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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
"wie es zu ergehen pfleget/ wo das gemüth von
der allein nöthigen auffrichtung des inwendigen
reiches JEsu CHristi auff äusserliche sichtbare
dinge fällt.

4. Zu leugnen ist es nicht/ daß der mann
vieles von dem gemeinen elend/ so auch unter ei-
nem guten schein meistens die oberhand in der
welt hat/ genau erkant/ und darüber bey hin-
dansetzung der noch nöthigern erkäntniß seiner
selbst und der Christlichen wachsamkeit im eiffer
entbrant/ auch so fort in dergleichen dinge aus-
gebrochen. Jch will von dem ersten nur etwas
aus seinen schrifften zur probe anführen. Jm
spiegel vor alle menschen stehet in der vorrede p.
Klagen
über das
gemeine
elend/
3. dieses: Die welt liegt in einem tieffen
schlaffdes unglaubens/ und der rebelli-
on wider GOtt/ und will sich allezeit
selbst rechtfertigen in ihren faulen wer-
cken. Haß und neid hat die oberhand
genommen/ und die betrügerey und heu-
cheley regieret sonderlich in den Geistli-
chen/ welche unter einem schein vorge-
ben/ GOttes ehre zu suchen/ und doch
ihre eigene ausrichten/ versorgen ihr ei-
gen hauß/ und verwüsten das hauß GOt-
tes. Sie lieben sich selbst und hassen al-
le diejenigen/ welche ihre missethat ent-
decken. Dieser geist derer kirchlichen
regieret die welt/ und wir sind unter die-
ser sclaverey. Der HErr erlöse sein volck
von diesem pack. Die Politischen sind
durch diese kirchliche bezaubert/ und so
gehet alles verlohren/ die unterthanen
gehorchen den verkehrten worten ihrer
vorgänger/ so siehet man eine gemeine
verwüstung von allen zusammen.

5. Und im tractat selbst hat er sehr weitläuff-
tig hievon geschrieben/ absonderlich p. 116. u. f.
dessen titul ist: Egypten dieser zeit. Jn-
sonderheit aber hat er von dem elend der beyden
obern stände sehr frey nach einander geschrieben/
über die
Clerisey.
als eben daselbst pag. 10. Ein jeglicher
Lehrer und vorgänger des volcks muß
dem Heiligen Geist haben und tüchtig
seyn auch andere die wege GOttes zu
lehren. Es müssen geheiligte männer
und frauen seyn/ eine geheiligte gemei-
ne und kirche CHristi zu machen/ dieses
müssen GOttes gelehrte menschen seyn.

Und p. 13. wie schwer muß ein kind Got-
tes leiden/ und wie bitterlich wird es
verfolgt durch die verfolger/ sonderlich
die durch die lästerende feder und zunge
der Lehrer verfolgt/ und geschleudert
werden/ wovon unsere zeit voll ist.
Ein Prediger unter den Christen
ist ein stoltzer bitterer mann/ und
ein verfolger aller wahren werckzeu-
ge GOTTes/ so muß man sich genau
vor ihrer list bewahren. ---- Jn dem
heutigen Christenthum ist viel streit
und uneinigkeit/ meist alles verursachet
durch die Prediger unter ihnen/ doch zu
ihrem urtheil. Doch was vortheil ma-
chet die welt/ die so weit von solchen
Predigern bezaubert ist/ daß sie ihr wort
vor GOttes wort hält/ ob sie es schon
mit dem ihrigen besudeln und verunrei-
nigen; indem sie ihr eigen wort vor Got-
[Spaltenumbruch] tes wort ausgeben/ und einen so schwe-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ren fluch auf sich laden. Ferner pag. 17.
allwo er auf die frage: Ob man an eine gewif-
se Kirche und an die satzungen und ceremo-
ni
en der Schrifftgelehrten gebunden sey/ also
antwortet: Was nicht geboten ist von
GOTT/ das verbindet auch keinen
Christen/ als welcher GOtte in seiner
seelen dienet/ und Christum im glauben
fasset/ den er als eine Kirche in sich selbst
aufrichtet/ auch sich mit allen geheilig-
ten in einigkeit des glaubens verbindet/
durch die gemeinschafft des Geistes/ und
also zu GOtt selbst und zu seinem Sohn
gehet/ wo er nur seine Kirche findet. Die
äusserliche Kirche/ wie sie nun ist/ ist nur
ein
ceremonialischer Gottesdienst/ und
eine Menschen-Satzung/ die nichts
Göttliches in sich hat/ als welche allein
ein schatten ist ohne leib/ ausgegangen
von dem Leben Christi. Es ist keine
Christliche/ sondern eine Anti-Christi-
sche Kirche/ deren fall vor der thür ist.
Sie ist ein Babel worden/ daraus ich
gehen muß.

