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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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des heutigen zustandes in der kirchen.
[Spaltenumbruch] und Apostostolische gemüths-und lebens-lau-
terkeit umgegangen sind/ urtheilen/ und das
verborgene der menschen richten wil/ krafft des
Evangelii Pauli/ Rom. 2. Das verborgene
ist der grund und preiß der wercke und früch-
te. Die welt ist an sich eine nacht und unfä-
hig/ religions-scheine durchzustrahlen/ und
den innwendigen grund von dem auswendi-
gen scheine zu unterscheiden/ oder zu verglei-
chen und auszurechnen/ ob der mensch nach
proportion des auswendigen genung inwendi-
ges habe. Gottes tag und sonne aber vermag sol-
che entdeckung und unterscheidung. Die sonne
sind die gerechten und heiligen. Matth. 13. 43.
Der tag ist die übrige creatur/ so licht wird
von denen erstlingen des Geistes/ Rom. 8. 20.

XXXII. Eine warheit ist jetzo sonder-
lich hauptnöthig/ nemlich/ daß keiner mit und
vor Christi reich öffentlich eyfern und käm-
pfen soll/ als nur der/ welcher

1. Mit denen aposteln seiner gantzen na-
türlich- | oder weltlichen regenten-kriegs-kir-
chen-und ehe-und haus-standes belustigung/
gemächligkeiten selbst-liebe und beeyferung
würcklich verläugnet hat (und eben so ein
jeglicher in seinem ledigen stande) und darinn
nicht eingeflochten ist/ sondern nur Chri-
sti
auswendiger und innwendiger unsträff-
lichkeit nachspühret/ mit gäntzlicher auffhe-
bung sein selbst: Weil die vorstellung eines
krieges-mannes/ der sich aller dinge enthält/
1. Cor. 9. 2. Tim. 2. sammt der würcklichen
verläugnung hauses/ weibes/ kinder/ eltern/
eigenthums/ vatterlandes/ verwandten und
dergleichen/ krafft Matthäi c. 19. v. 27. 28.
29. würcklich an denen aposteln und aposto-
lischen männern/ mit denen das reich Chri-
sti
als durchbrechern und pfeilern in und durch
die welt siegete und bestund/ erfüllet ward/
indem ihnen das haben und nicht-haben
gleich seyn muste. 1. Cor. 7. v. 29. 30. 31.

2. Er muß geübet seyn/ krafft langer gött-
licher und christlicher züchtigung/ in der äus-
sern natur/ conversation und humor der men-
schen bey vorfallenden gegen-sätzen billig/
sanfftmüthig und leidsam/ und nur in unver-
weslichen warheits-und gerechtigkeits-kräff-
ten und beeyferungen/ die sich nicht in den af-
fect
des fleisches und blutes setzen/ starck und
gewiß zu seyn; und ist also die zweyte erfode-
rung kürtzlich/ nicht nur wie in der ersten den
natürlichen menschen und staat/ sondern vor-
nemlich den seligten oder thierischen religions-
affecten-
menschen/ der sich wie ein Antichrist
in den tempel Gottes gesetzet hat/ zu überwin-
den/ creutzigen/ tödten und begraben.

3. Er muß auch vor der ausführung des
geistlichen menschen in seine himmlische kriegs-
bedienung nach der tauff erklärung und ein-
schreibung mit Christo/ Paulo/ Mose/ David/
Elia und andern haupt-werck-zeugen in die
wüste der äusseren und inneren entfernung von
natürlicher und selichter menschen reden/ ge-
niessungen/ verbindungen/ umgängen und
partheiligkeiten geheiliget/ das ist/ abgeson-
dert/ und zu unüberwindlichrr enthaltsamkeit
oder mässigkeit eingeweihet und gehärtet seyn;
und kürtzlich: Er muß/ wann er redet/ oder
disputiret/ allbereit in der erfüllung und that
dessen stehen.

[Spaltenumbruch]

4. Er muß entweder von einer durch alle
zeiten continuirten/ und niemals unterbroche-
nen Jsraelitischen christlichen policey-gesetzes-
und geschlechts-fortsetzung und ordre depen-
di
ren/ oder feste klare unuberwindliche grün-
de seiner sendung und bedienung aus dem
gantzen prophetischen wort haben von samm-
lung aller christlichen und wahren Jsraeliti-
schen überbleibsal/ und von wiedereinrichtung
des verfallenen priester- und lehr-standes/ nicht
wieder auf die vorige Ephräimische und Siloi-
sche/ oder auch Saulitische salbung und policey/
sondern auff die Sionitische und Davidische.

