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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "verborgen ist. Und ferner schreibet er von den
"geheimnüssen in der schöpffung/ wie sie denen
"gläubigen noch immer offen stehen/ folgender
"massen im XI. cap. p. 61. u. f. Das auge GOt-
"tes ist in Mose und in den kindern der Heili-
"gen gewesen/ sie haben im Geiste GOttes ge-
"sehen und geredet/ und haben gleichwol nicht
"das schauen der geistlichen geburth gehabt/ als
"nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun-
"der würcken/ als beym Mose/ als er die wun-
"der in Egypten thäte/ da stund ihm Magia di-
"vina
offen/ auff art und weise/ wie in der schöpf-
"fung. Und das ist auch eben der fall Lucifers
"gewesen/ daß er wolte ein GOtt der natur
"seyn/ und in der verwandelung leben. Und dieses
"ist auch eben der Heiden abgötterey gewesen/
"in deme sie die Magische geburt verstunden/
"fielen sie von dem einigen GOtt auff die Ma-
"gi
sche geburt der natur/ und erwehlten ihnen
"aus den kräfften der natur abgötter. Um dessen
"willen ist die schöpffung also dunckel geblieben/
"und hat GOtt seine kinder/ in denen das wah-
"re licht geschienen/ mit trübsal verdeckt/ daß sie
"ihnen nicht sind selber offenbar worden. Alldie-
"weil Adam auch nach derselben lust Magiam zu
"erkennen und zuprüffen immaginirte, und
"wolte seyn als GOTT/ so ließ es ihm doch
"GOtt zu/ daß er sein himmlisches bild mit der
"eitelkeit der natur füllte und gantz finster und
"irrdisch machte/ wie Lucifer auch thät mit dem
"centro der natur/ da er aus einem Engel einen
"teuffel machte. So will ich denn den leser
"dieses gewarnet haben: daß er die Magiam recht
"brauche/ als in einem rechte glauben und demuth
"gegen Gott; und Turbam magnam nicht berüh-
"re auff Magische art/ es gelange denn zu Gottes
"ehre/ und menschlichem heil zu gute. Denn wir
"können mit wahrheit sagen: daß das verbum fiat
"noch heute im schaffen sey: ob es wol nicht sterne
"und erde schafft/ so würcket es doch noch in der-
"selben eigenschafft/ formet und coagulirt;
"der natur ist alles möglich/ gleichwie ihr im
"anfange ist möglich gewesen/ steine und erde zu
"gebähren/ so wol sternen und 4. elemente/ und
"solche aus einem einigen grunde ausgeführet
"hat; Also ists noch heute/ durch die starcke be-
"gierde (welche der Magische grund ist) mag
"alles vollbracht werden/ so man die natur in
"ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle
"wesen stehen in den 7. eigenschafften: Wer
"nun das wesen erkennt/ der kan es durch den-
"selben geist derselben essentz/ daraus es ein we-
"sen worden ist/ in eine andere form transmu-
"tiren.
auch in ein ander wesen einführen/ und
"also aus einem guten ein böses/ und aus ei-
"nem bösen ein gutes machen. Alle dinge zu ver-
"ändern/ muß durch die gleichheit als durch sein
"eigenes geschehen: denn das fremde ist sein feind/
"gleichwie die menschheit muß durch die gleich-
"heit in seiner verlohrne heiligkeit der Göttl. we-
"sen heitwieder durch Göttliche wesenheit in der
"gleichheit neugebore werde. Und wie der falsche
"Magus den menschen durch die incantation mit
"der gleichheit beschädiget/ und ihm böses in sein
"böses (als in der gleichheit) durch die begierde
"einführet: Und wie der rechte heilige glaub oder
"Göttliche begierd auch in die gleichheit einge-
"het/ und den menschen dafür beschirmet/ daß die
"falsche begierde nicht hafftet. Also stehet al-
"les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in sei-
"ne gleichheit eingeführet werden: Und so es
[Spaltenumbruch] in seine gleichheit kommt/ so freuet es sich in"
seiner gleichheit/ es sey böses oder gut/ und"
hebet an zu qualisiciren: Wie man das am"
bösen und guten siehet. Jch setze ein exempel:"
Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ so"
wird sich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-"
ruhet/ alsobald mit grosser begierde anneh-"
men/ und sich darinnen stärcken und anfahen"
zu qualisiciren/ und das wiedrige als das gu-"
te verderben und zerstören. Und was nun"
das böse in seiner eigenschafft thun kan/ das"
kan auch das gute in seiner eigenschafft thun;"
wenn das vom grimm erlöset wird/ so mags"
seine gleichheit auch in die rechte wahre freude"
einführen.

