Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
siehet nicht mit was vor einem herr-
schenden geist diese zwey Prediger be-
haftet sind/ und wie sie andere an ihre mei-
nungen und bücher binden wollen/ und
meinen/ sie können einem jeden gnüge
thun/ gleich als ob der geist derer Apo-
stel auff ihnen ruhete/ dadurch sie möch-
ten über eines jeden zustand richten/ und
aussprechen/ und zwar alles nach ihrem
gutdüncken/ und eine schule von jüngern
auffrichten/ darüber sie fein zu herrschen
haben möchten. Wenn man mit einem
rechtschaffenen auge darauff siehet/ so
leuchtet dieses alles aus ihren satzungen
hervor. Ob sie es wol an etlichen orten
in etwas überschmieren mit einem wort
von der freyheit/ damit es ihre einfälti-
ge weiber und junge schüler nicht mer-
cken sollen/ und also ihr
credit nicht ver-
lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre
kirche vor eine mutter annehmen soll/
und daß keine wahre kirche ausser ihnen
sey/ daß man ihren gründen folgen müs-
se/ u. s. w. Man muß bey ihnen geloben
die armuth zu belieben/ und lieber alles
zu leiden/ als sich der brüderschafft zu
entbrechen. Diese sind zwar pflichten
eines Christen/ die er bey sich selbst
practi-
cir
en muß/ aber die freyheit des Evange-
lii läst mir nicht zu/ mich so ferne an
menschen zu verbinden. Jch nehme mir
wol das vollkommene vor in meinem
hertzen/ aber ich soll darum kein gelübde
thun an diese oder jene versammlung/
und mich ihren
censuren unterthänig ma-
chen. Diß gebe einer creatur allzu grosse
macht über mich/ gleich als wenn ich
versichert wäre/ dieselbe kirche könnte
nicht irren. Wie denn warlich die
La-
badisti
sche den irrthümern unterworffen
ist/ und solche gelübde und bande doch
andern aufflegt/ das doch dem geist des
HErrn zukömmt/ welchen ich bestän-
dig bitte/ daß er mich vollkommen ma-
che/ und ihm allein folgen lehre/ und in
seiner führung/ unterweisung und regie-
rung gebunden bleiben möge.

11. So viel sey dißmal zu einiger nachricht
auch von diesem manne angezeiget. Nun ist noch
ein anderer übrig/ welcher in Schweden von an-
no
1683. und weiter hin auch viel auffsehens
Ulstadii
historie.
gemacht/ namens Laurentius Andreae Ulstadius.
Von diesem wil ich nichts als die eigene beschrei-
bung hiehersetzen/ welche ein Schwede/ der selbst
alles mit augen angesehen/ auffgesetzet/ und
mir schrifftlich communiciret hat. Selbige
lautet von wort zu wort also:

Von Laurentio Andrea Ulstadio ist fol-
gendes zu berichten.

Daß er Schul-collega und daneben nach
des landes weise ein geweiheter Prediger/ doch
ohne gemeine und pfarr-kinder gewesen/ in ei-
ner stadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen
von Abo und 20. meilen von Lappland.

Dessen er-
ste bewe-
gung.

Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/
durch schweren gemüths-kampff/ erregung sei-
nes gewissens und entdeckung seiner vorigen
sünde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel-
che gewissens-last der Pfarrer für teuffels-versu-
[Spaltenumbruch] chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

he/ ehe als er muste die sünde bekennen/ und da
ihm solches gewegert/ ist er durchs fenster hin-
aus gesprungen und zum Pfarrer im blossen
hemde gelauffen/ und da die magd für ihm die
thür zusperrete/ rieff er doch durch das schlüssel-
loch alles/ was auff seinem gewissen war/ dar-
auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ sondern
auch unter dem wege nach hause ist über ihn eine
grosse erquickungs-krafft als ein erlabender
wind kommen/ etc.

