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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen
[Spaltenumbruch] als von Gott in seinem wort kommend be-
hauptet/ und mit einem festen feuer welches
sich doch auff die schnelleste blitze/ weiß aus zu-
lassen und einzuhalten/ alle ihre erstrittene sie-
ge bewahret.

VII. Darum ist das keine liebe/ welches
solcher stärcke/ klarheit und algemeinen erwei-
terung widerstehet. Alles was arg ist/ ist der
wahren liebe zuwider. Der teuffel/ wiewol
im blinden wust/ hasset und verdirbt sich selbst
und alles mit sich/ was er kan; und also auch
die ärgsten menschen. Böse menschen

insgemein pflegen ihrer selbst/ und hassen al-
les ausser sich. Natürliche heydnische
menschen
pflegen nur ihrer selbst und dessen
was von oder zu ihrem leibe ist. Christen
lieben sich und ihre nechste creatur/ woran sie
reichen können wie sich volkommene Chri-
sten und engel
opffern sich und alles der
obersten oder ersten liebe auff. So redet und
wircket das neue und alte testamentische pro-
phetische wort.

VIII. Die liebe wird starck genannt/ Cantic.
8. Und Gott hat starck oder fest gestellet (das
ist/ biß zum todt und testament Cantic. 8.) die
liebe seiner stärcke Cantic. Habac. 3. 4. secund.
LXX.
Die stärcke ist auswendig und inwen-
dig: Diese regieret sich selbst/ jene das was
aussen und neben ihr ist. Denn Gott/ wel-
cher die liebe ist/ heisset der Allgewaltige oder
Allbeherrschende.

IX. Wann die liebe nicht starck wäre/
würde sie nicht liebe seyn und bleiben. Drum
heisset Gott Ebroeisch EL, ELohim, von einem
starcken. Die stärcke ist dennoch weiter als
die liebe: denn sie umgibt diese als ein held.
Darum wird auch die stärcke Gottes mitten
unter den feinden Gottes offenbahr. Die
stärcke ist allenthalben/ wo die liebe ist und
wircket und erscheinet nicht allenthalben/ wo die
stärcke. Wo die liebe unter den feinden er-
scheinet/ so sticht sie denen nur in die augen
als eine vortrefflichkeit und gesellin des starcken.

X. Der liebe kindern und geschöpffen be-
darff ich von dem wesen der liebe/ zu welcher sie
den weg im wort Gottes und zeugnüß JEsu
wissen/ nicht zuschreiben. Den feinden be-
darffichs auch nicht zu thun. Aber übrig ist
daß die feinde der liebe Gottes und JE-
su ihre stärcke fühlen/ und darvon nie-
dergelegt oder verwandelt werden:

welches die auffrichtigen hertzen noch mehr
zum preiß der liebe Gottes und JEsu Christi
bewegen wird.

XI. Darum ist mein zweck hauptsächlich/
daß/ gleichwie der HErr JEsus in seinen ta-
gen offenbahrete und bewieß/ sagende/ Also
hat Gott die welt geliebet/
biß zur ge-
bung seines eingeliebten Sohns etc. auch nun
bewiesen werde und ausgeführet erscheine/
Wie der starcke EL, ELohim biß hieher
und, ewiglich die herrliche thaten sol-
cher liebe siegreich ausführe.
Die himm-
lische historie solcher ausführung wird genannt
die offenbahrung/ die behauptung solcher
stärcke wird genannt ein starcker engel mit dem
geöffneten büchlein Apoc. 10. Denn gleich
wie sich die liebe ihren freunden/ das ist/ de-
nen kirchen/ offenbahret/ c. 1. Also die stär-
cke
den freunden und feinden zugleich c. 10.
[Spaltenumbruch] Allwo das herabkommen der stärcke von so vie-
len vorher gemeldten feinden verursachet
wird/ wie auch von denen die sich nach der
hülffe Sions söhnen.

