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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. VI. Von Landgraff Philipps
[Spaltenumbruch] "Es sind auch die Christliche Lehrer Augusti-
"nus
und Chrysostomus, und andere auffs heff-
"tigste dawieder.

"Von den Zwinglianern und Sacramen-
"tirern/ oder wie man sie nennet/ hören wir un-
"gern/ daß die spaltung noch also ist. Wir hof-
"fen/ so die Lutherischen/ und die/ so man Sa-
"cramentirer nennet/ bey der concordia, die Lu-
"therus, Philippus, Bucerus,
und andere an-
"gerichtet/ geblieben/ und noch bleiben/ solte des
"zanckens nicht noth seyn. Wir glauben auch/
"wenn Euer Liebden derer bücher auch etliche le-
"sen/ sowol als des andern theils/ Euer Liebden
"würden sehen/ daß sie zuweit nicht von einan-
"der sind/ so sie von allen theilen wolten der
"wahrheit statt geben. Und/ wie wir vorhin
"geschrieben/ daß man sie für schwärmer/ ketzer/
"und Sacramenten-schänder halten wolte/ so
"wäre gut/ daß man einen Christlichen Syno-
"dum
aller Evangelischen Ständen und ihrer
"Theologen in Teutscher Nation versammlete/
"und sie dahin kommen liesse/ ihre antwort hö-
"rete. Denn warlich sie auch vielerley treffli-
"che Argumenta haben aus der schrifft/ und son-
"derlich aus den alten Lehrern der kirchen/ als
"Augustino, Tertulliano, Cypriano, Fulgen-
"tio
und andern. Da sich denn würde befin-
"den/ daß sie lehreten wider die wahrheit des
"Evangelii und der Episteln Pauli, wie auch
"dem gebrauch der ersten kirchen zuwieder/ und
"sich davon nicht wolten abweisen lassen/ so
"könten sie alsdenn in dem artickel excludirt
"werden. Wir besorgen aber/ daß mit die-
"ser Euer Liebden verdammung/ derer die
"man Sacramentirer nennet/ denen Papi-
"sten die thür auffgethan werde/ viele from-
"me Christen zu martern/ zu tödten und auffs
"grausamste mit ihnen zu handeln/ wie
"sie in Niederland/ Franckreich/ Hispania
"und Jtalien gethan denen/ die unsers glau-
"bens sind und doch die opinion haben/ daß
"CHristus wesentlich nicht also im Nachtmahl
"mit den zähnen gegessen werde. Wolten de-
"nen Theologen/ die dieses büchlein gestellet/
"wol gönnen/ daß sie sich hierinnen besser be-
"dacht/ und nicht eine solche auslegung gege-
"ben hätten/ dardurch die thore auffgethan/
"damit viele fromme wahrhafftige Christliche
"Lehrer gequälet/ gemartert und getödtet wür-
"den. Eure Liebden wolle diese unsere vermah-
"nung nicht unfreundlich vermercken; dann wir
"nicht allein auff uns sehen sollen/ sondern
"auch auff andere Christen/ daß es denen auch
"wol gehe; und ob sie vielleicht in einem Arti-
"ckel irren/ sie darum nicht auff die fleischbanck
"geliefert werden. Es ist in primitiva Ecclesia
"eine Secte gewesen/ die geheissen hat die Nova-
"tianer,
eine grosse irrunge; die wolten einen/
"der nach empfangener tauffe sündiget/ nicht
"annehmen/ oder absolviren/ befahlen ihn
"GOtt/ der könte ihm die sünde vergeben. Den-
"noch waren die frommen alten Christlichen
"Lehrer so freundlich/ daß sie sie nicht ausschlos-
"sen/ und liessen ihre kirche/ und meideten sie
"nicht/ sagten/ dieweil sie im artickel wider die
"Arianer bey ihnen gestanden/ und sonst from-
"me leute wären/ so seyen sie zu dulten/ ob sie
"dann schon in dem artickel irreten. Solten
"nun die Sacramentirer/ die doch viel anders
"jetzt von dem Sacrament als vor zeiten re-
[Spaltenumbruch] den/ wann sie schon in einem punct irreten/"
da sie doch in allen andern artickeln der Aug-"
spurgischen Confession einig sind/ darum von"
stund an gar ausgeschlossen und verworffen"
werden? Solte man um Christlicher liebe wil-"
len nicht freundlicher mit ihnen verfahren?"

