa&#x0364;re/ daß alles<lb/>
&#x201E;thun GOttes die&#x017F;es Men&#x017F;chen thun wa&#x0364;re/<lb/>
&#x201E;und alles leiden die&#x017F;es Men&#x017F;chen GOttes lei-<lb/>
&#x201E;den geachtet wu&#x0364;rde. Die&#x017F;er Men&#x017F;ch i&#x017F;t JE-<lb/>
&#x201E;&#x017F;us von Nazareth/ der von dem warhafftigen<lb/>
&#x201E;GOtt in der Schrifft verhei&#x017F;&#x017F;en/ und zu &#x017F;ei-<lb/>
&#x201E;ner zeit gelei&#x017F;tet worden i&#x017F;t/ wie &#x017F;ichs denn o&#x0364;f-<lb/>
&#x201E;fentlich in J&#x017F;rael bewie&#x017F;en hat durch die krafft<lb/>
&#x201E;des Heil. Gei&#x017F;tes mit allem thun und la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x201E;&#x017F;o der Liebe zugebu&#x0364;hret und eignet. Und da-<lb/>
&#x201E;bey erkennen wirs in die&#x017F;er lieblo&#x017F;en zeit/ daß<lb/>
&#x201E;es warlich &#x017F;chon gelei&#x017F;tet i&#x017F;t/ daß wir die Lie-<lb/>
&#x201E;be etlicher ma&#x017F;&#x017F;en auffs ho&#x0364;ch&#x017F;t erkennen/ und<lb/>
&#x201E;&#x017F;eynd gewiß durch GOttes Gei&#x017F;t/ daß &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;die Liebe GOttes gegen den Men&#x017F;chen/ und<lb/>
&#x201E;des Men&#x017F;chen gegen GOtt nicht ho&#x0364;her be-<lb/>
&#x201E;wei&#x017F;en mag/ denn es in die&#x017F;em <hi rendition="#g">JESU</hi><lb/>
&#x201E;be&#x017F;chehen i&#x017F;t/ nemlich daß &#x017F;ich GOTT &#x017F;o<lb/><cb/>
&#x017F;ehr u&#x0364;ber die welt erbarmet/ daß er &#x017F;ich al-&#x201C;<lb/>
ler &#x017F;einer Gerechtigkeit/ &#x017F;o er wider un&#x017F;ere&#x201C;<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nden hatte/ gern verzeihen wolte/ &#x017F;o fern&#x201C;<lb/>
wir es nicht verachteten; Welches in JE&#x017F;u&#x201C;<lb/>
nach der Men&#x017F;chheit/ aber nicht von der&#x201C;<lb/>
Men&#x017F;chheit/ &#x017F;ondern von GOTT gelehrt/&#x201C;<lb/>
gnug&#x017F;am bewie&#x017F;en i&#x017F;t worden. Jtem/ daß&#x201C;<lb/>
der Men&#x017F;ch bloß in der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Liebe gegen&#x201C;<lb/>
GOtt &#x017F;tehen &#x017F;ol/ und &#x017F;o viel ihm mo&#x0364;glich&#x201C;<lb/>
i&#x017F;t/ auch &#x017F;einen na&#x0364;ch&#x017F;ten darzu helffen/ und&#x201C;<lb/>
fo&#x0364;rderlich &#x017F;eyn/ daß er GOtt erkenne und lieb&#x201C;<lb/>
habe. Darum welcher die wahre Liebe be-&#x201C;<lb/>
gehrt zu erkennen und zu erl<supplied>a</supplied>ngen/ mag es&#x201C;<lb/>
nicht na&#x0364;her und leichter bekommen/ denn&#x201C;<lb/>
durch die&#x017F;en JESUM CHRi&#x017F;tum; Ja/&#x201C;<lb/>
es kan und mag anders nicht erkannt wer-&#x201C;<lb/>
den/ denn durch ihn. Nicht daß die &#x017F;elig-&#x201C;<lb/>
keit am flei&#x017F;ch und blut/ zeit und &#x017F;tatt ver-&#x201C;<lb/>
bunden &#x017F;ey/ &#x017F;ondern daß es anders nicht&#x201C;<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t. Denn wie kein Men&#x017F;ch &#x017F;elig&#x201C;<lb/>
werden mo&#x0364;cht ohne <hi rendition="#g">GOTT;</hi> Al&#x017F;o mag&#x201C;<lb/>
auch GOtt keinen Men&#x017F;chen &#x017F;elig machen/&#x201C;<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erhalb des Men&#x017F;chen (CHRi&#x017F;ti JE-&#x201C;<lb/>
