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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum.
[Spaltenumbruch] liche totius terrae, dadurch sie denn leichtlich die/
kranckheit finden mögen/ und curiren. Uber
das alles aber hat GOtt dem menschen noch ein
höhers universal mitgetheilet/ darinn nicht al-
lein eines elements/ sondern aller elementen tu-
gend und quinta essentia machinae mundi, ver-
borgen liegt/ also/ daß nichts höhers in der na-
tur dem menschlichen leib mag zu gutem erfun-
den werden/ und ist auch dem menschlichen leib
nichts verwandters oder mehrers weder dassel-
big; denn wenn er dasselbig einnimmt/ so nimmt er
ein die quintam essentiam und die gantze regene-
rir
te neue welt/ welche die alte zerstörliche welt/
das ist den menschen aus ihrer regeneration wie-
der renovirt/ das zerbrochene restauriret, das
überflüßige verzehrt/ das mangelhaffte
ergäntzet/ und den gantzen microcosmum in das
recht temperamentum bringt/ und darinnen er-
hält/ biß zum bestimmten ziel des todes/ der we-
gen der sunden auffgesetzt ist/ und nicht allein
den menschen/ sondern alle ihm verwandte cör-
per/ curiret und heilet er von der kranckheit/
und aussatz/ und bringts in ihr recht tempera-
mentum.
Also alle vollkommene metall curirt
er/ und transmutirt sie in den aller beständig-
sten leib des solis.

Solche gemeldte artzeney ist in sole so hoch/
von wegen der temperatur der tinctur, das zum
cörper des solis verschlossen/ also/ daß nicht mög-
lich ist ohne mittel/ welches den cörper oder casten
der tinctur zu vorher verstöre/ dieselbige heraus
zu nehmen/ daß sie zu nutz können gebraucht werden.

Die hohe artzeney oder tinctur, so im cörper
des orts verschlossen liegt/ kan billig der
GOttheit/ so im himmel uns menschen nach
dem fall versperrt war/ verglichen werden.
Denn gleichwie GOtt der anfang selbst ist/ und
keines dinges bedarff/ sondern alle andere dinge
sein bedörffen: Also ist auch die Philosophische
sol das ist/ die tinctur, oder quinta essentia des
solis, der anfang und vater aller metallen/ und
bedarff ihr keins/ aber sie alle bedürffen seiner/
aus ursachen/ denn gleich wie der mensch erstlich
gantz schon und herrlich ist erschaffen gewesen/
aber durch den fall verdunckelt und sterblich wor-
den/ und deswegen auch alle ihre kinder sterblich
werden/ und derhalben eines erlösers wol be-
dörfft: also sind auch alle metall von ihrem ersten
anfang her/ durch ihren vater/ dasist/ die tinctur,
so in sole verschlossen ist/ gantzschön und unzer-
störlich erschaffen worden: Adde exemplum
aus dem Ritter-krieg.

Es zeuget ein König mit einer Königin etli-
che kinder/ etliche aber waren schön und etliche
waren ungestalt/ und es ist die ursach: Dieweil
ihre mutter die Königin fremder liebe pflag/ das
ist/ daß sie in ihrem ersten stand nicht blieben/ son-
dern durch die bewegung der element sich verun-
reiniget hat/ so sind derohalben ihre leiber der zer-
brechligkeit unterworffen worden/ doch eins
mehr als das andere. Nach dem sie aber die
mutter hart verunreiniget/ und seine element in
ein ungleich gegeben haben/ dadurch könten sie
durch ein schlecht accidentalisch wasser entzün-
det/ ihren eigenen leib verbrennen/ also daß der
luciferisch unrein fremde/ von der mutter ange-
nommene sulphur sein corpus anzündet/ ver-
brennt/ und demnach sein seel/ so ihm von dem
vater der Philosophie sohn in der ersten bewegung
eingegossen worden/ von einander separiret/ und
der lufft auffgeopffert/ und gleichwie sich Gott
[Spaltenumbruch] über den gefallenen menschen erbarmet/ und da-
mit das Göttliche/ die seel nemlichen/ nicht ewig
in dem corrumpirten leibe wohnen und seyn dörf-
te/ und ewig voneinander abgesondert/ oder mit
einander verlohren seyn müssen/ sondern stäts
bey einander seyn und wohnen möchten/ dero-
wegen ihme seinem sohn/ als die mittel-person
der GOttheit verheissen/ daß er ihme wolle aus-
erwöhlen und bereiten ein reines unbeflecktes
weib/ und ihn daselbst durch den H. Geist/ als
die dritte person der Gottheit/ senden den Sohn
GOttes/ welcher sich mit den weiblichen samen
der menschheit vereiniget/ und hernach ein wah-
rer GOtt und mensch geboren werden sollt/
welcher sich für den sündigen menschen auffopf-
fern/ und durch den tod sie vom ewigen tod wie-
derum erlösen/ und mit sich in das himmlische
reich erheben wird.

