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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Gottfried Friedeborn/ Giffiheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting.
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MDC.
biß
MDCC.
handelt/ daß er seinen Schwarm ausgebreitet:
Welche gesetze denn ehemals die Clerisey selber
nach gefallen dazu erfunden gehabt/ damit sie in
ihren pfründen und angemaster unbetrieglichkeit
vor solchen Schwermern ungestört bleiben
möchte. Colberg/ der am gedachten ort diese
tragoedie erzehlet/ nennet diesen mann wegen
seines von den Lutherischen erlittenen todes
einen Teuffels-Martyrer und seine bekänt-
niß eine Schneider-Theologie/ welche
leichtfertigkeit ja wol auch ein nur natürlich
kluger im grunde erkennen kan. Jm übrigen
gedencket der Herr Ziegler im Schauplatz
der Zeit p. 549. eines Joh. Banniers/ der vom
König Gustavo Adolpho ein gesicht gehabt/
welches auch eingetroffen/ ob es aber dieser ge-
wesen/ weiß ich nicht.

Zieglers
actiones.

5. Fast auf gleiche art ist es einem andern/
namen Philipp Ziegler ergangen/ der im
Theatro Europaeo Tom. III. pag. 720. Magister,
von andern aber Legum Candidatus genennet
wird. Er war sonst bürtig von Würtzburg/
und soll die vornehmsten Reichsstädte durch-
gezogen/ und überall verkündiget haben/ daß
das Reich Christi nahe wäre/ deswegen erauch
sehr offte als ein Aufwiegler eingezogen und ge-
strafft worden. Jnsonderheit hat er An. 1620. zu
Franckfurt am Mäyn viel aussehens gemacht/
öffentlich von dem instehenden schweren krieg
(der hernach mehr als zu gewiß erfolget) ge-
weissaget/ das Christenthum einer Reforma-
Eiffer und
erlittenes
ungemach.
tion benötiget bekant/ und seinen eiffer vor
dessen ausführung sehen assen. Es mag aber
dieser eiffer nicht nach der gründlichen erkänt-
nis beschaffen gewesen seyn/ wenn anders zu glau-
ben ist/ was im Theatro Europaeo vorgegeben
wird. Nemlich er habe ein Wappen an dem
hause Braunfelß herab gerissen/ sich einen Kö-
nig und Löwen vom Stamm Juda genant/
der nach dem andern Psalm die Könige mit
Fernere
händel.
einem eisern Scepter zerschlagen würde/ und
ein Reich Christi aufrichten/ zur bekehrung der
Christen/ und vereinigung mit den Heiden
und Jüden/ in aller dreyer blut baden. Jnglei-
chen
daß er vorgegeben/ es würde ein Ju-
dicium sanguinis
gehalten werden/ darinnen
er der Principal seyn wolte/ &c.

6. Aus welcher relation leichtlich zu sehen/
daß man seine Worte nicht recht verstan-
den/ oder er auch selbsten sich nicht deutlich
gnug erkläret/ und wie es im hitzigen eiffer zu
geschehen pfleget/ seine sachen confus vorgetra-
gen. Er soll nach der zeit bey dem Dänischen
krieg in Hollstein und Dännemarck kommen
seyn/ von dar hernach weiter unter die Schwe-
den/ und endlich in Engelland/ da man denn
nachgehends nichts weiter von ihm verneh-
men können. Sonst aber wird sehr offte Phi-
lipp Zieglers
Anti-Arnoldus und Anti-Na-
Schrifft
von dem
seculo Spi-
ritus S.
gelius citirt/ d. i. wie der titul lautet: Gründli-
cher beweiß/ daß ein
tertium seculum oder Te-
stamentum Spiritus S.
sey. So An. 1622. her-
aus kommen in 4to. in zwölff Bogen beste-
hend. Und Nicolaus Baringius gedencket des-
sen in der warnung für den neuen Pro-
pheten
Cap. XII. pag. 76. daß Ziegler sich
darinnen auf den Spruch Amos III. 7. und
Habac. II, 3. beruffen/ auch dabey sehr gerüh-
met/ was er zu Bern in der Schweitz/ zu Franck-
[Spaltenumbruch] furt/ Prag und andern orten schon ausgerich-Jahr
MDC.
bis
MDCC.

tet hätte. Abraham von Franckenberg schrei-
bet in seinem Sendbrieff vom Kirchen-gehen
pag. 50. daß dieser Ziegler die sache von der
Offenbarung des Heiligen Geistes/ und von
dem letzten oder ewigen Testament/ in seinem
Anti-Arnoldo schrifftmäßig ausgeführet ha-
be. Anderer Auctorum zu geschweigen.

