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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "Christi/ die er in dem Evangelio seinen Christ-
"gläubigen Luc. XI. gethan/ da er unter andern
"sprach: Jhr/ die ihr böse seyd/ wisset gute gaben
"euren kindern zu geben/ wie viel mehr mein Va-
"ter im himmel wird den H. Geist geben allen de-
"nen/ die ihn darum bitten.

"Zum siebenden/ so laß dir auch nicht wenig
"angelegen seyn offt zu betrachten/ was dir
"Christus im Evangelio Johannis sagt/ c.
"VIII.
und XIV. So ihr thun wolt den willen
"meines Vaters im himmel/ so seyd ihr wahr-
"hafftig meine Jünger/ und wir wollen zu euch
"kommen und wohnung bey euch machen.

"Diese sieben puncten/ aus der Schrifft
"hieher gezogen/ so du sie von dem buchstaben in
"den Geist/ von todten worten in einen effectum
"und lebendige wirckung/ das ist/ in die practik
"wirst bringen/ so magstu endlich nicht irren/
"noch in Abgötterey/ oder andern unfall gera-
"then/ sondern du wirst dein begehren zu rechter
"zeit erlangen/ auch von deinem fürgesetzten ziel
"und ende nicht fallen/ GOTT wird dich auch
"selbst durch seinen Heiligen Geist lehren/ und
"in nutzbaren dingen in der wahrheit unterrich-
"ten/ nicht allein im traum/ sondern auch wa-
"chend in der contemplation, im lesen/ in gedan-
"cken und sinnen/ so wohl im wircken/ als in i-
"magination, &c.
Er wird dir auch seine hei-
"lige liebe Engel zu dienen geben und zuord-
"nen/ welche deine gehülffen/ lehrer und füh-
"rer seyn werden/ nicht allein zu deinem für-
"genommenen secret/ sondern auch in allen
"geheimnissen dieser welt; zu dem/ so du in ob-
"gemeldter practik bleibest und verharrest/ so
"wird er auch nicht allein den Geistern/ son-
"dern endlich auch aller creatur gebieten/ daß
"sie dir gehorchen/ dir unterthänig und dienst-
"bar sind/ also/ daß du mit gutem gewissen und
"mit den heiligen Aposteln sagen kanst/ dir
"seyen gehorsam die Geister/ Luc. X. Letzt-
"lich/ welches das allergröste und fürnehmste
"ist/ wirstu gewiß seyn/ daß dein name im him-
"mel geschrieben ist.

"Jm beschluß fasset er seine meinung sol-
"cher gestalt kurtz zusammen: p. 148. Gleich
"wie ein einiger GOTT ist/ von dem alles
"guts herfleust; also ist auch nur eine sünde/
"nemlich der ungehorsam wider den willen
"GOTTes und seine Gebot/ daher denn al-
"les böses kommt; also ist die furcht des HErrn
"der anfang der weißheit/ und des nützlichen
"gebrauchs der Magiae. Denn die furcht des
"HERRN folgt nach dem gehorsam und
"dem willen GOTTes/ dieser Gottesfurcht
"aber folgt alsdenn die gegenwärtigkeit Got-
"tes und des Heiligen Geistes/ darzu auch die
"dienstbarkeit der heiligen Engel und alle gute
"ding aus den unerschöpfflichen schätzen Got-
"tes/ denn wie im 144. Psalm geschrieben ste-
"het/ so ist der HERR nahe bey allen de-
"nen/ die ihn in der wahrheit anruffen/ den
"willen deren/ die ihn fürchten/ wird er voll-
"bringen/ und ihr Gebet erhören/ sie auch dazu
"selig machen. Aber die schädliche und ver-
"dammte Magia kommt daher/ wenn wir die
"furcht GOTTes aus unsern hertzen verlie-
"ren/ und die sünde über uns herrschen lassen/
"alsdenn ist bald vorhanden der Gott dieser
"welt/ und der Fürst der finsternis/ der einen
"solchen menschen mit seinem Gottlosen hei-
[Spaltenumbruch] ligthum unterweiset/ und weihet zum dienst"
seines höllischen reichs/ je nachdem er denjenigen"
zu einen der ämpter seines reichs ihm dienstlich"
und nützlich befindt; alsdenn wie eine spin-"
ne eine fliege überfällt/ die in ihrem netz be-"
henget ist; also auch der Teuffel verstrickt set-"
ne gefangene wildbret mit den stricken böser"
lüste und begierden/ biß er einen solchen end-"
lich gar aussaugt/ und abdörret zur materi"
und brennholtz des ewigen und höllischen"
feuers. Er thut aber solchen leuten eine zeit-"
lang guts/ bringt sie zu ehren/ und erhebt sie"
hoch/ damit sie hernach desto schwerlicher"
und greulicher wiederum herunter fallen/ und"
also gestürtzet werden: Derhalben/ günstiger"
lieber Leser/ erhebe nun die augen deines ge-"
müths jetzunder/ so du diß buch mit fleiß nun"
etliche mahl überlesen/ und in die practik dei-"
nes verstandes gebracht hast; erhebe deine"
augen/ sage ich/ und siehe dich um in aller-"
ley historien der Göttlichen und heydnischen"
schrifften; Siehe und betrachte auch sonst in"
der welt/ und habe acht nach meiner vorgeschrie-"
benen unterrichtung auf alles das/ was täglich"
geschicht und sich zuträgt/ so wirstu gewahr wer-"
den/ daß alles voller Magorum ist/ mehr böß"
denn gut/ nach der beyderley wissenschafft des"
guten und bösen/ wie in den ersten zweyen"
Aphorismis angezeige: ist." So weit gedach-
ter Autor der Magiae Veterum.

