Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-schrifft.
[Spaltenumbruch] klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede
zur probe hieher setzen/ welche nebenst dem titel
folgende ist:

Christliche erinnerung und ermah-
nung Herrn Julii Bischoffens zu
Naumburg: An sein volck.

Von GOttes gnaden wir Julius, bestätigter
zum Bischoffe zur Naumburg/ wünschen allen
und jeden unsers stiffts unterthanen und ver-
wandten gnade von GOTT/ durch JEsum
CHristum unsern Heiland.

Wohlgeborne/ Ehrnveste/ Gestrenge/
Hochgelahrte/ Ersame/ liebe Getreuen
und Besondere.

Wie wol wir uns getröstet/ die eingefalle-
nen schweren läuffte solten sich nunmehr bey
uns in Teutscher nation gemildert/ und die din-
ge allenthalben zu Christlicher besserung/ ruhe
und friede geschickt haben/ darum wir es dann
bey unserer vorigen gethanen ermahnung zur
busse biß daher bewenden lassen. Weil wir aber
nicht ohne sonderlichen schmertzen unsers ge-
müths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/
wilden und sträfflichen leben nicht abstehet/
sondern darauff verharret/ und dadurch GOt-
tes straffe noch weiter über sich einführet/ kön-
nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/
nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah-
nung an euch ausgehen zulassen; und soll uns
daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er-
regten hochnachtheiligen mißverstande in reli-
gions-sachen niemand unlieber denn eben ihre or-
dentliche hirten und geistliche Obrigkeiten hö-
ren; denn wir wollen uns zu euch eines bessern
versehen/ und der gnaden GOttes trösten/ daß
diß von uns vorgenommene werck nicht werde
ohne frucht abgehen; zuföderst/ weil wir im
vorhaben seind/ nicht was unsereigen/ sondern
was unsers HErrn CHristi ist/ zu verrichten/
und in dem unsern getreuen dienst/ GOtt zu lo-
be/ euch zum heil/ und unsern befohlnen kirchen
zu nothdürfftiger erbauung anzuwenden. Und
nach dem uns gebühren will/ was in solchen un-
sern kirchen kranck ist/ durch GOttes verleihung
zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was
irre geht/ wieder auff den rechten weg zu füh-
ren/ wollen wir erstlich nach rechter ordnung die
gebrechen und übertretungen/ dadurch man
GOtt jetziger zeit erzürnet/ anrühren und entde-
cken; und soll euch solches destoweniger beschwe-
ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/
sondern allein euch zu gut und nothdürfftiger
warnung vorgenommen wird. Und auff daß
wir uns desto besser verwahren mögen/ wollen
wir die dinge nicht anders vorbringen und an-
ziehen/ denn wie sie sich selbst angeben/ und män-
niglich vor augen stellen; denn was der Prophet
Oseas zu seiner zeit geklagt: Es ist auff dem erd-
reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ schmä-
hen/ lügen/ trügen hat gar überhand genommen/
und das blut hat das blutgetroffen; Solches se-
hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige
und fromme Christen bey uns Und läst sich an/ als
sey die zeit kommen/ in welcher/ wie unser lieber
HErr CHristus verkündiget/ die liebe bey vie-
len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn
wir erfahren leider täglich/ welcher gestalt
Gottesfurcht/ und was züchtig/ erbar und tu-
gendlich ist/ abnimmet/ und fast erlischet/ und
[Spaltenumbruch] dagegen die viehische trunckenheit/ unzucht des
fleisches/ wuchern/ lügen und trügen/ frevel
und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor-
sam und untreu/ neid und haß/ stehlen und rau-
ben/ morden und friede-brechen/ schweren und
GOtteslästern/ und andere grobe und boß-
hafftige laster mehr allenthalben sehr eingeris-
sen und gar gemein worden.