6. Noch weiter pag. 22. Die heutigen
Prediger sind meistentheils durch ver-
kehrte wege/ kuppeleyen/ spendiren und
andere lose stücke ins amt eingebrochen/
so/ daß sie nicht durch die rechte thüre
eingegangen/ sondern anderswo hinein
gestiegen/ und also vor keine Hirten/ son-
dern Miedlinge zu halten sind/ de-
nen die ehre als Hirten/ Eltesten und
Bischoffen nicht zukommt/ ob sie wohl
mit grossem eiffer alle ehre und
respect
von jedermann erwarten/ in meinung/
man müsse ihnen in keinen dingen zuwi-
der seyn/ als
souverainen Herren ihrer Zu-
hörer.
Eben so frey schreibet er auch von eini-
gen Regenten/ und sonderlich von den Herren in
Engelland und den Niederlanden/ wodurch er
auch derselben scharffes tractamentsich zugezogen.
Zum exempel/ er schreibet in einem brieff an den
Printz von Uranien de dato den 24. Martii 1674.
Herr Printz. Noch dißmal muß ich eu-Von etli-
chen Re-
genten.

re sünden und greuel vor augen stellen.
Jhr lasset euch von Menschen anbeten
als einen Abgott/ und stehet nach hoheit.
Sehet! es kömmt die rache und das ur-
theil GOTTes/ welches euch treffen
wird
&c. Uber diesen und dergleichen expres-
sio
nen hat ihn gedachter Printz bey den Staa-
ten hart angeklagt/ welche dann Rothen/ der
damals ausserhalb Landes verreiset gewesen/
bannisiret. Dieser aber hat wider solches ban-
nisement
in einem Schreiben anno 1674. den
24. Augusti protestiret/ und sich zugleich erklä-
ret/ er wolte dennoch in Holland mitten un-
ter seinen feinden wandeln/ und den ausgang
erwarten. Hierauf ist er anno 1676. um Weyh-Gefan-
genschaft/

nachten würcklich in Gravenhaag gefangen
gesetzet worden/ da denn seine feinde ihn unter-
schiedlich mahl ums leben zu bringen gesuchet/
sonderlich durch schwere klagen und beschul-
digungen wider ihn.

7. Jedennoch ist er allezeit wunderbarlichtracta-
ment
und
befreyung.

erhalten/ auch im arrest sehr wohl tractiret
worden/ so/ daß man ihm auch feder und
dinten zum schreiben gelassen/ und in allem

wol

Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„wie es zu ergehen pfleget/ wo das gemuͤth von
der allein noͤthigen auffrichtung des inwendigen
reiches JEſu CHriſti auff aͤuſſerliche ſichtbare
dinge faͤllt.