Von der Magia.

Wir wollen nun von dieser materi noch ein
und andere beschreibung aus dem vornehm-
sten Auctore solcher sachen selbst auszeichnen/
nemlich dem im 16. buch beschriebenen Theo-
phrasto Paracelso,
dessen eigene worte hievon
folgende sind/ und zwar erstlich/ da er die hi-
storie und ursprung der wahren Magiae nebenst
ihrer beschreibung und dem unterscheid von der
falschen Magia also entdecket in der Aurora
Philosophorum
im Appendice seiner Chirur-
gi
schen schrifften/ cap. 1. 2. und 3. p. 78. u. f. Es
haben jederzeit die Chaldäer/ Hebreer/ Perser"
und Egypter neben der Theologi je und unter-"
richtung in Göttlichen sachen/ auch die frey-"
en natürlichen künste ihren Vorstehern/ O-"
bristen und Hohenpriestern/ als die höchste"
Philosophey und weißheit/ zu erlernen vorge-"
legt. Eben also geschah es auch zu Mosis"
zeiten/ da zu Priestern erwehlet worden seynd"
so wol Medici und Artzeney-erfahrne/ als Ma-"
gi
und Natur-kündiger/ diese/ als die so da"
urtheilen möchten über die gesundheit-son-"
derlich in erkäntnis des aussatzes/ jene in vor-"
schreibung der artzeney zu erhaltung menschli-"
cher wohlfahrt. So ware auch Moses selb-"
sten durch fleißige fürsorge und vorschub der"
tochter Pharaonis in der Egyptier schul in"
allerhand guten künsten instituiret und un-"
terrichtet/ dermassen/ daß er ausbündig wür-"
de in weißheit/ wie Act. VI. 22 zu ersehen ist."
Ebener gestalt hatte auch Daniel von kind-"
heit auf die kunst und lehren der Chaldeer"
gesehen/ indem er neben seinen dreyen Gesellen"
3. jahrlang in den Chaldeischen schrifften und"
sprachen unterrichtet war. Wie denn solches"
seine weissagung und auslegung der worte"
Mene Mene, Tekel phares Dan. V. 26. bezeu-"
get/ so geschchen 3429. jahr nach erschaffung"
der welt. Welche wort durch Propherischen"

Geist

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „Chriſti/ die er in dem Evangelio ſeinen Chriſt-
„glaͤubigen Luc. XI. gethan/ da er unter andern
„ſprach: Jhr/ die ihr boͤſe ſeyd/ wiſſet gute gaben
„eurẽ kindern zu geben/ wie viel mehr mein Va-
„ter im himmel wird den H. Geiſt geben allen de-
„nen/ die ihn darum bitten.

