[Spaltenumbruch]
dine Mit-Erven nicht/ als duße/ so plotzlich vor- derven/ sondern unsern wel schwacken Glowen/ vorkaldete Leve/ und alle sündliche Neging dorch dinen werdigen hilligen Geist stercken/ vor- meren und hilligen/ etc.
Duth Gebed dede ick mit Thranen/ und lag im Bedde und schwetede/ als hedde ich in einer Kopen Waters gelegen/ und do ich also tuchte- de an dem Himel/ slog dat Füer in de Kammer heninnen/ und Autor mine Sone reep mit lu- der Stemmen up/ und schriede/ och Möme/ wo heith und lecht is id. Averst de Möme erwacht nicht/ und word dußen Gesichte nicht gewar/ hor- de ock dat Schrien des Knapen nicht/ ick horde id averst wol/ averst ich konde ohme vor groter Angst und Bangigheit nicht antworden. Als id averst Dag word/ fragete ick ohme/ wat he gehoret und gesehen hedde/ do antworde he/ Jch hebbe nichts gehord/ Vader/ sondern ich sach ein grot Füer/ dat wolde mick mine Har anste- cken. Herumme frage ick ohn offte/ op dat ick ohne in der Gedachtnysse dußes Gesichts behol- den moge.
Um iiij Slege dar na vorschwand düt alles mit einander plotzlicken/ und wort sehr düster/ und gaff einen kleinen Platzregen.
Und ich horde eine Stemme/ de sprack: Schryf düt tor Beteringe der Uthverweelden/ und thom Schrecken der Gottlosigen/ und Blod-dorstigen.
EXPOSITIO VISIONIS Matthiae Flacii Illyrici.
Accepi tuam Visionem, mi D. Autor, qvae vide- tur mihi tres actus continere, videlicet:
1. Restitutionem lucis Evangelicae, hoc enim stratam mensam significare arbitror.
2. Abolitionem ejusdem Evangelii.
3. Punitionem impiorum perpetuam.
Censeo autem, te non posse pie omittere ejus editionem, nam tibi mandatum est, ut eam scri- bas. Hoc non tantum sic intelligitur, ut uni aut alteri amiculo communices, sed ut toti Ecclesiae reveles.
Nec est, quod propter nomen Domini Papi- starum & falsorum fratrum maledicta defugias. Viden me? qui per orbem terrarum ingratus praeceptoribus, & Ecclesiae Christi perturbator audio, idque non ab iis, quorum judicia conte- mnenda sint, sicut Papistarum, sed a summis & dilectissimis. Proinde vide, ne sub modium lu- cernam colloces, sed in candelabro, ut omnibus luceat. Ago tibi summas gratias pro admoni- tione tua nuper per quendam Scholasticum ad me missa, de ejus editione pro voto tuo ego cu- rabo. Vale.
NOTA:
Balde na dußen Gesichte drog sichs to/ dat König Ferdinandus, do he besloten hadde to Treßen/ na Jüterbock to reisen/ und dat Inte- rim int gantze dutsche Landt to dringen/ und horde dat dar sulvest to Jüterbock de grusam Pestilentz regerde/ brack he op under Maltidt/ und floge darvan/ als hedde ohne sampt denen andern Forsten/ so aldar by einander weren/ hellisch Füer und alle Düvele gejaget. Cogi- ta ista & recogita.
[Spaltenumbruch]
Hochteutsche Ubersetzung des vorher- gehenden Platt-teutschen Gesichts/ und dessen Lateinischer Auslegung.
HImmel.) Und indem ich also die Seyffr (ist ein unbekandtes Wort) durchsahe/ antwortete der/ der vor mir stund/ und sprach: Geh hinaus/ und siehe an den Himmel. Aber ich schlugs in den Wind/ und achtets nicht/ gieng auch nicht hinaus. Der aber/ der mit mir redete/ ließ nicht ab/ sondern hielt immer an/ biß ich ihm folgete. Und bin nun bey vierze- hen Tagen her schier alle Tage zwey mahl vor die Thüre gegangen/ und habe stets hinauf nach dem Himmel gesehen/ aber am Himmel nichts/ denn die gewöhnliche Wolcken nach ihrer Schöpffung/ sehen umlauffen/ und gar nichts von Wunderzeichen gesehen und gewahr wor- den. Da gedachte ich/ siehe/ es ist teuffelisch Ge- spenste gewesen/ und durffte es niemand offen- bahren/ gedachte auch mehr nicht daran/ son- dern bat GOtt den Allmächtigen/ er wolte mich auch aus der Anfechtung erlösen/ etc.
