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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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von denen ketzer-geschichten.
[Spaltenumbruch] schrifften folio. C. u. f. stehet/ und eine wieder-
legung ist des tractats Jacobi Pamelii de Reli-
gionibus diversis non admittendis, ad Ordines
Belgii Relatio, Antverp.
1589. Aus diesem se-
tzet er allezeit den kurtzen inhalt seines satzes/ und
antwortet/ darauff/ wie folget:

Kurtzer inhalt des ersten haubtstücks:

Daß eine religion das band der ein-
tracht sey/ durch zwietracht aber die rei-
che verwüstet werden. Gleichwie man
auch nicht zween herren gefällig dienen
könne.

Antwort:

Sorgt man so vor des reiches CHristi ver-
wüstung/ so hat man gar ein klein vertrauen
auff sein wort/ als die rechte und grundfeste
seiner kirchen/ darwieder der hölle pforten nichts
vermögen. Das ist unglaube. Darwider
hat man wollen aus dem welt-reiche stand hal-
ten und des landes angenommene religion mit
verfolgung der wahren beschirmen/ die doch
meist blühet durch der Christen blut/ als eine ro-
se unter den dornen. Das ist eine thörichte
weißheit u. eine rechte thorheit vor dem Könige
des himmelreichs. Denn dieser verbeut/ mit
dem eisernen- und gebeut mit dem schwerd der
wahrheit sein reich zu beschirmen und dasselbe
zu vermehren. Diß vermag und thut es auch.
Dargegen sündiget in beyden stücken dieser bee-
der Concilien decret. Denn sie lehren der
wahrheit mißtrauen und sich auff den mensch-
lichen arm zu verlassen/ der vermag der wahr-
heit nicht widerstand zu thun. Das ist ein ver-
kehrter rath. Doch möchts einen schein haben/
so nicht die falsche die wahre religion allzeit ver-
folget hätte! Selbe aber hat allezeit die wahre
Propheten/ CHristum/ seine Apostel und rech-
te Märtyrer verfolgt/ nie aber diese die falsche/
als nur mit ihres Königs waffen/ nemlich der
blossen wahrheit/ mit verbannen aus der kirche
und vor heyden zuhalten. Das ist weder töd-
ten noch verjagen.

Das 2. haubtstücks.

Darum/ daß durch zusammen künffte
(Conventicula) und böse gespräche der
gottlosen die unschuldigen verführet
werden. Also verführte derteuffel die er-
sten zween mensche/ welches und nichts
anders daselbst gesagt wird/ mit vielen
andern exempeln/ allzusammen aus dem
A. Testament.

Antwort.

Sothanige gottlosen erkennet man entweder
nicht vor gottlose/ oder man erkennet sie davor.
Wider die ersten sind die gesetze zur warnung;
den andern aber verbietet die natur selbst zu
glauben/ denn niemand will betrogen seyn.
Wider der schlangen betrug gab GOtt ein
warnendes gebot/ thät aber keinen gewaltsa-
men wiederstand: Und also mit allen andern.
Wolt ihr nun klüger und besser seyn denn
GOtt? Dieser beherrschet den freyen menschen
mit freyen geboten/ nicht aber mit gewaltsa-
men zwang/ wie man pferde und mäuler bändi-
get/ sondern belohnet die/ so ihm williglich ge-
horsamen/ und bestraffet die muthwilligen
übertreter/ lasset die wahrheit solche verführer
überwinden/ an statt/ da man sie offenbar und
zuschanden machet; sie werden niemanden/
[Spaltenumbruch] denn der betrogen seyn will/ verführen. Man
schone ihres lebens/ schände hingegen ihre na-
men und halte sie vor Heiden. Wer wird
als dann einem solchen glauben? Diß ist un-
sers Königs CHristi gütiges neues gesetze;
Das verlasset ihr/ und begebet euch unter sei-
nes dieners Mosis ausgedientes strenges ge-
setz. Das ist Ebionitisch gehandelt und nicht
Christlich. Wo befielet euch CHristus ketzer/
verführer oderfalsche Propheten zu verjagen/
verfolgen oder zu tödten? Nirgends. Aber
er befielet durchgehends/ daß wir uns dafür
hüten sollen/ sie fliehen und ihnen nicht glau-
ben. Oüble rath- und gesetz-geber!

