Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. III. C. XIIX. Von Francisco Josepho Burthi,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
nachstehen/ nicht meinen/ als ob es schon ei-
ne ausgemachte sache müste seyn/ daß Moli-
nos
geirret/ noch allezeit behaupten/ wenn
jener ja in ein oder anderm lehr-punct
möchte gefehlet haben/ so sey er doch gantz
gewiß ein ehrlicher und tugendhaffter
mann. Mit welchem behaupten sich Innocen-
tius
selbsten gefahr brachte: Denn als die
Inquisitores befahrten/ es würde Innocentius
ihr abgefastes urtheil wieder Molinos zu unter-
schreiben schwerlich können bewogen werden/
ergriffen sie dieses mittel/ um dem Pabst ein
schrecken einzujagen. Sie sandten aus ihrem
mittel etliche/ als eine solenne deputation, an
ihn/ jedoch nicht als Pabst/ sondern als Bene-
dictum Odeschalcki,
und liessen ihn über seinem
glauben fragen und so weiter. Innocentius,
der biß an seinen tod die Päbstliche würde behal-
ten hat/ befandt sich daher benöthiget/ seinen
freund/ wiewol er ihn vor gerecht und unschul-
dig hielte/ ihrem willen auff einmal zu überant-
worten/ daß er nach formirter kirchen-busse in
eine ewige und enge gefängniß eingesperret
würde. Solch urtheil wurde den 3. Septemb.
1687. vollzogen. Er ward aus seiner bißhe-
rigen gefängniß geholet und auff einem offnen
wagen nach der kirche Della Minerva geführet/
in derselbigen ward eine schaubühne auffgerich-
tet. Als er auff dieselbe kam/ an den ihm darauff
angewiesenen ort/ machte er eine tieffe reverentz/
und stund da in einem so genannten buß-kleide
mit gebundenen händen und darinn haltender
brennenden wachs-kertze/ biß alle acta in seinem
proceß von etlichen Mönchen abwechselungs-
weise etliche stunden lang hergelesen wurden.
Als solches zu ende war/ that er die ihm auffge-
legte kirchen-busse/ und sprach diese worte: Ve-
dete un huomo infamato, ma pentito.
Sehet/
welch ein mensch/ beschuldiget/ aber
leidtragende.
Ferner bat er/ ob es ihm er-
laubet möchte seyn/ seine rede zum volck zu hal-
ten/ welche ihm versaget wurde/ womit er auch
wol zu frieden ware. Wie denn auch nicht die
geringste ungeberde/ oder kleinmühtigkeit an
seinem gesichte verspüret ward/ sondern er hat/
mit freyen und munteren augen/ als sehr wol ge-
muthet/ die leute umher angesehen/ und gar lieb-
reich und freundlich gedancket denen/ die ihn ge-
[Spaltenumbruch] grüsset. Endlich wurde er wieder abgeführet/Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und ein Mönch saß neben ihme. Als nun et-
liche menschen rieffen/ al fuoco, al fuoco; zum
feuer/ zum feuer!
sagte Molinos zu seinen
gefehrten. Es ist ihnen zu gute zu hal-
ten/ denn sie haben heute einen feyertag
gehabt:
Als sie aber nunmehr zur stelle wa-
ren/ gab Molinos jenen mit diesen worten ab-
schied: Nun seyd GOtt befohlen! Es
wird der jüngste tag offenbar machen/
an wessen/ ob an eurer oder meiner sei-
te die wahrheit gewesen.
Und damit
gieng er in sein kämmerlein/ wie ers nannte/
und man schloß die thür hinter ihm zu. Also le-
bete er über 9. jahr in verhafft/ und starb anno
1696. am tag Innocentii infantis den 18.
Octob. (nicht aber wie in den gemeinen Ga-
zett
en vorgegeben worden/ am tage der unschul-
digen kinder) nachdem er in die 3. monate
durch stätiges brechen gantz ausgezehret wor-
den/ nicht ohne muthmassung eines beygebrach-
ten giffts. Seinen leichnam hat man in dem
Dominicaner-closter/ worinnen er im gefäng-
niß verstorben/ San Pedro Montorio genannt/
begraben/ mit dieser grabschrifft:

Qui e il Corpo del DD. Molinos Il gran
Herit.

Alhier liegt der leib des D. Molinos ei-
nes grossen ketzers.



