Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom zustand und beschreibung der Kirchen.
[Spaltenumbruch] unter gehen/ oder in der Päbste decretalien, durch
den geist Elias zum feuer der falschen Pabsts-
Propheten an GOtt sollen auffgeopffert werden.
Wer das Mysterium pietatis & impietatis nicht
durch GOttes Geist recht verstehet und einsiehet/
der kan kein rechtes buch und historien beschreiben/
weil er es nach dem äusserlichen namen/ und fal-
schen schein fasset/ und nicht wie es für GOtt ist/
da alles rechtgute unterm schein und namen des
bösen/ und alles böse und thierische menschen-bil-
der unter dem schein und namen des guten/ ja
selbst der teuffel und alle Antichristische Secten heut
für lauter Christus wollen gehalten/ und ange-
betet seyn. Wie denn alle welt das thier mit gros-
ser verwunderung angebetet/ und ihre thierische
bücher und historien für die besten will gehalten
haben. Apoc. 13. Wer nicht durch den rechten
übernatürlichen glauben/ den GOtt selbst in uns
anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri-
sto zur gemeinschafft seiner Göttl. weißheit/ lichts
und rechts vereiniget/ und also mit Mose, Jerem.
und Christo ein GOtt der welt/ und Gottförmiger
Historicus zu erst selbst von GOtt gemacht ist/
wie kan der reden und schreiben/ wie es für GOtt
recht ist/ und wie kan der nach der Regel und
vorschrifft des Heil. worts GOttes/ Gottför-
mige Historien mit Lucas schreiben/ so lange er
selbst noch weltförmig/ blind und fleischlich ge-
sinnet ist/ oder mit falscher liebe verbildet und ein-
genommen ist/ da alle liebe ja offt auch die gute
liebe den menschen verblendet/ daß er für grosser
liebe an denen/ die er unwürdig liebet/ nicht sehen
kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu straf-
fen ist/ daher die gantze welt heut am meisten durch
eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken
verführet wird. Welche nicht/ als durch einen
Göttlichen haß und feindschafft/ wieder alles/ was
ma unordentlich und wieder Christu liebet/ kan zu
recht gebracht werde/ nach Genes. 3. Luc. 14. Da-
her es auch von allen büchern und historien schrei-
bern heisset: Wehe dene/ welche die welt liebet und
lobet. Was unter den menschen hoch geachtet/ das
ist für GOtt ein greuel; Luc. 6. 16. denn GOttes
wege und gedancken sind nicht wie des menschen/
sondern ihnen gantz zu wieder/ wie der geist dem
fleisch entgegen stehet. Solten wir so heut aller
dinge und kirchen historien beschreiben/ wie sie
heut im innern grunde für GOtt stehen und an-
geschen seyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was
GOtt zu ihrem wesen saget und für gerichte sen-
den wird/ so würde es uns nicht besser als den
Propheten und Aposteln gehen/ und würden
bald zum Ende geschrieben haben mit Stephanus
und Jeremias. Da doch ein jeder Historien-
schreiber wie ein GOTT und Richter der welt/
ohne eigen-liebe/ gunst und furcht/ alles wie es
für GOTT ist/ nach dem Göttlichen glau-
bens-lichte/ recht und warheit/ einsehen/ urthei-
len/ richten/ und beschreiben muß/ wofern er
nicht wie ein falscher zeuge und richter der Chri-
stenheit erkannt und noch vielmehr von den
nachkommen wil gehalten seyn; wenn ich auch
alles was von der liebe so hoch und tieff/ wie
Moses/ kan geschrieben werde/ auß allen büchern
sammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit
und liebe angefülleten alten schläuchen hinein
schütten wolte/ würde der riß nur desto ärger.
Nosse verum & hominum differentias, & unum
quodque suo posse insignire nomine, uti scri-
ptura docet, est signatura Theodidacti, sapientis
[Spaltenumbruch] & Historici.
