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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettae Lebenslauff.
[Spaltenumbruch] grund des Christenthums/ so gar/ daß die gan-
tze stadt durch solche übung erbauet wurde/ und
die mägdlein auch andere lehren des Christen-
thums zu fassen geschickt zu seyn schienen. Alle
menschen erhebeten und lobeten die frömmigkeit
und liebe der Antoniä/ sonderlich aber der oben
benante Saint Sanlieu.

16. Dieser hatte einen solchen schein der
gottseligkeit/ daß es schiene/ als ob er von einem
Apostolischen eiffer getrieben würde; er konte
von den geheimen mystischen dingen so bered-
sam discuriren/ als ob er der einleuchtung des
H. Geistes geniesse. Und hiedurch hat er zu
wege gebracht/ daß die Antonia fast brüderli-
che freundschafft mit ihm gepflogen/ indem sie
seiner auffrichtigkeit/ welche bey ihm in grossem
maß zu seyn schiene/ vieles zutrauete. Es war
aber von vieler zeit her die verstellung bey diesem
armen menschen durch die lange gewohnheit
und übung derselben gantz zum wesen worden/
wie auch die A. B. innerhalb etlichen jahren
nichts böses von ihm hat argwohnen können;
biß er sich selbst verrieth/ die larve beyseit legte/
und die fromme Antoniam durch schmeicheley/
list/ dräuworte/ gewalt/ lästerungen und/ ich
weiß nicht/ durch welche mittel er nicht sich un-
terstanden sie zu verleiten/ daß sie sich mit ihm
verpflichte. Diese aber hatte beschlossen ihre
GOtte gewidmete keuschheit unverletzt zu be-
wahren/ und trieb also diesen gottlosen heuch-
ler von sich/ sintemal er sich mit dem teuffel ver-
bunden hatte/ wie er selbst bekante/ und auch auß
seinem verzweiffeltem ende |gnugsam zu sehen
war. Sie die Antonia erhielte auch von dem
Rath/ daß er niemals ihr wieder unter die au-
gen kommen durffte.

17. Damit sie aber nicht weiter gleicher ge-
fahr/ wegen des Saint Sanlieu so wol/ als an-
derer möchte unterworffen seyn/ als beschlos sie/
sich selbst zugleich mit de wäysen in das kinder-
hauß versperren zu lassen. Damit niemanden/
als denen Priestern/ welche den Gottesdienst
daselbst zu verrichten bestellet waren/ der zugang
frey seyn möchte. Als dieses genau und sorg-
fältig von dem weltlichen und geistlichen ge-
richte überleget worden war/ ist die A. B. ihres
begehrens endlich gewähret worden/ welche
zwar des vorigen übels wegen sich in sicherheit
gesetzet hatte/ aber bald darauff ein viel schwe-
reres/ welches auch ihr den untergang dräuete/
entdeckte: Sintemal man befunden/ daß alle
mägdlein/ die zu der zeit im Hospital waren/ mit
dem teuffel in bündniß stunden/ und nur dar-
auff allein bedacht waren/ wie sie die A. B. wel-
che sie als ihre geist- und leibliche mutter lieben
solten/ (wie sie sich denn auch stelleten/ als ob sie
es thäten) ausrotten möchten. Die Antonia,
welche nicht begreiffen konnte/ auff was weise
doch der teuffel so grosse gewalt über die mägd-
lein haben können/ indem sie ohne unterlaß/
zur furcht und liebe GOttes mit worten und
wercken angemahnet wurden/ bath einige Pa-
stores
und Prediger/ daß sie keines dinges scho-
nen solten/ damit die mägdlein von diesen ver-
fluchten bündnissen befreyet würden. Als die
Herren Geistlichen hiemit umgehen/ wird die
Antonia bey der Obrigkeit von einem alten
weibe/ deren tochter wegen der zauberey war
weggerissen worden/ verklaget/ als ob sie mit
[Spaltenumbruch] den kindern nicht gut gnug umginge/ als man
aber die sache untersuchet/ hat man es gantz an-
ders gefunden. Nichts desto weniger hat die
Obrigkeit die entdeckung der zauberey übel auff-
genommen/ und ist deshalben so ungerecht gegen
die A. B. gewesen/ daß sie an ein höheres gericht
zu appelliren gezwungen worden.

