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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre.
[Spaltenumbruch] cheinlich aus Ambrosio comm. ad Eph. III. 10.
Hieronymo comm. in Eph. I. 20. & 22. Apol.
adv. Rufin. lib. I. c. 6. Basilio M. Homil. in Ps.
32. Maximoschol. in Dionys. Hierarch. Coel.
c. 11. Nemesio lib. de nat. Hom. c. 41. Dama-
sceno lib. III. Orth. fid. c. 4. Evagrio, Isidoro
&c.
wie auch aus den klaren worten Pauli
Ephes. III. 8. V. 10.

Gleichwie er auch daselbst eine andere mei-
nung Origenis vielen Patribus zuschreibet/ p.
80. u. f. daß nemlich die bösen geister erst-
lich nach dem jüngsten gerichte gepei-
niget werden solten/
aus Matth. IIX. 29.
2. Pet. II. 4. Judae v.
6.

Ferner hat Origenes von den ämtern der
Engel
gesetzet/ daß gewisse Schutz-En-
gel
einem jeden lande/ volck/ ort u. s. w. vorge-
setzt seyn/ aus 5. B. Mos. XXXII. 8. sihe Ho-
mil XVI. in Gen. Homil. XI. in Num. Homil.
XXIII. in Josu. & XII. in Lucam &c.
Von dem
Schutz-Engel aber eines jeden gläubigen redet
er Hom. XX. in Num. Hom. XXIII. in Jos. Hom.
I in Ezech. Tom. XIII. in Matth. p. 311. Tom.
XIV. p.
361.

Daß aber auch einem jeden mensch ein
böser und guter Engel zugeordnet sey/

gestehet er Hom. XXIII. in Josu. lib. I. in Rom.
lib. III. de Princ. c. 2. & Hom. XXXV. in Luc.

Den Consens der andern Patrum weiset da-
selbst Huetius p. 86. u. f. aus Eusebio, lib IV.
Dem. Evang. c. 7. Isidoro Pelus. lib. II. c. p.
85. Chrysostom. hom. ap. Photium Cod. 277.
Cassiano Collat. IIX. c. 17. & lib. XIII. c.
12.

Daß er auch die Engel der anruffung nicht
unwürdig geachtet/ erhellet aus seinen worten
Homil. I. in Ezech. Komme/ Engel/
nimm den auff/ der von dem alten irr-
thum durch das wort bekehret ist/ und
von der lehre der teuffel/ von der sünde:
nimm ihn auff und hege ihn als ein gu-
ter Artzt/ und unterweise ihn
u. s. w.

3. Von dem menschen

Lehrt er/ daß die seele vor dem leibe ge-
wesen/ als da er im II. B. von den principien
schreibet: Ein gemüth (Nouns Mens) als es
von seinem stande und würde abgewi-
chen/ ist hernach eine seele genennet
oder gemacht worden/ und wenn sie wie-
der erneuert wird/ so wird sie wider zu
einem gemüth. Wenn dieses wahr ist/
so scheint/ daß die abweichung des ge-
müths nicht bey allen gleich sey/ son-
dernbald wenig oder mehr zur seele wer-
de/ also daß etliche gemüther noch etwas
von der ersten krafft behalten/ etliche
aber entweder nichts oder sehr wenig
davon. Dahero findet man/ daß etliche
bald vonkindheit an schärffern verstand
haben/ andere aber gantz dumm und un-
verständig sind.
Und dies hat er anders wo
offte wiederholet/ worinne ihm auch viel Patres
meist beygepflichtet/ weil die sache in der kirche
anfänglich nicht eben durch gewisse sätze bestim-
met gewesen/ wie Huetius daselbst p. 97. be-
weiset.