Was massen aber mit dieses mannes tod des-
sen lehre noch lange nicht untergangen sey/ ist
noch immer aus denen öffentlichen relationen
umständiglich zu vernehmen/ da sonderlich die
Frantzösischen händel/ mit dem gedachten Ertz-
Bischoff von Cambray noch nicht gäntzlich ge-
stillet sind. Und siehet man gnugsam aus de-
nen scharffen proceduren/ wider die Quietisten/
daß sie durch ihre menge der Römischen Clerisey
keine geringe sorge und furcht einjagen mögen.
Jn Spanien soll (dem gewissen bericht nach
eines von dar geflüchteten Mönchen) die In-
quisition
wider solche leute mit nicht geringem
ernst fortgesetzet werden/ wovon aber hier nicht
weiter zu melden ist. GOtt bringe uns alle zu
seinem wahren frieden in ihm/ auch durch Chri-
stum/ so wird man um secten und rotten sich we-
nig bekümmern.

Das XIIX. Capitel.
Von Francisco Josepho Burrhi, denen Pajonisten/ Gewissenern/
neuen Manichaeern/ u. s. f.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

FAst eben dergleichen process als
Molinos hat dieser Franciscus Jo-
sephus Burrhi
oder Borri von
dem gedachten tribunal zu Rom/ nemlich
dem so genanten heiligen Officio, erlitten/ wie-
wol einige jahre vor dem Molinos. Dieser
Des Bur-
rhi
lebens-
lauff.
Burrhi war ein Edelmann/ oder/ wie man sie da-
selbst nennet/ ein Marckgraff von Meyland/
und hatte in seiner jugend ziemlich studiret/ vor-
nemlich in der neuen Philosophie und Chimie/
auch deßwegen wolgereiset/ weil er gute einkünf-
te von seinem Patrimonio hatte. Da er nun
von seiner reise wieder nach Meyland kam/
machte er sich mit dieser neuen Philosophie her-
vor/ und conferirte darüber mit allerhand ge-
[Spaltenumbruch] lehrten leuten. Wie nun die Clerisey überallErste In-
quisition

wider ihn.

nichts weniger leiden kan/ als die conferentzen
und versammlungen kluger leute/ weil sie aus bö-
sem gewissen immer besorget/ man handele von
ihr und ihren händeln: Also argwohnten die
Pfaffen im Meyländischen geschwinde/ Burrhi
müste ketzereyen auff die bahn bringen/ und ru-
heten dahero nicht/ biß er um das jahr 1660.
vor die Inquisition gezogen wurde. So
scharff man ihn aber examinirte/ konte man
doch nichts auff ihn bringen/ und muste ihn
wiederum frey lassen. Er trat hierauff wieder-Flucht
und reise.

um eine reise an/ oder wie andere und die mei-
sten melden/ entgieng der ferneren Inquisition
heimlich/ und zog einige jahre lang in Teutsch-
land und Holland herum/ wurde mit seiner

