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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettae Lebenslauff.
[Spaltenumbruch] muste derohalben die sache GOtt allein befeh-
len/ welcher auch nach seiner verheissung/ die
er der Antoniae vorher gethan hatte/ den gefan-
genen auff eine wunderthätige weise erlösete.
welcher aber kurtz darauff nach Holstein verrei-
sete/ und durch anstifften seiner feinde von einem
liederlichen kerl mit gifft hingerichtet wurde.
Er hatte noch bey leb-zeiten durch ein Testa-
ment die Antoniam zu einer erbin aller seiner
güter eingesetzt. Sie aber hatte ohne dem schon
mehr güter als sie bedurffte. Nichts destoweni-
ger/ als sie vergewissert worden war/ es wäre
GOttes wille/ daß sie die erbschafft antrete/ ob
gleich die feinde des HErrn de Cort unter eben
demselben schein ihr auff gleiche weise mitzu-
spielen sich unterstanden hatten/ sie auch zu un-
terschiedenen malen durch langwürige kranck-
heiten in unaussprechliches elend gerathen
war/ verlässet sie dennoch Amstelredam und
reiset im Junio des 1671. jahres nach Holstein/
unter der gesellschaft dreyer oder vier freunde und
eines mägdleins/ welche davor hielten/ daß sie
unter ihrer der A. B. anführung desto leichter
den weg zur seligkeit würden antreten können;
Welches ins werck zu setzen sie zwar keine mühe
gesehonet/ ungeachtet alles wiederstrebens der
verderbten natur ihrer freunde/ welche sich dem
süssen joch CHristi nicht unterwerffen will.
Welches sonderlich kund wurde an einigen men-
schen/ die aus Frießland zu der A. kamen/ wel-
che ob sie zwar davor hielten/ daß sie alles irrdi-
sche verläugnet hätten/ nichts destoweniger/
da es zur probekam/ an vielen dingen/ sonder-
lich an dem eigenen willen so hartnäckig hin-
gen/ daß sie nicht länger bey der Antonia zu blei-
ben vermochten.

21. Jndem die A. B. die güter/ welche ihr der
Herr de Cort vermacht hatte/ und in einem theil
der insul bestunden/ in besitz nehmen will/ da-
mit sie daselbst desto sicherer vor dem getüm-
mel/ samt ihren freunden/ in Gott er gebener stil-
le leben möchte/ so findet sie viele hindernisse.
Denn es wiederstunden ihr die Röm. Priester
so wol als die Lutherische Prediger/ welche letz-
tere den Hertzog und dessen räthe mit ihren un-
abläßigen klagen dahin brachten/ daß die An-
tonia
nebst ihren freunden in derselben land-
schafft nicht sicher bleiben konte/ indem sie
nicht nun vieles litten/ sondern auch ihrer güter
auffs ungerechteste und gewaltsamste beraubet
wurden/ ja endlich gar anno 1676. die Antonia
nach Hamburg zu fliehen gezwungen wurde.
Jn dieser stadt hat sie sich anfänglich 15. mo-
nath in grosser ruhe auffgehalten/ weil nur ihre
freunde wusten/ daß sie daselbst wäre. Sobald
es aber denen Predigernkund wurde (weil sie
schon einige bücher hatte drucken lassen/ welche
sich mit der lebens-art dieser Herren gar nicht
reimeten) war ihre ruhe-zeit vorbey: Denn
sie bewegeten den Rath/ daß er die häscher sie
zu fangen senden möchte/ sie aber/ da sie des vo-
rigen tages war gewarnet worden/ hatte ihre
wohnung geändert/ und reisete kurtz darauff
von Hamburg nach Ost-Frießland.