4. Zu leugnen iſt es nicht/ daß der mann
vieles von dem gemeinen elend/ ſo auch unter ei-
nem guten ſchein meiſtens die oberhand in der
welt hat/ genau erkant/ und daruͤber bey hin-
danſetzung der noch noͤthigern erkaͤntniß ſeiner
ſelbſt und der Chriſtlichen wachſamkeit im eiffer
entbrant/ auch ſo fort in dergleichen dinge aus-
gebrochen. Jch will von dem erſten nur etwas
aus ſeinen ſchrifften zur probe anfuͤhren. Jm
ſpiegel vor alle menſchen ſtehet in der vorrede p.
Klagen
uͤber das
gemeine
elend/
3. dieſes: Die welt liegt in einem tieffen
ſchlaffdes unglaubens/ und der rebelli-
on wider GOtt/ und will ſich allezeit
ſelbſt rechtfertigen in ihren faulen wer-
cken. Haß und neid hat die oberhand
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cheley regieret ſonderlich in den Geiſtli-
chen/ welche unter einem ſchein vorge-
ben/ GOttes ehre zu ſuchen/ und doch
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gen hauß/ und verwuͤſten das hauß GOt-
tes. Sie lieben ſich ſelbſt und haſſen al-
le diejenigen/ welche ihre miſſethat ent-
decken. Dieſer geiſt derer kirchlichen
regieret die welt/ und wir ſind unter die-
ſer ſclaverey. Der HErr erloͤſe ſein volck
von dieſem pack. Die Politiſchen ſind
durch dieſe kirchliche bezaubert/ und ſo
gehet alles verlohren/ die unterthanen
gehorchen den verkehrten worten ihrer
vorgaͤnger/ ſo ſiehet man eine gemeine
verwuͤſtung von allen zuſammen.

5. Und im tractat ſelbſt hat er ſehr weitlaͤuff-
tig hievon geſchrieben/ abſonderlich p. 116. u. f.
deſſen titul iſt: Egypten dieſer zeit. Jn-
ſonderheit aber hat er von dem elend der beyden
obeꝛn ſtaͤnde ſehꝛ frey nach einandeꝛ geſchrieben/
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als eben daſelbſt pag. 10. Ein jeglicher
Lehrer und vorgaͤnger des volcks muß
dem Heiligen Geiſt haben und tuͤchtig
ſeyn auch andere die wege GOttes zu
lehren. Es muͤſſen geheiligte maͤnner
und frauen ſeyn/ eine geheiligte gemei-
ne und kirche CHriſti zu machen/ dieſes
muͤſſen GOttes gelehrte menſchen ſeyn.

Und p. 13. wie ſchwer muß ein kind Got-
tes leiden/ und wie bitterlich wird es
verfolgt durch die verfolger/ ſonderlich
die durch die laͤſterende feder und zunge
der Lehrer verfolgt/ und geſchleudert
werden/ wovon unſere zeit voll iſt.
Ein Prediger unter den Chriſten
iſt ein ſtoltzer bitterer mann/ und
ein verfolger aller wahren werckzeu-
ge GOTTes/ ſo muß man ſich genau
vor ihrer liſt bewahren. —— Jn dem
heutigen Chriſtenthum iſt viel ſtreit
und uneinigkeit/ meiſt alles verurſachet
durch die Prediger unter ihnen/ doch zu
ihrem urtheil. Doch was vortheil ma-
chet die welt/ die ſo weit von ſolchen
Predigern bezaubert iſt/ daß ſie ihr wort
vor GOttes wort haͤlt/ ob ſie es ſchon
mit dem ihrigen beſudeln und verunrei-
nigen; indem ſie ihr eigen wort vor Got-
[Spaltenumbruch] tes wort ausgeben/ und einen ſo ſchwe-
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ren fluch auf ſich laden. Ferner pag. 17.
allwo er auf die frage: Ob man an eine gewif-
ſe Kirche und an die ſatzungen und ceremo-
ni
en der Schrifftgelehrten gebunden ſey/ alſo
antwortet: Was nicht geboten iſt von
GOTT/ das verbindet auch keinen
Chriſten/ als welcher GOtte in ſeiner
ſeelen dienet/ und Chriſtum im glauben
faſſet/ den er als eine Kirche in ſich ſelbſt
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ten in einigkeit des glaubens verbindet/
durch die gemeinſchafft des Geiſtes/ und
alſo zu GOtt ſelbſt und zu ſeinem Sohn
gehet/ wo er nur ſeine Kirche findet. Die
aͤuſſerliche Kirche/ wie ſie nun iſt/ iſt nur
ein
ceremonialiſcher Gottesdienſt/ und
eine Menſchen-Satzung/ die nichts
Goͤttliches in ſich hat/ als welche allein
ein ſchatten iſt ohne leib/ ausgegangen
von dem Leben Chriſti. Es iſt keine
Chriſtliche/ ſondern eine Anti-Chriſti-
ſche Kirche/ deren fall vor der thuͤr iſt.
Sie iſt ein Babel worden/ daraus ich
gehen muß.