5. Er muß den Geist der weißheit und des
verständnüsses haben/ zur öffnung aller schöpf-
fungen/ wege/ gerichte/ geheimnüssen/ ewig-
keiten/ fortgänge und ordnungen des reichs
Gottes/ vornemlich zu unterscheiden nicht al-
lein den sinn des gantzen gesetzes und worts/
sondern für allen/ was vor eine veränderung/
versetzung und bewegung im himmel und er-
den in der religion und welt/ vorgehe/ wann
der abfall der welt und kirche mit seiner straffe
vollendet wird/ und der lohn der frommen ei-
nen neuen himmel und eine neue erde erfodert.

6. Er muß im geist des raths und der krafft/
mit dem trieb und nachdruck aller wunder/
und ausführungen und schöpffungen und be-
wegungen Gottes und seines Christi vereini-
get und gleichsam vermählet und beerbet seyn/
wie David sagt Ps. 119. HErr/ ich habe
deine zeugnüsse/ deine gerichte/ deine satzun-
gen ererbet/ sie sind in ewigkeit mein; wie dann
um Davids halben gesagt wird/ Ps. 76. Gott
ist in Juda bekant; und folglich Mich. 4.
Lasset uns eylen zum berge Zion/ daß sie uns
allda lehren die wege und rechte des Gottes
Jacob; und hernach Joh. 4. 22. Wir be-
ten an was wir wissen/ weil das heil aus den
Juden ist; und Act. 13. 34. Jch wil euch-
geben die getreuen heiligkeiten Davids aus
Jes. 55. 3. Ja so gar Apoc. 3. in Philadel-
phia wird es der öffnende und zuschliessende
schlüssel Davids genannt/ mit der gleichheit
der 24. zahl-ordnungen des königl. priester-
thums der eltesten Apoc. 4. nach 1. Par. 24. 25.

7. Er muß an keiner secte/ eintzeler versamm-
lung/ einzeln stamm/ Ceremonie, volck und leh-
re/ worinnen er gebohren/ aufferzogen und er-
halten worden/ mit seiner lehr und seligkeit
allein kleben/ sondern mit David/ Christo/ A-
braham/ Paulo und den Aposteln anderwärts/
wo kein tempel und Priester und gesetz ist/ grös-
sern glauben finden und preisen/ als jemals in J-
srael/ wie Christus vom Capernaitischen haupt-
mann saget/ wie auch von denen/ welche von al-
len Quartiren der welt kommende mit Abraham/
Jsaac und Jacob werden zu tische sitzen/ da
hingegen die kinder des reichs werden ausge-
stossen werden; welches/ wie es vormals im
particuliren vorbilde von den Jüden gesagt
wird/ als geht es nun die Christen an.

XXXIII. Wer nicht in solchen 7. eigenschaff-
ten allbereit in der zeit/ da er vom sacramenten/
ceremonien/ religions-artickeln/ und kirchen-re-
gierungen und versammlungen/ oder auch von an-
dern neuen sätzen und meynungen reden/ schrei-
ben oder anordnung thun/ oder davon eyfern
wil/ mit mir die sache angreifft/ der ist schon wi-
derlegt von sich selbst und seinem richter. Wer

aber

des heutigen zuſtandes in der kirchen.
[Spaltenumbruch] und Apoſtoſtoliſche gemuͤths-und lebens-lau-
terkeit umgegangen ſind/ urtheilen/ und das
verborgene der menſchen richten wil/ krafft des
Evangelii Pauli/ Rom. 2. Das verborgene
iſt der grund und preiß der wercke und fruͤch-
te. Die welt iſt an ſich eine nacht und unfaͤ-
hig/ religions-ſcheine durchzuſtrahlen/ und
den innwendigen grund von dem auswendi-
gen ſcheine zu unterſcheiden/ oder zu verglei-
chen und auszurechnen/ ob der menſch nach
proportion des auswendigẽ genung inwendi-
ges habe. Gottes tag uñ ſonne abeꝛ veꝛmag ſol-
che entdeckung und unterſcheidung. Die ſonne
ſind die gerechten uñ heiligen. Matth. 13. 43.
Der tag iſt die uͤbrige creatur/ ſo licht wird
von denen erſtlingen des Geiſtes/ Rom. 8. 20.