18. Dieses ist die ursach gewesen/ warum
die A. B. nach Gent/ Brüssel und Mecheln ge-
zogen/ woselbsten sie in kundschafft mit unter-
schiedlichen Lehrern und frommen männern ge-
kommen/ nemlich mit den Herrn Gillemans,
Coriache, de Cort, Noels
und andern/ welche
nach genauer untersuchung die der Antoniae
mitgetheilte einleuchtungen hochgehalten ha-
ben. Vornemlich aber hat solches gethan der
Herr Cort, Pastor an der vornehmsten Pfarr
zu Mecheln. Dieser/ nachdem er von der
wahrheit und nothwendigkeit ihrer lichter eine
überzeugung in sich gefühlet/ hat mit allem fleiß
sich bemühet/ sein leben nach denselbigen einzu-
richten/ und sie den menschen zu nutz offenbar zu
machen. Damit er nun dieses desto bequemer ins
werck setzete/ danckete er dene ämtern/ welche er in
Braband verwaltete/ ab/ und reisete nach Am-
sterdam/ woselbst hin ihn die A. B. begleitete.

19. Anfänglich zwar hatte die A. B. vor die-
ser reise einen grossen eckel/ nicht nur aus furcht
zerstreuet zu werden/ sondern auch/ weil sie mei-
nete/ daß man sich vor denjenigen menschen/
welche nicht Römischer Religion wären/ hüten
müste. Als ihr aber von GOTT angezeiget
wurde/ daß man die menschen nicht nach der
auswendigen bekäntniß zu dieser oder jener se-
cte,
sondern nach der liebe/ die sie zu GOtt und
ewig-bleibenden dingen hätten/ schätzen müste/
hat sie hernach keinem theil beygepflichtet/ son-
dern die frommen allenthalben geliebet. Von
Mechelnist sie im December des 1667. jahres
nach Amsterdam gereiset/ mit dem vorsatz/ da-
selbst einen Tractat, das licht der welt genennt/
drucken zu lassen/ nnd von dannen gegen das
vor-jahr nach Holstein zu reisen/ um daselbst
in der benachbarten insul mit solchen leuten/
die nach dem wahren Christenthum ein verlan-
gen haben würden/ ein Evangelisches und von
weltlichen geschäfften ungestörtes leben zu füh-
ren. Nach GOttes eigener schickung aber hat
sie sich noch länger zu Amsterdam auffgehalten.
Denn als sie ruchtbar wurde/ wolten viele und
sehr gelehrte leute/ aus allen secten/ deren jegli-
chen gattung in selbiger stadt gefunden wer-
den/ diese jungfrau sehen/ und sich mit ihr bespre-
chen. Und da sie merckete/ daß sie mit ihren re-
den einigen nützlich seyn könnte/ wegerte sie sich
nicht/ ob gleich der geist dadurch verstreuet wur-
de/ mit andern/ dergleichen erbauliche unterre-
dungen anzustellen. Bey dieser gelegenheit
offenbarete ihr GOtt so wol das gute als das
böse/ welches eine jede secte an sich hätte/ und
dieses viel gewisser/ als es denen sectirern selbst
bekant seyn mochte.

20. Jndem die Antonia sich hier noch auff-
hält/ reiset der de Cort nach Holstein/ als er aber
von dannen wiederkam/ wurde er durch betrug
seiner feinde/ unter dem vorwand vieler schulde/
in das allererbärmlichste gefängniß zu Amster-
dam eingeschlossen! Die Antonia konte ihn
hieraus durch keine angewandte mühe befreyen/

muste
A a a a a 3

Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff.
[Spaltenumbruch] grund des Chriſtenthums/ ſo gar/ daß die gan-
tze ſtadt durch ſolche uͤbung erbauet wurde/ und
die maͤgdlein auch andere lehren des Chriſten-
thums zu faſſen geſchickt zu ſeyn ſchienen. Alle
menſchen eꝛhebeten und lobeten die froͤmmigkeit
und liebe der Antoniaͤ/ ſonderlich aber der oben
benante Saint Sanlieu.