SU). Alle/ die &#x017F;elig werden/ &#x017F;eynd eines&#x201C;<lb/>
Gei&#x017F;tes mit <hi rendition="#g">GOTT.</hi> Welcher aber voll-&#x201C;<lb/>
kommen i&#x017F;t in die&#x017F;er Liebe/ die&#x017F;er i&#x017F;t ja ein&#x201C;<lb/>
vorga&#x0364;nger aller deren/ &#x017F;o &#x017F;elig werden &#x017F;ollen/&#x201C;<lb/>
nicht daß er von ihm &#x017F;elb&#x017F;t hie &#x017F;ey/ &#x017F;ondern&#x201C;<lb/>
daß es <hi rendition="#g">GOTT</hi> allzeit al&#x017F;o gefallen hat/ daß&#x201C;<lb/>
man allen denen folgen und gehorchen &#x017F;ol&#x201C;<lb/>
in &#x017F;einem Namen/ die &#x017F;einen willen lehren.&#x201C;<lb/>
Je be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;olchen einer lehret/ je billicher man&#x201C;<lb/>
ihm folgen &#x017F;ol. Niemand hat aber die&#x017F;en&#x201C;<lb/>
vollkommener und be&#x017F;&#x017F;er gelehret/ denn der&#x201C;<lb/>
&#x017F;olchen auch am vollkommen&#x017F;ten voll&#x017F;treckt&#x201C;<lb/>
hat/ der i&#x017F;t JESUS CHRi&#x017F;tus/ wel-&#x201C;<lb/>
chen <hi rendition="#g">GOTT</hi> darum ge&#x017F;andt hat/ daß er&#x201C;<lb/>
Juden und Heyden mit einander aus gei&#x017F;t-&#x201C;<lb/>
licher gefangniß fu&#x0364;hret. Welchem aber jetzt&#x201C;<lb/>
zu die&#x017F;er letzten zeit nicht allein Ju&#x0364;den und&#x201C;<lb/>
Heyden/ &#x017F;ondern auch die ihn angenom-&#x201C;<lb/>
men haben/ wieder&#x017F;prechen. Alle &#x017F;o den&#x201C;<lb/>
weg GOttes ge&#x017F;ucht und gefunden haben/&#x201C;<lb/>
&#x017F;eynd eins mit GOtt worden; aber die&#x017F;er/&#x201C;<lb/>
&#x017F;o in GOttes weg nie ge&#x017F;trauchelt hat/ i&#x017F;t&#x201C;<lb/>
auch mit GOtt nie uneins worden/ &#x017F;ondern&#x201C;<lb/>
nach dem Gei&#x017F;t von anbeginn eins mit&#x201C;<lb/>
GOTT gewe&#x017F;en: Ob er wol nach dem&#x201C;<lb/>
flei&#x017F;ch in der zeit gebohren/ und aller Men-&#x201C;<lb/>
&#x017F;chen gebrechen/ au&#x017F;&#x017F;erhalb der &#x017F;u&#x0364;nde unter-&#x201C;<lb/>
worffen gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Diß i&#x017F;t die ur&#x017F;ach/&#x201C;<lb/>
das ge&#x017F;chrieben i&#x017F;t/ und man &#x017F;agt: Alle &#x017F;o&#x201C;<lb/>
&#x017F;elig werden/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en durch die&#x017F;en JE-&#x201C;<lb/>
SUM &#x017F;elig werden/ die vollkommenheit&#x201C;<lb/>
im Gei&#x017F;t zu betrachten/ welche das einige&#x201C;<lb/>
ziel i&#x017F;t/ auff welches alle die/ &#x017F;o &#x017F;elig wer-&#x201C;<lb/>
den &#x017F;ollen/ &#x017F;ehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Und &#x017F;o wenig&#x201C;<lb/>
ein jeder darauff &#x017F;iehet/ &#x017F;o viel gebricht&#x201C;<lb/>
ihm an der &#x017F;eeligkeit. So nahe ihm ei-&#x201C;<lb/>
ner kom&#x0303;t/ &#x017F;o fern i&#x017F;t er der verdam&#x0303;niß ent-&#x201C;<lb/>
runnen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Aus der Vorrede u&#x0364;ber &#x017F;eine Erkla&#x0364;rung<lb/>
etlicher Artickel <hi rendition="#aq">p.</hi> 53. u. f.<lb/><hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#b">Woraus man &#x017F;einen Sinn und Vor-<lb/>
