Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklärung.
[Spaltenumbruch] der menschlichen wercke ist/ da kan der H. Geist/
der Geist der freyheit GOttes nicht regieren
noch wircken/ denn solches wider sein amt/ art/
natur und eigenschafft ist; herwiederum/ wo
der Heilige Geist ist/ wirckt und regiert/ da
darff man kein gesetz/ das die gewissen verstrickt/
der Heilige Geist kans nicht leiden/ sondern
es ist da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen
treibt zum freyen ungezwungenen dienst Got-
tes/ und die der Geist Gottes treibt oder leitet/
die sind kinder Gottes/ und glieder des geistli-
lichen stands/ sie seynd das auserwehlte Ge-
schlecht/ das königliche Priesterthum/ das hei-
lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von
ihm selbst eifferig ist zu allen guten wercken.
Sonst wird die zucht/ lehr und ermahnung
beym geistlichen stand für das fleisch und für
den äusserlichen menschen/ auch für die kinder
und anhebende schüler des glaubens/ so wohl
als die straffe/ der bann und absonderung ge-
gen den übertretern durch den Heiligen Geist
drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ sage ich/ der
Heilige Geist da meistert/ und das gewissen bey
allen äusserlichen dingen/ nemlich die seligkeit
nicht darinn zusuchen/ jedermann frey wird ge-
lassen Also lehret auch Paulus 2. Cor. IX. daß
GOtt will einen freyen/ frölichen ungezwunge-
nen geber haben/ und daß das Gesetz den ge-
rechten frommen Gottseligen (welche allein in
geistlichen stand gehören) nicht sey gegeben/
sondern den ungerechten bösen und ungehor-
samen/ den Gottlosen und sündern/ den unhei-
ligen und unreinen &c. 1. Tim. I. davon auch
zun Rom. XIII.

Was der geistliche stand erfordere/ thue
und vermöge in Christo.

Weiter soll gemercket werden/ was der geist-
liche stand erfordere und vermöge in unserm
HErrn Christo; nemlich daß die hertzen durch
den Heiligen Geist darinn umgekehrt/ refor-
mirt/ von sünden ausgeleert/ rein/ in Gott se-
lig/ vom bösen Geist erlöst und getröst wer-
den/ daß die menschen von aller beschwerung
des gewissens gefreyet und entlediget werden;
welches alles aus dem vorigen leicht wäre zuver-
nehmen/ wie es auch seine art ist/ und dieser stand
solches dermassen in der gnaden Jesu Christi
reichlich mitbringet/ aber der jtzige Priester-und
Closterstand beweiset das gegentheil/ darum kan
auch das Evangelium der gnade Christi/ das die
gewissen freyet/ das hertz befriediget/ und von al-
len menschen-gesetzen in sachen des glaubens le-
dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen
clöstern/ da man stracks über den ordens-regeln
und constitution hält/ geliebt/ gehalten noch
gelehret werden; denn gesetz und gnade/ der geist
der freyheit und zwang seynd gerichts widerein-
ander: wir aber (sagt Paulus von den gliedern
des geistlichen standes) seynd nicht unterm ge-
setz/ sondern unter der gnade. Exempel: Moses/
der Pabst/ die Philosophi und alle ordens-regeln
sagen mit ihren gesetz-wercken: Thue das/ thue
jenes/ so wirstu leben/ Gal. III. Christus aber
spricht: Wer in mich glaubt (das ist/ wer mich
durch den glauben ergreifft und im hertzen trägt)
der hat das ewige leben. Also stehet geschrieben:
Vermaledeyet sey jedermann/ der nicht bleibt in
alle dem/ das im buch des gesetzes Mosis ge-
schrieben stehet/ daß ers thue/ Christus aber
(des der geistliche stand eigen ist) hat den men-
[Spaltenumbruch] schen von der vermaledeyung des gesetzes ausge-
kaufft/ da er am creutz für uns eine vermaledey-
ung ist worden/ auff daß die benedeyung Abra-
hä über alle menschen käme in CHristo JEsu/
und also der verheissene geist (und in ihm das
ewige leben/ welches durch kein gesetzwerck kon-
te erlanget werden) empfangen werde durch den
glauben.

Da kömmt nun der gebenedeyete heilige
stand her/ den der H. Geist in CHristo auffrich-
tet/ und ist allein deren menschen/ so in JEsum
CHristum wahrhafftig glauben/ so ihn recht er-
kennen/ und ihn mit ihrem hertz für den Herrn/
erlöser und seligmacher annehmen/ und für der
welt bekennen/ durch welchen sie auch den H.