Wie man von einer Comoedie und
derselben gantz entgege lauffenden Tragoedie nicht
recht urtheilen kan/ ehe man selbst darinn mit
gespielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende
recht eingesehen hat/ wie GOTT unter so
vielerley larven verborgen/ der grossen | welt
Tragoedie und die verdeckte kirchen-Comoedie
bißher so wunderbahr und gantz verkehrt/ wie-
der aller welt und menschen sinne/ hoch und
tieff angefangen/ und noch viel tieffer und höher
endigen will/ wie mit Cain und Abel, Ismael,
und Isaac, Esau und Jacob, Joseph und sei-
nen feinden/ den Phariseern und Christo/ den
Papisten und Luthero &c. So kan keiner davon
recht nach GOttes sinn und wort reden und
schreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/
gelehret und tüchtig gemachet ist; und der ohne
ansehung der Personen/ das für GOTT
hochheilig/ recht/ edel/ weise/ wiedergebohren/
und zu beschreiben würdig ist auch von dem är-
mesten Lazaro und geringsten gliedern/ zeugen
und brüdern Christi auß dem koht und dreck
dieser welt hervor ziehet/ und in den stand/ grad
und segen erhöhet/ darein es von GOTT ge-
setzet ist/ und hingegen alles das/ was für der welt
hoch/ reich/ weise/ gelehrt/ mächtig/ fromm/
hend/ ansehentlich und herrlich geachtet/ geliebet
und gelobet wird/ mit dem reichen mann/ Saul, Pha-
rao Pilatus,
und den Phariscern herunter setzet/
ja offt biß urhöll[e]n ernidri[get][dah]in es mit den
Apocalyptischen thieren [gehöret] [w]as der men-
schen thierische bilder bißher für Christi bilde/
geist/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und
verehret. Deus in minimis maximus est & agno-
sci vult,
daher wie Christus selbst alle welt dar-
nach theilet/ unterscheidet und beschreibet/ seg-
net oder verfluchet/ nachdem sie sich seiner in sei-
nen geringsten brüdern und gliedern mit Christ-
licher liebes-gemeinschafft angenommen haben
oder nicht; so muß auch ein recht Christlicher
Historicus alles nach der art und regel des worts
GOttes einsehen und beschreiben/ wie GOtt
durchauß in seinem wort uns dann vorgehet/ da
hernach die meiste Historici davon abgefallen/
und GOtt dann am meisten entgegen wandeln/
eben wie sie auff Academien von ihren Theologis
belehret und angeführet sind. Memoria justi ex-
tollatur, ut mancat in benedictione, ubi e
contra memoria impiis a terra deleatur,
wie der
Comineus und Mirandula den Savanorolam ver-
theidiget/ und dessen verfolger mit einer schwartzen
kohle gezeichnet haben/ darinn Thuanus vielen
andern vorgegangen/ und samt dem Aventino
am nechsten zum ziel treffen; wie denn alle Historici
nach den 7. Graden des guten/ bessern/ bestens und
des bösen ärgern/ und allerärgste/ wie auch des mitt-
lernstandes am allerfüglichsten könten abgetheilet
und unterschieden werden/ nach dem sie entweder
von Gott gelehret/ oder auch auß natürliche licht/
gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-gesuch oder
menschen-gunst und furcht/ die Göttl. kirchen-hi-
storien oder Göttl. macro- und microcosmische
welt-historien beschrieben haben; und also müsten
alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff sie auch
von der welt gehasset/ denigriret und verfolget sind/
biß auff diese stunde continuiret und ans licht ge-
stellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/
wären sie auch noch so hoch/ mächtig/ groß/ weise
und gelehrt/ wie die Phariseer und schrifftgelehr-
ten/ Pilatus und Herodes in Credo angemercket

und
F f f f f 3

Vom zuſtand und beſchreibung der Kirchen.
[Spaltenumbruch] unter gehen/ oder in der Paͤbſte decretalien, durch
den geiſt Elias zum feuer der falſchen Pabſts-
Propheten an GOtt ſollen auffgeopffert werden.
Wer das Myſterium pietatis & impietatis nicht
durch GOttes Geiſt recht verſtehet und einſiehet/
der kan kein rechtes buch und hiſtorien beſchreiben/
weil er es nach dem aͤuſſerlichen namen/ und fal-
ſchen ſchein faſſet/ und nicht wie es fuͤr GOtt iſt/
da alles rechtgute unterm ſchein und namen des
boͤſen/ und alles boͤſe und thieriſche menſchen-bil-
der unter dem ſchein und namen des guten/ ja
ſelbſt der teuffel uñ alle Antichriſtiſche Secten heut
fuͤr lauter Chriſtus wollen gehalten/ und ange-
betet ſeyn. Wie denn alle welt das thier mit groſ-
ſer verwunderung angebetet/ und ihre thieriſche
buͤcher und hiſtorien fuͤr die beſten will gehalten
haben. Apoc. 13. Wer nicht durch den rechten
uͤbernatuͤrlichen glauben/ den GOtt ſelbſt in uns
anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri-
ſto zur gemeinſchafft ſeiner Goͤttl. weißheit/ lichts
und rechts vereiniget/ und alſo mit Moſe, Jerem.
