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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. I. Num. I. Einkurtzer auszug aus Theodoti schrifften und der
[Spaltenumbruch] hat auch durch die überredung der zwölfften
zeit oder AEonis alles mit gelitten und ist gezüch-
tiget worden/ wie sie sagen. Denn damals
habe sie erkant/ daß sie durch die gnade des Va-
ters sind ein ungenenter name/ eine gestalt und
erkäntniß. Die zeit (oder AEon) aber hat
es noch über die erkäntniß fassen wollen/ und
ist in unerkäntniß und ungestalt gerathen.
Dahero auch die eitelkeit des wissens ge-
würcket hat/ welche ist der schatte des namens/
welcher name ist der Sohn/ die gestalt der zeiten
(AEonen) dieser/ als ein name zum theil der
zeiten/ ist ausser der sorge des namens. Da
nun die einigkeit in der fülle ist/ hat eine jede zeit
ihre eigne fülle/ die zusammenbindung. (zu[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]n-
gian) welche nun aus der zusammenbindung
herkommen/ das sind füllen (pleroma[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]a) wel-
che aber von dem einen/ das sind ebenbilder.

30. Dahero auch Theodotus CHristum/
der aus dem sinn der weißheit hervorkommen/
das bild der fülle genennet hat. Dieser aber/
als er die mutter verlassen/ und zur fülle hinan-
gelanget/ hat nicht allein alles andere/ sondern
auch den tröster erlanget. Und zwar ist Christus
zum Sohn gesetzet worden/ als der zu den fül-
len auserwehlt/ und der erstgeborne der wer-
cke daselbst gewesen. So ist nun dieses wort
ein abgang von unsern/ da er den Heiland den
erstgebornen nennet. Und er ist gleichsam un-
sere wurtzel und haupte: Die gemeine aber sind
Christi früchte/ wie sie sagen/ welche das unbe-
wohnte (anoikeion) geflohen (oder nichts eigenes
besitzen) indem der sinn welcher aus dem mütter-
lichen geboren ist/ in die fülle versetzet worden.

31. Die mutter hat weiter den Regenten des
diensts (oikonomias) oder der austheilung vor-
hergeführet/ zum vorbild dessen/ der sie flohe/
und nach ihrem begehren besser war/ welcher
war ein vorbild des Vaters aller dinge. Deß
wegen wird sie auch besser/ als die aus der lei-
denschafft der begierde bestehet. Sie ist aber
verunreiniget worden/ da sie seinen ernst gese-
hen/ wie jene sagen. Es werden auch die rech-
ten kräffte/ welche zur rechten hand von ihr zu
erst sind hervorgebracht wordrn/ von der gegen-
wart des lichts nicht gestaltet. Die lin-
cken kräffte aber sind dem ort überlassen worden/
gestalt zu gewinnen.

32. Nachdem nun die mutter mit dem sohn
und denen saamen in die fülle eingehet/ so wird
der ort die macht der mutter und die ordnung
verlassen/ welche nun die mutter hat. JEsus
unser licht/ wie der Apostel saget/ hat sich
selbst ausgeleeret/
das ist/ ausser den grän-
tzen gesetzt. Nach Theodoti meinung weil er
ein Abgesandter war/ hat er die engel des un-
terschiedenen saamens aus der fülle mit sich her-
aus geführet: Und er zwar selbst hat die erlö-
sung/ weil er aus der fülle hervor kam/ gehabt/
die engel aber hat er in die rechte einrichtung
des saamens eingeführet.

33. Denn wie sie um das stückwerck bitten
und flehen/ und da sie um unsert willen gehalten
werden/ desto mehr eilen einzugehen und uns
vergebung erbitten/ damit wir mit ihnen einge-
hen mögen/ weil sie unser nöthig haben/ daß sie
eingehen/ zumal es ihnen ohne uns nicht zuge-
lassen wird. Denn auch die mutter selbst ist oh-
ne uns nicht eingegangen/ wie sie sagen. Da-
her bitten sie vor uns eben also. Denn nach
[Spaltenumbruch] ihrer meinung sind die engel auch also verordnet
worden/ als die von einem ausgegangen sind.