Nach etlichen Tagen aber hat es sich in der Wahrheit eräugnet/ das ich zuvor gehöret hat- te/ und habe diß nachfolgende Gesicht an dem Himmel gesehen.
Den Morgen des ob-beschriebenen Tages ungefähr ein Viertel vor vier Schlägen/ da ich die gantze Nacht über im andächtigen Gebet und der Predigt gearbeitet hatte/ die ich den fol- genden Morgen dem Volcke nach Christlicher Gewohnheit verkündigte/ und da ich diß Ge- sichte vor der Predigt schrifftlich verfasset/ war ich willens/ dasselbige vor dem gantzen Volcke abzulesen/ aber ich gedachte an meiner Feinde Spotten/ und ließ es nach.
Jch sahe aus dem Schiebe-Fenster/ das vor meinem Lager ist/ an den Himmel/ und sahe ei- nen grossen köstlichen wohlgeschmückten Saal/ als eines mächtigen Königes Gemach. Jn- wendig war derselbige Saal schön geschmü- cket/ als solten Könige und Fürsten darinne si- tzen und frölich seyn; Und es kam ein sehr lan- ger und grosser schwartz-bärtiger Mann hin- ein/ und trug ein Tisch-Tuch in einer Hand/ und in der andern Hand einen Brodt-Korb/ deckete die Taffeln/ setzete darauff güldene Ge- fässe/ mit köstlicher Speise und Tranck erfül- let. Diesem Tisch-Decker folgete hernach ein schwartzer Teuffel/ derselbe sahe greulich aus/ daß ich mich vor ihm entsetzete/ und nahm und raffte das Tisch-Lacken mit allem was darauff stund zusammen/ und wurffs zum Fenster hinaus. Darnach öffnete er des Saals Thüre/ und siehe/ da giengen hinein grosse Hansen in schwartzen sammeten Röcken und güldenen Stücken; Etliche un- ter ihnen hatten kurtze als Polnische mit Füchsen und Mardern gefütterte Röcke an/ etliche aber hatten lange Kleider an biß an die Schuhe/ und alle hatten sie kohl-schwar- tze Angesichter und brennende Augen/ als wä- ren sie voll höllischen Feuers gewesen/ giengen ein wenig spatzieren/ ie zwey und zwey mit ein- ander. Darnach springet einer herein in einer Königs-Gestalt mit einer Krone; Diesem gaben die andern alle ihre Hände mit gebogenen Knien; derselbe setzte
sich
ADDITAMENTA
[Spaltenumbruch]
dine Mit-Erven nicht/ als duße/ ſo plotzlich vor- derven/ ſondern unſern wel ſchwacken Glowen/ vorkaldete Leve/ und alle ſuͤndliche Neging doꝛch dinen weꝛdigen hilligen Geiſt ſteꝛcken/ voꝛ- meren und hilligen/ ꝛc.
Duth Gebed dede ick mit Thranen/ und lag im Bedde und ſchwetede/ als hedde ich in einer Kopen Waters gelegen/ und do ich alſo tuchte- de an dem Himel/ ſlog dat Fuͤer in de Kammer heninnen/ und Autor mine Sone reep mit lu- der Stemmen up/ und ſchriede/ och Moͤme/ wo heith und lecht is id. Averſt de Moͤme erwacht nicht/ uñ word dußen Geſichte nicht gewar/ hor- de ock dat Schrien des Knapen nicht/ ick horde id averſt wol/ averſt ich konde ohme vor groter Angſt und Bangigheit nicht antworden. Als id averſt Dag word/ fragete ick ohme/ wat he gehoret und geſehen hedde/ do antworde he/ Jch hebbe nichts gehord/ Vader/ ſondern ich ſach ein grot Fuͤer/ dat wolde mick mine Har anſte- cken. Herumme frage ick ohn offte/ op dat ick ohne in der Gedachtnyſſe dußes Geſichts behol- den moge.