Vom freyen willen haben wir lange zeit Lu-"
theri
und Erasmi Roterodami schriften und wi-"
derschrifften gelesen. Und wiewol sie am"
ersten widereinander/ so hat doch Lutherus in"
etlichen Jahren hernach gesehen/ wie der ge-"
meine pöbel gesinnet. Wir glauben aber/ so"
ein Synodus gehalten/ und einer den andern"
hören würde/ solten sie sich in diesem artickel"
leicht vergleichen.

So viel Osiandri wahn betrifft/ daß er"
CHri stum theilen will/ und sagt/ daß wir"
allein durch die Göttliche natur CHristi ge-"
rechtfertiget werden/ und nicht durch die"
menschheit/ ist ein grober irrthum. Wir las-"
sen uns aber sagen/ es sollen seine discipuli uns"
nahe kommen/ davon abgestanden/ und wieder"
zu der rechten lehre getretten seyn; wo dem also/"
wäre es gut; wo nicht/ ist solcher wahn nicht zu"
dulte. Desgleichen des Stancars böse meinunge"
sind auch nicht zu dulten. Es wäre aber viel bes-"
ser/ daß Osiandri anhang gefodert würde für ei-"
nen Christlichen Synodum, wie oben zu den an-"
dern artickeln geschrieben ist/ auch ihre antwort"
gehöret/ und sie zur wahrheit gewiesen; und"
so sie denn in dem irrthum beharreten/ durch"
den Synodum sämtlich excludiret würden.

Was D. Majors opinion betrifft/ wäre"
wol gut/ daß solche/ und der andern antwort/"
allein in Latein durch die gelehrten in den schu-"
len gehandelt und disputirt worden/ und"
nicht so gleich für die Layen ausgegangen."
Wiewol wir nun Majoris bücher nicht"
gelesen/ so befinden wir doch in der wie-"
derlegung/ so in diesem buch ist/ daß wol"
ein mißverstand seyn müsse/ und daß sie in"
dem reden ungleich sind/ und in der Sub-"
stan
tz und sinn einig. Denn sie von allen"
Theologen wollen/ daß der glaube nicht leer/"
sondern die liebe/ die hoffnung/ die bekäntniß"
und gute wercke bey sich habe; oder daß diese"
daraus folgen solten. Hat doch er der Ma-"
jor
in der Epistel an die Rom. X. ein trefflich"
Argument: So man von hertzen glaubet/ wird"
man gerecht/ und so man mit dem munde be-"
kennet/ wird man selig. Und sonderlich/ so man"
lieset die vorhergehende und nachfolgende wor-"
te/ befindet man/ daß es lautet/ wie im Evan-"
gelio
stehet: Wer mich bekennet für den men-"
schen etc. Wir sind aber ohne zweiffel/ so (wie"
gemeldet) ein Christlicher Synodus gehalten/ sie"
würde sich in dem artickel leichtlich vergleiche."

Den artickel von den Adiaphoristen haben"
wir auch mit fleiß gelesen/ finde aber leider/ daß"
auff beyden seiten die liebe gar kalt: Da sie sich"
doch billig so freundlich einander ermahnen/"
dulten und lieben solten/ wie Paulus und an-"
dere Apostel gethan haben/ und ihre schrifften"
ausweisen. Es soll billig ein theil mit dem"
andern gedult haben/ keiner den andern schän-"
den: Wie denn Paulus trefflich ad Rom. und"
Corinth. und an andern orten anzeiget/ daß"
man der kirchen gebräuche und Ceremonien"
halben nicht also zancken solle/ dann/ ein jeg-"
licher falle oder stehe seinem Herrn. So sind"

die

Th. IV. Sect. II. Num. VI. Von Landgraff Philipps
[Spaltenumbruch] „Es ſind auch die Chriſtliche Lehrer Auguſti-
„nus
und Chryſoſtomus, und andere auffs heff-
„tigſte dawieder.

