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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklärung.
[Spaltenumbruch] und verstand haben/ als daß Christus solches
geredet; item, wer da sey der meine/ was zum
wiedergedächtnis gehöre; über das aber fordert
er das nachthun des brodbrechens Christi. Da
man auch des Apostels auslegung hell und klar
siehet/ was der Herr mit dem Hoc facite, oder
thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß
die Christgläubigen sollen zusammen kommen/
und in der Gemeine Gottes des HErrn brod
mit einander zu seinem wiedergedächtniß bre-
chen/ essen und des HErrn tod verkündigen/ biß
daß er komme/ sie sollen dem Herrn/ daß er ih-
nen durch den tod zur erlösung/ speise und ewi-
gen sättigung worden ist/ lob und danck sagen.
Der Apostel saget daselbst (welches auch wol
zu mercken ist) der Herr werde kommen/ man
solle sein wiedergedächtnis halten/ biß er kom-
me/ so sagen jetzt etliche/ er sey zuvor da/ in oder
beymbrod gegenwärtig/ ohne allen grund und
beweisung/ wider vermög der wort der ein setzung
Christi/ ja wider seine ehr und herrlichkeit; denn
er nicht im brod/ sondern im gläubigen hertzen zu
wohnen hat verheissen/ dem er auch beym rechten
brauch des Sacraments im glauben/ durch
welchen es die geistliche speise aus dem worte des
Herrn hat ergriffen/ gegenwärtig ist/ wie vor ge-
höret etc.

Summa/ Christi des Herrn einsetzung und be-
fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die seinen
nemlich alle wahre Christen und glieder des lei-
bes Christi/ in deren hertz/ seel und gewissen Chri-
stus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ sa-
ge ich/ die seiner erlösung/ wolthat und lebendig-
machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor-
den/ die mit seinem leib und blut in ihrer
seele/ zum ewigen leben gespeist/ genehret
und unterhalten werden/ solche sollen zu-
sammen kommen/ das Sacramentliche
brod brechen/ und den wein trincken zu des Herrn
wiedergedächtniß und dancksagung/ welches
auch weiter aus der Apostel geschicht/ da die
Jünger zusammen kamen/ das brod zubrechen/
alles dermassen wird bewähret. So wol als S.
Paul der treue diener Christi also hat gelehret/
auch solches mit der gemeine Christi gehalte/ ge-
than und bestätiget/ da er spricht/ wie jetzt gehöret:
man solle des Herrn brod essen/ seine wiederge-
dächtniß halten/ seinen tod dabey verkündigen/
biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider-
spiel reden/ nemlich als ob CHristus sein selbst
wiedergedächtniß sey/ wenn sie ihn/ als ob er
im sacramentliche handel auswendig dem glau-
bigen hertzen/ ja auch auswendig dem himmel/ in
oder im brodte da gegenwärtig sey/ lehren/ wel-
ches alles wider die einsetzung Christi; wie auch
diß für Gott keinen bestand hat/ so man das
geistliche essen des leibes und blutes Christi/ das
durch den glauben geschicht/ mit dem leiblichen
wiedergedächtniß oder gratias in einen hauffen
unordentlich vermenget/ ja das herrliche geistli-
che Nachtmal des Herrn/ in welchem die Christ-
gläubige seele wird gesättiget/ je länger je mehr
damit verdunckelt.

