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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum.
[Spaltenumbruch] Paradieß gesetzt/ welcher lustgarten der ist/ den
deine rechte gepflantzet hat/ ehe das erdreich
ward: Item Genes. 2. stehet also geschrieben:
Und GOtt der HErr hat gepflantzet in Eden ge-
gen dem morgen/ am Paradeiß/ einen lustigen
garten von anfang/ und hat den menschen dar-
ein gesetzet; aus diesen worten ist klar/ daß Gott
in der schöpffung das Paradeiß vor erschaffung
der erden und von anfang gepflantzet hatte/
nicht im anfang/ wie himmel und erden/ son-
dern vor anfang. Jst es nun vor der erden ge-
wesen/ so kan es nicht auff erden seyn/ wird de-
rohalben ein anderer ort/ ein mittel/ zwischen
uns/ erden und himmel/ und ein schönes land/
darum es auch ein lustgarten genannt wird/
seyn müssen; Item, da das Paradieß auff un-
ser erden seyn solte/ warum macht denn GOtt
ausdrücklich einen unterscheid zwischen dem
Paradieß/ und uns auff erden/ in seiner sub-
stantz/
in der er lag/ und GOTT trieb den
Adam aus dem Paradieß/ und ließ ihn auff er-
den/ davon er kommen ist/ auff daß er dieselbi-
ge bauete.

Jst nun das Paradieß von gemeiner erden
abgesondert/ und ein anderer ort/ der substantz
wegen/ so darff sich niemand unterstehen/ das
irrdisch Paradies zu finden/ sonderlich weil es
auch noch ewig ist/ und nicht verflucht/ denn
die erde/ davon der mensch gemacht/ ist ver-
flucht worden.

Weil wir aber nun verflucht/ und wegen
der sünden unrein und sterblich seyn/ so werden
uns unsere augen verdunckelt/ daß wir weder
die himmlische freude/ noch die höllische pein/
noch auch das irrdische Paradieß sehen oder
empfinden/ viel weniger/ die frucht von dem
baum des lebens geniessen könnten/ es geschehe
denn durch verwilligung der hüter des Para-
dieses/ das ist der Cherubin und des ewig-
gläntzenden schwerdes/ das ist/ wir seyn dann
zuvor wol gerüst/ mit wahrem glauben und
hoffnung auff CHristum/ und daran mit der
brennenden liebe/ mit feuerflammen oder mit
guten wercken geschmückt: Alsdann können
wir auch in diesem leben geistlicher weiß in un-
fern gemüthern wol sehen/ und entscheiden/ wie
gewaltig das Reich der auserwählten/ wie er-
schrecklich und elend das reich der vermaledey-
ten/ und wie schön und lustig das irrdische Pa-
radieß/ und wie süß und lieblich die frucht
vom baum des lebens sey.

Wann wir aber in unsern sünden verdunckelt
in der finsternüß wohnen/ und wandeln ohne
das wahre licht/ welches einen jeden menschen
erleuchtet/ und nicht wieder aus GOtt gebo-
ren werden/ sondern in unsern sterblichen sün-
den fortfahren/ so mögen wir gar schwer die
zerstörliche/ zeitliche/ verfluchte ding sehen und
erkennen/ und darum noch viel weniger die schö-
nen lustbaren/ ewigen örter/ darinn die ausser-
wehlten GOttes ihre wohnung haben: Dar-
um unterstehe sich niemand an gemeldte vestung
des Paradieses zu sehen/ zu geschweigen den
orth gäntzlichen zu finden und von den früchten
des ewigen lebens zuessen; Sondern vielmehr
bemühe er sich erstlich/ solche wohnung von
GOtt aus gnaden zu erlangen/ alsdann wird
er das Paradieß bald finden.

Es ist doch vermeldt/ wie Adam unser leibli-
[Spaltenumbruch] cher vater/ so erschrecklich die grosse gnade GOt-
tes und Göttliche weißheit durch ungehorsam
aus hoffarth verlohren/ und dargegen den kern
aller boßheit im apffel gegessen/ dadurch die
Göttliche weißheit und liebe vor ihme verfin-
stert worden/ und hingegen den fluch des ewi-
gen todes erlanget.

