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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. III. Von dem auctore des Hertzens-spiegels etc.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC
"gehorsam Gottes am creutz/ durch die vergies-
"sung des bluts CHristi unsers HErrn/ in wel-
"che gemeinschafft wir in gleichem tode nach
"der inwendigen menschheit angenommen
"werden/ dardurch unser natürlich leben/ so
"wir in dem fleisch hatten/ an dem creutz ausge-
"zogen/ mit CHristo begraben/ und wieder
"in ein übernatürlich leben erwecket wird/ also
"daß die krafft des gesetzes/ so in den gliedern
"des natürlichen leibes noch ungestorben sich
[Spaltenumbruch] enthält/ an seel und gemüth/ ja durch die gan-"Jahr
MDC.
biß
MDCC

tze menschheit in ihrem recht und krafft ausge-"
arbeitet ist an dem leben des menschen/ dieweil"
der mensch nicht erweckt ist um dasselbige le-"
ben/ darüber des gesetzes gebieten in beschuldi-"
gung des todes seine beherrschung hatte/ son-"
dern hat ihr vollkommen gericht an den men-"
schen ausgeführt durch den tod/ und ist derhal-"
ben der mensch desselben gesetzes loß und frey"
worden durch den tod.

Das III. Capitel.
Von dem Auctore des Hertzens-spiegels und denen schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

ES sind in diesem 17. seculo unter an-
dern unbenanten mystischen scribenten
auch diese beyde mit bekant worden/
und zwar der letztere auch schon zum theil im 16.
seculo, jener aber um den anfang des 17. Die-
sen wollen wir biß zuletzt versparen/ weil von
demselben etwas mehrers zu sagen seyn wird.
Von jenem ist die gedachte schrifft bekant/ so
letzlich in Amsterdam und Dantzig heraus ge-
kommen/ unter folgendem titul: Helleuch-
Hertzens-
spiegel.
tender Hertzensspiegel/ worinnen ver-
mittelst einer dreyfachen vorstellung
kürtzlich/ klärlich/ gründlich/ also daß
es auch derunwissenste mensch sehen/ fas-
sen und mercken kan/
I. das erkantniß/
II. die übung/ III. das geheimniß der
wahren gottseligkeit; das ist: die gan-
tze that/ krafft und hertzens-
theologia,
oder das innerliche rechtschaffene Gott-
gefällige Christenthum; sonderlich der
völlige
Process von des menschen fall biß
zur endlichen wiedervereinigung dessel-
ben mit GOtt/ als dem endzweck aller
lehre/ mit zur sache hochdienlichen kupf-
fer-
figuren/ deutlichen worten/ klaren
schrifftzeugnissen und geistreichen Lie-
dern bewiesen und
demonstriret wird:
samt einem kurtzen gefasten doch voll-
ständigen gebetbüchlein/ oder an-
dachtsspiegel/ alles nach der tieffen/
grund- und krafft-lehre des hocherleuch-
teten
Johannis Tauleri verfasset und ein-
gerichtet.

Dessen au-
tor Paul
Kaim.

