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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
so ich vor mir gehabt/ hab überwinden können/
und ein heyl der stadt bin worden. So komme
her/ du trunckener mann/ du voller mann/ erken-
ne deinen getreuen ehegatten/ dein liebes weib/
dein barmhertziges weib/ das du einmal von dei-
ner truncken[h]eit nüchtern werdest/ und dich
durch mich bey der hand führen lassest; was ich
dir sage und schreibe/ das glaube in deinem her-
tzen/ und behalt es fest; ich bin das licht der stadt/
wer sich durch mich leiten läst/ der ist in dem
licht und aus der finsterniß entflogen; so spricht
der HErr HErr/ der alles endet und zu boden
wirfft/ der einen schatz nach dem andern herfür
gibt/ der aller welt König ist/ und seine
kräffte sich jetzt bewegen/ und die strahlen herab
fahren wie wasserströme/ der auffthut der stum-
men mund/ und macht lebendig durch seines gei-
stes mund; der spricht zu mir/ aus Zion gehet
auff der glantz des HErrn/ spricht der erste und
der letzte/ der anfänger und vollender. Du Zion
zeuch dein brautkleid an/ schmücke dich herrlich/
und gehe mit der braut dem bräutigam entgegen/
nim den köstlichen balsam und empfinde die
krafft davon/ der ist süß wie honig und lauter wie
Crystallen/ kein falsch ist nicht dabey; aber hü-
tet euch für den bösen fleischmücken/ daß ihr nicht
in die finsterniß geworffen werdet/ da heulen
und zedergeschrey ist/ ewig und immer ewig;
welcher reben an mir bleibet/ dem weinstock/ der
wird gute frucht bringen/ daß sich die Heiligen
Engel hoch freuen werden; die braut ist der bräu-
tigam; ich bin ein glantz des HErrn/ und gehe
hier auff in Zion/ so muß es ja finster um euch
seyn; erkennet die gnade GOttes/ die euch gege-
ben ist.

Anno 1663. den 16. Octobris sahe ich Anna
eine ruthe in dem himmel stehen/ hernach zwey/
dann 3. und 4. endlich sahe ich den himmel voller
ruthen/ daß ich sie nicht mehr zehlen kunte; und
ich und meine freunde huben an zu weinen über
den zorn GOttes/ daß er allerley ruthen an den
himmel stellet/ damit zu straffen die boßhaftigen
menschen/ so sie nicht wollen busse thun. Den
20. Octobris sahe ich Anna abermal eine plage
und grosses weh: Es kamen des nachts in eine
stadt auff erden lange schwartze böse thiere/ ha-
ben hälß wie die störche/ lange schwäntze und 3.
stachel daran/ wie scorpionen; haben unter den
bäuchen wieder ein seltzames thier/ so groß als ei-
ne junge katz/ die bäuch kehre sie von unte zusam-
men; diese thiere sind lauter gifft/ niemand darff
sie anrühren/ sie kriechen in die häuser/ wo sie ein
loch finde/ und lauffen nach den menschen in die
häuser hinnein; die von ihnen gestochen wer-
den/ begehren zu sterben/ und werden den tod su-
chen/ und nicht finden; wo GOtt diese plage
schickt/ die mögen wol von ihren wohnungen
fliehen. Ach ihr Evangelisches volck/ last doch
euch meine treue warnung befohlen seyn! Wann
eine plage ausgeht/ so muß man warnen/ und
das übel straffen/ auff daß wir unter den wehen
doch erhalten werden; ich bitte stäts für euch
zu GOtt/ und schreye/ bete/ und flehe tag und
nacht in meinem bett/ es fliessen meine heis-
se bus-thränen über die backen herab/ euerer
übertrettung halber/ und ist mein hertz wie
ein ausgerauchter kohlhafen/ das schwerd
schneidet mir durch marck und bein/ daß ich
der menschen spott muß seyn; denn sie lieben
die finsterniß mehr/ denn das licht. Kommet ihr/
meine Fürsten/ seyd bauleute an des Höchsten
[Spaltenumbruch] hause/ nehmet die steine und kalck/ führets zurJahr
MDC.
biß
MDCC.