Endlich im gründlichen bericht vom Göttli-"
chen und irrdischen Mysterio im 8. Text. p. 101."
Also sehen wir jetzt den ursprung zweyer reli-"
gionen/ daraus Babel eine Abgöttin ist er-"
bohren/ und das an den Heiden und Juden."
Denn in beyden ist Babel/ und seynd zwey ge-"
schlecht in einem: Eines/ welches aus seiner"
vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-"
ste) für sich gehet/ und suchet sich selber zu er-"
höhen/ das machet ihm einen weg in seinem"
wesen/ denn sein wille geht aus seiner eigenen"
sucht/ und suchet seine magiam, als eine grosse"
zahl zu seinem regiment/ eine vielheit/ und ge-"
het schlechts aus sich/ vor sich hin; sein wille"
bleibet in seiner vielheit/ und ist seiner vielheit"
GOtt und führer. Und ob ihm der freye wil-"
le GOttes entgegen tritt und straffet/ so heu-"
chelt der abgott doch nur dem freyen willen/"
als dem geiste GOttes mit dem munde/ und"
ehret seinen eigenen willen in der zahl der viel-"
heit: Denn derselbe wille ist aus seinem schatz"
und aus seiner Magia erboren/ er begreiffet"
nicht den freyen willen GOttes/ und darum"
ist er aus fleisch und blut aus seiner eigenen"
natur geboren/ und ist ein kind dieser welt/ und"
hält seinen schatz vor seine liebe; also ist er jetzt"
ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn"
die zahl der vielheit/ als seine eigene Magia ver-"
wirren ihn/ daß er einer zahl ausgehet in viel;"
jetzt ist die vielheit eine verwirrete Babel/ und"
sein heuchlischer mund/ damit er dem geiste der"
einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein"
Antichrist und lügner: Dann anders redet er/ und"
anders thut er/ sein hertz ist eine sucht/ und seines"
hertzens geist hat sich in die sucht eingewendet."
Also ist der Magus der vielheit jetzt ein stol-"
tzer/ hoffärtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ fres-"
fer und ein geist aus der gebehrenden vielheit/"
und ist ein falscher Abgötter: er hanget nicht"
dem freyen willen der natur an/ der da die"
macht der wunder in seiner gewalt hat/ und"
hat keinen verstand in dem Göttlichen Myste-"
rio:
Denn er hanget demselben geiste nicht"
mit seinem willen an/ sonst so sein wille in die"
freyheit gewendet wäre/ so eröffnete der geist"
GOttes sein Magisch Mysterium, und stün-"
den seine wunder und wercke mit seinem willen"
in GOtt. So aber sie nun aus sich ausgehen/"
so suchet der anfang das ende/ und das"
mittel ist die Turba. Denn es stehet nicht im"
freyen willen GOttes/ sondern es wächset aus"
sich selber/ und erhöhet sich als ein stoltzer baum."