Und wiewol solches an ihm selber hoch be-
schwerlich/ so ist es doch um so viel beschwerli-
cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab-
stellt/ sondern auch CHristum dahin mißbrau-
chen will/ daß er dazu über helffen/ und gleich
diß ihr schändliches wesen decken und vermän-
teln soll. Daher kommt es/ daß die kinder der
welt nicht nachlassen/ sünden mit sünden zu
häuffen/ und ob sie gleich auff ihrem sträfflichen
leben/ darein sie einmal gerathen/ verharren/
dürffen sie sich doch CHristi unsers Heilandes
nichts desto weniger berühmen/ machen seinen
heiligen namen zu ihrem schand-deckel/ scheuen
nicht sein heiliges blut dadurch zu schmähen/
und gleich mit füssen zu treten/ zu was er-
schrecklicher GOtteslästerung/ ist leicht abzu-
nehmen. Desto weniger ist sich zu verwun-
dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit hasset/
jetziger zeit über uns erzürnet ist/ und die welt
hefftiger strafft/ denn er in vorigen zeiten ge-
than; seine geissel nimmet der HErrzur hand/
und sucht uns ernstlich heim/ schier mit schwerer
theurung/ schier mit der grausamen pestilentz.
Hierneben aber hat das schwerd/ welches der
erschrecklichsten GOttes straffen eine ist/ in unse-
rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ son-
dern gräßlich gewütet/ viel blut vergossen/ auch
etliche feine und ansehnliche länder mit mord/
brennen und plündern jämmerlich verheeret/
und neulicher weile viel weidlicher und theurer
männer/ auch hohen standes/ die dem gemei-
nen nutz in viel wege hätten dienen können/ um-
bracht. Welches angezündete erschreckliche
feuer noch auff diesen tag nicht gar verloschen.
Uber das alles ist unverborgen/ welcher massen
der grausame Türcke seinen fuß weiter denn vor-
hin je in das löbliche und Christliche König-
reich Hungarn das vergangene jahr gesetzet/
und da ihm nicht stattlicher/ denn wie bißher/
begegnet und wiederstanden solte werden/ hät-
ten wir nichts gewissers/ denn daß er uns solch
Königreich/ als unsere beste vormauer und
Pasteyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa-
stem blutdürstigen grimm an uns setzen/ auch
damit nicht auffziehen würde/ darzu er dieser
zeit gar viel besser/ denn wir bey unserm parthey-
ischem wesen zur gegenwehr/ gefast ist. Und
weil denn auß allen umständen zu befinden/ daß
der Türcke bey unsern zeiten nicht weniger Got-
tes ruthe und geissel ist über die boßhafftige
welt/ denn bey zeiten des A. Testam. die Assyrer
gewesen/ so mögen wir wol mit dem lieben Da-
vid euch warnen: Es sey dann/ daß ihr euch be-
kehret/ fo hat der HErr sein schwerd geschwun-
gen/ seinen bogen gespannet/ und darauff die
gefässe des todes gelegt. Wie er denn durch
etliche erschreckliche zeichen/ insonderheit aber
durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an-
dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns selbst
neulicher weise gewarnet.

Warlich/ warlich/ es ziehen sich alle dinge
zu unserm endlichen verderben. GOtt zürnet/

der

Th. IV. Sect. II. Num. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-ſchrifft.
[Spaltenumbruch] klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede
zur probe hieher ſetzen/ welche nebenſt dem titel
folgende iſt:

Chriſtliche erinnerung und ermah-
nung Herꝛn Julii Biſchoffens zu
Naumburg: An ſein volck.

Von GOttes gnaden wir Julius, beſtaͤtigter
zum Biſchoffe zur Naumburg/ wuͤnſchen allen
und jeden unſers ſtiffts unterthanen und ver-
wandten gnade von GOTT/ durch JEſum
CHriſtum unſern Heiland.

Wohlgeborne/ Ehrnveſte/ Geſtrenge/
Hochgelahrte/ Erſame/ liebe Getreuen
und Beſondere.