„Von den Zwinglianern und Sacramen-
„tirern/ oder wie man ſie nennet/ hoͤren wir un-
„gern/ daß die ſpaltung noch alſo iſt. Wir hof-
„fen/ ſo die Lutheriſchen/ und die/ ſo man Sa-
„cramentirer nennet/ bey der concordia, die Lu-
„therus, Philippus, Bucerus,
und andere an-
„gerichtet/ geblieben/ und noch bleiben/ ſolte des
„zanckens nicht noth ſeyn. Wir glauben auch/
„wenn Euer Liebden derer buͤcher auch etliche le-
„ſen/ ſowol als des andern theils/ Euer Liebden
„wuͤrden ſehen/ daß ſie zuweit nicht von einan-
„der ſind/ ſo ſie von allen theilen wolten der
„wahrheit ſtatt geben. Und/ wie wir vorhin
„geſchrieben/ daß man ſie fuͤr ſchwaͤrmer/ ketzer/
„und Sacramenten-ſchaͤnder halten wolte/ ſo
„waͤre gut/ daß man einen Chriſtlichen Syno-
„dum
aller Evangeliſchen Staͤnden und ihrer
Theologen in Teutſcher Nation verſammlete/
„und ſie dahin kommen lieſſe/ ihre antwort hoͤ-
„rete. Denn warlich ſie auch vielerley treffli-
„che Argumenta haben aus der ſchrifft/ und ſon-
„derlich aus den alten Lehrern der kirchen/ als
Auguſtino, Tertulliano, Cypriano, Fulgen-
„tio
und andern. Da ſich denn wuͤrde befin-
„den/ daß ſie lehreten wider die wahrheit des
„Evangelii und der Epiſteln Pauli, wie auch
„dem gebrauch der erſten kirchen zuwieder/ und
„ſich davon nicht wolten abweiſen laſſen/ ſo
„koͤnten ſie alsdenn in dem artickel excludirt
„werden. Wir beſorgen aber/ daß mit die-
„ſer Euer Liebden verdammung/ derer die
„man Sacramentirer nennet/ denen Papi-
„ſten die thuͤr auffgethan werde/ viele from-
„me Chriſten zu martern/ zu toͤdten und auffs
„grauſamſte mit ihnen zu handeln/ wie
„ſie in Niederland/ Franckreich/ Hiſpania
„und Jtalien gethan denen/ die unſers glau-
„bens ſind und doch die opinion haben/ daß
„CHriſtus weſentlich nicht alſo im Nachtmahl
„mit den zaͤhnen gegeſſen werde. Wolten de-
„nen Theologen/ die dieſes buͤchlein geſtellet/
„wol goͤnnen/ daß ſie ſich hierinnen beſſer be-
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„ben haͤtten/ dardurch die thore auffgethan/
„damit viele fromme wahrhafftige Chriſtliche
„Lehrer gequaͤlet/ gemartert und getoͤdtet wuͤr-
„den. Eure Liebden wolle dieſe unſere vermah-
„nung nicht unfreundlich vermercken; dann wir
„nicht allein auff uns ſehen ſollen/ ſondern
„auch auff andere Chriſten/ daß es denen auch
„wol gehe; und ob ſie vielleicht in einem Arti-
„ckel irren/ ſie darum nicht auff die fleiſchbanck
„geliefert werden. Es iſt in primitiva Eccleſia
„eine Secte geweſen/ die geheiſſen hat die Nova-
„tianer,
eine groſſe irrunge; die wolten einen/
„der nach empfangener tauffe ſuͤndiget/ nicht
„annehmen/ oder abſolviren/ befahlen ihn
„GOtt/ der koͤnte ihm die ſuͤnde vergeben. Den-
„noch waren die frommen alten Chriſtlichen
„Lehrer ſo freundlich/ daß ſie ſie nicht ausſchloſ-
„ſen/ und lieſſen ihre kirche/ und meideten ſie
„nicht/ ſagten/ dieweil ſie im artickel wider die
Arianer bey ihnen geſtanden/ und ſonſt from-
„me leute waͤren/ ſo ſeyen ſie zu dulten/ ob ſie
„dann ſchon in dem artickel irreten. Solten
„nun die Sacramentirer/ die doch viel anders
„jetzt von dem Sacrament als vor zeiten re-
[Spaltenumbruch] den/ wann ſie ſchon in einem punct irreten/“
da ſie doch in allen andern artickeln der Aug-“
ſpurgiſchen Confeſſion einig ſind/ darum von“
ſtund an gar ausgeſchloſſen und verworffen“
werden? Solte man um Chriſtlicher liebe wil-“
len nicht freundlicher mit ihnen verfahren?„