Und so dann GOtt nur einig im willen ist/"
und in der ewigen begierde/ als in der ewigen"
Magia einig ist/ daß sich die sucht der ewigen"
Magiae also nun in den ewigen willen ergiebt/"

und

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „verborgen iſt. Und ferner ſchreibet er von den
„geheimnuͤſſen in der ſchoͤpffung/ wie ſie denen
„glaͤubigen noch immer offen ſtehen/ folgender
„maſſen im XI. cap. p. 61. u. f. Das auge GOt-
„tes iſt in Moſe und in den kindern der Heili-
„gen geweſen/ ſie haben im Geiſte GOttes ge-
„ſehen und geredet/ und haben gleichwol nicht
„das ſchauen der geiſtlichen geburth gehabt/ als
„nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun-
„der wuͤrcken/ als beym Moſe/ als er die wun-
„der in Egypten thaͤte/ da ſtund ihm Magia di-
„vina
offen/ auff art und weiſe/ wie in der ſchoͤpf-
„fung. Und das iſt auch eben der fall Lucifers
„geweſen/ daß er wolte ein GOtt der natur
„ſeyn/ und in der veꝛwandelung leben. Und dieſes
„iſt auch eben der Heiden abgoͤtterey geweſen/
„in deme ſie die Magiſche geburt verſtunden/
„fielen ſie von dem einigen GOtt auff die Ma-
„gi
ſche geburt der natur/ und erwehlten ihnen
„aus den kraͤfften der natur abgoͤtter. Um deſſen
„willen iſt die ſchoͤpffung alſo dunckel geblieben/
„und hat GOtt ſeine kinder/ in denen das wah-
„re licht geſchienen/ mit truͤbſal verdeckt/ daß ſie
„ihnen nicht ſind ſelber offenbar worden. Alldie-
„weil Adam auch nach deꝛſelben luſt Magiam zu
„erkennen und zupruͤffen immaginirte, und
„wolte ſeyn als GOTT/ ſo ließ es ihm doch
„GOtt zu/ daß er ſein himmliſches bild mit der
„eitelkeit der natur fuͤllte und gantz finſter und
„irꝛdiſch machte/ wie Lucifer auch thaͤt mit dem
centro der natur/ da er aus einem Engel einen
„teuffel machte. So will ich denn den leſer
„dieſes gewarnet haben: daß er die Magiam recht
„bꝛauche/ als in einem rechtē glauben uñ demuth
„gegen Gott; und Turbam magnam nicht beruͤh-
„re auff Magiſche art/ es gelange denn zu Gottes
„ehre/ und menſchlichem heil zu gute. Denn wir
„koͤñen mit wahrheit ſagen: daß das verbum fiat
„noch heute im ſchaffen ſey: ob es wol nicht ſteꝛnē
„und erde ſchafft/ ſo wuͤrcket es doch noch in der-
„ſelben eigenſchafft/ formet und coagulirt;
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„anfange iſt moͤglich geweſen/ ſteine und erde zu
„gebaͤhren/ ſo wol ſternen und 4. elemente/ und
„ſolche aus einem einigen grunde ausgefuͤhret
„hat; Alſo iſts noch heute/ durch die ſtarcke be-
„gierde (welche der Magiſche grund iſt) mag
„alles vollbracht werden/ ſo man die natur in
„ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle
„weſen ſtehen in den 7. eigenſchafften: Wer
„nun das weſen erkennt/ der kan es durch den-
„ſelben geiſt derſelben eſſentz/ daraus es ein we-
„ſen worden iſt/ in eine andere form transmu-
„tiren.
auch in ein ander weſen einfuͤhren/ und
„alſo aus einem guten ein boͤſes/ und aus ei-
„nem boͤſen ein gutes machen. Alle dinge zu ver-
„aͤndern/ muß durch die gleichheit als duꝛch ſein
„eigenes geſchehen: deñ das fremde iſt ſein feind/
„gleichwie die menſchheit muß durch die gleich-
„heit in ſeiner verlohrnē heiligkeit deꝛ Goͤttl. we-
„ſen heitwieder durch Goͤttliche weſenheit in der
„gleichheit neugeborē werdē. Und wie der falſche
Magus den menſchen durch die incantation mit
„der gleichheit beſchaͤdiget/ und ihm boͤſes in ſein
„boͤſes (als in der gleichheit) durch die begierde
„einfuͤhret: Und wie der rechte heilige glaub oder
„Goͤttliche begierd auch in die gleichheit einge-
„het/ und den menſchen dafuͤr beſchiꝛmet/ daß die
„falſche begierde nicht hafftet. Alſo ſtehet al-
„les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in ſei-
„ne gleichheit eingefuͤhret werden: Und ſo es
[Spaltenumbruch] in ſeine gleichheit kommt/ ſo freuet es ſich in“
ſeiner gleichheit/ es ſey boͤſes oder gut/ und“
hebet an zu qualiſiciren: Wie man das am“
boͤſen und guten ſiehet. Jch ſetze ein exempel:“
Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ ſo“
wird ſich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-“
ruhet/ alſobald mit groſſer begierde anneh-“
men/ und ſich darinnen ſtaͤrcken und anfahen“
zu qualiſiciren/ und das wiedrige als das gu-“
te verderben und zerſtoͤren. Und was nun“
das boͤſe in ſeiner eigenſchafft thun kan/ das“
kan auch das gute in ſeiner eigenſchafft thun;“
wenn das vom grimm erloͤſet wird/ ſo mags“
ſeine gleichheit auch in die rechte wahre freude“
einfuͤhren.