Ferner hat er den Leib als ein gefängnis
der Seele
angesehen/ und beschrieben/ ihr selbst
aber einen sonderlichen Leib zugeeignet: wie in
diesen worten Methodius Lib. de Resurrect.
[Spaltenumbruch] apud Photium
schreibt: Origenes hat gesagt/
die Seele sey allein der Mensch/ gleich wie
auch Plato. Woraus denn ferner gefolgt/ daß
man ihn beschuldiget/ wie er eine [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] oder [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] der Seelen statuirt/
daß sie nemlich aus einem Leibe in den an-
dern gebracht werden. Dagegen aber er im
I. Buch von Princip. c. ult. ausdrücklich läug-
net; daß die Seelen so gar von sich selbst"
abgehen solten/ daß sie ihrer vernünfftigen na-"
tur und würde vergässen/ und auch in den"
stand der unvernünfftigen thiere herun-"
ter kämen." Wie er auch Pythagorae
darinnen widersprochen hat Lib. IV. & V. con-
tra Celsum,
und Basilidi Lib. V. in Epist. ad
Rom.
Woraus Huetius pag. 103. Origenis
unschuld dißfalls beweiset/ ob er wol zugibt/
daß er davor gehalten/ die Seelen kämen
von den himmlischen in menschliche/
von den menschlichen in teuffelische
cörper.

4. Vom zustand des Menschen nach
dem fall

Hat man ihn erstlich des Pelagianismi be-
schuldiget/ daß er nemlich dem freyen willen
allzuviel zuschreibe/ der hülffe aber der Gött-
lichen gnade zu wenig/ weil er nehmlich de-
nen Mentibus oder Gemüthern in ihrer
Schöpffung den freyen willen
zugeschrie-
ben. Also setzet er Lib. II. de Princip. c. 3. Es
scheinet möglich zu seyn/ daß die unvernünff-"
tigen naturen/ von denen die krafft des freyen"
willens niemals weggenommen wird/ wieder-"
um einigen bewegungen unterworffen seyn"
könten/ durch des HErrn zulassung/ damit/"
wenn sie stets in unbeweglichem Stande"
wären/ sie nicht etwan meineten/ als wenn"
sie aus ihrer eigenen/ und nicht aus GOT-"
tes krafft in diesem zweck der Seligkeit ge-"
standen wären."

Dergleichen er auch Lib. III. c. 1. und 3. se-
tzet/ wie auch von dem freyen willen der bösen
Geister selbst/ Homil. XIII. in Num.

Jm 2. Cap. des III. B. de Princip. setzt er
ferner von der krafft des freyen willens wider"
das böse folgendes: So ist nun offenbar/ daß"
wie der menschliche vorsatz allein vor sich in"
den dingen unvollkommen ist das gute zu"
vollbringen/ denn er wird durch Göttliche"
hülffe zu allem vollkommenen geführet: also"
auch hingegen empfangen wir in den wider-"
wärtigen dingen einigen anfang und gleich-"
sam saamen der sünden von denen dingen/"
welche wir natürlicher weise brauchen. Und"
ferner: Es wiederfährt unserm hertzen nichts"
anders aus dem guten oder bösen/ das ihm"
eingegeben wird/ als allein eine bewegung"
und reitzung/ die uns zum guten oder bösen"
erweckt. Es ist uns aber möglich/ wenn die"
krafft in einem uns zum bösen zu reitzen be-"
ginnt/ daß wir die bösen eingebungen weg-"
werffen/ denen reitzungen widerstehen/ und"
gar nichts sündliches begehen können. Wie-"
derum ists auch möglich/ daß wenn uns die"
Göttliche krafft zum guten reitzet/ wir nicht fol"
gen/ indem wir uns in beyden die macht des"
freyen willens vorbehalten."

Er hat auch die Seele genau vom Geist
des Menschen
unterschieden wissen wollen/
1. Thess. V. 23. 2. Cor. VII. 1. 1. Cor. V. 5. Eph.

IV. 20.

Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre.
[Spaltenumbruch] cheinlich aus Ambroſio comm. ad Eph. III. 10.
Hieronymo comm. in Eph. I. 20. & 22. Apol.
adv. Rufin. lib. I. c. 6. Baſilio M. Homil. in Pſ.
32. Maximoſchol. in Dionyſ. Hierarch. Cœl.
c. 11. Nemeſio lib. de nat. Hom. c. 41. Dama-
ſceno lib. III. Orth. fid. c. 4. Evagrio, Iſidoro
&c.
wie auch aus den klaren worten Pauli
Epheſ. III. 8. V. 10.