Aus diesem will nun auch unwidersprechlich
folgen/ daß alle diejenigen die einsetzung Christi
nicht recht verstehen noch bedencken/ die da sa-
gen/ wenn das sacramentliche brod des Herrn
empfangen werde/ so werde auch zugleich der leib
Christi im geheimnis empfangen; da sie aber
unrecht dran seyn/ am ersten darum/ daß die geist-
[Spaltenumbruch] liche speise und tranck des leibes und blutes Chri-
sti solcher gestalt ans sacramentliche brod würde
gebunden: Zum andern/ daß draus würde fol-
gen/ daß Judas und alle unwürdige/ die des
HErrn brod oder das sacrament empfingen und
ässen/ auch mit dem leibe und blut Christi müsten
gespeiset werden/ wenn eins neben dem andern
allwege seyn solte/ welches aber wider die gantze
Schrifft ist/ denn wie stimmet Christus mit
Belial? etc. 2. Cor. 6. Er ist von den sündern ab-
gesondert/ und höher worden/ denn der himmel
ist/ Heb. VII. da ihn freilich kein sünder noch
Gottloser kan erreichen. Zum dritten ists auch
wider die arth des wahren glaubens/ der die
geistliche speise der seelen/ nicht hienieden beym
sacramentlichen brod/ sondern droben bey Chri-
sto selbst/ in der rechten seines vaters sitzend/ aus
seinem lebendigen wort holet. Zum vierten ist
solch fürgeben auch drum unrecht/ daß die himm-
lische geistliche dinge keines weges den irrdischen
leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit über-
geben noch empfangen werden: denn solches
wider des H. Geistes arth so wol als wider das
reich Christi ist; es würde auch folgen/ daß Chri-
stus nicht das haupt der kirchen/ noch mit seinem
leibe durch gelenck und fugen wäre verleibt und
vereiniget/ welches man alles weiter kan erklä-
ren. Zum fünfften/ so würde auch die ordnung
Christi damit gantz vertunckelt/ wenn die danck-
sagung und das widergedächtniß vorm geistli-
chen essen oder je demselben zugleich gehen solte/
oder würde je eins auffs minste mit dem andern
vermenget. Drum so stehet das geistliche essen und
trincken des leibes und blutes Christi für sich
selbs im glauben/ und ist nicht ans brodbrechen
oder wiedergedächtnis gebunden/ sondern es ist
vielmehr dagegen das wiedergedächtnis ans
geistliche essen/ das im glauben stehet/ gebunden/
also daß keine wiedergedächtniß/ brodbrechen
oder sacramentliche essen und trincken des leibes
und blutes Christi recht würdig und ohne schuld
und gericht möge geschehen/ oder gehalten wer-
den/ gleichwie auch keiner mag ein recht gratias
ohne gleißnerey sagen/ er habe denn zuvor geges-
sen/ sey gespeiset/ erquicket und satt worden.
Darum so muß das geistliche essen des leibes/
fleisches und blutes CHristi im glauben beym
rechten verstand der wort/ das ist mein leib etc.
alle wege vorangehen/ und denn nach des Herrn
befehl alles fein ordentlich in der Christlichen
gemeine folgen.

18. Was der wahre geistliche stand
sey.
p. 415.

Wir wollen bedencken/ was der wahre geist-
liche stand an ihm selbst für GOtt sey/ und was
das für leute seyn/ die darein gehören/ oder dazu
gezehlet mögen werden/ was auch ein recht geist-
liche person sey/ kürtzlich also: Der geistliche
stand ist ein solcher stand/ den der HErr Jesus
Christus durch den H. Geist/ nach dem er ihn
von dem himmel über alles fleisch ausgegossen/
mit allen menschen/ so in ihn glauben/ zur wah-
ren geistlichkeit und gerechtigkeit/ die für Gott
gilt/ auffgericht und eingesetzet hat/ wie er ihn
auch im H. Geiste regiert/ führt/ erhält/ und ober-
ster HErr dieses standes ist/ da kein Jude noch
Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann
noch weib/ sondern ein leib in JEsu Christo ist/
wie Paulus sagt Gal. III. Col. III. Da
Christus alles in allen gliedern seines geistlichen

standes
A. K. H. Vierter Theil. A a

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] und verſtand haben/ als daß Chriſtus ſolches
geredet; item, wer da ſey der meine/ was zum
wiedergedaͤchtnis gehoͤre; uͤber das aber fordert
er das nachthun des brodbrechens Chriſti. Da
man auch des Apoſtels auslegung hell und klar
ſiehet/ was der Herr mit dem Hoc facite, oder
thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß
die Chriſtglaͤubigen ſollen zuſammen kommen/
und in der Gemeine Gottes des HErrn brod
mit einander zu ſeinem wiedergedaͤchtniß bre-
chen/ eſſen und des HErrn tod verkuͤndigen/ biß
daß er komme/ ſie ſollen dem Herrn/ daß er ih-
nen durch den tod zur erloͤſung/ ſpeiſe und ewi-
gen ſaͤttigung worden iſt/ lob und danck ſagen.
Der Apoſtel ſaget daſelbſt (welches auch wol
zu mercken iſt) der Herr werde kommen/ man
ſolle ſein wiedergedaͤchtnis halten/ biß er kom-
me/ ſo ſagen jetzt etliche/ er ſey zuvor da/ in oder
beymbrod gegenwaͤrtig/ ohne allen grund und
beweiſung/ wider vermoͤg der wort der ein ſetzung
Chriſti/ ja wider ſeine ehr und herrlichkeit; denn
er nicht im brod/ ſondern im glaͤubigen hertzen zu
wohnen hat verheiſſen/ dem er auch beym rechten
brauch des Sacraments im glauben/ durch
welchen es die geiſtliche ſpeiſe aus dem worte des
Herrn hat ergriffen/ gegenwaͤrtig iſt/ wie vor ge-
hoͤret ꝛc.

