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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
theil der Kirchen-historie von den alten Ma-
nichäern gesehen/ doch auch noch viel an-
dere sünde dazu gesetzet/ als daß sie die gantze
Von Lu-
theranern
bekehrt.
"Bibel verwürffen/ und davor des Manetis
"Grund-buch brauchten/ daß sie statuirten/
"die jenigen/ die von dem guten GOTT er-
"schaffen wären/ die müsten selig werden/ sie
"lebten auch wie sie wolten; die aber vom
"bösen Gott kämen/ müsten nothwendig ver-
"dammt werden: sie verfluchten und verwürf-
"fen die Tauffe und das Abendmahl/ verwürf-
"fen den Heiligen Geist/ hätten einen Ertz-
"Bischoff unter sich/ der aber keinem das pre-
digen verbiete u. s. w." Ob aber dergleichen
relation ihren grund habe/ daran ist billich
zu zweiffeln/ absonderlich da der Auctor des-
[Spaltenumbruch] selben ein verlogener Soldate gewesen/ der sei-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ner eignen geständnis und dem augenschein
nach mit dem Satan sich verbunden gehabt.
Ohne zweiffel hat man mit solchem actu, da
man diesen angegebenen Manichäer öffentlich
getauffet/ und sonderlich daraus einen grossen
ruhm macht pag. 184. daß derselbe zu keinem
andern als zu einem Lutherischen Geistlichen
gegangen/ weil es die Calvinisten in vie-
len stücken mit den Manichäern hiel-
ten/
und die Papistischen Geistlichen einem
auch nicht wol rathen könten. Von andern
hicher gehörigen umständen kan die angezoge-
ne historie der Manichäer im dritten u. f. Buch
der Kirchen-historie nachgeschlagen wer-
den.

Das XIX Capitel.
Von Quirino Kuhlmann.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

Kuhl-
mauns le-
ben.

JN den letzten Jahren unserer Histo-
rie hat sich eben auch in Holland son-
derlich hervor gethan Qvirinus Kuhl-
mann/
bürtig aus Breßlau/ gebohren Anno
1651. d. 25. Februar. und in der Lutherischen
Religion auferzogen/ von seinem Vater Qvi-
rino
Kuhlmann/ eines bürgerlichen stan-
des daselbst/ und seiner Mutter Rosina Ludo-
vica,
einer gebohrnen Haußlöwin/ wie er selb-
sten in seinem Qvinario Lapidum pag. 18. ge-
dencket. Wie er auch daselbst weiter pag. 20.
erzehlet/ daß er Anno 1664. im dreyzehenden
Jahr seines alters seinen ersten zug und trieb
gehabt/ und Anno 69. völlig von GOTT
beruffen und erleuchtet sey. Darauf er Anno
1673. von Jena hinweg und nach Holland
gekommen/ Anno 74. zu Leyden Doctor wer-
den wollen/ aber plötzlich davon abgehalten/
und die Academischen studia aus einmahl zu-
Verände-
rung.
verlassen gedrungen worden. Er gedencket
daselbst ferner pag. 25. wie er eben im selbi-
gen Jahr die Lutherischen Könige/ Churfür-
sten und Herren öffentlich angeredet/ und
darüber zu erst als ein Atheiste/ Ketzer und
Enthusiast verdammet worden/ welches er
denn von dem neubeg isterten Böhmen verste-
het. Jn diesem Buch schreibet er in der De-
dication
folgendes von sich:

Studia.

"2. Jch bin ein drey und zwantzig jähriger
"Jüngling/ im Lutherthum geboren undaufer-
"zogen/ durch viel kranckheiten/ zufälle/ trübsale/
"und allerhand unglück von kindheit auf ziem-
"lich geschwächet/ und doch Gott lob nie ab-
"geschwächet. Meine Jugend ist im studieren
"zugebracht/ habe viel gearbeitet/ gelesen/ ge-
"schrieben/ Bibliotheken besuchet/ die wahre
"Weißheit in manch tausend Büchern
"vergebens gesuchet/
und aus wissen-
"schaffts-Liebe wenig zeit gehabt/ mich um
"das Welt-wesen viel zu bekummern, -- Die
"ursachen meiner reise nach Holland war ver-
"gangenen jahrs die Studierens-fortsetzung/
"und gedachte ich das Justinianeische Rechts-
"Corpus so wol Teutsch als Lateinisch in des-
"sen eignen Lehr-art/ welche in vielen hun-
"dert Jahren von allen Juristen nicht ver-
"standen/ herauszugeben/ um den Juristen ih-
"re blindheit zu weisen in ihrem eigenen Rechts-
[Spaltenumbruch] Corpus, ehe ich aus dem ewigen Rechts-"
grunde die Rechts-Weißheit ausarbeitete."
Der Mensch denckts/ GOTT lenckts. Denn"
wie ich in dieser bemüßigung mühsam war/"
so widerstund mir der HERR gewaltsam-"
lich. Ein eintziges Jahr hatte ich dieser arbeit"
bey mir zugetheilet/ welche in so viel hundert"
Jahren allen Juristen nie auszuarbeiten ver-"
mögend gewesen. Je mehr ich aber meinen"
vorsatz fortsetzte/ je mehrern widersatz empfand"
ich/ daß auch die heilige Licht, welt/ mit de-"
ren Licht ich umleuchtet war/ sich in ihrem"Vorge-
habtes
Doctorat.

