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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds absterben.
[Spaltenumbruch]

Desselbigen gleichen arch ihre wun-
derthat/ ist auch nicht lauter teuffels-
gespenst/ wie der hexen ding/ sondern
gemenget mit natürlichen wercken/ und
ahmet ein
magus immer nach der rechten
natürlichen kunst. Denn es ist viel
heimlicher würckung in der natur/ wer
dieselbige weiß anzubringen/ der thut
gleich wunder-ding/ für dene/ die es nicht
wissen/ gleichwie die Alchimisten aus
kupffer gold machen. Dieser heimlicher
erkäntnüß der natur hat Salomo durch
den Geist Gottes viel gewust/ und braucht
ihr zumal fein
3. Reg. 3. da er die zwey
weiber urtheilet über dem lebendigen
und todten kind/ und fand/ welche die
rechte mutter war/ aus dem allertieff-
sten grund der natur.
Item, also brau-
chete Jacob
Genes. 30. derselbigen kunst/
da er machet durch die bunden stecken/
daß eitel bunde schaff geboren wurden.
Diese kunst ist eine freye und rechte na-
türliche kunst/ daher kommen ist alles/
was die ärtzte und ihres gleichen von
den kräfften der kräuter/ früchte/ ertz/
stein und dergleichen wissen/ beschreiben
und brauchen. Auch wird sie in der
schrifft offt angezogen/ daß sie braucht
gleichnüß der thiere/ stein/ bäum und
kräuter etc. Ja/ derselbigen kunst haben
sich gebraucht fast sehr die Persen/ Ara-
bier und dieselbigen Morgenländer/ ha-
ben drinnen
studirt/ und ist eine ehrliche
kunst gewesen/ hat auch weise leute ge-
macht. Aber darnach sind drein gefal-
len die säue und grobe köpff/ wie in allen
künsten und lehren geschiehet/ haben
zu weit aus der strassen gefahren/ und
dieselbige edle kunst vermischt mit gau-
ckeln und zaubern.

NUM. XXIII.
Von Schwenckfelds absterben.

Es ist zwar Schwenckfelds leben in dem XVI.
buche nach allen umständen aus glaubwürdi-
gen urkunden zur gnüge vorgestellet. Weil aber
inzwischen eine merckwürdige schrifft von dessen
absterben heraus gekommen/ welche diesen theil
der Ketzer-historie ziemlich illustriren kan:
so will nicht ermangeln/ dieselbe/ weil sie ohne
dem kurtz ist/ von wort zu wort allhier beyzutra-
gen/ und so dann noch einige wichtige stellen aus
des mannes schrifften zu excerpiren/ welche die
streitigen puncte und seinen eigentlichen sinn da-
von noch deutlicher machen mögen.

Die gedachte schrifft lautet also:

Abschied Caspar Schwenckfelds.