2. Der auctor dieses buchs wird darinnen
in dem special-titul nur mit denen buchstaben
P. K. angedeutet. Von andern aber entde-
cket/ daß er Paul Kaim geheissen/ der zu Lignitz
in der Schlesien gewohnet/ und ein gelehrter
mann/ auch wie andere melden/ Zolleinnehmer
zu Lignitz gewesen/ und nächst diesem ein büch-
lein Oculus aeternitatis in 12mo geschrieben/
welches zwar andere dem Abraham von Fran-
Wer die-
ser gewe-
sen.
ckenberg zueignen. Er ist schon anno 1633. da-
selbst verstorben/ wie der auctor der treuhertzi-
gen nachricht wider Christoph Heinrich
Loebers Quackergreuel
p. 7. wie auch in
eben desselben einfältigen anmerckungen
Mit wem
er corre-
spondi
rt.
hierüber gewiesen hat. Dieser Kaim ist bereits
anno 1620. mit Jacob Böhmen bekant gewe-
sen/ welcher auch briefe mit ihm gewechselt/ da-
von noch zwey in Böhmens sendbriefen N. 8.
und II. p. 25. und 59. zu finden sind. Es gedencket
auch daselbft Böhme p. 29. daß er Kaims büch-
lein gelesen/ und darinnen dessen grossen fleiß
[Spaltenumbruch] und arbeit in zusammentragung der Biblischen
sprüche befunden/ wie auch dessen grossen ernst
die materie von der letzten zeit/ von der auffer-
stehung/ dem 1000. jährigen Sabbath/ zerstö-
rung Babels/ erbauung Sions und derglei-
chen vorzustellen. Dabey er ihn aber von dem
allzukümmerlichen und mühseligen nachfor-
schen im buchstaben ab- und auff den geist wei-
set etc. Es mag auch vermuthlich dieser mannWas er
sonst ge-
schrieben.

urheber von demjenigen buche seyn/ welches an
no
1646. auch nur unter diesen buchstaben P.
K.
herausgekommen: Bekäntniß eines un-
partheyischen Christen wegen des einig
seligmachenden glaubens unter allen

Religionen und Völckern auff erden/ dar-
innen sonderlich gezeiget wird/ wie GOtt die
person nicht ansehe/ sondern aus allerley volck
GOtt fürchtende und rechtthuende ihm ange-
nehm seyn.

3. Betreffend dieses auctoris principia undSein vor-
trag von
der er-
leuchtung.

absichten/ so gehet er hauptsächlich auff die in-
wendige erleuchtung und krafft des H. Geistes/
wie dieselbe auch mit der H. Schrifft verknüpf-
fet und kräfftig sey/ davon er durchgehend die
auserlesenste zeugnisse beybringet. Ob er nun
wol gedachter massen in die 20. jahr vor dem
ursprung der Quacker bereits verstorbe/ hat ihn
doch der gedachte Superintendens zu Orlamün-
de aus unbedachtem eifer ausdrücklich unter die
Quaker gesetzet/ wie aus dem gedachten bucheBeschul-
digung der
Quacke-
rey.

zu sehen/ als worinnen er diese schrift nicht allein
ein Quaker-buch genennet und sonst dem teuf-
fel gantz und gar zugeschrieben/ sondern auch
ohne bedencken widex die historische wahrheit
geschrieben: Der eigentliche meister die-
ses buchs sey einer aus der zahl derer/ die
in Englischer sprach Quaker genennet
werden.
Von welcher und andern Proben
des offenbaren elendes solcher scribenten in der
angezogenen treuhertzigen nachricht (die zu
Amsterdam anno 1683. gedruckt worden)
und in andern schrifften ein mehrers erinnert
wird/ damit aber solche leser/ welche derglei-
chen wichtige materien/ so des menschen war-
hafftige seligkeit betreffen/ reifflicher und in lau-
terer furcht GOttes überlegen/ hievon aus des
auctoris eigenem ausdruck sicherer nachricht sich
erholen können/ will ich die summam seines vor-
trags aus der vorrede einrücken/ die p. A. 2. u.
f. stehet.

4. GOtt/ der da will/ daß allen men-Bekäut-
niß von
dem licht/
das alle
menschen
erleuchtet.

schen möge geholffen werden/ und sie
zur erkäntnis der wahrheit gebracht
werden/ hat deswegen einem jeden/ der
in diese welt kommen/ ein gewisses maß
seines ewigen unerschaffenen lichts/

wortes
C 3

Th. III. C. III. Von dem auctore des Hertzens-ſpiegels ꝛc.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC
„gehorſam Gottes am creutz/ durch die vergieſ-
„ſung des bluts CHriſti unſers HErꝛn/ in wel-
„che gemeinſchafft wir in gleichem tode nach
„der inwendigen menſchheit angenommen
„werden/ dardurch unſer natuͤrlich leben/ ſo
„wir in dem fleiſch hatten/ an dem creutz ausge-
„zogen/ mit CHriſto begraben/ und wieder
„in ein uͤbernatuͤrlich leben erwecket wird/ alſo
„daß die krafft des geſetzes/ ſo in den gliedern
„des natuͤrlichen leibes noch ungeſtorben ſich
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MDC.
biß
MDCC