7. Gottfried Friedeborn/ bürtig aus Stetin/Friede-
borns le-
ben/

wird von Friederich Brecklingen/ ein Ev-
angelischer Prediger zu Sames in Hollstein ge-
nennet/ und unter die zeugen der wahrheit ge-
zehlet/ in Friderico Resurgente pag. 13. weil
er den Exorcismum unterlassen/ und den Cantz-
lar Kielmann bestrafft/ deswegen er auch lan-
ge gefangen gesessen/ und endlich vertrieben
worden/ und zu Lübeck gestorben. Colberg a-
ber I. c. pag. 232. beschreibet ihn/ daß er bey Ste-
tin in einem Städtgen Politz gebohren/ und
eines Predigers daselbst/ namens Christian
Friedeborns Sohn gewesen/ der auch vermuth-
lich die Stetinische Chronika geschrieben/ wel-
cher Becmannus in Memor. Francof. p. 184.
gedencket. Die Orthodoxi aber haben sich über
ihn beschweret/ daß er gantzer sechs jahr lang
dem Consistorio zu Stetin mit seinen Wei-
geliani
schen Schwermereyen viel zu thun ge-
macht/ und ob er wol Anno 1643. widerruffen/
hätte er doch hernach von neuem angefangen/
und wäre auf seinen irrthümern bestanden. Col-
berg hat an gedachtem orte einen auszug aus
desselben Manuscriptis publicirt/ wie ihn ein
Theologus aufgeschrieben/ derselbe lautet also:
(dabey zwar ein Verständiger wol mercken kan/
daß solche sätze nach dem sinn der Ketzermacher
eingerichtet seyn.)

I. Von der schöpffung. 1. Es sey eineund lehre.
ewige finsterniß/ und die finsterniß sey
von der natur abgesondert/ und soll auch
so bleiben: Sie sey von ewigkeit her wü-
ste und leer gewesen/ und habe einen ewi-
gen grimm und zorn wider den willen
GOttes von ewigkeit/ auch eine ewige
boßheit/ doch müsse sie dem gehorsam des
unendliche geistes gehorsam seyn/ und sey
von der creatur abgesondert/ und unbe-
greifflich/ zittere und bebe für dem fall der
ungehorsamen kinder/ die sie ewiglich ver-
schlingen soll; denn es thue ihr im hertzen
wehe/ daß sie den ungehorsam ewiglich
tragen müsse/ daran sie keine schuld habe.
Aber sie müsse dem allmächtigen GOtt
gehorsam leisten/ und zwischen GOtt
und ihr (der hölle/ sonst finsterniß) sey
der himmel und erde zur schiedn auer ge-
setzet. 2. GOtt habe erstlich
Reginam
Sophiam
einen allgemeinen geist der welt
geschaffen/ und sie dem sohn GOttes ver-
mählet/ da himmel und erde solte erschaf-
fen werden. Diese
Regina Sophia ist die er-
schaffene weißheit/ und ist ein wesentli-
cher geist und bild der unerschaffenen
weißheit. Sie ist das wort GOttes/ so
unter den menschen geprediget wird. Von
diesem erschaffenen allgemeinen geist
werden alle dinge auch die Engel/ gebo-
ren/ die seelen aber der menschen kom-
men nicht vom licht der erschaffenen/ son-
dern der unerschaffenen welt.

