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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds feruere erklärung.
[Spaltenumbruch] get/ und allein auff dasselbige geweiset werden:
denn es ist der unvergängliche same/ daraus die
wahren Christen geboren werden zum ewigen
leben/ wie wir im anfang aus Petro gehöret ha-
ben/ nach dem alles fleisch graß ist/ und alle herr-
ligkeit des menschen wie eine blume des grases/
das graß ist verdorrek/ und die blume abgefallen/
aber des Herrn wort bleibet in ewigkeit. 1. Petr. I.
welche wort auch allein alles in H. Schrift wird
zugegeben/ und nicht dem schrifftlichen/ äusserli-
chen/ das des ewigen nur ein zeugniß ist/ wie der
Herr CHristus das ewige wort selber sagt. Joh.
V.
Und so viel sey diß mal von der art/ natur und
eigenschafft GOttes worts gesagt/ daraus man
denn leichtlich verstehen kan/ daß solch Göttlich
wort nach dem werck der schöpffung mit keiner
andern creatur wil gemeinschafft haben/ denn
allein mit dem menschen/ um welches willen es
auch ist mensch worden/ und in welchem es
allein zur glori des vaters eine ewige wohnung
durch den H. Geist ihm zubereitet und auffrich-
tet.

Denn wiewol um dieses worts willen den
gläubigen alle creature werde geheiliget/ 1. Tim.
IV.
und zum rechten brauch von GOtt verord-
net/ so ist doch das wort nicht in den andern cre-
aturen/ sondern allein im gläubigen hertzen
(darin es soll reichlich wohnen/ wie Paulus er-
mahnet/ Col. III.) Es kan auch durch dieses
wort der leib Christi keines weges ins brod kom-
men/ oder leiblich unter der gestalt des brods
seyn/ denn es ist weder das brod/ noch andere
unselige creaturen/ ja eben als wenig GOttes
ewiges worts empfänglich/ als des geistes und
des ewige lebens/ welche doch vom wort in keiner-
ley weise mögen gesondert/ oder immermehr ge-
scheiden werden/ wie geschrieben stehet Joh. I. und
VI. Drum ist es so garnicht gleich/ daß etliche zur
schmach des herrlichen ewigen wortes lehren/ wie
das Wort sey fleisch/ also sey auch das brod der
leib Christi. Aus diesem schleust sich nun weiter/
daß Gottes natürliches lebendiges wort weder
im sichtigen Sacrament/ weder in keinem äus-
serlichen Element/ noch in solcher Crea-
tur seyn kan/ oder sein tempel und wohnung
darinn haben wolle; viel weniger ist wahr/ daß
sich der HErr Christus mit diesem oder dem
äusserlichen buchstaben wolle anbinden/ oder
auch je angebunden habe/ daß man nur mensch-
liches gefallens damit solte oder möchte han-
deln und umgehen; denn es ist ja solch ewig
und allmächtig wort/ darinn so viel himmli-
scher güter/ vergebung der sünden/ gnad und
reichthum begrieffen/ nicht den menschlichen
kräfften und irrdischer gewalt oder spra-
chen unterworffen/ daß wir dasselbige aus
unserm vermögen ins hertz fassen/ oder etwas
dadurch schaffen und jemand zueignen möch-
ten; wie es denn auch der HERR Christus
nie gesagt (dermassen als ihm etliche zulegen)
noch zuthun befohlen hat; sondern nach dem
solch ewig wort ohne mittel ausgehet vom
munde GOTTes (nicht aber aus dem buch-
staben/ noch vom diener/ oder durch das mittel
der creaturen) so wirds allein von Gott durch
Christum im H. Geiste gesprochen/ in der gläu-
bigen hertzen/ und bringet denn also mit sich al-
les/ was es hat und ist/ und es stärckt den glaube/
thut sich auf im hertzen erleuchtet dasselbige im
H. Geist/ dadurch wir sehen/ erkennen/ fühlen
[Spaltenumbruch] und begreiffen nach art des glaubens die himm
lischen schätze/ uns durch Christum erworben
zum ewigen leben.

