Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettae Lebenslauff.
[Spaltenumbruch]

13. Dieses kan anders nichts seyn/ als ein ei-
teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da-
mit wir uns in gefahr setzen solche predigten zu
hören/ die mit unsern sinnen übereinstimmen/
und uns vom wege der seligkeit ableiten.
Dann viele predigen heutiges tages nur mähr-
lein/ und solche dinge/ dadurch unser sünden
entschuldiget werden; in dem sie uns lehren/
daß der weg zum paradiese breit und wohl
gebahnet sey/ an statt/ daß uns der HErr
Jesus einen sehr schmalen und dornichten an-
zeiget. Es wäre besser man bliebe zu hause/
als daß man solche prediger hörete/ welche
dasselbe/ das der Herr Jesus gebauet/ über
einen hauffen werffen wollen. Unser vorwitz
und unser unfleiß nach seiner lehre zuthun/ ha-
ben verursachet/ daß Gott diesen falschen Chri-
sten ihre irrthümer außzusäen verhänget.
Wenn wir bey der einfalt geblieben wären/
nichts anders zu hören/ als die Evangelische
lehre/ die zu unserer seligkeit gnug ist; so
würde Gott nimmermehr zugelassen haben/
daß der Geist des irrthumbs an der heil. städte
geherrschet hätte/ oder daß die Prediger auff
dem stuhle der warheit die lügen geprediget.

14. Solches haben wir durch unsere ver-
kehrte andacht verursachet/ in dem wir die-
selbe für warhafftig halten wollen/ da sie doch
falsch ist. Dann wann wir sie auff das hören
so mancher predigten stellen/ so ists eben so viel
als wolte man sie suchen/ da sie nicht ist: Weil
die wahre andacht darinnen bestehet/ wann
man nach der lehre des Herrn Jesus thut/ und
nicht in diesen äuserlichen dingen. Maria
hatte das beste theil erkohren/ das ihr nimmer-
mehr solte entwendet werden: Wiewohl sie
nur das wort gehört/ und in ihr hertz einge-
graben.

15. Dieses ist auch in wahrheit das beste
theil/ und das allein nothwendige/ das man
wählen könne; weil uns niemand die thätig-
keit entziehen kan/ ob er uns schon alle äusserli-
chen mittel/ und daß wir nicht könten hier
oder dort hingehen unsere andacht zu suchen/
entzöge. Der Herr Jesus hat solches gnug
angezeiget/ als er zu allem volck sagte: Diesel-
ben seynd meine mutter/ meine schwestern/
und meine brüder/ die mein wort hören und
darnach thun. Denn damit wolte er zu ver-
stehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/
noch in die öffentlichen versamlungen gehen
dürffte die freundschafft Gottes zu suchen/ son-
dern nur allein seyn wort hören und ihm fol-
gen solte/ ja er zeiget an/ daß solches besser sey
als seine natürliche Mutter zu seyn/ die/ ihm
auß guter zuneigung suchte. Wir meinen
daß unser zuneigung gut sey/ wann wir sie zu
einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut-
ter/ oder aber hinterlassenen dingen derselben
tragen. Auch glauben wir/ wir hätten die
wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen
an etwan einigen sonderlichen orthen/ da sie
sich befinden/ dieneten/ oder sie ehreten. A-
ber dieses kan noch gantz eine eigene liebe seyn/
und der lautere vorsatz keines weges den Herrn
Jesum zu suchen/ gleich wie ihn die Jungfrau
Maria/ und der heilige Johannes gesuchet.
Gleichwohl scheinet er sie nicht zu achten/ wann
er fraget; welche seynd meine mutter und
meine Brüder? Er wuste zwar wohl/ daß sie
[Spaltenumbruch] es wären: aber er wolte damit anzeigen/ daß
er dieselben höher schätzte/ welche seyn wort hö-
reten und ihm folgeten/ als andere die eine sin-
liche und natürliche zuneigung hätten.

16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter
Gottes vielmehr/ als Gott selbsten. Wir
reden davon vielmehr und tragen mehr sorge
solches außzuschmücken/ als wir mit unserm ge-
wissen thun/ welches der lebendige tempel des
Heiligen Geistes seyn solte/ und doch zuwei-
len mit sünden dermassen erfüllet ist/ daß wir
keine sorge tragen dasselbe zu reinigen. Es ist
ein grosser irrthum/ daß man ein holtz oder ei-
nen stein höher achtet/ als unser gewissen/ wir
küssen und ehren die bilder/ ja wir bücken uns
vor den übergebliebenen dingen der Heiligen
und halten einen umgang um sie her: Aber ge-
gen das wort Gottes/ welches unendlich höher
zu schätzen/ lassen wir dergleichen zuneigung
nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an-
dern Heiligen zu unserm schutzheiligen/ und wol-
len den Herrn Jesus zu unserm lehrmeister/
von Jhm zu lernen/ daß er sanfftmüthig/ gü-
tig/ und niedrig von hertzen sey/ nicht wählen.

