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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XX. Frid. Brecklingii letzter abscheid und außgang.
[Spaltenumbruch] wir uns nicht längst von solchen abgeson-
dert/ und solche von uns absondern/ gleich
den alten Pharisäern? Was für ein un-
terscheid zwischen CHRisti kirchen und der
welt unter uns ist/ ob unsere heutigen Kir-
chen-Lehrer und Secten/ die wir nach dem
fleisch erkennen/ auch CHRisti Kirche und
Lehrer nach dem Geist und in der warheit
seyn oder nicht? Weil wir niemand nach
dem fleisch erkennen/ und das fleisch/ und
fleischliche Lehrer kein nütz seyn? nach Joh. 6.
2. Cor. 5. 6. 7. Ob nicht die heutigen fleisch-
lichen lehrer die erste und vornehmste schuld
an allem verfall/ unglück/ straffen und
verkehrtheit/ mit ihren fleischlichen predig-
ten/ vernünfftigen lehren und verkehrtem
absolviren unter uns seyn? Was GOtt
und sein wort dazu saget? Ob sie von al-
ler solcher verkehrtheit sich wollen überzeu-
gen und zu recht bringen lassen? so erbie-
ten wir uns als schuldener aller menschen/
ihnen darin aus liebe CHRisti durch den
Geist/ der in alle warheit leitet/ zu dienen/ mit
dem wort und gaben/ die GOtt uns dazu
geben und darreichen wil/ und die GOtt
uns in tausenderley creutz und elend nun
biß in unser sechzigstes jahr gelehret/ um mit
unserm pfund jedermann zum gemeinen nu-
tzen zu dienen. Wo nicht/ und sie solches
noch nicht achten noch erkennen wollen/
sondern mit den alten Pharisäern sagen:
Wie solte uns dieser lehren was recht und
gut ist? Wir sind die Herren/ uns muß
man hören und nachlauffen/ nach Psalm
4. 73. Jer. 2. 5. 6. 7. 8. und wollen also al-
les volck mit sich in die grube des verder-
bens verführen. So schütteln wir hiermit
nach CHRisti seinem befehl euren staub von
unsern füssen ab auff euer haupt/ und be-
zeugen euch/ daß ihr an dem jüngsten gericht
sollet rechenschafft geben von euer hauß-
haltung/ und von allen seelen/ die durch euch
bißher und noch verführet werden. Daher
nun die grosse versuchung/ trübsal und ge-
richts-tag über euch/ und euer Jerusalem
anbricht. Jhr habet keine entschuldigung
mehr vor GOtt/ und könnet noch GOtt be-
schuldigen/ noch uns/ daß ihrs nicht gewust
habet/ noch hättet wissen können/ GOtt
hat euch alles überflüßig durch uns/ und
so viel zeugen der warheit bezeuget/ und ihr
habet GOttes zeugniß auff erden und unter
euch verachtet/ verfolget und gäntzlich auß-
zurotten gesuchet/ euer blut sey auff euerm
haupt. Wir haben geposaunet/ nach Esa. 58.
Ezech. 3. 33. GOTT wird der menschen
blut und untergang von euer hand fodern/
und es mit allen falschen hirten ein ende
machen. Amen. Ezech. 34. Das ist euch an-
gesaget: So auch alle andere seelen/ men-
schen und frey-geister sich wollen sagen/
und von ihrer blindheit und irrwegen zu
dem einigen rechten wege CHRistus wol-
len zu recht bringen lassen durch GOttes
Wort und Geist/ der in alle wahrheit lei-
tet/ so sind wir schuldig nach GOttes wort
ihnen darin zu dienen/ als schuldener aller
menschen/ und sie mit der warheit zu über-
zeugen/ oder ihnen solche zeugnisse und
[Spaltenumbruch] schrifften der rechten zeugen GOttes anzu-
weisen/ dadurch sie von den streitigen pun-
cten und verfall unter ihnen können rech-
ten nachricht bekommen/ und zu rechte ge-