Wie wol wir uns getroͤſtet/ die eingefalle-
nen ſchweren laͤuffte ſolten ſich nunmehr bey
uns in Teutſcher nation gemildert/ und die din-
ge allenthalben zu Chriſtlicher beſſerung/ ruhe
und friede geſchickt haben/ darum wir es dann
bey unſerer vorigen gethanen ermahnung zur
buſſe biß daher bewenden laſſen. Weil wir aber
nicht ohne ſonderlichen ſchmertzen unſers ge-
muͤths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/
wilden und ſtraͤfflichen leben nicht abſtehet/
ſondern darauff verharret/ und dadurch GOt-
tes ſtraffe noch weiter uͤber ſich einfuͤhret/ koͤn-
nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/
nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah-
nung an euch ausgehen zulaſſen; und ſoll uns
daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er-
regten hochnachtheiligen mißverſtande in reli-
gions-ſachen niemand unlieber deñ eben ihre or-
dentliche hirten und geiſtliche Obrigkeiten hoͤ-
ren; denn wir wollen uns zu euch eines beſſern
verſehen/ und der gnaden GOttes troͤſten/ daß
diß von uns vorgenommene werck nicht werde
ohne frucht abgehen; zufoͤderſt/ weil wir im
vorhaben ſeind/ nicht was unſereigen/ ſondern
was unſers HErꝛn CHriſti iſt/ zu verrichten/
und in dem unſern getreuen dienſt/ GOtt zu lo-
be/ euch zum heil/ und unſern befohlnen kirchen
zu nothduͤrfftiger erbauung anzuwenden. Und
nach dem uns gebuͤhren will/ was in ſolchen un-
ſern kirchen kranck iſt/ durch GOttes verleihung
zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was
irre geht/ wieder auff den rechten weg zu fuͤh-
ren/ wollen wir erſtlich nach rechter ordnung die
gebrechen und uͤbertretungen/ dadurch man
GOtt jetziger zeit erzuͤrnet/ anruͤhren und entde-
cken; und ſoll euch ſolches deſtoweniger beſchwe-
ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/
ſondern allein euch zu gut und nothduͤrfftiger
warnung vorgenommen wird. Und auff daß
wir uns deſto beſſer verwahren moͤgen/ wollen
wir die dinge nicht anders vorbringen und an-
ziehen/ denn wie ſie ſich ſelbſt angeben/ und maͤn-
niglich vor augen ſtellen; denn was der Prophet
Oſeas zu ſeiner zeit geklagt: Es iſt auff dem erd-
reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ ſchmaͤ-
hen/ luͤgen/ tꝛuͤgen hat gar uͤberhand genommen/
und das blut hat das blutgetroffen; Solches ſe-
hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige
und fꝛom̃e Chriſten bey uns Und laͤſt ſich an/ als
ſey die zeit kommen/ in welcher/ wie unſer lieber
HErꝛ CHriſtus verkuͤndiget/ die liebe bey vie-
len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn
wir erfahren leider taͤglich/ welcher geſtalt
Gottesfurcht/ und was zuͤchtig/ erbar und tu-
gendlich iſt/ abnimmet/ und faſt erliſchet/ und
[Spaltenumbruch] dagegen die viehiſche trunckenheit/ unzucht des
fleiſches/ wuchern/ luͤgen und truͤgen/ frevel
und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor-
ſam und untreu/ neid und haß/ ſtehlen und rau-
ben/ morden und friede-brechen/ ſchweren und
GOtteslaͤſtern/ und andere grobe und boß-
hafftige laſter mehr allenthalben ſehr eingeriſ-
ſen und gar gemein worden.

Und wiewol ſolches an ihm ſelber hoch be-
ſchwerlich/ ſo iſt es doch um ſo viel beſchwerli-
cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab-
ſtellt/ ſondern auch CHriſtum dahin mißbrau-
chen will/ daß er dazu uͤber helffen/ und gleich
diß ihr ſchaͤndliches weſen decken und vermaͤn-
teln ſoll. Daher kommt es/ daß die kinder der
welt nicht nachlaſſen/ ſuͤnden mit ſuͤnden zu
haͤuffen/ und ob ſie gleich auff ihrem ſtraͤfflichen
leben/ darein ſie einmal gerathen/ verharren/
duͤrffen ſie ſich doch CHriſti unſers Heilandes
nichts deſto weniger beruͤhmen/ machen ſeinen
heiligen namen zu ihrem ſchand-deckel/ ſcheuen
nicht ſein heiliges blut dadurch zu ſchmaͤhen/
und gleich mit fuͤſſen zu treten/ zu was er-
ſchrecklicher GOtteslaͤſterung/ iſt leicht abzu-
nehmen. Deſto weniger iſt ſich zu verwun-
dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit haſſet/
jetziger zeit uͤber uns erzuͤrnet iſt/ und die welt
hefftiger ſtrafft/ denn er in vorigen zeiten ge-
than; ſeine geiſſel nimmet der HErꝛzur hand/
und ſucht uns ernſtlich heim/ ſchier mit ſchwerer
theurung/ ſchier mit der grauſamen peſtilentz.
Hierneben aber hat das ſchwerd/ welches der
erſchrecklichſten GOttes ſtraffen eine iſt/ in unſe-
rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ ſon-
dern graͤßlich gewuͤtet/ viel blut vergoſſen/ auch
etliche feine und anſehnliche laͤnder mit mord/
brennen und pluͤndern jaͤmmerlich verheeret/
und neulicher weile viel weidlicher und theurer
maͤnner/ auch hohen ſtandes/ die dem gemei-
nen nutz in viel wege haͤtten dienen koͤnnen/ um-
bracht. Welches angezuͤndete erſchreckliche
feuer noch auff dieſen tag nicht gar verloſchen.
Uber das alles iſt unverborgen/ welcher maſſen
der grauſame Tuͤrcke ſeinen fuß weiter denn vor-
hin je in das loͤbliche und Chriſtliche Koͤnig-
reich Hungarn das vergangene jahr geſetzet/
und da ihm nicht ſtattlicher/ denn wie bißher/
begegnet und wiederſtanden ſolte werden/ haͤt-
ten wir nichts gewiſſers/ denn daß er uns ſolch
Koͤnigreich/ als unſere beſte vormauer und
Paſteyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa-
ſtem blutduͤrſtigen grimm an uns ſetzen/ auch
damit nicht auffziehen wuͤrde/ darzu er dieſer
zeit gar viel beſſer/ denn wir bey unſerm parthey-
iſchem weſen zur gegenwehr/ gefaſt iſt. Und
weil denn auß allen umſtaͤnden zu befinden/ daß
der Tuͤrcke bey unſern zeiten nicht weniger Got-
tes ruthe und geiſſel iſt uͤber die boßhafftige
welt/ denn bey zeiten des A. Teſtam. die Aſſyrer
geweſen/ ſo moͤgen wir wol mit dem lieben Da-
vid euch warnen: Es ſey dann/ daß ihr euch be-
kehret/ fo hat der HErꝛ ſein ſchwerd geſchwun-
gen/ ſeinen bogen geſpannet/ und darauff die
gefaͤſſe des todes gelegt. Wie er denn durch
etliche erſchreckliche zeichen/ inſonderheit aber
durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an-
dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns ſelbſt
neulicher weiſe gewarnet.