Licht schattete/ wenn ich fortfuhr &c. Die"
haupt-verursachung war so hefftiger abhal-"
tung/ weil allbereits der tag inner wenig"
wochen bestimmet/ da ich mich mit dem Anti-"
christischen Rechts-Doctor-gradu beflecken"
wolte/ der ich von ihren Hohen-Schul-"
Teuffeleyen sonst noch unbefleckt. Und ent-"
stund mein begehren aus keinem Ehr-geitz/"
weil ich schon bey mir beschlosse/ diesen Doctor-"
Thor-Titul in kurtzer zeit wegzuwerffen. Was"
war zu thun? der rath des HErrn war mir ver-"
borgen; unter ihnen muste ich leben/ und wolte"
ich hiermit in der that widerlegen unterschie-"
dener mißgünstigen urheile/ daß ich auf ho-"
hes bedencken/ und nicht aus unvermögen"
des verstandes/ auf Hohen Schulen des Got-"
teslästerlichen Disputierens mich entschlagen"
wolte. Jn solchem widerstehen ergriff ich"Erfolgte
erleuch-
tung.

betrübter die feder den 20. Januarii, und wol-"
te des Böhmens wegen ein Schreiben ab-"
senden an D. Müllern in Rostock/ um wun-"
ders halben zu vernehmen/ was er zu diesen"
vorgetragenen wichtigsten Religions-puncten"
antworten würde. Jch ergriff die feder/ und"
mit diesem vorsatz die gantze Licht-welt/ wel-"
che nun stracks begunte noch frölicher mich"
anzuspielen. Jch schrieb/ und mein Schrei-"
ben vergrösserte sich wider meinen willen/ es"
vergrösserte sich auch in mir unter solchem"
Schreiben die Göttliche gnade/ in dem die-"
se woche mir eine rechtschaffene grosse Wo-"
che oder Wunder-Woche war. Unter un-"
zehlbaren gesichten begab es sich/ daß mei-"
nen leiblichen augen meine Studier-kam-"
mer gantz weggenommen war/ und ich eine"
geraume zeit viel tausendmal tausend Licht-"
geburthen um mich anschauete."

3. Was

Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
theil der Kirchen-hiſtorie von den alten Ma-
nichaͤern geſehen/ doch auch noch viel an-
dere ſuͤnde dazu geſetzet/ als daß ſie die gantze
Von Lu-
theranern
bekehrt.
„Bibel verwuͤrffen/ und davor des Manetis
Grund-buch brauchten/ daß ſie ſtatuirten/
„die jenigen/ die von dem guten GOTT er-
„ſchaffen waͤren/ die muͤſten ſelig werden/ ſie
„lebten auch wie ſie wolten; die aber vom
„boͤſen Gott kaͤmen/ muͤſten nothwendig ver-
„dammt werden: ſie verfluchten und verwuͤrf-
„fen die Tauffe und das Abendmahl/ verwuͤrf-
„fen den Heiligen Geiſt/ haͤtten einen Ertz-
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digen verbiete u. ſ. w.‟ Ob aber dergleichen
relation ihren grund habe/ daran iſt billich
zu zweiffeln/ abſonderlich da der Auctor deſ-
[Spaltenumbruch] ſelben ein verlogener Soldate geweſen/ der ſei-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ner eignen geſtaͤndnis und dem augenſchein
nach mit dem Satan ſich verbunden gehabt.
Ohne zweiffel hat man mit ſolchem actu, da
man dieſen angegebenen Manichaͤer oͤffentlich
getauffet/ und ſonderlich daraus einen groſſen
ruhm macht pag. 184. daß derſelbe zu keinem
andern als zu einem Lutheriſchen Geiſtlichen
gegangen/ weil es die Calviniſten in vie-
len ſtuͤcken mit den Manichaͤern hiel-
ten/
und die Papiſtiſchen Geiſtlichen einem
auch nicht wol rathen koͤnten. Von andern
hicher gehoͤrigen umſtaͤnden kan die angezoge-
ne hiſtorie der Manichaͤer im dritten u. f. Buch
der Kirchen-hiſtorie nachgeſchlagen wer-
den.