bracht werden/ so sie es behörlich warneh-
men/ und GOTT darum ersuchen und an-
ruffen wollen. Dazu auch die unpartheyi-
sche schrifften des Jacob Bömens vielen
bißher gedienet haben/ und noch dienen kön-
nen/ wenn man dieselbe recht in demut un-
ter GOtt gebraucht zu sein selbst-erhöhung/
und fall mit Lucifer. Wer sich nun sagen/
und unterweisen lassen wil/ der sol erfah-
ren/ daß es an GOtt nicht mangelt/ und
hat nicht ursache GOtt zu beschuldigen/
kan auch nichts zu seiner entschuldigung vor-
wenden; als wenn er die warheit nicht in
allen/ und von allen dingen hätte wissen
und finden können. Wir sind bereit/ uns
von allen lehren und sagen zu lassen/ die ein
bessers wissen/ und eben wie solche schuldig
sind uns mit ihren gaben zu dienen/ so auch
wir ihnen nach GOttes wort. Urtheilet
selbst/ ob auch ein arglistigerer betrug des
Satans könne erdacht werden/ als daß er
aller welt menschen wort für GOttes wort/
fleischliche predigten für geistliche/ eine
Vernunfft-Theologiam für Gottesgelehrt-
heit/ werckheiligkeit für des Glaubens le-
ben/ buchstaben für geist/ spreu für korn/
wort für krafft/ und todte litter-knechte für
diener des Geistes auffdringen wil? Wie
können die GOttes wort haben/ und Got-
tes diener seyn/ die CHRisti creutz/ wort
und diener hassen/ außstossen und verfol-
gen? sie kennen das rechte wort GOttes
nicht/ es ist ihnen eine thorheit/ sie verlä-
stern es in CHRisto und allen seinen creutz-
gliedern; wie können sie es denn recht nach
dem Geist predigen/ das sie in uns verdam-
men? Wie können sie das creutz-wort des
Geistes lieben/ das des fleisches/ und aller
eigen-weißheit creutz und tod ist? Wie
können solche die Göttliche thorheit erweh-
len/ welche der welt weißheit/ ehre/ lob
und ruhm suchen/ welche als grosse Docto-
res ihr theil/ ehre und erhöhung hier bey
den menschen nehmen? Wie können die
sich selbst verleugnen/ und CHRistum recht
mit der that/ warheit und nachfolge im
Glauben bekennen/ predigen und erhöhen?
Urtheilet selbst/ ob CHRistus nicht seine
Göttliche feindschafft zwischen des Satans
welt-reich/ ehre/ lust/ freude und freund-
schafft/ und zwischen sein geistlich creutz-
reich in der welt gesetzet und erneuert hat?
Ob nicht alle feinde CHRisti auch unsere
feinde werden/ so bald wir von der welt/ und
ihren Pharisäern mit Paulo zu CHRisto
in seine Creutz-Kirche und Heerläger über-
gehen? Ob wir hier nicht mit CHRisto
also streiten müssen/ daß wir auch überwin-
den/ so ferne wir mit ihm alles ererben/ und
nicht von der welt und uns selbst wollen
überwunden werden zu unser selbsteigenem ver-
derb? Ob wir denn nicht alle feinde Chri-
sti und seines creutzes für unsere feinde hal-
ten/ und ihnen einen ewigen krieg ankün-
digen müssen/ so lange sie dem Satan

und

Th. IV. Sect. III. Num. XX. Frid. Brecklingii letzter abſcheid und außgang.
[Spaltenumbruch] wir uns nicht laͤngſt von ſolchen abgeſon-
dert/ und ſolche von uns abſondern/ gleich
den alten Phariſaͤern? Was fuͤr ein un-
terſcheid zwiſchen CHRiſti kirchen und der
welt unter uns iſt/ ob unſere heutigen Kir-
chen-Lehrer und Secten/ die wir nach dem
fleiſch erkennen/ auch CHRiſti Kirche und
Lehrer nach dem Geiſt und in der warheit
ſeyn oder nicht? Weil wir niemand nach
dem fleiſch erkennen/ und das fleiſch/ und
fleiſchliche Lehrer kein nuͤtz ſeyn? nach Joh. 6.