Waꝛlich/ warlich/ es ziehen ſich alle dinge
zu unſerm endlichen verderben. GOtt zuͤrnet/

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0402" n="106"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. IIX. Julii</hi> Pflugs erinnerungs-&#x017F;chrifft.</fw><lb/><cb/>
klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede<lb/>
zur probe hieher &#x017F;etzen/ welche neben&#x017F;t dem titel<lb/>
folgende i&#x017F;t:</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche erinnerung und ermah-<lb/>
nung Her&#xA75B;n Julii Bi&#x017F;choffens zu<lb/>
Naumburg: An &#x017F;ein volck.</hi> </head><lb/>
              <p>Von GOttes gnaden wir <hi rendition="#aq">Julius,</hi> be&#x017F;ta&#x0364;tigter<lb/>
zum Bi&#x017F;choffe zur Naumburg/ wu&#x0364;n&#x017F;chen allen<lb/>
und jeden un&#x017F;ers &#x017F;tiffts unterthanen und ver-<lb/>
wandten gnade von <hi rendition="#g">GOTT</hi>/ durch JE&#x017F;um<lb/>
CHri&#x017F;tum un&#x017F;ern Heiland.</p><lb/>
              <p>Wohlgeborne/ Ehrnve&#x017F;te/ Ge&#x017F;trenge/<lb/><hi rendition="#et">Hochgelahrte/ Er&#x017F;ame/ liebe Getreuen<lb/>
und Be&#x017F;ondere.</hi></p><lb/>
              <p>Wie wol wir uns getro&#x0364;&#x017F;tet/ die eingefalle-<lb/>
nen &#x017F;chweren la&#x0364;uffte &#x017F;olten &#x017F;ich nunmehr bey<lb/>
uns in Teut&#x017F;cher nation gemildert/ und die din-<lb/>
ge allenthalben zu Chri&#x017F;tlicher be&#x017F;&#x017F;erung/ ruhe<lb/>
und friede ge&#x017F;chickt haben/ darum wir es dann<lb/>
bey un&#x017F;erer vorigen gethanen ermahnung zur<lb/>
bu&#x017F;&#x017F;e biß daher bewenden la&#x017F;&#x017F;en. Weil wir aber<lb/>
nicht ohne &#x017F;onderlichen &#x017F;chmertzen un&#x017F;ers ge-<lb/>
mu&#x0364;ths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/<lb/>
wilden und &#x017F;tra&#x0364;fflichen leben nicht ab&#x017F;tehet/<lb/>
&#x017F;ondern darauff verharret/ und dadurch GOt-<lb/>
tes &#x017F;traffe noch weiter u&#x0364;ber &#x017F;ich einfu&#x0364;hret/ ko&#x0364;n-<lb/>
nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/<lb/>
nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah-<lb/>
nung an euch ausgehen zula&#x017F;&#x017F;en; und &#x017F;oll uns<lb/>
daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er-<lb/>
regten hochnachtheiligen mißver&#x017F;tande in reli-<lb/>
gions-&#x017F;achen niemand unlieber den&#x0303; eben ihre or-<lb/>
dentliche hirten und gei&#x017F;tliche Obrigkeiten ho&#x0364;-<lb/>
ren; denn wir wollen uns zu euch eines be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
ver&#x017F;ehen/ und der gnaden GOttes tro&#x0364;&#x017F;ten/ daß<lb/>
diß von uns vorgenommene werck nicht werde<lb/>
ohne frucht abgehen; zufo&#x0364;der&#x017F;t/ weil wir im<lb/>
vorhaben &#x017F;eind/ nicht was un&#x017F;ereigen/ &#x017F;ondern<lb/>
was un&#x017F;ers HEr&#xA75B;n CHri&#x017F;ti i&#x017F;t/ zu verrichten/<lb/>
und in dem un&#x017F;ern getreuen dien&#x017F;t/ GOtt zu lo-<lb/>
be/ euch zum heil/ und un&#x017F;ern befohlnen kirchen<lb/>
zu nothdu&#x0364;rfftiger erbauung anzuwenden. Und<lb/>
nach dem uns gebu&#x0364;hren will/ was in &#x017F;olchen un-<lb/>
&#x017F;ern kirchen kranck i&#x017F;t/ durch GOttes verleihung<lb/>
zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was<lb/>
irre geht/ wieder auff den rechten weg zu fu&#x0364;h-<lb/>
ren/ wollen wir er&#x017F;tlich nach rechter ordnung die<lb/>