Chimie

Th. III. C. XIIX. Von Franciſco Joſepho Burthi,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
nachſtehen/ nicht meinen/ als ob es ſchon ei-
ne ausgemachte ſache muͤſte ſeyn/ daß Moli-
nos
geirret/ noch allezeit behaupten/ wenn
jener ja in ein oder anderm lehr-punct
moͤchte gefehlet haben/ ſo ſey er doch gantz
gewiß ein ehrlicher und tugendhaffter
mann. Mit welchem behaupten ſich Innocen-
tius
ſelbſten gefahr brachte: Denn als die
Inquiſitores befahrten/ es wuͤrde Innocentius
ihr abgefaſtes urtheil wieder Molinos zu unter-
ſchreiben ſchwerlich koͤnnen bewogen werden/
ergriffen ſie dieſes mittel/ um dem Pabſt ein
ſchrecken einzujagen. Sie ſandten aus ihrem
mittel etliche/ als eine ſolenne deputation, an
ihn/ jedoch nicht als Pabſt/ ſondern als Bene-
dictum Odeſchalcki,
und lieſſen ihn uͤber ſeinem
glauben fragen und ſo weiter. Innocentius,
der biß an ſeinen tod die Paͤbſtliche wuͤrde behal-
ten hat/ befandt ſich daher benoͤthiget/ ſeinen
freund/ wiewol er ihn vor gerecht und unſchul-
dig hielte/ ihrem willen auff einmal zu uͤberant-
worten/ daß er nach formirter kirchen-buſſe in
eine ewige und enge gefaͤngniß eingeſperret
wuͤrde. Solch urtheil wurde den 3. Septemb.
1687. vollzogen. Er ward aus ſeiner bißhe-
rigen gefaͤngniß geholet und auff einem offnen
wagen nach der kirche Della Minerva gefuͤhret/
in derſelbigen ward eine ſchaubuͤhne auffgerich-
tet. Als er auff dieſelbe kam/ an den ihm darauff
angewieſenen ort/ machte er eine tieffe reverentz/
und ſtund da in einem ſo genannten buß-kleide
mit gebundenen haͤnden und darinn haltender
brennenden wachs-kertze/ biß alle acta in ſeinem
proceß von etlichen Moͤnchen abwechſelungs-
weiſe etliche ſtunden lang hergeleſen wurden.
Als ſolches zu ende war/ that er die ihm auffge-
legte kirchen-buſſe/ und ſprach dieſe worte: Ve-
dete un huomo infamato, mà pentito.
Sehet/
welch ein menſch/ beſchuldiget/ aber
leidtragende.
Ferner bat er/ ob es ihm er-
laubet moͤchte ſeyn/ ſeine rede zum volck zu hal-
ten/ welche ihm verſaget wurde/ womit er auch
wol zu frieden ware. Wie denn auch nicht die
geringſte ungeberde/ oder kleinmuͤhtigkeit an
ſeinem geſichte verſpuͤret ward/ ſondern er hat/
mit freyen und munteren augen/ als ſehr wol ge-
muthet/ die leute umher angeſehen/ uñ gar lieb-
reich und freundlich gedancket denen/ die ihn ge-
[Spaltenumbruch] gruͤſſet. Endlich wurde er wieder abgefuͤhret/Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und ein Moͤnch ſaß neben ihme. Als nun et-
liche menſchen rieffen/ al fuoco, al fuoco; zum
feuer/ zum feuer!
ſagte Molinos zu ſeinen
gefehrten. Es iſt ihnen zu gute zu hal-
ten/ denn ſie haben heute einen feyertag
gehabt:
Als ſie aber nunmehr zur ſtelle wa-
ren/ gab Molinos jenen mit dieſen worten ab-
ſchied: Nun ſeyd GOtt befohlen! Es
wird der juͤngſte tag offenbar machen/
an weſſen/ ob an eurer oder meiner ſei-
te die wahrheit geweſen.
Und damit
gieng er in ſein kaͤmmerlein/ wie ers nannte/
und man ſchloß die thuͤr hinter ihm zu. Alſo le-
bete er uͤber 9. jahr in verhafft/ und ſtarb anno
1696. am tag Innocentii infantis den 18.
Octob. (nicht aber wie in den gemeinen Ga-
zett
en vorgegeben worden/ am tage der unſchul-
digen kinder) nachdem er in die 3. monate
durch ſtaͤtiges brechen gantz ausgezehret wor-
den/ nicht ohne muthmaſſung eines beygebrach-
ten giffts. Seinen leichnam hat man in dem
Dominicaner-cloſter/ worinnen er im gefaͤng-
niß verſtorben/ San Pedro Montorio genannt/
begraben/ mit dieſer grabſchrifft:

Qui è il Corpo del DD. Molinos Il gran
Herit.

Alhier liegt der leib des D. Molinos ei-
nes groſſen ketzers.



Was maſſen aber mit dieſes mannes tod deſ-
ſen lehre noch lange nicht untergangen ſey/ iſt
noch immer aus denen oͤffentlichen relationen
umſtaͤndiglich zu vernehmen/ da ſonderlich die
Frantzoͤſiſchen haͤndel/ mit dem gedachten Ertz-
Biſchoff von Cambray noch nicht gaͤntzlich ge-
ſtillet ſind. Und ſiehet man gnugſam aus de-
nen ſcharffen proceduren/ wider die Quietiſten/
daß ſie durch ihre menge der Roͤmiſchen Cleriſey
keine geringe ſorge und furcht einjagen moͤgen.
Jn Spanien ſoll (dem gewiſſen bericht nach
eines von dar gefluͤchteten Moͤnchen) die In-
quiſition
wider ſolche leute mit nicht geringem
ernſt fortgeſetzet werden/ wovon aber hier nicht
weiter zu melden iſt. GOtt bringe uns alle zu
ſeinem wahren frieden in ihm/ auch durch Chri-
ſtum/ ſo wird man um ſecten und rotten ſich we-
nig bekuͤmmern.