Summa/ Chriſti des Herrn einſetzung und be-
fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die ſeinen
nemlich alle wahre Chriſten und glieder des lei-
bes Chriſti/ in deren hertz/ ſeel und gewiſſen Chri-
ſtus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ ſa-
ge ich/ die ſeiner erloͤſung/ wolthat und lebendig-
machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor-
den/ die mit ſeinem leib und blut in ihrer
ſeele/ zum ewigen leben geſpeiſt/ genehret
und unterhalten werden/ ſolche ſollen zu-
ſammen kommen/ das Sacramentliche
brod brechen/ und den wein trincken zu des Herꝛn
wiedergedaͤchtniß und danckſagung/ welches
auch weiter aus der Apoſtel geſchicht/ da die
Juͤnger zuſammen kamen/ das brod zubrechen/
alles dermaſſen wird bewaͤhret. So wol als S.
Paul der treue diener Chriſti alſo hat gelehret/
auch ſolches mit der gemeine Chriſti gehaltē/ ge-
than uñ beſtaͤtiget/ da er ſpꝛicht/ wie jetzt gehoͤret:
man ſolle des Herrn brod eſſen/ ſeine wiederge-
daͤchtniß halten/ ſeinen tod dabey verkuͤndigen/
biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider-
ſpiel reden/ nemlich als ob CHriſtus ſein ſelbſt
wiedergedaͤchtniß ſey/ wenn ſie ihn/ als ob er
im ſacramentlichē handel auswendig dem glau-
bigen hertzen/ ja auch auswendig dem him̃el/ in
oder im brodte da gegenwaͤrtig ſey/ lehren/ wel-
ches alles wider die einſetzung Chriſti; wie auch
diß fuͤr Gott keinen beſtand hat/ ſo man das
geiſtliche eſſen des leibes und blutes Chriſti/ das
durch den glauben geſchicht/ mit dem leiblichen
wiedergedaͤchtniß oder gratias in einen hauffen
unordentlich vermenget/ ja das herꝛliche geiſtli-
che Nachtmal des Herꝛn/ in welchem die Chriſt-
glaͤubige ſeele wird geſaͤttiget/ je laͤnger je mehr
damit verdunckelt.