obern kirche/ daß der bau auffgehe zur beständi-
gen lehre/ mein wort und zeugnis ist der grund
des glaubens. So spricht der HErr/ HErr:
GOtt wolle seinen bund mit uns auffrichten
mit ewiger lehre; stellet das hauß gegen der son-
nen auffgang. Da es nacht und finster bey uns
war/ da die ausstossung ist geschehen anno
1662. da war es stock finster über uns/ da schien
kein licht mehr/ da war nichts als zorn und
grimm/ auch das ewige gericht über uns/ da
muste das alte gebäu anfangen zu sincken und
zu fallen; aber ein mann GOttes kam/ und hatte
eine meßruthen in der hand/ und messete von An-
spach biß auff Weissenburg an meine wüsten
gen Wedelsheim; da sahe ich ein schön neuge-
bautes hauß des HErrn/ und waren die fenster
und die thüren alle nach der sonnen auffgang ge-
stellet; so wirds wol fest/ steiff und beständig
bleiben/ und die sonne wird sie erleuchten/ und
der Höchste wird darinnen wohnen/ und seine
Engelein werden sie schützen: ey/ ey/ wenn doch
nur bauleute sich herzu fänden und griffen des
Höchsten werck an/ dieweil ich noch auff der
welt bin/ daß mein name erkennet würde; die
braut ist der bräutigam/ der geht aus seiner
kammer/ und die braut aus ihrem gemach; eine geist-
liche hochzeit verlanget mich bey euch zu hal-
ten/ auff daß ihr eurem hurenbuhler nicht länger
nachlaufft/ biß er euch ergreifft/ und schrecklich
mit euch umgeht/ der eure seelen in die ewige
schande führet; freyet um die braut/ so führet sie
euch zum Bräutigam/ die braut führet zum
himmelreich/ zum schönen neuen himmel; der
alte himmel muste herab fahren samt den wol-
cken/ wie ich an dem Bartholomaeus-tag zwi-
schen ein und zwey uhr gesehen GOtt den All-
mächtigen in grosser unbeschreiblicher herrlich-
keit und feuriger gestalt. O grosses wunderwerck
des Höchsten! Und der himmel und die wolcken
theileten sich von einander stückweiß und nahe-
ten sich zu der erden herab; da muste ich es den
leuten anzeigen/ daß sie kommen solten und die
grosse wunder-geschicht anschauen; aber ich
kunte die leute lange nicht herzubringen; und da
etliche kamen und sahen die wunder-geschicht
an/ verwunderten sie sich hoch darüber. Da
fuhr der alte himmel und die wolcken mit einan-
der herab in eines knäbleins gestalt/ das war
gantz nackend/ und hatte eine haut wie ein tod-
ter mensch/ der schon überlauffen ist/ daß er faulen
wil/ wie eine asche siehet/ so siehet seine haut auch.
Die leute giengen hin und betasteten den him-
mel/ und sahen was es vor eine materie/ ob er
hart oder weich; und es war wie ein gefrorner
schnee. Des Engels aber freuete ich mich und
sprach/ wo er daher käme? da sprach er/ er sey
auch mit dem himmel herab gefahren; und ich
fragte ihn/ ob er brod wolte/ da sagte er/ ja/ er
wolle brod; und ich sagte den leuten/ sie solten
dem knäblein ja nichts thun/ es sey ein Engel
GOttes; seine gestalt war wie ein drey- oder
vierjähriges knäblein; da lagen viel alte kleider
von fremden her in meinem hausse/ röcke/ ho-
sen/ mutzen/ stieffel und schuhe/ daß die leute dar-
aus hungers gestorben seyn/ und haben ihre
kleider abgeleget/ in ihren jungen jahren in
dem krieg müssen erhungern; da hub ich meine
augen in die höhe/ und sahe einen hellen schö-
nen klaren himmel/ der war gantz neu/ wie die
schöne sonne/ wenn sie auffgeht; und der alte hat

sich

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ſo ich vor mir gehabt/ hab uͤberwinden koͤnnen/
