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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
mensch gewesen/ D. Jacob Fabricius setzet
am gedachten ort p. 158. dazu/ sie habe Su-
sanna Rügerin geheissen und von hoch
wichtigen sachen aus ihren gehabten
gesichtern den leuten zu wissen gefüget/
derer etliche er selbst gesprochen/ und aus
ihren munde gehöret hätte/ daß die ge-
dachte Susanna mit ihren weissagun-
gen keinen blossen geschlagen.
Hievon
ist dazumal eine schrifft an tag gekommen: war-
haffter und wolbeglaubter bericht vom
Nürnbergischen 19. jährigen mägdlein
Susannen Rügerin/ so aus dem lande ob
der Ens vertrieben/
darinnen erzehlet wird
von der ihr geschehenen erscheinung eines Engels
in gestalt eines gläntzenden knabens/ und von
denen instehenden blutigen schlachten/ von de-
nen feldzügen des Königs in Schweden/ und
dem durch ihn geschehenen succurs vor die Lu-
therischen. Einige weissagungen hievon wer-
den auch in dem allegirten Pasport des mit-
ternächtischen post-reuters
p. 58. v. 63.
wiederholet.

6. Jn dem anhang aber derer anno 32. edir-
t
en über wunderlichen gesichte stehet noch
p. F. 1. u. f. eine andere ausführliche Relation.
"Nemlich daß sie nach gehabter ersten vision
"(den 9. Nov. 1630.) etliche tage nichts essen
"können/ sondern vom Engel mit kleinen fin-
"gers-langen stücklein eines weissen wolschme-
"ckenden brods gespeiset worden/ meistens
"aber nicht schlaffen können über den schreckli-
"chen gesichten der Göttlichen straffen/ als blut-
"regen/ feuer- und schweffel-regen u. s. f. Sie
"habe auch alle ihre gesichte denen Predigern in
"Nürnberg erzehlet/ und zugleich in beyseyn vie-
"ler den ihr erschienenen geist im namen
"JEsu beschworen/ daß er sie nicht be-
"thören solte/ sonst wolte sie ihn vor
"GOtt am jüngsten gericht anklagen.

"Die Priester daselbst haben sie auch fleißig be-
"suchet/ und ihr das Abendmahl unterschiedliche
"mal gereichet/ auch nicht/ wie insgemein sonste
"von solchen leuten geschiehet/ wider sie gelästert.
"Erstlich hat noch eben dieser geschichte Christo-
"phorus Barthut
im unverfälschten Catechismo
Fräuleins
zu Nürn-
berg offen-
darungen.
Lutheri pag 109. erwehnung gethan. Noch ist
zu Nürnberg im selbigen jahre etwas derglei-
chen vorgegangen mit einem aus den Käyserl.
Erblandevertriebenen Fräulein von 24. jahren/
welches bey einem Oesterreichischen HErrn da-
selbst gewesen/ wovon Joh. Philipp. Abelinus
T. II. Theatr. Europ. pag.
379. dieses referirt:
Sie hatte offenbarungen/ und redete ho-
he sachen aus der Schrifft/ tröstete die
beträngten/ straffte die verfolger des
Evangelii/ redete viel vom ewigen le-
ben/ und wenn sie 3. oder 4. stunden also
gevedet/ erkaltete sie an allen gliedern/
daß mankeinen pulß an ihr fühlte/ kei-
nen athem spürte/ auch kein glied beu-
gen konte. Nach einer viertelstund
kam sie wieder zu sich/ und wuste von ih-
ren entzückungen gar nichts.

7. Umselbige zeit und weiter hin hat sich auch
Warners
historie/
sonderlich hervorgethan. Johann Warner
eines bauren sohn |zu Bockendorff in Meis-
sen nahe bey Freyberg/ welcher in seinen dreyen
zu erst anno 1638. heraus gegebenen tractätlein
[Spaltenumbruch] p. 6. u. f. von sich selbst erzehlet/ wie er annoJahr
MDC.
biß
MDCC.