„Zum ſiebenden/ ſo laß dir auch nicht wenig
„angelegen ſeyn offt zu betrachten/ was dir
„Chriſtus im Evangelio Johannis ſagt/ c.
„VIII.
und XIV. So ihr thun wolt den willen
„meines Vaters im himmel/ ſo ſeyd ihr wahr-
„hafftig meine Juͤnger/ und wir wollen zu euch
„kommen und wohnung bey euch machen.

„Dieſe ſieben puncten/ aus der Schrifft
„hieher gezogen/ ſo du ſie von dem buchſtaben in
„den Geiſt/ von todten worten in einen effectum
„und lebendige wirckung/ das iſt/ in die practik
„wirſt bringen/ ſo magſtu endlich nicht irren/
„noch in Abgoͤtterey/ oder andern unfall gera-
„then/ ſondern du wirſt dein begehren zu rechter
„zeit erlangen/ auch von deinem fuͤrgeſetzten ziel
„und ende nicht fallen/ GOTT wird dich auch
„ſelbſt durch ſeinen Heiligen Geiſt lehren/ und
„in nutzbaren dingen in der wahrheit unterrich-
„ten/ nicht allein im traum/ ſondern auch wa-
„chend in der contemplation, im leſen/ in gedan-
„cken und ſinnen/ ſo wohl im wircken/ als in i-
„magination, &c.
Er wird dir auch ſeine hei-
„lige liebe Engel zu dienen geben und zuord-
„nen/ welche deine gehuͤlffen/ lehrer und fuͤh-
„rer ſeyn werden/ nicht allein zu deinem fuͤr-
„genommenen ſecret/ ſondern auch in allen
„geheimniſſen dieſer welt; zu dem/ ſo du in ob-
„gemeldter practik bleibeſt und verharreſt/ ſo
„wird er auch nicht allein den Geiſtern/ ſon-
„dern endlich auch aller creatur gebieten/ daß
„ſie dir gehorchen/ dir unterthaͤnig und dienſt-
„bar ſind/ alſo/ daß du mit gutem gewiſſen und
„mit den heiligen Apoſteln ſagen kanſt/ dir
„ſeyen gehorſam die Geiſter/ Luc. X. Letzt-
„lich/ welches das allergroͤſte und fuͤrnehmſte
„iſt/ wirſtu gewiß ſeyn/ daß dein name im him-
„mel geſchrieben iſt.