Das XIIX. Capitel.
Von Franciſco Joſepho Burrhi, denen Pajoniſten/ Gewiſſenern/
neuen Manichæern/ u. ſ. f.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

FAſt eben dergleichen proceſs als
Molinos hat dieſer Franciſcus Jo-
ſephus Burrhi
oder Borri von
dem gedachten tribunal zu Rom/ nemlich
dem ſo genanten heiligen Officio, erlitten/ wie-
wol einige jahre vor dem Molinos. Dieſer
Des Bur-
rhi
lebens-
lauff.
Burrhi war ein Edelmann/ oder/ wie man ſie da-
ſelbſt nennet/ ein Marckgraff von Meyland/
und hatte in ſeiner jugend ziemlich ſtudiret/ vor-
nemlich in der neuen Philoſophie und Chimie/
auch deßwegen wolgereiſet/ weil er gute einkuͤnf-
te von ſeinem Patrimonio hatte. Da er nun
von ſeiner reiſe wieder nach Meyland kam/
machte er ſich mit dieſer neuen Philoſophie her-
vor/ und conferirte daruͤber mit allerhand ge-
[Spaltenumbruch] lehrten leuten. Wie nun die Cleriſey uͤberallErſte In-
quiſition

wider ihn.

nichts weniger leiden kan/ als die conferentzen
und verſam̃lungen kluger leute/ weil ſie aus boͤ-
ſem gewiſſen immer beſorget/ man handele von
ihr und ihren haͤndeln: Alſo argwohnten die
Pfaffen im Meylaͤndiſchen geſchwinde/ Burrhi
muͤſte ketzereyen auff die bahn bringen/ und ru-
heten dahero nicht/ biß er um das jahr 1660.
vor die Inquiſition gezogen wurde. So
ſcharff man ihn aber examinirte/ konte man
doch nichts auff ihn bringen/ und muſte ihn
wiederum frey laſſen. Er trat hierauff wieder-Flucht
und reiſe.

um eine reiſe an/ oder wie andere und die mei-
ſten melden/ entgieng der ferneren Inquiſition
heimlich/ und zog einige jahre lang in Teutſch-
land und Holland herum/ wurde mit ſeiner