gebrechen und u&#x0364;bertretungen/ dadurch man<lb/>
GOtt jetziger zeit erzu&#x0364;rnet/ anru&#x0364;hren und entde-<lb/>
cken; und &#x017F;oll euch &#x017F;olches de&#x017F;toweniger be&#x017F;chwe-<lb/>
ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/<lb/>
&#x017F;ondern allein euch zu gut und nothdu&#x0364;rfftiger<lb/>
warnung vorgenommen wird. Und auff daß<lb/>
wir uns de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er verwahren mo&#x0364;gen/ wollen<lb/>
wir die dinge nicht anders vorbringen und an-<lb/>
ziehen/ denn wie &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t angeben/ und ma&#x0364;n-<lb/>
niglich vor augen &#x017F;tellen; denn was der Prophet<lb/>
O&#x017F;eas zu &#x017F;einer zeit geklagt: Es i&#x017F;t auff dem erd-<lb/>
reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ &#x017F;chma&#x0364;-<lb/>
hen/ lu&#x0364;gen/ t&#xA75B;u&#x0364;gen hat gar u&#x0364;berhand genommen/<lb/>
und das blut hat das blutgetroffen; Solches &#x017F;e-<lb/>
hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige<lb/>
und f&#xA75B;om&#x0303;e Chri&#x017F;ten bey uns Und la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich an/ als<lb/>
&#x017F;ey die zeit kommen/ in welcher/ wie un&#x017F;er lieber<lb/>
HEr&#xA75B; CHri&#x017F;tus verku&#x0364;ndiget/ die liebe bey vie-<lb/>
len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn<lb/>
wir erfahren leider ta&#x0364;glich/ welcher ge&#x017F;talt<lb/>
Gottesfurcht/ und was zu&#x0364;chtig/ erbar und tu-<lb/>
gendlich i&#x017F;t/ abnimmet/ und fa&#x017F;t erli&#x017F;chet/ und<lb/><cb/>
dagegen die viehi&#x017F;che trunckenheit/ unzucht des<lb/>
flei&#x017F;ches/ wuchern/ lu&#x0364;gen und tru&#x0364;gen/ frevel<lb/>
und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor-<lb/>
&#x017F;am und untreu/ neid und haß/ &#x017F;tehlen und rau-<lb/>
ben/ morden und friede-brechen/ &#x017F;chweren und<lb/>
GOttesla&#x0364;&#x017F;tern/ und andere grobe und boß-<lb/>
hafftige la&#x017F;ter mehr allenthalben &#x017F;ehr eingeri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und gar gemein worden.</p><lb/>
              <p>Und wiewol &#x017F;olches an ihm &#x017F;elber hoch be-<lb/>
&#x017F;chwerlich/ &#x017F;o i&#x017F;t es doch um &#x017F;o viel be&#x017F;chwerli-<lb/>
cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab-<lb/>
&#x017F;tellt/ &#x017F;ondern auch CHri&#x017F;tum dahin mißbrau-<lb/>
chen will/ daß er dazu u&#x0364;ber helffen/ und gleich<lb/>
diß ihr &#x017F;cha&#x0364;ndliches we&#x017F;en decken und verma&#x0364;n-<lb/>
teln &#x017F;oll. Daher kommt es/ daß die kinder der<lb/>
welt nicht nachla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;u&#x0364;nden mit &#x017F;u&#x0364;nden zu<lb/>
ha&#x0364;uffen/ und ob &#x017F;ie gleich auff ihrem &#x017F;tra&#x0364;fflichen<lb/>
leben/ darein &#x017F;ie einmal gerathen/ verharren/<lb/>
du&#x0364;rffen &#x017F;ie &#x017F;ich doch CHri&#x017F;ti un&#x017F;ers Heilandes<lb/>
nichts de&#x017F;to weniger beru&#x0364;hmen/ machen &#x017F;einen<lb/>
heiligen namen zu ihrem &#x017F;chand-deckel/ &#x017F;cheuen<lb/>
nicht &#x017F;ein heiliges blut dadurch zu &#x017F;chma&#x0364;hen/<lb/>
und gleich mit fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu treten/ zu was er-<lb/>
&#x017F;chrecklicher GOttesla&#x0364;&#x017F;terung/ i&#x017F;t leicht abzu-<lb/>