3. Daß der leib und blut Christi aus dem
wort des lebens im Nachtmahl des
HErrn empfangen werde.

Aus dem wort allein und aus keinem andern
empfahen die gläubigen wahren Christen auch
im Nachtmahl des HErrn den leib und blut
JEsu Christi; denn zu gleicher weise/ wie das
wort zuvor in seiner dispensation ist im fleische/
oder in der menschheit Christi gewest in diesem
irrdischen wesen; also ist nun herwiederum der
mensch Christus/ wie wohl in unvermischter na-
tur mit fleisch und blut in gleicher herrlichkeit/
macht und ehre mit dem wort/ in dem worte/ aus-
serhalb aller zeit und leiblicher stelle im himm-
lischen wesen/ wird ausgespendet und ausge-
theilet vom himmlischen Vater/ durch den Hei-
ligen Geist/ allen gläubigen zur speise und tranck
der ewigen seligkeit/ ja es theilet sich das wort
selber aus/ samt seinem leib und blut mit der
gemeinschafft des Heiligen Geistes/ und andern
unzehlichen Göttlichen reichthumen/ nachdem
es ist eine speise der kinder GOttes? dadurch sie
in dem wesen/ das sie aus Gott haben/ immer
weiter aufwachsen/ ernähret und erhalten wer-
den/ darum sie auch Gott ihren Vater täglich
bitten im Heiligen Geiste: Panem nostrum,
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] &c.
Und derhalben so ists auch wol
von nöthen/ daß man Gottes natürliches wort
von dem gesprochenen und beschriebenen wort
des buchstabens gebührlicher weise wisse zu un-
terscheiden/ jedes in seine ordnung setze/ und hin-
für nicht dermassen eins ins andere mische; so
fern man aber nicht den schein für das wesen/
und den schaum für das silber will ergreiffen/
uad sofern man die ehre/ welche Gott als dem
ewigen Schöpffer allein zuständig/ nicht der
vergänglichen schwachen creatur will zueignen.
Denn wer für Gottes natürliches wort hält/
das Gottes natürliches wort nicht ist/ der hält
das für Gott/ das Gott nicht ist; was nun sol-
ches für Abgötterey und Abfall seyn möge/
wird männiglich vermittelst Göttlicher gna-
den wol weiter ermessen können. Daraus a-
bermahls nun zum andern durch die art und
natur GOttes worts/ desgleichen durch den
unterscheid des äusserlichen und innerlichen
worts des geistes und buchstabens/ gnugsam
ist beweiset worden/ daß der leib und blut Chri-
sti weder ums worts willen/ noch sonst im brod
und wein seyn kan/ sondern allein im reinen
lautern wort des lebens/ das Gott auch beym
brauche des sichtigen Sacraments ins gläubi-
ge hertz spricht/ genossen und empfangen wer-
de. Was nun etliche ältesten Väter der Kir-
chen/ sonderlich Cyrillus und Augustinus übern
Johannem und anderswo/ von GOttes wort
und desselben unterscheidung auf diese weise
geschrieben/ würde hiebey viel zu lang alles zu
erzehlen.

4. Vom Glauben.

Zum dritten haben wir uns fürgenommen
vermittelst Göttlicher hülffe zu beweisen/ daß
die opinio impanationis und transsubstantia-
tionis,
oder wie man sonst diesen irrsal nen-
nen möchte/ daß der leib und blut unsers HErrn
JEsu Christi leiblich in oder unter den creatu-
ren brods und weins gegenwärtig sey/ gericht

ist wi-

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds feruere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] get/ und allein auff daſſelbige geweiſet werden:
denn es iſt der unvergaͤngliche ſame/ daraus die
wahren Chriſten geboren werden zum ewigen
leben/ wie wir im anfang aus Petro gehoͤret ha-
ben/ nach dem alles fleiſch graß iſt/ und alle herꝛ-
ligkeit des menſchen wie eine blume des graſes/
das graß iſt verdorrek/ und die blume abgefallen/
aber des Herꝛn wort bleibet in ewigkeit. 1. Petr. I.
welchē wort auch allein alles in H. Schrift wird
zugegeben/ und nicht dem ſchrifftlichen/ aͤuſſerli-
chen/ das des ewigen nur ein zeugniß iſt/ wie der
Herꝛ CHriſtus das ewige wort ſelber ſagt. Joh.
V.
Und ſo viel ſey diß mal von der art/ natur und
eigenſchafft GOttes worts geſagt/ daraus man
denn leichtlich verſtehen kan/ daß ſolch Goͤttlich
wort nach dem werck der ſchoͤpffung mit keiner
andern creatur wil gemeinſchafft haben/ denn
allein mit dem menſchen/ um welches willen es
auch iſt menſch worden/ und in welchem es
allein zur glori des vaters eine ewige wohnung
durch den H. Geiſt ihm zubereitet und auffrich-
tet.

