Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von symbolischen büchern. [Spaltenumbruch]
zunehmen wäre/ weil sie es sagen/ sondern dar-um allein zu bekennen und anzunehmen sey/ weil es in der Heiligen Schrifft stehet/ als daraus sie diese und jene thesin und erklä- rung hergenommen haben. Nun aber finden sich einige örter/ die nicht in solchen büchern nach dem sinn des Heiligen Geistes/ sondern wider den sinn des Heiligen Geistes erkläret sind/ darum muß man solche erklärung nicht annehmen/ sondern sie verbessern/ man muß von ihrer meinung in diesem stück abgehen/ und nicht darinne verbleiben; wie denn die Pa- tres Augustani so redlich gewesen/ und sich und ihre schrifft der censur der Heiligen Schrifft unterworffen haben; gegen welche moderation etliche störrige und zänckische Theologi heuti- ges tages sich bezeigen/ und weiß nicht/ was sie aus den libris symbolicis machen wollen. Jch will jetzo nur ein und ander exempel an- führen/ worinnen die libri symbolici den sinn des Heiligen Geistes nicht getroffen: Jn der Apologia Augustanae Confessionis stehen die- se worte: Praeterea contumelia afficiunt Chri- stum (adversarii,) cum dicunt, homines per monasticam vitam mereri aeternam, welche thesis richtig/ und in der Heiligen Schrifft ge- gründet ist: Ferner ist das jenige/ was hinzu gesetzet ist/ recht und wahrhafftig/ wenn es heist: Deus ne suae quidem legi hunc honorem tri- buit, quod mereatur vitam aeternam. Denn so ein gesetz gegeben wäre/ das da könte leben- dig und selig machen/ und also auch das ewi- ge leben verdienen und erwerben/ so käme war- lich die Gerechtigkeit durch das Gesetz/ wozu doch GOTT das Gesetz nicht gemacht hat. Aber was nachfolget/ ist nicht in der Heiligen Schrifft gegründet/ da man aus dem 20. Ca- pitel des Propheten Ezechielis beweisen will/ daß das Gesetz des allerheiligsten GOTTes nicht gut sey/ wie davon die worte lauten: Sicut clare dicit apud Ezechielem Cap. 20. Ego dedi eis praecepta non bona, & judicia, in quibus non vivent, in welchen worten ausdrücklich gegen den Apostel Paulum Rom. VII. 12. gelehret wird/ daß das gesetz GOttes nicht gut sey/ da er doch aus- drücklich das gegentheil lehret und spricht: Das gesetz ist heilig/ und das gebot ist heilig/ recht und gut. Ja es wird auch mit solcher Thesi (da man von dem gesetz GOttes aussa- get/ daß der mensch/ der es thut/ darinnen nicht leben werde) so wol Mosi/ als auch dem Eze- chiel/ oder vielmehr GOtt in dem Ezechiel/ in- gleichem dem Apostel Paulo ins angesicht wi- dersprochen/ der da saget in der Epistel an die Gal. II. 12. Das gesetz ist nicht des glaubens/ sondern der mensch/ der es thut/ wird dadurch leben. Moses redet dieses also aus Deut. XXXII. 46. 47. Nehmet zu hertzen alle worte/ die ich euch heute bezeuge/ daß ihr euren kindern befehlet/ daß sie halten und thun alle worte die- ses gesetzes; denn es ist nicht ein vergeblich wort an euch/ sondern es ist euer leben/ und solch wort wird euer leben verlängern. GOtt aber spricht es noch deutlicher aus beym Pro- pheten Ezechiel am XX. eben in demselbigen capitel/ welches die Apologia A. Conf. anzeigt/ da es heisset v. 11. Jch gab ihnen mein gebot/ und lehrete sie meine rechte/ durch welche lebet der mensch/ der sie hält. Und v. 13. Aber das [Spaltenumbruch] hauß Jsrael war mir ungehorsam und lebten nicht nach meinen geboten/ und verachteten meine rechte/ durch welche der mensch lebet/ der sie hält. Und abermal v. 18. 19. 