Darauf verzog er ein gantzjahr in seinem am-
te/ wartete es ab mit andern kräfften und treue
als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an-
sprach den armen leuten und ausgehungerten
seelen mit besserem gefallen und nachdruck!
und vermahnte die Prediger zur busse und be-
kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih-
nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch
nicht ohne ihre entrüstung/ so daß der brieff an
das Consistorium in Abo geschicket ward.
Anno 1683. bey dem Synodo nahm er abschied
mit des Bischoffs consens von der schule/ und
um osterzeit im Aprili, fuhr er in der zeit/ da es
an dem ort am allerschlimmesten und gefährlich
ist zu reisen/ nach Abo/ ersuchte im Consistorio
kirchen-busse zu thun/ welches ihm gäntzlich ab-
geschlagen ward; er aber verpflichtete sich GOtt
mit unabläßigem gebete/ und hielt verharrent-
lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er über alles
vermuthen erhielt sein begehren/ und that seiner
sünden bekäntniß 1685. öffentlich in der kir-
chen.

Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ernstFortgang
und
übungen.

zu dienen mit vielem fasten/ gebet/ bibel-lesen/
heiligen betrachtungen und übungen unermü-
det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter-
keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/
anfechtung-und versuchungen/ so lange bis
daß er sich GOttes verborgener führung in sei-
nem gewissen mit auffopfferung seines willens
und aller kräfften zu seinem wircken gantz über-
ließ/ welche er als ein leidender ließ in sich fort-
gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem
Allsehenden am besten bekant und heimgestellet
sind. Daer nun in solchen verborgenen wegenElende|
gestalt.

GOttes stund/ verspürete man dieses an ihm/
daß er seine zerrissene kleider/ welche begunten
von dem leibe allmählich zu fallen/ nicht wolte
ablegen und andere neue annehmen/ ungeacht
sich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei-
nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh-
men sehr nöthigten/ da sie ins gemein alle in der
stadt sahen einen so grossen jammer und äusser-
lich abscheuliche ungestalt an ihm/ daß inner
zwey jahren seine kleider allmählich ihm von
dem leibe fielen/ so lange/ biß alles zum lumpen
mitzwirn angehäfftet und mit faden gebunden
auff dem leibehieng (und schlauderte) so daß
zuletzt seine natürliche glieder musten mit hän-
den bedeckt werden/ darzu auch sein grosser haar-
wachs/ der in 5. locken zusammen gebacket/
seine gestalt häßlich machte: Wer ihn also
ansahe/ wie er einher gieng mit diesen zerrissenen
lumpen/ mit einem alten verblichenen und in
falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er
vor sich sahe das licht durch eine falte als durch
ein loch/ mit den herumhängenden langen haar-
zotten/ mit halben strümpffen ohne schuhe/ sich for-
ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts

bloß

Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ſiehet nicht mit was vor einem herꝛ-
ſchenden geiſt dieſe zwey Prediger be-
haftet ſind/ uñ wie ſie andere an ihre mei-
nungen und buͤcher binden wollen/ und
meinen/ ſie koͤnnen einem jeden gnuͤge
thun/ gleich als ob der geiſt derer Apo-
ſtel auff ihnen ruhete/ dadurch ſie moͤch-
ten uͤber eines jeden zuſtand richten/ und
ausſprechen/ und zwar alles nach ihrem
gutduͤncken/ und eine ſchule von juͤngern
auffꝛichten/ daruͤber ſie fein zu herꝛſchen
haben moͤchten. Wenn man mit einem
rechtſchaffenen auge darauff ſiehet/ ſo
leuchtet dieſes alles aus ihren ſatzungen
hervor. Ob ſie es wol an etlichen orten
in etwas uͤberſchmieren mit einem wort
von der freyheit/ damit es ihre einfaͤlti-
ge weiber und junge ſchuͤler nicht mer-
cken ſollen/ und alſo ihr
credit nicht ver-
lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre
kirche vor eine mutter annehmen ſoll/
und daß keine wahre kirche auſſer ihnen
ſey/ daß man ihren gruͤnden folgen muͤſ-
ſe/ u. ſ. w. Man muß bey ihnen geloben
die armuth zu belieben/ und lieber alles
zu leiden/ als ſich der bruͤderſchafft zu
entbrechen. Dieſe ſind zwar pflichten
eines Chriſten/ die er bey ſich ſelbſt
practi-
cir
en muß/ aber die freyheit des Evange-
lii laͤſt mir nicht zu/ mich ſo ferne an
menſchen zu verbinden. Jch nehme mir
wol das vollkommene vor in meinem
hertzen/ aber ich ſoll darum kein geluͤbde
thun an dieſe oder jene verſammlung/
und mich ihren
cenſuren unterthaͤnig ma-
chen. Diß gebe einer creatur allzu groſſe
macht uͤber mich/ gleich als wenn ich
verſichert waͤre/ dieſelbe kirche koͤnnte
nicht irren. Wie denn warlich die
La-
badiſti
ſche den iꝛrthuͤmern unterworffen
iſt/ und ſolche geluͤbde und bande doch
andern aufflegt/ das doch dem geiſt des
HErꝛn zukoͤmmt/ welchen ich beſtaͤn-
dig bitte/ daß er mich vollkommen ma-
che/ und ihm allein folgen lehre/ und in
ſeiner fuͤhrung/ unterweiſung und regie-
rung gebunden bleiben moͤge.