Des 3. hauptstücks.

Daß die götzen-diener und gottlosen
allezeit GOttes Diener und die from-
men verfolgen und tödten.

Antwort.

Das ist die wahrheit/ die beschämet eure un-
wahrheit/ und das merckt ihr nicht. Jst das
weißheit? Welche kirchen in Europa sind doch
ärger denn eure selbst eigene als götzen-diener
verdächtig?

Jhr erzehlet die verfolger der frommen von
dem ersten bruder-mörder Cain an/ von dem
gewaltigen jäger Nimrod/ den gottlosen So-
domiten/ von Jsmael/ Esau/ Laban und dem
greulichen Tyrannen Pharao/ von den Kö-
nigen Jsraels/ Jesabel u. s. f. biß zu den Pha-
riseern und Jüdischen Propheten-mördern.
Sehet ihr nicht/ daß ihr eure selbst eigene mord-
grube so eigentlich mit der Märtyrer blut ab-
schildert/ daß keine von alle den andern kirchen
(wiewol die zu Genff euren fußstapffen begin-
net nachzufolgen) so gar eigentlich den von
euch vorerzehlten Tyrannen und grausamen
verfolgern gleich ist/ als eure Römische kirch
selbst? Das ist ja wol keine kleine blindheit.

Des 4. hauptstücks.

Deßwegen wird der götzen-diener ver-
sammlung gantz recht von Gott verboten/
den übertretern straff gedrohet und
auch würcklich aufferlegt.

Antwort.

Unsers gütigen Königs gebote sind ihnen
hier zu gelinde/ darum lauffen sie (als die solche
hinter den rücken werffen) zu Mosis blutigen
gesetzen/ dieselbe sagen/ (es ist wahr) daß man
die götzen-diener tödten solle. Aber also hal-
ten sie nicht unsers HErrn CHristi gesetze. Die
vermahnen uns vor dem götzen-dienst zufliehen
und uns vor abgöttern zu hüten (1. Cor. X. 14.
1. Joh. V.
21.) und sprechen den Götzen-die-
nern den himmel ab/ 1. Cor. VI. 9. nirgends
aber leibliche straffe/ bann oder tod zu. Weiter/
sie verbieten auch (das noch mehr ist) der
götzen-diener gesellschafft nicht. 1. Cor. V.
sondern lassen auch zu mit ihnen zu essen und zu
trincken. 1. Cor. X. 27. Aber soll denn nicht
CHristus/ sondern Moses noch/ nun unser ge-
setzgeber seyn? Nach wessen urtheil soll man die
götzen-diener meiden/ verfolgen/ und tödten?
Soll die Römische kirche die rechte seyn? Den
ersten stein werffen? Den splitter aus des an-
dern auge ziehen? Da sie doch selbst die gröste
götzen-diener sind/ und alle andere verdammten/
die das abgöttische zeichen nicht an ihrer stirn
tragen. Das ist doppelte ungerechtigkeit.

Des

von denen ketzer-geſchichten.
[Spaltenumbruch] ſchrifften foliô. C. u. f. ſtehet/ und eine wieder-
legung iſt des tractats Jacobi Pamelii de Reli-
gionibus diverſis non admittendis, ad Ordines
Belgii Relatio, Antverp.
1589. Aus dieſem ſe-
tzet er allezeit den kurtzen inhalt ſeines ſatzes/ und
antwortet/ darauff/ wie folget:

Kurtzer inhalt des erſten haubtſtuͤcks:

Daß eine religion das band der ein-
tracht ſey/ durch zwietracht aber die rei-
che verwuͤſtet werden. Gleichwie man
auch nicht zween herren gefaͤllig dienen
koͤnne.

