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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] in die gröste Absurda, indem er asserirte/ als
wann der Teuffel/ ob er schon ein Geist wäre/
mit einer eisern ketten könte gebunden werden/
implicirte/ bald distinguirte inter visionem, &
visionis significationem,
bald vorgab/ wann
der Teuffel als ein Teuffel gebunden wäre/ so
müste er absolute gebunden seyn/ bald die sen-
sus Scripturae confundir
te/ und viel umschweif-
fens machte/ biß er endlich gestehen muste/
was durch des Satans binden angedeutet
würde/ das würde Verbis figuratis proponirt.
Nachdem er nun hierauff duplicem Resurre-
ctionem mortuorum proprie sic dictam urgir
te/
und ihm abermals das Gegentheil auß dem
Text selbst dargethan/ auch auß dem gantzen
Cap. angeführet ward/ wie eines und das an-
dere/ darauff er sich gründete/ nicht nach dem
Litera könte verstanden werden/ mit begeh-
ren/ das Gegentheil darzu thun/ gab er zur ant-
wort; das hätte GOtt noch nicht offenbah-
ret. Und als ihm unter andern/ data occasio-
ne
vorgehalten ward/ daß er der Calvinischen
Lehrer in seinem problemate so rühmlich erweh-
net/ und sie Pientissimos genennet/ wolte er
es mit unterschiedlichen außflüchten ent-
schuldigen/ und sagte unter andern/ daß sie Hr.
Lutherus vor brüder angenommen hätte/ aus-
ser dem Loco de Coena S. da ihm darauff aber-
mal die nothdurfft vorgehalten wurde/ bezoge
er sich auff das/ was er in seinem letztern Schrei-
ben an das Fürstliche Consistorium halt end/
angeführet/ nemlich daß er um gnädige Dimis-
sion
wegen seines ampts anhalten müste/ wo
man mit seiner Erklährung nicht wolte befrie-
diget seyn.

Am 28. Novemb. ward in der handlung fort-
gefahren/ und weil man ihn Seidenbechern
vorher fragte/ ob er mit der gegebenen Expli-
cation
des Loci Apocalyptici zufrieden ware/
und er darauff antwortete: Wann er solche an-
nehmen müste/ so geschehe es propter autorita-
tem humanam
darum/ weil ihn die Lutherische
Kirche also erklärete/ dann die vorgebrachte
Argumenta convincirten ihn noch nicht/ so
ward von ihm begehrt/ seine vermeynte grün-
de ferner vorzubringen/ worauff er abermals
repetirt/ daß das angezogene Cap. 20. secun-
dum literam
zu verstehen wäre/ weil er nichts
sehe/ das ihn darvon abtriebe. Versuchte sich
darauff an einem argument, auff welches er den
vorigen Tag nicht ein wort/ ob er sich schon
lang gnug bedacht/ geantwortet/ und wolte
zeigen/ daß es in tertia figura und vitiosum
in forma
wäre/ da es doch in secunda figura
war/ und er hernach selber bekennen muste/ op-
ponir
te darauff dieses argument: Resurrectio
Spiritualis est hominum in terra viventium: Re-
surrectio prima non est dominum in terra vi-
ventium E.
Dieweil ihm aber solches leichter/
als er ihm eingebildet hatte/ solviret und son-
sten mit solchem Grund begegnet ward/ daß er
nicht fortkommen konte/ überreichte er nicht
ohne anzeigung eines ziemlichen unmuths eine
gedruckte Schrifft/ welche hier Lit. A. Num. 1.