1629. in eine grosse kranckheit gefallen/ dabey
er etliche tage nichts gessen noch getruncken/"
und grosse arbeit im haupt und hertzen ausge-"
standen. Wie ihm ferner nach erlangter ge-"
sund heit GOTT in einer donner-stimme ge-"und ange-
gebene
zeichen.

antwortet/ auch in seiner stuben eine feurige"
seule erschienen/ wie auch eine weise taube/ wel-"
che ihm einen honigsüssen othem eingeblasen."
Ja pag. 23. will er versichern/ daß sich zum zei-"
chen seiner wahrhafftigen prophezeyungen"
einsmals das klare brunnenwasser in wein"
verwandelt/ und dergleichen zeichen mehr/ da-"
bey er sich auff das zeugniß seiner haußgenos-"
sen und anderer beruffet/ absonderlich aber"
auff den erfolgten ausgang p. 22. daß er schon"
anno 29. von der ankunfft des Königs in"
Schweden geweissaget/ und ferner von dem"
Pragischen frieden/ und dem erfolgten gros-"
sen unglück in Sachsen/ sonderlich dem Käy-"
serlichen einfall/ dabey er sich auff eine schrifft"
beruffet/ welche er dem Freybergischen Super-"
intendent
en übergeben/ die auch noch da-"
selbst zu finden wäre. Jngleichen daß er an-"
no
1632. gewarnet/ man solte die kirchen-ge-"
fässe verstecken/ weil die Käyserlich en einfal-"
len würden/ welches auch geschehen/ und man"
hernach aus zinnernen gefässen communiciren"
müssen/ weil die silbernen weggeraubet wor-"
den."

8. Von diesem manne schreibet der AuctorUrtheil
hievon/

des 4. Tomi vom Theatro Europ. Henricus
Oraeus pag.
6. 58. Wir haben von diesem
mann keinen zweiffel/ daß er anfangs der
empfundenen übernatürlichen
passionen/
derer beschreibung vor diesem auch in
druck gekommen/ nicht in einer sondern
gnade GOttes gestanden seyn solle: Ob
aber dieselbe an ihm biß
dato continuiret
habe/ wollen wir un
dudicirt lassen. Jm-und ap-
probatio-
nes.

massen dem Geist GOttes hierüber das
urtheil allein gebühret. Etliches hat
sich nicht so
verificirt/ als man es ver-
nommen oder auffgefangen/ davon der

Publicante excusirt/ und sein rettungs-
schreiben
edirt de dato Wittingshausen
in Hessen
anno 1640 d. 29. Julii. Und ferner
p. 977. Johann Warner ist vom Piccolo-
mini
gnädig gehöret/ und mit einem
Viatico dimittiret. Wir sollen nicht"
urtheilen/ was GOtt etwa durch ihn"
ausrichten wolle/ wie wir denn auch/"
wenn er schon ein narre GOttes wäre/"
einen Göttlichenbefehl von ihm anzu-"
nehmen schuldig seyn werden.
Es haben"
auch dazumal und weiter hin unterschiedliche
Theologi und Prediger Warners visiones ap-
probir
et/ und recommendiret. D. Jacob. Fa-
bricius
setzet in der probatione vision. pag. 158.
von Warners und Reichhardts visionen die-
ses: Es wird ein fleißiger Leser befin-
den/ daß in solchen
visionibus keine Fanta-
stische grillen/ noch erdichtete fabeln/
vielweniger teuffels-wercke stecken/ wie
von etlichen ohne grund ist fürgegeben
worden; sondern daß sie durch den