Antwort:

Sorgt man ſo vor des reiches CHriſti ver-
wuͤſtung/ ſo hat man gar ein klein vertrauen
auff ſein wort/ als die rechte und grundfeſte
ſeiner kirchen/ daꝛwiedeꝛ der hoͤllē pforten nichts
vermoͤgen. Das iſt unglaube. Darwider
hat man wollen aus dem welt-reiche ſtand hal-
ten und des landes angenommene religion mit
verfolgung der wahren beſchirmen/ die doch
meiſt bluͤhet durch der Chriſten blut/ als eine ro-
ſe unter den dornen. Das iſt eine thoͤrichte
weißheit u. eine rechte thorheit vor dem Koͤnige
des himmelreichs. Denn dieſer verbeut/ mit
dem eiſernen- und gebeut mit dem ſchwerd der
wahrheit ſein reich zu beſchirmen und daſſelbe
zu vermehren. Diß vermag und thut es auch.
Dargegen ſuͤndiget in beyden ſtuͤcken dieſer bee-
der Concilien decret. Denn ſie lehren der
wahrheit mißtrauen und ſich auff den menſch-
lichen arm zu verlaſſen/ der vermag der wahr-
heit nicht widerſtand zu thun. Das iſt ein ver-
kehrter rath. Doch moͤchts einen ſchein haben/
ſo nicht die falſche die wahre religion allzeit ver-
folget haͤtte! Selbe aber hat allezeit die wahre
Propheten/ CHriſtum/ ſeine Apoſtel und rech-
te Maͤrtyrer verfolgt/ nie aber dieſe die falſche/
als nur mit ihres Koͤnigs waffen/ nemlich der
bloſſen wahrheit/ mit verbannen aus der kirche
und vor heyden zuhalten. Das iſt weder toͤd-
ten noch verjagen.

Das 2. haubtſtuͤcks.

Darum/ daß durch zuſammen kuͤnffte
(Conventicula) und boͤſe geſpraͤche der
gottloſen die unſchuldigen verfuͤhret
werden. Alſo verfuͤhrte derteuffel die er-
ſten zween menſchē/ welches und nichts
anders daſelbſt geſagt wird/ mit vielen
andeꝛn exempeln/ allzuſammen aus dem
A. Teſtament.

Antwort.

Sothanige gottloſen eꝛkennet man entweder
nicht vor gottloſe/ oder man erkennet ſie davor.
Wider die erſten ſind die geſetze zur warnung;
den andern aber verbietet die natur ſelbſt zu
glauben/ denn niemand will betrogen ſeyn.
Wider der ſchlangen betrug gab GOtt ein
warnendes gebot/ thaͤt aber keinen gewaltſa-
men wiederſtand: Und alſo mit allen andern.
Wolt ihr nun kluͤger und beſſer ſeyn denn
GOtt? Dieſer beherrſchet den freyen menſchen
mit freyen geboten/ nicht aber mit gewaltſa-
men zwang/ wie man pferde und maͤuler baͤndi-
get/ ſondern belohnet die/ ſo ihm williglich ge-
horſamen/ und beſtraffet die muthwilligen
uͤbertreter/ laſſet die wahrheit ſolche verfuͤhrer
uͤberwinden/ an ſtatt/ da man ſie offenbar und
zuſchanden machet; ſie werden niemanden/
[Spaltenumbruch] denn der betrogen ſeyn will/ verfuͤhren. Man
ſchone ihres lebens/ ſchaͤnde hingegen ihre na-
men und halte ſie vor Heiden. Wer wird
als dann einem ſolchen glauben? Diß iſt un-
ſers Koͤnigs CHriſti guͤtiges neues geſetze;
Das verlaſſet ihr/ und begebet euch unter ſei-
nes dieners Moſis ausgedientes ſtrenges ge-
ſetz. Das iſt Ebionitiſch gehandelt und nicht
Chriſtlich. Wo befielet euch CHriſtus ketzer/
verfuͤhrer oderfalſche Propheten zu verjagen/
verfolgen oder zu toͤdten? Nirgends. Aber
er befielet durchgehends/ daß wir uns dafuͤr
huͤten ſollen/ ſie fliehen und ihnen nicht glau-
ben. Ouͤble rath- und geſetz-geber!