2. Cor. 5. 6. 7. Ob nicht die heutigen fleiſch-
lichen lehrer die erſte und vornehmſte ſchuld
an allem verfall/ ungluͤck/ ſtraffen und
verkehrtheit/ mit ihren fleiſchlichen predig-
ten/ vernuͤnfftigen lehren und verkehrtem
abſolviren unter uns ſeyn? Was GOtt
und ſein wort dazu ſaget? Ob ſie von al-
ler ſolcher verkehrtheit ſich wollen uͤberzeu-
gen und zu recht bringen laſſen? ſo erbie-
ten wir uns als ſchuldener aller menſchen/
ihnen darin aus liebe CHRiſti durch den
Geiſt/ der in alle warheit leitet/ zu dienen/ mit
dem wort und gaben/ die GOtt uns dazu
geben und darreichen wil/ und die GOtt
uns in tauſenderley creutz und elend nun
biß in unſer ſechzigſtes jahr gelehret/ um mit
unſerm pfund jedermann zum gemeinen nu-
tzen zu dienen. Wo nicht/ und ſie ſolches
noch nicht achten noch erkennen wollen/
ſondern mit den alten Phariſaͤern ſagen:
Wie ſolte uns dieſer lehren was recht und
gut iſt? Wir ſind die Herren/ uns muß
man hoͤren und nachlauffen/ nach Pſalm
4. 73. Jer. 2. 5. 6. 7. 8. und wollen alſo al-
les volck mit ſich in die grube des verder-
bens verfuͤhren. So ſchuͤtteln wir hiermit
nach CHRiſti ſeinem befehl euren ſtaub von
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zeugen euch/ daß ihr an dem juͤngſten gericht
ſollet rechenſchafft geben von euer hauß-
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bißher und noch verfuͤhret werden. Daher
nun die groſſe verſuchung/ truͤbſal und ge-
richts-tag uͤber euch/ und euer Jeruſalem
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hat euch alles uͤberfluͤßig durch uns/ und
ſo viel zeugen der warheit bezeuget/ und ihr
habet GOttes zeugniß auff erden und unter
euch verachtet/ verfolget und gaͤntzlich auß-
zurotten geſuchet/ euer blut ſey auff euerm
haupt. Wir haben gepoſaunet/ nach Eſa. 58.
Ezech. 3. 33. GOTT wird der menſchen
blut und untergang von euer hand fodern/
und es mit allen falſchen hirten ein ende
machen. Amen. Ezech. 34. Das iſt euch an-
geſaget: So auch alle andere ſeelen/ men-
ſchen und frey-geiſter ſich wollen ſagen/
und von ihrer blindheit und irrwegen zu
dem einigen rechten wege CHRiſtus wol-
len zu recht bringen laſſen durch GOttes
Wort und Geiſt/ der in alle wahrheit lei-
tet/ ſo ſind wir ſchuldig nach GOttes wort
ihnen darin zu dienen/ als ſchuldener aller
menſchen/ und ſie mit der warheit zu uͤber-
zeugen/ oder ihnen ſolche zeugniſſe und
[Spaltenumbruch] ſchrifften der rechten zeugen GOttes anzu-
weiſen/ dadurch ſie von den ſtreitigen pun-
cten und verfall unter ihnen koͤnnen rech-
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bracht werden/ ſo ſie es behoͤrlich warneh-
men/ und GOTT darum erſuchen und an-
ruffen wollen. Dazu auch die unpartheyi-
ſche ſchrifften des Jacob Boͤmens vielen
bißher gedienet haben/ und noch dienen koͤn-
nen/ wenn man dieſelbe recht in demut un-
ter GOtt gebraucht zu ſein ſelbſt-erhoͤhung/
und fall mit Lucifer. Wer ſich nun ſagen/
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ren/ daß es an GOtt nicht mangelt/ und
hat nicht urſache GOtt zu beſchuldigen/
kan auch nichts zu ſeiner entſchuldigung vor-
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und finden koͤnnen. Wir ſind bereit/ uns
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ſind uns mit ihren gaben zu dienen/ ſo auch
wir ihnen nach GOttes wort. Urtheilet
ſelbſt/ ob auch ein argliſtigerer betrug des
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aller welt menſchen wort fuͤr GOttes wort/
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Vernunfft-Theologiam fuͤr Gottesgelehrt-
heit/ werckheiligkeit fuͤr des Glaubens le-
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wort fuͤr krafft/ und todte litter-knechte fuͤr
diener des Geiſtes auffdringen wil? Wie
koͤnnen die GOttes wort haben/ und Got-
tes diener ſeyn/ die CHRiſti creutz/ wort
und diener haſſen/ außſtoſſen und verfol-
gen? ſie kennen das rechte wort GOttes
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ſtern es in CHRiſto und allen ſeinen creutz-
gliedern; wie koͤnnen ſie es denn recht nach
dem Geiſt predigen/ das ſie in uns verdam-
men? Wie koͤnnen ſie das creutz-wort des
Geiſtes lieben/ das des fleiſches/ und aller
eigen-weißheit creutz und tod iſt? Wie
koͤnnen ſolche die Goͤttliche thorheit erweh-
len/ welche der welt weißheit/ ehre/ lob
und ruhm ſuchen/ welche als groſſe Docto-
res ihr theil/ ehre und erhoͤhung hier bey
den menſchen nehmen? Wie koͤnnen die
ſich ſelbſt verleugnen/ und CHRiſtum recht
mit der that/ warheit und nachfolge im
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Urtheilet ſelbſt/ ob CHRiſtus nicht ſeine
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welt-reich/ ehre/ luſt/ freude und freund-
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reich in der welt geſetzet und erneuert hat?