Eventum allschon in vielen puncten sind
bewährt worden/ und von tage zu tage
je länger je mehr bestätigt worden.
Dannenhero daß sie von GOtt sonder-

lich
A. K. H. Dritter Theil. F f 2

auſſerordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
menſch geweſen/ D. Jacob Fabricius ſetzet
am gedachten ort p. 158. dazu/ ſie habe Su-
ſanna Ruͤgerin geheiſſen und von hoch
wichtigen ſachen aus ihren gehabten
geſichtern den leuten zu wiſſen gefuͤget/
dereꝛ etliche er ſelbſt geſprochen/ und aus
ihren munde gehoͤret haͤtte/ daß die ge-
dachte Suſanna mit ihren weiſſagun-
gen keinen bloſſen geſchlagen.
Hievon
iſt dazumal eine ſchrifft an tag gekom̃en: war-
haffter und wolbeglaubter bericht vom
Nuͤrnbergiſchen 19. jaͤhrigen maͤgdlein
Suſannen Ruͤgerin/ ſo aus dem lande ob
der Ens vertrieben/
darinnen erzehlet wird
von der ihꝛ geſchehenen eꝛſcheinung eines Engels
in geſtalt eines glaͤntzenden knabens/ und von
denen inſtehenden blutigen ſchlachten/ von de-
nen feldzuͤgen des Koͤnigs in Schweden/ und
dem durch ihn geſchehenen ſuccurs vor die Lu-
theriſchen. Einige weiſſagungen hievon wer-
den auch in dem allegirten Paſport des mit-
ternaͤchtiſchen poſt-reuters
p. 58. v. 63.
wiederholet.

6. Jn dem anhang aber derer anno 32. edir-
t
en uͤber wunderlichen geſichte ſtehet noch
p. F. 1. u. f. eine andere ausfuͤhrliche Relation.
„Nemlich daß ſie nach gehabter erſten viſion
„(den 9. Nov. 1630.) etliche tage nichts eſſen
„koͤnnen/ ſondern vom Engel mit kleinen fin-
„gers-langen ſtuͤcklein eines weiſſen wolſchme-
„ckenden brods geſpeiſet worden/ meiſtens
„aber nicht ſchlaffen koͤnnen uͤber den ſchreckli-
„chen geſichten der Goͤttlichen ſtraffen/ als blut-
„regen/ feuer- und ſchweffel-regen u. ſ. f. Sie
„habe auch alle ihre geſichte denen Predigern in
„Nuͤrnberg erzehlet/ und zugleich in beyſeyn vie-
„ler den ihr erſchienenen geiſt im namen
„JEſu beſchworen/ daß er ſie nicht be-
„thoͤren ſolte/ ſonſt wolte ſie ihn vor
„GOtt am juͤngſten gericht anklagen.

„Die Prieſter daſelbſt haben ſie auch fleißig be-
„ſuchet/ und ihꝛ das Abendmahl unteꝛſchiedliche
„mal gereichet/ auch nicht/ wie insgemein ſonſtē
„von ſolchen leuten geſchiehet/ wideꝛ ſie gelaͤſteꝛt.
„Erſtlich hat noch eben dieſer geſchichte Chriſto-
„phorus Barthut
im unverfaͤlſchten Catechiſmo
Fraͤuleins
zu Nuͤrn-
berg offen-
darungen.
Lutheri pag 109. erwehnung gethan. Noch iſt
zu Nuͤrnberg im ſelbigen jahre etwas derglei-
chen vorgegangen mit einem aus den Kaͤyſerl.
Erblandēvertriebenen Fraͤulein von 24. jahren/
welches bey einem Oeſterreichiſchen HErꝛn da-
ſelbſt geweſen/ wovon Joh. Philipp. Abelinus
T. II. Theatr. Europ. pag.
379. dieſes referirt:
Sie hatte offenbaꝛungen/ und redete ho-
he ſachen aus der Schrifft/ troͤſtete die
betraͤngten/ ſtraffte die verfolger des
Evangelii/ redete viel vom ewigen le-
ben/ und wenn ſie 3. oder 4. ſtunden alſo
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kam ſie wieder zu ſich/ und wuſte von ih-
ren entzuͤckungen gar nichts.

7. Umſelbige zeit und weiter hin hat ſich auch
Warners
hiſtorie/
ſonderlich hervorgethan. Johann Warner
eines bauren ſohn |zu Bockendorff in Meiſ-
ſen nahe bey Freyberg/ welcher in ſeinen dreyen
zu erſt anno 1638. heraus gegebenen tractaͤtlein
[Spaltenumbruch] p. 6. u. f. von ſich ſelbſt erzehlet/ wie er annoJahr
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MDCC.