Des 3. hauptſtuͤcks.

Daß die goͤtzen-diener und gottloſen
allezeit GOttes Diener und die from-
men verfolgen und toͤdten.

Antwort.

Das iſt die wahrheit/ die beſchaͤmet eure un-
wahrheit/ und das merckt ihr nicht. Jſt das
weißheit? Welche kirchen in Europa ſind doch
aͤrger denn eure ſelbſt eigene als goͤtzen-diener
verdaͤchtig?

Jhr erzehlet die verfolger der frommen von
dem erſten bruder-moͤrder Cain an/ von dem
gewaltigen jaͤger Nimrod/ den gottloſen So-
domiten/ von Jſmael/ Eſau/ Laban und dem
greulichen Tyrannen Pharao/ von den Koͤ-
nigen Jſraels/ Jeſabel u. ſ. f. biß zu den Pha-
riſeern und Juͤdiſchen Propheten-moͤrdern.
Sehet ihr nicht/ daß ihr eure ſelbſt eigene mord-
grube ſo eigentlich mit der Maͤrtyrer blut ab-
ſchildert/ daß keine von alle den andern kirchen
(wiewol die zu Genff euren fußſtapffen begin-
net nachzufolgen) ſo gar eigentlich den von
euch vorerzehlten Tyrannen und grauſamen
verfolgern gleich iſt/ als eure Roͤmiſche kirch
ſelbſt? Das iſt ja wol keine kleine blindheit.

Des 4. hauptſtuͤcks.

Deßwegen wird der goͤtzen-diener ver-
ſam̃lung gantz recht von Gott verboten/
den uͤbertretern ſtraff gedrohet und
auch wuͤrcklich aufferlegt.

Antwort.

Unſers guͤtigen Koͤnigs gebote ſind ihnen
hier zu gelinde/ darum lauffen ſie (als die ſolche
hinteꝛ den ruͤcken werffen) zu Moſis blutigen
geſetzen/ dieſelbe ſagen/ (es iſt wahr) daß man
die goͤtzen-diener toͤdten ſolle. Aber alſo hal-
ten ſie nicht unſers HErrn CHriſti geſetze. Die
vermahnen uns vor dem goͤtzen-dienſt zufliehen
und uns vor abgoͤttern zu huͤten (1. Cor. X. 14.
1. Joh. V.
21.) und ſprechen den Goͤtzen-die-
nern den himmel ab/ 1. Cor. VI. 9. nirgends
aber leibliche ſtraffe/ bann oder tod zu. Weiter/
ſie verbieten auch (das noch mehr iſt) der
goͤtzen-diener geſellſchafft nicht. 1. Cor. V.
ſondern laſſen auch zu mit ihnen zu eſſen und zu
trincken. 1. Cor. X. 27. Aber ſoll denn nicht
CHriſtus/ ſondern Moſes noch/ nun unſer ge-
ſetzgeber ſeyn? Nach weſſen urtheil ſoll man die
goͤtzen-diener meiden/ verfolgen/ und toͤdten?
Soll die Roͤmiſche kirche die rechte ſeyn? Den
erſten ſtein werffen? Den ſplitter aus des an-
dern auge ziehen? Da ſie doch ſelbſt die groͤſte
goͤtzen-diener ſind/ und alle andere verdam̃ten/
die das abgoͤttiſche zeichen nicht an ihrer ſtirn
tragen. Das iſt doppelte ungerechtigkeit.