Denn wiewol um dieſes worts willen den
glaͤubigen alle creaturē werdē geheiliget/ 1. Tim.
IV.
und zum rechten brauch von GOtt verord-
net/ ſo iſt doch das wort nicht in den andern cre-
aturen/ ſondern allein im glaͤubigen hertzen
(darin es ſoll reichlich wohnen/ wie Paulus er-
mahnet/ Col. III.) Es kan auch durch dieſes
wort der leib Chriſti keines weges ins brod kom-
men/ oder leiblich unter der geſtalt des brods
ſeyn/ denn es iſt weder das brod/ noch andere
unſelige creaturen/ ja eben als wenig GOttes
ewiges worts empfaͤnglich/ als des geiſtes und
des ewigē lebens/ welche doch vom woꝛt in keineꝛ-
ley weiſe moͤgen geſondert/ oder immermehr ge-
ſcheiden weꝛden/ wie geſchꝛieben ſtehet Joh. I. und
VI. Dꝛum iſt es ſo gaꝛnicht gleich/ daß etliche zuꝛ
ſchmach des heꝛꝛlichen ewigen woꝛtes lehren/ wie
das Wort ſey fleiſch/ alſo ſey auch das brod der
leib Chriſti. Aus dieſem ſchleuſt ſich nun weiter/
daß Gottes natuͤrliches lebendiges wort weder
im ſichtigen Sacrament/ weder in keinem aͤuſ-
ſerlichen Element/ noch in ſolcher Crea-
tur ſeyn kan/ oder ſein tempel und wohnung
darinn haben wolle; viel weniger iſt wahr/ daß
ſich der HErr Chriſtus mit dieſem oder dem
aͤuſſerlichen buchſtaben wolle anbinden/ oder
auch je angebunden habe/ daß man nur menſch-
liches gefallens damit ſolte oder moͤchte han-
deln und umgehen; denn es iſt ja ſolch ewig
und allmaͤchtig wort/ darinn ſo viel himmli-
ſcher guͤter/ vergebung der ſuͤnden/ gnad und
reichthum begrieffen/ nicht den menſchlichen
kraͤfften und irrdiſcher gewalt oder ſpra-
chen unterworffen/ daß wir daſſelbige aus
unſerm vermoͤgen ins hertz faſſen/ oder etwas
dadurch ſchaffen und jemand zueignen moͤch-
ten; wie es denn auch der HERR Chriſtus
nie geſagt (dermaſſen als ihm etliche zulegen)
noch zuthun befohlen hat; ſondern nach dem
ſolch ewig wort ohne mittel ausgehet vom
munde GOTTes (nicht aber aus dem buch-
ſtaben/ noch vom diener/ oder durch das mittel
der creaturen) ſo wirds allein von Gott durch
Chriſtum im H. Geiſte geſprochen/ in der glaͤu-
bigen hertzen/ und bringet denn alſo mit ſich al-
les/ was es hat und iſt/ uñ es ſtaͤrckt den glaubē/
thut ſich auf im hertzen erleuchtet daſſelbige im
H. Geiſt/ dadurch wir ſehen/ erkennen/ fuͤhlen
[Spaltenumbruch] und begreiffen nach art des glaubens die him̃
liſchen ſchaͤtze/ uns durch Chriſtum erworben
zum ewigen leben.