Aus dieſem will nun auch unwiderſprechlich
folgen/ daß alle diejenigen die einſetzung Chriſti
nicht recht verſtehen noch bedencken/ die da ſa-
gen/ wenn das ſacramentliche brod des Herrn
empfangen weꝛde/ ſo werde auch zugleich deꝛ leib
Chriſti im geheimnis empfangen; da ſie aber
unꝛecht dꝛan ſeyn/ am eꝛſten darum/ daß die geiſt-
[Spaltenumbruch] liche ſpeiſe und tꝛanck des leibes und blutes Chri-
ſti ſolcher geſtalt ans ſacramentliche brod wuͤrde
gebunden: Zum andern/ daß draus wuͤrde fol-
gen/ daß Judas und alle unwuͤrdige/ die des
HErrn brod oder das ſacrament empfingen und
aͤſſen/ auch mit dem leibe und blut Chriſti muͤſten
geſpeiſet werden/ wenn eins neben dem andern
allwege ſeyn ſolte/ welches aber wider die gantze
Schrifft iſt/ denn wie ſtimmet Chriſtus mit
Belial? ꝛc. 2. Cor. 6. Er iſt von den ſuͤndern ab-
geſondert/ und hoͤher worden/ denn der himmel
iſt/ Heb. VII. da ihn freilich kein ſuͤnder noch
Gottloſer kan erreichen. Zum dritten iſts auch
wider die arth des wahren glaubens/ der die
geiſtliche ſpeiſe der ſeelen/ nicht hienieden beym
ſacramentlichen brod/ ſondern droben bey Chri-
ſto ſelbſt/ in der rechten ſeines vaters ſitzend/ aus
ſeinem lebendigen wort holet. Zum vierten iſt
ſolch fuͤrgeben auch drum unrecht/ daß die him̃-
liſche geiſtliche dinge keines weges den irꝛdiſchen
leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit uͤber-
geben noch empfangen werden: denn ſolches
wider des H. Geiſtes arth ſo wol als wider das
reich Chꝛiſti iſt; es wuͤrde auch folgen/ daß Chꝛi-
ſtus nicht das haupt deꝛ kiꝛchen/ noch mit ſeinem
leibe durch gelenck und fugen waͤre verleibt und
vereiniget/ welches man alles weiter kan erklaͤ-
ren. Zum fuͤnfften/ ſo wuͤrde auch die ordnung
Chriſti damit gantz vertunckelt/ wenn die danck-
ſagung und das widergedaͤchtniß vorm geiſtli-
chen eſſen oder je demſelben zugleich gehen ſolte/
oder wuͤrde je eins auffs minſte mit dem andern
vermenget. Drum ſo ſtehet das geiſtliche eſſen uñ
trincken des leibes und blutes Chriſti fuͤr ſich
ſelbs im glauben/ und iſt nicht ans brodbrechen
oder wiedergedaͤchtnis gebunden/ ſondern es iſt
vielmehr dagegen das wiedergedaͤchtnis ans
geiſtliche eſſen/ das im glauben ſtehet/ gebunden/
alſo daß keine wiedergedaͤchtniß/ brodbrechen
oder ſacramentliche eſſen und trincken des leibes
und blutes Chriſti recht wuͤrdig und ohne ſchuld
und gericht moͤge geſchehen/ oder gehalten wer-
den/ gleichwie auch keiner mag ein recht gratias
ohne gleißnerey ſagen/ er habe denn zuvor gegeſ-
ſen/ ſey geſpeiſet/ erquicket und ſatt worden.
Darum ſo muß das geiſtliche eſſen des leibes/
fleiſches und blutes CHriſti im glauben beym
rechten verſtand der wort/ das iſt mein leib ꝛc.
alle wege vorangehen/ und denn nach des Herꝛn
befehl alles fein ordentlich in der Chriſtlichen
gemeine folgen.

18. Was der wahre geiſtliche ſtand
ſey.
p. 415.

Wir wollen bedencken/ was der wahre geiſt-
liche ſtand an ihm ſelbſt fuͤr GOtt ſey/ und was
das fuͤr leute ſeyn/ die darein gehoͤren/ oder dazu
gezehlet moͤgen werden/ was auch ein recht geiſt-
liche perſon ſey/ kuͤrtzlich alſo: Der geiſtliche
ſtand iſt ein ſolcher ſtand/ den der HErꝛ Jeſus
Chriſtus durch den H. Geiſt/ nach dem er ihn
von dem himmel uͤber alles fleiſch ausgegoſſen/
mit allen menſchen/ ſo in ihn glauben/ zur wah-
ren geiſtlichkeit und gerechtigkeit/ die fuͤr Gott
gilt/ auffgericht und eingeſetzet hat/ wie er ihn
auch im H. Geiſte regiert/ fuͤhrt/ erhaͤlt/ und ober-
ſter HErꝛ dieſes ſtandes iſt/ da kein Jude noch
Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann
noch weib/ ſondern ein leib in JEſu Chriſto iſt/
wie Paulus ſagt Gal. III. Col. III. Da
Chriſtus alles in allen gliedern ſeines geiſtlichen