und Chriſto ein GOtt der welt/ und Gottfoͤrmiger
Hiſtoricus zu erſt ſelbſt von GOtt gemacht iſt/
wie kan der reden und ſchreiben/ wie es fuͤr GOtt
recht iſt/ und wie kan der nach der Regel und
vorſchrifft des Heil. worts GOttes/ Gottfoͤr-
mige Hiſtorien mit Lucas ſchreiben/ ſo lange er
ſelbſt noch weltfoͤrmig/ blind und fleiſchlich ge-
ſinnet iſt/ oder mit falſcher liebe verbildet und ein-
genommen iſt/ da alle liebe ja offt auch die gute
liebe den menſchen verblendet/ daß er fuͤr groſſer
liebe an denen/ die er unwuͤrdig liebet/ nicht ſehen
kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu ſtraf-
fen iſt/ daher die gantze welt heut am meiſten durch
eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken
verfuͤhret wird. Welche nicht/ als durch einen
Goͤttlichen haß und feindſchafft/ wieder alles/ was
mā unordentlich und wieder Chriſtū liebet/ kan zu
recht gebracht werdē/ nach Geneſ. 3. Luc. 14. Da-
her es auch von allen buͤchern und hiſtorien ſchrei-
bern heiſſet: Wehe denē/ welche die welt liebet und
lobet. Was unter den menſchen hoch geachtet/ das
iſt fuͤr GOtt ein greuel; Luc. 6. 16. denn GOttes
wege und gedancken ſind nicht wie des menſchen/
ſondern ihnen gantz zu wieder/ wie der geiſt dem
fleiſch entgegen ſtehet. Solten wir ſo heut aller
dinge und kirchen hiſtorien beſchreiben/ wie ſie
heut im innern grunde fuͤr GOtt ſtehen und an-
geſchen ſeyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was
GOtt zu ihrem weſen ſaget und fuͤr gerichte ſen-
den wird/ ſo wuͤrde es uns nicht beſſer als den
Propheten und Apoſteln gehen/ und wuͤrden
bald zum Ende geſchrieben haben mit Stephanus
und Jeremias. Da doch ein jeder Hiſtorien-
ſchreiber wie ein GOTT und Richter der welt/
ohne eigen-liebe/ gunſt und furcht/ alles wie es
fuͤr GOTT iſt/ nach dem Goͤttlichen glau-
bens-lichte/ recht und warheit/ einſehen/ urthei-
len/ richten/ und beſchreiben muß/ wofern er
nicht wie ein falſcher zeuge und richter der Chri-
ſtenheit erkannt und noch vielmehr von den
nachkommen wil gehalten ſeyn; wenn ich auch
alles was von der liebe ſo hoch und tieff/ wie
Moſes/ kan geſchrieben werdē/ auß allen buͤchern
ſammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit
und liebe angefuͤlleten alten ſchlaͤuchen hinein
ſchuͤtten wolte/ wuͤrde der riß nur deſto aͤrger.
Noſſe verum & hominum differentias, & unum
quodque ſuo poſſe inſignire nomine, uti ſcri-
ptura docet, eſt ſignatura Theodidacti, ſapientis
[Spaltenumbruch] & Hiſtorici.
Wie man von einer Comœdie und
derſelben gantz entgegē lauffenden Tragœdie nicht
recht urtheilen kan/ ehe man ſelbſt darinn mit
geſpielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende
recht eingeſehen hat/ wie GOTT unter ſo
vielerley larven verborgen/ der groſſen | welt
Tragœdie und die verdeckte kirchen-Comœdie
bißher ſo wunderbahr und gantz verkehrt/ wie-
der aller welt und menſchen ſinne/ hoch und
tieff angefangen/ und noch viel tieffer und hoͤher
endigen will/ wie mit Cain und Abel, Ismael,
und Iſaac, Eſau und Jacob, Joſeph und ſei-
nen feinden/ den Phariſeern und Chriſto/ den
Papiſten und Luthero &c. So kan keiner davon
recht nach GOttes ſinn und wort reden und
ſchreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/
gelehret und tuͤchtig gemachet iſt; und der ohne
anſehung der Perſonen/ das fuͤr GOTT
hochheilig/ recht/ edel/ weiſe/ wiedergebohren/
und zu beſchreiben wuͤrdig iſt auch von dem aͤr-
meſten Lazaro und geringſten gliedern/ zeugen
und bruͤdern Chriſti auß dem koht und dreck
dieſer welt hervor ziehet/ und in den ſtand/ grad
und ſegen erhoͤhet/ darein es von GOTT ge-
ſetzet iſt/ und hingegen alles das/ was fuͤr der welt
hoch/ reich/ weiſe/ gelehrt/ maͤchtig/ fromm/
hend/ anſehentlich und herrlich geachtet/ geliebet
und gelobet wird/ mit dem reichen mañ/ Saul, Pha-
rao Pilatus,
und den Phariſcern herunter ſetzet/
ja offt biß urhoͤll[e]n ernidri[get][dah]in es mit den
Apocalyptiſchen thieren [gehoͤret] [w]as der men-
ſchen thieriſche bilder bißher fuͤr Chriſti bilde/
geiſt/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und
verehret. Deus in minimis maximus eſt & agno-
ſci vult,
daher wie Chriſtus ſelbſt alle welt dar-
nach theilet/ unterſcheidet und beſchreibet/ ſeg-