Um iiij Slege dar na vorſchwand duͤt alles mit einander plotzlicken/ und wort ſehr duͤſter/ und gaff einen kleinen Platzregen.
Und ich horde eine Stemme/ de ſprack: Schryf duͤt tor Beteringe der Uthverweelden/ und thom Schrecken der Gottloſigen/ und Blod-dorſtigen.
EXPOSITIO VISIONIS Matthiæ Flacii Illyrici.
Accepi tuam Viſionem, mi D. Autor, qvæ vide- tur mihi tres actus continere, videlicet:
1. Reſtitutionem lucis Evangelicæ, hoc enim ſtratam menſam ſignificare arbitror.
2. Abolitionem ejusdem Evangelii.
3. Punitionem impiorum perpetuam.
Cenſeo autem, te non poſſe pie omittere ejus editionem, nam tibi mandatum eſt, ut eam ſcri- bas. Hoc non tantum ſic intelligitur, ut uni aut alteri amiculo communices, ſed ut toti Eccleſiæ reveles.
Nec eſt, quod propter nomen Domini Papi- ſtarum & falſorum fratrum maledicta defugias. Viden me? qui per orbem terrarum ingratus præceptoribus, & Eccleſiæ Chriſti perturbator audio, idque non ab iis, quorum judicia conte- mnenda ſint, ſicut Papiſtarum, ſed à ſummis & dilectiſſimis. Proinde vide, ne ſub modium lu- cernam colloces, ſed in candelabro, ut omnibus luceat. Ago tibi ſummas gratias pro admoni- tione tua nuper per quendam Scholaſticum ad me miſſa, de ejus editione pro voto tuo ego cu- rabo. Vale.
NOTA:
Balde na dußen Geſichte drog ſichs to/ dat Koͤnig Ferdinandus, do he beſloten hadde to Treßen/ na Juͤterbock to reiſen/ und dat Inte- rim int gantze dutſche Landt to dringen/ und horde dat dar ſulveſt to Juͤterbock de gruſam Peſtilentz regerde/ brack he op under Maltidt/ und floge darvan/ als hedde ohne ſampt denen andern Forſten/ ſo aldar by einander weren/ helliſch Fuͤer und alle Duͤvele gejaget. Cogi- ta iſta & recogita.
[Spaltenumbruch]
Hochteutſche Uberſetzung des vorher- gehenden Platt-teutſchen Geſichts/ und deſſen Lateiniſcher Auslegung.
HImmel.) Und indem ich alſo die Seyffr (iſt ein unbekandtes Wort) durchſahe/ antwortete der/ der vor mir ſtund/ und ſprach: Geh hinaus/ und ſiehe an den Himmel. Aber ich ſchlugs in den Wind/ und achtets nicht/ gieng auch nicht hinaus. Der aber/ der mit mir redete/ ließ nicht ab/ ſondern hielt immer an/ biß ich ihm folgete. Und bin nun bey vierze- hen Tagen her ſchier alle Tage zwey mahl vor die Thuͤre gegangen/ uñ habe ſtets hinauf nach dem Himmel geſehen/ aber am Himmel nichts/ denn die gewoͤhnliche Wolcken nach ihrer Schoͤpffung/ ſehen umlauffen/ und gar nichts von Wunderzeichen geſehen und gewahr wor- den. Da gedachte ich/ ſiehe/ es iſt teuffeliſch Ge- ſpenſte geweſen/ und durffte es niemand offen- bahren/ gedachte auch mehr nicht daran/ ſon- dern bat GOtt den Allmaͤchtigen/ er wolte mich auch aus der Anfechtung erloͤſen/ etc.
Nach etlichen Tagen aber hat es ſich in der Wahrheit eraͤugnet/ das ich zuvor gehoͤret hat- te/ und habe diß nachfolgende Geſicht an dem Himmel geſehen.