Vom freyen willen haben wir lange zeit Lu-“
theri
und Eraſmi Roterodami ſchꝛiften und wi-“
derſchrifften geleſen. Und wiewol ſie am“
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meine poͤbel geſinnet. Wir glauben aber/ ſo“
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hoͤren wuͤrde/ ſolten ſie ſich in dieſem artickel“
leicht vergleichen.

So viel Oſiandri wahn betrifft/ daß er“
CHri ſtum theilen will/ und ſagt/ daß wir“
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menſchheit/ iſt ein grober irꝛthum. Wir laſ-“
ſen uns aber ſagen/ es ſollen ſeine diſcipuli uns“
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ſind auch nicht zu dulten. Es waͤre aber viel beſ-“
ſer/ daß Oſiandri anhang gefodert wuͤrde fuͤr ei-“
nen Chꝛiſtlichen Synodum, wie oben zu den an-“
dern artickeln geſchrieben iſt/ auch ihre antwort“
gehoͤret/ und ſie zur wahrheit gewieſen; und“
ſo ſie denn in dem irꝛthum beharreten/ durch“
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Was D. Majors opinion betrifft/ waͤre“
wol gut/ daß ſolche/ und der andern antwort/“
allein in Latein durch die gelehrten in den ſchu-“
len gehandelt und diſputirt worden/ und“
nicht ſo gleich fuͤr die Layen ausgegangen.“
Wiewol wir nun Majoris buͤcher nicht“
geleſen/ ſo befinden wir doch in der wie-“
derlegung/ ſo in dieſem buch iſt/ daß wol“
ein mißverſtand ſeyn muͤſſe/ und daß ſie in“
dem reden ungleich ſind/ und in der Sub-“
ſtan
tz und ſinn einig. Denn ſie von allen“
Theologen wollen/ daß der glaube nicht leer/“
ſondern die liebe/ die hoffnung/ die bekaͤntniß“
und gute wercke bey ſich habe; oder daß dieſe“
daraus folgen ſolten. Hat doch er der Ma-“
jor
in der Epiſtel an die Rom. X. ein trefflich“
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kennet/ wird man ſelig. Und ſonderlich/ ſo man“
lieſet die vorhergehende und nachfolgende wor-“
te/ befindet man/ daß es lautet/ wie im Evan-“
gelio
ſtehet: Wer mich bekennet fuͤr den men-“
ſchen ꝛc. Wir ſind aber ohne zweiffel/ ſo (wie“
gemeldet) ein Chriſtlicheꝛ Synodus gehalten/ ſie“
wuͤrdē ſich in dem artickel leichtlich vergleichē.„