Chimie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0200" n="188"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> C. <hi rendition="#aq">XIIX.</hi> Von <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;co Jo&#x017F;epho Burthi,</hi></fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note>nach&#x017F;tehen/ nicht meinen/ als ob es &#x017F;chon ei-<lb/>
ne ausgemachte &#x017F;ache mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;eyn/ daß <hi rendition="#aq">Moli-<lb/>
nos</hi> geirret/ noch allezeit behaupten/ wenn<lb/>
jener ja in ein oder anderm lehr-punct<lb/>
mo&#x0364;chte gefehlet haben/ &#x017F;o &#x017F;ey er doch gantz<lb/>
gewiß ein ehrlicher und tugendhaffter<lb/>
mann. Mit welchem behaupten &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Innocen-<lb/>
tius</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten gefahr brachte: Denn als die<lb/><hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;itores</hi> befahrten/ es wu&#x0364;rde <hi rendition="#aq">Innocentius</hi><lb/>
ihr abgefa&#x017F;tes urtheil wieder <hi rendition="#aq">Molinos</hi> zu unter-<lb/>
&#x017F;chreiben &#x017F;chwerlich ko&#x0364;nnen bewogen werden/<lb/>
ergriffen &#x017F;ie die&#x017F;es mittel/ um dem Pab&#x017F;t ein<lb/>
&#x017F;chrecken einzujagen. Sie &#x017F;andten aus ihrem<lb/>
mittel etliche/ als eine <hi rendition="#aq">&#x017F;olenne deputation,</hi> an<lb/>
ihn/ jedoch nicht als Pab&#x017F;t/ &#x017F;ondern als <hi rendition="#aq">Bene-<lb/>
dictum Ode&#x017F;chalcki,</hi> und lie&#x017F;&#x017F;en ihn u&#x0364;ber &#x017F;einem<lb/>
glauben fragen und &#x017F;o weiter. <hi rendition="#aq">Innocentius,</hi><lb/>
der biß an &#x017F;einen tod die Pa&#x0364;b&#x017F;tliche wu&#x0364;rde behal-<lb/>
ten hat/ befandt &#x017F;ich daher beno&#x0364;thiget/ &#x017F;einen<lb/>
freund/ wiewol er ihn vor gerecht und un&#x017F;chul-<lb/>
dig hielte/ ihrem willen auff einmal zu u&#x0364;berant-<lb/>
worten/ daß er nach <hi rendition="#aq">formirt</hi>er kirchen-bu&#x017F;&#x017F;e in<lb/>
eine ewige und enge gefa&#x0364;ngniß einge&#x017F;perret<lb/>
wu&#x0364;rde. Solch urtheil wurde den 3. <hi rendition="#aq">Septemb.</hi><lb/>
1687. vollzogen. Er ward aus &#x017F;einer bißhe-<lb/>
rigen gefa&#x0364;ngniß geholet und auff einem offnen<lb/>
wagen nach der kirche <hi rendition="#aq">Della Minerva</hi> gefu&#x0364;hret/<lb/>
in der&#x017F;elbigen ward eine &#x017F;chaubu&#x0364;hne auffgerich-<lb/>
tet. Als er auff die&#x017F;elbe kam/ an den ihm darauff<lb/>
angewie&#x017F;enen ort/ machte er eine tieffe <hi rendition="#aq">reveren</hi>tz/<lb/>
und &#x017F;tund da in einem &#x017F;o genannten buß-kleide<lb/>
mit gebundenen ha&#x0364;nden und darinn haltender<lb/>
brennenden wachs-kertze/ biß alle <hi rendition="#aq">acta</hi> in &#x017F;einem<lb/>
proceß von etlichen Mo&#x0364;nchen abwech&#x017F;elungs-<lb/>
wei&#x017F;e etliche &#x017F;tunden lang hergele&#x017F;en wurden.<lb/>
Als &#x017F;olches zu ende war/ that er die ihm auffge-<lb/>
legte kirchen-bu&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;prach die&#x017F;e worte: <hi rendition="#aq">Ve-<lb/>
dete un huomo infamato, mà pentito.</hi> <hi rendition="#fr">Sehet/<lb/>
welch ein men&#x017F;ch/ be&#x017F;chuldiget/ aber<lb/>
leidtragende.</hi> Ferner bat er/ ob es ihm er-<lb/>
laubet mo&#x0364;chte &#x017F;eyn/ &#x017F;eine rede zum volck zu hal-<lb/>
ten/ welche ihm ver&#x017F;aget wurde/ womit er auch<lb/>
wol zu frieden ware. Wie denn auch nicht die<lb/>
gering&#x017F;te ungeberde/ oder kleinmu&#x0364;htigkeit an<lb/>
&#x017F;einem ge&#x017F;ichte ver&#x017F;pu&#x0364;ret ward/ &#x017F;ondern er hat/<lb/>
mit freyen und munteren augen/ als &#x017F;ehr wol ge-<lb/>
muthet/ die leute umher ange&#x017F;ehen/ un&#x0303; gar lieb-<lb/>
reich und freundlich gedancket denen/ die ihn ge-<lb/><cb/>
gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Endlich wurde er wieder abgefu&#x0364;hret/<note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/>
und ein Mo&#x0364;nch &#x017F;aß neben ihme. Als nun et-<lb/>
liche men&#x017F;chen rieffen/ <hi rendition="#aq">al fuoco, al fuoco;</hi> <hi rendition="#fr">zum<lb/>