Das XIX Capitel.
Von Quirino Kuhlmann.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

Kuhl-
mauns le-
ben.

JN den letzten Jahren unſerer Hiſto-
rie hat ſich eben auch in Holland ſon-
derlich hervor gethan Qvirinus Kuhl-
mann/
buͤrtig aus Breßlau/ gebohren Anno
1651. d. 25. Februar. und in der Lutheriſchen
Religion auferzogen/ von ſeinem Vater Qvi-
rino
Kuhlmann/ eines buͤrgerlichen ſtan-
des daſelbſt/ und ſeiner Mutter Roſina Ludo-
vica,
einer gebohrnen Haußloͤwin/ wie er ſelb-
ſten in ſeinem Qvinario Lapidum pag. 18. ge-
dencket. Wie er auch daſelbſt weiter pag. 20.
erzehlet/ daß er Anno 1664. im dreyzehenden
Jahr ſeines alters ſeinen erſten zug und trieb
gehabt/ und Anno 69. voͤllig von GOTT
beruffen und erleuchtet ſey. Darauf er Anno
1673. von Jena hinweg und nach Holland
gekommen/ Anno 74. zu Leyden Doctor wer-
den wollen/ aber ploͤtzlich davon abgehalten/
und die Academiſchen ſtudia auſ einmahl zu-
Veraͤnde-
rung.
verlaſſen gedrungen worden. Er gedencket
daſelbſt ferner pag. 25. wie er eben im ſelbi-
gen Jahr die Lutheriſchen Koͤnige/ Churfuͤr-
ſten und Herren oͤffentlich angeredet/ und
daruͤber zu erſt als ein Atheiſte/ Ketzer und
Enthuſiaſt verdammet worden/ welches er
denn von dem neubeg iſterten Boͤhmen verſte-
het. Jn dieſem Buch ſchreibet er in der De-
dication
folgendes von ſich:

Studia.

„2. Jch bin ein drey und zwantzig jaͤhriger
„Juͤngling/ im Lutherthum geboren undaufer-
„zogen/ durch viel kranckheiten/ zufaͤlle/ truͤbſalē/
„und allerhand ungluͤck von kindheit auf ziem-
„lich geſchwaͤchet/ und doch Gott lob nie ab-
„geſchwaͤchet. Meine Jugend iſt im ſtudieren
„zugebracht/ habe viel gearbeitet/ geleſen/ ge-
„ſchrieben/ Bibliotheken beſuchet/ die wahre
„Weißheit in manch tauſend Buͤchern
„vergebens geſuchet/
und aus wiſſen-
„ſchaffts-Liebe wenig zeit gehabt/ mich um
„das Welt-weſen viel zu bekummern, — Die
„urſachen meiner reiſe nach Holland war ver-
„gangenen jahrs die Studierens-fortſetzung/
„und gedachte ich das Juſtinianeiſche Rechts-
Corpus ſo wol Teutſch als Lateiniſch in deſ-
„ſen eignen Lehr-art/ welche in vielen hun-
„dert Jahren von allen Juriſten nicht ver-
„ſtanden/ herauszugeben/ um den Juriſten ih-
„re blindheit zu weiſen in ihrem eigenen Rechts-
[Spaltenumbruch] Corpus, ehe ich aus dem ewigen Rechts-“
grunde die Rechts-Weißheit ausarbeitete.“
Der Menſch denckts/ GOTT lenckts. Denn“
wie ich in dieſer bemuͤßigung muͤhſam war/“
ſo widerſtund mir der HERR gewaltſam-“
lich. Ein eintziges Jahr hatte ich dieſer arbeit“
bey mir zugetheilet/ welche in ſo viel hundert“
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habtes
Doctorat.