Geist (den geist der gnaden und des ewigen le-
bens) seliglich empfahen und besitzen/ darum
spricht Paulus: So du mit deinem munde be-
kennest Jesum/ daß er der Herr sey/ und gläu-
best in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den
todten aufferwecket hat/ so wirst du selig/ das
ist/ du bist im wahren Gott wolgefälligen stan-
de und wesen/ ausser welchem niemand kan fromm
noch selig werden; denn so man von hertze gläubt/
so wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen
glauben heisse/ und lug denn/ wer zum geistlichen
stand wol gehöre) und so man mit dem munde
bekennet/ so wird man selig/ Rom. X. Wer nun
nicht von hertzen in Christum gläubt/ und frey-
willig gutes thut/ wer auch noch nicht den geist
Christi mit sanfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth
und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge-
wißlich zum geistlichen stande keines weges ge-
hören/ er sey gleich wer er wolle; in summa, es erfor-
dert und vermag der geistliche stand durch Chri-
stum nicht allein äusserliche gute wercke/ sondern
auch die gerechtigkeit/ die für GOtt gilt/ zu be-
weisen in der krafft Gottes; denn er hat den H.
Geist/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Christum
Jesum den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel-
cher in seinem leib/ der die gemeine ist/ allerley
geistliche güter und gaben durch den H. Geist
einfleust/ ohne mittel der verrücklichen creatur/
ob sie wol zu einem solchen einfluß beym äusserli-
chen menschen etwa dienen/ wie denn CHristus
auch der einige Meister/ der einige Hohepriester/
Mittler und Amtmann ist des hauses Gottes/
in welchem der geistliche stand stehet. Die welt-
liche stände/ so aus menschlicher ordnung her-
kommen/ oder die Philosophischen weisen und
secten/ item der Jüdische glaube/ des fleisches
mancherley superstition oder annehmligkeit/
und dergleichen observationes/ vermögen wol
einen Gottesdienst und frömmigkeit für den
menschrn darzustellen/ sie vermögen einen gedich-
ten schein-glauben auszurichten/ eine gefärbte
liebe und gleißnerische heiligkeit zu beweisen/
aber den rechten Gottesdienst im geiste und in
der wahrheit die frömmigkeit des hertzens/ und
die wahre rechtschaffene heiligkeit und liebe hat
allein der geistliche stand CHRISTI/
und alle seine rechte glieder/ sie seynd
gleich auch wo sie wollen/ und heissen wie sie
wollen. Die städte/ ort/ name oder kleidung
kan niemand verdammen (wenns nur sonst des
rechtschaffenen geistlichen wesens/ erkäntniß/
Gottesdienstes und glaubens halben/ wie ob-
vermeldet/ mit der person im hertzen stehet) so we-
nig als auch dergleichen äusserliche dinge je-
mand kan für Gottfördern oder selig machen.

Wie

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] der menſchlichen wercke iſt/ da kan der H. Geiſt/
der Geiſt der freyheit GOttes nicht regieren
noch wircken/ denn ſolches wider ſein amt/ art/
natur und eigenſchafft iſt; herwiederum/ wo
der Heilige Geiſt iſt/ wirckt und regiert/ da
darff man kein geſetz/ das die gewiſſen verſtrickt/
der Heilige Geiſt kans nicht leiden/ ſondern
es iſt da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen
treibt zum freyen ungezwungenen dienſt Got-
tes/ und die der Geiſt Gottes treibt oder leitet/
die ſind kinder Gottes/ und glieder des geiſtli-
lichen ſtands/ ſie ſeynd das auserwehlte Ge-
ſchlecht/ das koͤnigliche Prieſterthum/ das hei-
lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von
ihm ſelbſt eifferig iſt zu allen guten wercken.
Sonſt wird die zucht/ lehr und ermahnung
beym geiſtlichen ſtand fuͤr das fleiſch und fuͤr
den aͤuſſerlichen menſchen/ auch fuͤr die kinder
und anhebende ſchuͤler des glaubens/ ſo wohl
als die ſtraffe/ der bann und abſonderung ge-
gen den uͤbertretern durch den Heiligen Geiſt
drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ ſage ich/ der
Heilige Geiſt da meiſtert/ und das gewiſſen bey
allen aͤuſſerlichen dingen/ nemlich die ſeligkeit
nicht darinn zuſuchen/ jedermann frey wird ge-
laſſen Alſo lehret auch Paulus 2. Cor. IX. daß
GOtt will einen freyen/ froͤlichen ungezwunge-
nen geber haben/ und daß das Geſetz den ge-
rechten frommen Gottſeligen (welche allein in
geiſtlichen ſtand gehoͤren) nicht ſey gegeben/
ſondern den ungerechten boͤſen und ungehor-
ſamen/ den Gottloſen und ſuͤndern/ den unhei-
ligen und unreinen &c. 1. Tim. I. davon auch
zun Rom. XIII.

Was der geiſtliche ſtand erfordere/ thue
und vermoͤge in Chriſto.