21. Jch sprach zu ihren kindern in der wüsten. Jhr solt nach euer väter geboten nicht leben/ und ihre rechte nicht halten/ und an ihren götzen euch nicht verunreinigen. Denn ich bin der HErr euer GOtt; nach meinen geboten solt ihr leben/ und meine rechte solt ihr halten und darnach thun. Aber die kinder waren mir ungehorsam lebten nach meinen geboten nicht/ hielten auch meine rechte nicht/ daß sie darnach thäten/ durch welche der mensch lebet/ der sie hält. Jn diesen worten machet der grosse GOtt einen klaren un- terschied zwischen seinen geboten/ und ihrem ge- setz/ und saget/ er hätte den Jsraeliten verboten/ sie solten nicht nach ihrer väter geboten leben/ und ihre rechte nicht halten/ noch sich an ihren göttern verunreinigen/ sondern seine gebote hal- ten/ und darnach thun/ und darinnen leben. Weil sie es aber nicht gethan haben/ was hat denn GOtt nach seiner gerechtigkeit gethan? das lehret er in dem 24. 25. und 26. versicul: Darum daß sie meine gebote nicht gehalten/ und meine rechte verachtet/ und meine sabbath entheiliget hatten/ und nach den götzen ihrer vä- ter sahen/ darum übergab ich sie in die lehre/ so nicht gut ist/ und in rechte/ darinnen sie kein le- ben konten haben/ und verwarff sie mit ihrem opffer/ da sie alle erstgeburt mit feuer verbrann- ten/ damit ich sie verstöret/ und sie lernen mu- sten/ daß ich der HErr sey. Woraus man sie- het/ daß GOtt in diesem 20. capitel/ welches die Apologia A. Confess. citiret/ nicht von seinem heiligem gesetz saget/ daß es nicht gut sey/ und daß man nicht darinnen leben könne/ sondern von demselbigen gesetz/ welches ihre väter/ die den götzen nachfolgten/ auffgerichtet hatten/ und in welches GOtt nach seiner rechten gerech- tigkeit sie übergeben hatte/ daß sie nach solchem gesetz alle ihre erste geburt/ die sie sonst für an- dern kindern lieb haben/ mit feuer verbrannt und den götzen geopffert haben. Das war die lehre/ die nicht gut war; das waren die rechte/ darinnen sie kein leben haben konten/ wie solches der H. Irenaeus eben so wol recht eingesehen. Und ferner: Der andere ort/ welchen ich jetzo aus den Li- filius, A. K. H. Vierter Theil. R
Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von ſymboliſchen buͤchern. [Spaltenumbruch]
zunehmen waͤre/ weil ſie es ſagen/ ſondern dar-um allein zu bekennen und anzunehmen ſey/ weil es in der Heiligen Schrifft ſtehet/ als daraus ſie dieſe und jene theſin und erklaͤ- rung hergenommen haben. Nun aber finden ſich einige oͤrter/ die nicht in ſolchen buͤchern nach dem ſinn des Heiligen Geiſtes/ ſondern wider den ſinn des Heiligen Geiſtes erklaͤret ſind/ darum muß man ſolche erklaͤrung nicht annehmen/ ſondern ſie verbeſſern/ man muß von ihrer meinung in dieſem ſtuͤck abgehen/ und nicht darinne verbleiben; wie denn die Pa- tres Auguſtani ſo redlich geweſen/ und ſich und ihre ſchrifft der cenſur der Heiligen Schrifft unterworffen haben; gegen welche moderation etliche ſtoͤrrige und zaͤnckiſche Theologi heuti- ges tages ſich bezeigen/ und weiß nicht/ was ſie aus den libris ſymbolicis machen wollen. Jch will jetzo nur ein und ander exempel an- fuͤhren/ worinnen die libri ſymbolici den ſinn des Heiligen Geiſtes nicht getroffen: Jn der Apologia Auguſtanæ Confesſionis ſtehen die- ſe worte: Præterea contumelia afficiunt Chri- ſtum (adverſarii,) cum dicunt, homines per monaſticam vitam mereri æternam, welche theſis richtig/ und in der Heiligen Schrifft ge- gruͤndet iſt: Ferner iſt das jenige/ was hinzu geſetzet iſt/ recht und wahrhafftig/ wenn es heiſt: Deus ne ſuæ quidem legi hunc honorem tri- buit, quod mereatur vitam æternam. Denn ſo ein geſetz gegeben waͤre/ das da koͤnte leben- dig und ſelig machen/ und alſo auch das ewi- ge leben verdienen und erwerben/ ſo kaͤme war- lich die Gerechtigkeit durch das Geſetz/ wozu doch GOTT das Geſetz nicht gemacht hat. Aber was nachfolget/ iſt nicht in der Heiligen Schrifft gegruͤndet/ da man aus dem 20. Ca- pitel des Propheten Ezechielis beweiſen will/ daß das Geſetz des allerheiligſten GOTTes nicht gut ſey/ wie davon die worte lauten: Sicut clarè dicit apud Ezechielem Cap. 20. Ego dedi eis præcepta