Also ist auch hie mit den metallen zu verste-
hen/ daß nicht das ewig unsterblich etc. der
tinctur, so sie inwendig unsichtbar auch etwas
bemackelt haben/ nicht ewig in dem unreinen lei-
be wohnen/ oder wenn sie durch das occidenta-
li
sche feuer zerstört/ nicht zerstört/ nicht ewig von
einander abgesondert seyn dörften/ so erbarmt sich
der vater der metallen der Philosophie sohn über
sein gefallen kind/ hat ihn aus dem samen des
weibes/ das ist/ Mercurii, durch die circulation
der elementen eine reine unbefleckte mutter/ den
wahren Philosophischen Mercurium/ der billich
der Jungfrauen Maria verglichen wird/ nicht
Evä/ sondern Mariä/ der die güldene kron von der
Trinität aufgesetzt worden/ in visceribus terrae
sublimirt, subtilirt
und in ein rein Mercuria-
li
sch feuer bereitet hat/ ihr auch die mittel-seel
der gantzen natur; welcher der Philosophie sohn
so noch verwandt ist/ als der geist der frauen in
matrice der menschlichen seel mitgetheilt/ diese
reine unbefleckte Jungfrau oder Mercurius, und
nicht der gemein/ schleust den andern Metallen
den himmel der GOttheit auff/ damit sie den
glantz der Philosophey sohn empfinden mögen/
denn das gold seine hohe essentz/ und der sohn ewig
in seinen himmlischen leib verschlossen hat/ und
keinem ertz mittheilt von seiner essentz/ wo nicht
diese reine unbefleckte Jungfrau vorhanden wäre.

Gleichwie nun Maria übernatürlicher/ un-
sichtbarlicher weiß durch den H. Geist em-
pfangen hat den Sohn GOttes/ vom Vatter
verheissen: Also hat unsere reine Jungfrau der
Philosophische Mercurius wunderbarlicher
weiß/ durch den H. Geist/ das ist/ allhie durch
den Spiritum Mercurii, so in sole ist/ oder daß
der Sulphur/ als der mittler und licht des Va-
ters/ die hohe quinta Essentia aller ding wieder
neu geboren; wie aber solche empfängniß zu-
gangen/ merck also: So Maria nicht gantz rein
von sünden gewesen wäre/ und die seele samt dem
geist GOTTes/ der einer jeden frauen/ wie in
der schöpffung gemeldt/ in der Mutter schwe-
bend/ nicht gehabt/ hätte sie den Sohn GOt-
tes nicht empfangen mögen/ denn durch die see-
le erkant sie Gott/ und glaubet Gott/ und durch
den geist GOttes ward sie in der Mutter/ aus
verwilligung der reinen seelen/ überschattet/ und
dadurch der Sohn GOttes in ihren keuschen
leib unsichtbar/ magisch aus verwilligung der
seelen durch den geist GOttes geführt/ alda
sie Gott-und menschheit mit einander vereinigt.

Also auch wann unser Mercurius oder Phi-

loso-
U 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum.
[Spaltenumbruch] liche totius terræ, dadurch ſie denn leichtlich die/
kranckheit finden moͤgen/ und curiren. Uber
das alles aber hat GOtt dem menſchen noch ein
hoͤhers univerſal mitgetheilet/ dariñ nicht al-
lein eines elements/ ſondern aller elementen tu-
gend und quinta eſſentia machinæ mundi, ver-
borgen liegt/ alſo/ daß nichts hoͤhers in der na-
tur dem menſchlichen leib mag zu gutem erfun-
den werden/ und iſt auch dem menſchlichen leib
nichts verwandters oder mehrers weder daſſel-
big; denn wenn er daſſelbig einnimmt/ ſo nim̃t er
ein die quintam eſſentiam und die gantze regene-
rir
te neue welt/ welche die alte zerſtoͤrliche welt/
das iſt den menſchen aus ihreꝛ regeneration wie-
der renovirt/ das zerbrochene reſtauriret, das
uͤberfluͤßige verzehrt/ das mangelhaffte
ergaͤntzet/ und den gantzen microcoſmum in das
recht temperamentum bringt/ und darinnen er-
haͤlt/ biß zum beſtimmten ziel des todes/ der we-
gen der ſũnden auffgeſetzt iſt/ und nicht allein
den menſchen/ ſondern alle ihm verwandte coͤr-
per/ curiret und heilet er von der kranckheit/
und auſſatz/ und bringts in ihr recht tempera-
mentum.
Alſo alle vollkommene metall curirt
er/ und transmutirt ſie in den aller beſtaͤndig-
ſten leib des ſolis.