16. Dieſer hatte einen ſolchen ſchein der
gottſeligkeit/ daß es ſchiene/ als ob er von einem
Apoſtoliſchen eiffer getrieben wuͤrde; er konte
von den geheimen myſtiſchen dingen ſo bered-
ſam diſcuriren/ als ob er der einleuchtung des
H. Geiſtes genieſſe. Und hiedurch hat er zu
wege gebracht/ daß die Antonia faſt bruͤderli-
che freundſchafft mit ihm gepflogen/ indem ſie
ſeiner auffrichtigkeit/ welche bey ihm in groſſem
maß zu ſeyn ſchiene/ vieles zutrauete. Es war
aber von vieler zeit her die verſtellung bey dieſem
armen menſchen durch die lange gewohnheit
und uͤbung derſelben gantz zum weſen worden/
wie auch die A. B. innerhalb etlichen jahren
nichts boͤſes von ihm hat argwohnen koͤnnen;
biß er ſich ſelbſt verrieth/ die larve beyſeit legte/
und die fromme Antoniam durch ſchmeicheley/
liſt/ draͤuworte/ gewalt/ laͤſterungen und/ ich
weiß nicht/ durch welche mittel er nicht ſich un-
terſtanden ſie zu verleiten/ daß ſie ſich mit ihm
verpflichte. Dieſe aber hatte beſchloſſen ihre
GOtte gewidmete keuſchheit unverletzt zu be-
wahren/ und trieb alſo dieſen gottloſen heuch-
ler von ſich/ ſintemal er ſich mit dem teuffel ver-
bunden hatte/ wie eꝛ ſelbſt bekante/ und auch auß
ſeinem verzweiffeltem ende |gnugſam zu ſehen
war. Sie die Antonia erhielte auch von dem
Rath/ daß er niemals ihr wieder unter die au-
gen kommen durffte.

17. Damit ſie aber nicht weiter gleicher ge-
fahr/ wegen des Saint Sanlieu ſo wol/ als an-
derer moͤchte unterworffen ſeyn/ als beſchlos ſie/
ſich ſelbſt zugleich mit dē waͤyſen in das kinder-
hauß verſperren zu laſſen. Damit niemanden/
als denen Prieſtern/ welche den Gottesdienſt
daſelbſt zu verrichten beſtellet waren/ der zugang
frey ſeyn moͤchte. Als dieſes genau und ſorg-
faͤltig von dem weltlichen und geiſtlichen ge-
richte uͤberleget worden war/ iſt die A. B. ihres
begehrens endlich gewaͤhret worden/ welche
zwar des vorigen uͤbels wegen ſich in ſicherheit
geſetzet hatte/ aber bald darauff ein viel ſchwe-
reres/ welches auch ihr den untergang draͤuete/
entdeckte: Sintemal man befunden/ daß alle
maͤgdlein/ die zu der zeit im Hoſpital waren/ mit
dem teuffel in buͤndniß ſtunden/ und nur dar-
auff allein bedacht waren/ wie ſie die A. B. wel-
che ſie als ihre geiſt- und leibliche mutter lieben
ſolten/ (wie ſie ſich denn auch ſtelleten/ als ob ſie
es thaͤten) ausrotten moͤchten. Die Antonia,
welche nicht begreiffen konnte/ auff was weiſe
doch der teuffel ſo groſſe gewalt uͤber die maͤgd-
lein haben koͤnnen/ indem ſie ohne unterlaß/
zur furcht und liebe GOttes mit worten und
wercken angemahnet wurden/ bath einige Pa-
ſtores
und Prediger/ daß ſie keines dinges ſcho-
nen ſolten/ damit die maͤgdlein von dieſen ver-
fluchten buͤndniſſen befreyet wuͤrden. Als die
Herren Geiſtlichen hiemit umgehen/ wird die
Antonia bey der Obrigkeit von einem alten
weibe/ deren tochter wegen der zauberey war
weggeriſſen worden/ verklaget/ als ob ſie mit
[Spaltenumbruch] den kindern nicht gut gnug umginge/ als man
aber die ſache unterſuchet/ hat man es gantz an-
ders gefunden. Nichts deſto weniger hat die
Obrigkeit die entdeckung deꝛ zaubeꝛey uͤbel auff-
genommen/ und iſt deshalben ſo ungeꝛecht gegen
die A. B. geweſen/ daß ſie an ein hoͤheres gericht
zu appelliren gezwungen worden.

