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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere observationes
[Spaltenumbruch] sione prima pag. 54.) Also will ich mich
defendiret haben/ daß ich billig eine neue
medicin nach der jetzigen monarchia herfür
bringe und an tag thue. Und ob gleich
wol gesagt würde/ wer lehret dich das
zu thun? frag ich dich/ wer lehret das heu-
tige laub und graß wachsen? Denn der-
selbige hat gesagt/ kommet zu mir und
lernet von mir/ denn ich bin mild/ und ei-
nes demüthigen hertzens. Aus dem
fleust der grund der wahrheit/ was nicht
aus dem geht/ das ist verfuhrung. Der
teuffel ist
mille-artifex, in dem viel fal-
scher
signa und prodigia stecken/ der nicht
feyret/ wie ein brummender löw uns
nachstreicht/ auff daß er uns samt ihme
lügner behalt. ---- Jn
Defens. 2. Die-
weil fasten und beten die bösen geister
austreibt/ achte ich/ dem artzt sey es son-
derlich empfohlen/ am ersten zu suchen
das reich GOttes/ demnach werde ihm
geben was ihm noth sey.
Jm andern buch
der grossen Wund-artzeney im dritten Tractat
p. 109.
Das ist eine grosse verführung
in der artzeney/ daß ein artzt nicht mehr
schuldig zu wissen vermeint zu seyn/ als
allein sey er ein Doctor/ daß gnug sey an
dem/ das in den hohen schulen gelernet
wird: So doch dasselbige nichts ist/ als
allein ein unbewährter grund/ der nicht
am end ist noch im licht der natur be-
währet und vergleicht: Und die andern/
so Wund-artzte sind/ allein vermeinen
ihre kunst gnugsam zu haben/ so sie
braun/ blau/ grün und weisse salben in
meßinen büchslein machen können. Der
ein rechter artzt will seyn/ und den kran-
cken nutzbar/ der muß mehr wissen/ ler-
nen und können/ denn die alle wissen und
können/ von denen sie gelernet haben/ und
weit hinüber/ daß ihre lernung und ho-
he schulen zu Jüngern gegen ihnen wer-
den. Dieweil das nicht geschicht/ die-
weil ist es gar verlohren und umsonst.
Soll das beschehen/ so müssen sie die un-
terweisung haben/ daß ihr bereiten und
kochen in der artzeney die apothecken
schände/ so gar soll er eine andere art
wissen und können/ also daß gegen der-
selbigen die apothecken eine sudlerey ge-
heissen werde. Also auch so viel mehr
lernen/ als der
Avicenna, und derselbige
gegen seiner artzney sich nicht schützen
möge. So es dahin kommt/ so wird es
wol stehen in der artzeney/ und die kran-
cken werden gesund gemacht/ die sonst
verderbt/ geschädigt oder erwürget wür-
den. Es möchten vielleicht etliche mei-
nen/ dahin mag es nicht kommen/ daß
aus den apotheckensudlerey werde/ und
ans den Sophisten schützen: Derselbige
soll allein das betrachten/ daß die kunst
keinen feind hat/ als allein den/ der sie
vermeint zu wissen; denn die sich selbst
also überreden und vermeinen/ das
sind die/ aus denen die verderbung geht
und entspringt/ und lieben mehr die
finsternis denn das licht/ mehr die ver-
derbung denn gesundmachung: Wo sie
[Spaltenumbruch] solches nicht in ihrem hertzen hätten/ so
würden sie lernen und ein bessers suchen/
und nichts verachten/ was kunst oder
dergleichen betreffe/ alles mit fleiß le-
sen/ urtheilen und lieben.

9. Was in übrigen auch die beschuldigun-
gen betrifft/ zum exempel/ als wäre er ein zau-
berer gewesen und mit dem teuffel seine dinge
ausgerichtet/ kan offenbarlich aus seinen ei-
genen schrifften wiederlegt werden. Gestalter
überaus offte und ernstlich wider die zauberey/
beschwerungen/ schwartzkünstler/ nigroman-
ticos
und dergleichen schreibet; ja er vermahnet
auch die Obrigkeit solche greuel ernstlich zu straf-
fen. Vid. Philos. occulta de conjurationibus p.
286. & 287.
Jngleichen beschreibet er auch
derbösen geister boßheit und abfall und warnet
sehr offte vor ihrer verführung und gemein-
schafft/ weil sie den menschen ins verder-
ben und verdammniß führten. Vid. Fragment.
lib. Philosophiae de daemoniacis & obsessis p.
261. Sectetum magicum de lapide Philoso-
phorum, p. 672. 673. Fragmentum I. Philo-
sophiae de sagis & earum operibus p. 253.
und
259. item de sanguine ultra mortem p. 266.
de characteribus p. 278.