Ob nicht alle feinde CHRiſti auch unſere
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[794/1102] Th. IV. Sect. III. Num. XX. Frid. Brecklingii letzter abſcheid und außgang. wir uns nicht laͤngſt von ſolchen abgeſon- dert/ und ſolche von uns abſondern/ gleich den alten Phariſaͤern? Was fuͤr ein un- terſcheid zwiſchen CHRiſti kirchen und der welt unter uns iſt/ ob unſere heutigen Kir- chen-Lehrer und Secten/ die wir nach dem fleiſch erkennen/ auch CHRiſti Kirche und Lehrer nach dem Geiſt und in der warheit ſeyn oder nicht? Weil wir niemand nach dem fleiſch erkennen/ und das fleiſch/ und fleiſchliche Lehrer kein nuͤtz ſeyn? nach Joh. 6. 2. Cor. 5. 6. 7. Ob nicht die heutigen fleiſch- lichen lehrer die erſte und vornehmſte ſchuld an allem verfall/ ungluͤck/ ſtraffen und verkehrtheit/ mit ihren fleiſchlichen predig- ten/ vernuͤnfftigen lehren und verkehrtem abſolviren unter uns ſeyn? Was GOtt und ſein wort dazu ſaget? Ob ſie von al- ler ſolcher verkehrtheit ſich wollen uͤberzeu- gen und zu recht bringen laſſen? ſo erbie- ten wir uns als ſchuldener aller menſchen/ ihnen darin aus liebe CHRiſti durch den Geiſt/ der in alle warheit leitet/ zu dienen/ mit dem wort und gaben/ die GOtt uns dazu geben und darreichen wil/ und die GOtt uns in tauſenderley creutz und elend nun biß in unſer ſechzigſtes jahr gelehret/ um mit unſerm pfund jedermann zum gemeinen nu- tzen zu dienen. Wo nicht/ und ſie ſolches noch nicht achten noch erkennen wollen/ ſondern mit den alten Phariſaͤern ſagen: Wie ſolte uns dieſer lehren was recht und gut iſt? Wir ſind die Herren/ uns muß man hoͤren und nachlauffen/ nach Pſalm 4. 73. Jer. 2. 5. 6. 7. 8. und wollen alſo al- les volck mit ſich in die grube des verder- bens verfuͤhren. So ſchuͤtteln wir hiermit nach CHRiſti ſeinem befehl euren ſtaub von unſern fuͤſſen ab auff euer haupt/ und be- zeugen euch/ daß ihr an dem juͤngſten gericht ſollet rechenſchafft geben von euer hauß- haltung/ und von allen ſeelen/ die durch euch bißher und noch verfuͤhret werden. Daher nun die groſſe verſuchung/ truͤbſal und ge- richts-tag uͤber euch/ und euer Jeruſalem anbricht. Jhr habet keine entſchuldigung mehr vor GOtt/ und koͤnnet noch GOtt be- ſchuldigen/ noch uns/ daß ihrs nicht gewuſt habet/ noch haͤttet wiſſen koͤnnen/ GOtt hat euch alles uͤberfluͤßig durch uns/ und ſo viel zeugen der warheit bezeuget/ und ihr habet GOttes zeugniß auff erden und unter euch verachtet/ verfolget und gaͤntzlich auß- zurotten geſuchet/ euer blut ſey auff euerm haupt. Wir haben gepoſaunet/ nach Eſa. 58. Ezech. 3. 33. GOTT wird der menſchen blut und untergang von euer hand fodern/ und es mit allen falſchen hirten ein ende machen. Amen. Ezech. 