Endlich im gruͤndlichen bericht vom Goͤttli-“
chen und irꝛdiſchen Myſterio im 8. Text. p. 101.
Alſo ſehen wir jetzt den urſprung zweyer reli-“
gionen/ daraus Babel eine Abgoͤttin iſt er-“
bohren/ und das an den Heiden und Juden.“
Denn in beyden iſt Babel/ und ſeynd zwey ge-“
ſchlecht in einem: Eines/ welches aus ſeiner“
vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-“
ſte) fuͤr ſich gehet/ und ſuchet ſich ſelber zu er-“
hoͤhen/ das machet ihm einen weg in ſeinem“
weſen/ denn ſein wille geht aus ſeiner eigenen“
ſucht/ und ſuchet ſeine magiam, als eine groſſe“
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het ſchlechts aus ſich/ vor ſich hin; ſein wille“
bleibet in ſeiner vielheit/ und iſt ſeiner vielheit“
GOtt und fuͤhrer. Und ob ihm der freye wil-“
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chelt der abgott doch nur dem freyen willen/“
als dem geiſte GOttes mit dem munde/ und“
ehret ſeinen eigenen willen in der zahl der viel-“
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und aus ſeiner Magia erboren/ er begreiffet“
nicht den freyen willen GOttes/ und darum“
iſt er aus fleiſch und blut aus ſeiner eigenen“
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haͤlt ſeinen ſchatz vor ſeine liebe; alſo iſt er jetzt“
ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn“
die zahl der vielheit/ als ſeine eigene Magia ver-“
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jetzt iſt die vielheit eine verwirrete Babel/ und“
ſein heuchliſcher mund/ damit er dem geiſte der“
einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein“
Antichriſt und luͤgner: Dañ anders redet er/ uñ“
anders thut er/ ſein heꝛtz iſt eine ſucht/ und ſeines“
hertzens geiſt hat ſich in die ſucht eingewendet.“
Alſo iſt der Magus der vielheit jetzt ein ſtol-“
tzer/ hoffaͤrtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ freſ-“
fer und ein geiſt aus der gebehrenden vielheit/“
und iſt ein falſcher Abgoͤtter: er hanget nicht“
dem freyen willen der natur an/ der da die“
macht der wunder in ſeiner gewalt hat/ und“
hat keinen verſtand in dem Goͤttlichen Myſte-“
rio:
Denn er hanget demſelben geiſte nicht“
mit ſeinem willen an/ ſonſt ſo ſein wille in die“
freyheit gewendet waͤre/ ſo eroͤffnete der geiſt“
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den ſeine wunder und wercke mit ſeinem willen“
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&#x017F;ucht/ und &#x017F;uchet &#x017F;eine <hi rendition="#aq">magiam,</hi> als eine gro&#x017F;&#x017F;e&#x201C;<lb/>
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[166/0462] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „verborgen iſt. Und ferner ſchreibet er von den „geheimnuͤſſen in der ſchoͤpffung/ wie ſie denen „glaͤubigen noch immer offen ſtehen/ folgender „maſſen im XI. cap. p. 61. u. f. Das auge GOt- „tes iſt in Moſe und in den kindern der Heili- „gen geweſen/ ſie haben im Geiſte GOttes ge- „ſehen und geredet/ und haben gleichwol nicht „das ſchauen der geiſtlichen geburth gehabt/ als „nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun- „der wuͤrcken/ als beym Moſe/ als er die wun- „der in Egypten thaͤte/ da ſtund ihm Magia di- „vina offen/ auff art und weiſe/ wie in der ſchoͤpf- „fung. Und das iſt auch eben der fall Lucifers „geweſen/ daß er wolte ein GOtt der natur „ſeyn/ und in der veꝛwandelung leben. Und dieſes „iſt auch eben der Heiden abgoͤtterey geweſen/ „in deme ſie die Magiſche geburt verſtunden/ „fielen ſie von dem einigen GOtt auff die Ma- „giſche geburt der natur/ und erwehlten ihnen „aus den kraͤfften der natur abgoͤtter. Um deſſen „willen iſt die ſchoͤpffung alſo dunckel geblieben/ „und hat GOtt ſeine kinder/ in denen das wah- „re licht geſchienen/ mit truͤbſal verdeckt/ daß ſie „ihnen nicht ſind ſelber offenbar worden. Alldie- „weil Adam auch nach deꝛſelben luſt Magiam zu „erkennen und zupruͤffen immaginirte, und „wolte ſeyn als GOTT/ ſo ließ es ihm doch „GOtt zu/ daß er ſein himmliſches bild mit der „eitelkeit der natur fuͤllte und gantz finſter und „irꝛdiſch machte/ wie Lucifer auch thaͤt mit dem „centro der natur/ da er aus einem Engel einen „teuffel machte. So will ich denn den leſer „dieſes gewarnet haben: daß er die Magiam recht „bꝛauche/ als in einem rechtē glauben uñ demuth „gegen Gott; und Turbam magnam nicht beruͤh- „re auff Magiſche art/ es gelange denn zu Gottes „ehre/ und menſchlichem heil zu gute. Denn wir „koͤñen mit wahrheit ſagen: daß das verbum fiat „noch heute im ſchaffen ſey: ob es wol nicht ſteꝛnē „und erde ſchafft/ ſo wuͤrcket es doch noch in der- „ſelben eigenſchafft/ formet und coagulirt; „der natur iſt alles moͤglich/ gleichwie ihr im „anfange iſt moͤglich geweſen/ ſteine und erde zu „gebaͤhren/ ſo wol ſternen und 4. elemente/ und „ſolche aus einem einigen grunde ausgefuͤhret „hat; Alſo iſts noch heute/ durch die ſtarcke be- „gierde (welche der Magiſche grund iſt) mag „alles vollbracht werden/ ſo man die natur in „ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle „weſen ſtehen in den 7. eigenſchafften: Wer „nun das weſen erkennt/ der kan es durch den- „ſelben geiſt derſelben eſſentz/ daraus es ein we- „ſen worden iſt/ in eine andere form transmu- „tiren. auch in ein ander weſen einfuͤhren/ und „alſo aus einem guten ein boͤſes/ und aus ei- „nem boͤſen ein gutes machen. Alle dinge zu ver- „aͤndern/ muß durch die gleichheit als duꝛch ſein „eigenes geſchehen: deñ das fremde iſt ſein feind/ „gleichwie die menſchheit muß durch die gleich- „heit in ſeiner verlohrnē heiligkeit deꝛ Goͤttl. we- „ſen heitwieder durch Goͤttliche weſenheit in der „gleichheit neugeborē werdē. Und wie der falſche „Magus den menſchen durch die incantation mit „der gleichheit beſchaͤdiget/ und ihm boͤſes in ſein „boͤſes (als in der gleichheit) durch die begierde „einfuͤhret: Und wie der rechte heilige glaub oder „Goͤttliche begierd auch in die gleichheit einge- „het/ und den menſchen dafuͤr beſchiꝛmet/ daß die „falſche begierde nicht hafftet. Alſo ſtehet al- „les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in ſei- „ne gleichheit eingefuͤhret werden: Und ſo es in ſeine gleichheit kommt/ ſo freuet es ſich in“ ſeiner gleichheit/ es ſey boͤſes oder gut/ und“ hebet an zu qualiſiciren: Wie man das am“ boͤſen und guten ſiehet. Jch ſetze ein exempel:“ Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ ſo“ wird ſich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-“ ruhet/ alſobald mit groſſer begierde anneh-“ men/ und ſich darinnen ſtaͤrcken und anfahen“ zu qualiſiciren/ und das wiedrige als das gu-“ te verderben und zerſtoͤren. Und was nun“ das boͤſe in ſeiner eigenſchafft thun kan/ das“ kan auch das gute in ſeiner eigenſchafft thun;“ wenn das vom grimm erloͤſet wird/ ſo mags“ ſeine gleichheit auch in die rechte wahre freude“ einfuͤhren. Endlich im gruͤndlichen bericht vom Goͤttli-“ chen und irꝛdiſchen Myſterio im 8. Text. p. 101.