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der menſch nicht erweckt iſt um daſſelbige le-“
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dern hat ihr vollkommen gericht an den men-“
ſchen ausgefuͤhrt durch den tod/ und iſt derhal-“
ben der menſch deſſelben geſetzes loß und frey“
worden durch den tod.

Das III. Capitel.
Von dem Auctore des Hertzens-ſpiegels und denen ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

ES ſind in dieſem 17. ſeculo unter an-
dern unbenanten myſtiſchen ſcribenten
auch dieſe beyde mit bekant worden/
und zwar der letztere auch ſchon zum theil im 16.
ſeculo, jener aber um den anfang des 17. Die-
ſen wollen wir biß zuletzt verſparen/ weil von
demſelben etwas mehrers zu ſagen ſeyn wird.
Von jenem iſt die gedachte ſchrifft bekant/ ſo
letzlich in Amſterdam und Dantzig heraus ge-
kommen/ unter folgendem titul: Helleuch-
Hertzens-
ſpiegel.
tender Hertzensſpiegel/ worinnen ver-
mittelſt einer dreyfachen vorſtellung
kuͤrtzlich/ klaͤrlich/ gruͤndlich/ alſo daß
es auch derunwiſſenſte menſch ſehen/ faſ-
ſen und mercken kan/
I. das erkantniß/
II. die uͤbung/ III. das geheimniß der
wahren gottſeligkeit; das iſt: die gan-
tze that/ krafft und hertzens-
theologia,
oder das innerliche rechtſchaffene Gott-
gefaͤllige Chriſtenthum; ſonderlich der
voͤllige
Proceſs von des menſchen fall biß
zur endlichen wiedervereinigung deſſel-
ben mit GOtt/ als dem endzweck aller
lehre/ mit zur ſache hochdienlichen kupf-
fer-
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ſchrifftzeugniſſen und geiſtreichen Lie-
dern bewieſen und
demonſtriret wird:
ſamt einem kurtzen gefaſten doch voll-
ſtaͤndigen gebetbuͤchlein/ oder an-
dachtsſpiegel/ alles nach der tieffen/
grund- und krafft-lehre des hocherleuch-
teten
Johannis Tauleri verfaſſet und ein-
gerichtet.

Deſſen au-
tor Paul
Kaim.

2. Der auctor dieſes buchs wird darinnen
in dem ſpecial-titul nur mit denen buchſtaben
P. K. angedeutet. Von andern aber entde-
cket/ daß er Paul Kaim geheiſſen/ der zu Lignitz
in der Schleſien gewohnet/ und ein gelehrter
mann/ auch wie andere melden/ Zolleinnehmer
zu Lignitz geweſen/ und naͤchſt dieſem ein buͤch-
lein Oculus æternitatis in 12mo geſchrieben/
welches zwar andere dem Abraham von Fran-
Wer die-
ſer gewe-
ſen.
ckenberg zueignen. Er iſt ſchon anno 1633. da-
ſelbſt verſtorben/ wie der auctor der treuhertzi-
gen nachricht wider Chriſtoph Heinrich
Loebers Quackergreuel
p. 7. wie auch in
eben deſſelben einfaͤltigen anmerckungen
Mit wem
er corre-
ſpondi
rt.
hieruͤber gewieſen hat. Dieſer Kaim iſt bereits
anno 1620. mit Jacob Boͤhmen bekant gewe-
ſen/ welcher auch briefe mit ihm gewechſelt/ da-
von noch zwey in Boͤhmens ſendbriefen N. 8.
und II. p. 25. und 59. zu finden ſind. Es gedencket
auch daſelbft Boͤhme p. 29. daß er Kaims buͤch-
lein geleſen/ und darinnen deſſen groſſen fleiß
[Spaltenumbruch] und arbeit in zuſammentragung der Bibliſchen
ſpruͤche befunden/ wie auch deſſen groſſen ernſt
die materie von der letzten zeit/ von der auffer-
ſtehung/ dem 1000. jaͤhrigen Sabbath/ zerſtoͤ-
rung Babels/ erbauung Sions und derglei-
chen vorzuſtellen. Dabey er ihn aber von dem
allzukuͤmmerlichen und muͤhſeligen nachfor-
ſchen im buchſtaben ab- und auff den geiſt wei-
ſet ꝛc. Es mag auch vermuthlich dieſer mannWas er
ſonſt ge-
ſchrieben.