17. So seynd dann unsere andachten/ alle
miteinander leiblich/ und menschlich/ ja un-
würdig einer geistlichen und ewigen Seele.
Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die
Christen/ wann wir uns an den sichtbahren mit-
teln vergaffen/ wo sie uns nicht dienen zum
unsichtbahren zugelangen.

Alsdann ist es vergönnet sie zu gebrauchen:
Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un-
ser hertz darauff zu setzen/ weil es Gott gantz
haben wil. Diese zertheilung mißfället ihm;
und es würde nach einer abgötterey schmecken/
wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das
uns von den Heiligen übergeblieben/ was die-
se dinge selbsten betrifft/ beugeten/ oder uns
ehrerbietigerwiesen; weil wir Gott allein an-
beten und ehren sollen.

18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer
eben dasselbe sagten. Aber sie sagen nicht übel
und seynd hierinne keine ketzer/ wann sie es
in diesem verstande glauben/ daß man die bil-
der nicht für sich selbst/ aber wohl Gott in den
bildern ehren solte. Zum beyspiel sey: man
gehet rings um einige übrig gebliebene dinge
der Heiligen herum/ oder hält einen umgang
um dieselben her. Dieses zu thun wäre närrisch/
wann man Gott darinnen nicht betrachtete:
Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man
diese gänge thun solle. Aber derselbe der um
etwas übergebliebenes von einem Heiligen he-
rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei-
ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange-
nehm gewesen/ und weil wir durch unser bit-
te zu demselben/ von Gott die gnade begehren
ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen
darstellen/ als schutzheil. dergleichen wir zu
werden/ und solche tugenden/ als sie auff er-
den gehabt/ zu haben begehren; damit wir
Gott durch ihre bemittelung so angenehm/ als
sie gewesen wären/ uns machen möchten; ja
weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu-
neigung zu bezeugen/ welche wir in der seele
haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu-
gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem
leibe folgen/ und sie umringen. Dieser vor-
satz ist recht und rein. Eben ein solcher ist es/

wann
A. K. H. Vierter Theil. C c c c c 2
Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff.
[Spaltenumbruch]

13. Dieſes kan anders nichts ſeyn/ als ein ei-
teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da-
mit wir uns in gefahr ſetzen ſolche predigten zu
hoͤren/ die mit unſern ſinnen uͤbereinſtimmen/
und uns vom wege der ſeligkeit ableiten.
Dann viele predigen heutiges tages nur maͤhr-
lein/ und ſolche dinge/ dadurch unſer ſuͤnden
entſchuldiget werden; in dem ſie uns lehren/
daß der weg zum paradieſe breit und wohl
gebahnet ſey/ an ſtatt/ daß uns der HErꝛ
Jeſus einen ſehr ſchmalen und dornichten an-
zeiget. Es waͤre beſſer man bliebe zu hauſe/
als daß man ſolche prediger hoͤrete/ welche
daſſelbe/ das der Herꝛ Jeſus gebauet/ uͤber
einen hauffen werffen wollen. Unſer vorwitz
und unſer unfleiß nach ſeiner lehre zuthun/ ha-
ben verurſachet/ daß Gott dieſen falſchen Chri-
ſten ihre irꝛthuͤmer außzuſaͤen verhaͤnget.
Wenn wir bey der einfalt geblieben waͤren/
nichts anders zu hoͤren/ als die Evangeliſche
lehre/ die zu unſerer ſeligkeit gnug iſt; ſo
wuͤrde Gott nimmermehr zugelaſſen haben/
daß der Geiſt des irꝛthumbs an der heil. ſtaͤdte
geherꝛſchet haͤtte/ oder daß die Prediger auff
dem ſtuhle der warheit die luͤgen geprediget.