Nun hätte Adam und seine kinder in die-
sem fluch auch ewig bleiben müssen: Dieweil
aber Adam ein kleines füncklein Göttlicher lie-
be in ihm verborgen gehabt/ ist er dadurch
gleichsam magnetischer art bald nach dem fluch
zur erkäntniß seiner sunden/ und zu kindlicher
furcht und reue gegen Gott angereitzet worden/
wodurch er dann bey GOTT/ dem brunn der
gnaden/ barmhertzigkeit wieder erlangete; Also
daß sich GOTT des reuigen menschen/ von
wegen seines ebenbilds/ der edlen seelen/ erbar-
met/ und erstlich die schlang/ als das mittel
des falls verflucht/ daß sie auff ihrem bauch ge-
hen und erden essen müsse; darnach dann legt er
auch Adam und Eva auff/ daß sie erden würden/
von welcher sie genommen waren/ und im schweiß
thres angesichts ihr brod essen/ und mit schmer-
tzen ihre kinder gebähren solten/ auch die erden
ihrenthalben verflucht seyn/ und endlichen des
bittern und zeitlichen todes sterben/ und wieder
in ihre mutter die erden gebracht werden müs-
sen/ dadurch sie ihre befleckte leiber wieder bessern
und reinigen sollen. Damit aber die seel auch
wiederum gereiniget werde/ und sich alsdann
der gereinigte leib mit der gereinigten seele wie-
derum vereinigte/ hat GOtt dem Adam ver-
heissen/ daß aus des weibes saamen einer gebo-
ren werden solte/ der werde der schlangen dem
Lucifer ihrem verführer den kopff zerknirschen/
ihre seel von ihme erlösen/ und wieder reinigen.

Also ist die andere person der Gottheit der
Sohn GOttes/ das wort des Vaters/ unser
Mittler und Erlöser unser verdammten seelen
worden/ der da von dem Vater verheissen/ und
aus unaussprechlicher geheimnüß herab gestie-
gen von dem himmel/ und durch den H. Geist
in der reinen/ keuschen/ von GOtt vorhin dazu
verordneten und ausserwehlten jungfrauen
Maria empfangen/ allda sich GOtt mit der
menschheit vereiniget/ und ein wahrer GOtt
und mensch auff diese welt geboren worden/
der war derverheissene Messias/ und schlangen-
treter/ welcher unsere schuld bezahlen wolt/ so
durch manchfaltig grosses leiden und schmer-
tzen sich endlich am stamm des Heil. Creutzes
für unser sünde seinem himmlischen Vater auff-
geopffert und sein unschuldiges blut willig für
alle natur vergossen/ und dadurch alle ver-
dammte seelen/ die da allbereits in der vorhölle
sassen/ und die verheissung glaubeten/ auch
alle andere seelen/ so nach dem blutigen opffer an
den Erlöser glaubeten/ und seine wort hielten/
durch sein blut abgewaschen und gereiniget/ in
das Paradieß geführet/ durch sein aufferste-
hung und himmelfahrt/ auch uns wiederum
aufferstehend gemacht/ den himmel wiederum
geöffnet/ und die menschliche natur mit der
Gottheit vereiniget/ an dem stuhl GOTTes
erhalten und clarificiert/ und uns samt ihm in
himmel geführet hat.

Also ist die verfluchte menschliche seel durch
das blut JEsu Christi von dem ewigen tod und