22. Es hatte aber der Herr des orts instän-
dig begehret/ daß sie dahin käme/ indem er sich
selbst und alle das seinige Gott gewidmet hatte/
also daß die Antonia mit ihren freunden da-
selbst in einem winckelgen/ das von der welt
fast gantz abgeschieden war/ sicher gnug ver-
[Spaltenumbruch] borgen seyn konnte. Dennoch hat sie hernach/
von einigen/ welche sie zu ihren haußgenossen
auffgenommen hatte/ nicht nur grosse un-
danckbarkeit und verläumdungen/ son-
dern auch verfolgungen und recht teuf-
felische laster/ ja gar die grausamsten
nachstellungen erfahren müssen. Als diese hin-
tertrieben waren/ und das gemüth der Herren
desselbigen ortes sich verändert hatte/ wurde ihr
auffs neue nach gestellet/ da sie denn/ ob sie gleich
kaum von einer schweren kranckheit auffgestan-
den war/ gezwunge wurde/ nach Franecker einer
stadt in West-Frießland zu fliehen/ woselbst sie
in die vorige kranckheit fiel/ welche auch von ta-
ge zu tage also zunahm/ daß sie darüber ein büs-
sete/ und also/ am 30. Octobris neuen Calen-
ders anno 1680. ihre seele in GOttes hände be-
fahl.

So weit gehet der lebens-lauff von der An-
toinette:
Die erstgedachten stellen aus ihren
schrifften von dem heutigen zustand der
grössesten kirch-gemeinen
sind folgende/
und zwar aus der hohen schule der Got-
tes gelehrten
(gedruckt zu Amsterdam 1682.
in 8 vo.) Parte 1. cap. IIX. p. 147. u. f.

Das achte Capitel:
Jnhalt.

Von den bösenlehren/ die man Catechis-"
mus an statt des gesetzes GOttes einführet."
Von der pflicht und beschaffenheit der Pfarr-"
herren. Von den anmerckungen und aus-"
legungen über das gesetz GOttes/ das unser le-"
ben des Herrn Jesus seinem zuwider sey. Daß"
die Heiden am jüngsten gerichte wieder uns"
auffstehen werden. Daß die menschliche weiß-"
heit dem H. Geiste sich wieder setze. Daß"
man in der einbildung seiner seligkeit und in"
andern sünden wieder den H. Geiste lebe. Daß"
die finsterniß allgemein sey und über die ge-"
samte welt lauffe/ welche die welt betrieget/ in"
dem sie verursachet/ daß man ohne busse stir-"
bet."

1. Vor kurtzer zeit ist mir ein Catechismus/
der zu Brüssel gedruckt war/ zuhanden kom-
men/ welchen mehr der teuffel als ein mensch ge-
schrieben zu haben schien: Weil darin so viel
arglistige betrieglichkeiten/ betriegereyen/ und
löcher oder fenster in das paradieß zu steigen
gefunden werden/ daß es scheinet nicht mehr
nöthig zu seyn den HErrn JEsus/ der die thüre
des paradieses ist/ zu suchen; in dem man all-
da nichts vom gesetze GOttes/ sondern lauter
selbst erfundene andachte zu sehen bekam. Die er-
ste frage war/ warum der mensch geschaffen sey?
hierauff ward der wahrheit gemäß geantwor-
tet/ damit er Gott lieben und dienen/ und also in
das paradieß eingehen solte. Aber das gifft war
in der folge verborgen/ unter der frage/ was man
thun solte/ GOtt recht zu dienen/ und also in
das paradies einzugehen? dann es ward ge-
antwortet/ man solte GOtt dancken/ des mor-
gens und abends in die messe gehen/ und sein
gebet thun vor und nach der mahlzeit. Hier ha-
ben wir/ diesem vorgeben nach/ das einige mittel
in das paradieß zugehen/ und dasselbe zuverrich-
ten/ warum wir geschaffen worden/ wie wol da-
bey vergessen wird/ daß man GOtt lieben solte
von gantzem hertzen/ und seinen nächsten als
sich selbst.