34. Dieweil wir aber zertheilet waren/ ist
JEsus getauffet worden/ biß daß er uns mit ih-
nen vereinigte in der fülle/ damit wir viele eins
würden/ und alle mit dem einigen/ das durch
uns zertheilet worden/ wieder vermenget wür-
den. Die gerechten zwar/ welche aus Adam
kommen sind/ und durch die geschaffenen dinge
den weg gebahnt haben/ sind von dem ort ge-
halten worden/ nach der Valentinianer meinung.
Die andern aber sind in der finsterniß erschaffen/
und haben zur lincken eine mitempfindung des
feuers. Es gehet ein feuriger strom heraus
unter dem thron des orts/ und fleust in das lee-
re theil des erschaffenen/ welches ist die hölle von
der schöpffung des fliessenden feuers/ die nicht
erfüllet wird. Und der ort selbst ist feurig:
Darum hat er einen fürhang/ damit nicht die
wercke von dem anschauen verzehret werden.

35. Alleine aber der Ertzengel gehet zu ihm
hinein/ nach dessen bilde auch der Hoheprie-
ster einmal in das allerheiligste eingehet. Da-
hero auch JEsus auff anhalten in dem ort mit-
gesessen ist/ damit die wercke bleiben/ und nicht
vor ihm auffstehen/ und damit er den ort gelin-
de mache/ und dem saamen einen durchgang in
die fülle zubereite.

36. Die mutter/ welche CHristum gantz
hervorgebracht hat/ und von ihm verlassen ist/ hat
weiter nichts gantzes mehr vorgebracht/ sondern
was ihr müglich gewesen/ dargereicht. Also
daß sie/ was an dem ort und in den erbtheilen
engelisch ist/ hervorbringt/ und bey ihr selbst
anhält die auserwehlten englischen/ so von dem
mann noch zuvor herfürbracht sind. Denn
die zur rechten sind vor dem suchen des lichts/
von der mutter vorgebracht: Die saamen aber
der gemeine nach dem suchen des lichts/ als von
dem mann die englischen/ derer saamen hervor
kommen sind.

37. Er saget auch/ daß die unterschiedenen
saamen weder als leidenschafften/ welche
wenn sie auffgelöset seyn/ auch die saamen auff-
gelöset werden/ noch als ein geschöpff hervor-
kommen seyn/ sondern als kinder. Denn
mit dem geschöpffe wären auch die saamen voll-
kommen gemacht worden. Dahero haben sie
auch eine gleichheit mit dem licht/ welches zu
erst hervorgegangen/ nemlich JEsu/ welcher
als CHristus die ewigkeiten (AEonen) gesu-
chet habe/ in welchen auch die saamen nach der
krafft mit bereitet sind/ die zu ihm in die fülle
kommen gewesen.

38. Deßwegen wird die gemeine im gleich-
niß auserwehlt genennt. Drum/ sagen sie/
sind wir von ewigkeit mit erwehlet und offen-
baret. Weßwegen der Heiland sagt: Es
leuchte euer licht/
da er auff das scheinende
und gestellte licht deutet/ von dem der Apostel
sagt: Welches erleuchtet einen jeden
menschen/ der in die welt kommet/
der
von unterschiedenen saamen ist. Denn als der
mensch erleuchtet worden/ da ist er in die welt
oder in den schmuck (kosmon) kommen/ d. i. er
hat sich selbst geschmücket/ indem er der schöpf-
fer von ihm die verfinsterenden und vermischten
affecten geschieden/ und den Adam also/ daß er
ihn nach seinem vorsatz zum ende der schöpffung
gebracht hat.