fluch
A. K. H. Vierter Theil. U

Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum.
[Spaltenumbruch] Paradieß geſetzt/ welcher luſtgarten der iſt/ den
deine rechte gepflantzet hat/ ehe das erdreich
ward: Item Geneſ. 2. ſtehet alſo geſchrieben:
Und GOtt der HErꝛ hat gepflantzet in Eden ge-
gen dem morgen/ am Paradeiß/ einen luſtigen
garten von anfang/ und hat den menſchen dar-
ein geſetzet; aus dieſen worten iſt klar/ daß Gott
in der ſchoͤpffung das Paradeiß vor erſchaffung
der erden und von anfang gepflantzet hatte/
nicht im anfang/ wie himmel und erden/ ſon-
dern vor anfang. Jſt es nun vor der erden ge-
weſen/ ſo kan es nicht auff erden ſeyn/ wird de-
rohalben ein anderer ort/ ein mittel/ zwiſchen
uns/ erden und himmel/ und ein ſchoͤnes land/
darum es auch ein luſtgarten genannt wird/
ſeyn muͤſſen; Item, da das Paradieß auff un-
ſer erden ſeyn ſolte/ warum macht denn GOtt
ausdruͤcklich einen unterſcheid zwiſchen dem
Paradieß/ und uns auff erden/ in ſeiner ſub-
ſtantz/
in der er lag/ und GOTT trieb den
Adam aus dem Paradieß/ und ließ ihn auff er-
den/ davon er kommen iſt/ auff daß er dieſelbi-
ge bauete.

Jſt nun das Paradieß von gemeiner erden
abgeſondert/ und ein anderer ort/ der ſubſtantz
wegen/ ſo darff ſich niemand unterſtehen/ das
irꝛdiſch Paradies zu finden/ ſonderlich weil es
auch noch ewig iſt/ und nicht verflucht/ denn
die erde/ davon der menſch gemacht/ iſt ver-
flucht worden.

Weil wir aber nun verflucht/ und wegen
der ſuͤnden unrein und ſterblich ſeyn/ ſo werden
uns unſere augen verdunckelt/ daß wir weder
die himmliſche freude/ noch die hoͤlliſche pein/
noch auch das irꝛdiſche Paradieß ſehen oder
empfinden/ viel weniger/ die frucht von dem
baum des lebens genieſſen koͤnnten/ es geſchehe
denn durch verwilligung der huͤter des Para-
dieſes/ das iſt der Cherubin und des ewig-
glaͤntzenden ſchwerdes/ das iſt/ wir ſeyn dann
zuvor wol geruͤſt/ mit wahrem glauben und
hoffnung auff CHriſtum/ und daran mit der
brennenden liebe/ mit feuerflammen oder mit
guten wercken geſchmuͤckt: Alsdann koͤnnen
wir auch in dieſem leben geiſtlicher weiß in un-
fern gemuͤthern wol ſehen/ und entſcheiden/ wie
gewaltig das Reich der auserwaͤhlten/ wie er-
ſchrecklich und elend das reich der vermaledey-
ten/ und wie ſchoͤn und luſtig das irꝛdiſche Pa-
radieß/ und wie ſuͤß und lieblich die frucht
vom baum des lebens ſey.

Wann wir aber in unſern ſuͤnden verdunckelt
in der finſternuͤß wohnen/ und wandeln ohne
das wahre licht/ welches einen jeden menſchen
erleuchtet/ und nicht wieder aus GOtt gebo-
ren werden/ ſondern in unſern ſterblichen ſuͤn-
den fortfahren/ ſo moͤgen wir gar ſchwer die
zerſtoͤrliche/ zeitliche/ verfluchte ding ſehen und
erkennen/ und darum noch viel weniger die ſchoͤ-
nen luſtbaren/ ewigen oͤrter/ darinn die auſſer-
wehlten GOttes ihre wohnung haben: Dar-
um unteꝛſtehe ſich niemand an gemeldte veſtung
des Paradieſes zu ſehen/ zu geſchweigen den
orth gaͤntzlichen zu finden und von den fruͤchten
des ewigen lebens zueſſen; Sondern vielmehr
bemuͤhe er ſich erſtlich/ ſolche wohnung von
GOtt aus gnaden zu erlangen/ alsdann wird
er das Paradieß bald finden.

Es iſt doch vermeldt/ wie Adam unſer leibli-
[Spaltenumbruch] cher vater/ ſo erſchrecklich die groſſe gnade GOt-
tes und Goͤttliche weißheit durch ungehorſam
aus hoffarth verlohren/ und dargegen den kern
aller boßheit im apffel gegeſſen/ dadurch die
Goͤttliche weißheit und liebe vor ihme verfin-
ſtert worden/ und hingegen den fluch des ewi-
gen todes erlanget.