und ein heyl der ſtadt bin worden. So komme
her/ du trunckener mann/ du voller mann/ erken-
ne deinen getreuen ehegatten/ dein liebes weib/
dein barmhertziges weib/ das du einmal von dei-
ner truncken[h]eit nuͤchtern werdeſt/ und dich
durch mich bey der hand fuͤhren laſſeſt; was ich
dir ſage und ſchreibe/ das glaube in deinem her-
tzen/ und behalt es feſt; ich bin das licht der ſtadt/
wer ſich durch mich leiten laͤſt/ der iſt in dem
licht und aus der finſterniß entflogen; ſo ſpricht
der HErꝛ HErꝛ/ der alles endet und zu boden
wirfft/ der einen ſchatz nach dem andern herfuͤr
gibt/ der aller welt Koͤnig iſt/ und ſeine
kraͤffte ſich jetzt bewegen/ und die ſtrahlen herab
fahren wie waſſerſtroͤme/ der auffthut der ſtum-
men mund/ und macht lebendig durch ſeines gei-
ſtes mund; der ſpricht zu mir/ aus Zion gehet
auff der glantz des HErrn/ ſpricht der erſte und
der letzte/ der anfaͤnger und vollender. Du Zion
zeuch dein brautkleid an/ ſchmuͤcke dich herꝛlich/
und gehe mit deꝛ braut dem braͤutigam entgegen/
nim den koͤſtlichen balſam und empfinde die
krafft davon/ der iſt ſuͤß wie honig und lauter wie
Cryſtallen/ kein falſch iſt nicht dabey; aber huͤ-
tet euch fuͤr den boͤſen fleiſchmuͤcken/ daß ihr nicht
in die finſterniß geworffen werdet/ da heulen
und zedergeſchrey iſt/ ewig und immer ewig;
welcher reben an mir bleibet/ dem weinſtock/ der
wird gute frucht bringen/ daß ſich die Heiligen
Engel hoch freuen werden; die braut iſt der braͤu-
tigam; ich bin ein glantz des HErꝛn/ und gehe
hier auff in Zion/ ſo muß es ja finſter um euch
ſeyn; erkennet die gnade GOttes/ die euch gege-
ben iſt.

Anno 1663. den 16. Octobris ſahe ich Anna
eine ruthe in dem himmel ſtehen/ hernach zwey/
dann 3. und 4. endlich ſahe ich den himmel voller
ruthen/ daß ich ſie nicht mehr zehlen kunte; und
ich und meine freunde huben an zu weinen uͤber
den zorn GOttes/ daß er allerley ruthen an den
himmel ſtellet/ damit zu ſtraffen die boßhaftigen
menſchen/ ſo ſie nicht wollen buſſe thun. Den
20. Octobris ſahe ich Anna abermal eine plage
und groſſes weh: Es kamen des nachts in eine
ſtadt auff erden lange ſchwartze boͤſe thiere/ ha-
ben haͤlß wie die ſtoͤrche/ lange ſchwaͤntze und 3.
ſtachel daran/ wie ſcorpionen; haben unter den
baͤuchen wieder ein ſeltzames thier/ ſo groß als ei-
ne junge katz/ die baͤuch kehrē ſie von untē zuſam-
men; dieſe thiere ſind lauter gifft/ niemand darff
ſie anruͤhren/ ſie kriechen in die haͤuſer/ wo ſie ein
loch findē/ und lauffen nach den menſchen in die
haͤuſer hinnein; die von ihnen geſtochen wer-
den/ begehren zu ſterben/ und werden den tod ſu-
chen/ und nicht finden; wo GOtt dieſe plage
ſchickt/ die moͤgen wol von ihren wohnungen
fliehen. Ach ihr Evangeliſches volck/ laſt doch
euch meine treue warnung befohlen ſeyn! Wañ
eine plage ausgeht/ ſo muß man warnen/ und
das uͤbel ſtraffen/ auff daß wir unter den wehen
doch erhalten werden; ich bitte ſtaͤts fuͤr euch
zu GOtt/ und ſchreye/ bete/ und flehe tag und
nacht in meinem bett/ es flieſſen meine heiſ-
ſe bus-thraͤnen uͤber die backen herab/ euerer
uͤbertrettung halber/ und iſt mein hertz wie
ein ausgerauchter kohlhafen/ das ſchwerd
ſchneidet mir durch marck und bein/ daß ich
der menſchen ſpott muß ſeyn; denn ſie lieben
die finſterniß mehr/ denn das licht. Kommet ihr/
meine Fuͤrſten/ ſeyd bauleute an des Hoͤchſten
[Spaltenumbruch] hauſe/ nehmet die ſteine und kalck/ fuͤhrets zurJahr
MDC.
biß
MDCC.