Weiter ſoll gemercket werden/ was der geiſt-
liche ſtand erfordere und vermoͤge in unſerm
HErrn Chriſto; nemlich daß die hertzen durch
den Heiligen Geiſt darinn umgekehrt/ refor-
mirt/ von ſuͤnden ausgeleert/ rein/ in Gott ſe-
lig/ vom boͤſen Geiſt erloͤſt und getroͤſt wer-
den/ daß die menſchen von aller beſchwerung
des gewiſſens gefreyet und entlediget werden;
welches alles aus dem vorigen leicht waͤre zuver-
nehmen/ wie es auch ſeine art iſt/ uñ dieſer ſtand
ſolches dermaſſen in der gnaden Jeſu Chriſti
reichlich mitbringet/ aber der jtzige Prieſter-und
Cloſteꝛſtand beweiſet das gegentheil/ daꝛum kan
auch das Evangelium der gnade Chriſti/ das die
gewiſſen freyet/ das hertz befriediget/ und von al-
len menſchen-geſetzen in ſachen des glaubens le-
dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen
cloͤſtern/ da man ſtracks uͤber den ordens-regeln
und conſtitution haͤlt/ geliebt/ gehalten noch
gelehret werden; denn geſetz und gnade/ der geiſt
der freyheit und zwang ſeynd gerichts widerein-
ander: wir aber (ſagt Paulus von den gliedern
des geiſtlichen ſtandes) ſeynd nicht unterm ge-
ſetz/ ſondern unter der gnade. Exempel: Moſes/
deꝛ Pabſt/ die Philoſophi und alle oꝛdens-regeln
ſagen mit ihren geſetz-wercken: Thue das/ thue
jenes/ ſo wirſtu leben/ Gal. III. Chriſtus aber
ſpricht: Wer in mich glaubt (das iſt/ wer mich
durch den glauben ergreifft und im hertzen traͤgt)
der hat das ewige leben. Alſo ſtehet geſchrieben:
Vermaledeyet ſey jedermann/ der nicht bleibt in
alle dem/ das im buch des geſetzes Moſis ge-
ſchrieben ſtehet/ daß ers thue/ Chriſtus aber
(des der geiſtliche ſtand eigen iſt) hat den men-
[Spaltenumbruch] ſchen von der vermaledeyung des geſetzes ausge-
kaufft/ da er am creutz fuͤr uns eine vermaledey-
ung iſt worden/ auff daß die benedeyung Abra-
haͤ uͤber alle menſchen kaͤme in CHriſto JEſu/
und alſo der verheiſſene geiſt (und in ihm das
ewige leben/ welches durch kein geſetzwerck kon-
te erlanget werden) empfangen werde durch den
glauben.

Da koͤmmt nun der gebenedeyete heilige
ſtand her/ den der H. Geiſt in CHriſto auffrich-
tet/ und iſt allein deren menſchen/ ſo in JEſum
CHriſtum wahrhafftig glauben/ ſo ihn recht er-
kennen/ und ihn mit ihrem hertz fuͤr den Herꝛn/
erloͤſer und ſeligmacher annehmen/ und fuͤr der
welt bekennen/ durch welchen ſie auch den H.
Geiſt (den geiſt der gnaden und des ewigen le-
bens) ſeliglich empfahen und beſitzen/ darum
ſpricht Paulus: So du mit deinem munde be-
kenneſt Jeſum/ daß er der Herꝛ ſey/ und glaͤu-
beſt in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den
todten aufferwecket hat/ ſo wirſt du ſelig/ das
iſt/ du biſt im wahren Gott wolgefaͤlligen ſtan-
de und weſen/ auſſer welchem niemand kan from̃
noch ſelig werden; deñ ſo man von hertzē glaͤubt/
ſo wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen
glauben heiſſe/ und lug denn/ wer zum geiſtlichen
ſtand wol gehoͤre) und ſo man mit dem munde
bekennet/ ſo wird man ſelig/ Rom. X. Wer nun
nicht von hertzen in Chriſtum glaͤubt/ und frey-
willig gutes thut/ wer auch noch nicht den geiſt
Chriſti mit ſanfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth
und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge-
wißlich zum geiſtlichen ſtande keines weges ge-
hoͤren/ er ſey gleich wer er wolle; in ſum̃a, es erfor-
dert und vermag der geiſtliche ſtand durch Chri-
ſtum nicht allein aͤuſſerliche gute wercke/ ſondern
auch die gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt/ zu be-
weiſen in der krafft Gottes; denn er hat den H.