39. Das

Th. IV. Sect. I. Num. I. Einkurtzer auszug aus Theodoti ſchrifften und der
[Spaltenumbruch] hat auch durch die uͤberredung der zwoͤlfften
zeit oder Æonis alles mit gelitten und iſt gezuͤch-
tiget worden/ wie ſie ſagen. Denn damals
habē ſie erkant/ daß ſie durch die gnade des Va-
ters ſind ein ungenenter name/ eine geſtalt und
erkaͤntniß. Die zeit (oder Æon) aber hat
es noch uͤber die erkaͤntniß faſſen wollen/ und
iſt in unerkaͤntniß und ungeſtalt gerathen.
Dahero auch die eitelkeit des wiſſens ge-
wuͤrcket hat/ welche iſt der ſchatte des namens/
welcher name iſt der Sohn/ die geſtalt der zeiten
(Æonen) dieſer/ als ein name zum theil der
zeiten/ iſt auſſer der ſorge des namens. Da
nun die einigkeit in der fuͤlle iſt/ hat eine jede zeit
ihre eigne fuͤlle/ die zuſammenbindung. (ζυ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ν-
γίαν) welche nun aus der zuſammenbindung
herkommen/ das ſind fuͤllen (ϖληϱω̍μα[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]α) wel-
che aber von dem einen/ das ſind ebenbilder.

30. Dahero auch Theodotus CHriſtum/
der aus dem ſinn der weißheit hervorkommen/
das bild der fuͤlle genennet hat. Dieſer aber/
als er die mutter verlaſſen/ und zur fuͤlle hinan-
gelanget/ hat nicht allein alles andere/ ſondern
auch den troͤſter erlanget. Und zwar iſt Chriſtus
zum Sohn geſetzet worden/ als der zu den fuͤl-
len auserwehlt/ und der erſtgeborne der wer-
cke daſelbſt geweſen. So iſt nun dieſes wort
ein abgang von unſern/ da er den Heiland den
erſtgebornen nennet. Und er iſt gleichſam un-
ſere wurtzel und haupte: Die gemeine aber ſind
Chriſti fruͤchte/ wie ſie ſagen/ welche das unbe-
wohnte (ἀνοίϰειον) geflohen (oder nichts eigenes
beſitzen) indem der ſiñ welcher aus dem muͤtter-
lichen geboren iſt/ in die fuͤlle verſetzet worden.

31. Die mutter hat weiter den Regenten des
dienſts (οίϰονομίας) oder der austheilung vor-
hergefuͤhret/ zum vorbild deſſen/ der ſie flohe/
und nach ihrem begehren beſſer war/ welcher
war ein vorbild des Vaters aller dinge. Deß
wegen wird ſie auch beſſer/ als die aus der lei-
denſchafft der begierde beſtehet. Sie iſt aber
verunreiniget worden/ da ſie ſeinen ernſt geſe-
hen/ wie jene ſagen. Es werden auch die rech-
ten kraͤffte/ welche zur rechten hand von ihr zu
erſt ſind hervorgebracht wordrn/ von der gegen-
wart des lichts nicht geſtaltet. Die lin-
cken kraͤffte aber ſind dem ort uͤberlaſſen worden/
geſtalt zu gewinnen.

32. Nachdem nun die mutter mit dem ſohn
und denen ſaamen in die fuͤlle eingehet/ ſo wird
der ort die macht der mutter und die ordnung
verlaſſen/ welche nun die mutter hat. JEſus
unſer licht/ wie der Apoſtel ſaget/ hat ſich
ſelbſt ausgeleeret/
das iſt/ auſſer den graͤn-
tzen geſetzt. Nach Theodoti meinung weil er
ein Abgeſandter war/ hat er die engel des un-
terſchiedenen ſaamens aus der fuͤlle mit ſich her-
aus gefuͤhret: Und er zwar ſelbſt hat die erloͤ-
ſung/ weil er aus der fuͤlle hervor kam/ gehabt/
die engel aber hat er in die rechte einrichtung
des ſaamens eingefuͤhret.

33. Denn wie ſie um das ſtuͤckwerck bitten
und flehen/ und da ſie um unſert willen gehalten
werden/ deſto mehr eilen einzugehen und uns
vergebung erbitten/ damit wir mit ihnen einge-
hen moͤgen/ weil ſie unſer noͤthig haben/ daß ſie
eingehen/ zumal es ihnen ohne uns nicht zuge-
laſſen wird. Denn auch die mutter ſelbſt iſt oh-
ne uns nicht eingegangen/ wie ſie ſagen. Da-
her bitten ſie vor uns eben alſo. Denn nach
[Spaltenumbruch] ihrer meinung ſind die engel auch alſo verordnet
worden/ als die von einem ausgegangen ſind.