18. Dieſes iſt die urſach geweſen/ warum
die A. B. nach Gent/ Bruͤſſel und Mecheln ge-
zogen/ woſelbſten ſie in kundſchafft mit unter-
ſchiedlichen Lehrern und frommen maͤnnern ge-
kommen/ nemlich mit den Herꝛn Gillemans,
Coriache, de Cort, Noels
und andern/ welche
nach genauer unterſuchung die der Antoniæ
mitgetheilte einleuchtungen hochgehalten ha-
ben. Vornemlich aber hat ſolches gethan der
Herr Cort, Paſtor an der vornehmſten Pfarꝛ
zu Mecheln. Dieſer/ nachdem er von der
wahrheit und nothwendigkeit ihrer lichter eine
uͤberzeugung in ſich gefuͤhlet/ hat mit allem fleiß
ſich bemuͤhet/ ſein leben nach denſelbigen einzu-
richten/ und ſie den menſchen zu nutz offenbar zu
machen. Damit eꝛ nun dieſes deſto bequemeꝛ ins
werck ſetzete/ danckete er denē aͤmtern/ welche er in
Braband verwaltete/ ab/ und reiſete nach Am-
ſterdam/ woſelbſt hin ihn die A. B. begleitete.

19. Anfaͤnglich zwar hatte die A. B. vor die-
ſer reiſe einen groſſen eckel/ nicht nur aus furcht
zerſtreuet zu werden/ ſondern auch/ weil ſie mei-
nete/ daß man ſich vor denjenigen menſchen/
welche nicht Roͤmiſcher Religion waͤren/ huͤten
muͤſte. Als ihr aber von GOTT angezeiget
wurde/ daß man die menſchen nicht nach der
auswendigen bekaͤntniß zu dieſer oder jener ſe-
cte,
ſondern nach der liebe/ die ſie zu GOtt und
ewig-bleibenden dingen haͤtten/ ſchaͤtzen muͤſte/
hat ſie hernach keinem theil beygepflichtet/ ſon-
dern die frommen allenthalben geliebet. Von
Mechelniſt ſie im December des 1667. jahres
nach Amſterdam gereiſet/ mit dem vorſatz/ da-
ſelbſt einen Tractat, das licht der welt genennt/
drucken zu laſſen/ nnd von dannen gegen das
vor-jahr nach Holſtein zu reiſen/ um daſelbſt
in der benachbarten inſul mit ſolchen leuten/
die nach dem wahren Chriſtenthum ein verlan-
gen haben wuͤrden/ ein Evangeliſches und von
weltlichen geſchaͤfften ungeſtoͤrtes leben zu fuͤh-
ren. Nach GOttes eigener ſchickung aber hat
ſie ſich noch laͤnger zu Amſterdam auffgehalten.
Denn als ſie ruchtbar wurde/ wolten viele und
ſehr gelehrte leute/ aus allen ſecten/ deren jegli-
chen gattung in ſelbiger ſtadt gefunden wer-
den/ dieſe jungfrau ſehen/ und ſich mit ihr beſpre-
chen. Und da ſie merckete/ daß ſie mit ihren re-
den einigen nuͤtzlich ſeyn koͤnnte/ wegerte ſie ſich
nicht/ ob gleich der geiſt dadurch verſtreuet wur-
de/ mit andern/ dergleichen erbauliche unterre-
dungen anzuſtellen. Bey dieſer gelegenheit
offenbarete ihr GOtt ſo wol das gute als das
boͤſe/ welches eine jede ſecte an ſich haͤtte/ und
dieſes viel gewiſſer/ als es denen ſectirern ſelbſt
bekant ſeyn mochte.

20. Jndem die Antonia ſich hier noch auff-
haͤlt/ reiſet der de Cort nach Holſtein/ als er aber
von dannen wiederkam/ wurde er durch betrug
ſeiner feinde/ unter dem vorwand vieler ſchuldē/
in das allererbaͤrmlichſte gefaͤngniß zu Amſter-
dam eingeſchloſſen! Die Antonia konte ihn
hieraus duꝛch keine angewandte muͤhe befreyen/