34. Das iſt euch an- geſaget: So auch alle andere ſeelen/ men- ſchen und frey-geiſter ſich wollen ſagen/ und von ihrer blindheit und irrwegen zu dem einigen rechten wege CHRiſtus wol- len zu recht bringen laſſen durch GOttes Wort und Geiſt/ der in alle wahrheit lei- tet/ ſo ſind wir ſchuldig nach GOttes wort ihnen darin zu dienen/ als ſchuldener aller menſchen/ und ſie mit der warheit zu uͤber- zeugen/ oder ihnen ſolche zeugniſſe und ſchrifften der rechten zeugen GOttes anzu- weiſen/ dadurch ſie von den ſtreitigen pun- cten und verfall unter ihnen koͤnnen rech- ten nachricht bekommen/ und zu rechte ge- bracht werden/ ſo ſie es behoͤrlich warneh- men/ und GOTT darum erſuchen und an- ruffen wollen. Dazu auch die unpartheyi- ſche ſchrifften des Jacob Boͤmens vielen bißher gedienet haben/ und noch dienen koͤn- nen/ wenn man dieſelbe recht in demut un- ter GOtt gebraucht zu ſein ſelbſt-erhoͤhung/ und fall mit Lucifer. Wer ſich nun ſagen/ und unterweiſen laſſen wil/ der ſol erfah- ren/ daß es an GOtt nicht mangelt/ und hat nicht urſache GOtt zu beſchuldigen/ kan auch nichts zu ſeiner entſchuldigung vor- wenden; als wenn er die warheit nicht in allen/ und von allen dingen haͤtte wiſſen und finden koͤnnen. Wir ſind bereit/ uns von allen lehren und ſagen zu laſſen/ die ein beſſers wiſſen/ und eben wie ſolche ſchuldig ſind uns mit ihren gaben zu dienen/ ſo auch wir ihnen nach GOttes wort. Urtheilet ſelbſt/ ob auch ein argliſtigerer betrug des Satans koͤnne erdacht werden/ als daß er aller welt menſchen wort fuͤr GOttes wort/ fleiſchliche predigten fuͤr geiſtliche/ eine Vernunfft-Theologiam fuͤr Gottesgelehrt- heit/ werckheiligkeit fuͤr des Glaubens le- ben/ buchſtaben fuͤr geiſt/ ſpreu fuͤr korn/ wort fuͤr krafft/ und todte litter-knechte fuͤr diener des Geiſtes auffdringen wil? Wie koͤnnen die GOttes wort haben/ und Got- tes diener ſeyn/ die CHRiſti creutz/ wort und diener haſſen/ außſtoſſen und verfol- gen? ſie kennen das rechte wort GOttes nicht/ es iſt ihnen eine thorheit/ ſie verlaͤ- ſtern es in CHRiſto und allen ſeinen creutz- gliedern; wie koͤnnen ſie es denn recht nach dem Geiſt predigen/ das ſie in uns verdam- men? Wie koͤnnen ſie das creutz-wort des Geiſtes lieben/ das des fleiſches/ und aller eigen-weißheit creutz und tod iſt? Wie koͤnnen ſolche die Goͤttliche thorheit erweh- len/ welche der welt weißheit/ ehre/ lob und ruhm ſuchen/ welche als groſſe Docto- res ihr theil/ ehre und erhoͤhung hier bey den menſchen nehmen? Wie koͤnnen die ſich ſelbſt verleugnen/ und CHRiſtum recht mit der that/ warheit und nachfolge im Glauben bekennen/ predigen und erhoͤhen? Urtheilet ſelbſt/ ob CHRiſtus nicht ſeine Goͤttliche feindſchafft zwiſchen des Satans welt-reich/ ehre/ luſt/ freude und freund- ſchafft/ und zwiſchen ſein geiſtlich creutz- reich in der welt geſetzet und erneuert hat? Ob nicht alle feinde CHRiſti auch unſere feinde werden/ ſo bald wir von der welt/ und ihren Phariſaͤern mit Paulo zu CHRiſto in ſeine Creutz-Kirche und Heerlaͤger uͤber- gehen? Ob wir hier nicht mit CHRiſto alſo ſtreiten muͤſſen/ daß wir auch uͤberwin- den/ ſo ferne wir mit ihm alles ererben/ und nicht von der welt und uns ſelbſt wollen uͤberwunden werden zu unſer ſelbſteigenem ver- derb? Ob wir denn nicht alle feinde Chri- ſti und ſeines creutzes fuͤr unſere feinde hal- ten/ und ihnen einen ewigen krieg ankuͤn- digen muͤſſen/ ſo lange ſie dem Satan und

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1102>, abgerufen am 22.12.2024.