XII. Der HErr JEsus ward in seinem
blutigen angst-schweiß starck/ nachdem ihn
kurtz vorher ein crscheinender engel seines vat-
ters vom himmel gestärcket hatte Luc. 22/ 43.
Also muste auch der engel des HErrn wie ei-
ne blitz-Idea (nach dem griechischen Matt 28.
2. 3.) den grossen stein vom grabe JEsu wal-
tzen/ und die verhinderungen des leibes JEsu
und seiner gemeine wegthun. Also hat auch
Gott die offenbahrung JEsu Christo gege-
ben/ und sie durch seinen engel seinem knecht
Johanni und denen kirchen gesandt. Apoc. 1. 1.

XIII. Gleichwie der HErr Jesus/ das
haupt der kirche/ ist von dem engel seines vat-
ters gestärcket worden; Also wird auch sein
leib/ die kirche/ von dem engel seines vatters
von oben gestärcket werden bey denen grösse-
sten schwührigkeiten: Nur mit dem unter-
scheid/ daß dieser zu letzt von Gott und Chri-
sto mit außdrücklicher order und vereinigten
zeugniß gesandt wird: Wie dann Christus
Apoc. 22. Jhn auch seinen engel nennt; wie-
wol ihn Christus eigentlich an seine kirchen c.
1. 2. &
3. und 22. und Gott ihn an viel Kö-
nige und völcker und zungen sendet/ cap. 10.
am ende beydes in der vollmacht der rede
Gottes.

XIV. Und darauß soll offenbahr werden/
daß JEsus in der herrlichkeit seines vatters
siehend und ankommend sey/ und als mit der
stimme eines ertz-engels seiner kirchen feinde
anbrüllen/ und einmahl zeugen wolle das
recht der vergeltung Sions wider ihre und
seine feinde 2. Thess. 1. Und also wie Chri-
stus nicht von sich selbst/ sondern von seinem
vatter wieder aufferweckt gedacht wird in der
Apostelgeschicht; also wird auch die kirche von
der herrlichkeit/ die JEsus bey seinem Vat-
ter hat/ und nicht von der/ so bey ihr ist/ wieder
erwecket.

XV. O daß solches alle aus Europa her-
stammende kircheneyferer und engel bedäch-
ten! weisen sie denn nicht/ daß Gott noch et-
was vonnöthen fand/ an alle kirchen-Engel
zu erinnern durch die letzte offenbahrung/ sei-
nem sohn und dessen kirchen-reich gegeben/
Sind sie reicher/ weiser und grösser als Chri-
stus/ der kirchen haupt/ der in allen seines himm-
lischen vatters rath und gebot sich unterworf-
fen hat? Aber sie haben sich wie Corinther/ zu
regieren/ eyfern/ protestiren, disputiren, bau-
en/ umgraben/ kauffen/ verkauffen/ verdam-
men/ absolviren/ zertheilen/ und versammeln
gesetzt/ eher/ länger/ weiter und höher als
Christus/ Paulus/ und der wahre Apostolische
kirchen-geist sich jemahls angemasset.

XVI. So wie vormahls in denen eine hart-
näckigte art und eiserne eherne ader war vor
ihre äusere praerogativen und fleischliche ab-
sonderungen über die andern völcker: So
sind die heutigen religionen der itzo in der
welt auffgenommenen kirchen. Sie
sind alle in pöpel und vergaderungen
und äusserlichen weltlichen Absichten ver-
zaubert/ und vergessen daruber die kräffte
des lebens von oben; Und die höchste

freuden-

Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen
[Spaltenumbruch] als von Gott in ſeinem wort kommend be-
hauptet/ und mit einem feſten feuer welches
ſich doch auff die ſchnelleſte blitze/ weiß aus zu-
laſſen und einzuhalten/ alle ihre erſtrittene ſie-
ge bewahret.