Gleichwie er auch daſelbſt eine andere mei-
nung Origenis vielen Patribus zuſchreibet/ p.
80. u. f. daß nemlich die boͤſen geiſter erſt-
lich nach dem juͤngſten gerichte gepei-
niget werden ſolten/
aus Matth. IIX. 29.
2. Pet. II. 4. Judæ v.
6.

Ferner hat Origenes von den aͤmtern der
Engel
geſetzet/ daß gewiſſe Schutz-En-
gel
einem jeden lande/ volck/ ort u. ſ. w. vorge-
ſetzt ſeyn/ aus 5. B. Moſ. XXXII. 8. ſihe Ho-
mil XVI. in Gen. Homil. XI. in Num. Homil.
XXIII. in Joſu. & XII. in Lucam &c.
Von dem
Schutz-Engel aber eines jeden glaͤubigen redet
er Hom. XX. in Num. Hom. XXIII. in Joſ. Hom.
I in Ezech. Tom. XIII. in Matth. p. 311. Tom.
XIV. p.
361.

Daß aber auch einem jeden menſch ein
boͤſer und guter Engel zugeordnet ſey/

geſtehet er Hom. XXIII. in Joſu. lib. I. in Rom.
lib. III. de Princ. c. 2. & Hom. XXXV. in Luc.

Den Conſens der andern Patrum weiſet da-
ſelbſt Huetius p. 86. u. f. aus Euſebio, lib IV.
Dem. Evang. c. 7. Iſidoro Peluſ. lib. II. c. p.
85. Chryſoſtom. hom. ap. Photium Cod. 277.
Caſſiano Collat. IIX. c. 17. & lib. XIII. c.
12.

Daß er auch die Engel der anruffung nicht
unwuͤrdig geachtet/ erhellet aus ſeinen worten
Homil. I. in Ezech. Komme/ Engel/
nimm den auff/ der von dem alten irr-
thum durch das wort bekehret iſt/ und
von der lehre der teuffel/ von der ſuͤnde:
nimm ihn auff und hege ihn als ein gu-
ter Artzt/ und unterweiſe ihn
u. ſ. w.

3. Von dem menſchen

Lehrt er/ daß die ſeele vor dem leibe ge-
weſen/ als da er im II. B. von den principien
ſchreibet: Ein gemuͤth (Νȣ̃ς Mens) als es
von ſeinem ſtande und wuͤrde abgewi-
chen/ iſt hernach eine ſeele genennet
oder gemacht worden/ und wenn ſie wie-
der erneuert wird/ ſo wird ſie wider zu
einem gemuͤth. Wenn dieſes wahr iſt/
ſo ſcheint/ daß die abweichung des ge-
muͤths nicht bey allen gleich ſey/ ſon-
dernbald wenig oder mehr zur ſeele wer-
de/ alſo daß etliche gemuͤther noch etwas
von der erſten krafft behalten/ etliche
aber entweder nichts oder ſehr wenig
davon. Dahero findet man/ daß etliche
bald vonkindheit an ſchaͤrffern verſtand
haben/ andere aber gantz dumm und un-
verſtaͤndig ſind.
Und dies hat er anders wo
offte wiederholet/ worinne ihm auch viel Patres
meiſt beygepflichtet/ weil die ſache in der kirche
anfaͤnglich nicht eben durch gewiſſe ſaͤtze beſtim-
met geweſen/ wie Huetius daſelbſt p. 97. be-
weiſet.