6. Noch weiter pag. 22. Die heutigen
Prediger ſind meiſtentheils durch ver-
kehrte wege/ kuppeleyen/ ſpendiren und
andere loſe ſtuͤcke ins amt eingebrochen/
ſo/ daß ſie nicht durch die rechte thuͤre
eingegangen/ ſondern anderswo hinein
geſtiegen/ und alſo vor keine Hirten/ ſon-
dern Miedlinge zu halten ſind/ de-
nen die ehre als Hirten/ Elteſten und
Biſchoffen nicht zukommt/ ob ſie wohl
mit groſſem eiffer alle ehre und
reſpect
von jedermann erwarten/ in meinung/
man muͤſſe ihnen in keinen dingen zuwi-
der ſeyn/ als
ſouverainen Herren ihrer Zu-
hoͤrer.
Eben ſo frey ſchreibet er auch von eini-
gen Regenten/ uñ ſonderlich von den Herren in
Engelland und den Niederlanden/ wodurch er
auch derſelbẽ ſcharffes tractamentſich zugezogen.
Zum exempel/ er ſchreibet in einem brieff an den
Printz von Uranien de dato den 24. Martii 1674.
Herr Printz. Noch dißmal muß ich eu-Von etli-
chen Re-
genten.

re ſuͤnden und greuel vor augen ſtellen.
Jhr laſſet euch von Menſchen anbeten
als einen Abgott/ und ſtehet nach hoheit.
Sehet! es koͤmmt die rache und das ur-
theil GOTTes/ welches euch treffen
wird
&c. Uber dieſen und dergleichen expres-
ſio
nen hat ihn gedachter Printz bey den Staa-
ten hart angeklagt/ welche dann Rothen/ der
damals auſſerhalb Landes verreiſet geweſen/
banniſiret. Dieſer aber hat wider ſolches ban-
niſement
in einem Schreiben anno 1674. den
24. Auguſti proteſtiret/ und ſich zugleich erklaͤ-
ret/ er wolte dennoch in Holland mitten un-
ter ſeinen feinden wandeln/ und den ausgang
erwarten. Hierauf iſt er anno 1676. um Weyh-Gefan-
genſchaft/

nachten wuͤrcklich in Gravenhaag gefangen
geſetzet worden/ da denn ſeine feinde ihn unter-
ſchiedlich mahl ums leben zu bringen geſuchet/
ſonderlich durch ſchwere klagen und beſchul-
digungen wider ihn.