Nun haͤtte Adam und ſeine kinder in die-
ſem fluch auch ewig bleiben muͤſſen: Dieweil
aber Adam ein kleines fuͤncklein Goͤttlicher lie-
be in ihm verborgen gehabt/ iſt er dadurch
gleichſam magnetiſcher art bald nach dem fluch
zur erkaͤntniß ſeiner ſunden/ und zu kindlicher
furcht und reue gegen Gott angereitzet worden/
wodurch er dann bey GOTT/ dem brunn der
gnaden/ barmhertzigkeit wieder erlangete; Alſo
daß ſich GOTT des reuigen menſchen/ von
wegen ſeines ebenbilds/ der edlen ſeelen/ erbar-
met/ und erſtlich die ſchlang/ als das mittel
des falls verflucht/ daß ſie auff ihrem bauch ge-
hen und erden eſſen muͤſſe; darnach dann legt er
auch Adam und Eva auff/ daß ſie erden wuͤrden/
von welcher ſie genom̃en waren/ und im ſchweiß
thres angeſichts ihr brod eſſen/ und mit ſchmer-
tzen ihre kinder gebaͤhren ſolten/ auch die erden
ihrenthalben verflucht ſeyn/ und endlichen des
bittern und zeitlichen todes ſterben/ und wieder
in ihre mutter die erden gebracht werden muͤſ-
ſen/ dadurch ſie ihre befleckte leibeꝛ wieder beſſern
und reinigen ſollen. Damit aber die ſeel auch
wiederum gereiniget werde/ und ſich alsdann
der gereinigte leib mit der gereinigten ſeele wie-
derum vereinigte/ hat GOtt dem Adam ver-
heiſſen/ daß aus des weibes ſaamen einer gebo-
ren werden ſolte/ der werde der ſchlangen dem
Lucifer ihrem verfuͤhrer den kopff zerknirſchen/
ihre ſeel von ihme erloͤſen/ und wieder reinigen.

Alſo iſt die andere perſon der Gottheit der
Sohn GOttes/ das wort des Vaters/ unſer
Mittler und Erloͤſer unſer verdammten ſeelen
worden/ der da von dem Vater verheiſſen/ und
aus unausſprechlicher geheimnuͤß herab geſtie-
gen von dem himmel/ und durch den H. Geiſt
in der reinen/ keuſchen/ von GOtt vorhin dazu
verordneten und auſſerwehlten jungfrauen
Maria empfangen/ allda ſich GOtt mit der
menſchheit vereiniget/ und ein wahrer GOtt
und menſch auff dieſe welt geboren worden/
der war derverheiſſene Meſſias/ und ſchlangen-
treter/ welcher unſere ſchuld bezahlen wolt/ ſo
durch manchfaltig groſſes leiden und ſchmer-
tzen ſich endlich am ſtamm des Heil. Creutzes
fuͤr unſer ſuͤnde ſeinem himmliſchen Vater auff-
geopffert und ſein unſchuldiges blut willig fuͤr
alle natur vergoſſen/ und dadurch alle ver-
dammte ſeelen/ die da allbereits in der vorhoͤlle
ſaſſen/ und die verheiſſung glaubeten/ auch
alle andere ſeelen/ ſo nach dem blutigen opffer an
den Erloͤſer glaubeten/ und ſeine wort hielten/
durch ſein blut abgewaſchen und gereiniget/ in
das Paradieß gefuͤhret/ durch ſein aufferſte-
hung und himmelfahrt/ auch uns wiederum
aufferſtehend gemacht/ den himmel wiederum
geoͤffnet/ und die menſchliche natur mit der
Gottheit vereiniget/ an dem ſtuhl GOTTes
erhalten und clarificiert/ und uns ſamt ihm in
himmel gefuͤhret hat.