Ferner hat er den Leib als ein gefaͤngnis
der Seele
angeſehen/ und beſchrieben/ ihr ſelbſt
aber einen ſonderlichen Leib zugeeignet: wie in
dieſen worten Methodius Lib. de Reſurrect.
[Spaltenumbruch] apud Photium
ſchreibt: Origenes hat geſagt/
die Seele ſey allein der Menſch/ gleich wie
auch Plato. Woraus denn ferner gefolgt/ daß
man ihn beſchuldiget/ wie er eine [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] oder [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] der Seelen ſtatuirt/
daß ſie nemlich aus einem Leibe in den an-
dern gebracht werden. Dagegen aber er im
I. Buch von Princip. c. ult. ausdruͤcklich laͤug-
net; daß die Seelen ſo gar von ſich ſelbſt“
abgehen ſolten/ daß ſie ihrer vernuͤnfftigen na-“
tur und wuͤrde vergaͤſſen/ und auch in den“
ſtand der unvernuͤnfftigen thiere herun-“
ter kaͤmen.“ Wie er auch Pythagoræ
darinnen widerſprochen hat Lib. IV. & V. con-
tra Celſum,
und Baſilidi Lib. V. in Epiſt. ad
Rom.
Woraus Huetius pag. 103. Origenis
unſchuld dißfalls beweiſet/ ob er wol zugibt/
daß er davor gehalten/ die Seelen kaͤmen
von den himmliſchen in menſchliche/
von den menſchlichen in teuffeliſche
coͤrper.

4. Vom zuſtand des Menſchen nach
dem fall

Hat man ihn erſtlich des Pelagianiſmi be-
ſchuldiget/ daß er nemlich dem freyen willen
allzuviel zuſchreibe/ der huͤlffe aber der Goͤtt-
lichen gnade zu wenig/ weil er nehmlich de-
nen Mentibus oder Gemuͤthern in ihrer
Schoͤpffung den freyen willen
zugeſchrie-
ben. Alſo ſetzet er Lib. II. de Princip. c. 3. Es
ſcheinet moͤglich zu ſeyn/ daß die unvernuͤnff-“
tigen naturen/ von denen die krafft des freyen“
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um einigen bewegungen unterworffen ſeyn“
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wenn ſie ſtets in unbeweglichem Stande“
waͤren/ ſie nicht etwan meineten/ als wenn“
ſie aus ihrer eigenen/ und nicht aus GOT-“
tes krafft in dieſem zweck der Seligkeit ge-“
ſtanden waͤren.“

Dergleichen er auch Lib. III. c. 1. und 3. ſe-
tzet/ wie auch von dem freyen willen der boͤſen
Geiſter ſelbſt/ Homil. XIII. in Num.

Jm 2. Cap. des III. B. de Princip. ſetzt er
ferner von der krafft des freyen willens wider“
das boͤſe folgendes: So iſt nun offenbar/ daß“
wie der menſchliche vorſatz allein vor ſich in“
den dingen unvollkommen iſt das gute zu“
vollbringen/ denn er wird durch Goͤttliche“
huͤlffe zu allem vollkommenen gefuͤhret: alſo“
auch hingegen empfangen wir in den wider-“
waͤrtigen dingen einigen anfang und gleich-“
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welche wir natuͤrlicher weiſe brauchen. Und“
ferner: Es wiederfaͤhrt unſerm hertzen nichts“
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gar nichts ſuͤndliches begehen koͤnnen. Wie-“
derum iſts auch moͤglich/ daß wenn uns die“
Goͤttliche krafft zum guten reitzet/ wir nicht fol“
gen/ indem wir uns in beyden die macht des“
freyen willens vorbehalten.“

Er hat auch die Seele genau vom Geiſt
des Menſchen
unterſchieden wiſſen wollen/
1. Theſſ. V. 23. 2. Cor. VII. 1. 1. Cor. V. 5. Eph.