non bona, & judicia, in quibus non vivent, in welchen worten ausdruͤcklich gegen den Apoſtel Paulum Rom. VII. 12. gelehret wird/ daß das geſetz GOttes nicht gut ſey/ da er doch aus- druͤcklich das gegentheil lehret und ſpricht: Das geſetz iſt heilig/ und das gebot iſt heilig/ recht und gut. Ja es wird auch mit ſolcher Theſi (da man von dem geſetz GOttes ausſa- get/ daß der menſch/ der es thut/ darinnen nicht leben werde) ſo wol Moſi/ als auch dem Eze- chiel/ oder vielmehr GOtt in dem Ezechiel/ in- gleichem dem Apoſtel Paulo ins angeſicht wi- derſprochen/ der da ſaget in der Epiſtel an die Gal. II. 12. Das geſetz iſt nicht des glaubens/ ſondern der menſch/ der es thut/ wird dadurch leben. Moſes redet dieſes alſo aus Deut. XXXII. 46. 47. Nehmet zu hertzen alle worte/ die ich euch heute bezeuge/ daß ihr euren kindern befehlet/ daß ſie halten und thun alle worte die- ſes geſetzes; denn es iſt nicht ein vergeblich wort an euch/ ſondern es iſt euer leben/ und ſolch wort wird euer leben verlaͤngern. GOtt aber ſpricht es noch deutlicher aus beym Pro- pheten Ezechiel am XX. eben in demſelbigen capitel/ welches die Apologia A. Conf. anzeigt/ da es heiſſet v. 11. Jch gab ihnen mein gebot/ und lehrete ſie meine rechte/ duꝛch welche lebet der menſch/ der ſie haͤlt. Und v. 13. Aber das [Spaltenumbruch] hauß Jſrael war mir ungehorſam und lebten nicht nach meinen geboten/ und verachteten meine rechte/ durch welche der menſch lebet/ der ſie haͤlt. Und abermal v. 18. 19. 21. Jch ſprach zu ihren kindern in der wuͤſten. Jhr ſolt nach euer vaͤter geboten nicht leben/ und ihre rechte nicht halten/ und an ihren goͤtzen euch nicht verunreinigen. Denn ich bin der HErꝛ euer GOtt; nach meinen geboten ſolt ihr leben/ und meine rechte ſolt ihr halten und darnach thun. Aber die kinder waren mir ungehorſam lebten nach meinen geboten nicht/ hielten auch meine rechte nicht/ daß ſie darnach thaͤten/ durch welche der menſch lebet/ der ſie haͤlt. Jn dieſen worten machet der groſſe GOtt einen klaren un- terſchied zwiſchen ſeinen geboten/ und ihrem ge- ſetz/ und ſaget/ er haͤtte den Jſraeliten verboten/ ſie ſolten nicht nach ihrer vaͤter geboten leben/ und ihre rechte nicht halten/ noch ſich an ihren goͤttern verunreinigen/ ſondern ſeine gebote hal- ten/ und darnach thun/ und darinnen leben. Weil ſie es aber nicht gethan haben/ was hat denn GOtt nach ſeiner gerechtigkeit gethan? das lehret er in dem 24. 25. und 26. verſicul: Darum daß ſie meine gebote nicht gehalten/ und meine rechte verachtet/ und meine ſabbath entheiliget hatten/ und nach den goͤtzen ihrer vaͤ- ter ſahen/ darum uͤbergab ich ſie in die lehre/ ſo nicht gut iſt/ und in rechte/ darinnen ſie kein le- ben konten haben/ und verwarff ſie mit ihrem opffer/ da ſie alle erſtgeburt mit feuer verbrann- ten/ damit ich ſie verſtoͤret/ und ſie lernen mu- ſten/ daß ich der HErꝛ ſey. Woraus man ſie- het/ daß GOtt in dieſem 20. capitel/ welches die Apologia A. Confeſſ. citiret/ nicht von ſeinem heiligem geſetz ſaget/ daß es nicht gut ſey/ und daß man nicht darinnen leben koͤnne/ ſondern von demſelbigen geſetz/ welches ihre vaͤter/ die den goͤtzen nachfolgten/ auffgerichtet hatten/ und in welches GOtt nach ſeiner rechten gerech- tigkeit ſie uͤbergeben hatte/ daß ſie nach ſolchem geſetz alle ihre erſte geburt/ die ſie ſonſt fuͤr an- dern kindern lieb haben/ mit feuer verbrannt und den goͤtzen geopffert haben. Das war die lehre/ die nicht gut war; das waren die rechte/ darinnen ſie kein leben haben konten/ wie ſolches der H. Irenæus eben ſo wol recht eingeſehen. Und ferner: Der andere ort/ welchen ich jetzo aus den Li- filius, A. K. H. Vierter Theil. R
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Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von ſymboliſchen buͤchern.