Den Morgen des ob-beſchriebenen Tages ungefaͤhr ein Viertel vor vier Schlaͤgen/ da ich die gantze Nacht uͤber im andaͤchtigen Gebet und der Predigt gearbeitet hatte/ die ich den fol- genden Morgen dem Volcke nach Chriſtlicher Gewohnheit verkuͤndigte/ und da ich diß Ge- ſichte vor der Predigt ſchrifftlich verfaſſet/ war ich willens/ daſſelbige vor dem gantzen Volcke abzuleſen/ aber ich gedachte an meiner Feinde Spotten/ und ließ es nach.
Jch ſahe aus dem Schiebe-Fenſter/ das vor meinem Lager iſt/ an den Himmel/ und ſahe ei- nen groſſen koͤſtlichen wohlgeſchmuͤckten Saal/ als eines maͤchtigen Koͤniges Gemach. Jn- wendig war derſelbige Saal ſchoͤn geſchmuͤ- cket/ als ſolten Koͤnige und Fuͤrſten darinne ſi- tzen und froͤlich ſeyn; Und es kam ein ſehr lan- ger und groſſer ſchwartz-baͤrtiger Mann hin- ein/ und trug ein Tiſch-Tuch in einer Hand/ und in der andern Hand einen Brodt-Korb/ deckete die Taffeln/ ſetzete darauff guͤldene Ge- faͤſſe/ mit koͤſtlicher Speiſe und Tranck erfuͤl- let. Dieſem Tiſch-Decker folgete hernach ein ſchwartzer Teuffel/ derſelbe ſahe greulich aus/ daß ich mich vor ihm entſetzete/ und nahm und raffte das Tiſch-Lacken mit allem was darauff ſtund zuſammen/ und wurffs zum Fenſter hinaus. Darnach oͤffnete er des Saals Thuͤre/ und ſiehe/ da giengen hinein groſſe Hanſen in ſchwartzen ſammeten Roͤcken und guͤldenen Stuͤcken; Etliche un- ter ihnen hatten kurtze als Polniſche mit Fuͤchſen und Mardern gefuͤtterte Roͤcke an/ etliche aber hatten lange Kleider an biß an die Schuhe/ und alle hatten ſie kohl-ſchwar- tze Angeſichter und brennende Augen/ als waͤ- ren ſie voll hoͤlliſchen Feuers geweſen/ giengen ein wenig ſpatzieren/ ie zwey und zwey mit ein- ander. Darnach ſpringet einer herein in einer Koͤnigs-Geſtalt mit einer Krone; Dieſem gaben die andern alle ihre Haͤnde mit gebogenen Knien; derſelbe ſetzte
ſich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1160"n="4"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ADDITAMENTA</hi></hi></fw><lb/><cb/>
dine Mit-Erven nicht/ als duße/ ſo plotzlich vor-<lb/>
derven/ ſondern unſern wel ſchwacken Glowen/<lb/>
vorkaldete Leve/ und alle ſuͤndliche Neging<lb/>
doꝛch dinen weꝛdigen hilligen Geiſt ſteꝛcken/ voꝛ-<lb/>
meren und hilligen/ ꝛc.</p><lb/><p>Duth Gebed dede ick mit Thranen/ und lag<lb/>
im Bedde und ſchwetede/ als hedde ich in einer<lb/>
Kopen Waters gelegen/ und do ich alſo tuchte-<lb/>
de an dem Himel/ ſlog dat Fuͤer in de Kammer<lb/>
heninnen/ und Autor mine Sone reep mit lu-<lb/>
der Stemmen up/ und ſchriede/ och Moͤme/ wo<lb/>
heith und lecht is id. Averſt de Moͤme erwacht<lb/>
nicht/ uñ word dußen Geſichte nicht gewar/ hor-<lb/>
de ock dat Schrien des Knapen nicht/ ick horde<lb/>
id averſt wol/ averſt ich konde ohme vor groter<lb/>
Angſt und Bangigheit nicht antworden. Als<lb/>
id averſt Dag word/ fragete ick ohme/ wat he<lb/>
gehoret und geſehen hedde/ do antworde he/ Jch<lb/>
hebbe nichts gehord/ Vader/ ſondern ich ſach<lb/>
ein grot Fuͤer/ dat wolde mick mine Har anſte-<lb/>
cken. Herumme frage ick ohn offte/ op dat ick<lb/>
ohne in der Gedachtnyſſe dußes Geſichts behol-<lb/>