Solche gemeldte artzeney iſt in ſole ſo hoch/
von wegen der temperatur der tinctur, das zum
coͤrper des ſolis verſchloſſen/ alſo/ daß nicht moͤg-
lich iſt ohne mittel/ welches den coͤꝛpeꝛ odeꝛ caſten
der tinctur zu vorher verſtoͤre/ dieſelbige heraus
zu nehmẽ/ daß ſie zu nutz koͤñen gebraucht werdẽ.

Die hohe artzeney oder tinctur, ſo im coͤrper
des orts verſchloſſen liegt/ kan billig der
GOttheit/ ſo im himmel uns menſchen nach
dem fall verſperꝛt war/ verglichen werden.
Denn gleichwie GOtt der anfang ſelbſt iſt/ und
keines dinges bedarff/ ſondern alle andere dinge
ſein bedoͤrffen: Alſo iſt auch die Philoſophiſche
ſol das iſt/ die tinctur, oder quinta eſſentia des
ſolis, der anfang und vater aller metallen/ und
bedarff ihr keins/ aber ſie alle beduͤrffen ſeiner/
aus urſachen/ denn gleich wie der menſch erſtlich
gantz ſchon und herꝛlich iſt erſchaffen geweſen/
aber duꝛch den fall verdunckelt und ſteꝛblich woꝛ-
den/ und deswegen auch alle ihre kinder ſterblich
werden/ und derhalben eines erloͤſers wol be-
doͤrfft: alſo ſind auch alle metall von ihrem erſten
anfang her/ durch ihren vater/ dasiſt/ die tinctur,
ſo in ſole verſchloſſen iſt/ gantzſchoͤn und unzer-
ſtoͤrlich erſchaffen worden: Adde exemplum
aus dem Ritter-krieg.

Es zeuget ein Koͤnig mit einer Koͤnigin etli-
che kinder/ etliche aber waren ſchoͤn und etliche
waren ungeſtalt/ und es iſt die urſach: Dieweil
ihre mutter die Koͤnigin fremder liebe pflag/ das
iſt/ daß ſie in ihꝛem eꝛſten ſtand nicht blieben/ ſon-
dern durch die bewegung der element ſich verun-
reiniget hat/ ſo ſind deꝛohalben ihre leiber der zer-
brechligkeit unterworffen worden/ doch eins
mehr als das andere. Nach dem ſie aber die
mutter hart verunreiniget/ und ſeine element in
ein ungleich gegeben haben/ dadurch koͤnten ſie
durch ein ſchlecht accidentaliſch waſſer entzuͤn-
det/ ihren eigenen leib verbrennen/ alſo daß der
luciferiſch unrein fremde/ von der mutter ange-
nommene ſulphur ſein corpus anzuͤndet/ ver-
brennt/ und demnach ſein ſeel/ ſo ihm von dem
vater deꝛ Philoſophie ſohn in der erſtẽ bewegung
eingegoſſen woꝛden/ von einander ſepariret/ und
der lufft auffgeopffert/ und gleichwie ſich Gott
[Spaltenumbruch] uͤber den gefallenen menſchen erbarmet/ und da-
mit das Goͤttliche/ die ſeel nemlichen/ nicht ewig
in dem corrumpirten leibe wohnen uñ ſeyn doͤrf-
te/ und ewig voneinander abgeſondert/ oder mit
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bey einander ſeyn und wohnen moͤchten/ dero-
wegen ihme ſeinem ſohn/ als die mittel-perſon
der GOttheit verheiſſen/ daß er ihme wolle aus-
erwoͤhlen und bereiten ein reines unbeflecktes
weib/ und ihn daſelbſt durch den H. Geiſt/ als
die dritte perſon der Gottheit/ ſenden den Sohn
GOttes/ welcher ſich mit den weiblichen ſamen
der menſchheit vereiniget/ und hernach ein wah-
rer GOtt und menſch geboren werden ſollt/
welcher ſich fuͤr den ſuͤndigen menſchen auffopf-
fern/ und durch den tod ſie vom ewigen tod wie-
derum erloͤſen/ und mit ſich in das himmliſche
reich erheben wird.

