Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum.
[Spaltenumbruch]
fluch wiederum erlediget; von aller unreinigkeit purgiret/ und in ihre unschuld wiederum ein- gesetzet/ und mit dem himmlischen Vater wie- derum versöhnet worden.
Dieweil aber der leib durch den geist auch sterblich worden/ und des fluchs noch nicht entlediget/ darum damit die wiederge- heiligte seel nicht ewig in dem befleckten un- reinen leib wohnen dürffte/ oder von ihme ab- gesondert seyn müste; so braucht GOTT das mittel/ daß der menschen eigene Element in corpore limbi untereinander selbst wider die natur einen streit anfangen/ und durch ihre Astra incendiret/ einander selbst zerstören müs- sen/ also/ daß die seel/ die in keinem zerbroche- nen leib wohnen kan/ sich in dem corpore limbi wieder scheiden könne; die seele/ weil sieallbereit erlöset und gereiniget ist/ in purgatorio san- guinis Christi; wann sie sich nicht wieder be- sudelt hat/ wird aufgenommen in das himm- lisehe Paradieß/ die befleckten auch an ihren ort. Und gleich wie die seele ihr purgatorium in sanguine Christi hat/ also hat der leib sein purgatorium in limbo terrae; darum muß er in seine primam materiam, das ist/ in den limbum terrae, daraus er anfänglich gemacht ist/ durch die putrefaction reduciret werden/ welche ma- teria hernach in die novissimo durch das ewi- ge feuer gereiniget/ wider in sein erstes fleischli- ches/ begreiffliches/ Christliches und ewiges Corpus, wie er der Sohn GOTTes nach der auferstehung der menschheit gehabt/ ge- bracht werden wird/ wie Paulus sagt: Semi- natur corpus animale, surgit corpus spirituale. Alsdenn wird die gereinigte/ erlöste/ ewige seele sich freuen seines auch gereinigten/ clari- ficirten und in pristinum statum gebrachten leibes/ und sich mit ihme wieder vereinigen/ und durch die anschauung GOTTes clarificiret/ in das neue himmlische Jerusalem eingehen/ und sich da mit GOTT in ewigkeit erfreuen/ solches aber wird allein von den auserwehlten verstanden; denn welcher in das reich Gottes eingehen will/ der muß zuvor mit dem leib in sei- ne mutter gehen/ und darinnen ersterben/ als- dann erlanget er dadurch erst ein ewiges le- ben; die seel/ die ausgangen/ will sie nicht e- wig todt| seyn/ so muß sie wieder in ihre mut- ter in GOtt eingehen/ und sich alleine zu ihm wenden/ und mit ihme sterben; alsdann erlan- get er dadurch ein ewiges leben; das ist sieg- hafft/ allerley weltliche und teuffelische anstöß überwinden; alsdann wird sie durch Christi blut gereiniget/ und wiedrum endlich ledig ge- macht/ wie Christus selbst sagt: Wer mit mir leben will/ der muß auch mit mir sterben/ auf daß er durch das ewige feuer am jüngsten tage gereiniget/ wiederum ewig leben könne.
Gleich wie nun der mensch die unsterb- lichkeit wieder erlanget/ samt der ewigkeit durch das mittel/ daß er wieder in seiner mutter leib gehet/ und sich dadurch renovirt und regene- rirt/ des fluchs entlediget; also muß auch die gantze machina mundi, oder der grossen welt/ damit sie die verewigung erlange/ wiederum in ihre mutter/ daraus sie gemacht ist/ gehen/ darinnen ersterben/ und wiederum in ihre pri- mam materiam, massam confusam, und abys- sum, terram, wiederum reduciret/ und dadurch [Spaltenumbruch]
wiederum regeneriret/ und ewig gemachet werden/ als da alles natürliche arcanum ein ende hat/ und unser natürlicher schatz dem all- mächtigen GOTT/ als dem ursprung und brunn aller schätze wiederum heimgestellet/ und die himmlische sonne zu leuchten anfangen wird.