feuer/ zum feuer!</hi> &#x017F;agte <hi rendition="#aq">Molinos</hi> zu &#x017F;einen<lb/>
gefehrten. <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t ihnen zu gute zu hal-<lb/>
ten/ denn &#x017F;ie haben heute einen feyertag<lb/>
gehabt:</hi> Als &#x017F;ie aber nunmehr zur &#x017F;telle wa-<lb/>
ren/ gab <hi rendition="#aq">Molinos</hi> jenen mit die&#x017F;en worten ab-<lb/>
&#x017F;chied: <hi rendition="#fr">Nun &#x017F;eyd GOtt befohlen! Es<lb/>
wird der ju&#x0364;ng&#x017F;te tag offenbar machen/<lb/>
an we&#x017F;&#x017F;en/ ob an eurer oder meiner &#x017F;ei-<lb/>
te die wahrheit gewe&#x017F;en.</hi> Und damit<lb/>
gieng er in &#x017F;ein ka&#x0364;mmerlein/ wie ers nannte/<lb/>
und man &#x017F;chloß die thu&#x0364;r hinter ihm zu. Al&#x017F;o le-<lb/>
bete er u&#x0364;ber 9. jahr in verhafft/ und &#x017F;tarb <hi rendition="#aq">anno</hi><lb/>
1696. am tag <hi rendition="#aq">Innocentii infantis</hi> den 18.<lb/><hi rendition="#aq">Octob.</hi> (nicht aber wie in den gemeinen <hi rendition="#aq">Ga-<lb/>
zett</hi>en vorgegeben worden/ am tage der un&#x017F;chul-<lb/>
digen kinder) nachdem er in die 3. monate<lb/>
durch &#x017F;ta&#x0364;tiges brechen gantz ausgezehret wor-<lb/>
den/ nicht ohne muthma&#x017F;&#x017F;ung eines beygebrach-<lb/>
ten giffts. Seinen leichnam hat man in dem<lb/>
Dominicaner-clo&#x017F;ter/ worinnen er im gefa&#x0364;ng-<lb/>
niß ver&#x017F;torben/ <hi rendition="#aq">San Pedro Montorio</hi> genannt/<lb/>
begraben/ mit die&#x017F;er grab&#x017F;chrifft:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#aq">Qui è il Corpo del DD. Molinos Il gran<lb/>
Herit.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Alhier liegt der leib des</hi> <hi rendition="#aq">D. Molinos</hi> <hi rendition="#fr">ei-<lb/>
nes gro&#x017F;&#x017F;en ketzers.</hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p>Was ma&#x017F;&#x017F;en aber mit die&#x017F;es mannes tod de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en lehre noch lange nicht untergangen &#x017F;ey/ i&#x017F;t<lb/>
noch immer aus denen o&#x0364;ffentlichen <hi rendition="#aq">relation</hi>en<lb/>
um&#x017F;ta&#x0364;ndiglich zu vernehmen/ da &#x017F;onderlich die<lb/>
Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen ha&#x0364;ndel/ mit dem gedachten Ertz-<lb/>
Bi&#x017F;choff von <hi rendition="#aq">Cambray</hi> noch nicht ga&#x0364;ntzlich ge-<lb/>
&#x017F;tillet &#x017F;ind. Und &#x017F;iehet man gnug&#x017F;am aus de-<lb/>
nen &#x017F;charffen <hi rendition="#aq">procedur</hi>en/ wider die <hi rendition="#aq">Quieti</hi>&#x017F;ten/<lb/>
daß &#x017F;ie durch ihre menge der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Cleri&#x017F;ey<lb/>
keine geringe &#x017F;orge und furcht einjagen mo&#x0364;gen.<lb/>
Jn Spanien &#x017F;oll (dem gewi&#x017F;&#x017F;en bericht nach<lb/>
eines von dar geflu&#x0364;chteten Mo&#x0364;nchen) die <hi rendition="#aq">In-<lb/>
qui&#x017F;ition</hi> wider &#x017F;olche leute mit nicht geringem<lb/>
ern&#x017F;t fortge&#x017F;etzet werden/ wovon aber hier nicht<lb/>
weiter zu melden i&#x017F;t. GOtt bringe uns alle zu<lb/>
&#x017F;einem wahren frieden in ihm/ auch durch Chri-<lb/>
&#x017F;tum/ &#x017F;o wird man um <hi rendition="#aq">&#x017F;ect</hi>en und rotten &#x017F;ich we-<lb/>
nig beku&#x0364;mmern.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XIIX.</hi> Capitel.<lb/>
Von <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;co Jo&#x017F;epho Burrhi,</hi> denen <hi rendition="#aq">Pajoni&#x017F;t</hi>en/ Gewi&#x017F;&#x017F;enern/<lb/>
neuen <hi rendition="#aq">Manichæ</hi>ern/ u. &#x017F;. f.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">F</hi>A&#x017F;t eben dergleichen <hi rendition="#aq">proce&#x017F;s</hi> als<lb/><hi rendition="#aq">Molinos</hi> hat die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus Jo-<lb/>
&#x017F;ephus Burrhi</hi> oder <hi rendition="#aq">Borri</hi> von<lb/>
dem gedachten <hi rendition="#aq">tribunal</hi> zu Rom/ nemlich<lb/>
dem &#x017F;o genanten heiligen <hi rendition="#aq">Officio,</hi> erlitten/ wie-<lb/>
wol einige jahre vor dem <hi rendition="#aq">Molinos.</hi> Die&#x017F;er<lb/><note place="left">Des <hi rendition="#aq">Bur-<lb/>