zunehmen waͤre/ weil ſie es ſagen/ ſondern dar-
um allein zu bekennen und anzunehmen ſey/
weil es in der Heiligen Schrifft ſtehet/ als
daraus ſie dieſe und jene theſin und erklaͤ-
rung hergenommen haben. Nun aber finden
ſich einige oͤrter/ die nicht in ſolchen buͤchern
nach dem ſinn des Heiligen Geiſtes/ ſondern
wider den ſinn des Heiligen Geiſtes erklaͤret
ſind/ darum muß man ſolche erklaͤrung nicht
annehmen/ ſondern ſie verbeſſern/ man muß
von ihrer meinung in dieſem ſtuͤck abgehen/
und nicht darinne verbleiben; wie denn die Pa-
tres Auguſtani ſo redlich geweſen/ und ſich und
ihre ſchrifft der cenſur der Heiligen Schrifft
unterworffen haben; gegen welche moderation
etliche ſtoͤrrige und zaͤnckiſche Theologi heuti-
ges tages ſich bezeigen/ und weiß nicht/ was
ſie aus den libris ſymbolicis machen wollen.
Jch will jetzo nur ein und ander exempel an-
fuͤhren/ worinnen die libri ſymbolici den ſinn
des Heiligen Geiſtes nicht getroffen: Jn der
Apologia Auguſtanæ Confesſionis ſtehen die-
ſe worte: Præterea contumelia afficiunt Chri-
ſtum (adverſarii,) cum dicunt, homines per
monaſticam vitam mereri æternam, welche
theſis richtig/ und in der Heiligen Schrifft ge-
gruͤndet iſt: Ferner iſt das jenige/ was hinzu
geſetzet iſt/ recht und wahrhafftig/ wenn es heiſt:
Deus ne ſuæ quidem legi hunc honorem tri-
buit, quod mereatur vitam æternam. Denn
ſo ein geſetz gegeben waͤre/ das da koͤnte leben-
dig und ſelig machen/ und alſo auch das ewi-
ge leben verdienen und erwerben/ ſo kaͤme war-
lich die Gerechtigkeit durch das Geſetz/ wozu
doch GOTT das Geſetz nicht gemacht hat.
Aber was nachfolget/ iſt nicht in der Heiligen
Schrifft gegruͤndet/ da man aus dem 20. Ca-
pitel des Propheten Ezechielis beweiſen will/
daß das Geſetz des allerheiligſten GOTTes
nicht gut ſey/ wie davon die worte lauten:
Sicut clarè dicit apud Ezechielem Cap.
20. Ego dedi eis præcepta non bona, &
judicia, in quibus non vivent, in welchen
worten ausdruͤcklich gegen den Apoſtel
Paulum Rom. VII. 12. gelehret wird/ daß das
geſetz GOttes nicht gut ſey/ da er doch aus-
druͤcklich das gegentheil lehret und ſpricht:
Das geſetz iſt heilig/ und das gebot iſt heilig/
recht und gut. Ja es wird auch mit ſolcher
Theſi (da man von dem geſetz GOttes ausſa-
get/ daß der menſch/ der es thut/ darinnen nicht
leben werde) ſo wol Moſi/ als auch dem Eze-
chiel/ oder vielmehr GOtt in dem Ezechiel/ in-
gleichem dem Apoſtel Paulo ins angeſicht wi-
derſprochen/ der da ſaget in der Epiſtel an die
Gal. II. 12. Das geſetz iſt nicht des glaubens/
ſondern der menſch/ der es thut/ wird dadurch
leben. Moſes redet dieſes alſo aus Deut.