Dieweil nun die schöpffung der gantzen natur ihr fall ist/ und deswegen gefolgt der fluch/ und letzlich auch ihre erlösung/ und regenera- tion, so viel uns durch die H. Schrifft von dem Höchsten, Moyse und Esdra offenbaret/ und zur nothdurfft erkennet/ oder erlernet wlrd; sol befinden wir erstlich daraus/ daß GOtt al- le ding von wegen des menschen ewig erschaf- fen/ und dawider auch von wegen des men- schen der zerstörlichkeit unterworffen hat/ nicht aus der natur/ sondern wegen des worts/ so der allmächtige GOTT der natur zu einer straffe geschworen/ und auferlegt.
Dieweil nun GOTT den menschen so hoch geliebt/ daß er ihme die höchsten zwey mittel/ dadurch die seel und der leib wiederum in den ewigen spiritualischen reinen Dotem kommen und reducirt werden/ gegeben/ so hat er auch des geringen nicht vergessen wollen/ das ist/ des zeitlichen mühseligen lebens/ welches der mensch zur straff mit stetem kampff und streit in dem zerstörlichen leib/ jetzt mit der/ denn bald mit einer andern kranckheit und mühseligkeit zubringen muß; sondern auch alle andere natürliche cörper unterworffen/ und die- selben beständig und vollkommen zu machen/ doch ein jedes in seiner natur vergönnen wol- len; denn aus metall beständig metall/ und keine menschen gemacht werden können/ sondern ver- bessert ein iedes in seiner eigenen natur und dar- um kan er mit allen naturen vereiniget wer- den/ weil die gantze vollkommene natur und es- sentz der gantzen grossen welt darinnen verborgen liegt/ und da das sterben/ und ein gewisser ter- min dem menschen von wegen der sünd nicht aufgelegt wäre/ so wäre es möglichen und na- türlich/ perlignum vitae das corpus microcosmi in ewiger gesundheit zu erhalten/ aber die na- tur muß dem wort und gesetz GOttes billich weichen. Derohalben diese hohe artzeney in dem menschen höher ihre wirckung nicht er- zeigt/ als allein alle kranckheiten/ dazu der mensch selbst ursach giebt/ dadurch er seinen bestimmten termin selbst kürtzt/ gäntzlich in grund zu cu- riren/ und ferner das corpus in höchster ge- sundheit biß auf sein bestimmtes ende erhält/ und machet nicht allein den menschen gesund und reich/ sondern wie aus Heiliger Schrifft an vielen orten zu beweisen/ wann er in wah- rer Gottes-furcht gebraucht wird/ so theilet er dem menschen noch höhere gaben mit: Nem- lich daß er durch solchen hohen schatz Quintae essentiae, daraus himmel und erden erschaffen/ Gott gleich wie in einem spiegel anschauet/ und sei- ne allmacht und ewige weisheit dadurch gäntz- lich erkennen/ und dadurch der gantzen natur himmlischer beygaben/ verstand und vernunfft/ er- känntnis bekommen kan; darum ist ein solches e- wiges feuer/ dadurch den menschen ihr verstand und weißheit entzündet wird. Wann dann dieser hohe schatz in aller schrifft mehrentheils ein feuer genennet wird/ und ein herrlich ex-
empel
Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum.
[Spaltenumbruch]
fluch wiederum erlediget; von aller unreinigkeit purgiret/ und in ihre unſchuld wiederum ein- geſetzet/ und mit dem himmliſchen Vater wie- derum verſoͤhnet worden.