2. Wann

Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff.
[Spaltenumbruch] muſte derohalben die ſache GOtt allein befeh-
len/ welcher auch nach ſeiner verheiſſung/ die
er der Antoniæ vorher gethan hatte/ den gefan-
genen auff eine wunderthaͤtige weiſe erloͤſete.
welcher aber kurtz darauff nach Holſtein verrei-
ſete/ und durch anſtifften ſeiner feinde von einem
liederlichen kerl mit gifft hingerichtet wurde.
Er hatte noch bey leb-zeiten durch ein Teſta-
ment die Antoniam zu einer erbin aller ſeiner
guͤter eingeſetzt. Sie aber hatte ohne dem ſchon
mehr guͤter als ſie bedurffte. Nichts deſtoweni-
ger/ als ſie vergewiſſert worden war/ es waͤre
GOttes wille/ daß ſie die erbſchafft antrete/ ob
gleich die feinde des HErꝛn de Cort unter eben
demſelben ſchein ihr auff gleiche weiſe mitzu-
ſpielen ſich unterſtanden hatten/ ſie auch zu un-
terſchiedenen malen durch langwuͤrige kranck-
heiten in unausſprechliches elend gerathen
war/ verlaͤſſet ſie dennoch Amſtelredam und
reiſet im Junio des 1671. jahres nach Holſtein/
unter der geſellſchaft dreyer oder vier freunde uñ
eines maͤgdleins/ welche davor hielten/ daß ſie
unter ihrer der A. B. anfuͤhrung deſto leichter
den weg zur ſeligkeit wuͤrden antreten koͤnnen;
Welches ins werck zu ſetzen ſie zwar keine muͤhe
geſehonet/ ungeachtet alles wiederſtrebens der
verderbten natur ihrer freunde/ welche ſich dem
ſuͤſſen joch CHriſti nicht unterwerffen will.
Welches ſondeꝛlich kund wuꝛde an einigen men-
ſchen/ die aus Frießland zu der A. kamen/ wel-
che ob ſie zwar davor hielten/ daß ſie alles irꝛdi-
ſche verlaͤugnet haͤtten/ nichts deſtoweniger/
da es zur probekam/ an vielen dingen/ ſonder-
lich an dem eigenen willen ſo hartnaͤckig hin-
gen/ daß ſie nicht laͤnger bey der Antonia zu blei-
ben vermochten.

21. Jndem die A. B. die guͤter/ welche ihr der
Herꝛ de Cort vermacht hatte/ und in einem theil
der inſul beſtunden/ in beſitz nehmen will/ da-
mit ſie daſelbſt deſto ſicherer vor dem getuͤm-
mel/ ſamt ihren freunden/ in Gott er gebener ſtil-
le leben moͤchte/ ſo findet ſie viele hinderniſſe.
Denn es wiederſtunden ihr die Roͤm. Prieſter
ſo wol als die Lutheriſche Prediger/ welche letz-
tere den Hertzog und deſſen raͤthe mit ihren un-
ablaͤßigen klagen dahin brachten/ daß die An-
tonia
nebſt ihren freunden in derſelben land-
ſchafft nicht ſicher bleiben konte/ indem ſie
nicht nun vieles litten/ ſondern auch ihrer guͤter
auffs ungerechteſte und gewaltſamſte beraubet
wurden/ ja endlich gar anno 1676. die Antonia
nach Hamburg zu fliehen gezwungen wurde.
Jn dieſer ſtadt hat ſie ſich anfaͤnglich 15. mo-
nath in groſſer ruhe auffgehalten/ weil nur ihre
freunde wuſten/ daß ſie daſelbſt waͤre. Sobald
es aber denen Predigernkund wurde (weil ſie
ſchon einige buͤcher hatte drucken laſſen/ welche
ſich mit der lebens-art dieſer Herren gar nicht
reimeten) war ihre ruhe-zeit vorbey: Denn
ſie bewegeten den Rath/ daß er die haͤſcher ſie
zu fangen ſenden moͤchte/ ſie aber/ da ſie des vo-
rigen tages war gewarnet worden/ hatte ihre
wohnung geaͤndert/ und reiſete kurtz darauff
von Hamburg nach Oſt-Frießland.