11. So viel ſey dißmal zu einiger nachricht
auch von dieſem manne angezeiget. Nun iſt noch
ein anderer uͤbrig/ welcher in Schweden von an-
no
1683. und weiter hin auch viel auffſehens
Ulſtadii
hiſtorie.
gemacht/ namens Laurentius Andreæ Ulſtadius.
Von dieſem wil ich nichts als die eigene beſchꝛei-
bung hieheꝛſetzen/ welche ein Schwede/ der ſelbſt
alles mit augen angeſehen/ auffgeſetzet/ und
mir ſchrifftlich communiciret hat. Selbige
lautet von wort zu wort alſo:

Von Laurentio Andrea Ulſtadio iſt fol-
gendes zu berichten.

Daß er Schul-collega und daneben nach
des landes weiſe ein geweiheter Prediger/ doch
ohne gemeine und pfarr-kinder geweſen/ in ei-
ner ſtadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen
von Abo und 20. meilen von Lappland.

Deſſen er-
ſte bewe-
gung.

Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/
durch ſchweren gemuͤths-kampff/ erregung ſei-
nes gewiſſens und entdeckung ſeiner vorigen
ſuͤnde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel-
che gewiſſens-laſt der Pfarrer fuͤr teuffels-verſu-
[Spaltenumbruch] chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

he/ ehe als er muſte die ſuͤnde bekennen/ und da
ihm ſolches gewegert/ iſt er durchs fenſter hin-
aus geſprungen und zum Pfarrer im bloſſen
hemde gelauffen/ und da die magd fuͤr ihm die
thuͤr zuſperrete/ rieff er doch durch das ſchluͤſſel-
loch alles/ was auff ſeinem gewiſſen war/ dar-
auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ ſondern
auch unter dem wege nach hauſe iſt uͤber ihn eine
groſſe erquickungs-krafft als ein erlabender
wind kommen/ ꝛc.

Darauf verzog er ein gantzjahr in ſeinem am-
te/ wartete es ab mit andern kraͤfften und treue
als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an-
ſprach den armen leuten und ausgehungerten
ſeelen mit beſſerem gefallen und nachdruck!
und vermahnte die Prediger zur buſſe und be-
kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih-
nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch
nicht ohne ihre entruͤſtung/ ſo daß der brieff an
das Conſiſtorium in Abo geſchicket ward.
Anno 1683. bey dem Synodo nahm er abſchied
mit des Biſchoffs conſens von der ſchule/ und
um oſterzeit im Aprili, fuhr er in der zeit/ da es
an dem ort am allerſchlimmeſten und gefaͤhrlich
iſt zu reiſen/ nach Abo/ erſuchte im Conſiſtorio
kirchen-buſſe zu thun/ welches ihm gaͤntzlich ab-
geſchlagen ward; er aber verpflichtete ſich GOtt
mit unablaͤßigem gebete/ und hielt verharrent-
lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er uͤber alles
vermuthen erhielt ſein begehren/ und that ſeiner
ſuͤnden bekaͤntniß 1685. oͤffentlich in der kir-
chen.

Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ernſtFortgang
und
uͤbungen.

zu dienen mit vielem faſten/ gebet/ bibel-leſen/
heiligen betrachtungen und uͤbungen unermuͤ-
det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter-
keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/
anfechtung-und verſuchungen/ ſo lange bis
daß er ſich GOttes verborgener fuͤhrung in ſei-
nem gewiſſen mit auffopfferung ſeines willens
und aller kraͤfften zu ſeinem wircken gantz uͤber-
ließ/ welche er als ein leidender ließ in ſich fort-
gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem
Allſehenden am beſten bekant und heimgeſtellet
ſind. Daer nun in ſolchen verborgenen wegenElende|
geſtalt.