urheber von demjenigen buche ſeyn/ welches an
no
1646. auch nur unter dieſen buchſtaben P.
K.
herausgekommen: Bekaͤntniß eines un-
partheyiſchen Chriſten wegen des einig
ſeligmachenden glaubens unter allen

Religionen und Voͤlckern auff erden/ dar-
innen ſonderlich gezeiget wird/ wie GOtt die
perſon nicht anſehe/ ſondern aus allerley volck
GOtt fuͤrchtende und rechtthuende ihm ange-
nehm ſeyn.

3. Betreffend dieſes auctoris principia undSein vor-
trag von
der er-
leuchtung.

abſichten/ ſo gehet er hauptſaͤchlich auff die in-
wendige erleuchtung und krafft des H. Geiſtes/
wie dieſelbe auch mit der H. Schrifft verknuͤpf-
fet und kraͤfftig ſey/ davon er durchgehend die
auserleſenſte zeugniſſe beybringet. Ob er nun
wol gedachter maſſen in die 20. jahr vor dem
urſprung der Quacker bereits verſtorbē/ hat ihn
doch der gedachte Superintendens zu Orlamuͤn-
de aus unbedachtem eifer ausdruͤcklich unter die
Quaker geſetzet/ wie aus dem gedachten bucheBeſchul-
digung der
Quacke-
rey.

zu ſehen/ als woriñen er dieſe ſchrift nicht allein
ein Quaker-buch genennet und ſonſt dem teuf-
fel gantz und gar zugeſchrieben/ ſondern auch
ohne bedencken widex die hiſtoriſche wahrheit
geſchrieben: Der eigentliche meiſter die-
ſes buchs ſey einer aus der zahl derer/ die
in Engliſcher ſprach Quaker genennet
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Von welcher und andern Proben
des offenbaren elendes ſolcher ſcribenten in der
angezogenen treuhertzigen nachricht (die zu
Amſterdam anno 1683. gedruckt worden)
und in andern ſchrifften ein mehrers erinnert
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erholen koͤnnen/ will ich die ſummam ſeines vor-
trags aus der vorrede einruͤcken/ die p. A. 2. u.
f. ſtehet.

4. GOtt/ der da will/ daß allen men-Bekaͤut-
niß von
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menſchen
erleuchtet.