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er etliche tage nichts geſſen noch getruncken/“
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ſund heit GOTT in einer donner-ſtimme ge-„und ange-
gebene
zeichen.

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ſeule erſchienen/ wie auch eine weiſe taube/ wel-“
che ihm einen honigſuͤſſen othem eingeblaſen.“
Ja pag. 23. will er verſichern/ daß ſich zum zei-“
chen ſeiner wahrhafftigen prophezeyungen“
einsmals das klare brunnenwaſſer in wein“
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bey er ſich auff das zeugniß ſeiner haußgenoſ-“
ſen und anderer beruffet/ abſonderlich aber“
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anno 29. von der ankunfft des Koͤnigs in“
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len wuͤrden/ welches auch geſchehen/ und man“
hernach aus zinnernen gefaͤſſen communiciren“
muͤſſen/ weil die ſilbernen weggeraubet wor-“
den.„

8. Von dieſem manne ſchreibet der AuctorUrtheil
hievon/

des 4. Tomi vom Theatro Europ. Henricus
Oræus pag.
6. 58. Wir haben von dieſem
mann keinen zweiffel/ daß eꝛ anfangs der
empfundenen uͤbeꝛnatuͤꝛlichen
paſſionen/
derer beſchreibung vor dieſem auch in
druck gekommen/ nicht in einer ſondern
gnade GOttes geſtanden ſeyn ſolle: Ob
aber dieſelbe an ihm biß
dato continuiret
habe/ wollen wir un
dudicirt laſſen. Jm-und ap-
probatio-
nes.

maſſen dem Geiſt GOttes hieruͤber das
urtheil allein gebuͤhret. Etliches hat
ſich nicht ſo
verificirt/ als man es ver-
nommen oder auffgefangen/ davon der

Publicante excuſirt/ und ſein rettungs-
ſchreiben
edirt de dato Wittingshauſen
in Heſſen
anno 1640 d. 29. Julii. Und ferner
p. 977. Johann Warner iſt vom Piccolo-
mini
gnaͤdig gehoͤret/ und mit einem
Viatico dimittiret. Wir ſollen nicht“
urtheilen/ was GOtt etwa durch ihn“
ausrichten wolle/ wie wir denn auch/“
wenn er ſchon ein narre GOttes waͤre/“
einen Goͤttlichenbefehl von ihm anzu-“
nehmen ſchuldig ſeyn werden.
Es haben“
auch dazumal und weiter hin unterſchiedliche
Theologi und Prediger Warners viſiones ap-
probir
et/ und recommendiret. D. Jacob. Fa-
bricius
ſetzet in der probatione viſion. pag. 158.
von Warners und Reichhardts viſionen die-
ſes: Es wird ein fleißiger Leſer befin-
den/ daß in ſolchen
viſionibus keine Fanta-
ſtiſche grillen/ noch erdichtete fabeln/
vielweniger teuffels-wercke ſtecken/ wie
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worden; ſondern daß ſie durch den