34. Dieweil wir aber zertheilet waren/ iſt
JEſus getauffet worden/ biß daß er uns mit ih-
nen vereinigte in der fuͤlle/ damit wir viele eins
wuͤrden/ und alle mit dem einigen/ das durch
uns zertheilet worden/ wieder vermenget wuͤr-
den. Die gerechten zwar/ welche aus Adam
kommen ſind/ und durch die geſchaffenen dinge
den weg gebahnt haben/ ſind von dem ort ge-
halten woꝛden/ nach der Valentinianer meinung.
Die andeꝛn aber ſind in der finſterniß erſchaffen/
und haben zur lincken eine mitempfindung des
feuers. Es gehet ein feuriger ſtrom heraus
unter dem thron des orts/ und fleuſt in das lee-
re theil des erſchaffenen/ welches iſt die hoͤlle von
der ſchoͤpffung des flieſſenden feuers/ die nicht
erfuͤllet wird. Und der ort ſelbſt iſt feurig:
Darum hat er einen fuͤrhang/ damit nicht die
wercke von dem anſchauen verzehret werden.

35. Alleine aber der Ertzengel gehet zu ihm
hinein/ nach deſſen bilde auch der Hoheprie-
ſter einmal in das allerheiligſte eingehet. Da-
hero auch JEſus auff anhalten in dem ort mit-
geſeſſen iſt/ damit die wercke bleiben/ und nicht
vor ihm auffſtehen/ und damit er den ort gelin-
de mache/ und dem ſaamen einen durchgang in
die fuͤlle zubereite.

36. Die mutter/ welche CHriſtum gantz
hervorgebracht hat/ uñ von ihm verlaſſen iſt/ hat
weiter nichts gantzes mehr vorgebracht/ ſondern
was ihr muͤglich geweſen/ dargereicht. Alſo
daß ſie/ was an dem ort und in den erbtheilen
engeliſch iſt/ hervorbringt/ und bey ihr ſelbſt
anhaͤlt die auserwehlten engliſchen/ ſo von dem
mann noch zuvor herfuͤrbracht ſind. Denn
die zur rechten ſind vor dem ſuchen des lichts/
von der mutter vorgebracht: Die ſaamen aber
der gemeine nach dem ſuchen des lichts/ als von
dem mann die engliſchen/ derer ſaamen hervor
kommen ſind.

37. Er ſaget auch/ daß die unterſchiedenen
ſaamen weder als leidenſchafften/ welche
wenn ſie auffgeloͤſet ſeyn/ auch die ſaamen auff-
geloͤſet werden/ noch als ein geſchoͤpff hervor-
kommen ſeyn/ ſondern als kinder. Denn
mit dem geſchoͤpffe waͤren auch die ſaamen voll-
kommen gemacht worden. Dahero haben ſie
auch eine gleichheit mit dem licht/ welches zu
erſt hervorgegangen/ nemlich JEſu/ welcher
als CHriſtus die ewigkeiten (Æonen) geſu-
chet habe/ in welchen auch die ſaamen nach der
krafft mit bereitet ſind/ die zu ihm in die fuͤlle
kommen geweſen.

38. Deßwegen wird die gemeine im gleich-
niß auserwehlt genennt. Drum/ ſagen ſie/
ſind wir von ewigkeit mit erwehlet und offen-
baret. Weßwegen der Heiland ſagt: Es
leuchte euer licht/
da er auff das ſcheinende
und geſtellte licht deutet/ von dem der Apoſtel
ſagt: Welches erleuchtet einen jeden
menſchen/ der in die welt kommet/
der
von unterſchiedenen ſaamen iſt. Denn als der
menſch erleuchtet worden/ da iſt er in die welt
oder in den ſchmuck (ϰόσμον) kommen/ d. i. er
hat ſich ſelbſt geſchmuͤcket/ indem er der ſchoͤpf-
fer von ihm die verfinſterenden und vermiſchten
affecten geſchieden/ und den Adam alſo/ daß er
ihn nach ſeinem vorſatz zum ende der ſchoͤpffung
gebracht hat.