XXXII. Eine warheit iſt jetzo ſonder-
lich hauptnoͤthig/ nemlich/ daß keiner mit und
vor Chriſti reich oͤffentlich eyfern und kaͤm-
pfen ſoll/ als nur der/ welcher

1. Mit denen apoſteln ſeiner gantzen na-
tuͤrlich- | oder weltlichen regenten-kriegs-kir-
chen-und ehe-und haus-ſtandes beluſtigung/
gemaͤchligkeiten ſelbſt-liebe und beeyferung
wuͤrcklich verlaͤugnet hat (und eben ſo ein
jeglicher in ſeinem ledigen ſtande) und darinn
nicht eingeflochten iſt/ ſondern nur Chri-
ſti
auswendiger und innwendiger unſtraͤff-
lichkeit nachſpuͤhret/ mit gaͤntzlicher auffhe-
bung ſein ſelbſt: Weil die vorſtellung eines
krieges-mannes/ der ſich aller dinge enthaͤlt/
1. Cor. 9. 2. Tim. 2. ſammt der wuͤrcklichen
verlaͤugnung hauſes/ weibes/ kinder/ eltern/
eigenthums/ vatterlandes/ verwandten und
dergleichen/ krafft Matthaͤi c. 19. v. 27. 28.
29. wuͤrcklich an denen apoſteln und apoſto-
liſchen maͤnnern/ mit denen das reich Chri-
ſti
als durchbrechern und pfeilern in uñ durch
die welt ſiegete und beſtund/ erfuͤllet ward/
indem ihnen das haben und nicht-haben
gleich ſeyn muſte. 1. Cor. 7. v. 29. 30. 31.

2. Er muß geuͤbet ſeyn/ krafft langer goͤtt-
licher und chriſtlicher zuͤchtigung/ in der aͤuſ-
ſern natur/ converſation und humôr der men-
ſchen bey vorfallenden gegen-ſaͤtzen billig/
ſanfftmuͤthig und leidſam/ und nur in unver-
weslichen warheits-und gerechtigkeits-kraͤff-
ten und beeyferungen/ die ſich nicht in den af-
fect
des fleiſches und blutes ſetzen/ ſtarck und
gewiß zu ſeyn; und iſt alſo die zweyte erfode-
rung kuͤrtzlich/ nicht nur wie in der erſten den
natuͤrlichen menſchen und ſtaat/ ſondern vor-
nemlich den ſeligten oder thieriſchen religions-
affecten-
menſchen/ der ſich wie ein Antichriſt
in den tempel Gottes geſetzet hat/ zu uͤberwin-
den/ creutzigen/ toͤdten und begraben.

3. Er muß auch vor der ausfuͤhrung des
geiſtlichen menſchen in ſeine himmliſche kriegs-
bedienung nach der tauff erklaͤrung und ein-
ſchreibung mit Chriſto/ Paulo/ Moſe/ David/
Elia und andern haupt-werck-zeugen in die
wuͤſte der aͤuſſeren und inneren entfeꝛnung von
natuͤrlicher und ſelichter menſchen reden/ ge-
nieſſungen/ verbindungen/ umgaͤngen und
partheiligkeiten geheiliget/ das iſt/ abgeſon-
dert/ und zu unuͤberwindlichrr enthaltſamkeit
oder maͤſſigkeit eingeweihet uñ gehaͤrtet ſeyn;
und kuͤrtzlich: Er muß/ wann er redet/ oder
diſputiret/ allbereit in der erfuͤllung und that
deſſen ſtehen.