Alſo iſt auch hie mit den metallen zu verſte-
hen/ daß nicht das ewig unſterblich ꝛc. der
tinctur, ſo ſie inwendig unſichtbar auch etwas
bemackelt haben/ nicht ewig in dem unreinen lei-
be wohnen/ oder wenn ſie durch das occidenta-
li
ſche feuer zerſtoͤrt/ nicht zerſtoͤrt/ nicht ewig von
einander abgeſondeꝛt ſeyn doͤrftẽ/ ſo erbarmt ſich
der vateꝛ der metallen der Philoſophie ſohn uͤbeꝛ
ſein gefallen kind/ hat ihn aus dem ſamen des
weibes/ das iſt/ Mercurii, durch die circulation
der elementen eine reine unbefleckte mutter/ den
wahren Philoſophiſchen Mercurium/ der billich
der Jungfrauen Maria verglichen wird/ nicht
Evaͤ/ ſondeꝛn Maꝛiaͤ/ der die guͤldene kꝛon von deꝛ
Trinitaͤt aufgeſetzt worden/ in viſceribus terræ
ſublimirt, ſubtilirt
und in ein rein Mercuria-
li
ſch feuer bereitet hat/ ihr auch die mittel-ſeel
der gantzen natur; welcher der Philoſophie ſohn
ſo noch verwandt iſt/ als der geiſt der frauen in
matrice der menſchlichen ſeel mitgetheilt/ dieſe
reine unbefleckte Jungfrau oder Mercurius, und
nicht der gemein/ ſchleuſt den andern Metallen
den himmel der GOttheit auff/ damit ſie den
glantz der Philoſophey ſohn empfinden moͤgen/
deñ das gold ſeine hohe eſſentz/ uñ der ſohn ewig
in ſeinen himmliſchen leib verſchloſſen hat/ und
keinem ertz mittheilt von ſeiner eſſentz/ wo nicht
dieſe reine unbefleckte Jungfrau vorhandẽ waͤre.

Gleichwie nun Maria uͤbernatuͤrlicher/ un-
ſichtbarlicher weiß durch den H. Geiſt em-
pfangen hat den Sohn GOttes/ vom Vatter
verheiſſen: Alſo hat unſere reine Jungfrau der
Philoſophiſche Mercurius wunderbarlicher
weiß/ durch den H. Geiſt/ das iſt/ allhie durch
den Spiritum Mercurii, ſo in ſole iſt/ oder daß
der Sulphur/ als der mittler und licht des Va-
ters/ die hohe quinta Eſſentia aller ding wieder
neu geboren; wie aber ſolche empfaͤngniß zu-
gangen/ merck alſo: So Maria nicht gantz rein
von ſuͤnden geweſen waͤꝛe/ und die ſeele ſamt dem
geiſt GOTTes/ der einer jeden frauen/ wie in
der ſchoͤpffung gemeldt/ in der Mutter ſchwe-
bend/ nicht gehabt/ haͤtte ſie den Sohn GOt-
tes nicht empfangen moͤgen/ denn durch die ſee-
le erkant ſie Gott/ und glaubet Gott/ und durch
den geiſt GOttes ward ſie in der Mutter/ aus
verwilligung der reinen ſeelen/ uͤberſchattet/ und
dadurch der Sohn GOttes in ihren keuſchen
leib unſichtbar/ magiſch aus verwilligung der
ſeelen durch den geiſt GOttes gefuͤhrt/ alda
ſie Gott-und menſchheit mit einander vereinigt.