Eventum allſchon in vielen puncten ſind
bewaͤhrt worden/ und von tage zu tage
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[227/0239] auſſerordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. menſch geweſen/ D. Jacob Fabricius ſetzet am gedachten ort p. 158. dazu/ ſie habe Su- ſanna Ruͤgerin geheiſſen und von hoch wichtigen ſachen aus ihren gehabten geſichtern den leuten zu wiſſen gefuͤget/ dereꝛ etliche er ſelbſt geſprochen/ und aus ihren munde gehoͤret haͤtte/ daß die ge- dachte Suſanna mit ihren weiſſagun- gen keinen bloſſen geſchlagen. Hievon iſt dazumal eine ſchrifft an tag gekom̃en: war- haffter und wolbeglaubter bericht vom Nuͤrnbergiſchen 19. jaͤhrigen maͤgdlein Suſannen Ruͤgerin/ ſo aus dem lande ob der Ens vertrieben/ darinnen erzehlet wird von der ihꝛ geſchehenen eꝛſcheinung eines Engels in geſtalt eines glaͤntzenden knabens/ und von denen inſtehenden blutigen ſchlachten/ von de- nen feldzuͤgen des Koͤnigs in Schweden/ und dem durch ihn geſchehenen ſuccurs vor die Lu- theriſchen. Einige weiſſagungen hievon wer- den auch in dem allegirten Paſport des mit- ternaͤchtiſchen poſt-reuters p. 58. v. 63. wiederholet. Jahr MDC. biß MDCC. 6. Jn dem anhang aber derer anno 32. edir- ten uͤber wunderlichen geſichte ſtehet noch p. F. 1. u. f. eine andere ausfuͤhrliche Relation. „Nemlich daß ſie nach gehabter erſten viſion „(den 9. Nov. 1630.) etliche tage nichts eſſen „koͤnnen/ ſondern vom Engel mit kleinen fin- „gers-langen ſtuͤcklein eines weiſſen wolſchme- „ckenden brods geſpeiſet worden/ meiſtens „aber nicht ſchlaffen koͤnnen uͤber den ſchreckli- „chen geſichten der Goͤttlichen ſtraffen/ als blut- „regen/ feuer- und ſchweffel-regen u. ſ. f. Sie „habe auch alle ihre geſichte denen Predigern in „Nuͤrnberg erzehlet/ und zugleich in beyſeyn vie- „ler den ihr erſchienenen geiſt im namen „JEſu beſchworen/ daß er ſie nicht be- „thoͤren ſolte/ ſonſt wolte ſie ihn vor „GOtt am juͤngſten gericht anklagen. „Die Prieſter daſelbſt haben ſie auch fleißig be- „ſuchet/ und ihꝛ das Abendmahl unteꝛſchiedliche „mal gereichet/ auch nicht/ wie insgemein ſonſtē „von ſolchen leuten geſchiehet/ wideꝛ ſie gelaͤſteꝛt. „Erſtlich hat noch eben dieſer geſchichte Chriſto- „phorus Barthut im unverfaͤlſchten Catechiſmo Lutheri pag 109. erwehnung gethan. Noch iſt zu Nuͤrnberg im ſelbigen jahre etwas derglei- chen vorgegangen mit einem aus den Kaͤyſerl. Erblandēvertriebenen Fraͤulein von 24. jahren/ welches bey einem Oeſterreichiſchen HErꝛn da- ſelbſt geweſen/ wovon Joh. Philipp. Abelinus T. II. Theatr. Europ. pag. 379. dieſes referirt: Sie hatte offenbaꝛungen/ und redete ho- he ſachen aus der Schrifft/ troͤſtete die betraͤngten/ ſtraffte die verfolger des Evangelii/ redete viel vom ewigen le- ben/ und wenn ſie 3. oder 4. ſtunden alſo gevedet/ erkaltete ſie an allen gliedern/ daß mankeinen pulß an ihr fuͤhlte/ kei- nen athem ſpuͤrte/ auch kein glied beu- gen konte. Nach einer viertelſtund kam ſie wieder zu ſich/ und wuſte von ih- ren entzuͤckungen gar nichts. Fraͤuleins zu Nuͤrn- berg offen- darungen. 