10. Belangend aber die in seinen operibus
befindlichen characteres magicos und andere
sonst ungewöhnliche expressiones, hat ihn ein
ungenannter Auctor in der deutlichen entde-
ckung/ was von
Paracelso zu halten sey/
also entschuldiget: Theophrastus hat etliche
secreta naturae zum theil durch characteres,
zum theil sonst mit subtilen/ gehei-
men worten beschrieben/ daß nicht
jedermann gegeben/ solche hohe weiß-
heit/ so darinnen verborgen steckt/ zu
begreiffen; sols aber darum aus dem
teuffel geredt und geschrieben seyn? Das
sey ferne/ und aus den zu vor angezoge-
nen exempeln ist gnugsam zuersehen/ daß

Theophrastus wolle fleißige/ GOttes-
fürchtige schüler haben/ die mit einem
andächtigen/ unnachläßigen gebete
bey GOtt um weißheit und verstand
anhalten/ wie er denn selbst das schöne
gebet zu GOtt dem H. Geist gemacht
hatt.

11. Anlangend die ihm beygemessene trun-
ckenheit und liederliches leben/ reimet sich sel-
biges theils mit so vielen in der historie ange-
führten zeugnissen nicht/ theils mit denen wun-
derbaren ihm von GOtt verliehenen gaben/
ungemeinen curen und andern bedencklichen
umständen seines lebens. Was er selbsten von
dergleichen lastern gehalten/ und wie er hinge-
gen ein gottseliges heiliges leben angeprie-
sen/ kan man unter andern aus diesem seinem
folgendem bekäntniß ersehen in der Philoso-
phia occulta,
wie der mensch besessen und
eingenommen wird | vom bösen geiste/ pag. 295.
Trunckenheit ist ein ursprung und
brunn alles übels und aller laster/ die
alle aus eingebung des teuffels durch sol-
che trunckenboltze geschehen. Darum
seyd mäßig mit essen und trincken/ be-