„Jm beſchluß faſſet er ſeine meinung ſol-
„cher geſtalt kurtz zuſammen: p. 148. Gleich
„wie ein einiger GOTT iſt/ von dem alles
„guts herfleuſt; alſo iſt auch nur eine ſuͤnde/
„nemlich der ungehorſam wider den willen
„GOTTes und ſeine Gebot/ daher denn al-
„les boͤſes kommt; alſo iſt die furcht des HErrn
„der anfang der weißheit/ und des nuͤtzlichen
„gebrauchs der Magiæ. Denn die furcht des
HERRN folgt nach dem gehorſam und
„dem willen GOTTes/ dieſer Gottesfurcht
„aber folgt alsdenn die gegenwaͤrtigkeit Got-
„tes und des Heiligen Geiſtes/ darzu auch die
„dienſtbarkeit der heiligen Engel und alle gute
„ding aus den unerſchoͤpfflichen ſchaͤtzen Got-
„tes/ denn wie im 144. Pſalm geſchrieben ſte-
„het/ ſo iſt der HERR nahe bey allen de-
„nen/ die ihn in der wahrheit anruffen/ den
„willen deren/ die ihn fuͤrchten/ wird er voll-
„bringen/ und ihr Gebet erhoͤren/ ſie auch dazu
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„dammte Magia kommt daher/ wenn wir die
„furcht GOTTes aus unſern hertzen verlie-
„ren/ und die ſuͤnde uͤber uns herrſchen laſſen/
„alsdenn iſt bald vorhanden der Gott dieſer
„welt/ und der Fuͤrſt der finſternis/ der einen
„ſolchen menſchen mit ſeinem Gottloſen hei-
[Spaltenumbruch] ligthum unterweiſet/ und weihet zum dienſt“
ſeines hoͤlliſchen reichs/ je nachdem er denjenigẽ“
zu einẽ der aͤmpter ſeines reichs ihm dienſtlich“
und nuͤtzlich befindt; alsdenn wie eine ſpin-“
ne eine fliege uͤberfaͤllt/ die in ihrem netz be-“
henget iſt; alſo auch der Teuffel verſtrickt ſet-“
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lich gar ausſaugt/ und abdoͤrret zur materi
und brennholtz des ewigen und hoͤlliſchen“
feuers. Er thut aber ſolchen leuten eine zeit-“
lang guts/ bringt ſie zu ehren/ und erhebt ſie“
hoch/ damit ſie hernach deſto ſchwerlicher“
und greulicher wiederum herunter fallen/ und“
alſo geſtuͤrtzet werden: Derhalben/ guͤnſtiger“
lieber Leſer/ erhebe nun die augen deines ge-“
muͤths jetzunder/ ſo du diß buch mit fleiß nun“
etliche mahl uͤberleſen/ und in die practik dei-“
nes verſtandes gebracht haſt; erhebe deine“
augen/ ſage ich/ und ſiehe dich um in aller-“
ley hiſtorien der Goͤttlichen und heydniſchen“
ſchrifften; Siehe und betrachte auch ſonſt in“
der welt/ uñ habe acht nach meiner vorgeſchrie-“
benen unterrichtung auf alles das/ was taͤglich“
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den/ daß alles voller Magorum iſt/ mehr boͤß“
denn gut/ nach der beyderley wiſſenſchafft des“
guten und boͤſen/ wie in den erſten zweyen“
Aphoriſmis angezeige: iſt.‟ So weit gedach-
ter Autor der Magiæ Veterum.

Von der Magia.

Wir wollen nun von dieſer materi noch ein
und andere beſchreibung aus dem vornehm-
ſten Auctore ſolcher ſachen ſelbſt auszeichnen/
nemlich dem im 16. buch beſchriebenen Theo-
phraſto Paracelſo,
deſſen eigene worte hievon
folgende ſind/ und zwar erſtlich/ da er die hi-
ſtorie und urſprung der wahren Magiæ nebenſt
ihrer beſchreibung und dem unterſcheid von der
falſchen Magia alſo entdecket in der Aurora
Philoſophorum
im Appendice ſeiner Chirur-
gi
ſchen ſchrifften/ cap. 1. 2. und 3. p. 78. u. f. Es
haben jederzeit die Chaldaͤer/ Hebreer/ Perſer“
und Egypter neben der Theologi je uñ unter-“
richtung in Goͤttlichen ſachen/ auch die frey-“
en natuͤrlichen kuͤnſte ihren Vorſtehern/ O-“
briſten und Hohenprieſtern/ als die hoͤchſte“
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legt. Eben alſo geſchah es auch zu Moſis“
zeiten/ da zu Prieſtern erwehlet worden ſeynd“
ſo wol Medici und Artzeney-erfahrne/ als Ma-“
gi
und Natur-kuͤndiger/ dieſe/ als die ſo da“
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de in weißheit/ wie Act. VI. 22 zu erſehen iſt.“
Ebener geſtalt hatte auch Daniel von kind-“
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3. jahrlang in den Chaldeiſchen ſchrifften und“
ſprachen unterrichtet war. Wie denn ſolches“
ſeine weiſſagung und auslegung der worte“
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der welt. Welche wort durch Propheriſchen“