XXXII. 46. 47. Nehmet zu hertzen alle worte/
die ich euch heute bezeuge/ daß ihr euren kindern
befehlet/ daß ſie halten und thun alle worte die-
ſes geſetzes; denn es iſt nicht ein vergeblich
wort an euch/ ſondern es iſt euer leben/ und
ſolch wort wird euer leben verlaͤngern. GOtt
aber ſpricht es noch deutlicher aus beym Pro-
pheten Ezechiel am XX. eben in demſelbigen
capitel/ welches die Apologia A. Conf. anzeigt/
da es heiſſet v. 11. Jch gab ihnen mein gebot/
und lehrete ſie meine rechte/ duꝛch welche lebet der
menſch/ der ſie haͤlt. Und v. 13. Aber das
hauß Jſrael war mir ungehorſam und lebten
nicht nach meinen geboten/ und verachteten
meine rechte/ durch welche der menſch lebet/ der
ſie haͤlt. Und abermal v. 18. 19. 21. Jch
ſprach zu ihren kindern in der wuͤſten. Jhr ſolt
nach euer vaͤter geboten nicht leben/ und ihre
rechte nicht halten/ und an ihren goͤtzen euch
nicht verunreinigen. Denn ich bin der HErꝛ
euer GOtt; nach meinen geboten ſolt ihr leben/
und meine rechte ſolt ihr halten und darnach
thun. Aber die kinder waren mir ungehorſam
lebten nach meinen geboten nicht/ hielten auch
meine rechte nicht/ daß ſie darnach thaͤten/ durch
welche der menſch lebet/ der ſie haͤlt. Jn dieſen
worten machet der groſſe GOtt einen klaren un-
terſchied zwiſchen ſeinen geboten/ und ihrem ge-
ſetz/ und ſaget/ er haͤtte den Jſraeliten verboten/
ſie ſolten nicht nach ihrer vaͤter geboten leben/
und ihre rechte nicht halten/ noch ſich an ihren
goͤttern verunreinigen/ ſondern ſeine gebote hal-
ten/ und darnach thun/ und darinnen leben.
Weil ſie es aber nicht gethan haben/ was hat
denn GOtt nach ſeiner gerechtigkeit gethan?
das lehret er in dem 24. 25. und 26. verſicul:
Darum daß ſie meine gebote nicht gehalten/
und meine rechte verachtet/ und meine ſabbath
entheiliget hatten/ und nach den goͤtzen ihrer vaͤ-
ter ſahen/ darum uͤbergab ich ſie in die lehre/ ſo
nicht gut iſt/ und in rechte/ darinnen ſie kein le-
ben konten haben/ und verwarff ſie mit ihrem
opffer/ da ſie alle erſtgeburt mit feuer verbrann-
ten/ damit ich ſie verſtoͤret/ und ſie lernen mu-
ſten/ daß ich der HErꝛ ſey. Woraus man ſie-
het/ daß GOtt in dieſem 20. capitel/ welches die
Apologia A. Confeſſ. citiret/ nicht von ſeinem
heiligem geſetz ſaget/ daß es nicht gut ſey/ und
daß man nicht darinnen leben koͤnne/ ſondern
von demſelbigen geſetz/ welches ihre vaͤter/ die
den goͤtzen nachfolgten/ auffgerichtet hatten/
und in welches GOtt nach ſeiner rechten gerech-
tigkeit ſie uͤbergeben hatte/ daß ſie nach ſolchem
geſetz alle ihre erſte geburt/ die ſie ſonſt fuͤr an-
dern kindern lieb haben/ mit feuer verbrannt und
den goͤtzen geopffert haben. Das war die lehre/
die nicht gut war; das waren die rechte/ darinnen
ſie kein leben haben konten/ wie ſolches der H.
Irenæus eben ſo wol recht eingeſehen.
Und ferner:
Der andere ort/ welchen ich jetzo aus den Li-
bris Symbolicis beybringe/ und der wider den
ſinn des H. Geiſtes angefuͤhrt iſt/ findet ſich in
den Articulis Smalcaldicis Artic. IV. de Papa-
tu, da der Pabſt der engel ſeyn ſoll/ der in dem X.
capitel der heiligen offenbarung v. 10. ſeqq. be-
ſchrieben iſt/ davon es p. m. 296. alſo heiſſet:
Proſtant omnes Papæ bullæ & libri, in quibus
rugit ut Leo, ut Angelus Apoc. X. ſignificat,
welches denn auch in der Randgloß Lutheri bey
dem 1. verſicul des 10. capitels geſetzet iſt/ mit
nachfolgenden worten: Das iſt der Roͤmiſche
Pabſt im geiſtlichen weſen. D. Neumann
Profeſſor Theologiæ in Wittenberg hat dieſes
wol geſehen/ daß der vorgedachte Apocalypti-
ſche engel nicht den Pabſt bedeuten koͤnne/ hat
es derowegen auff CHriſtum (wiewol es nur
der Engel CHriſti iſt/ gleichwie der Engel/ der
beym Daniel am XII. ſchweret/ und von eben
dieſer ſache und zeit verkuͤndiget/) gedeutet/ und
alſo ausgeleget: Ita Angelus ille fortis, DEI
filius,
A. K. H. Vierter Theil. R
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/425>, abgerufen am 22.02.2025. |