Licht ſchattete/ wenn ich fortfuhr &c. Die“
haupt-verurſachung war ſo hefftiger abhal-“
tung/ weil allbereits der tag inner wenig“
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Teuffeleyen ſonſt noch unbefleckt. Und ent-“
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Thor-Titul in kurtzer zeit wegzuwerffen. Was“
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ich hiermit in der that widerlegen unterſchie-“
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wolte. Jn ſolchem widerſtehen ergriff ich„Erfolgte
erleuch-
tung.

betruͤbter die feder den 20. Januarii, und wol-“
te des Boͤhmens wegen ein Schreiben ab-“
ſenden an D. Muͤllern in Roſtock/ um wun-“
ders halben zu vernehmen/ was er zu dieſen“
vorgetragenen wichtigſten Religions-puncten“
antworten wuͤrde. Jch ergriff die feder/ und“
mit dieſem vorſatz die gantze Licht-welt/ wel-“
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vergroͤſſerte ſich auch in mir unter ſolchem“
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3. Was
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[192/0204] Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann. theil der Kirchen-hiſtorie von den alten Ma- nichaͤern geſehen/ doch auch noch viel an- dere ſuͤnde dazu geſetzet/ als daß ſie die gantze „Bibel verwuͤrffen/ und davor des Manetis „Grund-buch brauchten/ daß ſie ſtatuirten/ „die jenigen/ die von dem guten GOTT er- „ſchaffen waͤren/ die muͤſten ſelig werden/ ſie „lebten auch wie ſie wolten; die aber vom „boͤſen Gott kaͤmen/ muͤſten nothwendig ver- „dammt werden: ſie verfluchten und verwuͤrf- „fen die Tauffe und das Abendmahl/ verwuͤrf- „fen den Heiligen Geiſt/ haͤtten einen Ertz- „Biſchoff unter ſich/ der aber keinem das pre- digen verbiete u. ſ. w.‟ Ob aber dergleichen relation ihren grund habe/ daran iſt billich zu zweiffeln/ abſonderlich da der Auctor deſ- ſelben ein verlogener Soldate geweſen/ der ſei- ner eignen geſtaͤndnis und dem augenſchein nach mit dem Satan ſich verbunden gehabt. Ohne zweiffel hat man mit ſolchem actu, da man dieſen angegebenen Manichaͤer oͤffentlich getauffet/ und ſonderlich daraus einen groſſen ruhm macht pag. 184. daß derſelbe zu keinem andern als zu einem Lutheriſchen Geiſtlichen gegangen/ weil es die Calviniſten in vie- len ſtuͤcken mit den Manichaͤern hiel- ten/ und die Papiſtiſchen Geiſtlichen einem auch nicht wol rathen koͤnten. Von andern hicher gehoͤrigen umſtaͤnden kan die angezoge- ne hiſtorie der Manichaͤer im dritten u. f. Buch der Kirchen-hiſtorie nachgeſchlagen wer- den. Jahr MDC. biß MDCC. Von Lu- theranern bekehrt. Jahr MDC. biß MDCC. Das XIX Capitel. Von Quirino Kuhlmann. §. 1. JN den letzten Jahren unſerer Hiſto- rie hat ſich eben auch in Holland ſon- derlich hervor gethan Qvirinus Kuhl- mann/ buͤrtig aus Breßlau/ gebohren Anno 1651. d. 25. Februar. und in der Lutheriſchen Religion auferzogen/ von ſeinem Vater Qvi- rino Kuhlmann/ eines buͤrgerlichen ſtan- des daſelbſt/ und ſeiner Mutter Roſina Ludo- vica, einer gebohrnen Haußloͤwin/ wie er ſelb- ſten in ſeinem Qvinario Lapidum pag. 18. ge- dencket. Wie er auch daſelbſt weiter pag. 20. erzehlet/ daß er Anno 1664. im dreyzehenden Jahr ſeines alters ſeinen erſten zug und trieb gehabt/ und Anno 69. voͤllig von GOTT beruffen und erleuchtet ſey. Darauf er Anno 1673. von Jena hinweg und nach Holland gekommen/ Anno 74. zu Leyden Doctor wer- den wollen/ aber ploͤtzlich davon abgehalten/ und die Academiſchen ſtudia auſ einmahl zu- verlaſſen gedrungen worden. Er gedencket daſelbſt ferner pag. 25. wie er