Dieweil aber der leib durch den geiſt auch ſterblich worden/ und des fluchs noch nicht entlediget/ darum damit die wiederge- heiligte ſeel nicht ewig in dem befleckten un- reinen leib wohnen duͤrffte/ oder von ihme ab- geſondert ſeyn muͤſte; ſo braucht GOTT das mittel/ daß der menſchen eigene Element in corpore limbi untereinander ſelbſt wider die natur einen ſtreit anfangen/ und durch ihre Aſtra incendiret/ einander ſelbſt zerſtoͤren muͤſ- ſen/ alſo/ daß die ſeel/ die in keinem zerbroche- nen leib wohnen kan/ ſich in dem corpore limbi wieder ſcheiden koͤnne; die ſeele/ weil ſieallbereit erloͤſet und gereiniget iſt/ in purgatorio ſan- guinis Chriſti; wann ſie ſich nicht wieder be- ſudelt hat/ wird aufgenommen in das himm- liſehe Paradieß/ die befleckten auch an ihren ort. Und gleich wie die ſeele ihr purgatorium in ſanguine Chriſti hat/ alſo hat der leib ſein purgatorium in limbo terræ; darum muß er in ſeine primam materiam, das iſt/ in den limbum terræ, daraus er anfaͤnglich gemacht iſt/ durch die putrefaction reduciret werden/ welche ma- teria hernach in die novisſimo durch das ewi- ge feuer gereiniget/ wider in ſein erſtes fleiſchli- ches/ begreiffliches/ Chriſtliches und ewiges Corpus, wie er der Sohn GOTTes nach der auferſtehung der menſchheit gehabt/ ge- bracht werden wird/ wie Paulus ſagt: Semi- natur corpus animale, ſurgit corpus ſpirituale. Alsdenn wird die gereinigte/ erloͤſte/ ewige ſeele ſich freuen ſeines auch gereinigten/ clari- ficirten und in priſtinum ſtatum gebrachten leibes/ und ſich mit ihme wieder vereinigen/ und durch die anſchauung GOTTes clarificiret/ in das neue himmliſche Jeruſalem eingehen/ und ſich da mit GOTT in ewigkeit erfreuen/ ſolches aber wird allein von den auserwehlten verſtanden; denn welcher in das reich Gottes eingehen will/ der muß zuvor mit dem leib in ſei- ne mutter gehen/ und darinnen erſterben/ als- dann erlanget er dadurch erſt ein ewiges le- ben; die ſeel/ die ausgangen/ will ſie nicht e- wig todt| ſeyn/ ſo muß ſie wieder in ihre mut- ter in GOtt eingehen/ und ſich alleine zu ihm wenden/ und mit ihme ſterben; alsdann erlan- get er dadurch ein ewiges leben; das iſt ſieg- hafft/ allerley weltliche und teuffeliſche anſtoͤß uͤberwinden; alsdann wird ſie durch Chriſti blut gereiniget/ und wiedrum endlich ledig ge- macht/ wie Chriſtus ſelbſt ſagt: Wer mit mir leben will/ der muß auch mit mir ſterben/ auf daß er durch das ewige feuer am juͤngſten tage gereiniget/ wiederum ewig leben koͤnne.
Gleich wie nun der menſch die unſterb- lichkeit wieder erlanget/ ſamt der ewigkeit durch das mittel/ daß er wieder in ſeiner mutter leib gehet/ und ſich dadurch renovirt und regene- rirt/ des fluchs entlediget; alſo muß auch die gantze machina mundi, oder der groſſen welt/ damit ſie die verewigung erlange/ wiederum in ihre mutter/ daraus ſie gemacht iſt/ gehen/ darinnen erſterben/ und wiederum in ihre pri- mam materiam, maſſam confuſam, und abys- ſum, terram, wiederum reduciret/ und dadurch [Spaltenumbruch]
wiederum regeneriret/ und ewig gemachet werden/ als da alles natuͤrliche arcanum ein ende hat/ und unſer natuͤrlicher ſchatz dem all- maͤchtigen GOTT/ als dem urſprung und brunn aller ſchaͤtze wiederum heimgeſtellet/ und die himmliſche ſonne zu leuchten anfangen wird.