Geiſt/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Chriſtum
Jeſum den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel-
cher in ſeinem leib/ der die gemeine iſt/ allerley
geiſtliche guͤter und gaben durch den H. Geiſt
einfleuſt/ ohne mittel der verruͤcklichen creatur/
ob ſie wol zu einem ſolchen einfluß beym aͤuſſerli-
chen menſchen etwa dienen/ wie denn CHriſtus
auch der einige Meiſter/ der einige Hoheprieſter/
Mittler und Amtmann iſt des hauſes Gottes/
in welchem der geiſtliche ſtand ſtehet. Die welt-
liche ſtaͤnde/ ſo aus menſchlicher ordnung her-
kommen/ oder die Philoſophiſchen weiſen und
ſecten/ item der Juͤdiſche glaube/ des fleiſches
mancherley ſuperſtition oder annehmligkeit/
und dergleichen obſervationes/ vermoͤgen wol
einen Gottesdienſt und froͤmmigkeit fuͤr den
menſchꝛn darzuſtellen/ ſie vermoͤgen einen gedich-
ten ſchein-glauben auszurichten/ eine gefaͤrbte
liebe und gleißneriſche heiligkeit zu beweiſen/
aber den rechten Gottesdienſt im geiſte und in
der wahrheit die froͤmmigkeit des hertzens/ und
die wahre rechtſchaffene heiligkeit und liebe hat
allein der geiſtliche ſtand CHRISTI/
und alle ſeine rechte glieder/ ſie ſeynd
gleich auch wo ſie wollen/ und heiſſen wie ſie
wollen. Die ſtaͤdte/ ort/ name oder kleidung
kan niemand verdammen (wenns nur ſonſt des
rechtſchaffenen geiſtlichen weſens/ erkaͤntniß/
Gottesdienſtes und glaubens halben/ wie ob-
vermeldet/ mit der perſon im hertzen ſtehet) ſo we-
nig als auch dergleichen aͤuſſerliche dinge je-
mand kan fuͤr Gottfoͤrdern oder ſelig machen.

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0484" n="188"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXIV.</hi> Schwenckfelds fernere erkla&#x0364;rung.</fw><lb/><cb/>
der men&#x017F;chlichen wercke i&#x017F;t/ da kan der H. Gei&#x017F;t/<lb/>
der Gei&#x017F;t der freyheit GOttes nicht regieren<lb/>
noch wircken/ denn &#x017F;olches wider &#x017F;ein amt/ art/<lb/>
natur und eigen&#x017F;chafft i&#x017F;t; herwiederum/ wo<lb/>
der Heilige Gei&#x017F;t i&#x017F;t/ wirckt und regiert/ da<lb/>
darff man kein ge&#x017F;etz/ das die gewi&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;trickt/<lb/>
der Heilige Gei&#x017F;t kans nicht leiden/ &#x017F;ondern<lb/>
es i&#x017F;t da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen<lb/>
treibt zum freyen ungezwungenen dien&#x017F;t Got-<lb/>
tes/ und die der Gei&#x017F;t Gottes treibt oder leitet/<lb/>
die &#x017F;ind kinder Gottes/ und glieder des gei&#x017F;tli-<lb/>
lichen &#x017F;tands/ &#x017F;ie &#x017F;eynd das auserwehlte Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht/ das ko&#x0364;nigliche Prie&#x017F;terthum/ das hei-<lb/>
lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von<lb/>
ihm &#x017F;elb&#x017F;t eifferig i&#x017F;t zu allen guten wercken.<lb/>
Son&#x017F;t wird die zucht/ lehr und ermahnung<lb/>
beym gei&#x017F;tlichen &#x017F;tand fu&#x0364;r das flei&#x017F;ch und fu&#x0364;r<lb/>
den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen men&#x017F;chen/ auch fu&#x0364;r die kinder<lb/>
und anhebende &#x017F;chu&#x0364;ler des glaubens/ &#x017F;o wohl<lb/>
als die &#x017F;traffe/ der bann und ab&#x017F;onderung ge-<lb/>
gen den u&#x0364;bertretern durch den Heiligen Gei&#x017F;t<lb/>
drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ &#x017F;age ich/ der<lb/>
Heilige Gei&#x017F;t da mei&#x017F;tert/ und das gewi&#x017F;&#x017F;en bey<lb/>
allen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen dingen/ nemlich die &#x017F;eligkeit<lb/>
nicht darinn zu&#x017F;uchen/ jedermann frey wird ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en Al&#x017F;o lehret auch <hi rendition="#aq">Paulus 2. Cor. IX.</hi> daß<lb/>
GOtt will einen freyen/ fro&#x0364;lichen ungezwunge-<lb/>
nen geber haben/ und daß das Ge&#x017F;etz den ge-<lb/>