eben im ſelbi- gen Jahr die Lutheriſchen Koͤnige/ Churfuͤr- ſten und Herren oͤffentlich angeredet/ und daruͤber zu erſt als ein Atheiſte/ Ketzer und Enthuſiaſt verdammet worden/ welches er denn von dem neubeg iſterten Boͤhmen verſte- het. Jn dieſem Buch ſchreibet er in der De- dication folgendes von ſich: Veraͤnde- rung. „2. Jch bin ein drey und zwantzig jaͤhriger „Juͤngling/ im Lutherthum geboren undaufer- „zogen/ durch viel kranckheiten/ zufaͤlle/ truͤbſalē/ „und allerhand ungluͤck von kindheit auf ziem- „lich geſchwaͤchet/ und doch Gott lob nie ab- „geſchwaͤchet. Meine Jugend iſt im ſtudieren „zugebracht/ habe viel gearbeitet/ geleſen/ ge- „ſchrieben/ Bibliotheken beſuchet/ die wahre „Weißheit in manch tauſend Buͤchern „vergebens geſuchet/ und aus wiſſen- „ſchaffts-Liebe wenig zeit gehabt/ mich um „das Welt-weſen viel zu bekummern, — Die „urſachen meiner reiſe nach Holland war ver- „gangenen jahrs die Studierens-fortſetzung/ „und gedachte ich das Juſtinianeiſche Rechts- „Corpus ſo wol Teutſch als Lateiniſch in deſ- „ſen eignen Lehr-art/ welche in vielen hun- „dert Jahren von allen Juriſten nicht ver- „ſtanden/ herauszugeben/ um den Juriſten ih- „re blindheit zu weiſen in ihrem eigenen Rechts- Corpus, ehe ich aus dem ewigen Rechts-“ grunde die Rechts-Weißheit ausarbeitete.“ Der Menſch denckts/ GOTT lenckts. Denn“ wie ich in dieſer bemuͤßigung muͤhſam war/“ ſo widerſtund mir der HERR gewaltſam-“ lich. Ein eintziges Jahr hatte ich dieſer arbeit“ bey mir zugetheilet/ welche in ſo viel hundert“ Jahren allen Juriſten nie auszuarbeiten ver-“ moͤgend geweſen. Je mehr ich aber meinen“ vorſatz fortſetzte/ je mehrern widerſatz empfand“ ich/ daß auch die heilige Licht, welt/ mit de-“ ren Licht ich umleuchtet war/ ſich in ihrem„ Licht ſchattete/ wenn ich fortfuhr &c. Die“ haupt-verurſachung war ſo hefftiger abhal-“ tung/ weil allbereits der tag inner wenig“ wochen beſtimmet/ da ich mich mit dem Anti-“ chriſtiſchen Rechts-Doctor-gradu beflecken“ wolte/ der ich von ihren Hohen-Schul-“ Teuffeleyen ſonſt noch unbefleckt. Und ent-“ ſtund mein begehren aus keinem Ehr-geitz/“ weil ich ſchon bey mir beſchloſſe/ dieſen Doctor-“ Thor-Titul in kurtzer zeit wegzuwerffen. Was“ war zu thun? der rath des HErrn war mir ver-“ borgen; unter ihnen muſte ich leben/ und wolte“ ich hiermit in der that widerlegen unterſchie-“ dener mißguͤnſtigen urheile/ daß ich auf ho-“ hes bedencken/ und nicht aus unvermoͤgen“ des verſtandes/ auf Hohen Schulen des Got-“ teslaͤſterlichen Diſputierens mich entſchlagen“ wolte. Jn ſolchem widerſtehen ergriff ich„ betruͤbter die feder den 20. Januarii, und wol-“ te des Boͤhmens wegen ein Schreiben ab-“ ſenden an D. Muͤllern in Roſtock/ um wun-“ ders halben zu vernehmen/ was er zu dieſen“ vorgetragenen wichtigſten Religions-puncten“ antworten wuͤrde. Jch ergriff die feder/ und“ mit dieſem vorſatz die gantze Licht-welt/ wel-“ che nun ſtracks begunte noch froͤlicher mich“ anzuſpielen. Jch ſchrieb/ und mein Schrei-“ ben vergroͤſſerte ſich wider meinen willen/ es“ vergroͤſſerte ſich auch in mir unter ſolchem“ Schreiben die Goͤttliche gnade/ in dem die-“ ſe woche mir eine rechtſchaffene groſſe Wo-“ che oder Wunder-Woche war. Unter un-“ zehlbaren geſichten begab es ſich/ daß mei-“ nen leiblichen augen meine Studier-kam-“ mer gantz weggenommen war/ und ich eine“ geraume zeit viel tauſendmal tauſend Licht-“ geburthen um mich anſchauete.“ Vorge- habtes Doctorat. Erfolgte erleuch- tung. 3. Was

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/204>, abgerufen am 20.11.2024.