Den artickel von den Adiaphoriſten haben“
wir auch mit fleiß geleſen/ findē aber leider/ daß“
auff beyden ſeiten die liebe gar kalt: Da ſie ſich“
doch billig ſo freundlich einander ermahnen/“
dulten und lieben ſolten/ wie Paulus und an-“
dere Apoſtel gethan haben/ und ihre ſchrifften“
ausweiſen. Es ſoll billig ein theil mit dem“
andern gedult haben/ keiner den andern ſchaͤn-“
den: Wie denn Paulus trefflich ad Rom. und“
Corinth. und an andern orten anzeiget/ daß“
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[104/0400] Th. IV. Sect. II. Num. VI. Von Landgraff Philipps „Es ſind auch die Chriſtliche Lehrer Auguſti- „nus und Chryſoſtomus, und andere auffs heff- „tigſte dawieder. „Von den Zwinglianern und Sacramen- „tirern/ oder wie man ſie nennet/ hoͤren wir un- „gern/ daß die ſpaltung noch alſo iſt. Wir hof- „fen/ ſo die Lutheriſchen/ und die/ ſo man Sa- „cramentirer nennet/ bey der concordia, die Lu- „therus, Philippus, Bucerus, und andere an- „gerichtet/ geblieben/ und noch bleiben/ ſolte des „zanckens nicht noth ſeyn. Wir glauben auch/ „wenn Euer Liebden derer buͤcher auch etliche le- „ſen/ ſowol als des andern theils/ Euer Liebden „wuͤrden ſehen/ daß ſie zuweit nicht von einan- „der ſind/ ſo ſie von allen theilen wolten der „wahrheit ſtatt geben. Und/ wie wir vorhin „geſchrieben/ daß man ſie fuͤr ſchwaͤrmer/ ketzer/ „und Sacramenten-ſchaͤnder halten wolte/ ſo „waͤre gut/ daß man einen Chriſtlichen Syno- „dum aller Evangeliſchen Staͤnden und ihrer „Theologen in Teutſcher Nation verſammlete/ „und ſie dahin kommen lieſſe/ ihre antwort hoͤ- „rete. Denn warlich ſie auch vielerley treffli- „che Argumenta haben aus der ſchrifft/ und ſon- „derlich aus den alten Lehrern der kirchen/ als „Auguſtino, Tertulliano, Cypriano, Fulgen- „tio und andern. Da ſich denn wuͤrde befin- „den/ daß ſie lehreten wider die wahrheit des „Evangelii und der Epiſteln Pauli, wie auch „dem gebrauch der erſten kirchen zuwieder/ und „ſich davon nicht wolten abweiſen laſſen/ ſo „koͤnten ſie alsdenn in dem artickel excludirt „werden. Wir beſorgen aber/ daß mit die- „ſer Euer Liebden verdammung/ derer die „man Sacramentirer nennet/ denen Papi- „ſten die thuͤr auffgethan werde/ viele from- „me Chriſten zu martern/ zu toͤdten und auffs „grauſamſte mit ihnen zu handeln/ wie „ſie in Niederland/ Franckreich/ Hiſpania „und Jtalien gethan denen/ die unſers glau- „bens ſind und doch die opinion haben/ daß „CHriſtus weſentlich nicht alſo im Nachtmahl „mit den zaͤhnen gegeſſen werde. Wolten de- „nen Theologen/ die dieſes buͤchlein geſtellet/ „wol goͤnnen/ daß ſie ſich hierinnen beſſer be- „dacht/ und nicht eine ſolche auslegung gege- „ben haͤtten/ dardurch die thore auffgethan/ „damit viele fromme wahrhafftige Chriſtliche „Lehrer gequaͤlet/ gemartert und getoͤdtet wuͤr- „den. Eure Liebden wolle dieſe unſere vermah- „nung nicht unfreundlich vermercken; dann wir „nicht allein auff uns ſehen ſollen/ ſondern „auch auff andere Chriſten/ daß es denen auch „wol gehe; und ob ſie vielleicht in einem Arti- „ckel irren/ ſie darum nicht auff die fleiſchbanck „geliefert werden. Es iſt in primitiva Eccleſia „eine Secte geweſen/ die geheiſſen hat die Nova- „tianer, eine groſſe irrunge; die wolten einen/ „der nach empfangener tauffe ſuͤndiget/ nicht „annehmen/ oder abſolviren/ befahlen ihn „GOtt/ der koͤnte ihm die ſuͤnde vergeben. Den- „noch waren die frommen alten Chriſtlichen „Lehrer ſo freundlich/ daß ſie ſie nicht ausſchloſ- „ſen/ und lieſſen ihre kirche/ und meideten ſie „nicht/ ſagten/ dieweil ſie im artickel wider die „Arianer bey ihnen geſtanden/ und ſonſt from- „me leute waͤren/ ſo ſeyen ſie zu dulten/ ob ſie „dann ſchon in dem artickel irreten. Solten „nun die Sacramentirer/ die doch viel anders „jetzt von dem Sacrament als vor zeiten re- den/ wann ſie ſchon in einem punct irreten/“ da ſie doch in allen andern artickeln der Aug-“ ſpurgiſchen Confeſſion einig ſind/ darum von“ ſtund an gar ausgeſchloſſen und verworffen“ werden? Solte man um Chriſtlicher liebe wil-“ len nicht freundlicher mit ihnen verfahren?