II. Von
A. K. H. Dritter Theil. N

Gottfried Friedeborn/ Giffiheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
handelt/ daß er ſeinen Schwarm ausgebreitet:
Welche geſetze deñ ehemals die Cleriſey ſelber
nach gefallen dazu erfunden gehabt/ damit ſie in
ihren pfruͤnden uñ angemaſter unbetrieglichkeit
vor ſolchen Schwermern ungeſtoͤrt bleiben
moͤchte. Colberg/ der am gedachten ort dieſe
tragœdie erzehlet/ nennet dieſen mann wegen
ſeines von den Lutheriſchen erlittenen todes
einen Teuffels-Martyrer und ſeine bekaͤnt-
niß eine Schneider-Theologie/ welche
leichtfertigkeit ja wol auch ein nur natuͤrlich
kluger im grunde erkennen kan. Jm uͤbrigen
gedencket der Herr Ziegler im Schauplatz
der Zeit p. 549. eines Joh. Banniers/ der vom
Koͤnig Guſtavo Adolpho ein geſicht gehabt/
welches auch eingetroffen/ ob es aber dieſer ge-
weſen/ weiß ich nicht.

Zieglers
actiones.

5. Faſt auf gleiche art iſt es einem andern/
namen Philipp Ziegler ergangen/ der im
Theatro Europæo Tom. III. pag. 720. Magiſter,
von andern aber Legum Candidatus genennet
wird. Er war ſonſt buͤrtig von Wuͤrtzburg/
und ſoll die vornehmſten Reichsſtaͤdte durch-
gezogen/ und uͤberall verkuͤndiget haben/ daß
das Reich Chriſti nahe waͤre/ deswegen erauch
ſehr offte als ein Aufwiegler eingezogen und ge-
ſtrafft worden. Jnſonderheit hat er An. 1620. zu
Franckfurt am Maͤyn viel auſſehens gemacht/
oͤffentlich von dem inſtehenden ſchweren krieg
(der hernach mehr als zu gewiß erfolget) ge-
weiſſaget/ das Chriſtenthum einer Reforma-
Eiffer und
erlittenes
ungemach.
tion benoͤtiget bekant/ und ſeinen eiffer vor
deſſen ausfuͤhrung ſehen aſſen. Es mag aber
dieſer eiffer nicht nach der gruͤndlichen erkaͤnt-
nis beſchaffen geweſen ſeyn/ weñ anders zu glau-
ben iſt/ was im Theatro Europæo vorgegeben
wird. Nemlich er habe ein Wappen an dem
hauſe Braunfelß herab geriſſen/ ſich einen Koͤ-
nig und Loͤwen vom Stamm Juda genant/
der nach dem andern Pſalm die Koͤnige mit
Fernere
haͤndel.
einem eiſern Scepter zerſchlagen wuͤrde/ und
ein Reich Chriſti aufrichten/ zur bekehrung der
Chriſten/ und vereinigung mit den Heiden
und Juͤden/ in aller dreyer blut baden. Jnglei-
chen
daß er vorgegeben/ es wuͤrde ein Ju-
dicium ſanguinis
gehalten werden/ darinnen
er der Principal ſeyn wolte/ &c.

6. Aus welcher relation leichtlich zu ſehen/
daß man ſeine Worte nicht recht verſtan-
den/ oder er auch ſelbſten ſich nicht deutlich
gnug erklaͤret/ und wie es im hitzigen eiffer zu
geſchehen pfleget/ ſeine ſachen confus vorgetra-
gen. Er ſoll nach der zeit bey dem Daͤniſchen
krieg in Hollſtein und Daͤnnemarck kommen
ſeyn/ von dar hernach weiter unter die Schwe-
den/ und endlich in Engelland/ da man denn
nachgehends nichts weiter von ihm verneh-
men koͤnnen. Sonſt aber wird ſehr offte Phi-
lipp Zieglers
Anti-Arnoldus und Anti-Na-
Schrifft
von dem
ſeculo Spi-
ritus S.
gelius citirt/ d. i. wie der titul lautet: Gruͤndli-
cher beweiß/ daß ein
tertium ſeculum oder Te-
ſtamentum Spiritus S.
ſey. So An. 1622. her-
aus kommen in 4to. in zwoͤlff Bogen beſte-
hend. Und Nicolaus Baringius gedencket deſ-
ſen in der warnung fuͤr den neuen Pro-
pheten
Cap. XII. pag. 76. daß Ziegler ſich
darinnen auf den Spruch Amos III. 7. und
Habac. II, 3. beruffen/ auch dabey ſehr geruͤh-
met/ was er zu Bern in der Schweitz/ zu Franck-
[Spaltenumbruch] furt/ Prag und andern orten ſchon ausgerich-Jahr
MDC.
bis
MDCC.

tet haͤtte. Abraham von Franckenberg ſchrei-
bet in ſeinem Sendbrieff vom Kirchen-gehen
pag. 50. daß dieſer Ziegler die ſache von der
Offenbarung des Heiligen Geiſtes/ und von
dem letzten oder ewigen Teſtament/ in ſeinem
Anti-Arnoldo ſchrifftmaͤßig ausgefuͤhret ha-
be. Anderer Auctorum zu geſchweigen.