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zur erkaͤntnis der wahrheit gebracht
werden/ hat deswegen einem jeden/ der
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ſeines ewigen unerſchaffenen lichts/

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[21/0033] Th. III. C. III. Von dem auctore des Hertzens-ſpiegels ꝛc. „gehorſam Gottes am creutz/ durch die vergieſ- „ſung des bluts CHriſti unſers HErꝛn/ in wel- „che gemeinſchafft wir in gleichem tode nach „der inwendigen menſchheit angenommen „werden/ dardurch unſer natuͤrlich leben/ ſo „wir in dem fleiſch hatten/ an dem creutz ausge- „zogen/ mit CHriſto begraben/ und wieder „in ein uͤbernatuͤrlich leben erwecket wird/ alſo „daß die krafft des geſetzes/ ſo in den gliedern „des natuͤrlichen leibes noch ungeſtorben ſich enthaͤlt/ an ſeel und gemuͤth/ ja durch die gan-„ tze menſchheit in ihrem recht und krafft ausge-“ arbeitet iſt an dem leben des menſchen/ dieweil“ der menſch nicht erweckt iſt um daſſelbige le-“ ben/ daruͤber des geſetzes gebieten in beſchuldi-“ gung des todes ſeine beherꝛſchung hatte/ ſon-“ dern hat ihr vollkommen gericht an den men-“ ſchen ausgefuͤhrt durch den tod/ und iſt derhal-“ ben der menſch deſſelben geſetzes loß und frey“ worden durch den tod. Jahr MDC. biß MDCC Jahr MDC. biß MDCC Das III. Capitel. Von dem Auctore des Hertzens-ſpiegels und denen ſchrifften Hiels. §. 1. ES ſind in dieſem 17. ſeculo unter an- dern unbenanten myſtiſchen ſcribenten auch dieſe beyde mit bekant worden/ und zwar der letztere auch ſchon zum theil im 16. ſeculo, jener aber um den anfang des 17. Die- ſen wollen wir biß zuletzt verſparen/ weil von demſelben etwas mehrers zu ſagen ſeyn wird. Von jenem iſt die gedachte ſchrifft bekant/ ſo letzlich in Amſterdam und Dantzig heraus ge- kommen/ unter folgendem titul: Helleuch- tender Hertzensſpiegel/ worinnen ver- mittelſt einer dreyfachen vorſtellung kuͤrtzlich/ klaͤrlich/ gruͤndlich/ alſo daß es auch derunwiſſenſte menſch ſehen/ faſ- ſen und mercken kan/ I. das erkantniß/ II. die uͤbung/ III. das geheimniß der wahren gottſeligkeit; das iſt: die gan- tze that/ krafft und hertzens- theologia, oder das innerliche rechtſchaffene Gott- gefaͤllige Chriſtenthum; ſonderlich der voͤllige Proceſs von des menſchen fall biß zur endlichen wiedervereinigung deſſel- ben mit GOtt/ als dem endzweck aller lehre/ mit zur ſache hochdienlichen kupf- fer- figuren/ deutlichen worten/ klaren ſchrifftzeugniſſen und geiſtreichen Lie- dern bewieſen und demonſtriret wird: ſamt einem kurtzen gefaſten doch voll- ſtaͤndigen gebetbuͤchlein/ oder an- dachtsſpiegel/ alles nach der tieffen/ grund- und krafft-lehre des hocherleuch- teten Johannis Tauleri verfaſſet und ein- gerichtet. Hertzens- ſpiegel. 