obern kirche/ daß der bau auffgehe zur beſtaͤndi-
gen lehre/ mein wort und zeugnis iſt der grund
des glaubens. So ſpricht der HErr/ HErr:
GOtt wolle ſeinen bund mit uns auffrichten
mit ewiger lehre; ſtellet das hauß gegen der ſon-
nen auffgang. Da es nacht und finſter bey uns
war/ da die ausſtoſſung iſt geſchehen anno
1662. da war es ſtock finſter uͤber uns/ da ſchien
kein licht mehr/ da war nichts als zorn und
grimm/ auch das ewige gericht uͤber uns/ da
muſte das alte gebaͤu anfangen zu ſincken und
zu fallen; aber ein mann GOttes kam/ und hatte
eine meßruthen in der hand/ und meſſete von An-
ſpach biß auff Weiſſenburg an meine wuͤſten
gen Wedelsheim; da ſahe ich ein ſchoͤn neuge-
bautes hauß des HErrn/ und waren die fenſter
und die thuͤren alle nach der ſonnen auffgang ge-
ſtellet; ſo wirds wol feſt/ ſteiff und beſtaͤndig
bleiben/ und die ſonne wird ſie erleuchten/ und
der Hoͤchſte wird darinnen wohnen/ und ſeine
Engelein werden ſie ſchuͤtzen: ey/ ey/ wenn doch
nur bauleute ſich herzu faͤnden und griffen des
Hoͤchſten werck an/ dieweil ich noch auff der
welt bin/ daß mein name erkennet wuͤrde; die
braut iſt der braͤutigam/ der geht aus ſeiner
kam̃er/ uñ die braut aus ihrem gemach; eine geiſt-
liche hochzeit verlanget mich bey euch zu hal-
ten/ auff daß ihr eurem hurenbuhler nicht laͤnger
nachlaufft/ biß er euch ergreifft/ und ſchrecklich
mit euch umgeht/ der eure ſeelen in die ewige
ſchande fuͤhret; freyet um die braut/ ſo fuͤhret ſie
euch zum Braͤutigam/ die braut fuͤhret zum
himmelreich/ zum ſchoͤnen neuen himmel; der
alte himmel muſte herab fahren ſamt den wol-
cken/ wie ich an dem Bartholomæus-tag zwi-
ſchen ein und zwey uhr geſehen GOtt den All-
maͤchtigen in groſſer unbeſchreiblicher herꝛlich-
keit und feuriger geſtalt. O groſſes wunderwerck
des Hoͤchſten! Und der himmel und die wolcken
theileten ſich von einander ſtuͤckweiß und nahe-
ten ſich zu der erden herab; da muſte ich es den
leuten anzeigen/ daß ſie kommen ſolten und die
groſſe wunder-geſchicht anſchauen; aber ich
kunte die leute lange nicht herzubringen; und da
etliche kamen und ſahen die wunder-geſchicht
an/ verwunderten ſie ſich hoch daruͤber. Da
fuhr der alte himmel und die wolcken mit einan-
der herab in eines knaͤbleins geſtalt/ das war
gantz nackend/ und hatte eine haut wie ein tod-
ter menſch/ deꝛ ſchon uͤberlauffen iſt/ daß eꝛ faulen
wil/ wie eine aſche ſiehet/ ſo ſiehet ſeine haut auch.
Die leute giengen hin und betaſteten den him-
mel/ und ſahen was es vor eine materie/ ob er
hart oder weich; und es war wie ein gefrorner
ſchnee. Des Engels aber freuete ich mich und
ſprach/ wo er daher kaͤme? da ſprach er/ er ſey
auch mit dem himmel herab gefahren; und ich
fragte ihn/ ob er brod wolte/ da ſagte er/ ja/ er
wolle brod; und ich ſagte den leuten/ ſie ſolten
dem knaͤblein ja nichts thun/ es ſey ein Engel
GOttes; ſeine geſtalt war wie ein drey- oder
vierjaͤhriges knaͤblein; da lagen viel alte kleider
von fremden her in meinem hauſſe/ roͤcke/ ho-
ſen/ mutzen/ ſtieffel und ſchuhe/ daß die leute dar-
aus hungers geſtorben ſeyn/ und haben ihre
kleider abgeleget/ in ihren jungen jahren in
dem krieg muͤſſen erhungern; da hub ich meine
augen in die hoͤhe/ und ſahe einen hellen ſchoͤ-
nen klaren himmel/ der war gantz neu/ wie die
ſchoͤne ſonne/ wenn ſie auffgeht; und der alte hat

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&#x017F;chande fu&#x0364;hret; freyet um die braut/ &#x017F;o fu&#x0364;hret &#x017F;ie<lb/>