22. Es hatte aber der Herꝛ des orts inſtaͤn-
dig begehret/ daß ſie dahin kaͤme/ indem er ſich
ſelbſt und alle das ſeinige Gott gewidmet hatte/
alſo daß die Antonia mit ihren freunden da-
ſelbſt in einem winckelgen/ das von der welt
faſt gantz abgeſchieden war/ ſicher gnug ver-
[Spaltenumbruch] borgen ſeyn konnte. Dennoch hat ſie hernach/
von einigen/ welche ſie zu ihren haußgenoſſen
auffgenommen hatte/ nicht nur groſſe un-
danckbarkeit und verlaͤumdungen/ ſon-
dern auch verfolgungen und recht teuf-
feliſche laſter/ ja gar die grauſamſten
nachſtellungen erfahren muͤſſen. Als dieſe hin-
tertrieben waren/ und das gemuͤth der Herren
deſſelbigen ortes ſich veraͤndert hatte/ wurde ihr
auffs neue nach geſtellet/ da ſie denn/ ob ſie gleich
kaum von einer ſchweren kranckheit auffgeſtan-
den war/ gezwungē wurde/ nach Franecker einer
ſtadt in Weſt-Frießland zu fliehen/ woſelbſt ſie
in die vorige kranckheit fiel/ welche auch von ta-
ge zu tage alſo zunahm/ daß ſie daruͤber ein buͤſ-
ſete/ und alſo/ am 30. Octobris neuen Calen-
ders anno 1680. ihre ſeele in GOttes haͤnde be-
fahl.

So weit gehet der lebens-lauff von der An-
toinette:
Die erſtgedachten ſtellen aus ihren
ſchrifften von dem heutigen zuſtand der
groͤſſeſten kirch-gemeinen
ſind folgende/
und zwar aus der hohen ſchule der Got-
tes gelehrten
(gedruckt zu Amſterdam 1682.
in 8 vo.) Parte 1. cap. IIX. p. 147. u. f.

Das achte Capitel:
Jnhalt.

Von den boͤſenlehren/ die man Catechiſ-“
mus an ſtatt des geſetzes GOttes einfuͤhret.“
Von der pflicht und beſchaffenheit der Pfarr-“
herren. Von den anmerckungen und aus-“
legungen uͤber das geſetz GOttes/ das unſer le-“
ben des Herꝛn Jeſus ſeinem zuwider ſey. Daß“
die Heiden am juͤngſten gerichte wieder uns“
auffſtehen werden. Daß die menſchliche weiß-“
heit dem H. Geiſte ſich wieder ſetze. Daß“
man in der einbildung ſeiner ſeligkeit und in“
andern ſuͤnden wieder den H. Geiſte lebe. Daß“
die finſterniß allgemein ſey und uͤber die ge-“
ſamte welt lauffe/ welche die welt betrieget/ in“
dem ſie verurſachet/ daß man ohne buſſe ſtir-“
bet.„

1. Vor kurtzer zeit iſt mir ein Catechiſmus/
der zu Bruͤſſel gedruckt war/ zuhanden kom-
men/ welchen mehr der teuffel als ein menſch ge-
ſchrieben zu haben ſchien: Weil darin ſo viel
argliſtige betrieglichkeiten/ betriegereyen/ und
loͤcher oder fenſter in das paradieß zu ſteigen
gefunden werden/ daß es ſcheinet nicht mehr
noͤthig zu ſeyn den HErꝛn JEſus/ der die thuͤre
des paradieſes iſt/ zu ſuchen; in dem man all-
da nichts vom geſetze GOttes/ ſondern lauter
ſelbſt eꝛfundene andachtē zu ſehen bekam. Die er-
ſte frage war/ warum der menſch geſchaffen ſey?
hierauff ward der wahrheit gemaͤß geantwor-
tet/ damit er Gott lieben und dienen/ und alſo in
das paradieß eingehen ſolte. Aber das gifft war
in der folge verborgen/ unter der frage/ was man
thun ſolte/ GOtt recht zu dienen/ und alſo in
das paradies einzugehen? dann es ward ge-
antwortet/ man ſolte GOtt dancken/ des mor-
gens und abends in die meſſe gehen/ und ſein
gebet thun vor und nach der mahlzeit. Hier ha-
ben wir/ dieſem vorgeben nach/ das einige mittel
in das paradieß zugehen/ und daſſelbe zuverrich-
ten/ warum wir geſchaffen worden/ wie wol da-
bey vergeſſen wird/ daß man GOtt lieben ſolte
von gantzem hertzen/ und ſeinen naͤchſten als
ſich ſelbſt.