zu befinden/ und begehrte/ man wolle nach der-
selben meynung mit ihm in Schrifften handeln/
weil der modus conferendi per discursum darin
[Spaltenumbruch] improbirt und ihm nicht beliebig wäre; Als ihm
aber der unfug seines Suchens remonstrirt
ward/ ließ er sich herauß/ er bliebe darbey/
weil er sich sonsten nicht finden konte/ und ihm
seine dubia durch die conferenz noch nicht ge-
nommen wären. Wann der von ihm vorge-
schlagene modus nicht beliebt würde/ so könte
er nichts weiter sagen/ er hielte unterdessen sei-
ne Opinion noch zur zeit für die reine warheit/
biß ihm ein anders gewiesen w[u]rde/ und das
wolle er für GOtt und der Landes-Fürstlichen
Obrigkeit reden/ ob er schon so weit gebracht/
daß er auff die Argumenta nicht respondiren
können/ wie er denn gestanden/ daß er externe
convincirt
worden/ so spürte er doch den effect
in seinem Gewissen nicht/ und wolle weiter nach-
dencken/ daher er wider sein Gewissen [r]edete/
wenn er sagete/ er wäre convictus, er hoffe/
man werde ihn darbey lassen/ und nicht w[e]iter
in sein Gewissen dringen/ damit es nicht das
ansehen gewinne/ als solte er in gratiam ho-
minum
und auff der Papisten art glauben/
was die Kirche glaubete/ er hätte es ohne
das in respectum Consistorii moderiret/ damit
er nicht pro contumace & perfrictae frontis ho-
mine
gehalten würde/ einem andern wolte er wol
anders geantwortet haben. Ob er nun wol
hierbey weiter erinnert wurde/ ob er noch eines
und das andere für seine meynung anzuführen
hätte/ so hat er sich doch weiter nicht einlassen
wollen/ ohne daß er noch beyläufftig den Lo-
cum
Matth. 5/ 5. auff seine meynung gezogen/
und als darbey unter andern Herrn Lutheri
glossa marginalis
angeführet ward/ sagte er/ es
wäre Autoritas humana, welcher er Autoritatem
der alten Patrum entgegen setzen könte/ dieweil
ihm aber bald weiter antwort auß dem Text
selber gegeben ward/ schwiege er still/ und kam
endlich weiter auff sein [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] welches er also ur-
gir
te/ daß er sagte: Der HErr rede es/ darum
könte er darvon mit gutem gewissen nicht
weichen.

Weil man dann auß der jetzigen action, und
was dabey in viel wege vorgelauffen/ so viel ver-
spühret/ daß er viel contumacior gewesen/ als
in der ersten Handlung/ und gegen ihn mit kei-
ner Information wie gründlich und deutlich sie
auch mit aller Sanfftmuth und Bescheidenheit
geschehen/ ichtwas außzurichten gewesen/ so
hat man billich angestanden/ mehr zeit und
worte vergeblich zu verlieren/ zumaln er
begehret/ man solle nicht mehr in ihn dringen/
und dannenhero die Handlung beschlossen.
Dieweil aber vor nöthig befunden worden/
über etliche puncta/ auff welchen der Sachen
Außschlag und endliche Verordnung bestehet/
massen die Herrn Theologi zu Jena solche in ih-
rem bedencken an die hand gegeben/ seine richti-
ge und categorische erklärung zu erfordern/
als sind dieselben/ wie sie beygefügt Lit. B.
Num.
2. zu befinden/ auffgesetzet/ und ihm
schrifftlich noch selbigen Abend zur beantwor-
tung zugesendet worden/ mit Erinnerung/
daß er candide und wie in solchen Fällen
nach Gottes Wort zu verfahren/ richtig und
ohne gefehrde antworten wolle.

Nach-

Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers.
[Spaltenumbruch] in die groͤſte Abſurda, indem er aſſerirte/ als
wann der Teuffel/ ob er ſchon ein Geiſt waͤre/
mit einer eiſern ketten koͤnte gebunden werden/
implicirte/ bald diſtinguirte inter viſionem, &
viſionis ſignificationem,
bald vorgab/ wann
der Teuffel als ein Teuffel gebunden waͤre/ ſo
muͤſte er abſolutè gebunden ſeyn/ bald die ſen-
ſus Scripturæ confundir
te/ und viel umſchweif-
fens machte/ biß er endlich geſtehen muſte/
was durch des Satans binden angedeutet
wuͤrde/ das wuͤrde Verbis figuratis proponirt.
Nachdem er nun hierauff duplicem Reſurre-
ctionem mortuorum propriè ſic dictam urgir
te/
und ihm abermals das Gegentheil auß dem
Text ſelbſt dargethan/ auch auß dem gantzen
Cap. angefuͤhret ward/ wie eines und das an-
dere/ darauff er ſich gruͤndete/ nicht nach dem
Litera koͤnte verſtanden werden/ mit begeh-
ren/ das Gegentheil darzu thun/ gab er zur ant-
wort; das haͤtte GOtt noch nicht offenbah-
ret. Und als ihm unter andern/ data occaſio-
ne
vorgehalten ward/ daß er der Calviniſchen
Lehrer in ſeinem problemate ſo ruͤhmlich erweh-
net/ und ſie Pientiſſimos genennet/ wolte er
es mit unterſchiedlichen außfluͤchten ent-
ſchuldigen/ und ſagte unter andern/ daß ſie Hr.