Alſo iſt die verfluchte menſchliche ſeel durch
das blut JEſu Chriſti von dem ewigen tod und

fluch
A. K. H. Vierter Theil. U
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[153/0449] Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophraſti Paracelſi ſecretum Magicum. Paradieß geſetzt/ welcher luſtgarten der iſt/ den deine rechte gepflantzet hat/ ehe das erdreich ward: Item Geneſ. 2. ſtehet alſo geſchrieben: Und GOtt der HErꝛ hat gepflantzet in Eden ge- gen dem morgen/ am Paradeiß/ einen luſtigen garten von anfang/ und hat den menſchen dar- ein geſetzet; aus dieſen worten iſt klar/ daß Gott in der ſchoͤpffung das Paradeiß vor erſchaffung der erden und von anfang gepflantzet hatte/ nicht im anfang/ wie himmel und erden/ ſon- dern vor anfang. Jſt es nun vor der erden ge- weſen/ ſo kan es nicht auff erden ſeyn/ wird de- rohalben ein anderer ort/ ein mittel/ zwiſchen uns/ erden und himmel/ und ein ſchoͤnes land/ darum es auch ein luſtgarten genannt wird/ ſeyn muͤſſen; Item, da das Paradieß auff un- ſer erden ſeyn ſolte/ warum macht denn GOtt ausdruͤcklich einen unterſcheid zwiſchen dem Paradieß/ und uns auff erden/ in ſeiner ſub- ſtantz/ in der er lag/ und GOTT trieb den Adam aus dem Paradieß/ und ließ ihn auff er- den/ davon er kommen iſt/ auff daß er dieſelbi- ge bauete. Jſt nun das Paradieß von gemeiner erden abgeſondert/ und ein anderer ort/ der ſubſtantz wegen/ ſo darff ſich niemand unterſtehen/ das irꝛdiſch Paradies zu finden/ ſonderlich weil es auch noch ewig iſt/ und nicht verflucht/ denn die erde/ davon der menſch gemacht/ iſt ver- flucht worden. Weil wir aber nun verflucht/ und wegen der ſuͤnden unrein und ſterblich ſeyn/ ſo werden uns unſere augen verdunckelt/ daß wir weder die himmliſche freude/ noch die hoͤlliſche pein/ noch auch das irꝛdiſche Paradieß ſehen oder empfinden/ viel weniger/ die frucht von dem baum des lebens genieſſen koͤnnten/ es geſchehe denn durch verwilligung der huͤter des Para- dieſes/ das iſt der Cherubin und des ewig- glaͤntzenden ſchwerdes/ das iſt/ wir ſeyn dann zuvor wol geruͤſt/ mit wahrem glauben und hoffnung auff CHriſtum/ und daran mit der brennenden liebe/ mit feuerflammen oder mit guten wercken geſchmuͤckt: Alsdann koͤnnen wir auch in dieſem leben geiſtlicher weiß in un- fern gemuͤthern wol ſehen/ und entſcheiden/ wie gewaltig das Reich der auserwaͤhlten/ wie er- ſchrecklich und elend das reich der vermaledey- ten/ und wie ſchoͤn und luſtig das irꝛdiſche Pa- radieß/ und wie ſuͤß und lieblich die frucht vom baum des lebens ſey. Wann wir aber in unſern ſuͤnden verdunckelt in der finſternuͤß wohnen/ und wandeln ohne das wahre licht/ welches einen jeden menſchen erleuchtet/ und nicht wieder aus GOtt gebo- ren werden/ ſondern in unſern ſterblichen ſuͤn- den fortfahren/ ſo moͤgen wir gar ſchwer die zerſtoͤrliche/ zeitliche/ verfluchte ding ſehen und erkennen/ und darum noch viel weniger die ſchoͤ- nen luſtbaren/ ewigen oͤrter/ darinn die auſſer- wehlten GOttes ihre wohnung haben: Dar- um unteꝛſtehe ſich niemand an gemeldte veſtung des Paradieſes zu ſehen/ zu geſchweigen den orth gaͤntzlichen zu finden und von den fruͤchten des ewigen lebens zueſſen; Sondern vielmehr bemuͤhe er ſich erſtlich/ ſolche wohnung von GOtt aus gnaden zu erlangen/ alsdann wird er das Paradieß bald finden. Es