den moge.</p><lb/><p>Um iiij Slege dar na vorſchwand duͤt alles<lb/>
mit einander plotzlicken/ und wort ſehr duͤſter/<lb/>
und gaff einen kleinen Platzregen.</p><lb/><p>Und ich horde eine Stemme/ de ſprack:<lb/>
Schryf duͤt tor Beteringe der Uthverweelden/<lb/>
und thom Schrecken der Gottloſigen/ und<lb/>
Blod-dorſtigen.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#aq">EXPOSITIO VISIONIS<lb/><hirendition="#i">Matthiæ Flacii Illyrici.</hi></hi></head><lb/><p><hirendition="#aq">Accepi tuam Viſionem, mi D. Autor, qvæ vide-<lb/>
tur mihi tres actus continere, videlicet:</hi></p><lb/><list><item><hirendition="#aq">1. Reſtitutionem lucis Evangelicæ, hoc enim<lb/>ſtratam menſam ſignificare arbitror.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">2. Abolitionem ejusdem Evangelii.</hi></item><lb/><item><hirendition="#aq">3. Punitionem impiorum perpetuam.</hi></item></list><lb/><p><hirendition="#aq">Cenſeo autem, te non poſſe pie omittere ejus<lb/>
editionem, nam tibi mandatum eſt, ut eam ſcri-<lb/>
bas. Hoc non tantum ſic intelligitur, ut uni aut<lb/>
alteri amiculo communices, ſed ut toti Eccleſiæ<lb/>
reveles.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">Nec eſt, quod propter nomen Domini Papi-<lb/>ſtarum & falſorum fratrum maledicta defugias.<lb/>
Viden me? qui per orbem terrarum ingratus<lb/>
præceptoribus, & Eccleſiæ Chriſti perturbator<lb/>
audio, idque non ab iis, quorum judicia conte-<lb/>
mnenda ſint, ſicut Papiſtarum, ſed à ſummis &<lb/>
dilectiſſimis. Proinde vide, ne ſub modium lu-<lb/>
cernam colloces, ſed in candelabro, ut omnibus<lb/>
luceat. Ago tibi ſummas gratias pro admoni-<lb/>
tione tua nuper per quendam Scholaſticum ad<lb/>
me miſſa, de ejus editione pro voto tuo ego cu-<lb/>
rabo. Vale.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#g">NOTA:</hi></hi></head><lb/><p>Balde na dußen Geſichte drog ſichs to/ dat<lb/>
Koͤnig <hirendition="#aq">Ferdinandus,</hi> do he beſloten hadde to<lb/>
Treßen/ na Juͤterbock to reiſen/ und dat <hirendition="#aq">Inte-<lb/>
rim</hi> int gantze dutſche Landt to dringen/ und<lb/>
horde dat dar ſulveſt to Juͤterbock de gruſam<lb/>
Peſtilentz regerde/ brack he op under Maltidt/<lb/>
und floge darvan/ als hedde ohne ſampt denen<lb/>
andern Forſten/ ſo aldar by einander weren/<lb/>
helliſch Fuͤer und alle Duͤvele gejaget. <hirendition="#aq">Cogi-<lb/>
ta iſta & recogita.</hi></p><lb/><cb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Hochteutſche Uberſetzung des vorher-<lb/>
gehenden Platt-teutſchen Geſichts/<lb/>
und deſſen Lateiniſcher Auslegung.</hi></hi></p><lb/><p><hirendition="#in">H</hi>Immel.) Und indem ich alſo die <hirendition="#fr">Seyffr<lb/>
(iſt ein unbekandtes Wort)</hi> durchſahe/<lb/>
antwortete der/ der vor mir ſtund/ und ſprach:<lb/>
Geh hinaus/ und ſiehe an den Himmel. Aber<lb/>
ich ſchlugs in den Wind/ und achtets nicht/<lb/>
gieng auch nicht hinaus. Der aber/ der mit<lb/>
mir redete/ ließ nicht ab/ ſondern hielt immer<lb/>
an/ biß ich ihm folgete. Und bin nun bey vierze-<lb/>
hen Tagen her ſchier alle Tage zwey mahl vor<lb/>
die Thuͤre gegangen/ uñ habe ſtets hinauf nach<lb/>