14. Solches haben wir durch unſere ver-
kehrte andacht verurſachet/ in dem wir die-
ſelbe fuͤr warhafftig halten wollen/ da ſie doch
falſch iſt. Dann wann wir ſie auff das hoͤren
ſo mancher predigten ſtellen/ ſo iſts eben ſo viel
als wolte man ſie ſuchen/ da ſie nicht iſt: Weil
die wahre andacht darinnen beſtehet/ wann
man nach der lehre des Herꝛn Jeſus thut/ und
nicht in dieſen aͤuſerlichen dingen. Maria
hatte das beſte theil erkohren/ das ihr nimmer-
mehr ſolte entwendet werden: Wiewohl ſie
nur das wort gehoͤrt/ und in ihr hertz einge-
graben.

15. Dieſes iſt auch in wahrheit das beſte
theil/ und das allein nothwendige/ das man
waͤhlen koͤnne; weil uns niemand die thaͤtig-
keit entziehen kan/ ob er uns ſchon alle aͤuſſerli-
chen mittel/ und daß wir nicht koͤnten hier
oder dort hingehen unſere andacht zu ſuchen/
entzoͤge. Der Herꝛ Jeſus hat ſolches gnug
angezeiget/ als er zu allem volck ſagte: Dieſel-
ben ſeynd meine mutter/ meine ſchweſtern/
und meine bruͤder/ die mein wort hoͤren und
darnach thun. Denn damit wolte er zu ver-
ſtehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/
noch in die oͤffentlichen verſamlungen gehen
duͤrffte die freundſchafft Gottes zu ſuchen/ ſon-
dern nur allein ſeyn wort hoͤren und ihm fol-
gen ſolte/ ja er zeiget an/ daß ſolches beſſer ſey
als ſeine natuͤrliche Mutter zu ſeyn/ die/ ihm
auß guter zuneigung ſuchte. Wir meinen
daß unſer zuneigung gut ſey/ wann wir ſie zu
einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut-
ter/ oder aber hinterlaſſenen dingen derſelben
tragen. Auch glauben wir/ wir haͤtten die
wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen
an etwan einigen ſonderlichen orthen/ da ſie
ſich befinden/ dieneten/ oder ſie ehreten. A-
ber dieſes kan noch gantz eine eigene liebe ſeyn/
und der lautere vorſatz keines weges den Herꝛn
Jeſum zu ſuchen/ gleich wie ihn die Jungfrau
Maria/ und der heilige Johannes geſuchet.
Gleichwohl ſcheinet er ſie nicht zu achten/ wann
er fraget; welche ſeynd meine mutter und
meine Bruͤder? Er wuſte zwar wohl/ daß ſie
[Spaltenumbruch] es waͤren: aber er wolte damit anzeigen/ daß
er dieſelben hoͤher ſchaͤtzte/ welche ſeyn wort hoͤ-
reten und ihm folgeten/ als andere die eine ſin-
liche und natuͤrliche zuneigung haͤtten.

16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter
Gottes vielmehr/ als Gott ſelbſten. Wir
reden davon vielmehr und tragen mehr ſorge
ſolches außzuſchmuͤcken/ als wir mit unſerm ge-
wiſſen thun/ welches der lebendige tempel des
Heiligen Geiſtes ſeyn ſolte/ und doch zuwei-
len mit ſuͤnden dermaſſen erfuͤllet iſt/ daß wir
keine ſorge tragen daſſelbe zu reinigen. Es iſt
ein groſſer irꝛthum/ daß man ein holtz oder ei-
nen ſtein hoͤher achtet/ als unſer gewiſſen/ wir
kuͤſſen und ehren die bilder/ ja wir buͤcken uns
vor den uͤbergebliebenen dingen der Heiligen
und halten einen umgang um ſie her: Aber ge-
gen das wort Gottes/ welches unendlich hoͤher
zu ſchaͤtzen/ laſſen wir dergleichen zuneigung
nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an-
dern Heiligen zu unſerm ſchutzheiligen/ uñ wol-
len den Herꝛn Jeſus zu unſerm lehrmeiſter/
von Jhm zu lernen/ daß er ſanfftmuͤthig/ guͤ-
tig/ und niedrig von hertzen ſey/ nicht waͤhlen.

17. So ſeynd dann unſere andachten/ alle
miteinander leiblich/ und menſchlich/ ja un-
wuͤrdig einer geiſtlichen und ewigen Seele.
Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die
Chriſten/ wañ wir uns an den ſichtbahren mit-
teln vergaffen/ wo ſie uns nicht dienen zum
unſichtbahren zugelangen.