2. Wann
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[742/1050] Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. muſte derohalben die ſache GOtt allein befeh- len/ welcher auch nach ſeiner verheiſſung/ die er der Antoniæ vorher gethan hatte/ den gefan- genen auff eine wunderthaͤtige weiſe erloͤſete. welcher aber kurtz darauff nach Holſtein verrei- ſete/ und durch anſtifften ſeiner feinde von einem liederlichen kerl mit gifft hingerichtet wurde. Er hatte noch bey leb-zeiten durch ein Teſta- ment die Antoniam zu einer erbin aller ſeiner guͤter eingeſetzt. Sie aber hatte ohne dem ſchon mehr guͤter als ſie bedurffte. Nichts deſtoweni- ger/ als ſie vergewiſſert worden war/ es waͤre GOttes wille/ daß ſie die erbſchafft antrete/ ob gleich die feinde des HErꝛn de Cort unter eben demſelben ſchein ihr auff gleiche weiſe mitzu- ſpielen ſich unterſtanden hatten/ ſie auch zu un- terſchiedenen malen durch langwuͤrige kranck- heiten in unausſprechliches elend gerathen war/ verlaͤſſet ſie dennoch Amſtelredam und reiſet im Junio des 1671. jahres nach Holſtein/ unter der geſellſchaft dreyer oder vier freunde uñ eines maͤgdleins/ welche davor hielten/ daß ſie unter ihrer der A. B. anfuͤhrung deſto leichter den weg zur ſeligkeit wuͤrden antreten koͤnnen; Welches ins werck zu ſetzen ſie zwar keine muͤhe geſehonet/ ungeachtet alles wiederſtrebens der verderbten natur ihrer freunde/ welche ſich dem ſuͤſſen joch CHriſti nicht unterwerffen will. Welches ſondeꝛlich kund wuꝛde an einigen men- ſchen/ die aus Frießland zu der A. kamen/ wel- che ob ſie zwar davor hielten/ daß ſie alles irꝛdi- ſche verlaͤugnet haͤtten/ nichts deſtoweniger/ da es zur probekam/ an vielen dingen/ ſonder- lich an dem eigenen willen ſo hartnaͤckig hin- gen/ daß ſie nicht laͤnger bey der Antonia zu blei- ben vermochten. 21. Jndem die A. B. die guͤter/ welche ihr der Herꝛ de Cort vermacht hatte/ und in einem theil der inſul beſtunden/ in beſitz nehmen will/ da- mit ſie daſelbſt deſto ſicherer vor dem getuͤm- mel/ ſamt ihren freunden/ in Gott er gebener ſtil- le leben moͤchte/ ſo findet ſie viele hinderniſſe. Denn es wiederſtunden ihr die Roͤm. Prieſter ſo wol als die Lutheriſche Prediger/ welche letz- tere den Hertzog und deſſen raͤthe mit ihren un- ablaͤßigen klagen dahin brachten/ daß die An- tonia nebſt ihren freunden in derſelben land- ſchafft nicht ſicher bleiben konte/ indem ſie nicht nun vieles litten/ ſondern auch ihrer guͤter auffs ungerechteſte und gewaltſamſte beraubet wurden/ ja endlich gar anno 1676. die Antonia nach Hamburg zu fliehen gezwungen wurde. Jn dieſer ſtadt hat ſie ſich anfaͤnglich 15. mo- nath in groſſer ruhe auffgehalten/ weil nur ihre freunde wuſten/ daß ſie daſelbſt waͤre. Sobald es aber denen Predigernkund wurde (weil ſie ſchon einige buͤcher hatte drucken laſſen/ welche ſich mit der lebens-art dieſer Herren gar nicht reimeten) war ihre ruhe-zeit vorbey: Denn ſie bewegeten den Rath/ daß er die haͤſcher ſie zu fangen ſenden moͤchte/ ſie aber/ da ſie des vo- rigen tages war gewarnet worden/ hatte ihre wohnung geaͤndert/ und reiſete kurtz darauff von Hamburg nach Oſt-Frießland. 