VII. Darum iſt das keine liebe/ welches
ſolcher ſtaͤrcke/ klarheit und algemeinen erwei-
terung widerſtehet. Alles was arg iſt/ iſt der
wahren liebe zuwider. Der teuffel/ wiewol
im blinden wuſt/ haſſet und verdirbt ſich ſelbſt
und alles mit ſich/ was er kan; und alſo auch
die aͤrgſten menſchen. Boͤſe menſchen

insgemein pflegen ihrer ſelbſt/ und haſſen al-
les auſſer ſich. Natuͤrliche heydniſche
menſchen
pflegen nur ihrer ſelbſt und deſſen
was von oder zu ihrem leibe iſt. Chriſten
lieben ſich und ihre nechſte creatur/ woran ſie
reichen koͤnnen wie ſich volkommene Chri-
ſten und engel
opffern ſich und alles der
oberſten oder erſten liebe auff. So redet und
wircket das neue und alte teſtamentiſche pro-
phetiſche wort.

VIII. Die liebe wird ſtarck genannt/ Cantic.
8. Und Gott hat ſtarck oder feſt geſtellet (das
iſt/ biß zum todt und teſtament Cantic. 8.) die
liebe ſeiner ſtaͤrcke Cantic. Habac. 3. 4. ſecund.
LXX.
Die ſtaͤrcke iſt auswendig und inwen-
dig: Dieſe regieret ſich ſelbſt/ jene das was
auſſen und neben ihr iſt. Denn Gott/ wel-
cher die liebe iſt/ heiſſet der Allgewaltige oder
Allbeherrſchende.

IX. Wann die liebe nicht ſtarck waͤre/
wuͤrde ſie nicht liebe ſeyn und bleiben. Drum
heiſſet Gott Ebrœiſch EL, ELohim, von einem
ſtarcken. Die ſtaͤrcke iſt dennoch weiter als
die liebe: denn ſie umgibt dieſe als ein held.
Darum wird auch die ſtaͤrcke Gottes mitten
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ſtaͤrcke iſt allenthalben/ wo die liebe iſt und
wircket und erſcheinet nicht allenthalbẽ/ wo die
ſtaͤrcke. Wo die liebe unter den feinden er-
ſcheinet/ ſo ſticht ſie denen nur in die augen
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X. Der liebe kindern und geſchoͤpffen be-
darff ich von dem weſen der liebe/ zu welcher ſie
den weg im wort Gottes und zeugnuͤß JEſu
wiſſen/ nicht zuſchreiben. Den feinden be-
darffichs auch nicht zu thun. Aber uͤbrig iſt
daß die feinde der liebe Gottes und JE-
ſu ihre ſtaͤrcke fuͤhlen/ und darvon nie-
dergelegt oder verwandelt werden:

welches die auffrichtigen hertzen noch mehr
zum preiß der liebe Gottes und JEſu Chriſti
bewegen wird.

XI. Darum iſt mein zweck hauptſaͤchlich/
daß/ gleichwie der HErr JEſus in ſeinen ta-
gen offenbahrete und bewieß/ ſagende/ Alſo
hat Gott die welt geliebet/
biß zur ge-
bung ſeines eingeliebten Sohns ꝛc. auch nun
bewieſen werde und ausgefuͤhret erſcheine/
Wie der ſtarcke EL, ELohim biß hieher
und, ewiglich die herrliche thaten ſol-
cher liebe ſiegreich ausfuͤhre.
Die himm-
liſche hiſtorie ſolcher ausfuͤhrung wird genañt
die offenbahrung/ die behauptung ſolcher
ſtaͤrcke wird genañt ein ſtarcker engel mit dem
geoͤffneten buͤchlein Apoc. 10. Denn gleich
wie ſich die liebe ihren freunden/ das iſt/ de-
nen kirchen/ offenbahret/ c. 1. Alſo die ſtaͤr-
cke
den freunden und feinden zugleich c. 10.
[Spaltenumbruch] Allwo das herabkommen der ſtaͤrcke von ſo vie-
len vorher gemeldten feinden verurſachet
wird/ wie auch von denen die ſich nach der
huͤlffe Sions ſoͤhnen.