Alsdann iſt es vergoͤnnet ſie zu gebrauchen:
Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un-
ſer hertz darauff zu ſetzen/ weil es Gott gantz
haben wil. Dieſe zertheilung mißfaͤllet ihm;
und es wuͤrde nach einer abgoͤtterey ſchmecken/
wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das
uns von den Heiligen uͤbergeblieben/ was die-
ſe dinge ſelbſten betrifft/ beugeten/ oder uns
ehrerbietigerwieſen; weil wir Gott allein an-
beten und ehren ſollen.

18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer
eben daſſelbe ſagten. Aber ſie ſagen nicht uͤbel
und ſeynd hierinne keine ketzer/ wann ſie es
in dieſem verſtande glauben/ daß man die bil-
der nicht fuͤr ſich ſelbſt/ aber wohl Gott in den
bildern ehren ſolte. Zum beyſpiel ſey: man
gehet rings um einige uͤbrig gebliebene dinge
der Heiligen herum/ oder haͤlt einen umgang
um dieſelben her. Dieſes zu thun waͤre naͤrriſch/
wann man Gott darinnen nicht betrachtete:
Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man
dieſe gaͤnge thun ſolle. Aber derſelbe der um
etwas uͤbergebliebenes von einem Heiligen he-
rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei-
ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange-
nehm geweſen/ und weil wir durch unſer bit-
te zu demſelben/ von Gott die gnade begehren
ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen
darſtellen/ als ſchutzheil. dergleichen wir zu
werden/ und ſolche tugenden/ als ſie auff er-
den gehabt/ zu haben begehren; damit wir
Gott durch ihre bemittelung ſo angenehm/ als
ſie geweſen waͤren/ uns machen moͤchten; ja
weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu-
neigung zu bezeugen/ welche wir in der ſeele
haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu-
gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem
leibe folgen/ und ſie umringen. Dieſer vor-
ſatz iſt recht und rein. Eben ein ſolcher iſt es/