dem Himmel geſehen/ aber am Himmel nichts/<lb/>
denn die gewoͤhnliche Wolcken nach ihrer<lb/>
Schoͤpffung/ ſehen umlauffen/ und gar nichts<lb/>
von Wunderzeichen geſehen und gewahr wor-<lb/>
den. Da gedachte ich/ ſiehe/ es iſt teuffeliſch Ge-<lb/>ſpenſte geweſen/ und durffte es niemand offen-<lb/>
bahren/ gedachte auch mehr nicht daran/ ſon-<lb/>
dern bat GOtt den Allmaͤchtigen/ er wolte mich<lb/>
auch aus der Anfechtung erloͤſen/ etc.</p><lb/><p>Nach etlichen Tagen aber hat es ſich in der<lb/>
Wahrheit eraͤugnet/ das ich zuvor gehoͤret hat-<lb/>
te/ und habe diß nachfolgende Geſicht an dem<lb/>
Himmel geſehen.</p><lb/><p>Den Morgen des ob-beſchriebenen Tages<lb/>
ungefaͤhr ein Viertel vor vier Schlaͤgen/ da ich<lb/>
die gantze Nacht uͤber im andaͤchtigen Gebet<lb/>
und der Predigt gearbeitet hatte/ die ich den fol-<lb/>
genden Morgen dem Volcke nach Chriſtlicher<lb/>
Gewohnheit verkuͤndigte/ und da ich diß Ge-<lb/>ſichte vor der Predigt ſchrifftlich verfaſſet/ war<lb/>
ich willens/ daſſelbige vor dem gantzen Volcke<lb/>
abzuleſen/ aber ich gedachte an meiner Feinde<lb/>
Spotten/ und ließ es nach.</p><lb/><p>Jch ſahe aus dem Schiebe-Fenſter/ das vor<lb/>
meinem Lager iſt/ an den Himmel/ und ſahe ei-<lb/>
nen groſſen koͤſtlichen wohlgeſchmuͤckten Saal/<lb/>
als eines maͤchtigen Koͤniges Gemach. Jn-<lb/>
wendig war derſelbige Saal ſchoͤn geſchmuͤ-<lb/>
cket/ als ſolten Koͤnige und Fuͤrſten darinne ſi-<lb/>
tzen und froͤlich ſeyn; Und es kam ein ſehr lan-<lb/>
ger und groſſer ſchwartz-baͤrtiger Mann hin-<lb/>
ein/ und trug ein Tiſch-Tuch in einer Hand/<lb/>
und in der andern Hand einen Brodt-Korb/<lb/>
deckete die Taffeln/ ſetzete darauff guͤldene Ge-<lb/>
faͤſſe/ mit koͤſtlicher Speiſe und Tranck erfuͤl-<lb/>
let. Dieſem Tiſch-Decker folgete hernach<lb/><hirendition="#fr">ein ſchwartzer Teuffel/</hi> derſelbe ſahe greulich<lb/>
aus/ daß ich mich vor ihm entſetzete/ und nahm<lb/>
und raffte das Tiſch-Lacken mit allem was<lb/>
darauff ſtund zuſammen/ und wurffs zum<lb/>
Fenſter hinaus. Darnach oͤffnete er des<lb/>
Saals Thuͤre/ und ſiehe/ da giengen hinein<lb/><hirendition="#fr">groſſe Hanſen in ſchwartzen ſammeten<lb/>
Roͤcken</hi> und <hirendition="#fr">guͤldenen Stuͤcken;</hi> Etliche un-<lb/>
ter ihnen hatten kurtze <hirendition="#fr">als Polniſche mit<lb/>
Fuͤchſen und Mardern gefuͤtterte Roͤcke</hi><lb/>
an/ etliche aber hatten lange Kleider an biß<lb/>
an die Schuhe/ und alle hatten ſie kohl-ſchwar-<lb/>
tze Angeſichter und brennende Augen/ als waͤ-<lb/>
ren ſie voll hoͤlliſchen Feuers geweſen/ giengen<lb/>
ein wenig ſpatzieren/ ie zwey und zwey mit ein-<lb/>
ander. Darnach <hirendition="#fr">ſpringet einer herein<lb/>
in einer Koͤnigs-Geſtalt mit einer<lb/>
Krone;</hi> Dieſem gaben die andern alle ihre<lb/>
Haͤnde mit gebogenen Knien; derſelbe ſetzte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[4/1160]
ADDITAMENTA
dine Mit-Erven nicht/ als duße/ ſo plotzlich vor-
derven/ ſondern unſern wel ſchwacken Glowen/
vorkaldete Leve/ und alle ſuͤndliche Neging
doꝛch dinen weꝛdigen hilligen Geiſt ſteꝛcken/ voꝛ-
meren und hilligen/ ꝛc.