Alſo auch wann unſer Mercurius oder Phi-

loſo-
U 3
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[157/0453] Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum. liche totius terræ, dadurch ſie denn leichtlich die/ kranckheit finden moͤgen/ und curiren. Uber das alles aber hat GOtt dem menſchen noch ein hoͤhers univerſal mitgetheilet/ dariñ nicht al- lein eines elements/ ſondern aller elementen tu- gend und quinta eſſentia machinæ mundi, ver- borgen liegt/ alſo/ daß nichts hoͤhers in der na- tur dem menſchlichen leib mag zu gutem erfun- den werden/ und iſt auch dem menſchlichen leib nichts verwandters oder mehrers weder daſſel- big; denn wenn er daſſelbig einnimmt/ ſo nim̃t er ein die quintam eſſentiam und die gantze regene- rirte neue welt/ welche die alte zerſtoͤrliche welt/ das iſt den menſchen aus ihreꝛ regeneration wie- der renovirt/ das zerbrochene reſtauriret, das uͤberfluͤßige verzehrt/ das mangelhaffte ergaͤntzet/ und den gantzen microcoſmum in das recht temperamentum bringt/ und darinnen er- haͤlt/ biß zum beſtimmten ziel des todes/ der we- gen der ſũnden auffgeſetzt iſt/ und nicht allein den menſchen/ ſondern alle ihm verwandte coͤr- per/ curiret und heilet er von der kranckheit/ und auſſatz/ und bringts in ihr recht tempera- mentum. Alſo alle vollkommene metall curirt er/ und transmutirt ſie in den aller beſtaͤndig- ſten leib des ſolis. Solche gemeldte artzeney iſt in ſole ſo hoch/ von wegen der temperatur der tinctur, das zum coͤrper des ſolis verſchloſſen/ alſo/ daß nicht moͤg- lich iſt ohne mittel/ welches den coͤꝛpeꝛ odeꝛ caſten der tinctur zu vorher verſtoͤre/ dieſelbige heraus zu nehmẽ/ daß ſie zu nutz koͤñen gebraucht werdẽ. Die hohe artzeney oder tinctur, ſo im coͤrper des orts verſchloſſen liegt/ kan billig der GOttheit/ ſo im himmel uns menſchen nach dem fall verſperꝛt war/ verglichen werden. Denn gleichwie GOtt der anfang ſelbſt iſt/ und keines dinges bedarff/ ſondern alle andere dinge ſein bedoͤrffen: Alſo iſt auch die Philoſophiſche ſol das iſt/ die tinctur, oder quinta eſſentia des ſolis, der anfang und vater aller metallen/ und bedarff ihr keins/ aber ſie alle beduͤrffen ſeiner/ aus urſachen/ denn gleich wie der menſch erſtlich gantz ſchon und herꝛlich iſt erſchaffen geweſen/ aber duꝛch den fall verdunckelt und ſteꝛblich woꝛ- den/ und deswegen auch alle ihre kinder ſterblich werden/ und derhalben eines erloͤſers wol be- doͤrfft: alſo ſind auch alle metall von ihrem erſten anfang her/ durch ihren vater/ dasiſt/ die tinctur, ſo in ſole verſchloſſen iſt/ gantzſchoͤn und unzer- ſtoͤrlich erſchaffen worden: Adde exemplum aus dem Ritter-krieg. Es zeuget ein Koͤnig mit einer Koͤnigin etli- che kinder/ etliche aber waren ſchoͤn und etliche waren ungeſtalt/ und es iſt die urſach: Dieweil ihre mutter die Koͤnigin fremder liebe pflag/ das iſt/ daß ſie in ihꝛem eꝛſten ſtand nicht blieben/ ſon- dern durch die bewegung der element ſich verun- reiniget hat/ ſo ſind deꝛohalben ihre leiber der zer- brechligkeit unterworffen worden/ doch eins mehr als das andere. Nach dem ſie aber die mutter hart verunreiniget/ und ſeine element in ein ungleich gegeben haben/ dadurch koͤnten ſie durch ein ſchlecht accidentaliſch waſſer entzuͤn- det/ ihren eigenen leib verbrennen/ alſo daß der luciferiſch unrein fremde/ von der mutter ange- nommene ſulphur ſein corpus anzuͤndet/ ver- brennt/ und demnach ſein ſeel/ ſo ihm von dem vater deꝛ Philoſophie ſohn in der erſtẽ bewegung eingegoſſen