39. Das
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[46/0342] Th. IV. Sect. I. Num. I. Einkurtzer auszug aus Theodoti ſchrifften und der hat auch durch die uͤberredung der zwoͤlfften zeit oder Æonis alles mit gelitten und iſt gezuͤch- tiget worden/ wie ſie ſagen. Denn damals habē ſie erkant/ daß ſie durch die gnade des Va- ters ſind ein ungenenter name/ eine geſtalt und erkaͤntniß. Die zeit (oder Æon) aber hat es noch uͤber die erkaͤntniß faſſen wollen/ und iſt in unerkaͤntniß und ungeſtalt gerathen. Dahero auch die eitelkeit des wiſſens ge- wuͤrcket hat/ welche iſt der ſchatte des namens/ welcher name iſt der Sohn/ die geſtalt der zeiten (Æonen) dieſer/ als ein name zum theil der zeiten/ iſt auſſer der ſorge des namens. Da nun die einigkeit in der fuͤlle iſt/ hat eine jede zeit ihre eigne fuͤlle/ die zuſammenbindung. (ζυ_ ν- γίαν) welche nun aus der zuſammenbindung herkommen/ das ſind fuͤllen (ϖληϱω̍μα_ α) wel- che aber von dem einen/ das ſind ebenbilder. 30. Dahero auch Theodotus CHriſtum/ der aus dem ſinn der weißheit hervorkommen/ das bild der fuͤlle genennet hat. Dieſer aber/ als er die mutter verlaſſen/ und zur fuͤlle hinan- gelanget/ hat nicht allein alles andere/ ſondern auch den troͤſter erlanget. Und zwar iſt Chriſtus zum Sohn geſetzet worden/ als der zu den fuͤl- len auserwehlt/ und der erſtgeborne der wer- cke daſelbſt geweſen. So iſt nun dieſes wort ein abgang von unſern/ da er den Heiland den erſtgebornen nennet. Und er iſt gleichſam un- ſere wurtzel und haupte: Die gemeine aber ſind Chriſti fruͤchte/ wie ſie ſagen/ welche das unbe- wohnte (ἀνοίϰειον) geflohen (oder nichts eigenes beſitzen) indem der ſiñ welcher aus dem muͤtter- lichen geboren iſt/ in die fuͤlle verſetzet worden. 31. Die mutter hat weiter den Regenten des dienſts (οίϰονομίας) oder der austheilung vor- hergefuͤhret/ zum vorbild deſſen/ der ſie flohe/ und nach ihrem begehren beſſer war/ welcher war ein vorbild des Vaters aller dinge. Deß wegen wird ſie auch beſſer/ als die aus der lei- denſchafft der begierde beſtehet. Sie iſt aber verunreiniget worden/ da ſie ſeinen ernſt geſe- hen/ wie jene ſagen. Es werden auch die rech- ten kraͤffte/ welche zur rechten hand von ihr zu erſt ſind hervorgebracht wordrn/ von der gegen- wart des lichts nicht geſtaltet. Die lin- cken kraͤffte aber ſind dem ort uͤberlaſſen worden/ geſtalt zu gewinnen. 32. Nachdem nun die mutter mit dem ſohn und denen ſaamen in die fuͤlle eingehet/ ſo wird der ort die macht der mutter und die ordnung verlaſſen/ welche nun die mutter hat. JEſus unſer licht/ wie der Apoſtel ſaget/ hat ſich ſelbſt ausgeleeret/ das iſt/ auſſer den graͤn- tzen geſetzt. Nach Theodoti meinung weil er ein Abgeſandter war/ hat er die engel des un- terſchiedenen ſaamens aus der fuͤlle mit ſich her- aus gefuͤhret: Und er zwar ſelbſt hat die erloͤ- ſung/ weil er aus der fuͤlle hervor kam/ gehabt/ die engel aber hat er in die rechte einrichtung des ſaamens eingefuͤhret. 33. Denn wie ſie um das ſtuͤckwerck bitten und flehen/ und da ſie um unſert willen gehalten werden/ deſto mehr eilen einzugehen und uns vergebung erbitten/ damit wir mit ihnen einge- hen moͤgen/ weil ſie unſer noͤthig haben/ daß ſie eingehen/ zumal es ihnen ohne uns nicht zuge- laſſen wird. Denn auch die mutter ſelbſt