Lutherus vor bruͤder angenommen haͤtte/ auſ-
ſer dem Loco de Cœna S. da ihm darauff aber-
mal die nothdurfft vorgehalten wurde/ bezoge
er ſich auff das/ was er in ſeinem letztern Schrei-
ben an das Fuͤrſtliche Conſiſtorium halt end/
angefuͤhret/ nemlich daß er um gnaͤdige Dimiſ-
ſion
wegen ſeines ampts anhalten muͤſte/ wo
man mit ſeiner Erklaͤhrung nicht wolte befrie-
diget ſeyn.

Am 28. Novemb. ward in der handlung fort-
gefahren/ und weil man ihn Seidenbechern
vorher fragte/ ob er mit der gegebenen Expli-
cation
des Loci Apocalyptici zufrieden ware/
und er darauff antwortete: Wann er ſolche an-
nehmen muͤſte/ ſo geſchehe es propter autorita-
tem humanam
darum/ weil ihn die Lutheriſche
Kirche alſo erklaͤrete/ dann die vorgebrachte
Argumenta convincirten ihn noch nicht/ ſo
ward von ihm begehrt/ ſeine vermeynte gruͤn-
de ferner vorzubringen/ worauff er abermals
repetirt/ daß das angezogene Cap. 20. ſecun-
dùm literam
zu verſtehen waͤre/ weil er nichts
ſehe/ das ihn darvon abtriebe. Verſuchte ſich
darauff an einem argument, auff welches er den
vorigen Tag nicht ein wort/ ob er ſich ſchon
lang gnug bedacht/ geantwortet/ und wolte
zeigen/ daß es in tertia figura und vitioſum
in forma
waͤre/ da es doch in ſecunda figura
war/ und er hernach ſelber bekennen muſte/ op-
ponir
te darauff dieſes argument: Reſurrectio
Spiritualis eſt hominum in terra viventium: Re-
ſurrectio prima non eſt dominum in terra vi-
ventium E.
Dieweil ihm aber ſolches leichter/
als er ihm eingebildet hatte/ ſolviret und ſon-
ſten mit ſolchem Grund begegnet ward/ daß er
nicht fortkommen konte/ uͤberreichte er nicht
ohne anzeigung eines ziemlichen unmuths eine
gedruckte Schrifft/ welche hier Lit. A. Num. 1.
zu befinden/ und begehrte/ man wolle nach der-
ſelben meynung mit ihm in Schrifften handeln/
weil der modus conferendi per diſcurſum darin
[Spaltenumbruch] improbirt und ihm nicht beliebig waͤre; Als ihm
aber der unfug ſeines Suchens remonſtrirt
ward/ ließ er ſich herauß/ er bliebe darbey/
weil er ſich ſonſten nicht finden konte/ und ihm
ſeine dubia durch die conferenz noch nicht ge-
nommen waͤren. Wann der von ihm vorge-
ſchlagene modus nicht beliebt wuͤrde/ ſo koͤnte
er nichts weiter ſagen/ er hielte unterdeſſen ſei-
ne Opinion noch zur zeit fuͤr die reine warheit/
biß ihm ein anders gewieſen w[u]rde/ und das
wolle er fuͤr GOtt und der Landes-Fuͤrſtlichen
Obrigkeit reden/ ob er ſchon ſo weit gebracht/
daß er auff die Argumenta nicht reſpondiren
koͤnnen/ wie er denn geſtanden/ daß er externè
convincirt
worden/ ſo ſpuͤrte er doch den effect
in ſeinem Gewiſſen nicht/ und wolle weiter nach-
dencken/ daher er wider ſein Gewiſſen [r]edete/
wenn er ſagete/ er waͤre convictus, er hoffe/
man werde ihn darbey laſſen/ und nicht w[e]iter
in ſein Gewiſſen dringen/ damit es nicht das
anſehen gewinne/ als ſolte er in gratiam ho-
minum
und auff der Papiſten art glauben/
was die Kirche glaubete/ er haͤtte es ohne
das in reſpectum Conſiſtorii moderiret/ damit
er nicht pro contumace & perfrictæ frontis ho-
mine
gehalten wuͤrde/ einem andern wolte er wol
anders geantwortet haben. Ob er nun wol
hierbey weiter erinnert wurde/ ob er noch eines
und das andere fuͤr ſeine meynung anzufuͤhren
haͤtte/ ſo hat er ſich doch weiter nicht einlaſſen
wollen/ ohne daß er noch beylaͤufftig den Lo-
cum
Matth. 5/ 5. auff ſeine meynung gezogen/
und als darbey unter andern Herrn Lutheri
gloſſa marginalis
angefuͤhret ward/ ſagte er/ es
waͤre Autoritas humana, welcher er Autoritatem
der alten Patrum entgegen ſetzen koͤnte/ dieweil
ihm aber bald weiter antwort auß dem Text
ſelber gegeben ward/ ſchwiege er ſtill/ und kam
endlich weiter auff ſein [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] welches er alſo ur-
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te/ daß er ſagte: Der HErr rede es/ darum
koͤnte er darvon mit gutem gewiſſen nicht
weichen.