net oder verfluchet/ nachdem ſie ſich ſeiner in ſei-
nen geringſten bruͤdern und gliedern mit Chriſt-
licher liebes-gemeinſchafft angenommen haben
oder nicht; ſo muß auch ein recht Chriſtlicher
Hiſtoricus alles nach der art und regel des worts
GOttes einſehen und beſchreiben/ wie GOtt
durchauß in ſeinem wort uns dann vorgehet/ da
hernach die meiſte Hiſtorici davon abgefallen/
und GOtt dann am meiſten entgegen wandeln/
eben wie ſie auff Academien von ihren Theologis
belehret und angefuͤhret ſind. Memoria juſti ex-
tollatur, ut mancat in benedictione, ubi ê
contra memoria impiis à terra deleatur,
wie der
Comineus und Mirandula den Savanorolam ver-
theidiget/ und deſſen verfolger mit einer ſchwartzen
kohle gezeichnet haben/ darinn Thuanus vielen
andern vorgegangen/ und ſamt dem Aventino
am nechſten zum ziel treffen; wie deñ alle Hiſtorici
nach den 7. Graden des guten/ beſſern/ beſtens uñ
des boͤſen aͤrgern/ uñ alleraͤrgſtē/ wie auch des mitt-
lernſtandes am allerfuͤglichſten koͤnten abgetheilet
und unterſchieden werden/ nach dem ſie entweder
von Gott gelehret/ oder auch auß natuͤrlichē licht/
gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-geſuch oder
menſchen-gunſt und furcht/ die Goͤttl. kirchen-hi-
ſtorien oder Goͤttl. macro- und microcosmiſche
welt-hiſtorien beſchrieben haben; und alſo muͤſten
alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff ſie auch
von der welt gehaſſet/ denigriret uñ verfolget ſind/
biß auff dieſe ſtunde continuiret und ans licht ge-
ſtellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/
waͤren ſie auch noch ſo hoch/ maͤchtig/ groß/ weiſe
und gelehrt/ wie die Phariſeer und ſchrifftgelehr-
ten/ Pilatus und Herodes in Credo angemercket

und
F f f f f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <p><pb facs="#f1089" n="781"/><fw place="top" type="header">Vom zu&#x017F;tand und be&#x017F;chreibung der Kirchen.</fw><lb/><cb/>
unter gehen/ oder in der Pa&#x0364;b&#x017F;te <hi rendition="#aq">decretalien,</hi> durch<lb/>
den gei&#x017F;t <hi rendition="#aq">Elias</hi> zum feuer der fal&#x017F;chen Pab&#x017F;ts-<lb/>
Propheten an GOtt &#x017F;ollen auffgeopffert werden.<lb/>
Wer das <hi rendition="#aq">My&#x017F;terium pietatis &amp; impietatis</hi> nicht<lb/>
durch GOttes Gei&#x017F;t recht ver&#x017F;tehet und ein&#x017F;iehet/<lb/>
der kan kein rechtes buch und hi&#x017F;torien be&#x017F;chreiben/<lb/>
weil er es nach dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen namen/ und fal-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;chein fa&#x017F;&#x017F;et/ und nicht wie es fu&#x0364;r GOtt i&#x017F;t/<lb/>
da alles rechtgute unterm &#x017F;chein und namen des<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en/ und alles bo&#x0364;&#x017F;e und thieri&#x017F;che men&#x017F;chen-bil-<lb/>
der unter dem &#x017F;chein und namen des guten/ ja<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t der teuffel un&#x0303; alle Antichri&#x017F;ti&#x017F;che <hi rendition="#aq">Sect</hi>en heut<lb/>
fu&#x0364;r lauter Chri&#x017F;tus wollen gehalten/ und ange-<lb/>
betet &#x017F;eyn. Wie denn alle welt das thier mit gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er verwunderung angebetet/ und ihre thieri&#x017F;che<lb/>
bu&#x0364;cher und hi&#x017F;torien fu&#x0364;r die be&#x017F;ten will gehalten<lb/>
haben. <hi rendition="#aq">Apoc.</hi> 13. Wer nicht durch den rechten<lb/>
u&#x0364;bernatu&#x0364;rlichen glauben/ den GOtt &#x017F;elb&#x017F;t in uns<lb/>
anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri-<lb/>
&#x017F;to zur gemein&#x017F;chafft &#x017F;einer Go&#x0364;ttl. weißheit/ lichts<lb/>
und rechts vereiniget/ und al&#x017F;o mit <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;e, Jerem.</hi><lb/>
und Chri&#x017F;to ein GOtt der welt/ und Gottfo&#x0364;rmiger<lb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toricus</hi> zu er&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t von GOtt gemacht i&#x017F;t/<lb/>
wie kan der reden und &#x017F;chreiben/ wie es fu&#x0364;r GOtt<lb/>
recht i&#x017F;t/ und wie kan der nach der <hi rendition="#aq">Regel</hi> und<lb/>