7. Gottfried Friedeborn/ buͤrtig aus Stetin/Friede-
borns le-
ben/

wird von Friederich Brecklingen/ ein Ev-
angeliſcher Prediger zu Sames in Hollſtein ge-
nennet/ und unter die zeugen der wahrheit ge-
zehlet/ in Friderico Reſurgente pag. 13. weil
er den Exorcismum unterlaſſen/ und den Cantz-
lar Kielmann beſtrafft/ deswegen er auch lan-
ge gefangen geſeſſen/ und endlich vertrieben
worden/ und zu Luͤbeck geſtorben. Colberg a-
ber I. c. pag. 232. beſchreibet ihn/ daß er bey Ste-
tin in einem Staͤdtgen Politz gebohren/ und
eines Predigers daſelbſt/ namens Chriſtian
Friedeborns Sohn geweſen/ der auch vermuth-
lich die Stetiniſche Chronika geſchrieben/ wel-
cher Becmannus in Memor. Francof. p. 184.
gedencket. Die Orthodoxi aber haben ſich uͤber
ihn beſchweret/ daß er gantzer ſechs jahr lang
dem Conſiſtorio zu Stetin mit ſeinen Wei-
geliani
ſchen Schwermereyen viel zu thun ge-
macht/ und ob er wol Anno 1643. widerruffen/
haͤtte er doch hernach von neuem angefangen/
und waͤre auf ſeinen irrthuͤmern beſtanden. Col-
berg hat an gedachtem orte einen auszug aus
deſſelben Manuſcriptis publicirt/ wie ihn ein
Theologus aufgeſchrieben/ derſelbe lautet alſo:
(dabey zwar ein Verſtaͤndiger wol mercken kan/
daß ſolche ſaͤtze nach dem ſinn der Ketzermacher
eingerichtet ſeyn.)

I. Von der ſchoͤpffung. 1. Es ſey eineund lehre.
ewige finſterniß/ und die finſterniß ſey
von der natur abgeſondert/ und ſoll auch
ſo bleiben: Sie ſey von ewigkeit her wuͤ-
ſte und leer geweſen/ und habe einen ewi-
gen grimm und zorn wider den willen
GOttes von ewigkeit/ auch eine ewige
boßheit/ doch muͤſſe ſie dem gehorſam des
unendlichē geiſtes gehorſam ſeyn/ und ſey
von der creatur abgeſondert/ und unbe-
greifflich/ zittere und bebe fuͤr dem fall der
ungehorſamen kinder/ die ſie ewiglich ver-
ſchlingen ſoll; denn es thue ihr im hertzen
wehe/ daß ſie den ungehorſam ewiglich
tragen muͤſſe/ daran ſie keine ſchuld habe.
Aber ſie muͤſſe dem allmaͤchtigen GOtt
gehorſam leiſten/ und zwiſchen GOtt
und ihr (der hoͤlle/ ſonſt finſterniß) ſey
der himmel und erde zur ſchiedn auer ge-
ſetzet. 2. GOtt habe erſtlich
Reginam
Sophiam
einen allgemeinen geiſt der welt
geſchaffen/ und ſie dem ſohn GOttes ver-
maͤhlet/ da himmel und erde ſolte erſchaf-
fen werden. Dieſe
Regina Sophia iſt die er-
ſchaffene weißheit/ und iſt ein weſentli-
cher geiſt und bild der unerſchaffenen
weißheit. Sie iſt das wort GOttes/ ſo
unter den menſchen geprediget wird. Von
dieſem erſchaffenen allgemeinen geiſt
werden alle dinge auch die Engel/ gebo-
ren/ die ſeelen aber der menſchen kom-
men nicht vom licht der erſchaffenen/ ſon-
dern der unerſchaffenen welt.