7. Umſelbige zeit und weiter hin hat ſich auch ſonderlich hervorgethan. Johann Warner eines bauren ſohn |zu Bockendorff in Meiſ- ſen nahe bey Freyberg/ welcher in ſeinen dreyen zu erſt anno 1638. heraus gegebenen tractaͤtlein p. 6. u. f. von ſich ſelbſt erzehlet/ wie er anno 1629. in eine groſſe kranckheit gefallen/ dabey er etliche tage nichts geſſen noch getruncken/“ und groſſe arbeit im haupt und hertzen ausge-“ ſtanden. Wie ihm ferner nach erlangter ge-“ ſund heit GOTT in einer donner-ſtimme ge-„ antwortet/ auch in ſeiner ſtuben eine feurige“ ſeule erſchienen/ wie auch eine weiſe taube/ wel-“ che ihm einen honigſuͤſſen othem eingeblaſen.“ Ja pag. 23. will er verſichern/ daß ſich zum zei-“ chen ſeiner wahrhafftigen prophezeyungen“ einsmals das klare brunnenwaſſer in wein“ verwandelt/ und dergleichen zeichen mehr/ da-“ bey er ſich auff das zeugniß ſeiner haußgenoſ-“ ſen und anderer beruffet/ abſonderlich aber“ auff den erfolgten ausgang p. 22. daß er ſchon“ anno 29. von der ankunfft des Koͤnigs in“ Schweden geweiſſaget/ und ferner von dem“ Pragiſchen frieden/ und dem erfolgten groſ-“ ſen ungluͤck in Sachſen/ ſonderlich dem Kaͤy-“ ſerlichen einfall/ dabey er ſich auff eine ſchrifft“ beruffet/ welche er dem Freybergiſchen Super-“ intendenten uͤbergeben/ die auch noch da-“ ſelbſt zu finden waͤre. Jngleichen daß er an-“ no 1632. gewarnet/ man ſolte die kirchen-ge-“ faͤſſe verſtecken/ weil die Kaͤyſerlich en einfal-“ len wuͤrden/ welches auch geſchehen/ und man“ hernach aus zinnernen gefaͤſſen communiciren“ muͤſſen/ weil die ſilbernen weggeraubet wor-“ den.„ Warners hiſtorie/ Jahr MDC. biß MDCC. und ange- gebene zeichen. 8. Von dieſem manne ſchreibet der Auctor des 4. Tomi vom Theatro Europ. Henricus Oræus pag. 6. 58. Wir haben von dieſem mann keinen zweiffel/ daß eꝛ anfangs der empfundenen uͤbeꝛnatuͤꝛlichen paſſionen/ derer beſchreibung vor dieſem auch in druck gekommen/ nicht in einer ſondern gnade GOttes geſtanden ſeyn ſolle: Ob aber dieſelbe an ihm biß dato continuiret habe/ wollen wir un dudicirt laſſen. Jm- maſſen dem Geiſt GOttes hieruͤber das urtheil allein gebuͤhret. Etliches hat ſich nicht ſo verificirt/ als man es ver- nommen oder auffgefangen/ davon der Publicante excuſirt/ und ſein rettungs- ſchreiben edirt de dato Wittingshauſen in Heſſen anno 1640 d. 29. Julii. Und ferner p. 977. Johann Warner iſt vom Piccolo- mini gnaͤdig gehoͤret/ und mit einem Viatico dimittiret. Wir ſollen nicht“ urtheilen/ was GOtt etwa durch ihn“ ausrichten wolle/ wie wir denn auch/“ wenn er ſchon ein narre GOttes waͤre/“ einen Goͤttlichenbefehl von ihm anzu-“ nehmen ſchuldig ſeyn werden. Es haben“ auch dazumal und weiter hin unterſchiedliche Theologi und Prediger Warners viſiones ap- probiret/ und recommendiret. D. Jacob. Fa- bricius ſetzet in der probatione viſion. pag. 158. von Warners und Reichhardts viſionen die- ſes: Es wird ein fleißiger Leſer befin- den/ daß in ſolchen viſionibus keine Fanta- ſtiſche grillen/ noch erdichtete fabeln/ vielweniger teuffels-wercke ſtecken/ wie von etlichen ohne grund iſt fuͤrgegeben worden; ſondern daß ſie durch den Eventum allſchon in vielen puncten ſind bewaͤhrt worden/ und von tage zu tage je laͤnger je mehr beſtaͤtigt worden. Dannenhero daß ſie von GOtt ſonder- lich Urtheil hievon/ und ap- probatio- nes. A. K. H. Dritter Theil. F f 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/239>, abgerufen am 22.12.2024.