wann
A. K. H. Vierter Theil. C c c c c 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <pb facs="#f1063" n="755"/>
            <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ</hi> Lebenslauff.</fw><lb/>
            <cb/>
            <p>13. Die&#x017F;es kan anders nichts &#x017F;eyn/ als ein ei-<lb/>
teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da-<lb/>
mit wir uns in gefahr &#x017F;etzen &#x017F;olche predigten zu<lb/>
ho&#x0364;ren/ die mit un&#x017F;ern &#x017F;innen u&#x0364;berein&#x017F;timmen/<lb/>
und uns vom wege der &#x017F;eligkeit ableiten.<lb/>
Dann viele predigen heutiges tages nur ma&#x0364;hr-<lb/>
lein/ und &#x017F;olche dinge/ dadurch un&#x017F;er &#x017F;u&#x0364;nden<lb/>
ent&#x017F;chuldiget werden; in dem &#x017F;ie uns lehren/<lb/>
daß der weg zum paradie&#x017F;e breit und wohl<lb/>
gebahnet &#x017F;ey/ an &#x017F;tatt/ daß uns der HEr&#xA75B;<lb/>
Je&#x017F;us einen &#x017F;ehr &#x017F;chmalen und dornichten an-<lb/>
zeiget. Es wa&#x0364;re be&#x017F;&#x017F;er man bliebe zu hau&#x017F;e/<lb/>
als daß man &#x017F;olche prediger ho&#x0364;rete/ welche<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe/ das der Her&#xA75B; Je&#x017F;us gebauet/ u&#x0364;ber<lb/>
einen hauffen werffen wollen. Un&#x017F;er vorwitz<lb/>
und un&#x017F;er unfleiß nach &#x017F;einer lehre zuthun/ ha-<lb/>
ben verur&#x017F;achet/ daß Gott die&#x017F;en fal&#x017F;chen Chri-<lb/>
&#x017F;ten ihre ir&#xA75B;thu&#x0364;mer außzu&#x017F;a&#x0364;en verha&#x0364;nget.<lb/>
Wenn wir bey der einfalt geblieben wa&#x0364;ren/<lb/>
nichts anders zu ho&#x0364;ren/ als die Evangeli&#x017F;che<lb/>
lehre/ die zu un&#x017F;erer &#x017F;eligkeit gnug i&#x017F;t; &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde Gott nimmermehr zugela&#x017F;&#x017F;en haben/<lb/>
daß der Gei&#x017F;t des ir&#xA75B;thumbs an der heil. &#x017F;ta&#x0364;dte<lb/>
geher&#xA75B;&#x017F;chet ha&#x0364;tte/ oder daß die Prediger auff<lb/>
dem &#x017F;tuhle der warheit die lu&#x0364;gen geprediget.</p><lb/>
            <p>14. Solches haben wir durch un&#x017F;ere ver-<lb/>
kehrte andacht verur&#x017F;achet/ in dem wir die-<lb/>
&#x017F;elbe fu&#x0364;r warhafftig halten wollen/ da &#x017F;ie doch<lb/>
fal&#x017F;ch i&#x017F;t. Dann wann wir &#x017F;ie auff das ho&#x0364;ren<lb/>
&#x017F;o mancher predigten &#x017F;tellen/ &#x017F;o i&#x017F;ts eben &#x017F;o viel<lb/>
als wolte man &#x017F;ie &#x017F;uchen/ da &#x017F;ie nicht i&#x017F;t: Weil<lb/>
die wahre andacht darinnen be&#x017F;tehet/ wann<lb/>
man nach der lehre des Her&#xA75B;n Je&#x017F;us thut/ und<lb/>
nicht in die&#x017F;en a&#x0364;u&#x017F;erlichen dingen. Maria<lb/>
hatte das be&#x017F;te theil erkohren/ das ihr nimmer-<lb/>
mehr &#x017F;olte entwendet werden: Wiewohl &#x017F;ie<lb/>
nur das wort geho&#x0364;rt/ und in ihr hertz einge-<lb/>
graben.</p><lb/>
            <p>15. Die&#x017F;es i&#x017F;t auch in wahrheit das be&#x017F;te<lb/>
theil/ und das allein nothwendige/ das man<lb/>
wa&#x0364;hlen ko&#x0364;nne; weil uns niemand die tha&#x0364;tig-<lb/>
keit entziehen kan/ ob er uns &#x017F;chon alle a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erli-<lb/>
chen mittel/ und daß wir nicht ko&#x0364;nten hier<lb/>
oder dort hingehen un&#x017F;ere andacht zu &#x017F;uchen/<lb/>
entzo&#x0364;ge. Der Her&#xA75B; Je&#x017F;us hat &#x017F;olches gnug<lb/>
angezeiget/ als er zu allem volck &#x017F;agte: Die&#x017F;el-<lb/>
ben &#x017F;eynd meine mutter/ meine &#x017F;chwe&#x017F;tern/<lb/>
und meine bru&#x0364;der/ die mein wort ho&#x0364;ren und<lb/>
darnach thun. Denn damit wolte er zu ver-<lb/>
&#x017F;tehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/<lb/>
noch in die o&#x0364;ffentlichen ver&#x017F;amlungen gehen<lb/>
du&#x0364;rffte die freund&#x017F;chafft Gottes zu &#x017F;uchen/ &#x017F;on-<lb/>
dern nur allein &#x017F;eyn wort ho&#x0364;ren und ihm fol-<lb/>
gen &#x017F;olte/ ja er zeiget an/ daß &#x017F;olches be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey<lb/>
als &#x017F;eine natu&#x0364;rliche Mutter zu &#x017F;eyn/ die/ ihm<lb/>
auß guter zuneigung &#x017F;uchte. Wir meinen<lb/>
daß un&#x017F;er zuneigung gut &#x017F;ey/ wann wir &#x017F;ie zu<lb/>
einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut-<lb/>
ter/ oder aber hinterla&#x017F;&#x017F;enen dingen der&#x017F;elben<lb/>
tragen. Auch glauben wir/ wir ha&#x0364;tten die<lb/>
wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen<lb/>
an etwan einigen &#x017F;onderlichen orthen/ da &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich befinden/ dieneten/ oder &#x017F;ie ehreten. A-<lb/>
ber die&#x017F;es kan noch gantz eine eigene liebe &#x017F;eyn/<lb/>
und der lautere vor&#x017F;atz keines weges den Her&#xA75B;n<lb/>
Je&#x017F;um zu &#x017F;uchen/ gleich wie ihn die Jungfrau<lb/>
Maria/ und der heilige Johannes ge&#x017F;uchet.<lb/>
Gleichwohl &#x017F;cheinet er &#x017F;ie nicht zu achten/ wann<lb/>
er fraget; welche &#x017F;eynd meine mutter und<lb/>
meine Bru&#x0364;der? Er wu&#x017F;te zwar wohl/ daß &#x017F;ie<lb/><cb/>
es wa&#x0364;ren: aber er wolte damit anzeigen/ daß<lb/>
er die&#x017F;elben ho&#x0364;her &#x017F;cha&#x0364;tzte/ welche &#x017F;eyn wort ho&#x0364;-<lb/>
reten und ihm folgeten/ als andere die eine &#x017F;in-<lb/>
liche und natu&#x0364;rliche zuneigung ha&#x0364;tten.</p><lb/>
            <p>16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter<lb/>
Gottes vielmehr/ als Gott &#x017F;elb&#x017F;ten. Wir<lb/>
reden davon vielmehr und tragen mehr &#x017F;orge<lb/>
&#x017F;olches außzu&#x017F;chmu&#x0364;cken/ als wir mit un&#x017F;erm ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en thun/ welches der lebendige tempel des<lb/>
Heiligen Gei&#x017F;tes &#x017F;eyn &#x017F;olte/ und doch zuwei-<lb/>
len mit &#x017F;u&#x0364;nden derma&#x017F;&#x017F;en erfu&#x0364;llet i&#x017F;t/ daß wir<lb/>
keine &#x017F;orge tragen da&#x017F;&#x017F;elbe zu reinigen. Es i&#x017F;t<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er ir&#xA75B;thum/ daß man ein holtz oder ei-<lb/>
nen &#x017F;tein ho&#x0364;her achtet/ als un&#x017F;er gewi&#x017F;&#x017F;en/ wir<lb/>
ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und ehren die bilder/ ja wir bu&#x0364;cken uns<lb/>
vor den u&#x0364;bergebliebenen dingen der Heiligen<lb/>
und halten einen umgang um &#x017F;ie her: Aber ge-<lb/>
gen das wort Gottes/ welches unendlich ho&#x0364;her<lb/>
zu &#x017F;cha&#x0364;tzen/ la&#x017F;&#x017F;en wir dergleichen zuneigung<lb/>
nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an-<lb/>
dern Heiligen zu un&#x017F;erm &#x017F;chutzheiligen/ un&#x0303; wol-<lb/>
len den Her&#xA75B;n Je&#x017F;us zu un&#x017F;erm lehrmei&#x017F;ter/<lb/>
von Jhm zu lernen/ daß er &#x017F;anfftmu&#x0364;thig/ gu&#x0364;-<lb/>
tig/ und niedrig von hertzen &#x017F;ey/ nicht wa&#x0364;hlen.</p><lb/>
            <p>17. So &#x017F;eynd dann un&#x017F;ere andachten/ alle<lb/>
miteinander leiblich/ und men&#x017F;chlich/ ja un-<lb/>
wu&#x0364;rdig einer gei&#x017F;tlichen und ewigen Seele.<lb/>
Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die<lb/>
Chri&#x017F;ten/ wan&#x0303; wir uns an den &#x017F;ichtbahren mit-<lb/>
teln vergaffen/ wo &#x017F;ie uns nicht dienen zum<lb/>
un&#x017F;ichtbahren zugelangen.</p><lb/>
            <p>Alsdann i&#x017F;t es vergo&#x0364;nnet &#x017F;ie zu gebrauchen:<lb/>
Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un-<lb/>
&#x017F;er hertz darauff zu &#x017F;etzen/ weil es Gott gantz<lb/>
haben wil. Die&#x017F;e zertheilung mißfa&#x0364;llet ihm;<lb/>
und es wu&#x0364;rde nach einer abgo&#x0364;tterey &#x017F;chmecken/<lb/>
wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das<lb/>
uns von den Heiligen u&#x0364;bergeblieben/ was die-<lb/>
&#x017F;e dinge &#x017F;elb&#x017F;ten betrifft/ beugeten/ oder uns<lb/>
ehrerbietigerwie&#x017F;en; weil wir Gott allein an-<lb/>
beten und ehren &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p>18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer<lb/>
eben da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;agten. Aber &#x017F;ie &#x017F;agen nicht u&#x0364;bel<lb/>
und &#x017F;eynd hierinne keine ketzer/ wann &#x017F;ie es<lb/>
in die&#x017F;em ver&#x017F;tande glauben/ daß man die bil-<lb/>
der nicht fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ aber wohl Gott in den<lb/>