muſte
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[741/1049] Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. grund des Chriſtenthums/ ſo gar/ daß die gan- tze ſtadt durch ſolche uͤbung erbauet wurde/ und die maͤgdlein auch andere lehren des Chriſten- thums zu faſſen geſchickt zu ſeyn ſchienen. Alle menſchen eꝛhebeten und lobeten die froͤmmigkeit und liebe der Antoniaͤ/ ſonderlich aber der oben benante Saint Sanlieu. 16. Dieſer hatte einen ſolchen ſchein der gottſeligkeit/ daß es ſchiene/ als ob er von einem Apoſtoliſchen eiffer getrieben wuͤrde; er konte von den geheimen myſtiſchen dingen ſo bered- ſam diſcuriren/ als ob er der einleuchtung des H. Geiſtes genieſſe. Und hiedurch hat er zu wege gebracht/ daß die Antonia faſt bruͤderli- che freundſchafft mit ihm gepflogen/ indem ſie ſeiner auffrichtigkeit/ welche bey ihm in groſſem maß zu ſeyn ſchiene/ vieles zutrauete. Es war aber von vieler zeit her die verſtellung bey dieſem armen menſchen durch die lange gewohnheit und uͤbung derſelben gantz zum weſen worden/ wie auch die A. B. innerhalb etlichen jahren nichts boͤſes von ihm hat argwohnen koͤnnen; biß er ſich ſelbſt verrieth/ die larve beyſeit legte/ und die fromme Antoniam durch ſchmeicheley/ liſt/ draͤuworte/ gewalt/ laͤſterungen und/ ich weiß nicht/ durch welche mittel er nicht ſich un- terſtanden ſie zu verleiten/ daß ſie ſich mit ihm verpflichte. Dieſe aber hatte beſchloſſen ihre GOtte gewidmete keuſchheit unverletzt zu be- wahren/ und trieb alſo dieſen gottloſen heuch- ler von ſich/ ſintemal er ſich mit dem teuffel ver- bunden hatte/ wie eꝛ ſelbſt bekante/ und auch auß ſeinem verzweiffeltem ende |gnugſam zu ſehen war. Sie die Antonia erhielte auch von dem Rath/ daß er niemals ihr wieder unter die au- gen kommen durffte. 17. Damit ſie aber nicht weiter gleicher ge- fahr/ wegen des Saint Sanlieu ſo wol/ als an- derer moͤchte unterworffen ſeyn/ als beſchlos ſie/ ſich ſelbſt zugleich mit dē waͤyſen in das kinder- hauß verſperren zu laſſen. Damit niemanden/ als denen Prieſtern/ welche den Gottesdienſt daſelbſt zu verrichten beſtellet waren/ der zugang frey ſeyn moͤchte. Als dieſes genau und ſorg- faͤltig von dem weltlichen und geiſtlichen ge- richte uͤberleget worden war/ iſt die A. B. ihres begehrens endlich gewaͤhret worden/ welche zwar des vorigen uͤbels wegen ſich in ſicherheit geſetzet hatte/ aber bald darauff ein viel ſchwe- reres/ welches auch ihr den untergang draͤuete/ entdeckte: Sintemal man befunden/ daß alle maͤgdlein/ die zu der zeit im Hoſpital waren/ mit dem teuffel in buͤndniß ſtunden/ und nur dar- auff allein bedacht waren/ wie ſie die A. B. wel- che ſie als ihre geiſt- und leibliche mutter lieben ſolten/ (wie ſie ſich denn auch ſtelleten/ als ob ſie es thaͤten) ausrotten moͤchten. Die Antonia, welche nicht begreiffen konnte/ auff was weiſe doch der teuffel ſo groſſe gewalt uͤber die maͤgd- lein haben koͤnnen/ indem ſie ohne unterlaß/ zur furcht und liebe GOttes mit worten und wercken angemahnet wurden/ bath einige Pa- ſtores und Prediger/ daß ſie keines dinges ſcho- nen ſolten/ damit die maͤgdlein von dieſen ver- fluchten buͤndniſſen befreyet wuͤrden. Als die Herren Geiſtlichen hiemit umgehen/ wird die Antonia bey der Obrigkeit von einem alten weibe/ deren tochter wegen der zauberey war weggeriſſen worden/ verklaget/ als ob ſie mit den kindern nicht gut gnug umginge/ als man aber die ſache unterſuchet/ hat man es gantz an- ders gefunden. Nichts deſto weniger hat die Obrigkeit die entdeckung deꝛ zaubeꝛey uͤbel auff- genommen/ und iſt deshalben ſo ungeꝛecht gegen die A. B. geweſen/ daß ſie an ein hoͤheres gericht zu appelliren gezwungen worden. 