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[162/0458] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „Chriſti/ die er in dem Evangelio ſeinen Chriſt- „glaͤubigen Luc. XI. gethan/ da er unter andern „ſprach: Jhr/ die ihr boͤſe ſeyd/ wiſſet gute gaben „eurẽ kindern zu geben/ wie viel mehr mein Va- „ter im himmel wird den H. Geiſt geben allen de- „nen/ die ihn darum bitten. „Zum ſiebenden/ ſo laß dir auch nicht wenig „angelegen ſeyn offt zu betrachten/ was dir „Chriſtus im Evangelio Johannis ſagt/ c. „VIII. und XIV. So ihr thun wolt den willen „meines Vaters im himmel/ ſo ſeyd ihr wahr- „hafftig meine Juͤnger/ und wir wollen zu euch „kommen und wohnung bey euch machen. „Dieſe ſieben puncten/ aus der Schrifft „hieher gezogen/ ſo du ſie von dem buchſtaben in „den Geiſt/ von todten worten in einen effectum „und lebendige wirckung/ das iſt/ in die practik „wirſt bringen/ ſo magſtu endlich nicht irren/ „noch in Abgoͤtterey/ oder andern unfall gera- „then/ ſondern du wirſt dein begehren zu rechter „zeit erlangen/ auch von deinem fuͤrgeſetzten ziel „und ende nicht fallen/ GOTT wird dich auch „ſelbſt durch ſeinen Heiligen Geiſt lehren/ und „in nutzbaren dingen in der wahrheit unterrich- „ten/ nicht allein im traum/ ſondern auch wa- „chend in der contemplation, im leſen/ in gedan- „cken und ſinnen/ ſo wohl im wircken/ als in i- „magination, &c. Er wird dir auch ſeine hei- „lige liebe Engel zu dienen geben und zuord- „nen/ welche deine gehuͤlffen/ lehrer und fuͤh- „rer ſeyn werden/ nicht allein zu deinem fuͤr- „genommenen ſecret/ ſondern auch in allen „geheimniſſen dieſer welt; zu dem/ ſo du in ob- „gemeldter practik bleibeſt und verharreſt/ ſo „wird er auch nicht allein den Geiſtern/ ſon- „dern endlich auch aller creatur gebieten/ daß „ſie dir gehorchen/ dir unterthaͤnig und dienſt- „bar ſind/ alſo/ daß du mit gutem gewiſſen und „mit den heiligen Apoſteln ſagen kanſt/ dir „ſeyen gehorſam die Geiſter/ Luc. X. Letzt- „lich/ welches das allergroͤſte und fuͤrnehmſte „iſt/ wirſtu gewiß ſeyn/ daß dein name im him- „mel geſchrieben iſt. „Jm beſchluß faſſet er ſeine meinung ſol- „cher geſtalt kurtz zuſammen: p. 148. Gleich „wie ein einiger GOTT iſt/ von dem alles „guts herfleuſt; alſo iſt auch nur eine ſuͤnde/ „nemlich der ungehorſam wider den willen „GOTTes und ſeine Gebot/ daher denn al- „les boͤſes kommt; alſo iſt die furcht des HErrn „der anfang der weißheit/ und des nuͤtzlichen „gebrauchs der Magiæ. Denn die furcht des „HERRN folgt nach dem gehorſam und „dem willen GOTTes/ dieſer Gottesfurcht „aber folgt alsdenn die gegenwaͤrtigkeit Got- „tes und des Heiligen Geiſtes/ darzu auch die „dienſtbarkeit der heiligen Engel und alle gute „ding aus den unerſchoͤpfflichen ſchaͤtzen Got- „tes/ denn wie im 144. Pſalm geſchrieben ſte- „het/ ſo iſt der HERR nahe bey allen de- „nen/ die ihn in der wahrheit anruffen/ den „willen deren/ die ihn fuͤrchten/ wird er voll- „bringen/ und ihr Gebet erhoͤren/ ſie auch dazu „ſelig machen. Aber die ſchaͤdliche und ver- „dammte Magia kommt daher/ wenn wir die „furcht GOTTes aus unſern hertzen verlie- „ren/ und die ſuͤnde uͤber uns herrſchen laſſen/ „alsdenn iſt bald vorhanden der Gott dieſer „welt/ und der Fuͤrſt der finſternis/ der einen „ſolchen menſchen mit ſeinem Gottloſen hei- ligthum unterweiſet/ und weihet zum dienſt“ ſeines hoͤlliſchen reichs/ je nachdem er denjenigẽ“ zu einẽ der aͤmpter ſeines reichs ihm dienſtlich“ und nuͤtzlich befindt; alsdenn wie eine ſpin-“ ne eine fliege uͤberfaͤllt/ die in ihrem netz be-“ henget iſt; alſo auch der Teuffel verſtrickt ſet-“ ne gefangene wildbret mit den ſtricken boͤſer“ luͤſte und begierden/ biß er einen ſolchen end-“ lich gar ausſaugt/ und abdoͤrret zur materi“ und brennholtz des ewigen und hoͤlliſchen“ feuers. Er thut aber ſolchen leuten eine zeit-“ lang guts/ bringt ſie zu ehren/ und erhebt ſie“ hoch/ damit ſie hernach deſto ſchwerlicher“ und greulicher wiederum herunter fallen/ und“ alſo geſtuͤrtzet werden: Derhalben/ guͤnſtiger“ lieber Leſer/ erhebe nun die augen deines ge-“ muͤths jetzunder/ ſo du diß buch mit fleiß nun“ etliche mahl uͤberleſen/ und in die practik dei-“ nes verſtandes gebracht haſt; erhebe deine“ augen/ ſage ich/ und ſiehe dich um in aller-“ ley hiſtorien der Goͤttlichen und heydniſchen“ ſchrifften; Siehe und betrachte auch ſonſt in“ der welt/ uñ habe acht nach meiner vorgeſchrie-“ benen unterrichtung auf alles das/ was taͤglich“ geſchicht uñ ſich zutraͤgt/ ſo wirſtu gewahr wer-“ den/ daß alles voller Magorum iſt/ mehr boͤß“ denn gut/ nach der beyderley wiſſenſchafft des“ guten und boͤſen/ wie in den erſten zweyen“ Aphoriſmis angezeige: iſt.‟ So weit gedach- ter Autor der Magiæ Veterum. Von der Magia. Wir wollen nun von dieſer materi noch ein und andere beſchreibung aus dem vornehm- ſten Auctore ſolcher ſachen ſelbſt auszeichnen/ nemlich dem im 16. buch beſchriebenen Theo- phraſto Paracelſo, deſſen eigene worte hievon folgende ſind/ und zwar erſtlich/ da er die hi- ſtorie und urſprung der wahren Magiæ nebenſt ihrer beſchreibung und dem unterſcheid von der falſchen Magia alſo entdecket in der Aurora Philoſophorum im Appendice ſeiner Chirur- giſchen ſchrifften/ cap. 1. 2. und 3. p. 78. u. f. Es haben jederzeit die Chaldaͤer/ Hebreer/ Perſer“ und Egypter neben der Theologi je uñ unter-“ richtung in Goͤttlichen ſachen/ auch die frey-“ en natuͤrlichen kuͤnſte ihren Vorſtehern/ O-“ briſten und Hohenprieſtern/ als die hoͤchſte“ Philoſophey und weißheit/ zu erlernen vorge-“ legt. Eben alſo geſchah es auch zu Moſis“ zeiten/ da zu Prieſtern erwehlet worden ſeynd“ ſo wol Medici und Artzeney-erfahrne/ als Ma-“ gi und Natur-kuͤndiger/ dieſe/ als die ſo da“ urtheilen moͤchten uͤber die geſundheit-ſon-“ derlich in erkaͤntnis des auſſatzes/ jene in vor-“ ſchreibung der artzeney zu erhaltung menſchli-“ cher wohlfahrt. So ware auch Moſes ſelb-“ ſten durch fleißige fuͤrſorge und vorſchub der“ tochter Pharaonis in der Egyptier ſchul in“ allerhand guten kuͤnſten inſtituiret und un-“ terrichtet/ dermaſſen/ daß er ausbuͤndig wuͤr-“ de in weißheit/ wie Act. VI. 22 zu erſehen iſt.“ Ebener geſtalt hatte auch Daniel von kind-“ heit auf die kunſt und lehren der Chaldeer“ geſehen/ indem er neben ſeinen dreyen Geſellen“ 3. jahrlang in den Chaldeiſchen ſchrifften und“ ſprachen unterrichtet war. Wie denn ſolches“ ſeine weiſſagung und auslegung der worte“ Mene Mene, Tekel phares Dan. V. 26. bezeu-“ get/ ſo geſchchen 3429. jahr nach erſchaffung“ der welt. Welche wort durch Propheriſchen“ Geiſt

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/458>, abgerufen am 20.11.2024.