vor&#x017F;chrifft des Heil. worts GOttes/ Gottfo&#x0364;r-<lb/>
mige <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torien</hi> mit <hi rendition="#aq">Lucas</hi> &#x017F;chreiben/ &#x017F;o lange er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t noch weltfo&#x0364;rmig/ blind und flei&#x017F;chlich ge-<lb/>
&#x017F;innet i&#x017F;t/ oder mit fal&#x017F;cher liebe verbildet und ein-<lb/>
genommen i&#x017F;t/ da alle liebe ja offt auch die gute<lb/>
liebe den men&#x017F;chen verblendet/ daß er fu&#x0364;r gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
liebe an denen/ die er unwu&#x0364;rdig liebet/ nicht &#x017F;ehen<lb/>
kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu &#x017F;traf-<lb/>
fen i&#x017F;t/ daher die gantze welt heut am mei&#x017F;ten durch<lb/>
eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken<lb/>
verfu&#x0364;hret wird. Welche nicht/ als durch einen<lb/>
Go&#x0364;ttlichen haß und feind&#x017F;chafft/ wieder alles/ was<lb/>
m&#x0101; unordentlich und wieder Chri&#x017F;t&#x016B; liebet/ kan zu<lb/>
recht gebracht werd&#x0113;/ nach <hi rendition="#aq">Gene&#x017F;. 3. Luc.</hi> 14. Da-<lb/>
her es auch von allen bu&#x0364;chern und hi&#x017F;torien &#x017F;chrei-<lb/>
bern hei&#x017F;&#x017F;et: Wehe den&#x0113;/ welche die welt liebet und<lb/>
lobet. Was unter den men&#x017F;chen hoch geachtet/ das<lb/>
i&#x017F;t fu&#x0364;r GOtt ein greuel; <hi rendition="#aq">Luc.</hi> 6. 16. denn GOttes<lb/>
wege und gedancken &#x017F;ind nicht wie des men&#x017F;chen/<lb/>
&#x017F;ondern ihnen gantz zu wieder/ wie der gei&#x017F;t dem<lb/>
flei&#x017F;ch entgegen &#x017F;tehet. Solten wir &#x017F;o heut aller<lb/>
dinge und kirchen hi&#x017F;torien be&#x017F;chreiben/ wie &#x017F;ie<lb/>
heut im innern grunde fu&#x0364;r GOtt &#x017F;tehen und an-<lb/>
ge&#x017F;chen &#x017F;eyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was<lb/>
GOtt zu ihrem we&#x017F;en &#x017F;aget und fu&#x0364;r gerichte &#x017F;en-<lb/>
den wird/ &#x017F;o wu&#x0364;rde es uns nicht be&#x017F;&#x017F;er als den<lb/>
Propheten und Apo&#x017F;teln gehen/ und wu&#x0364;rden<lb/>
bald zum Ende ge&#x017F;chrieben haben mit <hi rendition="#aq">Stephanus</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Jeremias.</hi> Da doch ein jeder <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torien-</hi><lb/>
&#x017F;chreiber wie ein <hi rendition="#g">GOTT</hi> und Richter der welt/<lb/>
ohne eigen-liebe/ gun&#x017F;t und furcht/ alles wie es<lb/>
fu&#x0364;r <hi rendition="#g">GOTT</hi> i&#x017F;t/ nach dem Go&#x0364;ttlichen glau-<lb/>
bens-lichte/ recht und warheit/ ein&#x017F;ehen/ urthei-<lb/>
len/ richten/ und be&#x017F;chreiben muß/ wofern er<lb/>
nicht wie ein fal&#x017F;cher zeuge und richter der Chri-<lb/>
&#x017F;tenheit erkannt und noch vielmehr von den<lb/>
nachkommen wil gehalten &#x017F;eyn; wenn ich auch<lb/>
alles was von der liebe &#x017F;o hoch und tieff/ wie<lb/>
Mo&#x017F;es/ kan ge&#x017F;chrieben werd&#x0113;/ auß allen bu&#x0364;chern<lb/>
&#x017F;ammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit<lb/>
und liebe angefu&#x0364;lleten alten &#x017F;chla&#x0364;uchen hinein<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tten wolte/ wu&#x0364;rde der riß nur de&#x017F;to a&#x0364;rger.<lb/><hi rendition="#aq">No&#x017F;&#x017F;e verum &amp; hominum differentias, &amp; unum<lb/>
quodque &#x017F;uo po&#x017F;&#x017F;e in&#x017F;ignire nomine, uti &#x017F;cri-<lb/>
ptura docet, e&#x017F;t &#x017F;ignatura Theodidacti, &#x017F;apientis<lb/><cb/>
&amp; Hi&#x017F;torici.</hi> Wie man von einer <hi rendition="#aq">Com&#x0153;die</hi> und<lb/>
der&#x017F;elben gantz entgeg&#x0113; lauffenden <hi rendition="#aq">Trag&#x0153;die</hi> nicht<lb/>
recht urtheilen kan/ ehe man &#x017F;elb&#x017F;t darinn mit<lb/>
ge&#x017F;pielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende<lb/>
recht einge&#x017F;ehen hat/ wie <hi rendition="#g">GOTT</hi> unter &#x017F;o<lb/>
vielerley larven verborgen/ der gro&#x017F;&#x017F;en | welt<lb/><hi rendition="#aq">Trag&#x0153;die</hi> und die verdeckte kirchen<hi rendition="#aq">-Com&#x0153;die</hi><lb/>