Des
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[23/0319] von denen ketzer-geſchichten. ſchrifften foliô. C. u. f. ſtehet/ und eine wieder- legung iſt des tractats Jacobi Pamelii de Reli- gionibus diverſis non admittendis, ad Ordines Belgii Relatio, Antverp. 1589. Aus dieſem ſe- tzet er allezeit den kurtzen inhalt ſeines ſatzes/ und antwortet/ darauff/ wie folget: Kurtzer inhalt des erſten haubtſtuͤcks: Daß eine religion das band der ein- tracht ſey/ durch zwietracht aber die rei- che verwuͤſtet werden. Gleichwie man auch nicht zween herren gefaͤllig dienen koͤnne. Antwort: Sorgt man ſo vor des reiches CHriſti ver- wuͤſtung/ ſo hat man gar ein klein vertrauen auff ſein wort/ als die rechte und grundfeſte ſeiner kirchen/ daꝛwiedeꝛ der hoͤllē pforten nichts vermoͤgen. Das iſt unglaube. Darwider hat man wollen aus dem welt-reiche ſtand hal- ten und des landes angenommene religion mit verfolgung der wahren beſchirmen/ die doch meiſt bluͤhet durch der Chriſten blut/ als eine ro- ſe unter den dornen. Das iſt eine thoͤrichte weißheit u. eine rechte thorheit vor dem Koͤnige des himmelreichs. Denn dieſer verbeut/ mit dem eiſernen- und gebeut mit dem ſchwerd der wahrheit ſein reich zu beſchirmen und daſſelbe zu vermehren. Diß vermag und thut es auch. Dargegen ſuͤndiget in beyden ſtuͤcken dieſer bee- der Concilien decret. Denn ſie lehren der wahrheit mißtrauen und ſich auff den menſch- lichen arm zu verlaſſen/ der vermag der wahr- heit nicht widerſtand zu thun. Das iſt ein ver- kehrter rath. Doch moͤchts einen ſchein haben/ ſo nicht die falſche die wahre religion allzeit ver- folget haͤtte! Selbe aber hat allezeit die wahre Propheten/ CHriſtum/ ſeine Apoſtel und rech- te Maͤrtyrer verfolgt/ nie aber dieſe die falſche/ als nur mit ihres Koͤnigs waffen/ nemlich der bloſſen wahrheit/ mit verbannen aus der kirche und vor heyden zuhalten. Das iſt weder toͤd- ten noch verjagen. Das 2. haubtſtuͤcks. Darum/ daß durch zuſammen kuͤnffte (Conventicula) und boͤſe geſpraͤche der gottloſen die unſchuldigen verfuͤhret werden. Alſo verfuͤhrte derteuffel die er- ſten zween menſchē/ welches und nichts anders daſelbſt geſagt wird/ mit vielen andeꝛn exempeln/ allzuſammen aus dem A. Teſtament. Antwort. Sothanige gottloſen eꝛkennet man entweder nicht vor gottloſe/ oder man erkennet ſie davor. Wider die erſten ſind die geſetze zur warnung; den andern aber verbietet die natur ſelbſt zu glauben/ denn niemand will betrogen ſeyn. Wider der ſchlangen betrug gab GOtt ein warnendes gebot/ thaͤt aber keinen gewaltſa- men wiederſtand: Und alſo mit allen andern. Wolt ihr nun kluͤger und beſſer ſeyn denn GOtt? Dieſer beherrſchet den freyen menſchen mit freyen geboten/ nicht aber mit gewaltſa- men zwang/ wie man pferde und maͤuler baͤndi- get/ ſondern belohnet die/ ſo ihm williglich ge- horſamen/ und beſtraffet die muthwilligen uͤbertreter/ laſſet die wahrheit ſolche verfuͤhrer uͤberwinden/ an ſtatt/ da man ſie offenbar und zuſchanden machet; ſie werden niemanden/ denn der betrogen