nehmen. De&#x017F;to weniger i&#x017F;t &#x017F;ich zu verwun-<lb/>
dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit ha&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
jetziger zeit u&#x0364;ber uns erzu&#x0364;rnet i&#x017F;t/ und die welt<lb/>
hefftiger &#x017F;trafft/ denn er in vorigen zeiten ge-<lb/>
than; &#x017F;eine gei&#x017F;&#x017F;el nimmet der HEr&#xA75B;zur hand/<lb/>
und &#x017F;ucht uns ern&#x017F;tlich heim/ &#x017F;chier mit &#x017F;chwerer<lb/>
theurung/ &#x017F;chier mit der grau&#x017F;amen pe&#x017F;tilentz.<lb/>
Hierneben aber hat das &#x017F;chwerd/ welches der<lb/>
er&#x017F;chrecklich&#x017F;ten GOttes &#x017F;traffen eine i&#x017F;t/ in un&#x017F;e-<lb/>
rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ &#x017F;on-<lb/>
dern gra&#x0364;ßlich gewu&#x0364;tet/ viel blut vergo&#x017F;&#x017F;en/ auch<lb/>
etliche feine und an&#x017F;ehnliche la&#x0364;nder mit mord/<lb/>
brennen und plu&#x0364;ndern ja&#x0364;mmerlich verheeret/<lb/>
und neulicher weile viel weidlicher und theurer<lb/>
ma&#x0364;nner/ auch hohen &#x017F;tandes/ die dem gemei-<lb/>
nen nutz in viel wege ha&#x0364;tten dienen ko&#x0364;nnen/ um-<lb/>
bracht. Welches angezu&#x0364;ndete er&#x017F;chreckliche<lb/>
feuer noch auff die&#x017F;en tag nicht gar verlo&#x017F;chen.<lb/>
Uber das alles i&#x017F;t unverborgen/ welcher ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
der grau&#x017F;ame Tu&#x0364;rcke &#x017F;einen fuß weiter denn vor-<lb/>
hin je in das lo&#x0364;bliche und Chri&#x017F;tliche Ko&#x0364;nig-<lb/>
reich Hungarn das vergangene jahr ge&#x017F;etzet/<lb/>
und da ihm nicht &#x017F;tattlicher/ denn wie bißher/<lb/>
begegnet und wieder&#x017F;tanden &#x017F;olte werden/ ha&#x0364;t-<lb/>
ten wir nichts gewi&#x017F;&#x017F;ers/ denn daß er uns &#x017F;olch<lb/>
Ko&#x0364;nigreich/ als un&#x017F;ere be&#x017F;te vormauer und<lb/>
Pa&#x017F;teyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa-<lb/>
&#x017F;tem blutdu&#x0364;r&#x017F;tigen grimm an uns &#x017F;etzen/ auch<lb/>
damit nicht auffziehen wu&#x0364;rde/ darzu er die&#x017F;er<lb/>
zeit gar viel be&#x017F;&#x017F;er/ denn wir bey un&#x017F;erm parthey-<lb/>
i&#x017F;chem we&#x017F;en zur gegenwehr/ gefa&#x017F;t i&#x017F;t. Und<lb/>
weil denn auß allen um&#x017F;ta&#x0364;nden zu befinden/ daß<lb/>
der Tu&#x0364;rcke bey un&#x017F;ern zeiten nicht weniger Got-<lb/>
tes ruthe und gei&#x017F;&#x017F;el i&#x017F;t u&#x0364;ber die boßhafftige<lb/>
welt/ denn bey zeiten des A. Te&#x017F;tam. die A&#x017F;&#x017F;yrer<lb/>
gewe&#x017F;en/ &#x017F;o mo&#x0364;gen wir wol mit dem lieben Da-<lb/>
vid euch warnen: Es &#x017F;ey dann/ daß ihr euch be-<lb/>
kehret/ fo hat der HEr&#xA75B; &#x017F;ein &#x017F;chwerd ge&#x017F;chwun-<lb/>
gen/ &#x017F;einen bogen ge&#x017F;pannet/ und darauff die<lb/>
gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des todes gelegt. Wie er denn durch<lb/>
etliche er&#x017F;chreckliche zeichen/ in&#x017F;onderheit aber<lb/>
durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an-<lb/>
dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
neulicher wei&#x017F;e gewarnet.</p><lb/>
              <p>Wa&#xA75B;lich/ warlich/ es ziehen &#x017F;ich alle dinge<lb/>