3. Daß der leib und blut Chriſti aus dem
wort des lebens im Nachtmahl des
HErrn empfangen werde.

Aus dem wort allein und aus keinem andern
empfahen die glaͤubigen wahren Chriſten auch
im Nachtmahl des HErrn den leib und blut
JEſu Chriſti; denn zu gleicher weiſe/ wie das
wort zuvor in ſeiner diſpenſation iſt im fleiſche/
oder in der menſchheit Chriſti geweſt in dieſem
irrdiſchen weſen; alſo iſt nun herwiederum der
menſch Chriſtus/ wie wohl in unvermiſchter na-
tur mit fleiſch und blut in gleicher herrlichkeit/
macht und ehre mit dem wort/ in dem worte/ auſ-
ſerhalb aller zeit und leiblicher ſtelle im himm-
liſchen weſen/ wird ausgeſpendet und ausge-
theilet vom himmliſchen Vater/ durch den Hei-
ligen Geiſt/ allen glaͤubigen zur ſpeiſe und tranck
der ewigen ſeligkeit/ ja es theilet ſich das wort
ſelber aus/ ſamt ſeinem leib und blut mit der
gemeinſchafft des Heiligen Geiſtes/ und andern
unzehlichen Goͤttlichen reichthumen/ nachdem
es iſt eine ſpeiſe der kinder GOttes? dadurch ſie
in dem weſen/ das ſie aus Gott haben/ immer
weiter aufwachſen/ ernaͤhret und erhalten wer-
den/ darum ſie auch Gott ihren Vater taͤglich
bitten im Heiligen Geiſte: Panem noſtrum,
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] &c.
Und derhalben ſo iſts auch wol
von noͤthen/ daß man Gottes natuͤrliches wort
von dem geſprochenen und beſchriebenen wort
des buchſtabens gebuͤhrlicher weiſe wiſſe zu un-
terſcheiden/ jedes in ſeine ordnung ſetze/ und hin-
fuͤr nicht dermaſſen eins ins andere miſche; ſo
fern man aber nicht den ſchein fuͤr das weſen/
und den ſchaum fuͤr das ſilber will ergreiffen/
uad ſofern man die ehre/ welche Gott als dem
ewigen Schoͤpffer allein zuſtaͤndig/ nicht der
vergaͤnglichen ſchwachen creatur will zueignen.
Denn wer fuͤr Gottes natuͤrliches wort haͤlt/
das Gottes natuͤrliches wort nicht iſt/ der haͤlt
das fuͤr Gott/ das Gott nicht iſt; was nun ſol-
ches fuͤr Abgoͤtterey und Abfall ſeyn moͤge/
wird maͤnniglich vermittelſt Goͤttlicher gna-
den wol weiter ermeſſen koͤnnen. Daraus a-
bermahls nun zum andern durch die art und
natur GOttes worts/ desgleichen durch den
unterſcheid des aͤuſſerlichen und innerlichen
worts des geiſtes und buchſtabens/ gnugſam
iſt beweiſet worden/ daß der leib und blut Chri-
ſti weder ums worts willen/ noch ſonſt im brod
und wein ſeyn kan/ ſondern allein im reinen
lautern wort des lebens/ das Gott auch beym
brauche des ſichtigen Sacraments ins glaͤubi-
ge hertz ſpricht/ genoſſen und empfangen wer-
de. Was nun etliche aͤlteſten Vaͤter der Kir-
chen/ ſonderlich Cyrillus und Auguſtinus uͤbern
Johannem und anderswo/ von GOttes wort
und deſſelben unterſcheidung auf dieſe weiſe
geſchrieben/ wuͤrde hiebey viel zu lang alles zu
erzehlen.

4. Vom Glauben.

Zum dritten haben wir uns fuͤrgenommen
vermittelſt Goͤttlicher huͤlffe zu beweiſen/ daß
die opinio impanationis und transſubſtantia-
tionis,
oder wie man ſonſt dieſen irrſal nen-
nen moͤchte/ daß der leib und blut unſers HErrn
JEſu Chriſti leiblich in oder unter den creatu-
ren brods und weins gegenwaͤrtig ſey/ gericht