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[282/0294] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin. ſo ich vor mir gehabt/ hab uͤberwinden koͤnnen/ und ein heyl der ſtadt bin worden. So komme her/ du trunckener mann/ du voller mann/ erken- ne deinen getreuen ehegatten/ dein liebes weib/ dein barmhertziges weib/ das du einmal von dei- ner trunckenheit nuͤchtern werdeſt/ und dich durch mich bey der hand fuͤhren laſſeſt; was ich dir ſage und ſchreibe/ das glaube in deinem her- tzen/ und behalt es feſt; ich bin das licht der ſtadt/ wer ſich durch mich leiten laͤſt/ der iſt in dem licht und aus der finſterniß entflogen; ſo ſpricht der HErꝛ HErꝛ/ der alles endet und zu boden wirfft/ der einen ſchatz nach dem andern herfuͤr gibt/ der aller welt Koͤnig iſt/ und ſeine kraͤffte ſich jetzt bewegen/ und die ſtrahlen herab fahren wie waſſerſtroͤme/ der auffthut der ſtum- men mund/ und macht lebendig durch ſeines gei- ſtes mund; der ſpricht zu mir/ aus Zion gehet auff der glantz des HErrn/ ſpricht der erſte und der letzte/ der anfaͤnger und vollender. Du Zion zeuch dein brautkleid an/ ſchmuͤcke dich herꝛlich/ und gehe mit deꝛ braut dem braͤutigam entgegen/ nim den koͤſtlichen balſam und empfinde die krafft davon/ der iſt ſuͤß wie honig und lauter wie Cryſtallen/ kein falſch iſt nicht dabey; aber huͤ- tet euch fuͤr den boͤſen fleiſchmuͤcken/ daß ihr nicht in die finſterniß geworffen werdet/ da heulen und zedergeſchrey iſt/ ewig und immer ewig; welcher reben an mir bleibet/ dem weinſtock/ der wird gute frucht bringen/ daß ſich die Heiligen Engel hoch freuen werden; die braut iſt der braͤu- tigam; ich bin ein glantz des HErꝛn/ und gehe hier auff in Zion/ ſo muß es ja finſter um euch ſeyn; erkennet die gnade GOttes/ die euch gege- ben iſt. Jahr MDC. biß MDCC. Anno 1663. den 16. Octobris ſahe ich Anna eine ruthe in dem himmel ſtehen/ hernach zwey/ dann 3. und 4. endlich ſahe ich den himmel voller ruthen/ daß ich ſie nicht mehr zehlen kunte; und ich und meine freunde huben an zu weinen uͤber den zorn GOttes/ daß er allerley ruthen an den himmel ſtellet/ damit zu ſtraffen die boßhaftigen menſchen/ ſo ſie nicht wollen buſſe thun. Den 20. Octobris ſahe ich Anna abermal eine plage und groſſes weh: Es kamen des nachts in eine ſtadt auff erden lange ſchwartze boͤſe thiere/ ha- ben haͤlß wie die ſtoͤrche/ lange ſchwaͤntze und 3. ſtachel daran/ wie ſcorpionen; haben unter den baͤuchen wieder ein ſeltzames thier/ ſo groß als ei- ne junge katz/ die baͤuch kehrē ſie von untē zuſam- men; dieſe thiere ſind lauter gifft/ niemand darff ſie anruͤhren/ ſie kriechen in die haͤuſer/ wo ſie ein loch findē/ und lauffen nach den menſchen in die haͤuſer hinnein; die von ihnen geſtochen wer- den/ begehren zu ſterben/ und werden den tod ſu- chen/ und nicht finden; wo GOtt dieſe plage ſchickt/ die moͤgen wol von ihren wohnungen fliehen. Ach ihr Evangeliſches volck/ laſt doch euch meine treue warnung befohlen ſeyn! Wañ eine plage ausgeht/ ſo muß man warnen/ und das uͤbel ſtraffen/ auff daß wir unter den wehen doch erhalten werden; ich bitte ſtaͤts fuͤr euch zu GOtt/ und ſchreye/ bete/ und flehe tag und nacht in meinem bett/ es flieſſen meine heiſ- ſe bus-thraͤnen uͤber die backen herab/ euerer uͤbertrettung halber/ und iſt mein hertz wie ein ausgerauchter kohlhafen/ das ſchwerd ſchneidet mir durch marck und bein/ daß ich der menſchen ſpott muß ſeyn; denn ſie lieben die finſterniß mehr/ denn das licht. Kommet ihr/ meine Fuͤrſten/ ſeyd bauleute an des