Dieweil nun die ſchoͤpffung der gantzen natur ihr fall iſt/ und deswegen gefolgt der fluch/ und letzlich auch ihre erloͤſung/ und regenera- tion, ſo viel uns durch die H. Schrifft von dem Hoͤchſten, Moyſe und Esdra offenbaret/ und zur nothdurfft erkennet/ oder erlernet wlrd; ſol befinden wir erſtlich daraus/ daß GOtt al- le ding von wegen des menſchen ewig erſchaf- fen/ und dawider auch von wegen des men- ſchen der zerſtoͤrlichkeit unterworffen hat/ nicht aus der natur/ ſondern wegen des worts/ ſo der allmaͤchtige GOTT der natur zu einer ſtraffe geſchworen/ und auferlegt.
Dieweil nun GOTT den menſchen ſo hoch geliebt/ daß er ihme die hoͤchſten zwey mittel/ dadurch die ſeel und der leib wiederum in den ewigen ſpiritualiſchen reinen Dotem kommen und reducirt werden/ gegeben/ ſo hat er auch des geringen nicht vergeſſen wollen/ das iſt/ des zeitlichen muͤhſeligen lebens/ welches der menſch zur ſtraff mit ſtetem kampff und ſtreit in dem zerſtoͤrlichen leib/ jetzt mit der/ denn bald mit einer andern kranckheit und muͤhſeligkeit zubringen muß; ſondern auch alle andere natuͤrliche coͤrper unterworffen/ uñ die- ſelben beſtaͤndig und vollkommen zu machen/ doch ein jedes in ſeiner natur vergoͤnnen wol- len; denn aus metall beſtaͤndig metall/ und keine menſchen gemacht werdẽ koͤnnen/ ſondern ver- beſſert ein iedes in ſeiner eigenen natur uñ dar- um kan er mit allen naturen vereiniget wer- den/ weil die gantze vollkommene natur und es- ſentz der gantzen groſſen welt dariñen verborgen liegt/ und da das ſterben/ und ein gewiſſer ter- min dem menſchen von wegen der ſuͤnd nicht aufgelegt waͤre/ ſo waͤre es moͤglichen und na- tuͤrlich/ perlignum vitæ das corpus microcoſmi in ewiger geſundheit zu erhalten/ aber die na- tur muß dem wort und geſetz GOttes billich weichen. Derohalben dieſe hohe artzeney in dem menſchen hoͤher ihre wirckung nicht er- zeigt/ als allein alle kranckheitẽ/ dazu der menſch ſelbſt urſach giebt/ dadurch er ſeinen beſtim̃ten termin ſelbſt kuͤrtzt/ gaͤntzlich in grund zu cu- riren/ und ferner das corpus in hoͤchſter ge- ſundheit biß auf ſein beſtimmtes ende erhaͤlt/ und machet nicht allein den menſchen geſund und reich/ ſondern wie aus Heiliger Schrifft an vielen orten zu beweiſen/ wann er in wah- rer Gottes-furcht gebraucht wird/ ſo theilet er dem menſchen noch hoͤhere gaben mit: Nem- lich daß er durch ſolchen hohen ſchatz Quintæ eſſentiæ, daraus him̃el uñ erden erſchaffen/ Gott gleich wie in einem ſpiegel anſchauet/ und ſei- ne allmacht und ewige weisheit dadurch gaͤntz- lich erkennen/ und dadurch der gantzen natur him̃liſcher beygaben/ verſtand und vernunfft/ er- kaͤnntnis bekom̃en kan; darum iſt ein ſolches e- wiges feuer/ dadurch den menſchen ihr verſtand und weißheit entzuͤndet wird. Wann dann dieſer hohe ſchatz in aller ſchrifft mehrentheils ein feuer genennet wird/ und ein herrlich ex-
empel
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[154/0450]
Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum.
fluch wiederum erlediget; von aller unreinigkeit
purgiret/ und in ihre unſchuld wiederum ein-
geſetzet/ und mit dem himmliſchen Vater wie-
derum verſoͤhnet worden.