iſt wi-
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[175/0471] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds feruere erklaͤrung. get/ und allein auff daſſelbige geweiſet werden: denn es iſt der unvergaͤngliche ſame/ daraus die wahren Chriſten geboren werden zum ewigen leben/ wie wir im anfang aus Petro gehoͤret ha- ben/ nach dem alles fleiſch graß iſt/ und alle herꝛ- ligkeit des menſchen wie eine blume des graſes/ das graß iſt verdorrek/ und die blume abgefallen/ aber des Herꝛn wort bleibet in ewigkeit. 1. Petr. I. welchē wort auch allein alles in H. Schrift wird zugegeben/ und nicht dem ſchrifftlichen/ aͤuſſerli- chen/ das des ewigen nur ein zeugniß iſt/ wie der Herꝛ CHriſtus das ewige wort ſelber ſagt. Joh. V. Und ſo viel ſey diß mal von der art/ natur und eigenſchafft GOttes worts geſagt/ daraus man denn leichtlich verſtehen kan/ daß ſolch Goͤttlich wort nach dem werck der ſchoͤpffung mit keiner andern creatur wil gemeinſchafft haben/ denn allein mit dem menſchen/ um welches willen es auch iſt menſch worden/ und in welchem es allein zur glori des vaters eine ewige wohnung durch den H. Geiſt ihm zubereitet und auffrich- tet. Denn wiewol um dieſes worts willen den glaͤubigen alle creaturē werdē geheiliget/ 1. Tim. IV. und zum rechten brauch von GOtt verord- net/ ſo iſt doch das wort nicht in den andern cre- aturen/ ſondern allein im glaͤubigen hertzen (darin es ſoll reichlich wohnen/ wie Paulus er- mahnet/ Col. III.) Es kan auch durch dieſes wort der leib Chriſti keines weges ins brod kom- men/ oder leiblich unter der geſtalt des brods ſeyn/ denn es iſt weder das brod/ noch andere unſelige creaturen/ ja eben als wenig GOttes ewiges worts empfaͤnglich/ als des geiſtes und des ewigē lebens/ welche doch vom woꝛt in keineꝛ- ley weiſe moͤgen geſondert/ oder immermehr ge- ſcheiden weꝛden/ wie geſchꝛieben ſtehet Joh. I. und VI. Dꝛum iſt es ſo gaꝛnicht gleich/ daß etliche zuꝛ ſchmach des heꝛꝛlichen ewigen woꝛtes lehren/ wie das Wort ſey fleiſch/ alſo ſey auch das brod der leib Chriſti. Aus dieſem ſchleuſt ſich nun weiter/ daß Gottes natuͤrliches lebendiges wort weder im ſichtigen Sacrament/ weder in keinem aͤuſ- ſerlichen Element/ noch in ſolcher Crea- tur ſeyn kan/ oder ſein tempel und wohnung darinn haben wolle; viel weniger iſt wahr/ daß ſich der HErr Chriſtus mit dieſem oder dem aͤuſſerlichen buchſtaben wolle anbinden/ oder auch je angebunden habe/ daß man nur menſch- liches gefallens damit ſolte oder moͤchte han- deln und umgehen; denn es iſt ja ſolch ewig und allmaͤchtig wort/ darinn ſo viel himmli- ſcher guͤter/ vergebung der ſuͤnden/ gnad und reichthum begrieffen/ nicht den menſchlichen kraͤfften und irrdiſcher gewalt oder ſpra- chen unterworffen/ daß wir daſſelbige aus unſerm vermoͤgen ins hertz faſſen/ oder etwas dadurch ſchaffen und jemand zueignen moͤch- ten; wie es denn auch der HERR Chriſtus nie geſagt (dermaſſen als ihm etliche zulegen) noch zuthun befohlen hat; ſondern nach dem ſolch ewig wort ohne mittel ausgehet vom munde GOTTes (nicht aber aus dem buch- ſtaben/ noch vom diener/ oder durch das mittel der creaturen) ſo wirds allein von Gott durch Chriſtum im H. Geiſte geſprochen/ in der glaͤu- bigen hertzen/ und bringet denn alſo mit ſich al- les/ was es hat und iſt/ uñ es ſtaͤrckt den glaubē/ thut ſich auf im hertzen erleuchtet daſſelbige im H. Geiſt/ dadurch wir ſehen/ erkennen/ fuͤhlen und begreiffen nach art des glaubens die him̃ liſchen ſchaͤtze/ uns durch Chriſtum erworben zum ewigen leben. 