II. Von
A. K. H. Dritter Theil. N
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[97/0109] Gottfried Friedeborn/ Giffiheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. handelt/ daß er ſeinen Schwarm ausgebreitet: Welche geſetze deñ ehemals die Cleriſey ſelber nach gefallen dazu erfunden gehabt/ damit ſie in ihren pfruͤnden uñ angemaſter unbetrieglichkeit vor ſolchen Schwermern ungeſtoͤrt bleiben moͤchte. Colberg/ der am gedachten ort dieſe tragœdie erzehlet/ nennet dieſen mann wegen ſeines von den Lutheriſchen erlittenen todes einen Teuffels-Martyrer und ſeine bekaͤnt- niß eine Schneider-Theologie/ welche leichtfertigkeit ja wol auch ein nur natuͤrlich kluger im grunde erkennen kan. Jm uͤbrigen gedencket der Herr Ziegler im Schauplatz der Zeit p. 549. eines Joh. Banniers/ der vom Koͤnig Guſtavo Adolpho ein geſicht gehabt/ welches auch eingetroffen/ ob es aber dieſer ge- weſen/ weiß ich nicht. Jahr MDC. biß MDCC. 5. Faſt auf gleiche art iſt es einem andern/ namen Philipp Ziegler ergangen/ der im Theatro Europæo Tom. III. pag. 720. Magiſter, von andern aber Legum Candidatus genennet wird. Er war ſonſt buͤrtig von Wuͤrtzburg/ und ſoll die vornehmſten Reichsſtaͤdte durch- gezogen/ und uͤberall verkuͤndiget haben/ daß das Reich Chriſti nahe waͤre/ deswegen erauch ſehr offte als ein Aufwiegler eingezogen und ge- ſtrafft worden. Jnſonderheit hat er An. 1620. zu Franckfurt am Maͤyn viel auſſehens gemacht/ oͤffentlich von dem inſtehenden ſchweren krieg (der hernach mehr als zu gewiß erfolget) ge- weiſſaget/ das Chriſtenthum einer Reforma- tion benoͤtiget bekant/ und ſeinen eiffer vor deſſen ausfuͤhrung ſehen aſſen. Es mag aber dieſer eiffer nicht nach der gruͤndlichen erkaͤnt- nis beſchaffen geweſen ſeyn/ weñ anders zu glau- ben iſt/ was im Theatro Europæo vorgegeben wird. Nemlich er habe ein Wappen an dem hauſe Braunfelß herab geriſſen/ ſich einen Koͤ- nig und Loͤwen vom Stamm Juda genant/ der nach dem andern Pſalm die Koͤnige mit einem eiſern Scepter zerſchlagen wuͤrde/ und ein Reich Chriſti aufrichten/ zur bekehrung der Chriſten/ und vereinigung mit den Heiden und Juͤden/ in aller dreyer blut baden. Jnglei- chen daß er vorgegeben/ es wuͤrde ein Ju- dicium ſanguinis gehalten werden/ darinnen er der Principal ſeyn wolte/ &c. Eiffer und erlittenes ungemach. Fernere haͤndel. 6. Aus welcher relation leichtlich zu ſehen/ daß man ſeine Worte nicht recht verſtan- den/ oder er auch ſelbſten ſich nicht deutlich gnug erklaͤret/ und wie es im hitzigen eiffer zu geſchehen pfleget/ ſeine ſachen confus vorgetra- gen. Er ſoll nach der zeit bey dem Daͤniſchen krieg in Hollſtein und Daͤnnemarck kommen ſeyn/ von dar hernach weiter unter die Schwe- den/ und endlich in Engelland/ da man denn nachgehends nichts weiter von ihm verneh- men koͤnnen. Sonſt aber wird ſehr offte Phi- lipp Zieglers Anti-Arnoldus und Anti-Na- gelius citirt/ d. i. wie der titul lautet: Gruͤndli- cher beweiß/ daß ein tertium ſeculum oder Te- ſtamentum Spiritus S. ſey. So An. 1622. her- aus kommen in 4to. in zwoͤlff Bogen beſte- hend. Und Nicolaus Baringius gedencket deſ- ſen in der warnung fuͤr den neuen Pro- pheten Cap. XII. pag. 76. daß Ziegler ſich darinnen auf den Spruch Amos III. 7. und Habac. II, 