rechten frommen Gott&#x017F;eligen (welche allein in<lb/>
gei&#x017F;tlichen &#x017F;tand geho&#x0364;ren) nicht &#x017F;ey gegeben/<lb/>
&#x017F;ondern den ungerechten bo&#x0364;&#x017F;en und ungehor-<lb/>
&#x017F;amen/ den Gottlo&#x017F;en und &#x017F;u&#x0364;ndern/ den unhei-<lb/>
ligen und unreinen <hi rendition="#aq">&amp;c. 1. Tim. I.</hi> davon auch<lb/>
zun <hi rendition="#aq">Rom. XIII.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Was der gei&#x017F;tliche &#x017F;tand erfordere/ thue<lb/>
und vermo&#x0364;ge in Chri&#x017F;to.</hi> </head><lb/>
                <p>Weiter &#x017F;oll gemercket werden/ was der gei&#x017F;t-<lb/>
liche &#x017F;tand erfordere und vermo&#x0364;ge in un&#x017F;erm<lb/>
HErrn Chri&#x017F;to; nemlich daß die hertzen durch<lb/>
den Heiligen Gei&#x017F;t darinn umgekehrt/ <hi rendition="#aq">refor-<lb/>
mi</hi>rt/ von &#x017F;u&#x0364;nden ausgeleert/ rein/ in Gott &#x017F;e-<lb/>
lig/ vom bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;t erlo&#x0364;&#x017F;t und getro&#x0364;&#x017F;t wer-<lb/>
den/ daß die men&#x017F;chen von aller be&#x017F;chwerung<lb/>
des gewi&#x017F;&#x017F;ens gefreyet und entlediget werden;<lb/>
welches alles aus dem vorigen leicht wa&#x0364;re zuver-<lb/>
nehmen/ wie es auch &#x017F;eine art i&#x017F;t/ un&#x0303; die&#x017F;er &#x017F;tand<lb/>
&#x017F;olches derma&#x017F;&#x017F;en in der gnaden Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti<lb/>
reichlich mitbringet/ aber der jtzige Prie&#x017F;ter-und<lb/>
Clo&#x017F;te&#xA75B;&#x017F;tand bewei&#x017F;et das gegentheil/ da&#xA75B;um kan<lb/>
auch das Evangelium der gnade Chri&#x017F;ti/ das die<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en freyet/ das hertz befriediget/ und von al-<lb/>
len men&#x017F;chen-ge&#x017F;etzen in &#x017F;achen des glaubens le-<lb/>
dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen<lb/>
clo&#x0364;&#x017F;tern/ da man &#x017F;tracks u&#x0364;ber den ordens-regeln<lb/>
und <hi rendition="#aq">con&#x017F;titution</hi> ha&#x0364;lt/ geliebt/ gehalten noch<lb/>
gelehret werden; denn ge&#x017F;etz und gnade/ der gei&#x017F;t<lb/>
der freyheit und zwang &#x017F;eynd gerichts widerein-<lb/>
ander: wir aber (&#x017F;agt Paulus von den gliedern<lb/>
des gei&#x017F;tlichen &#x017F;tandes) &#x017F;eynd nicht unterm ge-<lb/>
&#x017F;etz/ &#x017F;ondern unter der gnade. Exempel: Mo&#x017F;es/<lb/>
de&#xA75B; Pab&#x017F;t/ die <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi> und alle o&#xA75B;dens-regeln<lb/>
&#x017F;agen mit ihren ge&#x017F;etz-wercken: Thue das/ thue<lb/>
jenes/ &#x017F;o wir&#x017F;tu leben/ <hi rendition="#aq">Gal. III.</hi> Chri&#x017F;tus aber<lb/>
&#x017F;pricht: Wer in mich glaubt (das i&#x017F;t/ wer mich<lb/>
durch den glauben ergreifft und im hertzen tra&#x0364;gt)<lb/>
der hat das ewige leben. Al&#x017F;o &#x017F;tehet ge&#x017F;chrieben:<lb/>
Vermaledeyet &#x017F;ey jedermann/ der nicht bleibt in<lb/>
alle dem/ das im buch des ge&#x017F;etzes Mo&#x017F;is ge-<lb/>
&#x017F;chrieben &#x017F;tehet/ daß ers thue/ Chri&#x017F;tus aber<lb/>
(des der gei&#x017F;tliche &#x017F;tand eigen i&#x017F;t) hat den men-<lb/><cb/>
&#x017F;chen von der vermaledeyung des ge&#x017F;etzes ausge-<lb/>
kaufft/ da er am creutz fu&#x0364;r uns eine vermaledey-<lb/>
ung i&#x017F;t worden/ auff daß die benedeyung Abra-<lb/>
ha&#x0364; u&#x0364;ber alle men&#x017F;chen ka&#x0364;me in CHri&#x017F;to JE&#x017F;u/<lb/>
und al&#x017F;o der verhei&#x017F;&#x017F;ene gei&#x017F;t (und in ihm das<lb/>
ewige leben/ welches durch kein ge&#x017F;etzwerck kon-<lb/>
te erlanget werden) empfangen werde durch den<lb/>
glauben.</p><lb/>
                <p>Da ko&#x0364;mmt nun der gebenedeyete heilige<lb/>
&#x017F;tand her/ den der H. Gei&#x017F;t in CHri&#x017F;to auffrich-<lb/>
tet/ und i&#x017F;t allein deren men&#x017F;chen/ &#x017F;o in JE&#x017F;um<lb/>