Es sollen sich alle liebe freunde/ die die
Christliche wahrheit lieben/ die widerwärtige
rede nichts irren lassen/ daß ihm etliche übel
nachreden/ als hätte er nicht ein gut ende ge-
nommen/ welche ihm gewalt und unrecht thun/
welches ihnen selbst zum höchsten schaden wird
gelangen: Denn der H. mann GOttes ist tröst-
lich und mit freuden in die ewige ruhe GOttes
eingegange/ auch zeit und tag zuvorgesaget/ wenn
er verscheiden würde/ welches auch also gesche-
hen/ wie alle dasselbe wissen/ so bey seinem tröst-
lichen abschiede gewesen/ und es bezeugen können.
Er hat auch/ so zu rechnen/ keine grosse schmertze/
[Spaltenumbruch] noch sonderbare kranckheit gehabt: Denn der
Herr Christus/ den er immer lieb gehabt in seinem
leben/ und sein vertrauen und hoffnung auff ihn
allein/ und auff keine creatur (wie wir auch
billig alle solten thun/ so da begehren selig zu
werden) gesetzet hat/ ihn im schlaffe gantz sanfft
und lieblich abscheiden lassen. Er hat auch vor
seinem ende alle seine lehren also bestättiget/ daß
er gesagt hat/ er wisse nicht ein pünctlein darinn
zu ändern: sondern was er geschrieben/ dassel-
be habe er mit gutem gezeugniß seines gewissens
durch den Heil. Geist geschrieben/ und daß die
lehre nicht sein/ sondern des HErrn Christi und
seines geistes lehre sey/ die auch allen mitbeken-
nern vorstehen und vorgehen solte/ und erst nach
seinem tod und abschiede würde auffgehen/
mehr denn in seinem leben/ weil ihn seine wie-
derwärtigen also haben beschryen. Er hat auch
weiter vermeldet/ daß er aus GOttes gnade
vergewissert sey in seinem hertzen/ daß sein name
eingeschrieben sey in dem buch des lebens/ wie
er denn auch eine stimme gehöret hat/ ehe dann
er verschieden: Auff/ auff in den himmel; wel-
che stimme er auch zuvor gehöret hat/ da er aus
seinem vatterland ist geritten/ die da gesagt:
Auff/ auff aus dem feuer/ dieselbe stimme hat
er auff seinem lager wieder gehöret: Auff/ auff
in den himmel; dahin er auch ohne zweiffel
durch die Engel GOttes mit jubel und freuden
ist begleitet worden; Welches die wol an ihm
gemercket/ die bey seinem ende gewesen seyn:
Denn eine kleine weile vor seinem abschiede/
richtete er sich zum halben theile seinesleibes auf/
frolockete mit den händen/ und lächelte so inni-
glich und hertzlich/ ruffte einem seiner freunde/
der bey ihm stund/ mit namen/ also daß die
umständer anders nicht glaubten/ als der
HErr CHristus sey ihm erschienen/ und habe
also seine seele auffgenommen in die ewige ruhe
und seligkeit/ denn gleich verschied er/ und gab
seinen geist auff; Wie er sich denn auch vielmal
mehr in die hände des HErrn hat befohlen/
auch seinen leib. Und was herrlicher gebete und
erinnerungen er in seinem lager gethan hat/ das-
selbige mag nicht alles beschrieben werden; So
hat er auch alles/ was er hier gelassen hat/ der-
massen also verständiget/ und Christlich ver-
ordnet/ daß kein zanck/ widerwillen noch klage
niemand darwider hat/ und ist also im friede
GOttes verschieden.

Also habt ihr ein summarium seines seeligen
abschiedes/ mit der zeit/ wenns GOtt gefället/
mag was weiter davon an tag kommen. Wer
nun anders davon redet/ als hier vermeldet ist/
der thut ihm unrecht/ und wirds mit grund der
wahrheit nicht beybringen können/ das möget
ihr täglich allen wieder wärtigen antworten.
Der HErr CHristus sey gelobet in allen seinen
wercken/ der verleih uns armen auch einen sol-
chen tröstlichen abschied und ende. Die sum-
ma von des edlen und Gottseligen mannes ab-
schied hat mir der fromme und ehrenveste Ja-
cob Held mit eigener hand zugeschrieben/ der
auch neben andern vom adel und erben/ manns-
und weibspersonen bey seinem seligen und tröst-
lichen abschied gewesen/ derer namen mir wol
bekannt/ aber um der tyrannen und wider wär-
tigen willen noch unbenamet bleiben/ biß GOtt
besser zeit geben wird. Das gebe GOtt der
HErr mit gnaden/ amen.

End-
Th. IV. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds abſterben.
[Spaltenumbruch]