&#x017F;atz er&#x017F;ehen kan.</hi></head><lb/>
              <p>Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0525] Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft. „ihr ſelbſt. Und wo ſie ſich ihr ſelbſt nicht ver- „wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb- „ten willen/ ſo waͤre ſie nicht gut/ und hielte „ſich ſelbſt nicht vor gut/ darum daß ſie eigen „nutzig waͤre. Dieweil ſie aber ſich umb der „Geliebten willen ſo vollkommen dargiebt/ „das weiß und erkennt ſie/ daß es gut iſt/ dar- „um kan und mag und ſol ſie ſich ſelbſt nicht „haſſen/ ſondern muß ſich ſelbſt lieb haben/ doch „nicht als ſich ſelbſt/ ſondern als gut. Eben daſelbſt p. 33. GOTT iſt nichts als Liebe. Dieſer Liebe ſpuͤrt man in etlichen Men- „ſchen je ein fuͤncklein/ in einem mehr im „andern minder/ wiewol es leider faſt in al- „len Menſchen zu unſern zeiten erloſchen iſt/ „doch ſo iſt es gewiß/ dieweil die Liebe geiſt- „lich iſt/ und die Menſchen alle fleiſchlich „ſeynd/ daß diß fuͤncklein/ wie klein es in „dem Menſchen iſt/ nicht von dem Menſchen/ „ſondern von der vollkommenen Liebe her- „kommen iſt. Dieſe Liebe iſt GOTT/ der „ſich ſelbſt nicht machen kan/ wiewol er alle „dinge gemacht hat/ der ſich ſelbſt nicht bre- „chen kan/ wiewol er alle dinge brechen wird/ „darum iſt er von ewigkeit biß zu ewigkeit un- „beweglich/ der ſich ſelbſt ſo lieb haben muß/ „weil er gut iſt/ daß er von ihm ſelbſt empfaͤ- „het/ und ſich ſelbſt fuͤr und fuͤr gebieret/ der „ſein ſelbſt gar nicht achtet/ von derowegen „die ſein beduͤrffen/ daß er von ihrentwegen „(ſo fern es moͤglich waͤre) gern nichts ſeyn „wolte. Dieſe Liebe moͤchte fleiſch und blut „nicht begreiffen/ wo es GOtt nicht ſonderlich „in etlichen Menſchen bewieſe/ die man nen- „net Goͤttliche Menſchen/ und Gottes Kin- „der/ darum daß ſie GOtt nachſchlagen/ als „ihrem geiſtlichen Vater. Je hoͤher ſie nun „bewieſen wird/ je hoͤher mag ſie von den Men- „ſchen erkennt werden; je mehr ſie erkennt „wird/ ſo viel mehr wird ſie geliebet; je „mehr die Liebe geliebet wird/ ſo viel naͤher „iſt die ſeeligkeit. Darum hat es der ewigen „Liebe gefallen/ daß der Menſch (CHRiſtus „JESUS) in dem die Liebe am hoͤchſten „bewieſen wurde/ ein Seligmacher ſeines „Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der „Menſchheit moͤglich waͤre/ jemand ſelig zu „machen/ ſondern daß GOtt ſo voͤlliglich in „der Liebe mit ihm vereiniget waͤre/ daß alles „thun GOttes dieſes Menſchen thun waͤre/ „und alles leiden dieſes Menſchen GOttes lei- „den geachtet wuͤrde. Dieſer Menſch iſt JE- „ſus von Nazareth/ der von dem warhafftigen „GOtt in der Schrifft verheiſſen/ und zu ſei- „ner zeit geleiſtet worden iſt/ wie ſichs denn oͤf- „fentlich in Jſrael bewieſen hat durch die krafft „des Heil. Geiſtes mit allem thun und laſſen/ „ſo der Liebe zugebuͤhret und eignet. Und da- „bey erkennen wirs in dieſer liebloſen zeit/ daß „es warlich ſchon geleiſtet iſt/ daß wir die Lie- „be etlicher maſſen auffs hoͤchſt erkennen/ und „ſeynd gewiß durch