ſeyn will/ verfuͤhren. Man ſchone ihres lebens/ ſchaͤnde hingegen ihre na- men und halte ſie vor Heiden. Wer wird als dann einem ſolchen glauben? Diß iſt un- ſers Koͤnigs CHriſti guͤtiges neues geſetze; Das verlaſſet ihr/ und begebet euch unter ſei- nes dieners Moſis ausgedientes ſtrenges ge- ſetz. Das iſt Ebionitiſch gehandelt und nicht Chriſtlich. Wo befielet euch CHriſtus ketzer/ verfuͤhrer oderfalſche Propheten zu verjagen/ verfolgen oder zu toͤdten? Nirgends. Aber er befielet durchgehends/ daß wir uns dafuͤr huͤten ſollen/ ſie fliehen und ihnen nicht glau- ben. Ouͤble rath- und geſetz-geber! Des 3. hauptſtuͤcks. Daß die goͤtzen-diener und gottloſen allezeit GOttes Diener und die from- men verfolgen und toͤdten. Antwort. Das iſt die wahrheit/ die beſchaͤmet eure un- wahrheit/ und das merckt ihr nicht. Jſt das weißheit? Welche kirchen in Europa ſind doch aͤrger denn eure ſelbſt eigene als goͤtzen-diener verdaͤchtig? Jhr erzehlet die verfolger der frommen von dem erſten bruder-moͤrder Cain an/ von dem gewaltigen jaͤger Nimrod/ den gottloſen So- domiten/ von Jſmael/ Eſau/ Laban und dem greulichen Tyrannen Pharao/ von den Koͤ- nigen Jſraels/ Jeſabel u. ſ. f. biß zu den Pha- riſeern und Juͤdiſchen Propheten-moͤrdern. Sehet ihr nicht/ daß ihr eure ſelbſt eigene mord- grube ſo eigentlich mit der Maͤrtyrer blut ab- ſchildert/ daß keine von alle den andern kirchen (wiewol die zu Genff euren fußſtapffen begin- net nachzufolgen) ſo gar eigentlich den von euch vorerzehlten Tyrannen und grauſamen verfolgern gleich iſt/ als eure Roͤmiſche kirch ſelbſt? Das iſt ja wol keine kleine blindheit. Des 4. hauptſtuͤcks. Deßwegen wird der goͤtzen-diener ver- ſam̃lung gantz recht von Gott verboten/ den uͤbertretern ſtraff gedrohet und auch wuͤrcklich aufferlegt. Antwort. Unſers guͤtigen Koͤnigs gebote ſind ihnen hier zu gelinde/ darum lauffen ſie (als die ſolche hinteꝛ den ruͤcken werffen) zu Moſis blutigen geſetzen/ dieſelbe ſagen/ (es iſt wahr) daß man die goͤtzen-diener toͤdten ſolle. Aber alſo hal- ten ſie nicht unſers HErrn CHriſti geſetze. Die vermahnen uns vor dem goͤtzen-dienſt zufliehen und uns vor abgoͤttern zu huͤten (1. Cor. X. 14. 1. Joh. V. 21.) und ſprechen den Goͤtzen-die- nern den himmel ab/ 1. Cor. VI. 9. nirgends aber leibliche ſtraffe/ bann oder tod zu. Weiter/ ſie verbieten auch (das noch mehr iſt) der goͤtzen-diener geſellſchafft nicht. 1. Cor. V. ſondern laſſen auch zu mit ihnen zu eſſen und zu trincken. 1. Cor. X. 27. Aber ſoll denn nicht CHriſtus/ ſondern Moſes noch/ nun unſer ge- ſetzgeber ſeyn? Nach weſſen urtheil ſoll man die goͤtzen-diener meiden/ verfolgen/ und toͤdten? Soll die Roͤmiſche kirche die rechte ſeyn? Den erſten ſtein werffen? Den ſplitter aus des an- dern auge ziehen? Da ſie doch ſelbſt die groͤſte goͤtzen-diener ſind/ und alle andere verdam̃ten/ die das abgoͤttiſche zeichen nicht an ihrer ſtirn tragen. Das iſt doppelte ungerechtigkeit. Des

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/319>, abgerufen am 20.11.2024.