XII. Der HErr JEſus ward in ſeinem
blutigen angſt-ſchweiß ſtarck/ nachdem ihn
kurtz vorher ein crſcheinender engel ſeines vat-
ters vom himmel geſtaͤrcket hatte Luc. 22/ 43.
Alſo muſte auch der engel des HErrn wie ei-
ne blitz-Idea (nach dem griechiſchen Matt 28.
2. 3.) den groſſen ſtein vom grabe JEſu wal-
tzen/ und die verhinderungen des leibes JEſu
und ſeiner gemeine wegthun. Alſo hat auch
Gott die offenbahrung JEſu Chriſto gege-
ben/ und ſie durch ſeinen engel ſeinem knecht
Johanni uñ denen kirchen geſandt. Apoc. 1. 1.

XIII. Gleichwie der HErr Jeſus/ das
haupt der kirche/ iſt von dem engel ſeines vat-
ters geſtaͤrcket worden; Alſo wird auch ſein
leib/ die kirche/ von dem engel ſeines vatters
von oben geſtaͤrcket werden bey denen groͤſſe-
ſten ſchwuͤhrigkeiten: Nur mit dem unter-
ſcheid/ daß dieſer zu letzt von Gott und Chri-
ſto mit außdruͤcklicher order und vereinigten
zeugniß geſandt wird: Wie dann Chriſtus
Apoc. 22. Jhn auch ſeinen engel nennt; wie-
wol ihn Chriſtus eigentlich an ſeine kirchen c.
1. 2. &
3. und 22. und Gott ihn an viel Koͤ-
nige und voͤlcker und zungen ſendet/ cap. 10.
am ende beydes in der vollmacht der rede
Gottes.

XIV. Und darauß ſoll offenbahr werden/
daß JEſus in der herrlichkeit ſeines vatters
ſiehend und ankommend ſey/ und als mit der
ſtimme eines ertz-engels ſeiner kirchen feinde
anbruͤllen/ und einmahl zeugen wolle das
recht der vergeltung Sions wider ihre und
ſeine feinde 2. Theſſ. 1. Und alſo wie Chri-
ſtus nicht von ſich ſelbſt/ ſondern von ſeinem
vatter wieder aufferweckt gedacht wird in der
Apoſtelgeſchicht; alſo wird auch die kirche von
der herrlichkeit/ die JEſus bey ſeinem Vat-
ter hat/ und nicht von der/ ſo bey ihr iſt/ wieder
erwecket.

XV. O daß ſolches alle aus Europa her-
ſtammende kircheneyferer und engel bedaͤch-
ten! weiſen ſie denn nicht/ daß Gott noch et-
was vonnoͤthen fand/ an alle kirchen-Engel
zu erinnern durch die letzte offenbahrung/ ſei-
nem ſohn und deſſen kirchen-reich gegeben/
Sind ſie reicher/ weiſer und groͤſſer als Chri-
ſtus/ der kirchen haupt/ der in allen ſeines him̃-
liſchen vatters rath und gebot ſich unterworf-
fen hat? Aber ſie haben ſich wie Corinther/ zu
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Chriſtus/ Paulus/ und der wahre Apoſtoliſche
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XVI. So wie vormahls in denen eine hart-
naͤckigte art und eiſerne eherne ader war vor
ihre aͤuſere prærogativen und fleiſchliche ab-
ſonderungen uͤber die andern voͤlcker: So
ſind die heutigen religionen der itzo in der
welt auffgenommenen kirchen. Sie
ſind alle in poͤpel und vergaderungen
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des lebens von oben; Und die hoͤchſte