zu un&#x017F;erm endlichen verderben. GOtt zu&#x0364;rnet/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0402] Th. IV. Sect. II. Num. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-ſchrifft. klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede zur probe hieher ſetzen/ welche nebenſt dem titel folgende iſt: Chriſtliche erinnerung und ermah- nung Herꝛn Julii Biſchoffens zu Naumburg: An ſein volck. Von GOttes gnaden wir Julius, beſtaͤtigter zum Biſchoffe zur Naumburg/ wuͤnſchen allen und jeden unſers ſtiffts unterthanen und ver- wandten gnade von GOTT/ durch JEſum CHriſtum unſern Heiland. Wohlgeborne/ Ehrnveſte/ Geſtrenge/ Hochgelahrte/ Erſame/ liebe Getreuen und Beſondere. Wie wol wir uns getroͤſtet/ die eingefalle- nen ſchweren laͤuffte ſolten ſich nunmehr bey uns in Teutſcher nation gemildert/ und die din- ge allenthalben zu Chriſtlicher beſſerung/ ruhe und friede geſchickt haben/ darum wir es dann bey unſerer vorigen gethanen ermahnung zur buſſe biß daher bewenden laſſen. Weil wir aber nicht ohne ſonderlichen ſchmertzen unſers ge- muͤths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/ wilden und ſtraͤfflichen leben nicht abſtehet/ ſondern darauff verharret/ und dadurch GOt- tes ſtraffe noch weiter uͤber ſich einfuͤhret/ koͤn- nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/ nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah- nung an euch ausgehen zulaſſen; und ſoll uns daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er- regten hochnachtheiligen mißverſtande in reli- gions-ſachen niemand unlieber deñ eben ihre or- dentliche hirten und geiſtliche Obrigkeiten hoͤ- ren; denn wir wollen uns zu euch eines beſſern verſehen/ und der gnaden GOttes troͤſten/ daß diß von uns vorgenommene werck nicht werde ohne frucht abgehen; zufoͤderſt/ weil wir im vorhaben ſeind/ nicht was unſereigen/ ſondern was unſers HErꝛn CHriſti iſt/ zu verrichten/ und in dem unſern getreuen dienſt/ GOtt zu lo- be/ euch zum heil/ und unſern befohlnen kirchen zu nothduͤrfftiger erbauung anzuwenden. Und nach dem uns gebuͤhren will/ was in ſolchen un- ſern kirchen kranck iſt/ durch GOttes verleihung zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was irre geht/ wieder auff den rechten weg zu fuͤh- ren/ wollen wir erſtlich nach rechter ordnung die gebrechen und uͤbertretungen/ dadurch man GOtt jetziger zeit erzuͤrnet/ anruͤhren und entde- cken; und ſoll euch ſolches deſtoweniger beſchwe- ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/ ſondern allein euch zu gut und nothduͤrfftiger warnung vorgenommen wird. Und auff daß wir uns deſto beſſer verwahren moͤgen/ wollen wir die dinge nicht anders vorbringen und an- ziehen/ denn wie ſie ſich ſelbſt angeben/ und maͤn- niglich vor augen ſtellen; denn was der Prophet Oſeas zu ſeiner zeit geklagt: Es iſt auff dem erd- reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ ſchmaͤ- hen/ luͤgen/ tꝛuͤgen hat gar uͤberhand genommen/ und das blut hat das blutgetroffen; Solches ſe- hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige und fꝛom̃e Chriſten bey uns Und laͤſt ſich an/ als ſey die zeit kommen/ in welcher/ wie unſer lieber HErꝛ CHriſtus verkuͤndiget/ die liebe bey vie- len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn wir erfahren leider taͤglich/ welcher geſtalt Gottesfurcht/ und was zuͤchtig/ erbar und tu- gendlich iſt/ abnimmet/ und faſt erliſchet/ und dagegen die viehiſche trunckenheit/ unzucht des fleiſches/ wuchern/ luͤgen und truͤgen/ frevel