CHri&#x017F;tum wahrhafftig glauben/ &#x017F;o ihn recht er-<lb/>
kennen/ und ihn mit ihrem hertz fu&#x0364;r den Her&#xA75B;n/<lb/>
erlo&#x0364;&#x017F;er und &#x017F;eligmacher annehmen/ und fu&#x0364;r der<lb/>
welt bekennen/ durch welchen &#x017F;ie auch den H.<lb/>
Gei&#x017F;t (den gei&#x017F;t der gnaden und des ewigen le-<lb/>
bens) &#x017F;eliglich empfahen und be&#x017F;itzen/ darum<lb/>
&#x017F;pricht Paulus: So du mit deinem munde be-<lb/>
kenne&#x017F;t Je&#x017F;um/ daß er der Her&#xA75B; &#x017F;ey/ und gla&#x0364;u-<lb/>
be&#x017F;t in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den<lb/>
todten aufferwecket hat/ &#x017F;o wir&#x017F;t du &#x017F;elig/ das<lb/>
i&#x017F;t/ du bi&#x017F;t im wahren Gott wolgefa&#x0364;lligen &#x017F;tan-<lb/>
de und we&#x017F;en/ au&#x017F;&#x017F;er welchem niemand kan from&#x0303;<lb/>
noch &#x017F;elig werden; den&#x0303; &#x017F;o man von hertz&#x0113; gla&#x0364;ubt/<lb/>
&#x017F;o wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen<lb/>
glauben hei&#x017F;&#x017F;e/ und lug denn/ wer zum gei&#x017F;tlichen<lb/>
&#x017F;tand wol geho&#x0364;re) und &#x017F;o man mit dem munde<lb/>
bekennet/ &#x017F;o wird man &#x017F;elig/ <hi rendition="#aq">Rom. X.</hi> Wer nun<lb/>
nicht von hertzen in Chri&#x017F;tum gla&#x0364;ubt/ und frey-<lb/>
willig gutes thut/ wer auch noch nicht den gei&#x017F;t<lb/>
Chri&#x017F;ti mit &#x017F;anfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth<lb/>
und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge-<lb/>
wißlich zum gei&#x017F;tlichen &#x017F;tande keines weges ge-<lb/>
ho&#x0364;ren/ er &#x017F;ey gleich wer er wolle; in <hi rendition="#aq">&#x017F;um&#x0303;a,</hi> es erfor-<lb/>
dert und vermag der gei&#x017F;tliche &#x017F;tand durch Chri-<lb/>
&#x017F;tum nicht allein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche gute wercke/ &#x017F;ondern<lb/>
auch die gerechtigkeit/ die fu&#x0364;r GOtt gilt/ zu be-<lb/>
wei&#x017F;en in der krafft Gottes; denn er hat den H.<lb/>
Gei&#x017F;t/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Chri&#x017F;tum<lb/>
Je&#x017F;um den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel-<lb/>
cher in &#x017F;einem leib/ der die gemeine i&#x017F;t/ allerley<lb/>
gei&#x017F;tliche gu&#x0364;ter und gaben durch den H. Gei&#x017F;t<lb/>
einfleu&#x017F;t/ ohne mittel der verru&#x0364;cklichen creatur/<lb/>
ob &#x017F;ie wol zu einem &#x017F;olchen einfluß beym a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erli-<lb/>
chen men&#x017F;chen etwa dienen/ wie denn CHri&#x017F;tus<lb/>
auch der einige Mei&#x017F;ter/ der einige Hoheprie&#x017F;ter/<lb/>
Mittler und Amtmann i&#x017F;t des hau&#x017F;es Gottes/<lb/>
in welchem der gei&#x017F;tliche &#x017F;tand &#x017F;tehet. Die welt-<lb/>
liche &#x017F;ta&#x0364;nde/ &#x017F;o aus men&#x017F;chlicher ordnung her-<lb/>
kommen/ oder die <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi>&#x017F;chen wei&#x017F;en und<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ect</hi>en/ <hi rendition="#aq">item</hi> der Ju&#x0364;di&#x017F;che glaube/ des flei&#x017F;ches<lb/>
mancherley <hi rendition="#aq">&#x017F;uper&#x017F;tition</hi> oder annehmligkeit/<lb/>
und dergleichen <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervationes/</hi> vermo&#x0364;gen wol<lb/>
einen Gottesdien&#x017F;t und fro&#x0364;mmigkeit fu&#x0364;r den<lb/>
men&#x017F;ch&#xA75B;n darzu&#x017F;tellen/ &#x017F;ie vermo&#x0364;gen einen gedich-<lb/>
ten &#x017F;chein-glauben auszurichten/ eine gefa&#x0364;rbte<lb/>
liebe und gleißneri&#x017F;che heiligkeit zu bewei&#x017F;en/<lb/>
aber den rechten Gottesdien&#x017F;t im gei&#x017F;te und in<lb/>
der wahrheit die fro&#x0364;mmigkeit des hertzens/ und<lb/>
die wahre recht&#x017F;chaffene heiligkeit und liebe hat<lb/>