Deſſelbigen gleichen arch ihre wun-
derthat/ iſt auch nicht lauter teuffels-
geſpenſt/ wie der hexen ding/ ſondern
gemenget mit natuͤrlichen wercken/ und
ahmet ein
magus immer nach der rechten
natuͤrlichen kunſt. Denn es iſt viel
heimlicher wuͤrckung in der natur/ wer
dieſelbige weiß anzubringen/ der thut
gleich wunder-ding/ fuͤꝛ denē/ die es nicht
wiſſen/ gleichwie die Alchimiſten aus
kupffer gold machen. Dieſer heimlicher
erkaͤntnuͤß der natur hat Salomo durch
den Geiſt Gottes viel gewuſt/ uñ braucht
ihr zumal fein
3. Reg. 3. da er die zwey
weiber urtheilet uͤber dem lebendigen
und todten kind/ und fand/ welche die
rechte mutter war/ aus dem allertieff-
ſten grund der natur.
Item, alſo brau-
chete Jacob
Geneſ. 30. derſelbigen kunſt/
da er machet durch die bunden ſtecken/
daß eitel bunde ſchaff geboren wurden.
Dieſe kunſt iſt eine freye und rechte na-
tuͤrliche kunſt/ daher kommen iſt alles/
was die aͤrtzte und ihres gleichen von
den kraͤfften der kraͤuter/ fruͤchte/ ertz/
ſtein und dergleichen wiſſen/ beſchreiben
und brauchen. Auch wird ſie in der
ſchrifft offt angezogen/ daß ſie braucht
gleichnuͤß der thiere/ ſtein/ baͤum und
kraͤuter ꝛc. Ja/ derſelbigen kunſt haben
ſich gebraucht faſt ſehr die Perſen/ Ara-
bier und dieſelbigen Morgenlaͤnder/ ha-
ben drinnen
ſtudirt/ und iſt eine ehrliche
kunſt geweſen/ hat auch weiſe leute ge-
macht. Aber darnach ſind drein gefal-
len die ſaͤue und grobe koͤpff/ wie in allen
kuͤnſten und lehren geſchiehet/ haben
zu weit aus der ſtraſſen gefahren/ und
dieſelbige edle kunſt vermiſcht mit gau-
ckeln und zaubern.

NUM. XXIII.
Von Schwenckfelds abſterben.

Es iſt zwar Schwenckfelds leben in dem XVI.
buche nach allen umſtaͤnden aus glaubwuͤrdi-
gen urkunden zur gnuͤge vorgeſtellet. Weil aber
inzwiſchen eine merckwuͤrdige ſchrifft von deſſen
abſterben heraus gekommen/ welche dieſen theil
der Ketzer-hiſtorie ziemlich illuſtriren kan:
ſo will nicht ermangeln/ dieſelbe/ weil ſie ohne
dem kurtz iſt/ von wort zu wort allhier beyzutra-
gen/ und ſo dann noch einige wichtige ſtellen aus
des mannes ſchrifften zu excerpiren/ welche die
ſtreitigen puncte und ſeinen eigentlichen ſiñ da-
von noch deutlicher machen moͤgen.

Die gedachte ſchrifft lautet alſo:

Abſchied Caſpar Schwenckfelds.