bildern ehren &#x017F;olte. Zum bey&#x017F;piel &#x017F;ey: man<lb/>
gehet rings um einige u&#x0364;brig gebliebene dinge<lb/>
der Heiligen herum/ oder ha&#x0364;lt einen umgang<lb/>
um die&#x017F;elben her. Die&#x017F;es zu thun wa&#x0364;re na&#x0364;rri&#x017F;ch/<lb/>
wann man Gott darinnen nicht betrachtete:<lb/>
Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man<lb/>
die&#x017F;e ga&#x0364;nge thun &#x017F;olle. Aber der&#x017F;elbe der um<lb/>
etwas u&#x0364;bergebliebenes von einem Heiligen he-<lb/>
rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei-<lb/>
ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange-<lb/>
nehm gewe&#x017F;en/ und weil wir durch un&#x017F;er bit-<lb/>
te zu dem&#x017F;elben/ von Gott die gnade begehren<lb/>
ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen<lb/>
dar&#x017F;tellen/ als &#x017F;chutzheil. dergleichen wir zu<lb/>
werden/ und &#x017F;olche tugenden/ als &#x017F;ie auff er-<lb/>
den gehabt/ zu haben begehren; damit wir<lb/>
Gott durch ihre bemittelung &#x017F;o angenehm/ als<lb/>
&#x017F;ie gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren/ uns machen mo&#x0364;chten; ja<lb/>
weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu-<lb/>
neigung zu bezeugen/ welche wir in der &#x017F;eele<lb/>
haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu-<lb/>
gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem<lb/>
leibe folgen/ und &#x017F;ie umringen. Die&#x017F;er vor-<lb/>
&#x017F;atz i&#x017F;t recht und rein. Eben ein &#x017F;olcher i&#x017F;t es/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> C c c c c 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[755/1063] Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. 13. Dieſes kan anders nichts ſeyn/ als ein ei- teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da- mit wir uns in gefahr ſetzen ſolche predigten zu hoͤren/ die mit unſern ſinnen uͤbereinſtimmen/ und uns vom wege der ſeligkeit ableiten. Dann viele predigen heutiges tages nur maͤhr- lein/ und ſolche dinge/ dadurch unſer ſuͤnden entſchuldiget werden; in dem ſie uns lehren/ daß der weg zum paradieſe breit und wohl gebahnet ſey/ an ſtatt/ daß uns der HErꝛ Jeſus einen ſehr ſchmalen und dornichten an- zeiget. Es waͤre beſſer man bliebe zu hauſe/ als daß man ſolche prediger hoͤrete/ welche daſſelbe/ das der Herꝛ Jeſus gebauet/ uͤber einen hauffen werffen wollen. Unſer vorwitz und unſer unfleiß nach ſeiner lehre zuthun/ ha- ben verurſachet/ daß Gott dieſen falſchen Chri- ſten ihre irꝛthuͤmer außzuſaͤen verhaͤnget. Wenn wir bey der einfalt geblieben waͤren/ nichts anders zu hoͤren/ als die Evangeliſche lehre/ die zu unſerer ſeligkeit gnug iſt; ſo wuͤrde Gott nimmermehr zugelaſſen haben/ daß der Geiſt des irꝛthumbs an der heil. ſtaͤdte geherꝛſchet haͤtte/ oder daß die Prediger auff dem ſtuhle der warheit die luͤgen geprediget. 14. Solches haben wir durch unſere ver- kehrte andacht verurſachet/ in dem wir die- ſelbe fuͤr warhafftig halten wollen/ da ſie doch falſch iſt. Dann wann wir ſie auff das hoͤren ſo mancher predigten ſtellen/ ſo iſts eben ſo viel als wolte man ſie ſuchen/ da ſie nicht iſt: Weil die wahre andacht darinnen beſtehet/ wann man nach der lehre des Herꝛn Jeſus thut/ und nicht in dieſen aͤuſerlichen dingen. Maria hatte das beſte theil erkohren/ das ihr nimmer- mehr ſolte entwendet werden: Wiewohl ſie nur das wort gehoͤrt/ und in ihr hertz einge- graben. 15. Dieſes iſt auch in wahrheit das beſte theil/ und das allein nothwendige/ das man waͤhlen koͤnne; weil uns niemand die thaͤtig- keit entziehen kan/ ob er uns ſchon alle aͤuſſerli- chen mittel/ und daß wir nicht koͤnten hier oder dort hingehen unſere andacht zu ſuchen/ entzoͤge. Der Herꝛ Jeſus hat ſolches gnug angezeiget/ als er zu allem volck ſagte: Dieſel- ben ſeynd meine mutter/ meine ſchweſtern/ und meine bruͤder/ die mein wort hoͤren und darnach thun. Denn damit wolte er zu ver- ſtehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/ noch in die oͤffentlichen verſamlungen gehen duͤrffte die freundſchafft Gottes zu ſuchen/ ſon- dern nur allein ſeyn wort hoͤren und ihm fol- gen ſolte/ ja er zeiget an/ daß ſolches beſſer ſey als ſeine natuͤrliche Mutter zu ſeyn/ die/ ihm