GOttes ſtund/ verſpuͤrete man dieſes an ihm/
daß er ſeine zerriſſene kleider/ welche begunten
von dem leibe allmaͤhlich zu fallen/ nicht wolte
ablegen und andere neue annehmen/ ungeacht
ſich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei-
nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh-
men ſehr noͤthigten/ da ſie ins gemein alle in der
ſtadt ſahen einen ſo groſſen jammer und aͤuſſer-
lich abſcheuliche ungeſtalt an ihm/ daß inner
zwey jahren ſeine kleider allmaͤhlich ihm von
dem leibe fielen/ ſo lange/ biß alles zum lumpen
mitzwirn angehaͤfftet und mit faden gebunden
auff dem leibehieng (und ſchlauderte) ſo daß
zuletzt ſeine natuͤrliche glieder muſten mit haͤn-
den bedeckt werden/ daꝛzu auch ſein groſſer haar-
wachs/ der in 5. locken zuſammen gebacket/
ſeine geſtalt haͤßlich machte: Wer ihn alſo
anſahe/ wie er einheꝛ gieng mit dieſen zerriſſenen
lumpen/ mit einem alten verblichenen und in
falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er
vor ſich ſahe das licht durch eine falte als durch
ein loch/ mit den herumhaͤngenden langen haar-
zottẽ/ mit halbẽ ſtruͤmpffen ohne ſchuhe/ ſich for-
ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts

bloß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0258" n="246"/>
            <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> C. <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Von Johann Rothen</fw><lb/>
            <cb/>
            <note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note> <hi rendition="#fr">&#x017F;iehet nicht mit was vor einem her&#xA75B;-<lb/>
&#x017F;chenden gei&#x017F;t die&#x017F;e zwey Prediger be-<lb/>
haftet &#x017F;ind/ un&#x0303; wie &#x017F;ie andere an ihre mei-<lb/>
nungen und bu&#x0364;cher binden wollen/ und<lb/>
meinen/ &#x017F;ie ko&#x0364;nnen einem jeden gnu&#x0364;ge<lb/>
thun/ gleich als ob der gei&#x017F;t derer Apo-<lb/>
&#x017F;tel auff ihnen ruhete/ dadurch &#x017F;ie mo&#x0364;ch-<lb/>
ten u&#x0364;ber eines jeden zu&#x017F;tand richten/ und<lb/>
aus&#x017F;prechen/ und zwar alles nach ihrem<lb/>
gutdu&#x0364;ncken/ und eine &#x017F;chule von ju&#x0364;ngern<lb/>
auff&#xA75B;ichten/ daru&#x0364;ber &#x017F;ie fein zu her&#xA75B;&#x017F;chen<lb/>
haben mo&#x0364;chten. Wenn man mit einem<lb/>
recht&#x017F;chaffenen auge darauff &#x017F;iehet/ &#x017F;o<lb/>
leuchtet die&#x017F;es alles aus ihren &#x017F;atzungen<lb/>
hervor. Ob &#x017F;ie es wol an etlichen orten<lb/>
in etwas u&#x0364;ber&#x017F;chmieren mit einem wort<lb/>
von der freyheit/ damit es ihre einfa&#x0364;lti-<lb/>
ge weiber und junge &#x017F;chu&#x0364;ler nicht mer-<lb/>
cken &#x017F;ollen/ und al&#x017F;o ihr</hi> <hi rendition="#aq">credit</hi> <hi rendition="#fr">nicht ver-<lb/>
lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre<lb/>
kirche vor eine mutter annehmen &#x017F;oll/<lb/>
und daß keine wahre kirche au&#x017F;&#x017F;er ihnen<lb/>
&#x017F;ey/ daß man ihren gru&#x0364;nden folgen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e/ u. &#x017F;. w. Man muß bey ihnen geloben<lb/>
die armuth zu belieben/ und lieber alles<lb/>
zu leiden/ als &#x017F;ich der bru&#x0364;der&#x017F;chafft zu<lb/>
entbrechen. Die&#x017F;e &#x017F;ind zwar pflichten<lb/>
eines Chri&#x017F;ten/ die er bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">practi-<lb/>
cir</hi> <hi rendition="#fr">en muß/ aber die freyheit des Evange-<lb/>
lii la&#x0364;&#x017F;t mir nicht zu/ mich &#x017F;o ferne an<lb/>
men&#x017F;chen zu verbinden. Jch nehme mir<lb/>
wol das vollkommene vor in meinem<lb/>
hertzen/ aber ich &#x017F;oll darum kein gelu&#x0364;bde<lb/>
thun an die&#x017F;e oder jene ver&#x017F;ammlung/<lb/>
und mich ihren</hi> <hi rendition="#aq">cen&#x017F;ur</hi> <hi rendition="#fr">en untertha&#x0364;nig ma-<lb/>
chen. Diß gebe einer creatur allzu gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
macht u&#x0364;ber mich/ gleich als wenn ich<lb/>
ver&#x017F;ichert wa&#x0364;re/ die&#x017F;elbe kirche ko&#x0364;nnte<lb/>
nicht irren. Wie denn warlich die</hi> <hi rendition="#aq">La-<lb/>
badi&#x017F;ti</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;che den i&#xA75B;rthu&#x0364;mern unterworffen<lb/>
i&#x017F;t/ und &#x017F;olche gelu&#x0364;bde und bande doch<lb/>
andern aufflegt/ das doch dem gei&#x017F;t des<lb/>
HEr&#xA75B;n zuko&#x0364;mmt/ welchen ich be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig bitte/ daß er mich vollkommen ma-<lb/>
che/ und ihm allein folgen lehre/ und in<lb/>
&#x017F;einer fu&#x0364;hrung/ unterwei&#x017F;ung und regie-<lb/>
rung gebunden bleiben mo&#x0364;ge.</hi> </p><lb/>
          <p>11. So viel &#x017F;ey dißmal zu einiger nachricht<lb/>
auch von die&#x017F;em manne angezeiget. Nun i&#x017F;t noch<lb/>
ein anderer u&#x0364;brig/ welcher in Schweden von <hi rendition="#aq">an-<lb/>
no</hi> 1683. und weiter hin auch viel auff&#x017F;ehens<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ul&#x017F;tadii</hi><lb/>
hi&#x017F;torie.</note>gemacht/ namens <hi rendition="#aq">Laurentius Andreæ Ul&#x017F;tadius.</hi><lb/>
Von die&#x017F;em wil ich nichts als die eigene be&#x017F;ch&#xA75B;ei-<lb/>
bung hiehe&#xA75B;&#x017F;etzen/ welche ein Schwede/ der &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
alles mit augen ange&#x017F;ehen/ auffge&#x017F;etzet/ und<lb/>
mir &#x017F;chrifftlich <hi rendition="#aq">communicir</hi>et hat. Selbige<lb/>