iſt oh- ne uns nicht eingegangen/ wie ſie ſagen. Da- her bitten ſie vor uns eben alſo. Denn nach ihrer meinung ſind die engel auch alſo verordnet worden/ als die von einem ausgegangen ſind. 34. Dieweil wir aber zertheilet waren/ iſt JEſus getauffet worden/ biß daß er uns mit ih- nen vereinigte in der fuͤlle/ damit wir viele eins wuͤrden/ und alle mit dem einigen/ das durch uns zertheilet worden/ wieder vermenget wuͤr- den. Die gerechten zwar/ welche aus Adam kommen ſind/ und durch die geſchaffenen dinge den weg gebahnt haben/ ſind von dem ort ge- halten woꝛden/ nach der Valentinianer meinung. Die andeꝛn aber ſind in der finſterniß erſchaffen/ und haben zur lincken eine mitempfindung des feuers. Es gehet ein feuriger ſtrom heraus unter dem thron des orts/ und fleuſt in das lee- re theil des erſchaffenen/ welches iſt die hoͤlle von der ſchoͤpffung des flieſſenden feuers/ die nicht erfuͤllet wird. Und der ort ſelbſt iſt feurig: Darum hat er einen fuͤrhang/ damit nicht die wercke von dem anſchauen verzehret werden. 35. Alleine aber der Ertzengel gehet zu ihm hinein/ nach deſſen bilde auch der Hoheprie- ſter einmal in das allerheiligſte eingehet. Da- hero auch JEſus auff anhalten in dem ort mit- geſeſſen iſt/ damit die wercke bleiben/ und nicht vor ihm auffſtehen/ und damit er den ort gelin- de mache/ und dem ſaamen einen durchgang in die fuͤlle zubereite. 36. Die mutter/ welche CHriſtum gantz hervorgebracht hat/ uñ von ihm verlaſſen iſt/ hat weiter nichts gantzes mehr vorgebracht/ ſondern was ihr muͤglich geweſen/ dargereicht. Alſo daß ſie/ was an dem ort und in den erbtheilen engeliſch iſt/ hervorbringt/ und bey ihr ſelbſt anhaͤlt die auserwehlten engliſchen/ ſo von dem mann noch zuvor herfuͤrbracht ſind. Denn die zur rechten ſind vor dem ſuchen des lichts/ von der mutter vorgebracht: Die ſaamen aber der gemeine nach dem ſuchen des lichts/ als von dem mann die engliſchen/ derer ſaamen hervor kommen ſind. 37. Er ſaget auch/ daß die unterſchiedenen ſaamen weder als leidenſchafften/ welche wenn ſie auffgeloͤſet ſeyn/ auch die ſaamen auff- geloͤſet werden/ noch als ein geſchoͤpff hervor- kommen ſeyn/ ſondern als kinder. Denn mit dem geſchoͤpffe waͤren auch die ſaamen voll- kommen gemacht worden. Dahero haben ſie auch eine gleichheit mit dem licht/ welches zu erſt hervorgegangen/ nemlich JEſu/ welcher als CHriſtus die ewigkeiten (Æonen) geſu- chet habe/ in welchen auch die ſaamen nach der krafft mit bereitet ſind/ die zu ihm in die fuͤlle kommen geweſen. 38. Deßwegen wird die gemeine im gleich- niß auserwehlt genennt. Drum/ ſagen ſie/ ſind wir von ewigkeit mit erwehlet und offen- baret. Weßwegen der Heiland ſagt: Es leuchte euer licht/ da er auff das ſcheinende und geſtellte licht deutet/ von dem der Apoſtel ſagt: Welches erleuchtet einen jeden menſchen/ der in die welt kommet/ der von unterſchiedenen ſaamen iſt. Denn als der menſch erleuchtet worden/ da iſt er in die welt oder in den ſchmuck (ϰόσμον) kommen/ d. i. er hat ſich ſelbſt geſchmuͤcket/ indem er der ſchoͤpf- fer von ihm die verfinſterenden und vermiſchten affecten geſchieden/ und den Adam alſo/ daß er ihn nach ſeinem vorſatz zum ende der ſchoͤpffung gebracht hat. 39. Das

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/342>, abgerufen am 22.12.2024.