7. Jedennoch iſt er allezeit wunderbarlichtracta-
ment
und
befreyung.

erhalten/ auch im arreſt ſehr wohl tractiret
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dinten zum ſchreiben gelaſſen/ und in allem

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[244/0256] Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen „wie es zu ergehen pfleget/ wo das gemuͤth von der allein noͤthigen auffrichtung des inwendigen reiches JEſu CHriſti auff aͤuſſerliche ſichtbare dinge faͤllt. Jahr MDC. biß MDCC. 4. Zu leugnen iſt es nicht/ daß der mann vieles von dem gemeinen elend/ ſo auch unter ei- nem guten ſchein meiſtens die oberhand in der welt hat/ genau erkant/ und daruͤber bey hin- danſetzung der noch noͤthigern erkaͤntniß ſeiner ſelbſt und der Chriſtlichen wachſamkeit im eiffer entbrant/ auch ſo fort in dergleichen dinge aus- gebrochen. Jch will von dem erſten nur etwas aus ſeinen ſchrifften zur probe anfuͤhren. Jm ſpiegel vor alle menſchen ſtehet in der vorrede p. 3. dieſes: Die welt liegt in einem tieffen ſchlaffdes unglaubens/ und der rebelli- on wider GOtt/ und will ſich allezeit ſelbſt rechtfertigen in ihren faulen wer- cken. Haß und neid hat die oberhand genommen/ und die betruͤgerey und heu- cheley regieret ſonderlich in den Geiſtli- chen/ welche unter einem ſchein vorge- ben/ GOttes ehre zu ſuchen/ und doch ihre eigene ausrichten/ verſorgen ihr ei- gen hauß/ und verwuͤſten das hauß GOt- tes. Sie lieben ſich ſelbſt und haſſen al- le diejenigen/ welche ihre miſſethat ent- decken. Dieſer geiſt derer kirchlichen regieret die welt/ und wir ſind unter die- ſer ſclaverey. Der HErr erloͤſe ſein volck von dieſem pack. Die Politiſchen ſind durch dieſe kirchliche bezaubert/ und ſo gehet alles verlohren/ die unterthanen gehorchen den verkehrten worten ihrer vorgaͤnger/ ſo ſiehet man eine gemeine verwuͤſtung von allen zuſammen. Klagen uͤber das gemeine elend/ 5. Und im tractat ſelbſt hat er ſehr weitlaͤuff- tig hievon geſchrieben/ abſonderlich p. 116. u. f. deſſen titul iſt: Egypten dieſer zeit. Jn- ſonderheit aber hat er von dem elend der beyden obeꝛn ſtaͤnde ſehꝛ frey nach einandeꝛ geſchrieben/ als eben daſelbſt pag. 10. Ein jeglicher Lehrer und vorgaͤnger des volcks muß dem Heiligen Geiſt haben und tuͤchtig ſeyn auch andere die wege GOttes zu lehren. Es muͤſſen geheiligte maͤnner und frauen ſeyn/ eine geheiligte gemei- ne und kirche CHriſti zu machen/ dieſes muͤſſen GOttes gelehrte menſchen ſeyn. Und p. 13. wie ſchwer muß ein kind Got- tes leiden/ und wie bitterlich wird es verfolgt durch die verfolger/ ſonderlich die durch die laͤſterende feder und zunge der Lehrer verfolgt/ und geſchleudert werden/ wovon unſere zeit voll iſt. Ein Prediger unter den Chriſten iſt ein ſtoltzer bitterer mann/ und ein verfolger aller wahren werckzeu- ge GOTTes/ ſo muß man ſich genau vor ihrer liſt bewahren. —— Jn dem heutigen Chriſtenthum iſt viel ſtreit und uneinigkeit/ meiſt alles verurſachet durch die Prediger unter ihnen/ doch zu ihrem urtheil. Doch was vortheil ma- chet die welt/ die ſo weit von ſolchen Predigern bezaubert iſt/ daß ſie ihr wort vor GOttes wort haͤlt/ ob ſie es ſchon mit dem ihrigen