lautet von wort zu wort al&#x017F;o:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Von</hi> <hi rendition="#aq">Laurentio Andrea Ul&#x017F;tadio</hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t fol-<lb/><hi rendition="#et">gendes zu berichten.</hi></hi> </p><lb/>
          <p>Daß er Schul-<hi rendition="#aq">collega</hi> und daneben nach<lb/>
des landes wei&#x017F;e ein geweiheter Prediger/ doch<lb/>
ohne gemeine und pfarr-kinder gewe&#x017F;en/ in ei-<lb/>
ner &#x017F;tadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen<lb/>
von Abo und 20. meilen von Lappland.</p><lb/>
          <note place="left">De&#x017F;&#x017F;en er-<lb/>
&#x017F;te bewe-<lb/>
gung.</note>
          <p>Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/<lb/>
durch &#x017F;chweren gemu&#x0364;ths-kampff/ erregung &#x017F;ei-<lb/>
nes gewi&#x017F;&#x017F;ens und entdeckung &#x017F;einer vorigen<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel-<lb/>
che gewi&#x017F;&#x017F;ens-la&#x017F;t der Pfarrer fu&#x0364;r teuffels-ver&#x017F;u-<lb/><cb/>
chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru-<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/>
he/ ehe als er mu&#x017F;te die &#x017F;u&#x0364;nde bekennen/ und da<lb/>
ihm &#x017F;olches gewegert/ i&#x017F;t er durchs fen&#x017F;ter hin-<lb/>
aus ge&#x017F;prungen und zum Pfarrer im blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hemde gelauffen/ und da die magd fu&#x0364;r ihm die<lb/>
thu&#x0364;r zu&#x017F;perrete/ rieff er doch durch das &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
loch alles/ was auff &#x017F;einem gewi&#x017F;&#x017F;en war/ dar-<lb/>
auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ &#x017F;ondern<lb/>
auch unter dem wege nach hau&#x017F;e i&#x017F;t u&#x0364;ber ihn eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e erquickungs-krafft als ein erlabender<lb/>
wind kommen/ &#xA75B;c.</p><lb/>
          <p>Darauf verzog er ein gantzjahr in &#x017F;einem am-<lb/>
te/ wartete es ab mit andern kra&#x0364;fften und treue<lb/>
als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an-<lb/>
&#x017F;prach den armen leuten und ausgehungerten<lb/>
&#x017F;eelen mit be&#x017F;&#x017F;erem gefallen und nachdruck!<lb/>
und vermahnte die Prediger zur bu&#x017F;&#x017F;e und be-<lb/>
kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih-<lb/>
nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch<lb/>
nicht ohne ihre entru&#x0364;&#x017F;tung/ &#x017F;o daß der brieff an<lb/>
das <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torium</hi> in Abo ge&#x017F;chicket ward.<lb/><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1683. bey dem <hi rendition="#aq">Synodo</hi> nahm er ab&#x017F;chied<lb/>
mit des Bi&#x017F;choffs <hi rendition="#aq">con&#x017F;ens</hi> von der &#x017F;chule/ und<lb/>
um o&#x017F;terzeit im <hi rendition="#aq">Aprili,</hi> fuhr er in der zeit/ da es<lb/>
an dem ort am aller&#x017F;chlimme&#x017F;ten und gefa&#x0364;hrlich<lb/>
i&#x017F;t zu rei&#x017F;en/ nach Abo/ er&#x017F;uchte im <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torio</hi><lb/>
kirchen-bu&#x017F;&#x017F;e zu thun/ welches ihm ga&#x0364;ntzlich ab-<lb/>
ge&#x017F;chlagen ward; er aber verpflichtete &#x017F;ich GOtt<lb/>
mit unabla&#x0364;ßigem gebete/ und hielt verharrent-<lb/>
lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er u&#x0364;ber alles<lb/>
vermuthen erhielt &#x017F;ein begehren/ und that &#x017F;einer<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nden beka&#x0364;ntniß 1685. o&#x0364;ffentlich in der kir-<lb/>
chen.</p><lb/>
          <p>Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ern&#x017F;t<note place="right">Fortgang<lb/>
und<lb/>
u&#x0364;bungen.</note><lb/>
zu dienen mit vielem fa&#x017F;ten/ gebet/ bibel-le&#x017F;en/<lb/>
heiligen betrachtungen und u&#x0364;bungen unermu&#x0364;-<lb/>
det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter-<lb/>
keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/<lb/>
anfechtung-und ver&#x017F;uchungen/ &#x017F;o lange bis<lb/>
daß er &#x017F;ich GOttes verborgener fu&#x0364;hrung in &#x017F;ei-<lb/>
nem gewi&#x017F;&#x017F;en mit auffopfferung &#x017F;eines willens<lb/>
und aller kra&#x0364;fften zu &#x017F;einem wircken gantz u&#x0364;ber-<lb/>
ließ/ welche er als ein leidender ließ in &#x017F;ich fort-<lb/>
gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem<lb/>