„ Vom freyen willen haben wir lange zeit Lu-“ theri und Eraſmi Roterodami ſchꝛiften und wi-“ derſchrifften geleſen. Und wiewol ſie am“ erſten widereinander/ ſo hat doch Lutherus in“ etlichen Jahren hernach geſehen/ wie der ge-“ meine poͤbel geſinnet. Wir glauben aber/ ſo“ ein Synodus gehalten/ und einer den andern“ hoͤren wuͤrde/ ſolten ſie ſich in dieſem artickel“ leicht vergleichen. So viel Oſiandri wahn betrifft/ daß er“ CHri ſtum theilen will/ und ſagt/ daß wir“ allein durch die Goͤttliche natur CHriſti ge-“ rechtfertiget werden/ und nicht durch die“ menſchheit/ iſt ein grober irꝛthum. Wir laſ-“ ſen uns aber ſagen/ es ſollen ſeine diſcipuli uns“ nahe kommen/ davon abgeſtanden/ und wieder“ zu der rechten lehre getretten ſeyn; wo dem alſo/“ waͤre es gut; wo nicht/ iſt ſolcher wahn nicht zu“ dultē. Desgleichen des Stancars boͤſe meinungē“ ſind auch nicht zu dulten. Es waͤre aber viel beſ-“ ſer/ daß Oſiandri anhang gefodert wuͤrde fuͤr ei-“ nen Chꝛiſtlichen Synodum, wie oben zu den an-“ dern artickeln geſchrieben iſt/ auch ihre antwort“ gehoͤret/ und ſie zur wahrheit gewieſen; und“ ſo ſie denn in dem irꝛthum beharreten/ durch“ den Synodum ſaͤmtlich excludiret wuͤrden. Was D. Majors opinion betrifft/ waͤre“ wol gut/ daß ſolche/ und der andern antwort/“ allein in Latein durch die gelehrten in den ſchu-“ len gehandelt und diſputirt worden/ und“ nicht ſo gleich fuͤr die Layen ausgegangen.“ Wiewol wir nun Majoris buͤcher nicht“ geleſen/ ſo befinden wir doch in der wie-“ derlegung/ ſo in dieſem buch iſt/ daß wol“ ein mißverſtand ſeyn muͤſſe/ und daß ſie in“ dem reden ungleich ſind/ und in der Sub-“ ſtantz und ſinn einig. Denn ſie von allen“ Theologen wollen/ daß der glaube nicht leer/“ ſondern die liebe/ die hoffnung/ die bekaͤntniß“ und gute wercke bey ſich habe; oder daß dieſe“ daraus folgen ſolten. Hat doch er der Ma-“ jor in der Epiſtel an die Rom. X. ein trefflich“ Argument: So man von hertzen glaubet/ wird“ man gerecht/ und ſo man mit dem munde be-“ kennet/ wird man ſelig. Und ſonderlich/ ſo man“ lieſet die vorhergehende und nachfolgende wor-“ te/ befindet man/ daß es lautet/ wie im Evan-“ gelio ſtehet: Wer mich bekennet fuͤr den men-“ ſchen ꝛc. Wir ſind aber ohne zweiffel/ ſo (wie“ gemeldet) ein Chriſtlicheꝛ Synodus gehalten/ ſie“ wuͤrdē ſich in dem artickel leichtlich vergleichē.„ Den artickel von den Adiaphoriſten haben“ wir auch mit fleiß geleſen/ findē aber leider/ daß“ auff beyden ſeiten die liebe gar kalt: Da ſie ſich“ doch billig ſo freundlich einander ermahnen/“ dulten und lieben ſolten/ wie Paulus und an-“ dere Apoſtel gethan haben/ und ihre ſchrifften“ ausweiſen. Es ſoll billig ein theil mit dem“ andern gedult haben/ keiner den andern ſchaͤn-“ den: Wie denn Paulus trefflich ad Rom. und“ Corinth. und an andern orten anzeiget/ daß“ man der kirchen gebraͤuche und Ceremonien“ halben nicht alſo zancken ſolle/ dann/ ein jeg-“ licher falle oder ſtehe ſeinem Herꝛn. So ſind“ die

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/400>, abgerufen am 22.12.2024.