2. Der auctor dieſes buchs wird darinnen in dem ſpecial-titul nur mit denen buchſtaben P. K. angedeutet. Von andern aber entde- cket/ daß er Paul Kaim geheiſſen/ der zu Lignitz in der Schleſien gewohnet/ und ein gelehrter mann/ auch wie andere melden/ Zolleinnehmer zu Lignitz geweſen/ und naͤchſt dieſem ein buͤch- lein Oculus æternitatis in 12mo geſchrieben/ welches zwar andere dem Abraham von Fran- ckenberg zueignen. Er iſt ſchon anno 1633. da- ſelbſt verſtorben/ wie der auctor der treuhertzi- gen nachricht wider Chriſtoph Heinrich Loebers Quackergreuel p. 7. wie auch in eben deſſelben einfaͤltigen anmerckungen hieruͤber gewieſen hat. Dieſer Kaim iſt bereits anno 1620. mit Jacob Boͤhmen bekant gewe- ſen/ welcher auch briefe mit ihm gewechſelt/ da- von noch zwey in Boͤhmens ſendbriefen N. 8. und II. p. 25. und 59. zu finden ſind. Es gedencket auch daſelbft Boͤhme p. 29. daß er Kaims buͤch- lein geleſen/ und darinnen deſſen groſſen fleiß und arbeit in zuſammentragung der Bibliſchen ſpruͤche befunden/ wie auch deſſen groſſen ernſt die materie von der letzten zeit/ von der auffer- ſtehung/ dem 1000. jaͤhrigen Sabbath/ zerſtoͤ- rung Babels/ erbauung Sions und derglei- chen vorzuſtellen. Dabey er ihn aber von dem allzukuͤmmerlichen und muͤhſeligen nachfor- ſchen im buchſtaben ab- und auff den geiſt wei- ſet ꝛc. Es mag auch vermuthlich dieſer mann urheber von demjenigen buche ſeyn/ welches an no 1646. auch nur unter dieſen buchſtaben P. K. herausgekommen: Bekaͤntniß eines un- partheyiſchen Chriſten wegen des einig ſeligmachenden glaubens unter allen Religionen und Voͤlckern auff erden/ dar- innen ſonderlich gezeiget wird/ wie GOtt die perſon nicht anſehe/ ſondern aus allerley volck GOtt fuͤrchtende und rechtthuende ihm ange- nehm ſeyn. Wer die- ſer gewe- ſen. Mit wem er corre- ſpondirt. Was er ſonſt ge- ſchrieben. 3. Betreffend dieſes auctoris principia und abſichten/ ſo gehet er hauptſaͤchlich auff die in- wendige erleuchtung und krafft des H. Geiſtes/ wie dieſelbe auch mit der H. Schrifft verknuͤpf- fet und kraͤfftig ſey/ davon er durchgehend die auserleſenſte zeugniſſe beybringet. Ob er nun wol gedachter maſſen in die 20. jahr vor dem urſprung der Quacker bereits verſtorbē/ hat ihn doch der gedachte Superintendens zu Orlamuͤn- de aus unbedachtem eifer ausdruͤcklich unter die Quaker geſetzet/ wie aus dem gedachten buche zu ſehen/ als woriñen er dieſe ſchrift nicht allein ein Quaker-buch genennet und ſonſt dem teuf- fel gantz und gar zugeſchrieben/ ſondern auch ohne bedencken widex die hiſtoriſche wahrheit geſchrieben: Der eigentliche meiſter die- ſes buchs ſey einer aus der zahl derer/ die in Engliſcher ſprach Quaker genennet werden. Von welcher und andern Proben des offenbaren elendes ſolcher ſcribenten in der angezogenen treuhertzigen nachricht (die zu Amſterdam anno 1683. gedruckt worden) und in andern ſchrifften ein mehrers erinnert wird/ damit aber ſolche leſer/ welche derglei- chen wichtige materien/ ſo des menſchen war- hafftige ſeligkeit betreffen/ reifflicher und in lau- terer furcht GOttes uͤberlegen/ hievon aus des auctoris eigenem ausdꝛuck ſicheꝛeꝛ nachꝛicht ſich erholen koͤnnen/ will ich die ſummam ſeines vor- trags aus der vorrede einruͤcken/ die p. A. 2. u. f. ſtehet. Sein vor- trag von der er- leuchtung. Beſchul- digung der Quacke- rey. 4. GOtt/ der da will/ daß allen men- ſchen moͤge geholffen werden/ und ſie zur erkaͤntnis der wahrheit gebracht werden/ hat deswegen einem jeden/ der in dieſe welt kommen/ ein gewiſſes maß ſeines ewigen unerſchaffenen lichts/ wortes Bekaͤut- niß von dem licht/ das alle menſchen erleuchtet. C 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/33>, abgerufen am 20.11.2024.