3. beruffen/ auch dabey ſehr geruͤh- met/ was er zu Bern in der Schweitz/ zu Franck- furt/ Prag und andern orten ſchon ausgerich- tet haͤtte. Abraham von Franckenberg ſchrei- bet in ſeinem Sendbrieff vom Kirchen-gehen pag. 50. daß dieſer Ziegler die ſache von der Offenbarung des Heiligen Geiſtes/ und von dem letzten oder ewigen Teſtament/ in ſeinem Anti-Arnoldo ſchrifftmaͤßig ausgefuͤhret ha- be. Anderer Auctorum zu geſchweigen. Schrifft von dem ſeculo Spi- ritus S. Jahr MDC. bis MDCC. 7. Gottfried Friedeborn/ buͤrtig aus Stetin/ wird von Friederich Brecklingen/ ein Ev- angeliſcher Prediger zu Sames in Hollſtein ge- nennet/ und unter die zeugen der wahrheit ge- zehlet/ in Friderico Reſurgente pag. 13. weil er den Exorcismum unterlaſſen/ und den Cantz- lar Kielmann beſtrafft/ deswegen er auch lan- ge gefangen geſeſſen/ und endlich vertrieben worden/ und zu Luͤbeck geſtorben. Colberg a- ber I. c. pag. 232. beſchreibet ihn/ daß er bey Ste- tin in einem Staͤdtgen Politz gebohren/ und eines Predigers daſelbſt/ namens Chriſtian Friedeborns Sohn geweſen/ der auch vermuth- lich die Stetiniſche Chronika geſchrieben/ wel- cher Becmannus in Memor. Francof. p. 184. gedencket. Die Orthodoxi aber haben ſich uͤber ihn beſchweret/ daß er gantzer ſechs jahr lang dem Conſiſtorio zu Stetin mit ſeinen Wei- gelianiſchen Schwermereyen viel zu thun ge- macht/ und ob er wol Anno 1643. widerruffen/ haͤtte er doch hernach von neuem angefangen/ und waͤre auf ſeinen irrthuͤmern beſtanden. Col- berg hat an gedachtem orte einen auszug aus deſſelben Manuſcriptis publicirt/ wie ihn ein Theologus aufgeſchrieben/ derſelbe lautet alſo: (dabey zwar ein Verſtaͤndiger wol mercken kan/ daß ſolche ſaͤtze nach dem ſinn der Ketzermacher eingerichtet ſeyn.) Friede- borns le- ben/ I. Von der ſchoͤpffung. 1. Es ſey eine ewige finſterniß/ und die finſterniß ſey von der natur abgeſondert/ und ſoll auch ſo bleiben: Sie ſey von ewigkeit her wuͤ- ſte und leer geweſen/ und habe einen ewi- gen grimm und zorn wider den willen GOttes von ewigkeit/ auch eine ewige boßheit/ doch muͤſſe ſie dem gehorſam des unendlichē geiſtes gehorſam ſeyn/ und ſey von der creatur abgeſondert/ und unbe- greifflich/ zittere und bebe fuͤr dem fall der ungehorſamen kinder/ die ſie ewiglich ver- ſchlingen ſoll; denn es thue ihr im hertzen wehe/ daß ſie den ungehorſam ewiglich tragen muͤſſe/ daran ſie keine ſchuld habe. Aber ſie muͤſſe dem allmaͤchtigen GOtt gehorſam leiſten/ und zwiſchen GOtt und ihr (der hoͤlle/ ſonſt finſterniß) ſey der himmel und erde zur ſchiedn auer ge- ſetzet. 2. GOtt habe erſtlich Reginam Sophiam einen allgemeinen geiſt der welt geſchaffen/ und ſie dem ſohn GOttes ver- maͤhlet/ da himmel und erde ſolte erſchaf- fen werden. Dieſe Regina Sophia iſt die er- ſchaffene weißheit/ und iſt ein weſentli- cher geiſt und bild der unerſchaffenen weißheit. Sie iſt das wort GOttes/ ſo unter den menſchen geprediget wird. Von dieſem erſchaffenen allgemeinen geiſt werden alle dinge auch die Engel/ gebo- ren/ die ſeelen aber der menſchen kom- men nicht vom licht der erſchaffenen/ ſon- dern der unerſchaffenen welt. und lehre. II. Von A. K. H. Dritter Theil. N

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/109>, abgerufen am 22.12.2024.