[Spaltenumbruch]

4. Er muß entweder von einer durch alle
zeiten continuirten/ und niemals unterbroche-
nen Jſraelitiſchen chriſtlichen policey-geſetzes-
und geſchlechts-fortſetzung und ordre depen-
di
ren/ oder feſte klare unuberwindliche gruͤn-
de ſeiner ſendung und bedienung aus dem
gantzen prophetiſchen wort haben von ſamm-
lung aller chriſtlichen und wahren Jſraeliti-
ſchen uͤberbleibſal/ und von wiedereinrichtung
des verfallenen prieſter- uñ lehr-ſtandes/ nicht
wieder auf die vorige Ephraͤimiſche uñ Siloi-
ſche/ oder auch Saulitiſche ſalbung uñ policey/
ſondern auff die Sionitiſche und Davidiſche.

5. Er muß den Geiſt der weißheit und des
verſtaͤndnuͤſſes haben/ zur oͤffnung aller ſchoͤpf-
fungen/ wege/ gerichte/ geheimnuͤſſen/ ewig-
keiten/ fortgaͤnge und ordnungen des reichs
Gottes/ vornemlich zu unterſcheiden nicht al-
lein den ſinn des gantzen geſetzes und worts/
ſondern fuͤr allen/ was vor eine veraͤnderung/
verſetzung und bewegung im himmel und er-
den in der religion und welt/ vorgehe/ wann
der abfall der welt und kirche mit ſeiner ſtraffe
vollendet wird/ und der lohn der frommen ei-
nen neuen himmel und eine neue erde erfodert.

6. Er muß im geiſt des raths und der krafft/
mit dem trieb und nachdruck aller wunder/
und ausfuͤhrungen und ſchoͤpffungen und be-
wegungen Gottes und ſeines Chriſti vereini-
get und gleichſam vermaͤhlet und beerbet ſeyn/
wie David ſagt Pſ. 119. HErr/ ich habe
deine zeugnuͤſſe/ deine gerichte/ deine ſatzun-
gen ererbet/ ſie ſind in ewigkeit mein; wie dann
um Davids halben geſagt wird/ Pſ. 76. Gott
iſt in Juda bekant; und folglich Mich. 4.
Laſſet uns eylen zum berge Zion/ daß ſie uns
allda lehren die wege und rechte des Gottes
Jacob; und hernach Joh. 4. 22. Wir be-
ten an was wir wiſſen/ weil das heil aus den
Juden iſt; und Act. 13. 34. Jch wil euch-
geben die getreuen heiligkeiten Davids aus
Jeſ. 55. 3. Ja ſo gar Apoc. 3. in Philadel-
phia wird es der oͤffnende und zuſchlieſſende
ſchluͤſſel Davids genannt/ mit der gleichheit
der 24. zahl-ordnungen des koͤnigl. prieſter-
thums der elteſten Apoc. 4. nach 1. Par. 24. 25.

7. Er muß an keiner ſecte/ eintzeler verſam̃-
lung/ einzeln ſtamm/ Ceremonie, volck und leh-
re/ worinnen er gebohren/ aufferzogen und er-
halten worden/ mit ſeiner lehr und ſeligkeit
allein kleben/ ſondern mit David/ Chriſto/ A-
braham/ Paulo und den Apoſteln anderwaͤrts/
wo kein tempel und Prieſter uñ geſetz iſt/ groͤſ-
ſern glaubẽ finden uñ preiſen/ als jemals in J-
ſrael/ wie Chriſtus vom Capernaitiſchẽ haupt-
mañ ſaget/ wie auch von denen/ welche von al-
lẽ Quartiren der welt kom̃ende mit Abraham/
Jſaac und Jacob werden zu tiſche ſitzen/ da
hingegen die kinder des reichs werden ausge-
ſtoſſen werden; welches/ wie es vormals im
particuliren vorbilde von den Juͤden geſagt
wird/ als geht es nun die Chriſten an.

XXXIII. Wer nicht in ſolchen 7. eigenſchaff-
ten allbereit in der zeit/ da er vom ſacramenten/
ceremonien/ religions-artickeln/ uñ kirchen-re-
gierungen uñ verſam̃lungen/ oder auch von an-
dern neuen ſaͤtzen uñ meynungen reden/ ſchrei-
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derlegt von ſich ſelbſt und ſeinem richter. Wer