beſudeln und verunrei- nigen; indem ſie ihr eigen wort vor Got- tes wort ausgeben/ und einen ſo ſchwe- ren fluch auf ſich laden. Ferner pag. 17. allwo er auf die frage: Ob man an eine gewif- ſe Kirche und an die ſatzungen und ceremo- nien der Schrifftgelehrten gebunden ſey/ alſo antwortet: Was nicht geboten iſt von GOTT/ das verbindet auch keinen Chriſten/ als welcher GOtte in ſeiner ſeelen dienet/ und Chriſtum im glauben faſſet/ den er als eine Kirche in ſich ſelbſt aufrichtet/ auch ſich mit allen geheilig- ten in einigkeit des glaubens verbindet/ durch die gemeinſchafft des Geiſtes/ und alſo zu GOtt ſelbſt und zu ſeinem Sohn gehet/ wo er nur ſeine Kirche findet. Die aͤuſſerliche Kirche/ wie ſie nun iſt/ iſt nur ein ceremonialiſcher Gottesdienſt/ und eine Menſchen-Satzung/ die nichts Goͤttliches in ſich hat/ als welche allein ein ſchatten iſt ohne leib/ ausgegangen von dem Leben Chriſti. Es iſt keine Chriſtliche/ ſondern eine Anti-Chriſti- ſche Kirche/ deren fall vor der thuͤr iſt. Sie iſt ein Babel worden/ daraus ich gehen muß. uͤber die Cleriſey. Jahr MDC. biß MDCC. 6. Noch weiter pag. 22. Die heutigen Prediger ſind meiſtentheils durch ver- kehrte wege/ kuppeleyen/ ſpendiren und andere loſe ſtuͤcke ins amt eingebrochen/ ſo/ daß ſie nicht durch die rechte thuͤre eingegangen/ ſondern anderswo hinein geſtiegen/ und alſo vor keine Hirten/ ſon- dern Miedlinge zu halten ſind/ de- nen die ehre als Hirten/ Elteſten und Biſchoffen nicht zukommt/ ob ſie wohl mit groſſem eiffer alle ehre und reſpect von jedermann erwarten/ in meinung/ man muͤſſe ihnen in keinen dingen zuwi- der ſeyn/ als ſouverainen Herren ihrer Zu- hoͤrer. Eben ſo frey ſchreibet er auch von eini- gen Regenten/ uñ ſonderlich von den Herren in Engelland und den Niederlanden/ wodurch er auch derſelbẽ ſcharffes tractamentſich zugezogen. Zum exempel/ er ſchreibet in einem brieff an den Printz von Uranien de dato den 24. Martii 1674. Herr Printz. Noch dißmal muß ich eu- re ſuͤnden und greuel vor augen ſtellen. Jhr laſſet euch von Menſchen anbeten als einen Abgott/ und ſtehet nach hoheit. Sehet! es koͤmmt die rache und das ur- theil GOTTes/ welches euch treffen wird &c. Uber dieſen und dergleichen expres- ſionen hat ihn gedachter Printz bey den Staa- ten hart angeklagt/ welche dann Rothen/ der damals auſſerhalb Landes verreiſet geweſen/ banniſiret. Dieſer aber hat wider ſolches ban- niſement in einem Schreiben anno 1674. den 24. Auguſti proteſtiret/ und ſich zugleich erklaͤ- ret/ er wolte dennoch in Holland mitten un- ter ſeinen feinden wandeln/ und den ausgang erwarten. Hierauf iſt er anno 1676. um Weyh- nachten wuͤrcklich in Gravenhaag gefangen geſetzet worden/ da denn ſeine feinde ihn unter- ſchiedlich mahl ums leben zu bringen geſuchet/ ſonderlich durch ſchwere klagen und beſchul- digungen wider ihn. Von etli- chen Re- genten. Gefan- genſchaft/ 7. Jedennoch iſt er allezeit wunderbarlich erhalten/ auch im arreſt ſehr wohl tractiret worden/ ſo/ daß man ihm auch feder und dinten zum ſchreiben gelaſſen/ und in allem wol tracta- ment und befreyung.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/256>, abgerufen am 22.12.2024.