Weil man dann auß der jetzigen action, und
was dabey in viel wege vorgelauffen/ ſo viel ver-
ſpuͤhret/ daß er viel contumacior geweſen/ als
in der erſten Handlung/ und gegen ihn mit kei-
ner Information wie gruͤndlich und deutlich ſie
auch mit aller Sanfftmuth und Beſcheidenheit
geſchehen/ ichtwas außzurichten geweſen/ ſo
hat man billich angeſtanden/ mehr zeit und
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begehret/ man ſolle nicht mehr in ihn dringen/
und dannenhero die Handlung beſchloſſen.
Dieweil aber vor noͤthig befunden worden/
uͤber etliche puncta/ auff welchen der Sachen
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maſſen die Herrn Theologi zu Jena ſolche in ih-
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Num.
2. zu befinden/ auffgeſetzet/ und ihm
ſchrifftlich noch ſelbigen Abend zur beantwor-
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ohne gefehrde antworten wolle.

Nach-
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[842/1150] Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. in die groͤſte Abſurda, indem er aſſerirte/ als wann der Teuffel/ ob er ſchon ein Geiſt waͤre/ mit einer eiſern ketten koͤnte gebunden werden/ implicirte/ bald diſtinguirte inter viſionem, & viſionis ſignificationem, bald vorgab/ wann der Teuffel als ein Teuffel gebunden waͤre/ ſo muͤſte er abſolutè gebunden ſeyn/ bald die ſen- ſus Scripturæ confundirte/ und viel umſchweif- fens machte/ biß er endlich geſtehen muſte/ was durch des Satans binden angedeutet wuͤrde/ das wuͤrde Verbis figuratis proponirt. Nachdem er nun hierauff duplicem Reſurre- ctionem mortuorum propriè ſic dictam urgirte/ und ihm abermals das Gegentheil auß dem Text ſelbſt dargethan/ auch auß dem gantzen Cap. angefuͤhret ward/ wie eines und das an- dere/ darauff er ſich gruͤndete/ nicht nach dem Litera koͤnte verſtanden werden/ mit begeh- ren/ das Gegentheil darzu thun/ gab er zur ant- wort; das haͤtte GOtt noch nicht offenbah- ret. Und als ihm unter andern/ data occaſio- ne vorgehalten ward/ daß er der Calviniſchen Lehrer in ſeinem problemate ſo ruͤhmlich erweh- net/ und ſie Pientiſſimos genennet/ wolte er es mit unterſchiedlichen außfluͤchten ent- ſchuldigen/ und ſagte unter andern/ daß ſie Hr. Lutherus vor bruͤder angenommen haͤtte/ auſ- ſer dem Loco de Cœna S. da ihm darauff aber- mal die nothdurfft vorgehalten wurde/ bezoge er ſich auff das/ was er in ſeinem letztern Schrei- ben an das Fuͤrſtliche Conſiſtorium halt end/ angefuͤhret/ nemlich daß er um gnaͤdige Dimiſ- ſion wegen ſeines ampts anhalten muͤſte/ wo man mit ſeiner Erklaͤhrung nicht wolte befrie- diget ſeyn. Am 28. Novemb. ward in der handlung fort- gefahren/ und weil man ihn Seidenbechern vorher fragte/ ob er mit der gegebenen Expli- cation des Loci Apocalyptici zufrieden ware/ und er darauff antwortete: Wann er ſolche an- nehmen muͤſte/ ſo geſchehe es propter autorita- tem humanam darum/ weil ihn die Lutheriſche Kirche alſo erklaͤrete/ dann die vorgebrachte Argumenta convincirten ihn noch nicht/ ſo ward von ihm begehrt/ ſeine vermeynte gruͤn- de ferner vorzubringen/ worauff er abermals repetirt/ daß das angezogene Cap. 20. ſecun- dùm literam zu verſtehen waͤre/ weil er nichts ſehe/ das ihn darvon abtriebe. Verſuchte ſich darauff an einem argument, auff welches er den vorigen Tag nicht ein wort/ ob er ſich ſchon lang gnug bedacht/ geantwortet/ und wolte zeigen/ daß es in tertia figura und vitioſum in forma waͤre/ da es doch in ſecunda figura war/ und er hernach ſelber bekennen muſte/ op- ponirte darauff dieſes argument: Reſurrectio