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[815/1123] des heutigen zuſtandes in der kirchen. und Apoſtoſtoliſche gemuͤths-und lebens-lau- terkeit umgegangen ſind/ urtheilen/ und das verborgene der menſchen richten wil/ krafft des Evangelii Pauli/ Rom. 2. Das verborgene iſt der grund und preiß der wercke und fruͤch- te. Die welt iſt an ſich eine nacht und unfaͤ- hig/ religions-ſcheine durchzuſtrahlen/ und den innwendigen grund von dem auswendi- gen ſcheine zu unterſcheiden/ oder zu verglei- chen und auszurechnen/ ob der menſch nach proportion des auswendigẽ genung inwendi- ges habe. Gottes tag uñ ſonne abeꝛ veꝛmag ſol- che entdeckung und unterſcheidung. Die ſonne ſind die gerechten uñ heiligen. Matth. 13. 43. Der tag iſt die uͤbrige creatur/ ſo licht wird von denen erſtlingen des Geiſtes/ Rom. 8. 20. XXXII. Eine warheit iſt jetzo ſonder- lich hauptnoͤthig/ nemlich/ daß keiner mit und vor Chriſti reich oͤffentlich eyfern und kaͤm- pfen ſoll/ als nur der/ welcher 1. Mit denen apoſteln ſeiner gantzen na- tuͤrlich- | oder weltlichen regenten-kriegs-kir- chen-und ehe-und haus-ſtandes beluſtigung/ gemaͤchligkeiten ſelbſt-liebe und beeyferung wuͤrcklich verlaͤugnet hat (und eben ſo ein jeglicher in ſeinem ledigen ſtande) und darinn nicht eingeflochten iſt/ ſondern nur Chri- ſti auswendiger und innwendiger unſtraͤff- lichkeit nachſpuͤhret/ mit gaͤntzlicher auffhe- bung ſein ſelbſt: Weil die vorſtellung eines krieges-mannes/ der ſich aller dinge enthaͤlt/ 1. Cor. 9. 2. Tim. 2. ſammt der wuͤrcklichen verlaͤugnung hauſes/ weibes/ kinder/ eltern/ eigenthums/ vatterlandes/ verwandten und dergleichen/ krafft Matthaͤi c. 19. v. 27. 28. 29. wuͤrcklich an denen apoſteln und apoſto- liſchen maͤnnern/ mit denen das reich Chri- ſti als durchbrechern und pfeilern in uñ durch die welt ſiegete und beſtund/ erfuͤllet ward/ indem ihnen das haben und nicht-haben gleich ſeyn muſte. 1. Cor. 7. v. 29. 30. 31. 2. Er muß geuͤbet ſeyn/ krafft langer goͤtt- licher und chriſtlicher zuͤchtigung/ in der aͤuſ- ſern natur/ converſation und humôr der men- ſchen bey vorfallenden gegen-ſaͤtzen billig/ ſanfftmuͤthig und leidſam/ und nur in unver- weslichen warheits-und gerechtigkeits-kraͤff- ten und beeyferungen/ die ſich nicht in den af- fect des fleiſches und blutes ſetzen/ ſtarck und gewiß zu ſeyn; und iſt alſo die zweyte erfode- rung kuͤrtzlich/ nicht nur wie in der erſten den natuͤrlichen menſchen und ſtaat/ ſondern vor- nemlich den ſeligten oder thieriſchen religions- affecten-menſchen/ der ſich wie ein Antichriſt in den tempel Gottes geſetzet hat/ zu uͤberwin- den/ creutzigen/ toͤdten und begraben. 3. Er muß auch vor der ausfuͤhrung des geiſtlichen menſchen in ſeine himmliſche kriegs- bedienung nach der tauff erklaͤrung und ein- ſchreibung mit Chriſto/ Paulo/ Moſe/ David/ Elia und andern haupt-werck-zeugen in die wuͤſte der aͤuſſeren und inneren entfeꝛnung von natuͤrlicher und ſelichter menſchen reden/ ge- nieſſungen/ verbindungen/ umgaͤngen und partheiligkeiten geheiliget/ das iſt/ abgeſon- dert/ und zu unuͤberwindlichrr enthaltſamkeit oder maͤſſigkeit eingeweihet uñ gehaͤrtet ſeyn; und kuͤrtzlich: Er muß/ wann er redet/ oder diſputiret/ allbereit in der erfuͤllung und that deſſen ſtehen. 