Dieweil aber der leib durch den geiſt auch
ſterblich worden/ und des fluchs noch
nicht entlediget/ darum damit die wiederge-
heiligte ſeel nicht ewig in dem befleckten un-
reinen leib wohnen duͤrffte/ oder von ihme ab-
geſondert ſeyn muͤſte; ſo braucht GOTT
das mittel/ daß der menſchen eigene Element
in corpore limbi untereinander ſelbſt wider
die natur einen ſtreit anfangen/ und durch ihre
Aſtra incendiret/ einander ſelbſt zerſtoͤren muͤſ-
ſen/ alſo/ daß die ſeel/ die in keinem zerbroche-
nen leib wohnen kan/ ſich in dem corpore limbi
wieder ſcheiden koͤnne; die ſeele/ weil ſieallbereit
erloͤſet und gereiniget iſt/ in purgatorio ſan-
guinis Chriſti; wann ſie ſich nicht wieder be-
ſudelt hat/ wird aufgenommen in das himm-
liſehe Paradieß/ die befleckten auch an ihren
ort. Und gleich wie die ſeele ihr purgatorium
in ſanguine Chriſti hat/ alſo hat der leib ſein
purgatorium in limbo terræ; darum muß er in
ſeine primam materiam, das iſt/ in den limbum
terræ, daraus er anfaͤnglich gemacht iſt/ durch
die putrefaction reduciret werden/ welche ma-
teria hernach in die novisſimo durch das ewi-
ge feuer gereiniget/ wider in ſein erſtes fleiſchli-
ches/ begreiffliches/ Chriſtliches und ewiges
Corpus, wie er der Sohn GOTTes nach
der auferſtehung der menſchheit gehabt/ ge-
bracht werden wird/ wie Paulus ſagt: Semi-
natur corpus animale, ſurgit corpus ſpirituale.
Alsdenn wird die gereinigte/ erloͤſte/ ewige
ſeele ſich freuen ſeines auch gereinigten/ clari-
ficirten und in priſtinum ſtatum gebrachten
leibes/ und ſich mit ihme wieder vereinigen/ und
durch die anſchauung GOTTes clarificiret/
in das neue himmliſche Jeruſalem eingehen/
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ſolches aber wird allein von den auserwehlten
verſtanden; denn welcher in das reich Gottes
eingehen will/ der muß zuvor mit dem leib in ſei-
ne mutter gehen/ und darinnen erſterben/ als-
dann erlanget er dadurch erſt ein ewiges le-
ben; die ſeel/ die ausgangen/ will ſie nicht e-
wig todt| ſeyn/ ſo muß ſie wieder in ihre mut-
ter in GOtt eingehen/ und ſich alleine zu ihm
wenden/ und mit ihme ſterben; alsdann erlan-
get er dadurch ein ewiges leben; das iſt ſieg-
hafft/ allerley weltliche und teuffeliſche anſtoͤß
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blut gereiniget/ und wiedrum endlich ledig ge-
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leben will/ der muß auch mit mir ſterben/ auf
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gereiniget/ wiederum ewig leben koͤnne.
Gleich wie nun der menſch die unſterb-
lichkeit wieder erlanget/ ſamt der ewigkeit durch
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gehet/ und ſich dadurch renovirt und regene-
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gantze machina mundi, oder der groſſen welt/
damit ſie die verewigung erlange/ wiederum
in ihre mutter/ daraus ſie gemacht iſt/ gehen/
darinnen erſterben/ und wiederum in ihre pri-
mam materiam, maſſam confuſam, und abys-
ſum, terram, wiederum reduciret/ und dadurch
wiederum regeneriret/ und ewig gemachet
werden/ als da alles natuͤrliche arcanum ein
ende hat/ und unſer natuͤrlicher ſchatz dem all-
maͤchtigen GOTT/ als dem urſprung und
brunn aller ſchaͤtze wiederum heimgeſtellet/ und
die himmliſche ſonne zu leuchten anfangen
wird.