woꝛden/ von einander ſepariret/ und der lufft auffgeopffert/ und gleichwie ſich Gott uͤber den gefallenen menſchen erbarmet/ und da- mit das Goͤttliche/ die ſeel nemlichen/ nicht ewig in dem corrumpirten leibe wohnen uñ ſeyn doͤrf- te/ und ewig voneinander abgeſondert/ oder mit einander verlohren ſeyn muͤſſen/ ſondern ſtaͤts bey einander ſeyn und wohnen moͤchten/ dero- wegen ihme ſeinem ſohn/ als die mittel-perſon der GOttheit verheiſſen/ daß er ihme wolle aus- erwoͤhlen und bereiten ein reines unbeflecktes weib/ und ihn daſelbſt durch den H. Geiſt/ als die dritte perſon der Gottheit/ ſenden den Sohn GOttes/ welcher ſich mit den weiblichen ſamen der menſchheit vereiniget/ und hernach ein wah- rer GOtt und menſch geboren werden ſollt/ welcher ſich fuͤr den ſuͤndigen menſchen auffopf- fern/ und durch den tod ſie vom ewigen tod wie- derum erloͤſen/ und mit ſich in das himmliſche reich erheben wird. Alſo iſt auch hie mit den metallen zu verſte- hen/ daß nicht das ewig unſterblich ꝛc. der tinctur, ſo ſie inwendig unſichtbar auch etwas bemackelt haben/ nicht ewig in dem unreinen lei- be wohnen/ oder wenn ſie durch das occidenta- liſche feuer zerſtoͤrt/ nicht zerſtoͤrt/ nicht ewig von einander abgeſondeꝛt ſeyn doͤrftẽ/ ſo erbarmt ſich der vateꝛ der metallen der Philoſophie ſohn uͤbeꝛ ſein gefallen kind/ hat ihn aus dem ſamen des weibes/ das iſt/ Mercurii, durch die circulation der elementen eine reine unbefleckte mutter/ den wahren Philoſophiſchen Mercurium/ der billich der Jungfrauen Maria verglichen wird/ nicht Evaͤ/ ſondeꝛn Maꝛiaͤ/ der die guͤldene kꝛon von deꝛ Trinitaͤt aufgeſetzt worden/ in viſceribus terræ ſublimirt, ſubtilirt und in ein rein Mercuria- liſch feuer bereitet hat/ ihr auch die mittel-ſeel der gantzen natur; welcher der Philoſophie ſohn ſo noch verwandt iſt/ als der geiſt der frauen in matrice der menſchlichen ſeel mitgetheilt/ dieſe reine unbefleckte Jungfrau oder Mercurius, und nicht der gemein/ ſchleuſt den andern Metallen den himmel der GOttheit auff/ damit ſie den glantz der Philoſophey ſohn empfinden moͤgen/ deñ das gold ſeine hohe eſſentz/ uñ der ſohn ewig in ſeinen himmliſchen leib verſchloſſen hat/ und keinem ertz mittheilt von ſeiner eſſentz/ wo nicht dieſe reine unbefleckte Jungfrau vorhandẽ waͤre. Gleichwie nun Maria uͤbernatuͤrlicher/ un- ſichtbarlicher weiß durch den H. Geiſt em- pfangen hat den Sohn GOttes/ vom Vatter verheiſſen: Alſo hat unſere reine Jungfrau der Philoſophiſche Mercurius wunderbarlicher weiß/ durch den H. Geiſt/ das iſt/ allhie durch den Spiritum Mercurii, ſo in ſole iſt/ oder daß der Sulphur/ als der mittler und licht des Va- ters/ die hohe quinta Eſſentia aller ding wieder neu geboren; wie aber ſolche empfaͤngniß zu- gangen/ merck alſo: So Maria nicht gantz rein von ſuͤnden geweſen waͤꝛe/ und die ſeele ſamt dem geiſt GOTTes/ der einer jeden frauen/ wie in der ſchoͤpffung gemeldt/ in der Mutter ſchwe- bend/ nicht gehabt/ haͤtte ſie den Sohn GOt- tes nicht empfangen moͤgen/ denn durch die ſee- le erkant ſie Gott/ und glaubet Gott/ und durch den geiſt GOttes ward ſie in der Mutter/ aus verwilligung der reinen ſeelen/ uͤberſchattet/ und dadurch der Sohn GOttes in ihren keuſchen leib unſichtbar/ magiſch aus verwilligung der ſeelen durch den geiſt GOttes gefuͤhrt/ alda ſie Gott-und menſchheit mit einander vereinigt. Alſo auch wann unſer Mercurius oder Phi- loſo- U 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/453>, abgerufen am 28.11.2024.