3. Daß der leib und blut Chriſti aus dem wort des lebens im Nachtmahl des HErrn empfangen werde. Aus dem wort allein und aus keinem andern empfahen die glaͤubigen wahren Chriſten auch im Nachtmahl des HErrn den leib und blut JEſu Chriſti; denn zu gleicher weiſe/ wie das wort zuvor in ſeiner diſpenſation iſt im fleiſche/ oder in der menſchheit Chriſti geweſt in dieſem irrdiſchen weſen; alſo iſt nun herwiederum der menſch Chriſtus/ wie wohl in unvermiſchter na- tur mit fleiſch und blut in gleicher herrlichkeit/ macht und ehre mit dem wort/ in dem worte/ auſ- ſerhalb aller zeit und leiblicher ſtelle im himm- liſchen weſen/ wird ausgeſpendet und ausge- theilet vom himmliſchen Vater/ durch den Hei- ligen Geiſt/ allen glaͤubigen zur ſpeiſe und tranck der ewigen ſeligkeit/ ja es theilet ſich das wort ſelber aus/ ſamt ſeinem leib und blut mit der gemeinſchafft des Heiligen Geiſtes/ und andern unzehlichen Goͤttlichen reichthumen/ nachdem es iſt eine ſpeiſe der kinder GOttes? dadurch ſie in dem weſen/ das ſie aus Gott haben/ immer weiter aufwachſen/ ernaͤhret und erhalten wer- den/ darum ſie auch Gott ihren Vater taͤglich bitten im Heiligen Geiſte: Panem noſtrum, _ &c. Und derhalben ſo iſts auch wol von noͤthen/ daß man Gottes natuͤrliches wort von dem geſprochenen und beſchriebenen wort des buchſtabens gebuͤhrlicher weiſe wiſſe zu un- terſcheiden/ jedes in ſeine ordnung ſetze/ und hin- fuͤr nicht dermaſſen eins ins andere miſche; ſo fern man aber nicht den ſchein fuͤr das weſen/ und den ſchaum fuͤr das ſilber will ergreiffen/ uad ſofern man die ehre/ welche Gott als dem ewigen Schoͤpffer allein zuſtaͤndig/ nicht der vergaͤnglichen ſchwachen creatur will zueignen. Denn wer fuͤr Gottes natuͤrliches wort haͤlt/ das Gottes natuͤrliches wort nicht iſt/ der haͤlt das fuͤr Gott/ das Gott nicht iſt; was nun ſol- ches fuͤr Abgoͤtterey und Abfall ſeyn moͤge/ wird maͤnniglich vermittelſt Goͤttlicher gna- den wol weiter ermeſſen koͤnnen. Daraus a- bermahls nun zum andern durch die art und natur GOttes worts/ desgleichen durch den unterſcheid des aͤuſſerlichen und innerlichen worts des geiſtes und buchſtabens/ gnugſam iſt beweiſet worden/ daß der leib und blut Chri- ſti weder ums worts willen/ noch ſonſt im brod und wein ſeyn kan/ ſondern allein im reinen lautern wort des lebens/ das Gott auch beym brauche des ſichtigen Sacraments ins glaͤubi- ge hertz ſpricht/ genoſſen und empfangen wer- de. Was nun etliche aͤlteſten Vaͤter der Kir- chen/ ſonderlich Cyrillus und Auguſtinus uͤbern Johannem und anderswo/ von GOttes wort und deſſelben unterſcheidung auf dieſe weiſe geſchrieben/ wuͤrde hiebey viel zu lang alles zu erzehlen. 4. Vom Glauben. Zum dritten haben wir uns fuͤrgenommen vermittelſt Goͤttlicher huͤlffe zu beweiſen/ daß die opinio impanationis und transſubſtantia- tionis, oder wie man ſonſt dieſen irrſal nen- nen moͤchte/ daß der leib und blut unſers HErrn JEſu Chriſti leiblich in oder unter den creatu- ren brods und weins gegenwaͤrtig ſey/ gericht iſt wi-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/471>, abgerufen am 22.12.2024.