bißher &#x017F;o wunderbahr und gantz verkehrt/ wie-<lb/>
der aller welt und men&#x017F;chen &#x017F;inne/ hoch und<lb/>
tieff angefangen/ und noch viel tieffer und ho&#x0364;her<lb/>
endigen will/ wie mit <hi rendition="#aq">Cain</hi> und <hi rendition="#aq">Abel, Ismael,</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">I&#x017F;aac, E&#x017F;au</hi> und <hi rendition="#aq">Jacob, Jo&#x017F;eph</hi> und &#x017F;ei-<lb/>
nen feinden/ den Phari&#x017F;eern und Chri&#x017F;to/ den<lb/><hi rendition="#aq">Papi&#x017F;t</hi>en und <hi rendition="#aq">Luthero &amp;c.</hi> So kan keiner davon<lb/>
recht nach GOttes &#x017F;inn und wort reden und<lb/>
&#x017F;chreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/<lb/>
gelehret und tu&#x0364;chtig gemachet i&#x017F;t; und der ohne<lb/>
an&#x017F;ehung der Per&#x017F;onen/ das fu&#x0364;r <hi rendition="#g">GOTT</hi><lb/>
hochheilig/ recht/ edel/ wei&#x017F;e/ wiedergebohren/<lb/>
und zu be&#x017F;chreiben wu&#x0364;rdig i&#x017F;t auch von dem a&#x0364;r-<lb/>
me&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Lazaro</hi> und gering&#x017F;ten gliedern/ zeugen<lb/>
und bru&#x0364;dern Chri&#x017F;ti auß dem koht und dreck<lb/>
die&#x017F;er welt hervor ziehet/ und in den &#x017F;tand/ grad<lb/>
und &#x017F;egen erho&#x0364;het/ darein es von <hi rendition="#g">GOTT</hi> ge-<lb/>
&#x017F;etzet i&#x017F;t/ und hingegen alles das/ was fu&#x0364;r der welt<lb/>
hoch/ reich/ wei&#x017F;e/ gelehrt/ ma&#x0364;chtig/ fromm/<lb/>
hend/ an&#x017F;ehentlich und herrlich geachtet/ geliebet<lb/>
und gelobet wird/ mit dem reichen man&#x0303;/ <hi rendition="#aq">Saul, Pha-<lb/>
rao Pilatus,</hi> und den Phari&#x017F;cern herunter &#x017F;etzet/<lb/>
ja offt biß urho&#x0364;ll<supplied>e</supplied>n ernidri<supplied>get</supplied><supplied>dah</supplied>in es mit den<lb/><hi rendition="#aq">Apocalypti</hi>&#x017F;chen thieren <supplied>geho&#x0364;ret</supplied> <supplied>w</supplied>as der men-<lb/>
&#x017F;chen thieri&#x017F;che bilder bißher fu&#x0364;r Chri&#x017F;ti bilde/<lb/>
gei&#x017F;t/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und<lb/>
verehret. <hi rendition="#aq">Deus in minimis maximus e&#x017F;t &amp; agno-<lb/>
&#x017F;ci vult,</hi> daher wie Chri&#x017F;tus &#x017F;elb&#x017F;t alle welt dar-<lb/>
nach theilet/ unter&#x017F;cheidet und be&#x017F;chreibet/ &#x017F;eg-<lb/>
net oder verfluchet/ nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;einer in &#x017F;ei-<lb/>
nen gering&#x017F;ten bru&#x0364;dern und gliedern mit Chri&#x017F;t-<lb/>
licher liebes-gemein&#x017F;chafft angenommen haben<lb/>
oder nicht; &#x017F;o muß auch ein recht Chri&#x017F;tlicher<lb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toricus</hi> alles nach der art und regel des worts<lb/>
GOttes ein&#x017F;ehen und be&#x017F;chreiben/ wie GOtt<lb/>
durchauß in &#x017F;einem wort uns dann vorgehet/ da<lb/>
hernach die mei&#x017F;te <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torici</hi> davon abgefallen/<lb/>
und GOtt dann am mei&#x017F;ten entgegen wandeln/<lb/>
eben wie &#x017F;ie auff <hi rendition="#aq">Academien</hi> von ihren <hi rendition="#aq">Theologis</hi><lb/>
belehret und angefu&#x0364;hret &#x017F;ind. <hi rendition="#aq">Memoria ju&#x017F;ti ex-<lb/>
tollatur, ut mancat in benedictione, ubi ê<lb/>
contra memoria impiis à terra deleatur,</hi> wie der<lb/><hi rendition="#aq">Comineus</hi> und <hi rendition="#aq">Mirandula</hi> den <hi rendition="#aq">Savanorolam</hi> ver-<lb/>
theidiget/ und de&#x017F;&#x017F;en verfolger mit einer &#x017F;chwartzen<lb/>
kohle gezeichnet haben/ darinn <hi rendition="#aq">Thuanus</hi> vielen<lb/>
andern vorgegangen/ und &#x017F;amt dem <hi rendition="#aq">Aventino</hi><lb/>
am nech&#x017F;ten zum ziel treffen; wie den&#x0303; alle <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torici</hi><lb/>
nach den 7. Graden des guten/ be&#x017F;&#x017F;ern/ be&#x017F;tens un&#x0303;<lb/>
des bo&#x0364;&#x017F;en a&#x0364;rgern/ un&#x0303; allera&#x0364;rg&#x017F;t&#x0113;/ wie auch des mitt-<lb/>
lern&#x017F;tandes am allerfu&#x0364;glich&#x017F;ten ko&#x0364;nten abgetheilet<lb/>