allein der gei&#x017F;tliche &#x017F;tand <hi rendition="#g">CHRISTI/</hi><lb/>
und alle &#x017F;eine rechte glieder/ &#x017F;ie &#x017F;eynd<lb/>
gleich auch wo &#x017F;ie wollen/ und hei&#x017F;&#x017F;en wie &#x017F;ie<lb/>
wollen. Die &#x017F;ta&#x0364;dte/ ort/ name oder kleidung<lb/>
kan niemand verdammen (wenns nur &#x017F;on&#x017F;t des<lb/>
recht&#x017F;chaffenen gei&#x017F;tlichen we&#x017F;ens/ erka&#x0364;ntniß/<lb/>
Gottesdien&#x017F;tes und glaubens halben/ wie ob-<lb/>
vermeldet/ mit der per&#x017F;on im hertzen &#x017F;tehet) &#x017F;o we-<lb/>
nig als auch dergleichen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche dinge je-<lb/>
mand kan fu&#x0364;r Gottfo&#x0364;rdern oder &#x017F;elig machen.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Wie</hi> </fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0484] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. der menſchlichen wercke iſt/ da kan der H. Geiſt/ der Geiſt der freyheit GOttes nicht regieren noch wircken/ denn ſolches wider ſein amt/ art/ natur und eigenſchafft iſt; herwiederum/ wo der Heilige Geiſt iſt/ wirckt und regiert/ da darff man kein geſetz/ das die gewiſſen verſtrickt/ der Heilige Geiſt kans nicht leiden/ ſondern es iſt da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen treibt zum freyen ungezwungenen dienſt Got- tes/ und die der Geiſt Gottes treibt oder leitet/ die ſind kinder Gottes/ und glieder des geiſtli- lichen ſtands/ ſie ſeynd das auserwehlte Ge- ſchlecht/ das koͤnigliche Prieſterthum/ das hei- lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von ihm ſelbſt eifferig iſt zu allen guten wercken. Sonſt wird die zucht/ lehr und ermahnung beym geiſtlichen ſtand fuͤr das fleiſch und fuͤr den aͤuſſerlichen menſchen/ auch fuͤr die kinder und anhebende ſchuͤler des glaubens/ ſo wohl als die ſtraffe/ der bann und abſonderung ge- gen den uͤbertretern durch den Heiligen Geiſt drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ ſage ich/ der Heilige Geiſt da meiſtert/ und das gewiſſen bey allen aͤuſſerlichen dingen/ nemlich die ſeligkeit nicht darinn zuſuchen/ jedermann frey wird ge- laſſen Alſo lehret auch Paulus 2. Cor. IX. daß GOtt will einen freyen/ froͤlichen ungezwunge- nen geber haben/ und daß das Geſetz den ge- rechten frommen Gottſeligen (welche allein in geiſtlichen ſtand gehoͤren) nicht ſey gegeben/ ſondern den ungerechten boͤſen und ungehor- ſamen/ den Gottloſen und ſuͤndern/ den unhei- ligen und unreinen &c. 1. Tim. I. davon auch zun Rom. XIII. Was der geiſtliche ſtand erfordere/ thue und vermoͤge in Chriſto. Weiter ſoll gemercket werden/ was der geiſt- liche ſtand erfordere und vermoͤge in unſerm HErrn Chriſto; nemlich daß die hertzen durch den Heiligen Geiſt darinn umgekehrt/ refor- mirt/ von ſuͤnden ausgeleert/ rein/ in Gott ſe- lig/ vom boͤſen Geiſt erloͤſt und getroͤſt wer- den/ daß die menſchen von aller beſchwerung des gewiſſens gefreyet und entlediget werden; welches alles aus dem vorigen leicht waͤre zuver- nehmen/ wie es auch ſeine art iſt/ uñ dieſer ſtand ſolches dermaſſen in der gnaden Jeſu Chriſti reichlich mitbringet/ aber der jtzige Prieſter-und Cloſteꝛſtand beweiſet das gegentheil/ daꝛum kan auch das Evangelium der gnade Chriſti/ das die gewiſſen freyet/ das hertz befriediget/ und von al- len menſchen-geſetzen in ſachen des glaubens le- dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen cloͤſtern/ da man ſtracks uͤber den ordens-regeln und conſtitution haͤlt/ geliebt/ gehalten noch gelehret werden; denn geſetz und gnade/ der geiſt der freyheit und zwang ſeynd gerichts widerein- ander: wir aber (ſagt Paulus von den gliedern des geiſtlichen ſtandes) ſeynd nicht unterm ge- ſetz/ ſondern unter der gnade. Exempel: Moſes/ deꝛ Pabſt/ die Philoſophi und alle oꝛdens-regeln ſagen mit ihren geſetz-wercken: Thue das/ thue jenes/ ſo wirſtu leben/ Gal. III. Chriſtus aber ſpricht: Wer in mich glaubt (das iſt/ wer mich durch den glauben ergreifft und im hertzen traͤgt) der hat das ewige leben. Alſo ſtehet geſchrieben: Vermaledeyet ſey jedermann/ der nicht bleibt in alle dem/ das im buch des geſetzes Moſis ge- ſchrieben ſtehet/ daß ers thue/ Chriſtus aber (des der geiſtliche ſtand eigen iſt) hat den men- ſchen von der vermaledeyung des geſetzes ausge- kaufft/ da er am creutz fuͤr uns eine vermaledey- ung iſt worden/ auff daß die benedeyung Abra- haͤ uͤber alle menſchen kaͤme in CHriſto JEſu/ und alſo der verheiſſene geiſt (und in ihm das ewige leben/ welches durch kein geſetzwerck kon- te erlanget werden) empfangen werde durch den glauben. Da koͤmmt nun der gebenedeyete heilige ſtand her/ den der H. Geiſt in CHriſto auffrich- tet/ und iſt allein deren menſchen/ ſo in JEſum CHriſtum wahrhafftig glauben/ ſo ihn recht er- kennen/ und ihn mit ihrem hertz fuͤr den Herꝛn/ erloͤſer und ſeligmacher annehmen/ und fuͤr der welt bekennen/ durch welchen ſie auch den H. Geiſt (den geiſt der gnaden und des ewigen le- bens) ſeliglich empfahen und beſitzen/ darum ſpricht Paulus: So du mit deinem munde be- kenneſt Jeſum/ daß er der Herꝛ ſey/ und glaͤu- beſt in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den todten aufferwecket hat/ ſo wirſt du ſelig/ das iſt/ du biſt im wahren Gott wolgefaͤlligen ſtan- de und weſen/ auſſer welchem niemand kan from̃ noch ſelig werden; deñ ſo man von hertzē glaͤubt/ ſo wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen glauben heiſſe/ und lug denn/ wer zum geiſtlichen ſtand wol gehoͤre) und ſo man mit dem munde bekennet/ ſo wird man ſelig/ Rom. X. Wer nun nicht von hertzen in Chriſtum glaͤubt/ und frey- willig gutes thut/ wer auch noch nicht den geiſt Chriſti mit ſanfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge- wißlich zum geiſtlichen ſtande keines weges ge- hoͤren/ er ſey gleich wer er wolle; in ſum̃a, es erfor- dert und vermag der geiſtliche ſtand durch Chri- ſtum nicht allein aͤuſſerliche gute wercke/ ſondern auch die gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt/ zu be- weiſen in der krafft Gottes; denn er hat den H. Geiſt/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Chriſtum Jeſum den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel- cher in ſeinem leib/ der die gemeine iſt/ allerley geiſtliche guͤter und gaben durch den H. Geiſt einfleuſt/ ohne mittel der verruͤcklichen creatur/ ob ſie wol zu einem ſolchen einfluß beym aͤuſſerli- chen menſchen etwa dienen/ wie denn CHriſtus auch der einige Meiſter/ der einige Hoheprieſter/ Mittler und Amtmann iſt des hauſes Gottes/ in welchem der geiſtliche ſtand ſtehet. Die welt- liche ſtaͤnde/ ſo aus menſchlicher ordnung her- kommen/ oder die Philoſophiſchen weiſen und ſecten/ item der Juͤdiſche glaube/ des fleiſches mancherley ſuperſtition oder annehmligkeit/ und dergleichen obſervationes/ vermoͤgen wol einen Gottesdienſt und froͤmmigkeit fuͤr den menſchꝛn darzuſtellen/ ſie vermoͤgen einen gedich- ten ſchein-glauben auszurichten/ eine gefaͤrbte liebe und gleißneriſche heiligkeit zu beweiſen/ aber den rechten Gottesdienſt im geiſte und in der wahrheit die froͤmmigkeit des hertzens/ und die wahre rechtſchaffene heiligkeit und liebe hat allein der geiſtliche ſtand CHRISTI/ und alle ſeine rechte glieder/ ſie ſeynd gleich auch wo ſie wollen/ und heiſſen wie ſie wollen. Die ſtaͤdte/ ort/ name oder kleidung kan niemand verdammen (wenns nur ſonſt des rechtſchaffenen geiſtlichen weſens/ erkaͤntniß/ Gottesdienſtes und glaubens halben/ wie ob- vermeldet/ mit der perſon im hertzen ſtehet) ſo we- nig als auch dergleichen aͤuſſerliche dinge je- mand kan fuͤr Gottfoͤrdern oder ſelig machen. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/484
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/484>, abgerufen am 20.11.2024.