Es ſollen ſich alle liebe freunde/ die die
Chriſtliche wahrheit lieben/ die widerwaͤrtige
rede nichts irren laſſen/ daß ihm etliche uͤbel
nachreden/ als haͤtte er nicht ein gut ende ge-
nommen/ welche ihm gewalt und unrecht thun/
welches ihnen ſelbſt zum hoͤchſten ſchaden wird
gelangen: Denn der H. mann GOttes iſt troͤſt-
lich und mit freuden in die ewige ruhe GOttes
eingegangē/ auch zeit und tag zuvoꝛgeſaget/ weñ
er verſcheiden wuͤrde/ welches auch alſo geſche-
hen/ wie alle daſſelbe wiſſen/ ſo bey ſeinem troͤſt-
lichen abſchiede geweſen/ und es bezeugen koͤñen.
Er hat auch/ ſo zu rechnen/ keine groſſe ſchmertzē/
[Spaltenumbruch] noch ſonderbare kranckheit gehabt: Denn der
Herꝛ Chriſtus/ den er im̃er lieb gehabt in ſeinem
leben/ und ſein vertrauen und hoffnung auff ihn
allein/ und auff keine creatur (wie wir auch
billig alle ſolten thun/ ſo da begehren ſelig zu
werden) geſetzet hat/ ihn im ſchlaffe gantz ſanfft
und lieblich abſcheiden laſſen. Er hat auch vor
ſeinem ende alle ſeine lehren alſo beſtaͤttiget/ daß
er geſagt hat/ er wiſſe nicht ein puͤnctlein darinn
zu aͤndern: ſondern was er geſchrieben/ daſſel-
be habe er mit gutem gezeugniß ſeines gewiſſens
durch den Heil. Geiſt geſchrieben/ und daß die
lehre nicht ſein/ ſondern des HErꝛn Chriſti und
ſeines geiſtes lehre ſey/ die auch allen mitbeken-
nern vorſtehen und vorgehen ſolte/ und erſt nach
ſeinem tod und abſchiede wuͤrde auffgehen/
mehr denn in ſeinem leben/ weil ihn ſeine wie-
derwaͤrtigen alſo haben beſchryen. Er hat auch
weiter vermeldet/ daß er aus GOttes gnade
vergewiſſert ſey in ſeinem hertzen/ daß ſein name
eingeſchrieben ſey in dem buch des lebens/ wie
er denn auch eine ſtimme gehoͤret hat/ ehe dann
er verſchieden: Auff/ auff in den himmel; wel-
che ſtimme er auch zuvor gehoͤret hat/ da er aus
ſeinem vatterland iſt geritten/ die da geſagt:
Auff/ auff aus dem feuer/ dieſelbe ſtimme hat
er auff ſeinem lager wieder gehoͤret: Auff/ auff
in den himmel; dahin er auch ohne zweiffel
durch die Engel GOttes mit jubel und freuden
iſt begleitet worden; Welches die wol an ihm
gemercket/ die bey ſeinem ende geweſen ſeyn:
Denn eine kleine weile vor ſeinem abſchiede/
richtete er ſich zum halben theile ſeinesleibes auf/
frolockete mit den haͤnden/ und laͤchelte ſo inni-
glich und hertzlich/ ruffte einem ſeiner freunde/
der bey ihm ſtund/ mit namen/ alſo daß die
umſtaͤnder anders nicht glaubten/ als der
HErꝛ CHriſtus ſey ihm erſchienen/ und habe
alſo ſeine ſeele auffgenommen in die ewige ruhe
und ſeligkeit/ denn gleich verſchied er/ und gab
ſeinen geiſt auff; Wie er ſich denn auch vielmal
mehr in die haͤnde des HErꝛn hat befohlen/
auch ſeinen leib. Und was herꝛlicher gebete und
erinnerungen er in ſeinem lager gethan hat/ daſ-
ſelbige mag nicht alles beſchrieben werden; So
hat er auch alles/ was er hier gelaſſen hat/ der-
maſſen alſo verſtaͤndiget/ und Chriſtlich ver-
ordnet/ daß kein zanck/ widerwillen noch klage
niemand darwider hat/ und iſt alſo im friede
GOttes verſchieden.

Alſo habt ihr ein ſummarium ſeines ſeeligen
abſchiedes/ mit der zeit/ wenns GOtt gefaͤllet/
mag was weiter davon an tag kommen. Wer
nun anders davon redet/ als hier vermeldet iſt/
der thut ihm unrecht/ und wirds mit grund der
wahrheit nicht beybringen koͤnnen/ das moͤget
ihr taͤglich allen wieder waͤrtigen antworten.
Der HErꝛ CHriſtus ſey gelobet in allen ſeinen
wercken/ der verleih uns armen auch einen ſol-
chen troͤſtlichen abſchied und ende. Die ſum-
ma von des edlen und Gottſeligen mannes ab-
ſchied hat mir der fromme und ehrenveſte Ja-
cob Held mit eigener hand zugeſchrieben/ der
auch neben andern vom adel und erben/ manns-
und weibsperſonen bey ſeinem ſeligen und troͤſt-
lichen abſchied geweſen/ derer namen mir wol
bekannt/ aber um der tyrannen und wider waͤr-
tigen willen noch unbenamet bleiben/ biß GOtt
beſſer zeit geben wird. Das gebe GOtt der
HErꝛ mit gnaden/ amen.