und unter&#x017F;chieden werden/ nach dem &#x017F;ie entweder<lb/>
von Gott gelehret/ oder auch auß natu&#x0364;rlich&#x0113; licht/<lb/>
gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-ge&#x017F;uch oder<lb/>
men&#x017F;chen-gun&#x017F;t und furcht/ die Go&#x0364;ttl. kirchen-hi-<lb/>
&#x017F;torien oder Go&#x0364;ttl. <hi rendition="#aq">macro-</hi> und <hi rendition="#aq">microcosmi</hi>&#x017F;che<lb/>
welt-hi&#x017F;torien be&#x017F;chrieben haben; und al&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff &#x017F;ie auch<lb/>
von der welt geha&#x017F;&#x017F;et/ <hi rendition="#aq">denigriret</hi> un&#x0303; verfolget &#x017F;ind/<lb/>
biß auff die&#x017F;e &#x017F;tunde <hi rendition="#aq">continuiret</hi> und ans licht ge-<lb/>
&#x017F;tellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/<lb/>
wa&#x0364;ren &#x017F;ie auch noch &#x017F;o hoch/ ma&#x0364;chtig/ groß/ wei&#x017F;e<lb/>
und gelehrt/ wie die Phari&#x017F;eer und &#x017F;chrifftgelehr-<lb/>
ten/ <hi rendition="#aq">Pilatus</hi> und <hi rendition="#aq">Herodes in Credo</hi> angemercket<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f f f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[781/1089] Vom zuſtand und beſchreibung der Kirchen. unter gehen/ oder in der Paͤbſte decretalien, durch den geiſt Elias zum feuer der falſchen Pabſts- Propheten an GOtt ſollen auffgeopffert werden. Wer das Myſterium pietatis & impietatis nicht durch GOttes Geiſt recht verſtehet und einſiehet/ der kan kein rechtes buch und hiſtorien beſchreiben/ weil er es nach dem aͤuſſerlichen namen/ und fal- ſchen ſchein faſſet/ und nicht wie es fuͤr GOtt iſt/ da alles rechtgute unterm ſchein und namen des boͤſen/ und alles boͤſe und thieriſche menſchen-bil- der unter dem ſchein und namen des guten/ ja ſelbſt der teuffel uñ alle Antichriſtiſche Secten heut fuͤr lauter Chriſtus wollen gehalten/ und ange- betet ſeyn. Wie denn alle welt das thier mit groſ- ſer verwunderung angebetet/ und ihre thieriſche buͤcher und hiſtorien fuͤr die beſten will gehalten haben. Apoc. 13. Wer nicht durch den rechten uͤbernatuͤrlichen glauben/ den GOtt ſelbſt in uns anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri- ſto zur gemeinſchafft ſeiner Goͤttl. weißheit/ lichts und rechts vereiniget/ und alſo mit Moſe, Jerem. und Chriſto ein GOtt der welt/ und Gottfoͤrmiger Hiſtoricus zu erſt ſelbſt von GOtt gemacht iſt/ wie kan der reden und ſchreiben/ wie es fuͤr GOtt recht iſt/ und wie kan der nach der Regel und vorſchrifft des Heil. worts GOttes/ Gottfoͤr- mige Hiſtorien mit Lucas ſchreiben/ ſo lange er ſelbſt noch weltfoͤrmig/ blind und fleiſchlich ge- ſinnet iſt/ oder mit falſcher liebe verbildet und ein- genommen iſt/ da alle liebe ja offt auch die gute liebe den menſchen verblendet/ daß er fuͤr groſſer liebe an denen/ die er unwuͤrdig liebet/ nicht ſehen kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu ſtraf- fen iſt/ daher die gantze welt heut am meiſten durch eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken verfuͤhret wird. Welche nicht/ als durch einen Goͤttlichen haß und feindſchafft/ wieder alles/ was mā unordentlich und wieder Chriſtū liebet/ kan zu recht gebracht werdē/ nach Geneſ. 3. Luc. 14. Da- her es auch von allen buͤchern und hiſtorien ſchrei- bern heiſſet: Wehe denē/ welche die welt liebet und lobet. Was unter den menſchen hoch geachtet/ das iſt fuͤr GOtt ein greuel; Luc. 6. 16. denn GOttes wege und gedancken ſind nicht wie des menſchen/ ſondern ihnen gantz zu wieder/ wie der geiſt dem fleiſch entgegen ſtehet. Solten wir ſo heut aller dinge und kirchen hiſtorien beſchreiben/ wie ſie heut im innern grunde fuͤr GOtt ſtehen und an- geſchen ſeyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was GOtt zu ihrem weſen ſaget und fuͤr gerichte ſen- den wird/ ſo wuͤrde es uns nicht beſſer als den Propheten und Apoſteln gehen/ und wuͤrden bald zum Ende geſchrieben haben mit Stephanus und Jeremias. Da doch ein jeder Hiſtorien- ſchreiber wie ein GOTT und Richter der welt/ ohne eigen-liebe/ gunſt und furcht/ alles wie es fuͤr GOTT iſt/ nach dem Goͤttlichen glau- bens-lichte/ recht und warheit/ einſehen/ urthei- len/ richten/ und beſchreiben muß/ wofern er nicht wie ein falſcher zeuge und richter der Chri- ſtenheit erkannt und noch vielmehr von den nachkommen wil gehalten ſeyn; wenn ich auch alles was von der liebe ſo hoch und tieff/ wie Moſes/ kan geſchrieben werdē/ auß allen buͤchern ſammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit und liebe angefuͤlleten alten ſchlaͤuchen hinein ſchuͤtten wolte/ wuͤrde der riß nur deſto aͤrger. Noſſe verum & hominum differentias, & unum quodque ſuo poſſe inſignire nomine, uti ſcri- ptura docet, eſt ſignatura Theodidacti, ſapientis & Hiſtorici. Wie man von einer Comœdie und derſelben gantz entgegē lauffenden Tragœdie nicht recht urtheilen kan/ ehe man ſelbſt darinn mit geſpielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende recht eingeſehen hat/ wie GOTT unter ſo vielerley larven verborgen/ der groſſen | welt Tragœdie und die verdeckte kirchen-Comœdie bißher ſo wunderbahr und gantz verkehrt/ wie- der aller welt und menſchen ſinne/ hoch und tieff angefangen/ und noch viel tieffer und hoͤher endigen will/ wie mit Cain und Abel, Ismael, und Iſaac, Eſau und Jacob, Joſeph und ſei- nen feinden/ den Phariſeern und Chriſto/ den Papiſten und Luthero &c. So kan keiner davon recht nach GOttes ſinn und wort reden und ſchreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/ gelehret und tuͤchtig gemachet iſt; und der ohne anſehung der Perſonen/ das fuͤr GOTT hochheilig/ recht/ edel/ weiſe/ wiedergebohren/ und zu beſchreiben wuͤrdig iſt auch von dem aͤr- meſten Lazaro und geringſten gliedern/ zeugen und bruͤdern Chriſti auß dem koht und dreck dieſer welt hervor ziehet/ und in den ſtand/ grad und ſegen erhoͤhet/ darein es von GOTT ge- ſetzet iſt/ und hingegen alles das/ was fuͤr der welt hoch/ reich/ weiſe/ gelehrt/ maͤchtig/ fromm/ hend/ anſehentlich und herrlich geachtet/ geliebet und gelobet wird/ mit dem reichen mañ/ Saul, Pha- rao Pilatus, und den Phariſcern herunter ſetzet/ ja offt biß urhoͤllen ernidrigetdahin es mit den Apocalyptiſchen thieren gehoͤret was der men- ſchen thieriſche bilder bißher fuͤr Chriſti bilde/ geiſt/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und verehret. Deus in minimis maximus eſt & agno- ſci vult, daher wie Chriſtus ſelbſt alle welt dar- nach theilet/ unterſcheidet und beſchreibet/ ſeg- net oder verfluchet/ nachdem ſie ſich ſeiner in ſei- nen geringſten bruͤdern und gliedern mit Chriſt- licher liebes-gemeinſchafft angenommen haben oder nicht; ſo muß auch ein recht Chriſtlicher Hiſtoricus alles nach der art und regel des worts GOttes einſehen und beſchreiben/ wie GOtt durchauß in ſeinem wort uns dann vorgehet/ da hernach die meiſte Hiſtorici davon abgefallen/ und GOtt dann am meiſten entgegen wandeln/ eben wie ſie auff Academien von ihren Theologis belehret und angefuͤhret ſind. Memoria juſti ex- tollatur, ut mancat in benedictione, ubi ê contra memoria impiis à terra deleatur, wie der Comineus und Mirandula den Savanorolam ver- theidiget/ und deſſen verfolger mit einer ſchwartzen kohle gezeichnet haben/ darinn Thuanus vielen andern vorgegangen/ und ſamt dem Aventino am nechſten zum ziel treffen; wie deñ alle Hiſtorici nach den 7. Graden des guten/ beſſern/ beſtens uñ des boͤſen aͤrgern/ uñ alleraͤrgſtē/ wie auch des mitt- lernſtandes am allerfuͤglichſten koͤnten abgetheilet und unterſchieden werden/ nach dem ſie entweder von Gott gelehret/ oder auch auß natuͤrlichē licht/ gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-geſuch oder menſchen-gunſt und furcht/ die Goͤttl. kirchen-hi- ſtorien oder Goͤttl. macro- und microcosmiſche welt-hiſtorien beſchrieben haben; und alſo muͤſten alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff ſie auch von der welt gehaſſet/ denigriret uñ verfolget ſind/ biß auff dieſe ſtunde continuiret und ans licht ge- ſtellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/ waͤren ſie auch noch ſo hoch/ maͤchtig/ groß/ weiſe und gelehrt/ wie die Phariſeer und ſchrifftgelehr- ten/ Pilatus und Herodes in Credo angemercket und F f f f f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1089
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1089>, abgerufen am 22.12.2024.