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[812/1120] Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen als von Gott in ſeinem wort kommend be- hauptet/ und mit einem feſten feuer welches ſich doch auff die ſchnelleſte blitze/ weiß aus zu- laſſen und einzuhalten/ alle ihre erſtrittene ſie- ge bewahret. VII. Darum iſt das keine liebe/ welches ſolcher ſtaͤrcke/ klarheit und algemeinen erwei- terung widerſtehet. Alles was arg iſt/ iſt der wahren liebe zuwider. Der teuffel/ wiewol im blinden wuſt/ haſſet und verdirbt ſich ſelbſt und alles mit ſich/ was er kan; und alſo auch die aͤrgſten menſchen. Boͤſe menſchen insgemein pflegen ihrer ſelbſt/ und haſſen al- les auſſer ſich. Natuͤrliche heydniſche menſchen pflegen nur ihrer ſelbſt und deſſen was von oder zu ihrem leibe iſt. Chriſten lieben ſich und ihre nechſte creatur/ woran ſie reichen koͤnnen wie ſich volkommene Chri- ſten und engel opffern ſich und alles der oberſten oder erſten liebe auff. So redet und wircket das neue und alte teſtamentiſche pro- phetiſche wort. VIII. Die liebe wird ſtarck genannt/ Cantic. 8. Und Gott hat ſtarck oder feſt geſtellet (das iſt/ biß zum todt und teſtament Cantic. 8.) die liebe ſeiner ſtaͤrcke Cantic. Habac. 3. 4. ſecund. LXX. Die ſtaͤrcke iſt auswendig und inwen- dig: Dieſe regieret ſich ſelbſt/ jene das was auſſen und neben ihr iſt. Denn Gott/ wel- cher die liebe iſt/ heiſſet der Allgewaltige oder Allbeherrſchende. IX. Wann die liebe nicht ſtarck waͤre/ wuͤrde ſie nicht liebe ſeyn und bleiben. Drum heiſſet Gott Ebrœiſch EL, ELohim, von einem ſtarcken. Die ſtaͤrcke iſt dennoch weiter als die liebe: denn ſie umgibt dieſe als ein held. Darum wird auch die ſtaͤrcke Gottes mitten unter den feinden Gottes offenbahr. Die ſtaͤrcke iſt allenthalben/ wo die liebe iſt und wircket und erſcheinet nicht allenthalbẽ/ wo die ſtaͤrcke. Wo die liebe unter den feinden er- ſcheinet/ ſo ſticht ſie denen nur in die augen als eine vortrefflichkeit und geſellin des ſtarckẽ. X. Der liebe kindern und geſchoͤpffen be- darff ich von dem weſen der liebe/ zu welcher ſie den weg im wort Gottes und zeugnuͤß JEſu wiſſen/ nicht zuſchreiben. Den feinden be- darffichs auch nicht zu thun. Aber uͤbrig iſt daß die feinde der liebe Gottes und JE- ſu ihre ſtaͤrcke fuͤhlen/ und darvon nie- dergelegt oder verwandelt werden: welches die auffrichtigen hertzen noch mehr zum preiß der liebe Gottes und JEſu Chriſti bewegen wird. XI. Darum iſt mein zweck hauptſaͤchlich/ daß/ gleichwie der HErr JEſus in ſeinen ta- gen offenbahrete und bewieß/ ſagende/ Alſo hat Gott die welt geliebet/ biß zur ge- bung ſeines eingeliebten Sohns ꝛc. auch nun bewieſen werde und ausgefuͤhret erſcheine/ Wie der ſtarcke EL, ELohim biß hieher und, ewiglich die herrliche thaten ſol- cher liebe ſiegreich ausfuͤhre. Die himm- liſche hiſtorie ſolcher ausfuͤhrung wird genañt die offenbahrung/ die behauptung ſolcher ſtaͤrcke wird genañt ein ſtarcker engel mit dem geoͤffneten buͤchlein Apoc. 10. Denn gleich wie ſich die liebe ihren freunden/ das iſt/ de- nen kirchen/ offenbahret/ c. 1. Alſo die ſtaͤr- cke den freunden und feinden zugleich c. 10. Allwo das herabkommen der ſtaͤrcke von ſo vie- len vorher gemeldten feinden verurſachet wird/ wie auch von denen die ſich nach der huͤlffe Sions ſoͤhnen. XII. Der HErr JEſus ward in ſeinem blutigen angſt-ſchweiß ſtarck/ nachdem ihn kurtz vorher ein crſcheinender engel ſeines vat- ters vom himmel geſtaͤrcket hatte Luc. 22/ 43. Alſo muſte auch der engel des HErrn wie ei- ne blitz-Idea (nach dem griechiſchen Matt 28. 