End-
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[168/0464] Th. IV. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds abſterben. Deſſelbigen gleichen arch ihre wun- derthat/ iſt auch nicht lauter teuffels- geſpenſt/ wie der hexen ding/ ſondern gemenget mit natuͤrlichen wercken/ und ahmet ein magus immer nach der rechten natuͤrlichen kunſt. Denn es iſt viel heimlicher wuͤrckung in der natur/ wer dieſelbige weiß anzubringen/ der thut gleich wunder-ding/ fuͤꝛ denē/ die es nicht wiſſen/ gleichwie die Alchimiſten aus kupffer gold machen. Dieſer heimlicher erkaͤntnuͤß der natur hat Salomo durch den Geiſt Gottes viel gewuſt/ uñ braucht ihr zumal fein 3. Reg. 3. da er die zwey weiber urtheilet uͤber dem lebendigen und todten kind/ und fand/ welche die rechte mutter war/ aus dem allertieff- ſten grund der natur. Item, alſo brau- chete Jacob Geneſ. 30. derſelbigen kunſt/ da er machet durch die bunden ſtecken/ daß eitel bunde ſchaff geboren wurden. Dieſe kunſt iſt eine freye und rechte na- tuͤrliche kunſt/ daher kommen iſt alles/ was die aͤrtzte und ihres gleichen von den kraͤfften der kraͤuter/ fruͤchte/ ertz/ ſtein und dergleichen wiſſen/ beſchreiben und brauchen. Auch wird ſie in der ſchrifft offt angezogen/ daß ſie braucht gleichnuͤß der thiere/ ſtein/ baͤum und kraͤuter ꝛc. Ja/ derſelbigen kunſt haben ſich gebraucht faſt ſehr die Perſen/ Ara- bier und dieſelbigen Morgenlaͤnder/ ha- ben drinnen ſtudirt/ und iſt eine ehrliche kunſt geweſen/ hat auch weiſe leute ge- macht. Aber darnach ſind drein gefal- len die ſaͤue und grobe koͤpff/ wie in allen kuͤnſten und lehren geſchiehet/ haben zu weit aus der ſtraſſen gefahren/ und dieſelbige edle kunſt vermiſcht mit gau- ckeln und zaubern. NUM. XXIII. Von Schwenckfelds abſterben. Es iſt zwar Schwenckfelds leben in dem XVI. buche nach allen umſtaͤnden aus glaubwuͤrdi- gen urkunden zur gnuͤge vorgeſtellet. Weil aber inzwiſchen eine merckwuͤrdige ſchrifft von deſſen abſterben heraus gekommen/ welche dieſen theil der Ketzer-hiſtorie ziemlich illuſtriren kan: ſo will nicht ermangeln/ dieſelbe/ weil ſie ohne dem kurtz iſt/ von wort zu wort allhier beyzutra- gen/ und ſo dann noch einige wichtige ſtellen aus des mannes ſchrifften zu excerpiren/ welche die ſtreitigen puncte und ſeinen eigentlichen ſiñ da- von noch deutlicher machen moͤgen. Die gedachte ſchrifft lautet alſo: Abſchied Caſpar Schwenckfelds. Es ſollen ſich alle liebe freunde/ die die Chriſtliche wahrheit lieben/ die widerwaͤrtige rede nichts irren laſſen/ daß ihm etliche uͤbel nachreden/ als haͤtte er nicht ein gut ende ge- nommen/ welche ihm gewalt und unrecht thun/ welches ihnen ſelbſt zum hoͤchſten ſchaden wird gelangen: Denn der H. mann GOttes iſt troͤſt- lich und mit freuden in die ewige ruhe GOttes eingegangē/ auch zeit und tag zuvoꝛgeſaget/ weñ er verſcheiden wuͤrde/ welches auch alſo geſche- hen/ wie alle daſſelbe wiſſen/ ſo bey ſeinem troͤſt- lichen abſchiede geweſen/ und es bezeugen koͤñen. Er hat auch/ ſo zu rechnen/ keine groſſe ſchmertzē/ noch ſonderbare kranckheit gehabt: Denn der Herꝛ Chriſtus/ den er im̃er lieb gehabt in ſeinem leben/ und ſein vertrauen und hoffnung auff ihn allein/ und