ſtandes
A. K. H. Vierter Theil. A a
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[185/0481] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. und verſtand haben/ als daß Chriſtus ſolches geredet; item, wer da ſey der meine/ was zum wiedergedaͤchtnis gehoͤre; uͤber das aber fordert er das nachthun des brodbrechens Chriſti. Da man auch des Apoſtels auslegung hell und klar ſiehet/ was der Herr mit dem Hoc facite, oder thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß die Chriſtglaͤubigen ſollen zuſammen kommen/ und in der Gemeine Gottes des HErrn brod mit einander zu ſeinem wiedergedaͤchtniß bre- chen/ eſſen und des HErrn tod verkuͤndigen/ biß daß er komme/ ſie ſollen dem Herrn/ daß er ih- nen durch den tod zur erloͤſung/ ſpeiſe und ewi- gen ſaͤttigung worden iſt/ lob und danck ſagen. Der Apoſtel ſaget daſelbſt (welches auch wol zu mercken iſt) der Herr werde kommen/ man ſolle ſein wiedergedaͤchtnis halten/ biß er kom- me/ ſo ſagen jetzt etliche/ er ſey zuvor da/ in oder beymbrod gegenwaͤrtig/ ohne allen grund und beweiſung/ wider vermoͤg der wort der ein ſetzung Chriſti/ ja wider ſeine ehr und herrlichkeit; denn er nicht im brod/ ſondern im glaͤubigen hertzen zu wohnen hat verheiſſen/ dem er auch beym rechten brauch des Sacraments im glauben/ durch welchen es die geiſtliche ſpeiſe aus dem worte des Herrn hat ergriffen/ gegenwaͤrtig iſt/ wie vor ge- hoͤret ꝛc. Summa/ Chriſti des Herrn einſetzung und be- fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die ſeinen nemlich alle wahre Chriſten und glieder des lei- bes Chriſti/ in deren hertz/ ſeel und gewiſſen Chri- ſtus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ ſa- ge ich/ die ſeiner erloͤſung/ wolthat und lebendig- machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor- den/ die mit ſeinem leib und blut in ihrer ſeele/ zum ewigen leben geſpeiſt/ genehret und unterhalten werden/ ſolche ſollen zu- ſammen kommen/ das Sacramentliche brod brechen/ und den wein trincken zu des Herꝛn wiedergedaͤchtniß und danckſagung/ welches auch weiter aus der Apoſtel geſchicht/ da die Juͤnger zuſammen kamen/ das brod zubrechen/ alles dermaſſen wird bewaͤhret. So wol als S. Paul der treue diener Chriſti alſo hat gelehret/ auch ſolches mit der gemeine Chriſti gehaltē/ ge- than uñ beſtaͤtiget/ da er ſpꝛicht/ wie jetzt gehoͤret: man ſolle des Herrn brod eſſen/ ſeine wiederge- daͤchtniß halten/ ſeinen tod dabey verkuͤndigen/ biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider- ſpiel reden/ nemlich als ob CHriſtus ſein ſelbſt wiedergedaͤchtniß ſey/ wenn ſie ihn/ als ob er im ſacramentlichē handel auswendig dem glau- bigen hertzen/ ja auch auswendig dem him̃el/ in oder im brodte da gegenwaͤrtig ſey/ lehren/ wel- ches alles wider die einſetzung Chriſti; wie auch diß fuͤr Gott keinen beſtand hat/ ſo man das geiſtliche eſſen des leibes und blutes Chriſti/ das durch den glauben geſchicht/ mit dem leiblichen wiedergedaͤchtniß oder gratias in einen hauffen unordentlich vermenget/ ja das herꝛliche geiſtli- che Nachtmal des Herꝛn/ in welchem die Chriſt- glaͤubige ſeele wird geſaͤttiget/ je laͤnger je mehr damit verdunckelt. Aus dieſem will nun auch unwiderſprechlich folgen/ daß alle diejenigen die einſetzung Chriſti nicht recht verſtehen noch bedencken/ die da ſa- gen/ wenn das ſacramentliche brod des Herrn empfangen weꝛde/ ſo werde auch zugleich deꝛ leib Chriſti im geheimnis empfangen; da ſie aber unꝛecht dꝛan ſeyn/ am eꝛſten darum/ daß die geiſt- liche ſpeiſe und tꝛanck des leibes und blutes Chri- ſti ſolcher geſtalt ans ſacramentliche brod wuͤrde gebunden: Zum andern/ daß draus wuͤrde fol- gen/ daß Judas und alle unwuͤrdige/ die des HErrn brod oder das ſacrament empfingen und aͤſſen/ auch mit dem leibe und blut Chriſti muͤſten geſpeiſet werden/ wenn eins neben dem andern allwege ſeyn ſolte/ welches aber wider die gantze Schrifft iſt/ denn wie ſtimmet Chriſtus mit Belial? ꝛc. 2. Cor. 6. Er iſt von den ſuͤndern ab- geſondert/ und hoͤher worden/ denn der himmel iſt/ Heb. VII. da ihn freilich kein ſuͤnder noch Gottloſer kan erreichen. Zum dritten iſts auch wider die arth des wahren glaubens/ der die geiſtliche ſpeiſe der ſeelen/ nicht hienieden beym ſacramentlichen brod/ ſondern droben bey Chri- ſto ſelbſt/ in der rechten ſeines vaters ſitzend/ aus ſeinem lebendigen wort holet. Zum vierten iſt ſolch fuͤrgeben auch drum unrecht/ daß die him̃- liſche geiſtliche dinge keines weges den irꝛdiſchen leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit uͤber- geben noch empfangen werden: denn ſolches wider des H. Geiſtes arth ſo wol als wider das reich Chꝛiſti iſt; es wuͤrde auch folgen/ daß Chꝛi- ſtus nicht das haupt deꝛ kiꝛchen/ noch mit ſeinem leibe durch gelenck und fugen waͤre verleibt und vereiniget/ welches man alles weiter kan erklaͤ- ren. Zum fuͤnfften/ ſo wuͤrde auch die ordnung Chriſti damit gantz vertunckelt/ wenn die danck- ſagung und das widergedaͤchtniß vorm geiſtli- chen eſſen oder je demſelben zugleich gehen ſolte/ oder wuͤrde je eins auffs minſte mit dem andern vermenget. Drum ſo ſtehet das geiſtliche eſſen uñ trincken des leibes und blutes Chriſti fuͤr ſich ſelbs im glauben/ und iſt nicht ans brodbrechen oder wiedergedaͤchtnis gebunden/ ſondern es iſt vielmehr dagegen das wiedergedaͤchtnis ans geiſtliche eſſen/ das im glauben ſtehet/ gebunden/ alſo daß keine wiedergedaͤchtniß/ brodbrechen oder ſacramentliche eſſen und trincken des leibes und blutes Chriſti recht wuͤrdig und ohne ſchuld und gericht moͤge geſchehen/ oder gehalten wer- den/ gleichwie auch keiner mag ein recht gratias ohne gleißnerey ſagen/ er habe denn zuvor gegeſ- ſen/ ſey geſpeiſet/ erquicket und ſatt worden. Darum ſo muß das geiſtliche eſſen des leibes/ fleiſches und blutes CHriſti im glauben beym rechten verſtand der wort/ das iſt mein leib ꝛc. alle wege vorangehen/ und denn nach des Herꝛn befehl alles fein ordentlich in der Chriſtlichen gemeine folgen. 18. Was der wahre geiſtliche ſtand ſey. p. 415. Wir wollen bedencken/ was der wahre geiſt- liche ſtand an ihm ſelbſt fuͤr GOtt ſey/ und was das fuͤr leute ſeyn/ die darein gehoͤren/ oder dazu gezehlet moͤgen werden/ was auch ein recht geiſt- liche perſon ſey/ kuͤrtzlich alſo: Der geiſtliche ſtand iſt ein ſolcher ſtand/ den der HErꝛ Jeſus Chriſtus durch den H. Geiſt/ nach dem er ihn von dem himmel uͤber alles fleiſch ausgegoſſen/ mit allen menſchen/ ſo in ihn glauben/ zur wah- ren geiſtlichkeit und gerechtigkeit/ die fuͤr Gott gilt/ auffgericht und eingeſetzet hat/ wie er ihn auch im H. Geiſte regiert/ fuͤhrt/ erhaͤlt/ und ober- ſter HErꝛ dieſes ſtandes iſt/ da kein Jude noch Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann noch weib/ ſondern ein leib in JEſu Chriſto iſt/ wie Paulus ſagt Gal. III. Col. III. Da Chriſtus alles in allen gliedern ſeines geiſtlichen ſtandes A. K. H. Vierter Theil. A a

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/481>, abgerufen am 20.11.2024.