iſt doch vermeldt/ wie Adam unſer leibli- cher vater/ ſo erſchrecklich die groſſe gnade GOt- tes und Goͤttliche weißheit durch ungehorſam aus hoffarth verlohren/ und dargegen den kern aller boßheit im apffel gegeſſen/ dadurch die Goͤttliche weißheit und liebe vor ihme verfin- ſtert worden/ und hingegen den fluch des ewi- gen todes erlanget. Nun haͤtte Adam und ſeine kinder in die- ſem fluch auch ewig bleiben muͤſſen: Dieweil aber Adam ein kleines fuͤncklein Goͤttlicher lie- be in ihm verborgen gehabt/ iſt er dadurch gleichſam magnetiſcher art bald nach dem fluch zur erkaͤntniß ſeiner ſunden/ und zu kindlicher furcht und reue gegen Gott angereitzet worden/ wodurch er dann bey GOTT/ dem brunn der gnaden/ barmhertzigkeit wieder erlangete; Alſo daß ſich GOTT des reuigen menſchen/ von wegen ſeines ebenbilds/ der edlen ſeelen/ erbar- met/ und erſtlich die ſchlang/ als das mittel des falls verflucht/ daß ſie auff ihrem bauch ge- hen und erden eſſen muͤſſe; darnach dann legt er auch Adam und Eva auff/ daß ſie erden wuͤrden/ von welcher ſie genom̃en waren/ und im ſchweiß thres angeſichts ihr brod eſſen/ und mit ſchmer- tzen ihre kinder gebaͤhren ſolten/ auch die erden ihrenthalben verflucht ſeyn/ und endlichen des bittern und zeitlichen todes ſterben/ und wieder in ihre mutter die erden gebracht werden muͤſ- ſen/ dadurch ſie ihre befleckte leibeꝛ wieder beſſern und reinigen ſollen. Damit aber die ſeel auch wiederum gereiniget werde/ und ſich alsdann der gereinigte leib mit der gereinigten ſeele wie- derum vereinigte/ hat GOtt dem Adam ver- heiſſen/ daß aus des weibes ſaamen einer gebo- ren werden ſolte/ der werde der ſchlangen dem Lucifer ihrem verfuͤhrer den kopff zerknirſchen/ ihre ſeel von ihme erloͤſen/ und wieder reinigen. Alſo iſt die andere perſon der Gottheit der Sohn GOttes/ das wort des Vaters/ unſer Mittler und Erloͤſer unſer verdammten ſeelen worden/ der da von dem Vater verheiſſen/ und aus unausſprechlicher geheimnuͤß herab geſtie- gen von dem himmel/ und durch den H. Geiſt in der reinen/ keuſchen/ von GOtt vorhin dazu verordneten und auſſerwehlten jungfrauen Maria empfangen/ allda ſich GOtt mit der menſchheit vereiniget/ und ein wahrer GOtt und menſch auff dieſe welt geboren worden/ der war derverheiſſene Meſſias/ und ſchlangen- treter/ welcher unſere ſchuld bezahlen wolt/ ſo durch manchfaltig groſſes leiden und ſchmer- tzen ſich endlich am ſtamm des Heil. Creutzes fuͤr unſer ſuͤnde ſeinem himmliſchen Vater auff- geopffert und ſein unſchuldiges blut willig fuͤr alle natur vergoſſen/ und dadurch alle ver- dammte ſeelen/ die da allbereits in der vorhoͤlle ſaſſen/ und die verheiſſung glaubeten/ auch alle andere ſeelen/ ſo nach dem blutigen opffer an den Erloͤſer glaubeten/ und ſeine wort hielten/ durch ſein blut abgewaſchen und gereiniget/ in das Paradieß gefuͤhret/ durch ſein aufferſte- hung und himmelfahrt/ auch uns wiederum aufferſtehend gemacht/ den himmel wiederum geoͤffnet/ und die menſchliche natur mit der Gottheit vereiniget/ an dem ſtuhl GOTTes erhalten und clarificiert/ und uns ſamt ihm in himmel gefuͤhret hat. Alſo iſt die verfluchte menſchliche ſeel durch das blut JEſu Chriſti von dem ewigen tod und fluch A. K. H. Vierter Theil. U

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/449>, abgerufen am 28.11.2024.