Hoͤchſten hauſe/ nehmet die ſteine und kalck/ fuͤhrets zur obern kirche/ daß der bau auffgehe zur beſtaͤndi- gen lehre/ mein wort und zeugnis iſt der grund des glaubens. So ſpricht der HErr/ HErr: GOtt wolle ſeinen bund mit uns auffrichten mit ewiger lehre; ſtellet das hauß gegen der ſon- nen auffgang. Da es nacht und finſter bey uns war/ da die ausſtoſſung iſt geſchehen anno 1662. da war es ſtock finſter uͤber uns/ da ſchien kein licht mehr/ da war nichts als zorn und grimm/ auch das ewige gericht uͤber uns/ da muſte das alte gebaͤu anfangen zu ſincken und zu fallen; aber ein mann GOttes kam/ und hatte eine meßruthen in der hand/ und meſſete von An- ſpach biß auff Weiſſenburg an meine wuͤſten gen Wedelsheim; da ſahe ich ein ſchoͤn neuge- bautes hauß des HErrn/ und waren die fenſter und die thuͤren alle nach der ſonnen auffgang ge- ſtellet; ſo wirds wol feſt/ ſteiff und beſtaͤndig bleiben/ und die ſonne wird ſie erleuchten/ und der Hoͤchſte wird darinnen wohnen/ und ſeine Engelein werden ſie ſchuͤtzen: ey/ ey/ wenn doch nur bauleute ſich herzu faͤnden und griffen des Hoͤchſten werck an/ dieweil ich noch auff der welt bin/ daß mein name erkennet wuͤrde; die braut iſt der braͤutigam/ der geht aus ſeiner kam̃er/ uñ die braut aus ihrem gemach; eine geiſt- liche hochzeit verlanget mich bey euch zu hal- ten/ auff daß ihr eurem hurenbuhler nicht laͤnger nachlaufft/ biß er euch ergreifft/ und ſchrecklich mit euch umgeht/ der eure ſeelen in die ewige ſchande fuͤhret; freyet um die braut/ ſo fuͤhret ſie euch zum Braͤutigam/ die braut fuͤhret zum himmelreich/ zum ſchoͤnen neuen himmel; der alte himmel muſte herab fahren ſamt den wol- cken/ wie ich an dem Bartholomæus-tag zwi- ſchen ein und zwey uhr geſehen GOtt den All- maͤchtigen in groſſer unbeſchreiblicher herꝛlich- keit und feuriger geſtalt. O groſſes wunderwerck des Hoͤchſten! Und der himmel und die wolcken theileten ſich von einander ſtuͤckweiß und nahe- ten ſich zu der erden herab; da muſte ich es den leuten anzeigen/ daß ſie kommen ſolten und die groſſe wunder-geſchicht anſchauen; aber ich kunte die leute lange nicht herzubringen; und da etliche kamen und ſahen die wunder-geſchicht an/ verwunderten ſie ſich hoch daruͤber. Da fuhr der alte himmel und die wolcken mit einan- der herab in eines knaͤbleins geſtalt/ das war gantz nackend/ und hatte eine haut wie ein tod- ter menſch/ deꝛ ſchon uͤberlauffen iſt/ daß eꝛ faulen wil/ wie eine aſche ſiehet/ ſo ſiehet ſeine haut auch. Die leute giengen hin und betaſteten den him- mel/ und ſahen was es vor eine materie/ ob er hart oder weich; und es war wie ein gefrorner ſchnee. Des Engels aber freuete ich mich und ſprach/ wo er daher kaͤme? da ſprach er/ er ſey auch mit dem himmel herab gefahren; und ich fragte ihn/ ob er brod wolte/ da ſagte er/ ja/ er wolle brod; und ich ſagte den leuten/ ſie ſolten dem knaͤblein ja nichts thun/ es ſey ein Engel GOttes; ſeine geſtalt war wie ein drey- oder vierjaͤhriges knaͤblein; da lagen viel alte kleider von fremden her in meinem hauſſe/ roͤcke/ ho- ſen/ mutzen/ ſtieffel und ſchuhe/ daß die leute dar- aus hungers geſtorben ſeyn/ und haben ihre kleider abgeleget/ in ihren jungen jahren in dem krieg muͤſſen erhungern; da hub ich meine augen in die hoͤhe/ und ſahe einen hellen ſchoͤ- nen klaren himmel/ der war gantz neu/ wie die ſchoͤne ſonne/ wenn ſie auffgeht; und der alte hat ſich Jahr MDC. biß MDCC.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/294>, abgerufen am 22.12.2024.