22. Es hatte aber der Herꝛ des orts inſtaͤn- dig begehret/ daß ſie dahin kaͤme/ indem er ſich ſelbſt und alle das ſeinige Gott gewidmet hatte/ alſo daß die Antonia mit ihren freunden da- ſelbſt in einem winckelgen/ das von der welt faſt gantz abgeſchieden war/ ſicher gnug ver- borgen ſeyn konnte. Dennoch hat ſie hernach/ von einigen/ welche ſie zu ihren haußgenoſſen auffgenommen hatte/ nicht nur groſſe un- danckbarkeit und verlaͤumdungen/ ſon- dern auch verfolgungen und recht teuf- feliſche laſter/ ja gar die grauſamſten nachſtellungen erfahren muͤſſen. Als dieſe hin- tertrieben waren/ und das gemuͤth der Herren deſſelbigen ortes ſich veraͤndert hatte/ wurde ihr auffs neue nach geſtellet/ da ſie denn/ ob ſie gleich kaum von einer ſchweren kranckheit auffgeſtan- den war/ gezwungē wurde/ nach Franecker einer ſtadt in Weſt-Frießland zu fliehen/ woſelbſt ſie in die vorige kranckheit fiel/ welche auch von ta- ge zu tage alſo zunahm/ daß ſie daruͤber ein buͤſ- ſete/ und alſo/ am 30. Octobris neuen Calen- ders anno 1680. ihre ſeele in GOttes haͤnde be- fahl. So weit gehet der lebens-lauff von der An- toinette: Die erſtgedachten ſtellen aus ihren ſchrifften von dem heutigen zuſtand der groͤſſeſten kirch-gemeinen ſind folgende/ und zwar aus der hohen ſchule der Got- tes gelehrten (gedruckt zu Amſterdam 1682. in 8 vo.) Parte 1. cap. IIX. p. 147. u. f. Das achte Capitel: Jnhalt. Von den boͤſenlehren/ die man Catechiſ-“ mus an ſtatt des geſetzes GOttes einfuͤhret.“ Von der pflicht und beſchaffenheit der Pfarr-“ herren. Von den anmerckungen und aus-“ legungen uͤber das geſetz GOttes/ das unſer le-“ ben des Herꝛn Jeſus ſeinem zuwider ſey. Daß“ die Heiden am juͤngſten gerichte wieder uns“ auffſtehen werden. Daß die menſchliche weiß-“ heit dem H. Geiſte ſich wieder ſetze. Daß“ man in der einbildung ſeiner ſeligkeit und in“ andern ſuͤnden wieder den H. Geiſte lebe. Daß“ die finſterniß allgemein ſey und uͤber die ge-“ ſamte welt lauffe/ welche die welt betrieget/ in“ dem ſie verurſachet/ daß man ohne buſſe ſtir-“ bet.„ 1. Vor kurtzer zeit iſt mir ein Catechiſmus/ der zu Bruͤſſel gedruckt war/ zuhanden kom- men/ welchen mehr der teuffel als ein menſch ge- ſchrieben zu haben ſchien: Weil darin ſo viel argliſtige betrieglichkeiten/ betriegereyen/ und loͤcher oder fenſter in das paradieß zu ſteigen gefunden werden/ daß es ſcheinet nicht mehr noͤthig zu ſeyn den HErꝛn JEſus/ der die thuͤre des paradieſes iſt/ zu ſuchen; in dem man all- da nichts vom geſetze GOttes/ ſondern lauter ſelbſt eꝛfundene andachtē zu ſehen bekam. Die er- ſte frage war/ warum der menſch geſchaffen ſey? hierauff ward der wahrheit gemaͤß geantwor- tet/ damit er Gott lieben und dienen/ und alſo in das paradieß eingehen ſolte. Aber das gifft war in der folge verborgen/ unter der frage/ was man thun ſolte/ GOtt recht zu dienen/ und alſo in das paradies einzugehen? dann es ward ge- antwortet/ man ſolte GOtt dancken/ des mor- gens und abends in die meſſe gehen/ und ſein gebet thun vor und nach der mahlzeit. Hier ha- ben wir/ dieſem vorgeben nach/ das einige mittel in das paradieß zugehen/ und daſſelbe zuverrich- ten/ warum wir geſchaffen worden/ wie wol da- bey vergeſſen wird/ daß man GOtt lieben ſolte von gantzem hertzen/ und ſeinen naͤchſten als ſich ſelbſt. 2. Wann

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1050>, abgerufen am 20.11.2024.