Spiritualis eſt hominum in terra viventium: Re- ſurrectio prima non eſt dominum in terra vi- ventium E. Dieweil ihm aber ſolches leichter/ als er ihm eingebildet hatte/ ſolviret und ſon- ſten mit ſolchem Grund begegnet ward/ daß er nicht fortkommen konte/ uͤberreichte er nicht ohne anzeigung eines ziemlichen unmuths eine gedruckte Schrifft/ welche hier Lit. A. Num. 1. zu befinden/ und begehrte/ man wolle nach der- ſelben meynung mit ihm in Schrifften handeln/ weil der modus conferendi per diſcurſum darin improbirt und ihm nicht beliebig waͤre; Als ihm aber der unfug ſeines Suchens remonſtrirt ward/ ließ er ſich herauß/ er bliebe darbey/ weil er ſich ſonſten nicht finden konte/ und ihm ſeine dubia durch die conferenz noch nicht ge- nommen waͤren. Wann der von ihm vorge- ſchlagene modus nicht beliebt wuͤrde/ ſo koͤnte er nichts weiter ſagen/ er hielte unterdeſſen ſei- ne Opinion noch zur zeit fuͤr die reine warheit/ biß ihm ein anders gewieſen wurde/ und das wolle er fuͤr GOtt und der Landes-Fuͤrſtlichen Obrigkeit reden/ ob er ſchon ſo weit gebracht/ daß er auff die Argumenta nicht reſpondiren koͤnnen/ wie er denn geſtanden/ daß er externè convincirt worden/ ſo ſpuͤrte er doch den effect in ſeinem Gewiſſen nicht/ und wolle weiter nach- dencken/ daher er wider ſein Gewiſſen redete/ wenn er ſagete/ er waͤre convictus, er hoffe/ man werde ihn darbey laſſen/ und nicht weiter in ſein Gewiſſen dringen/ damit es nicht das anſehen gewinne/ als ſolte er in gratiam ho- minum und auff der Papiſten art glauben/ was die Kirche glaubete/ er haͤtte es ohne das in reſpectum Conſiſtorii moderiret/ damit er nicht pro contumace & perfrictæ frontis ho- mine gehalten wuͤrde/ einem andern wolte er wol anders geantwortet haben. Ob er nun wol hierbey weiter erinnert wurde/ ob er noch eines und das andere fuͤr ſeine meynung anzufuͤhren haͤtte/ ſo hat er ſich doch weiter nicht einlaſſen wollen/ ohne daß er noch beylaͤufftig den Lo- cum Matth. 5/ 5. auff ſeine meynung gezogen/ und als darbey unter andern Herrn Lutheri gloſſa marginalis angefuͤhret ward/ ſagte er/ es waͤre Autoritas humana, welcher er Autoritatem der alten Patrum entgegen ſetzen koͤnte/ dieweil ihm aber bald weiter antwort auß dem Text ſelber gegeben ward/ ſchwiege er ſtill/ und kam endlich weiter auff ſein _ welches er alſo ur- girte/ daß er ſagte: Der HErr rede es/ darum koͤnte er darvon mit gutem gewiſſen nicht weichen. Weil man dann auß der jetzigen action, und was dabey in viel wege vorgelauffen/ ſo viel ver- ſpuͤhret/ daß er viel contumacior geweſen/ als in der erſten Handlung/ und gegen ihn mit kei- ner Information wie gruͤndlich und deutlich ſie auch mit aller Sanfftmuth und Beſcheidenheit geſchehen/ ichtwas außzurichten geweſen/ ſo hat man billich angeſtanden/ mehr zeit und worte vergeblich zu verlieren/ zumaln er begehret/ man ſolle nicht mehr in ihn dringen/ und dannenhero die Handlung beſchloſſen. Dieweil aber vor noͤthig befunden worden/ uͤber etliche puncta/ auff welchen der Sachen Außſchlag und endliche Verordnung beſtehet/ maſſen die Herrn Theologi zu Jena ſolche in ih- rem bedencken an die hand gegeben/ ſeine richti- ge und categoriſche erklaͤrung zu erfordern/ als ſind dieſelben/ wie ſie beygefuͤgt Lit. B. Num. 2. zu befinden/ auffgeſetzet/ und ihm ſchrifftlich noch ſelbigen Abend zur beantwor- tung zugeſendet worden/ mit Erinnerung/ daß er candidè und wie in ſolchen Faͤllen nach Gottes Wort zu verfahren/ richtig und ohne gefehrde antworten wolle. Nach-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1150>, abgerufen am 22.12.2024.