Dieweil nun die ſchoͤpffung der gantzen
natur ihr fall iſt/ und deswegen gefolgt der fluch/
und letzlich auch ihre erloͤſung/ und regenera-
tion, ſo viel uns durch die H. Schrifft von
dem Hoͤchſten, Moyſe und Esdra offenbaret/
und zur nothdurfft erkennet/ oder erlernet wlrd;
ſol befinden wir erſtlich daraus/ daß GOtt al-
le ding von wegen des menſchen ewig erſchaf-
fen/ und dawider auch von wegen des men-
ſchen der zerſtoͤrlichkeit unterworffen hat/ nicht
aus der natur/ ſondern wegen des worts/ ſo
der allmaͤchtige GOTT der natur zu einer
ſtraffe geſchworen/ und auferlegt.
Dieweil nun GOTT den menſchen ſo
hoch geliebt/ daß er ihme die hoͤchſten zwey
mittel/ dadurch die ſeel und der leib wiederum
in den ewigen ſpiritualiſchen reinen Dotem
kommen und reducirt werden/ gegeben/ ſo hat er
auch des geringen nicht vergeſſen wollen/ das
iſt/ des zeitlichen muͤhſeligen lebens/ welches
der menſch zur ſtraff mit ſtetem kampff und
ſtreit in dem zerſtoͤrlichen leib/ jetzt mit der/
denn bald mit einer andern kranckheit und
muͤhſeligkeit zubringen muß; ſondern auch alle
andere natuͤrliche coͤrper unterworffen/ uñ die-
ſelben beſtaͤndig und vollkommen zu machen/
doch ein jedes in ſeiner natur vergoͤnnen wol-
len; denn aus metall beſtaͤndig metall/ und keine
menſchen gemacht werdẽ koͤnnen/ ſondern ver-
beſſert ein iedes in ſeiner eigenen natur uñ dar-
um kan er mit allen naturen vereiniget wer-
den/ weil die gantze vollkommene natur und es-
ſentz der gantzen groſſen welt dariñen verborgen
liegt/ und da das ſterben/ und ein gewiſſer ter-
min dem menſchen von wegen der ſuͤnd nicht
aufgelegt waͤre/ ſo waͤre es moͤglichen und na-
tuͤrlich/ perlignum vitæ das corpus microcoſmi
in ewiger geſundheit zu erhalten/ aber die na-
tur muß dem wort und geſetz GOttes billich
weichen. Derohalben dieſe hohe artzeney in
dem menſchen hoͤher ihre wirckung nicht er-
zeigt/ als allein alle kranckheitẽ/ dazu der menſch
ſelbſt urſach giebt/ dadurch er ſeinen beſtim̃ten
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ſundheit biß auf ſein beſtimmtes ende erhaͤlt/
und machet nicht allein den menſchen geſund
und reich/ ſondern wie aus Heiliger Schrifft
an vielen orten zu beweiſen/ wann er in wah-
rer Gottes-furcht gebraucht wird/ ſo theilet er
dem menſchen noch hoͤhere gaben mit: Nem-
lich daß er durch ſolchen hohen ſchatz Quintæ
eſſentiæ, daraus him̃el uñ erden erſchaffen/ Gott
gleich wie in einem ſpiegel anſchauet/ und ſei-
ne allmacht und ewige weisheit dadurch gaͤntz-
lich erkennen/ und dadurch der gantzen natur
him̃liſcher beygaben/ verſtand und vernunfft/ er-
kaͤnntnis bekom̃en kan; darum iſt ein ſolches e-
wiges feuer/ dadurch den menſchen ihr verſtand
und weißheit entzuͤndet wird. Wann dann
dieſer hohe ſchatz in aller ſchrifft mehrentheils
ein feuer genennet wird/ und ein herrlich ex-
empel
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/450>, abgerufen am 28.11.2024.
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