2. 3.) den groſſen ſtein vom grabe JEſu wal- tzen/ und die verhinderungen des leibes JEſu und ſeiner gemeine wegthun. Alſo hat auch Gott die offenbahrung JEſu Chriſto gege- ben/ und ſie durch ſeinen engel ſeinem knecht Johanni uñ denen kirchen geſandt. Apoc. 1. 1. XIII. Gleichwie der HErr Jeſus/ das haupt der kirche/ iſt von dem engel ſeines vat- ters geſtaͤrcket worden; Alſo wird auch ſein leib/ die kirche/ von dem engel ſeines vatters von oben geſtaͤrcket werden bey denen groͤſſe- ſten ſchwuͤhrigkeiten: Nur mit dem unter- ſcheid/ daß dieſer zu letzt von Gott und Chri- ſto mit außdruͤcklicher order und vereinigten zeugniß geſandt wird: Wie dann Chriſtus Apoc. 22. Jhn auch ſeinen engel nennt; wie- wol ihn Chriſtus eigentlich an ſeine kirchen c. 1. 2. & 3. und 22. und Gott ihn an viel Koͤ- nige und voͤlcker und zungen ſendet/ cap. 10. am ende beydes in der vollmacht der rede Gottes. XIV. Und darauß ſoll offenbahr werden/ daß JEſus in der herrlichkeit ſeines vatters ſiehend und ankommend ſey/ und als mit der ſtimme eines ertz-engels ſeiner kirchen feinde anbruͤllen/ und einmahl zeugen wolle das recht der vergeltung Sions wider ihre und ſeine feinde 2. Theſſ. 1. Und alſo wie Chri- ſtus nicht von ſich ſelbſt/ ſondern von ſeinem vatter wieder aufferweckt gedacht wird in der Apoſtelgeſchicht; alſo wird auch die kirche von der herrlichkeit/ die JEſus bey ſeinem Vat- ter hat/ und nicht von der/ ſo bey ihr iſt/ wieder erwecket. XV. O daß ſolches alle aus Europa her- ſtammende kircheneyferer und engel bedaͤch- ten! weiſen ſie denn nicht/ daß Gott noch et- was vonnoͤthen fand/ an alle kirchen-Engel zu erinnern durch die letzte offenbahrung/ ſei- nem ſohn und deſſen kirchen-reich gegeben/ Sind ſie reicher/ weiſer und groͤſſer als Chri- ſtus/ der kirchen haupt/ der in allen ſeines him̃- liſchen vatters rath und gebot ſich unterworf- fen hat? Aber ſie haben ſich wie Corinther/ zu regieren/ eyfern/ proteſtiren, diſputiren, bau- en/ umgraben/ kauffen/ verkauffen/ verdam- men/ abſolviren/ zertheilen/ und verſammeln geſetzt/ eher/ laͤnger/ weiter und hoͤher als Chriſtus/ Paulus/ und der wahre Apoſtoliſche kirchen-geiſt ſich jemahls angemaſſet. XVI. So wie vormahls in denen eine hart- naͤckigte art und eiſerne eherne ader war vor ihre aͤuſere prærogativen und fleiſchliche ab- ſonderungen uͤber die andern voͤlcker: So ſind die heutigen religionen der itzo in der welt auffgenommenen kirchen. Sie ſind alle in poͤpel und vergaderungen und aͤuſſerlichen weltlichen Abſichten ver- zaubert/ und vergeſſen daruber die kraͤffte des lebens von oben; Und die hoͤchſte freuden-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1120>, abgerufen am 22.12.2024.