4. Er muß entweder von einer durch alle zeiten continuirten/ und niemals unterbroche- nen Jſraelitiſchen chriſtlichen policey-geſetzes- und geſchlechts-fortſetzung und ordre depen- diren/ oder feſte klare unuberwindliche gruͤn- de ſeiner ſendung und bedienung aus dem gantzen prophetiſchen wort haben von ſamm- lung aller chriſtlichen und wahren Jſraeliti- ſchen uͤberbleibſal/ und von wiedereinrichtung des verfallenen prieſter- uñ lehr-ſtandes/ nicht wieder auf die vorige Ephraͤimiſche uñ Siloi- ſche/ oder auch Saulitiſche ſalbung uñ policey/ ſondern auff die Sionitiſche und Davidiſche. 5. Er muß den Geiſt der weißheit und des verſtaͤndnuͤſſes haben/ zur oͤffnung aller ſchoͤpf- fungen/ wege/ gerichte/ geheimnuͤſſen/ ewig- keiten/ fortgaͤnge und ordnungen des reichs Gottes/ vornemlich zu unterſcheiden nicht al- lein den ſinn des gantzen geſetzes und worts/ ſondern fuͤr allen/ was vor eine veraͤnderung/ verſetzung und bewegung im himmel und er- den in der religion und welt/ vorgehe/ wann der abfall der welt und kirche mit ſeiner ſtraffe vollendet wird/ und der lohn der frommen ei- nen neuen himmel und eine neue erde erfodert. 6. Er muß im geiſt des raths und der krafft/ mit dem trieb und nachdruck aller wunder/ und ausfuͤhrungen und ſchoͤpffungen und be- wegungen Gottes und ſeines Chriſti vereini- get und gleichſam vermaͤhlet und beerbet ſeyn/ wie David ſagt Pſ. 119. HErr/ ich habe deine zeugnuͤſſe/ deine gerichte/ deine ſatzun- gen ererbet/ ſie ſind in ewigkeit mein; wie dann um Davids halben geſagt wird/ Pſ. 76. Gott iſt in Juda bekant; und folglich Mich. 4. Laſſet uns eylen zum berge Zion/ daß ſie uns allda lehren die wege und rechte des Gottes Jacob; und hernach Joh. 4. 22. Wir be- ten an was wir wiſſen/ weil das heil aus den Juden iſt; und Act. 13. 34. Jch wil euch- geben die getreuen heiligkeiten Davids aus Jeſ. 55. 3. Ja ſo gar Apoc. 3. in Philadel- phia wird es der oͤffnende und zuſchlieſſende ſchluͤſſel Davids genannt/ mit der gleichheit der 24. zahl-ordnungen des koͤnigl. prieſter- thums der elteſten Apoc. 4. nach 1. Par. 24. 25. 7. Er muß an keiner ſecte/ eintzeler verſam̃- lung/ einzeln ſtamm/ Ceremonie, volck und leh- re/ worinnen er gebohren/ aufferzogen und er- halten worden/ mit ſeiner lehr und ſeligkeit allein kleben/ ſondern mit David/ Chriſto/ A- braham/ Paulo und den Apoſteln anderwaͤrts/ wo kein tempel und Prieſter uñ geſetz iſt/ groͤſ- ſern glaubẽ finden uñ preiſen/ als jemals in J- ſrael/ wie Chriſtus vom Capernaitiſchẽ haupt- mañ ſaget/ wie auch von denen/ welche von al- lẽ Quartiren der welt kom̃ende mit Abraham/ Jſaac und Jacob werden zu tiſche ſitzen/ da hingegen die kinder des reichs werden ausge- ſtoſſen werden; welches/ wie es vormals im particuliren vorbilde von den Juͤden geſagt wird/ als geht es nun die Chriſten an. XXXIII. Wer nicht in ſolchen 7. eigenſchaff- ten allbereit in der zeit/ da er vom ſacramenten/ ceremonien/ religions-artickeln/ uñ kirchen-re- gierungen uñ verſam̃lungen/ oder auch von an- dern neuen ſaͤtzen uñ meynungen reden/ ſchrei- ben oder anordnung thun/ oder davon eyfern wil/ mit mir die ſache angreifft/ der iſt ſchon wi- derlegt von ſich ſelbſt und ſeinem richter. Wer aber

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1123>, abgerufen am 22.12.2024.