schwe-

Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere obſervationes
[Spaltenumbruch] ſione prima pag. 54.) Alſo will ich mich
defendiret haben/ daß ich billig eine neue
medicin nach der jetzigen monarchia herfuͤr
bringe und an tag thue. Und ob gleich
wol geſagt wuͤrde/ wer lehret dich das
zu thun? frag ich dich/ wer lehret das heu-
tige laub und graß wachſen? Denn der-
ſelbige hat geſagt/ kommet zu mir und
lernet von mir/ denn ich bin mild/ und ei-
nes demuͤthigen hertzens. Aus dem
fleuſt der grund der wahrheit/ was nicht
aus dem geht/ das iſt verfuhrung. Der
teuffel iſt
mille-artifex, in dem viel fal-
ſcher
ſigna und prodigia ſtecken/ der nicht
feyret/ wie ein brummender loͤw uns
nachſtreicht/ auff daß er uns ſamt ihme
luͤgner behalt. —— Jn
Defenſ. 2. Die-
weil faſten und beten die boͤſen geiſter
austreibt/ achte ich/ dem artzt ſey es ſon-
derlich empfohlen/ am erſten zu ſuchen
das reich GOttes/ demnach werde ihm
geben was ihm noth ſey.
Jm andern buch
der groſſen Wund-artzeney im dritten Tractat
p. 109.
Das iſt eine groſſe verfuͤhrung
in der artzeney/ daß ein artzt nicht mehr
ſchuldig zu wiſſen vermeint zu ſeyn/ als
allein ſey er ein Doctor/ daß gnug ſey an
dem/ das in den hohen ſchulen gelernet
wird: So doch daſſelbige nichts iſt/ als
allein ein unbewaͤhrter grund/ der nicht
am end iſt noch im licht der natur be-
waͤhret und vergleicht: Und die andern/
ſo Wund-artzte ſind/ allein vermeinen
ihre kunſt gnugſam zu haben/ ſo ſie
braun/ blau/ gruͤn und weiſſe ſalben in
meßinen buͤchslein machen koͤnnen. Der
ein rechter artzt will ſeyn/ und den kran-
cken nutzbar/ der muß mehr wiſſen/ ler-
nen und koͤnnen/ denn die alle wiſſen und
koͤnnen/ von denen ſie geleꝛnet haben/ und
weit hinuͤber/ daß ihre lernung und ho-
he ſchulen zu Juͤngern gegen ihnen wer-
den. Dieweil das nicht geſchicht/ die-
weil iſt es gar verlohren und umſonſt.
Soll das beſchehen/ ſo muͤſſen ſie die un-
terweiſung haben/ daß ihr bereiten und
kochen in der artzeney die apothecken
ſchaͤnde/ ſo gar ſoll er eine andere art
wiſſen und koͤnnen/ alſo daß gegen der-
ſelbigen die apothecken eine ſudlerey ge-
heiſſen werde. Alſo auch ſo viel mehr
lernen/ als der
Avicenna, und derſelbige
gegen ſeiner artzney ſich nicht ſchuͤtzen
moͤge. So es dahin kommt/ ſo wird es
wol ſtehen in der artzeney/ und die kran-
cken werden geſund gemacht/ die ſonſt
verderbt/ geſchaͤdigt oder erwuͤrget wuͤr-
den. Es moͤchten vielleicht etliche mei-
nen/ dahin mag es nicht kommen/ daß
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ſoll allein das betrachten/ daß die kunſt
keinen feind hat/ als allein den/ der ſie
vermeint zu wiſſen; denn die ſich ſelbſt
alſo uͤberreden und vermeinen/ das
ſind die/ aus denen die verderbung geht
und entſpringt/ und lieben mehr die
finſternis denn das licht/ mehr die ver-
derbung denn geſundmachung: Wo ſie
[Spaltenumbruch] ſolches nicht in ihrem hertzen haͤtten/ ſo
wuͤrden ſie lernen und ein beſſers ſuchen/
und nichts verachten/ was kunſt oder
dergleichen betreffe/ alles mit fleiß le-
ſen/ urtheilen und lieben.

9. Was in uͤbrigen auch die beſchuldigun-
gen betrifft/ zum exempel/ als waͤre er ein zau-
berer geweſen und mit dem teuffel ſeine dinge
ausgerichtet/ kan offenbarlich aus ſeinen ei-
genen ſchrifften wiederlegt werden. Geſtalter
uͤberaus offte und ernſtlich wider die zauberey/
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und dergleichen ſchreibet; ja er vermahnet
auch die Obrigkeit ſolche greuel ernſtlich zu ſtraf-
fen. Vid. Philoſ. occulta de conjurationibus p.
286. & 287.
Jngleichen beſchreibet er auch
derboͤſen geiſter boßheit und abfall und warnet
ſehr offte vor ihrer verfuͤhrung und gemein-
ſchafft/ weil ſie den menſchen ins verder-
ben und verdam̃niß fuͤhrten. Vid. Fragment.
lib. Philoſophiæ de dæmoniacis & obſesſis p.
261. Sectetum magicum de lapide Philoſo-
phorum, p. 672. 673. Fragmentum I. Philo-
ſophiæ de ſagis & earum operibus p. 253.
und
259. item de ſanguine ultra mortem p. 266.
de characteribus p. 278.

10. Belangend aber die in ſeinen operibus
befindlichen characteres magicos und andere
ſonſt ungewoͤhnliche expreſſiones, hat ihn ein
ungenannter Auctor in der deutlichen entde-
ckung/ was von
Paracelſo zu halten ſey/
alſo entſchuldiget: Theophraſtus hat etliche
ſecreta naturæ zum theil durch characteres,
zum theil ſonſt mit ſubtilen/ gehei-
men worten beſchrieben/ daß nicht
jedermann gegeben/ ſolche hohe weiß-
heit/ ſo darinnen verborgen ſteckt/ zu
begreiffen; ſols aber darum aus dem
teuffel geredt und geſchrieben ſeyn? Das
ſey ferne/ und aus den zu vor angezoge-
nen exempeln iſt gnugſam zuerſehen/ daß

Theophraſtus wolle fleißige/ GOttes-
fuͤrchtige ſchuͤler haben/ die mit einem
andaͤchtigen/ unnachlaͤßigen gebete
bey GOtt um weißheit und verſtand
anhalten/ wie er denn ſelbſt das ſchoͤne
gebet zu GOtt dem H. Geiſt gemacht
hatt.