auß guter zuneigung ſuchte. Wir meinen daß unſer zuneigung gut ſey/ wann wir ſie zu einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut- ter/ oder aber hinterlaſſenen dingen derſelben tragen. Auch glauben wir/ wir haͤtten die wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen an etwan einigen ſonderlichen orthen/ da ſie ſich befinden/ dieneten/ oder ſie ehreten. A- ber dieſes kan noch gantz eine eigene liebe ſeyn/ und der lautere vorſatz keines weges den Herꝛn Jeſum zu ſuchen/ gleich wie ihn die Jungfrau Maria/ und der heilige Johannes geſuchet. Gleichwohl ſcheinet er ſie nicht zu achten/ wann er fraget; welche ſeynd meine mutter und meine Bruͤder? Er wuſte zwar wohl/ daß ſie es waͤren: aber er wolte damit anzeigen/ daß er dieſelben hoͤher ſchaͤtzte/ welche ſeyn wort hoͤ- reten und ihm folgeten/ als andere die eine ſin- liche und natuͤrliche zuneigung haͤtten. 16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter Gottes vielmehr/ als Gott ſelbſten. Wir reden davon vielmehr und tragen mehr ſorge ſolches außzuſchmuͤcken/ als wir mit unſerm ge- wiſſen thun/ welches der lebendige tempel des Heiligen Geiſtes ſeyn ſolte/ und doch zuwei- len mit ſuͤnden dermaſſen erfuͤllet iſt/ daß wir keine ſorge tragen daſſelbe zu reinigen. Es iſt ein groſſer irꝛthum/ daß man ein holtz oder ei- nen ſtein hoͤher achtet/ als unſer gewiſſen/ wir kuͤſſen und ehren die bilder/ ja wir buͤcken uns vor den uͤbergebliebenen dingen der Heiligen und halten einen umgang um ſie her: Aber ge- gen das wort Gottes/ welches unendlich hoͤher zu ſchaͤtzen/ laſſen wir dergleichen zuneigung nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an- dern Heiligen zu unſerm ſchutzheiligen/ uñ wol- len den Herꝛn Jeſus zu unſerm lehrmeiſter/ von Jhm zu lernen/ daß er ſanfftmuͤthig/ guͤ- tig/ und niedrig von hertzen ſey/ nicht waͤhlen. 17. So ſeynd dann unſere andachten/ alle miteinander leiblich/ und menſchlich/ ja un- wuͤrdig einer geiſtlichen und ewigen Seele. Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die Chriſten/ wañ wir uns an den ſichtbahren mit- teln vergaffen/ wo ſie uns nicht dienen zum unſichtbahren zugelangen. Alsdann iſt es vergoͤnnet ſie zu gebrauchen: Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un- ſer hertz darauff zu ſetzen/ weil es Gott gantz haben wil. Dieſe zertheilung mißfaͤllet ihm; und es wuͤrde nach einer abgoͤtterey ſchmecken/ wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das uns von den Heiligen uͤbergeblieben/ was die- ſe dinge ſelbſten betrifft/ beugeten/ oder uns ehrerbietigerwieſen; weil wir Gott allein an- beten und ehren ſollen. 18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer eben daſſelbe ſagten. Aber ſie ſagen nicht uͤbel und ſeynd hierinne keine ketzer/ wann ſie es in dieſem verſtande glauben/ daß man die bil- der nicht fuͤr ſich ſelbſt/ aber wohl Gott in den bildern ehren ſolte. Zum beyſpiel ſey: man gehet rings um einige uͤbrig gebliebene dinge der Heiligen herum/ oder haͤlt einen umgang um dieſelben her. Dieſes zu thun waͤre naͤrriſch/ wann man Gott darinnen nicht betrachtete: Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man dieſe gaͤnge thun ſolle. Aber derſelbe der um etwas uͤbergebliebenes von einem Heiligen he- rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei- ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange- nehm geweſen/ und weil wir durch unſer bit- te zu demſelben/ von Gott die gnade begehren ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen darſtellen/ als ſchutzheil. dergleichen wir zu werden/ und ſolche tugenden/ als ſie auff er- den gehabt/ zu haben begehren; damit wir Gott durch ihre bemittelung ſo angenehm/ als ſie geweſen waͤren/ uns machen moͤchten; ja weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu- neigung zu bezeugen/ welche wir in der ſeele haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu- gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem leibe folgen/ und ſie umringen. Dieſer vor- ſatz iſt recht und rein. Eben ein ſolcher iſt es/ wann A. K. H. Vierter Theil. C c c c c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1063
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1063>, abgerufen am 22.12.2024.