IV. 20.
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[62/0358] Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. cheinlich aus Ambroſio comm. ad Eph. III. 10. Hieronymo comm. in Eph. I. 20. & 22. Apol. adv. Rufin. lib. I. c. 6. Baſilio M. Homil. in Pſ. 32. Maximoſchol. in Dionyſ. Hierarch. Cœl. c. 11. Nemeſio lib. de nat. Hom. c. 41. Dama- ſceno lib. III. Orth. fid. c. 4. Evagrio, Iſidoro &c. wie auch aus den klaren worten Pauli Epheſ. III. 8. V. 10. Gleichwie er auch daſelbſt eine andere mei- nung Origenis vielen Patribus zuſchreibet/ p. 80. u. f. daß nemlich die boͤſen geiſter erſt- lich nach dem juͤngſten gerichte gepei- niget werden ſolten/ aus Matth. IIX. 29. 2. Pet. II. 4. Judæ v. 6. Ferner hat Origenes von den aͤmtern der Engel geſetzet/ daß gewiſſe Schutz-En- gel einem jeden lande/ volck/ ort u. ſ. w. vorge- ſetzt ſeyn/ aus 5. B. Moſ. XXXII. 8. ſihe Ho- mil XVI. in Gen. Homil. XI. in Num. Homil. XXIII. in Joſu. & XII. in Lucam &c. Von dem Schutz-Engel aber eines jeden glaͤubigen redet er Hom. XX. in Num. Hom. XXIII. in Joſ. Hom. I in Ezech. Tom. XIII. in Matth. p. 311. Tom. XIV. p. 361. Daß aber auch einem jeden menſch ein boͤſer und guter Engel zugeordnet ſey/ geſtehet er Hom. XXIII. in Joſu. lib. I. in Rom. lib. III. de Princ. c. 2. & Hom. XXXV. in Luc. Den Conſens der andern Patrum weiſet da- ſelbſt Huetius p. 86. u. f. aus Euſebio, lib IV. Dem. Evang. c. 7. Iſidoro Peluſ. lib. II. c. p. 85. Chryſoſtom. hom. ap. Photium Cod. 277. Caſſiano Collat. IIX. c. 17. & lib. XIII. c. 12. Daß er auch die Engel der anruffung nicht unwuͤrdig geachtet/ erhellet aus ſeinen worten Homil. I. in Ezech. Komme/ Engel/ nimm den auff/ der von dem alten irr- thum durch das wort bekehret iſt/ und von der lehre der teuffel/ von der ſuͤnde: nimm ihn auff und hege ihn als ein gu- ter Artzt/ und unterweiſe ihn u. ſ. w. 3. Von dem menſchen Lehrt er/ daß die ſeele vor dem leibe ge- weſen/ als da er im II. B. von den principien ſchreibet: Ein gemuͤth (Νȣ̃ς Mens) als es von ſeinem ſtande und wuͤrde abgewi- chen/ iſt hernach eine ſeele genennet oder gemacht worden/ und wenn ſie wie- der erneuert wird/ ſo wird ſie wider zu einem gemuͤth. Wenn dieſes wahr iſt/ ſo ſcheint/ daß die abweichung des ge- muͤths nicht bey allen gleich ſey/ ſon- dernbald wenig oder mehr zur ſeele wer- de/ alſo daß etliche gemuͤther noch etwas von der erſten krafft behalten/ etliche aber entweder nichts oder ſehr wenig davon. Dahero findet man/ daß etliche bald vonkindheit an ſchaͤrffern verſtand haben/ andere aber gantz dumm und un- verſtaͤndig ſind. Und dies hat er anders wo offte wiederholet/ worinne ihm auch viel Patres meiſt beygepflichtet/ weil die ſache in der kirche anfaͤnglich nicht eben durch gewiſſe ſaͤtze beſtim- met geweſen/ wie Huetius daſelbſt p. 97. be- weiſet. Ferner hat er den Leib als ein gefaͤngnis der Seele angeſehen/ und beſchrieben/ ihr ſelbſt aber einen ſonderlichen Leib zugeeignet: wie in dieſen worten Methodius Lib. de Reſurrect. apud Photium ſchreibt: Origenes