All&#x017F;ehenden am be&#x017F;ten bekant und heimge&#x017F;tellet<lb/>
&#x017F;ind. Daer nun in &#x017F;olchen verborgenen wegen<note place="right">Elende|<lb/>
ge&#x017F;talt.</note><lb/>
GOttes &#x017F;tund/ ver&#x017F;pu&#x0364;rete man die&#x017F;es an ihm/<lb/>
daß er &#x017F;eine zerri&#x017F;&#x017F;ene kleider/ welche begunten<lb/>
von dem leibe allma&#x0364;hlich zu fallen/ nicht wolte<lb/>
ablegen und andere neue annehmen/ ungeacht<lb/>
&#x017F;ich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei-<lb/>
nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh-<lb/>
men &#x017F;ehr no&#x0364;thigten/ da &#x017F;ie ins gemein alle in der<lb/>
&#x017F;tadt &#x017F;ahen einen &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en jammer und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
lich ab&#x017F;cheuliche unge&#x017F;talt an ihm/ daß inner<lb/>
zwey jahren &#x017F;eine kleider allma&#x0364;hlich ihm von<lb/>
dem leibe fielen/ &#x017F;o lange/ biß alles zum lumpen<lb/>
mitzwirn angeha&#x0364;fftet und mit faden gebunden<lb/>
auff dem leibehieng (und &#x017F;chlauderte) &#x017F;o daß<lb/>
zuletzt &#x017F;eine natu&#x0364;rliche glieder mu&#x017F;ten mit ha&#x0364;n-<lb/>
den bedeckt werden/ da&#xA75B;zu auch &#x017F;ein gro&#x017F;&#x017F;er haar-<lb/>
wachs/ der in 5. locken zu&#x017F;ammen gebacket/<lb/>
&#x017F;eine ge&#x017F;talt ha&#x0364;ßlich machte: Wer ihn al&#x017F;o<lb/>
an&#x017F;ahe/ wie er einhe&#xA75B; gieng mit die&#x017F;en zerri&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
lumpen/ mit einem alten verblichenen und in<lb/>
falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;ahe das licht durch eine falte als durch<lb/>
ein loch/ mit den herumha&#x0364;ngenden langen haar-<lb/>
zott&#x1EBD;/ mit halb&#x1EBD; &#x017F;tru&#x0364;mpffen ohne &#x017F;chuhe/ &#x017F;ich for-<lb/>
ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bloß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0258] Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen ſiehet nicht mit was vor einem herꝛ- ſchenden geiſt dieſe zwey Prediger be- haftet ſind/ uñ wie ſie andere an ihre mei- nungen und buͤcher binden wollen/ und meinen/ ſie koͤnnen einem jeden gnuͤge thun/ gleich als ob der geiſt derer Apo- ſtel auff ihnen ruhete/ dadurch ſie moͤch- ten uͤber eines jeden zuſtand richten/ und ausſprechen/ und zwar alles nach ihrem gutduͤncken/ und eine ſchule von juͤngern auffꝛichten/ daruͤber ſie fein zu herꝛſchen haben moͤchten. Wenn man mit einem rechtſchaffenen auge darauff ſiehet/ ſo leuchtet dieſes alles aus ihren ſatzungen hervor. Ob ſie es wol an etlichen orten in etwas uͤberſchmieren mit einem wort von der freyheit/ damit es ihre einfaͤlti- ge weiber und junge ſchuͤler nicht mer- cken ſollen/ und alſo ihr credit nicht ver- lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre kirche vor eine mutter annehmen ſoll/ und daß keine wahre kirche auſſer ihnen ſey/ daß man ihren gruͤnden folgen muͤſ- ſe/ u. ſ. w. Man muß bey ihnen geloben die armuth zu belieben/ und lieber alles zu leiden/ als ſich der bruͤderſchafft zu entbrechen. Dieſe ſind zwar pflichten eines Chriſten/ die er bey ſich ſelbſt practi- ciren muß/ aber die freyheit des Evange- lii laͤſt mir nicht zu/ mich ſo ferne an menſchen zu verbinden. Jch nehme mir wol das vollkommene vor in meinem hertzen/ aber ich ſoll darum kein geluͤbde thun an dieſe oder jene verſammlung/ und mich ihren cenſuren unterthaͤnig ma- chen. Diß gebe einer creatur allzu groſſe macht uͤber mich/ gleich als wenn ich verſichert waͤre/ dieſelbe kirche koͤnnte nicht irren. Wie denn warlich die La- badiſtiſche den iꝛrthuͤmern unterworffen iſt/ und ſolche geluͤbde und bande doch andern aufflegt/ das doch dem geiſt des HErꝛn zukoͤmmt/ welchen ich beſtaͤn- dig bitte/ daß er mich vollkommen ma- che/ und ihm allein folgen lehre/ und in ſeiner fuͤhrung/ unterweiſung und regie- rung gebunden bleiben moͤge. Jahr MDC. biß MDCC. 11. So viel ſey dißmal zu einiger nachricht auch von dieſem manne angezeiget. Nun iſt noch ein anderer uͤbrig/ welcher in Schweden von an- no 1683. und weiter hin auch viel auffſehens gemacht/ namens Laurentius Andreæ Ulſtadius. Von dieſem wil ich nichts als die eigene beſchꝛei- bung hieheꝛſetzen/ welche ein Schwede/ der ſelbſt alles mit augen angeſehen/ auffgeſetzet/ und mir ſchrifftlich communiciret hat. Selbige lautet von wort zu wort alſo: Ulſtadii hiſtorie. Von Laurentio Andrea Ulſtadio iſt fol- gendes zu berichten. Daß er Schul-collega und daneben nach des landes weiſe ein geweiheter Prediger/ doch ohne gemeine und pfarr-kinder geweſen/ in ei- ner ſtadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen von Abo und 20. meilen von Lappland. Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/ durch ſchweren gemuͤths-kampff/ erregung ſei- nes gewiſſens und entdeckung ſeiner vorigen ſuͤnde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel- che gewiſſens-laſt der Pfarrer fuͤr teuffels-verſu- chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru- he/ ehe als er muſte die ſuͤnde bekennen/ und da ihm ſolches gewegert/ iſt er durchs fenſter hin- aus geſprungen und zum Pfarrer im bloſſen hemde gelauffen/ und da die magd fuͤr ihm die thuͤr zuſperrete/ rieff er doch durch das ſchluͤſſel- loch alles/ was auff ſeinem gewiſſen war/ dar- auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ ſondern auch unter dem wege nach hauſe iſt uͤber ihn eine groſſe erquickungs-krafft als ein erlabender wind kommen/ ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC. Darauf verzog er ein gantzjahr in ſeinem am- te/ wartete es ab mit andern kraͤfften und treue als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an- ſprach den armen leuten und ausgehungerten ſeelen mit beſſerem gefallen und nachdruck! und vermahnte die Prediger zur buſſe und be- kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih- nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch nicht ohne ihre entruͤſtung/ ſo daß der brieff an das Conſiſtorium in Abo geſchicket ward. Anno 1683. bey dem Synodo nahm er abſchied mit des Biſchoffs conſens von der ſchule/ und um oſterzeit im Aprili, fuhr er in der zeit/ da es an dem ort am allerſchlimmeſten und gefaͤhrlich iſt zu reiſen/ nach Abo/ erſuchte im Conſiſtorio kirchen-buſſe zu thun/ welches ihm gaͤntzlich ab- geſchlagen ward; er aber verpflichtete ſich GOtt mit unablaͤßigem gebete/ und hielt verharrent- lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er uͤber alles vermuthen erhielt ſein begehren/ und that ſeiner ſuͤnden bekaͤntniß 1685. oͤffentlich in der kir- chen. Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ernſt zu dienen mit vielem faſten/ gebet/ bibel-leſen/ heiligen betrachtungen und uͤbungen unermuͤ- det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter- keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/ anfechtung-und verſuchungen/ ſo lange bis daß er ſich GOttes verborgener fuͤhrung in ſei- nem gewiſſen mit auffopfferung ſeines willens und aller kraͤfften zu ſeinem wircken gantz uͤber- ließ/ welche er als ein leidender ließ in ſich fort- gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem Allſehenden am beſten bekant und heimgeſtellet ſind. Daer nun in ſolchen verborgenen wegen GOttes ſtund/ verſpuͤrete man dieſes an ihm/ daß er ſeine zerriſſene kleider/ welche begunten von dem leibe allmaͤhlich zu fallen/ nicht wolte ablegen und andere neue annehmen/ ungeacht ſich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei- nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh- men ſehr noͤthigten/ da ſie ins gemein alle in der ſtadt ſahen einen ſo groſſen jammer und aͤuſſer- lich abſcheuliche ungeſtalt an ihm/ daß inner zwey jahren ſeine kleider allmaͤhlich ihm von dem leibe fielen/ ſo lange/ biß alles zum lumpen mitzwirn angehaͤfftet und mit faden gebunden auff dem leibehieng (und ſchlauderte) ſo daß zuletzt ſeine natuͤrliche glieder muſten mit haͤn- den bedeckt werden/ daꝛzu auch ſein groſſer haar- wachs/ der in 5. locken zuſammen gebacket/ ſeine geſtalt haͤßlich machte: Wer ihn alſo anſahe/ wie er einheꝛ gieng mit dieſen zerriſſenen lumpen/ mit einem alten verblichenen und in falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er vor ſich ſahe das licht durch eine falte als durch ein loch/ mit den herumhaͤngenden langen haar- zottẽ/ mit halbẽ ſtruͤmpffen ohne ſchuhe/ ſich for- ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts bloß Fortgang und uͤbungen. Elende| geſtalt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/258
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/258>, abgerufen am 22.12.2024.