auff keine creatur (wie wir auch billig alle ſolten thun/ ſo da begehren ſelig zu werden) geſetzet hat/ ihn im ſchlaffe gantz ſanfft und lieblich abſcheiden laſſen. Er hat auch vor ſeinem ende alle ſeine lehren alſo beſtaͤttiget/ daß er geſagt hat/ er wiſſe nicht ein puͤnctlein darinn zu aͤndern: ſondern was er geſchrieben/ daſſel- be habe er mit gutem gezeugniß ſeines gewiſſens durch den Heil. Geiſt geſchrieben/ und daß die lehre nicht ſein/ ſondern des HErꝛn Chriſti und ſeines geiſtes lehre ſey/ die auch allen mitbeken- nern vorſtehen und vorgehen ſolte/ und erſt nach ſeinem tod und abſchiede wuͤrde auffgehen/ mehr denn in ſeinem leben/ weil ihn ſeine wie- derwaͤrtigen alſo haben beſchryen. Er hat auch weiter vermeldet/ daß er aus GOttes gnade vergewiſſert ſey in ſeinem hertzen/ daß ſein name eingeſchrieben ſey in dem buch des lebens/ wie er denn auch eine ſtimme gehoͤret hat/ ehe dann er verſchieden: Auff/ auff in den himmel; wel- che ſtimme er auch zuvor gehoͤret hat/ da er aus ſeinem vatterland iſt geritten/ die da geſagt: Auff/ auff aus dem feuer/ dieſelbe ſtimme hat er auff ſeinem lager wieder gehoͤret: Auff/ auff in den himmel; dahin er auch ohne zweiffel durch die Engel GOttes mit jubel und freuden iſt begleitet worden; Welches die wol an ihm gemercket/ die bey ſeinem ende geweſen ſeyn: Denn eine kleine weile vor ſeinem abſchiede/ richtete er ſich zum halben theile ſeinesleibes auf/ frolockete mit den haͤnden/ und laͤchelte ſo inni- glich und hertzlich/ ruffte einem ſeiner freunde/ der bey ihm ſtund/ mit namen/ alſo daß die umſtaͤnder anders nicht glaubten/ als der HErꝛ CHriſtus ſey ihm erſchienen/ und habe alſo ſeine ſeele auffgenommen in die ewige ruhe und ſeligkeit/ denn gleich verſchied er/ und gab ſeinen geiſt auff; Wie er ſich denn auch vielmal mehr in die haͤnde des HErꝛn hat befohlen/ auch ſeinen leib. Und was herꝛlicher gebete und erinnerungen er in ſeinem lager gethan hat/ daſ- ſelbige mag nicht alles beſchrieben werden; So hat er auch alles/ was er hier gelaſſen hat/ der- maſſen alſo verſtaͤndiget/ und Chriſtlich ver- ordnet/ daß kein zanck/ widerwillen noch klage niemand darwider hat/ und iſt alſo im friede GOttes verſchieden. Alſo habt ihr ein ſummarium ſeines ſeeligen abſchiedes/ mit der zeit/ wenns GOtt gefaͤllet/ mag was weiter davon an tag kommen. Wer nun anders davon redet/ als hier vermeldet iſt/ der thut ihm unrecht/ und wirds mit grund der wahrheit nicht beybringen koͤnnen/ das moͤget ihr taͤglich allen wieder waͤrtigen antworten. Der HErꝛ CHriſtus ſey gelobet in allen ſeinen wercken/ der verleih uns armen auch einen ſol- chen troͤſtlichen abſchied und ende. Die ſum- ma von des edlen und Gottſeligen mannes ab- ſchied hat mir der fromme und ehrenveſte Ja- cob Held mit eigener hand zugeſchrieben/ der auch neben andern vom adel und erben/ manns- und weibsperſonen bey ſeinem ſeligen und troͤſt- lichen abſchied geweſen/ derer namen mir wol bekannt/ aber um der tyrannen und wider waͤr- tigen willen noch unbenamet bleiben/ biß GOtt beſſer zeit geben wird. Das gebe GOtt der HErꝛ mit gnaden/ amen. End-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/464>, abgerufen am 20.11.2024.