hat geſagt/ die Seele ſey allein der Menſch/ gleich wie auch Plato. Woraus denn ferner gefolgt/ daß man ihn beſchuldiget/ wie er eine _ _ oder _ der Seelen ſtatuirt/ daß ſie nemlich aus einem Leibe in den an- dern gebracht werden. Dagegen aber er im I. Buch von Princip. c. ult. ausdruͤcklich laͤug- net; daß die Seelen ſo gar von ſich ſelbſt“ abgehen ſolten/ daß ſie ihrer vernuͤnfftigen na-“ tur und wuͤrde vergaͤſſen/ und auch in den“ ſtand der unvernuͤnfftigen thiere herun-“ ter kaͤmen.“ Wie er auch Pythagoræ darinnen widerſprochen hat Lib. IV. & V. con- tra Celſum, und Baſilidi Lib. V. in Epiſt. ad Rom. Woraus Huetius pag. 103. Origenis unſchuld dißfalls beweiſet/ ob er wol zugibt/ daß er davor gehalten/ die Seelen kaͤmen von den himmliſchen in menſchliche/ von den menſchlichen in teuffeliſche coͤrper. 4. Vom zuſtand des Menſchen nach dem fall Hat man ihn erſtlich des Pelagianiſmi be- ſchuldiget/ daß er nemlich dem freyen willen allzuviel zuſchreibe/ der huͤlffe aber der Goͤtt- lichen gnade zu wenig/ weil er nehmlich de- nen Mentibus oder Gemuͤthern in ihrer Schoͤpffung den freyen willen zugeſchrie- ben. Alſo ſetzet er Lib. II. de Princip. c. 3. Es ſcheinet moͤglich zu ſeyn/ daß die unvernuͤnff-“ tigen naturen/ von denen die krafft des freyen“ willens niemals weggenommen wird/ wieder-“ um einigen bewegungen unterworffen ſeyn“ koͤnten/ durch des HErrn zulaſſung/ damit/“ wenn ſie ſtets in unbeweglichem Stande“ waͤren/ ſie nicht etwan meineten/ als wenn“ ſie aus ihrer eigenen/ und nicht aus GOT-“ tes krafft in dieſem zweck der Seligkeit ge-“ ſtanden waͤren.“ Dergleichen er auch Lib. III. c. 1. und 3. ſe- tzet/ wie auch von dem freyen willen der boͤſen Geiſter ſelbſt/ Homil. XIII. in Num. Jm 2. Cap. des III. B. de Princip. ſetzt er ferner von der krafft des freyen willens wider“ das boͤſe folgendes: So iſt nun offenbar/ daß“ wie der menſchliche vorſatz allein vor ſich in“ den dingen unvollkommen iſt das gute zu“ vollbringen/ denn er wird durch Goͤttliche“ huͤlffe zu allem vollkommenen gefuͤhret: alſo“ auch hingegen empfangen wir in den wider-“ waͤrtigen dingen einigen anfang und gleich-“ ſam ſaamen der ſuͤnden von denen dingen/“ welche wir natuͤrlicher weiſe brauchen. Und“ ferner: Es wiederfaͤhrt unſerm hertzen nichts“ anders aus dem guten oder boͤſen/ das ihm“ eingegeben wird/ als allein eine bewegung“ und reitzung/ die uns zum guten oder boͤſen“ erweckt. Es iſt uns aber moͤglich/ wenn die“ krafft in einem uns zum boͤſen zu reitzen be-“ ginnt/ daß wir die boͤſen eingebungen weg-“ werffen/ denen reitzungen widerſtehen/ und“ gar nichts ſuͤndliches begehen koͤnnen. Wie-“ derum iſts auch moͤglich/ daß wenn uns die“ Goͤttliche krafft zum guten reitzet/ wir nicht fol“ gen/ indem wir uns in beyden die macht des“ freyen willens vorbehalten.“ Er hat auch die Seele genau vom Geiſt des Menſchen unterſchieden wiſſen wollen/ 1. Theſſ. V. 23. 2. Cor. VII. 1. 1. Cor. V. 5. Eph. IV. 20.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/358>, abgerufen am 22.12.2024.