und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor- ſam und untreu/ neid und haß/ ſtehlen und rau- ben/ morden und friede-brechen/ ſchweren und GOtteslaͤſtern/ und andere grobe und boß- hafftige laſter mehr allenthalben ſehr eingeriſ- ſen und gar gemein worden. Und wiewol ſolches an ihm ſelber hoch be- ſchwerlich/ ſo iſt es doch um ſo viel beſchwerli- cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab- ſtellt/ ſondern auch CHriſtum dahin mißbrau- chen will/ daß er dazu uͤber helffen/ und gleich diß ihr ſchaͤndliches weſen decken und vermaͤn- teln ſoll. Daher kommt es/ daß die kinder der welt nicht nachlaſſen/ ſuͤnden mit ſuͤnden zu haͤuffen/ und ob ſie gleich auff ihrem ſtraͤfflichen leben/ darein ſie einmal gerathen/ verharren/ duͤrffen ſie ſich doch CHriſti unſers Heilandes nichts deſto weniger beruͤhmen/ machen ſeinen heiligen namen zu ihrem ſchand-deckel/ ſcheuen nicht ſein heiliges blut dadurch zu ſchmaͤhen/ und gleich mit fuͤſſen zu treten/ zu was er- ſchrecklicher GOtteslaͤſterung/ iſt leicht abzu- nehmen. Deſto weniger iſt ſich zu verwun- dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit haſſet/ jetziger zeit uͤber uns erzuͤrnet iſt/ und die welt hefftiger ſtrafft/ denn er in vorigen zeiten ge- than; ſeine geiſſel nimmet der HErꝛzur hand/ und ſucht uns ernſtlich heim/ ſchier mit ſchwerer theurung/ ſchier mit der grauſamen peſtilentz. Hierneben aber hat das ſchwerd/ welches der erſchrecklichſten GOttes ſtraffen eine iſt/ in unſe- rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ ſon- dern graͤßlich gewuͤtet/ viel blut vergoſſen/ auch etliche feine und anſehnliche laͤnder mit mord/ brennen und pluͤndern jaͤmmerlich verheeret/ und neulicher weile viel weidlicher und theurer maͤnner/ auch hohen ſtandes/ die dem gemei- nen nutz in viel wege haͤtten dienen koͤnnen/ um- bracht. Welches angezuͤndete erſchreckliche feuer noch auff dieſen tag nicht gar verloſchen. Uber das alles iſt unverborgen/ welcher maſſen der grauſame Tuͤrcke ſeinen fuß weiter denn vor- hin je in das loͤbliche und Chriſtliche Koͤnig- reich Hungarn das vergangene jahr geſetzet/ und da ihm nicht ſtattlicher/ denn wie bißher/ begegnet und wiederſtanden ſolte werden/ haͤt- ten wir nichts gewiſſers/ denn daß er uns ſolch Koͤnigreich/ als unſere beſte vormauer und Paſteyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa- ſtem blutduͤrſtigen grimm an uns ſetzen/ auch damit nicht auffziehen wuͤrde/ darzu er dieſer zeit gar viel beſſer/ denn wir bey unſerm parthey- iſchem weſen zur gegenwehr/ gefaſt iſt. Und weil denn auß allen umſtaͤnden zu befinden/ daß der Tuͤrcke bey unſern zeiten nicht weniger Got- tes ruthe und geiſſel iſt uͤber die boßhafftige welt/ denn bey zeiten des A. Teſtam. die Aſſyrer geweſen/ ſo moͤgen wir wol mit dem lieben Da- vid euch warnen: Es ſey dann/ daß ihr euch be- kehret/ fo hat der HErꝛ ſein ſchwerd geſchwun- gen/ ſeinen bogen geſpannet/ und darauff die gefaͤſſe des todes gelegt. Wie er denn durch etliche erſchreckliche zeichen/ inſonderheit aber durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an- dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns ſelbſt neulicher weiſe gewarnet. Waꝛlich/ warlich/ es ziehen ſich alle dinge zu unſerm endlichen verderben. GOtt zuͤrnet/ der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/402
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/402>, abgerufen am 20.11.2024.