“ Alſo ſehen wir jetzt den urſprung zweyer reli-“ gionen/ daraus Babel eine Abgoͤttin iſt er-“ bohren/ und das an den Heiden und Juden.“ Denn in beyden iſt Babel/ und ſeynd zwey ge-“ ſchlecht in einem: Eines/ welches aus ſeiner“ vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-“ ſte) fuͤr ſich gehet/ und ſuchet ſich ſelber zu er-“ hoͤhen/ das machet ihm einen weg in ſeinem“ weſen/ denn ſein wille geht aus ſeiner eigenen“ ſucht/ und ſuchet ſeine magiam, als eine groſſe“ zahl zu ſeinem regiment/ eine vielheit/ und ge-“ het ſchlechts aus ſich/ vor ſich hin; ſein wille“ bleibet in ſeiner vielheit/ und iſt ſeiner vielheit“ GOtt und fuͤhrer. Und ob ihm der freye wil-“ le GOttes entgegen tritt und ſtraffet/ ſo heu-“ chelt der abgott doch nur dem freyen willen/“ als dem geiſte GOttes mit dem munde/ und“ ehret ſeinen eigenen willen in der zahl der viel-“ heit: Denn derſelbe wille iſt aus ſeinem ſchatz“ und aus ſeiner Magia erboren/ er begreiffet“ nicht den freyen willen GOttes/ und darum“ iſt er aus fleiſch und blut aus ſeiner eigenen“ natur geboren/ und iſt ein kind dieſer welt/ und“ haͤlt ſeinen ſchatz vor ſeine liebe; alſo iſt er jetzt“ ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn“ die zahl der vielheit/ als ſeine eigene Magia ver-“ wirren ihn/ daß er einer zahl ausgehet in viel;“ jetzt iſt die vielheit eine verwirrete Babel/ und“ ſein heuchliſcher mund/ damit er dem geiſte der“ einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein“ Antichriſt und luͤgner: Dañ anders redet er/ uñ“ anders thut er/ ſein heꝛtz iſt eine ſucht/ und ſeines“ hertzens geiſt hat ſich in die ſucht eingewendet.“ Alſo iſt der Magus der vielheit jetzt ein ſtol-“ tzer/ hoffaͤrtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ freſ-“ fer und ein geiſt aus der gebehrenden vielheit/“ und iſt ein falſcher Abgoͤtter: er hanget nicht“ dem freyen willen der natur an/ der da die“ macht der wunder in ſeiner gewalt hat/ und“ hat keinen verſtand in dem Goͤttlichen Myſte-“ rio: Denn er hanget demſelben geiſte nicht“ mit ſeinem willen an/ ſonſt ſo ſein wille in die“ freyheit gewendet waͤre/ ſo eroͤffnete der geiſt“ GOttes ſein Magiſch Myſterium, und ſtuͤn-“ den ſeine wunder und wercke mit ſeinem willen“ in GOtt. So aber ſie nun aus ſich ausgehen/“ ſo ſuchet der anfang das ende/ und das“ mittel iſt die Turba. Denn es ſtehet nicht im“ freyen willen GOttes/ ſondern es waͤchſet aus“ ſich ſelber/ und erhoͤhet ſich als ein ſtoltzer baum.“ Und ſo dann GOtt nur einig im willen iſt/“ und in der ewigen begierde/ als in der ewigen“ Magia einig iſt/ daß ſich die ſucht der ewigen“ Magiæ alſo nun in den ewigen willen ergiebt/“ und

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/462>, abgerufen am 27.11.2024.