11. Anlangend die ihm beygemeſſene trun-
ckenheit und liederliches leben/ reimet ſich ſel-
biges theils mit ſo vielen in der hiſtorie ange-
fuͤhrten zeugniſſen nicht/ theils mit denen wun-
derbaren ihm von GOtt verliehenen gaben/
ungemeinen curen und andern bedencklichen
umſtaͤnden ſeines lebens. Was er ſelbſten von
dergleichen laſtern gehalten/ und wie er hinge-
gen ein gottſeliges heiliges leben angeprie-
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folgendem bekaͤntniß erſehen in der Philoſo-
phia occulta,
wie der menſch beſeſſen und
eingenommen wird | vom boͤſen geiſte/ pag. 295.
Trunckenheit iſt ein urſprung und
brunn alles uͤbels und aller laſter/ die
alle aus eingebung des teuffels durch ſol-
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[142/0438] Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere obſervationes ſione prima pag. 54.) Alſo will ich mich defendiret haben/ daß ich billig eine neue medicin nach der jetzigen monarchia herfuͤr bringe und an tag thue. Und ob gleich wol geſagt wuͤrde/ wer lehret dich das zu thun? frag ich dich/ wer lehret das heu- tige laub und graß wachſen? Denn der- ſelbige hat geſagt/ kommet zu mir und lernet von mir/ denn ich bin mild/ und ei- nes demuͤthigen hertzens. Aus dem fleuſt der grund der wahrheit/ was nicht aus dem geht/ das iſt verfuhrung. Der teuffel iſt mille-artifex, in dem viel fal- ſcher ſigna und prodigia ſtecken/ der nicht feyret/ wie ein brummender loͤw uns nachſtreicht/ auff daß er uns ſamt ihme luͤgner behalt. —— Jn Defenſ. 2. Die- weil faſten und beten die boͤſen geiſter austreibt/ achte ich/ dem artzt ſey es ſon- derlich empfohlen/ am erſten zu ſuchen das reich GOttes/ demnach werde ihm geben was ihm noth ſey. Jm andern buch der groſſen Wund-artzeney im dritten Tractat p. 109. Das iſt eine groſſe verfuͤhrung in der artzeney/ daß ein artzt nicht mehr ſchuldig zu wiſſen vermeint zu ſeyn/ als allein ſey er ein Doctor/ daß gnug ſey an dem/ das in den hohen ſchulen gelernet wird: So doch daſſelbige nichts iſt/ als allein ein unbewaͤhrter grund/ der nicht am end iſt noch im licht der natur be- waͤhret und vergleicht: Und die andern/ ſo Wund-artzte ſind/ allein vermeinen ihre kunſt gnugſam zu haben/ ſo ſie braun/ blau/ gruͤn und weiſſe ſalben in meßinen buͤchslein machen koͤnnen. Der ein rechter artzt will ſeyn/ und den kran- cken nutzbar/ der muß mehr wiſſen/ ler- nen und koͤnnen/ denn die alle wiſſen und koͤnnen/ von denen ſie geleꝛnet haben/ und weit hinuͤber/ daß ihre lernung und ho- he ſchulen zu Juͤngern gegen ihnen wer- den. Dieweil das nicht geſchicht/ die- weil iſt es gar verlohren und umſonſt. Soll das beſchehen/ ſo muͤſſen ſie die un- terweiſung haben/ daß ihr bereiten und kochen in der artzeney die apothecken ſchaͤnde/ ſo gar ſoll er eine andere art wiſſen und koͤnnen/ alſo daß gegen der- ſelbigen die apothecken eine ſudlerey ge- heiſſen werde. Alſo auch ſo viel mehr lernen/ als der Avicenna, und derſelbige gegen ſeiner artzney ſich nicht ſchuͤtzen moͤge. So es dahin kommt/ ſo wird es wol ſtehen in der artzeney/ und die kran- cken werden geſund gemacht/ die ſonſt verderbt/ geſchaͤdigt oder erwuͤrget wuͤr- den. Es moͤchten vielleicht etliche mei- nen/ dahin mag es nicht kommen/ daß aus