Duth Gebed dede ick mit Thranen/ und lag
im Bedde und ſchwetede/ als hedde ich in einer
Kopen Waters gelegen/ und do ich alſo tuchte-
de an dem Himel/ ſlog dat Fuͤer in de Kammer
heninnen/ und Autor mine Sone reep mit lu-
der Stemmen up/ und ſchriede/ och Moͤme/ wo
heith und lecht is id. Averſt de Moͤme erwacht
nicht/ uñ word dußen Geſichte nicht gewar/ hor-
de ock dat Schrien des Knapen nicht/ ick horde
id averſt wol/ averſt ich konde ohme vor groter
Angſt und Bangigheit nicht antworden. Als
id averſt Dag word/ fragete ick ohme/ wat he
gehoret und geſehen hedde/ do antworde he/ Jch
hebbe nichts gehord/ Vader/ ſondern ich ſach
ein grot Fuͤer/ dat wolde mick mine Har anſte-
cken. Herumme frage ick ohn offte/ op dat ick
ohne in der Gedachtnyſſe dußes Geſichts behol-
den moge.
Um iiij Slege dar na vorſchwand duͤt alles
mit einander plotzlicken/ und wort ſehr duͤſter/
und gaff einen kleinen Platzregen.
Und ich horde eine Stemme/ de ſprack:
Schryf duͤt tor Beteringe der Uthverweelden/
und thom Schrecken der Gottloſigen/ und
Blod-dorſtigen.
EXPOSITIO VISIONIS
Matthiæ Flacii Illyrici.
Accepi tuam Viſionem, mi D. Autor, qvæ vide-
tur mihi tres actus continere, videlicet:
1. Reſtitutionem lucis Evangelicæ, hoc enim
ſtratam menſam ſignificare arbitror.
2. Abolitionem ejusdem Evangelii.
3. Punitionem impiorum perpetuam.
Cenſeo autem, te non poſſe pie omittere ejus
editionem, nam tibi mandatum eſt, ut eam ſcri-
bas. Hoc non tantum ſic intelligitur, ut uni aut
alteri amiculo communices, ſed ut toti Eccleſiæ
reveles.
Nec eſt, quod propter nomen Domini Papi-
ſtarum & falſorum fratrum maledicta defugias.
Viden me? qui per orbem terrarum ingratus
præceptoribus, & Eccleſiæ Chriſti perturbator
audio, idque non ab iis, quorum judicia conte-
mnenda ſint, ſicut Papiſtarum, ſed à ſummis &
dilectiſſimis. Proinde vide, ne ſub modium lu-
cernam colloces, ſed in candelabro, ut omnibus
luceat. Ago tibi ſummas gratias pro admoni-
tione tua nuper per quendam Scholaſticum ad
me miſſa, de ejus editione pro voto tuo ego cu-
rabo. Vale.
NOTA:
Balde na dußen Geſichte drog ſichs to/ dat
Koͤnig Ferdinandus, do he beſloten hadde to
Treßen/ na Juͤterbock to reiſen/ und dat Inte-
rim int gantze dutſche Landt to dringen/ und
horde dat dar ſulveſt to Juͤterbock de gruſam
Peſtilentz regerde/ brack he op under Maltidt/
und floge darvan/ als hedde ohne ſampt denen
andern Forſten/ ſo aldar by einander weren/
helliſch Fuͤer und alle Duͤvele gejaget. Cogi-
ta iſta & recogita.
Hochteutſche Uberſetzung des vorher-
gehenden Platt-teutſchen Geſichts/
und deſſen Lateiniſcher Auslegung.