GOttes Geiſt/ daß ſich „die Liebe GOttes gegen den Menſchen/ und „des Menſchen gegen GOtt nicht hoͤher be- „weiſen mag/ denn es in dieſem JESU „beſchehen iſt/ nemlich daß ſich GOTT ſo ſehr uͤber die welt erbarmet/ daß er ſich al-“ ler ſeiner Gerechtigkeit/ ſo er wider unſere“ ſuͤnden hatte/ gern verzeihen wolte/ ſo fern“ wir es nicht verachteten; Welches in JEſu“ nach der Menſchheit/ aber nicht von der“ Menſchheit/ ſondern von GOTT gelehrt/“ gnugſam bewieſen iſt worden. Jtem/ daß“ der Menſch bloß in der hoͤchſten Liebe gegen“ GOtt ſtehen ſol/ und ſo viel ihm moͤglich“ iſt/ auch ſeinen naͤchſten darzu helffen/ und“ foͤrderlich ſeyn/ daß er GOtt erkenne und lieb“ habe. Darum welcher die wahre Liebe be-“ gehrt zu erkennen und zu erlangen/ mag es“ nicht naͤher und leichter bekommen/ denn“ durch dieſen JESUM CHRiſtum; Ja/“ es kan und mag anders nicht erkannt wer-“ den/ denn durch ihn. Nicht daß die ſelig-“ keit am fleiſch und blut/ zeit und ſtatt ver-“ bunden ſey/ ſondern daß es anders nicht“ moͤglich iſt. Denn wie kein Menſch ſelig“ werden moͤcht ohne GOTT; Alſo mag“ auch GOtt keinen Menſchen ſelig machen/“ auſſerhalb des Menſchen (CHRiſti JE-“ SU). Alle/ die ſelig werden/ ſeynd eines“ Geiſtes mit GOTT. Welcher aber voll-“ kommen iſt in dieſer Liebe/ dieſer iſt ja ein“ vorgaͤnger aller deren/ ſo ſelig werden ſollen/“ nicht daß er von ihm ſelbſt hie ſey/ ſondern“ daß es GOTT allzeit alſo gefallen hat/ daß“ man allen denen folgen und gehorchen ſol“ in ſeinem Namen/ die ſeinen willen lehren.“ Je beſſer ſolchen einer lehret/ je billicher man“ ihm folgen ſol. Niemand hat aber dieſen“ vollkommener und beſſer gelehret/ denn der“ ſolchen auch am vollkommenſten vollſtreckt“ hat/ der iſt JESUS CHRiſtus/ wel-“ chen GOTT darum geſandt hat/ daß er“ Juden und Heyden mit einander aus geiſt-“ licher gefangniß fuͤhret. Welchem aber jetzt“ zu dieſer letzten zeit nicht allein Juͤden und“ Heyden/ ſondern auch die ihn angenom-“ men haben/ wiederſprechen. Alle ſo den“ weg GOttes geſucht und gefunden haben/“ ſeynd eins mit GOtt worden; aber dieſer/“ ſo in GOttes weg nie geſtrauchelt hat/ iſt“ auch mit GOtt nie uneins worden/ ſondern“ nach dem Geiſt von anbeginn eins mit“ GOTT geweſen: Ob er wol nach dem“ fleiſch in der zeit gebohren/ und aller Men-“ ſchen gebrechen/ auſſerhalb der ſuͤnde unter-“ worffen geweſen iſt. Diß iſt die urſach/“ das geſchrieben iſt/ und man ſagt: Alle ſo“ ſelig werden/ muͤſſen durch dieſen JE-“ SUM ſelig werden/ die vollkommenheit“ im Geiſt zu betrachten/ welche das einige“ ziel iſt/ auff welches alle die/ ſo ſelig wer-“ den ſollen/ ſehen muͤſſen: Und ſo wenig“ ein jeder darauff ſiehet/ ſo viel gebricht“ ihm an der ſeeligkeit. So nahe ihm ei-“ ner kom̃t/ ſo fern iſt er der verdam̃niß ent-“ runnen. Aus der Vorrede uͤber ſeine Erklaͤrung etlicher Artickel p. 53. u. f. IV. Woraus man ſeinen Sinn und Vor- ſatz erſehen kan. Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit“ in F f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/525
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/525>, abgerufen am 20.11.2024.