18. Dieſes iſt die urſach geweſen/ warum die A. B. nach Gent/ Bruͤſſel und Mecheln ge- zogen/ woſelbſten ſie in kundſchafft mit unter- ſchiedlichen Lehrern und frommen maͤnnern ge- kommen/ nemlich mit den Herꝛn Gillemans, Coriache, de Cort, Noels und andern/ welche nach genauer unterſuchung die der Antoniæ mitgetheilte einleuchtungen hochgehalten ha- ben. Vornemlich aber hat ſolches gethan der Herr Cort, Paſtor an der vornehmſten Pfarꝛ zu Mecheln. Dieſer/ nachdem er von der wahrheit und nothwendigkeit ihrer lichter eine uͤberzeugung in ſich gefuͤhlet/ hat mit allem fleiß ſich bemuͤhet/ ſein leben nach denſelbigen einzu- richten/ und ſie den menſchen zu nutz offenbar zu machen. Damit eꝛ nun dieſes deſto bequemeꝛ ins werck ſetzete/ danckete er denē aͤmtern/ welche er in Braband verwaltete/ ab/ und reiſete nach Am- ſterdam/ woſelbſt hin ihn die A. B. begleitete. 19. Anfaͤnglich zwar hatte die A. B. vor die- ſer reiſe einen groſſen eckel/ nicht nur aus furcht zerſtreuet zu werden/ ſondern auch/ weil ſie mei- nete/ daß man ſich vor denjenigen menſchen/ welche nicht Roͤmiſcher Religion waͤren/ huͤten muͤſte. Als ihr aber von GOTT angezeiget wurde/ daß man die menſchen nicht nach der auswendigen bekaͤntniß zu dieſer oder jener ſe- cte, ſondern nach der liebe/ die ſie zu GOtt und ewig-bleibenden dingen haͤtten/ ſchaͤtzen muͤſte/ hat ſie hernach keinem theil beygepflichtet/ ſon- dern die frommen allenthalben geliebet. Von Mechelniſt ſie im December des 1667. jahres nach Amſterdam gereiſet/ mit dem vorſatz/ da- ſelbſt einen Tractat, das licht der welt genennt/ drucken zu laſſen/ nnd von dannen gegen das vor-jahr nach Holſtein zu reiſen/ um daſelbſt in der benachbarten inſul mit ſolchen leuten/ die nach dem wahren Chriſtenthum ein verlan- gen haben wuͤrden/ ein Evangeliſches und von weltlichen geſchaͤfften ungeſtoͤrtes leben zu fuͤh- ren. Nach GOttes eigener ſchickung aber hat ſie ſich noch laͤnger zu Amſterdam auffgehalten. Denn als ſie ruchtbar wurde/ wolten viele und ſehr gelehrte leute/ aus allen ſecten/ deren jegli- chen gattung in ſelbiger ſtadt gefunden wer- den/ dieſe jungfrau ſehen/ und ſich mit ihr beſpre- chen. Und da ſie merckete/ daß ſie mit ihren re- den einigen nuͤtzlich ſeyn koͤnnte/ wegerte ſie ſich nicht/ ob gleich der geiſt dadurch verſtreuet wur- de/ mit andern/ dergleichen erbauliche unterre- dungen anzuſtellen. Bey dieſer gelegenheit offenbarete ihr GOtt ſo wol das gute als das boͤſe/ welches eine jede ſecte an ſich haͤtte/ und dieſes viel gewiſſer/ als es denen ſectirern ſelbſt bekant ſeyn mochte. 20. Jndem die Antonia ſich hier noch auff- haͤlt/ reiſet der de Cort nach Holſtein/ als er aber von dannen wiederkam/ wurde er durch betrug ſeiner feinde/ unter dem vorwand vieler ſchuldē/ in das allererbaͤrmlichſte gefaͤngniß zu Amſter- dam eingeſchloſſen! Die Antonia konte ihn hieraus duꝛch keine angewandte muͤhe befreyen/ muſte A a a a a 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1049>, abgerufen am 22.12.2024.