rhi</hi> lebens-<lb/>
lauff.</note><hi rendition="#aq">Burrhi</hi> war ein Edelmann/ oder/ wie man &#x017F;ie da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nennet/ ein Marckgraff von Meyland/<lb/>
und hatte in &#x017F;einer jugend ziemlich <hi rendition="#aq">&#x017F;tudir</hi>et/ vor-<lb/>
nemlich in der neuen <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi>e und <hi rendition="#aq">Chimi</hi>e/<lb/>
auch deßwegen wolgerei&#x017F;et/ weil er gute einku&#x0364;nf-<lb/>
te von &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Patrimonio</hi> hatte. Da er nun<lb/>
von &#x017F;einer rei&#x017F;e wieder nach Meyland kam/<lb/>
machte er &#x017F;ich mit die&#x017F;er neuen <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi>e her-<lb/>
vor/ und <hi rendition="#aq">conferir</hi>te daru&#x0364;ber mit allerhand ge-<lb/><cb/>
lehrten leuten. Wie nun die Cleri&#x017F;ey u&#x0364;berall<note place="right">Er&#x017F;te <hi rendition="#aq">In-<lb/>
qui&#x017F;ition</hi><lb/>
wider ihn.</note><lb/>
nichts weniger leiden kan/ als die <hi rendition="#aq">conferen</hi>tzen<lb/>
und ver&#x017F;am&#x0303;lungen kluger leute/ weil &#x017F;ie aus bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;em gewi&#x017F;&#x017F;en immer be&#x017F;orget/ man handele von<lb/>
ihr und ihren ha&#x0364;ndeln: Al&#x017F;o argwohnten die<lb/>
Pfaffen im Meyla&#x0364;ndi&#x017F;chen ge&#x017F;chwinde/ <hi rendition="#aq">Burrhi</hi><lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te ketzereyen auff die bahn bringen/ und ru-<lb/>
heten dahero nicht/ biß er um das jahr 1660.<lb/>
vor die <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;ition</hi> gezogen wurde. So<lb/>
&#x017F;charff man ihn aber <hi rendition="#aq">examinir</hi>te/ konte man<lb/>
doch nichts auff ihn bringen/ und mu&#x017F;te ihn<lb/>
wiederum frey la&#x017F;&#x017F;en. Er trat hierauff wieder-<note place="right">Flucht<lb/>
und rei&#x017F;e.</note><lb/>
um eine rei&#x017F;e an/ oder wie andere und die mei-<lb/>
&#x017F;ten melden/ entgieng der ferneren <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;ition</hi><lb/>
heimlich/ und zog einige jahre lang in Teut&#x017F;ch-<lb/>
land und Holland herum/ wurde mit &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Chimi</hi>e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0200] Th. III. C. XIIX. Von Franciſco Joſepho Burthi, nachſtehen/ nicht meinen/ als ob es ſchon ei- ne ausgemachte ſache muͤſte ſeyn/ daß Moli- nos geirret/ noch allezeit behaupten/ wenn jener ja in ein oder anderm lehr-punct moͤchte gefehlet haben/ ſo ſey er doch gantz gewiß ein ehrlicher und tugendhaffter mann. Mit welchem behaupten ſich Innocen- tius ſelbſten gefahr brachte: Denn als die Inquiſitores befahrten/ es wuͤrde Innocentius ihr abgefaſtes urtheil wieder Molinos zu unter- ſchreiben ſchwerlich koͤnnen bewogen werden/ ergriffen ſie dieſes mittel/ um dem Pabſt ein ſchrecken einzujagen. Sie ſandten aus ihrem mittel etliche/ als eine ſolenne deputation, an ihn/ jedoch nicht als Pabſt/ ſondern als Bene- dictum Odeſchalcki, und lieſſen ihn uͤber ſeinem glauben fragen und ſo weiter. Innocentius, der biß an ſeinen tod die Paͤbſtliche wuͤrde behal- ten hat/ befandt ſich daher benoͤthiget/ ſeinen freund/ wiewol er ihn vor gerecht und unſchul- dig hielte/ ihrem willen auff einmal zu uͤberant- worten/ daß er nach formirter kirchen-buſſe in eine ewige und enge gefaͤngniß eingeſperret wuͤrde. Solch urtheil wurde den 3. Septemb. 1687. vollzogen. Er ward aus ſeiner bißhe- rigen gefaͤngniß geholet und auff einem offnen wagen nach der kirche Della Minerva gefuͤhret/ in derſelbigen ward eine ſchaubuͤhne auffgerich- tet. Als er auff dieſelbe kam/ an den ihm darauff angewieſenen ort/ machte er eine tieffe reverentz/ und ſtund da in einem ſo genannten buß-kleide mit gebundenen haͤnden und darinn haltender brennenden wachs-kertze/ biß alle acta in ſeinem proceß von etlichen Moͤnchen abwechſelungs- weiſe etliche ſtunden lang hergeleſen wurden. Als ſolches zu ende war/ that er die ihm auffge- legte kirchen-buſſe/ und ſprach dieſe worte: Ve- dete un huomo infamato, mà pentito. Sehet/ welch ein menſch/ beſchuldiget/ aber leidtragende. Ferner bat er/ ob es ihm er- laubet moͤchte ſeyn/ ſeine rede zum volck zu hal- ten/ welche ihm verſaget wurde/ womit er auch wol zu frieden ware. Wie denn auch nicht die geringſte ungeberde/ oder kleinmuͤhtigkeit an ſeinem geſichte verſpuͤret ward/ ſondern er hat/ mit freyen und munteren augen/ als ſehr wol ge- muthet/ die leute umher angeſehen/ uñ gar lieb- reich und freundlich gedancket denen/ die ihn ge- gruͤſſet. Endlich wurde er wieder abgefuͤhret/ und ein Moͤnch ſaß neben ihme. Als nun et- liche menſchen rieffen/ al fuoco, al fuoco; zum feuer/ zum feuer! ſagte Molinos zu ſeinen gefehrten. Es iſt ihnen zu gute zu hal- ten/ denn ſie haben heute einen feyertag gehabt: Als ſie aber nunmehr zur ſtelle wa- ren/ gab Molinos jenen mit dieſen worten ab- ſchied: Nun ſeyd GOtt befohlen! Es wird der juͤngſte tag offenbar machen/ an weſſen/ ob an eurer oder meiner ſei- te die wahrheit geweſen. Und damit gieng er in ſein kaͤmmerlein/ wie ers nannte/ und man ſchloß die thuͤr hinter ihm zu. Alſo le- bete er uͤber 9. jahr in verhafft/ und ſtarb anno 1696. am tag Innocentii infantis den 18. Octob. (nicht aber wie in den gemeinen Ga- zetten vorgegeben worden/ am tage der unſchul- digen kinder) nachdem er in die 3. monate durch ſtaͤtiges brechen gantz ausgezehret wor- den/ nicht ohne muthmaſſung eines beygebrach- ten giffts. Seinen leichnam hat man in dem Dominicaner-cloſter/ worinnen er im gefaͤng- niß verſtorben/ San Pedro Montorio genannt/ begraben/ mit dieſer grabſchrifft: Jahr MDC. biß MDCC. Jahr MDC. biß MDCC. Qui è il Corpo del DD. Molinos Il gran Herit. Alhier liegt der leib des D. Molinos ei- nes groſſen ketzers. Was maſſen aber mit dieſes mannes tod deſ- ſen lehre noch lange nicht untergangen ſey/ iſt noch immer aus denen oͤffentlichen relationen umſtaͤndiglich zu vernehmen/ da ſonderlich die Frantzoͤſiſchen haͤndel/ mit dem gedachten Ertz- Biſchoff von Cambray noch nicht gaͤntzlich ge- ſtillet ſind. Und ſiehet man gnugſam aus de- nen ſcharffen proceduren/ wider die Quietiſten/ daß ſie durch ihre menge der Roͤmiſchen Cleriſey keine geringe ſorge und furcht einjagen moͤgen. Jn Spanien ſoll (dem gewiſſen bericht nach eines von dar gefluͤchteten Moͤnchen) die In- quiſition wider ſolche leute mit nicht geringem ernſt fortgeſetzet werden/ wovon aber hier nicht weiter zu melden iſt. GOtt bringe uns alle zu ſeinem wahren frieden in ihm/ auch durch Chri- ſtum/ ſo wird man um ſecten und rotten ſich we- nig bekuͤmmern. Das XIIX. Capitel. Von Franciſco Joſepho Burrhi, denen Pajoniſten/ Gewiſſenern/ neuen Manichæern/ u. ſ. f. §. 1. FAſt eben dergleichen proceſs als Molinos hat dieſer Franciſcus Jo- ſephus Burrhi oder Borri von dem gedachten tribunal zu Rom/ nemlich dem ſo genanten heiligen Officio, erlitten/ wie- wol einige jahre vor dem Molinos. Dieſer Burrhi war ein Edelmann/ oder/ wie man ſie da- ſelbſt nennet/ ein Marckgraff von Meyland/ und hatte in ſeiner jugend ziemlich ſtudiret/ vor- nemlich in der neuen Philoſophie und Chimie/ auch deßwegen wolgereiſet/ weil er gute einkuͤnf- te von ſeinem Patrimonio hatte. Da er nun von ſeiner reiſe wieder nach Meyland kam/ machte er ſich mit dieſer neuen Philoſophie her- vor/ und conferirte daruͤber mit allerhand ge- lehrten leuten. Wie nun die Cleriſey uͤberall nichts weniger leiden kan/ als die conferentzen und verſam̃lungen kluger leute/ weil ſie aus boͤ- ſem gewiſſen immer beſorget/ man handele von ihr und ihren haͤndeln: Alſo argwohnten die Pfaffen im Meylaͤndiſchen geſchwinde/ Burrhi muͤſte ketzereyen auff die bahn bringen/ und ru- heten dahero nicht/ biß er um das jahr 1660. vor die Inquiſition gezogen wurde. So ſcharff man ihn aber examinirte/ konte man doch nichts auff ihn bringen/ und muſte ihn wiederum frey laſſen. Er trat hierauff wieder- um eine reiſe an/ oder wie andere und die mei- ſten melden/ entgieng der ferneren Inquiſition heimlich/ und zog einige jahre lang in Teutſch- land und Holland herum/ wurde mit ſeiner Chimie Des Bur- rhi lebens- lauff. Erſte In- quiſition wider ihn. Flucht und reiſe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/200
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/200>, abgerufen am 20.11.2024.