den apotheckenſudlerey werde/ und ans den Sophiſten ſchuͤtzen: Derſelbige ſoll allein das betrachten/ daß die kunſt keinen feind hat/ als allein den/ der ſie vermeint zu wiſſen; denn die ſich ſelbſt alſo uͤberreden und vermeinen/ das ſind die/ aus denen die verderbung geht und entſpringt/ und lieben mehr die finſternis denn das licht/ mehr die ver- derbung denn geſundmachung: Wo ſie ſolches nicht in ihrem hertzen haͤtten/ ſo wuͤrden ſie lernen und ein beſſers ſuchen/ und nichts verachten/ was kunſt oder dergleichen betreffe/ alles mit fleiß le- ſen/ urtheilen und lieben. 9. Was in uͤbrigen auch die beſchuldigun- gen betrifft/ zum exempel/ als waͤre er ein zau- berer geweſen und mit dem teuffel ſeine dinge ausgerichtet/ kan offenbarlich aus ſeinen ei- genen ſchrifften wiederlegt werden. Geſtalter uͤberaus offte und ernſtlich wider die zauberey/ beſchwerungen/ ſchwartzkuͤnſtler/ nigroman- ticos und dergleichen ſchreibet; ja er vermahnet auch die Obrigkeit ſolche greuel ernſtlich zu ſtraf- fen. Vid. Philoſ. occulta de conjurationibus p. 286. & 287. Jngleichen beſchreibet er auch derboͤſen geiſter boßheit und abfall und warnet ſehr offte vor ihrer verfuͤhrung und gemein- ſchafft/ weil ſie den menſchen ins verder- ben und verdam̃niß fuͤhrten. Vid. Fragment. lib. Philoſophiæ de dæmoniacis & obſesſis p. 261. Sectetum magicum de lapide Philoſo- phorum, p. 672. 673. Fragmentum I. Philo- ſophiæ de ſagis & earum operibus p. 253. und 259. item de ſanguine ultra mortem p. 266. de characteribus p. 278. 10. Belangend aber die in ſeinen operibus befindlichen characteres magicos und andere ſonſt ungewoͤhnliche expreſſiones, hat ihn ein ungenannter Auctor in der deutlichen entde- ckung/ was von Paracelſo zu halten ſey/ alſo entſchuldiget: Theophraſtus hat etliche ſecreta naturæ zum theil durch characteres, zum theil ſonſt mit ſubtilen/ gehei- men worten beſchrieben/ daß nicht jedermann gegeben/ ſolche hohe weiß- heit/ ſo darinnen verborgen ſteckt/ zu begreiffen; ſols aber darum aus dem teuffel geredt und geſchrieben ſeyn? Das ſey ferne/ und aus den zu vor angezoge- nen exempeln iſt gnugſam zuerſehen/ daß Theophraſtus wolle fleißige/ GOttes- fuͤrchtige ſchuͤler haben/ die mit einem andaͤchtigen/ unnachlaͤßigen gebete bey GOtt um weißheit und verſtand anhalten/ wie er denn ſelbſt das ſchoͤne gebet zu GOtt dem H. Geiſt gemacht hatt. 11. Anlangend die ihm beygemeſſene trun- ckenheit und liederliches leben/ reimet ſich ſel- biges theils mit ſo vielen in der hiſtorie ange- fuͤhrten zeugniſſen nicht/ theils mit denen wun- derbaren ihm von GOtt verliehenen gaben/ ungemeinen curen und andern bedencklichen umſtaͤnden ſeines lebens. Was er ſelbſten von dergleichen laſtern gehalten/ und wie er hinge- gen ein gottſeliges heiliges leben angeprie- ſen/ kan man unter andern aus dieſem ſeinem folgendem bekaͤntniß erſehen in der Philoſo- phia occulta, wie der menſch beſeſſen und eingenommen wird | vom boͤſen geiſte/ pag. 295. Trunckenheit iſt ein urſprung und brunn alles uͤbels und aller laſter/ die alle aus eingebung des teuffels durch ſol- che trunckenboltze geſchehen. Darum ſeyd maͤßig mit eſſen und trincken/ be- ſchwe-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/438>, abgerufen am 29.11.2024.