HImmel.) Und indem ich alſo die Seyffr
(iſt ein unbekandtes Wort) durchſahe/
antwortete der/ der vor mir ſtund/ und ſprach:
Geh hinaus/ und ſiehe an den Himmel. Aber
ich ſchlugs in den Wind/ und achtets nicht/
gieng auch nicht hinaus. Der aber/ der mit
mir redete/ ließ nicht ab/ ſondern hielt immer
an/ biß ich ihm folgete. Und bin nun bey vierze-
hen Tagen her ſchier alle Tage zwey mahl vor
die Thuͤre gegangen/ uñ habe ſtets hinauf nach
dem Himmel geſehen/ aber am Himmel nichts/
denn die gewoͤhnliche Wolcken nach ihrer
Schoͤpffung/ ſehen umlauffen/ und gar nichts
von Wunderzeichen geſehen und gewahr wor-
den. Da gedachte ich/ ſiehe/ es iſt teuffeliſch Ge-
ſpenſte geweſen/ und durffte es niemand offen-
bahren/ gedachte auch mehr nicht daran/ ſon-
dern bat GOtt den Allmaͤchtigen/ er wolte mich
auch aus der Anfechtung erloͤſen/ etc.
Nach etlichen Tagen aber hat es ſich in der
Wahrheit eraͤugnet/ das ich zuvor gehoͤret hat-
te/ und habe diß nachfolgende Geſicht an dem
Himmel geſehen.
Den Morgen des ob-beſchriebenen Tages
ungefaͤhr ein Viertel vor vier Schlaͤgen/ da ich
die gantze Nacht uͤber im andaͤchtigen Gebet
und der Predigt gearbeitet hatte/ die ich den fol-
genden Morgen dem Volcke nach Chriſtlicher
Gewohnheit verkuͤndigte/ und da ich diß Ge-
ſichte vor der Predigt ſchrifftlich verfaſſet/ war
ich willens/ daſſelbige vor dem gantzen Volcke
abzuleſen/ aber ich gedachte an meiner Feinde
Spotten/ und ließ es nach.
Jch ſahe aus dem Schiebe-Fenſter/ das vor
meinem Lager iſt/ an den Himmel/ und ſahe ei-
nen groſſen koͤſtlichen wohlgeſchmuͤckten Saal/
als eines maͤchtigen Koͤniges Gemach. Jn-
wendig war derſelbige Saal ſchoͤn geſchmuͤ-
cket/ als ſolten Koͤnige und Fuͤrſten darinne ſi-
tzen und froͤlich ſeyn; Und es kam ein ſehr lan-
ger und groſſer ſchwartz-baͤrtiger Mann hin-
ein/ und trug ein Tiſch-Tuch in einer Hand/
und in der andern Hand einen Brodt-Korb/
deckete die Taffeln/ ſetzete darauff guͤldene Ge-
faͤſſe/ mit koͤſtlicher Speiſe und Tranck erfuͤl-
let. Dieſem Tiſch-Decker folgete hernach
ein ſchwartzer Teuffel/ derſelbe ſahe greulich
aus/ daß ich mich vor ihm entſetzete/ und nahm
und raffte das Tiſch-Lacken mit allem was
darauff ſtund zuſammen/ und wurffs zum
Fenſter hinaus. Darnach oͤffnete er des
Saals Thuͤre/ und ſiehe/ da giengen hinein
groſſe Hanſen in ſchwartzen ſammeten
Roͤcken und guͤldenen Stuͤcken; Etliche un-
ter ihnen hatten kurtze als Polniſche mit
Fuͤchſen und Mardern gefuͤtterte Roͤcke
an/ etliche aber hatten lange Kleider an biß
an die Schuhe/ und alle hatten ſie kohl-ſchwar-
tze Angeſichter und brennende Augen/ als waͤ-
ren ſie voll hoͤlliſchen Feuers geweſen/ giengen
ein wenig ſpatzieren/ ie zwey und zwey mit ein-
ander. Darnach ſpringet einer herein
in einer Koͤnigs-Geſtalt mit einer
Krone; Dieſem gaben die andern alle ihre
Haͤnde mit gebogenen Knien; derſelbe ſetzte
ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1160>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.