Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. [Spaltenumbruch]
rer wollen wir 8. nacheinander setzen und an-hören: Die erste ist die Geistliche freyheit von Sünden/ Tod/ Teuffel und Hölle/ Fluch deß Gesetzes von allen Mosaischen figürlichen Ceremonien, und von allen Satzungen und Geboten; Dann gleich wie der seelen grosse angst und plagen wiederfahren mag/ und keine grössere seelenpein seyn kan; dann wann sie leiden muß die feurigen pfeile deß satans/ und tyranney deß Antichrists/ dardurch die Gewissen mit Menschen-Geboten gefangen/ bestricket und geängstet werden/ also ist hin- wieder keine grössere ruhe/ friede/ trost und freu- de der Seelen/ dann die warhafftige freyheit deß Gewissens von der Gewalt deß Teuffels und der Sünde/ und von allen Menschen-sa- tzungen/ welche freyheit deß Gewissens wahr- hafftig nichts anders ist/ dann der seligma- chende Glaube/ der seine freyheit wider alle Menschensatzungen erhält/ welches der HErr Johan. 18. mit dem kurtzen sprüchlein begreif- fet: So euch der Sohn frey machet/ so seyd ihr recht frey. Jtem lib. 3. cap. 1. dann für GOTT gilt nichts äusserliche/ sondern das innerliche/ nicht was in dem Buchstaben beste- het/ sondern was auß dem Geist gehet/ und in dem Geist bestehet. Darum ist (wie in der vorrede vermeldet/) ein grosser unterscheid un- ter einem Welt gelehrten und Gottes-gelehr- ten/ oder unter einem Gelehrten und Heili- gen; der Gelehrte von aussen auß den Buch- staben/ der Heilige lernet auß GOTT; in- wendig auß dem Heiligen Geist/ auß der Sal- bung/ die uns alles lehret; der Gelehrte hat sei- ne kunst in worten/ der Heilige in der krafft/ darvon kan man weiter allda lesen; dann das Reich GOttes bestehet nicht in worten/ son- dern in der Krafft und Geist JEsu Christi/ welches die rechte schule ist/ darinnen wir den wahren Glauben erlernen. Aber die das Creutz Christi fliehen/ die zarte Creutz-flüch- tige Heilige meinen/ sie wollen den rechten Glauben auff polstern ohne creutz lernen. Ja/ wartet biß morgen/ ach! nimmermehr/ das mer- cket. Hierzu kan man das 34. cap. lib. 2. wel- ches wider in 12. capitel ist eingetheilet/ davon lesen 10. 11. 12. Es wird denen Heiligen Geists Kindern/ die die welt fliehen/ wol verständigen helffen. Jtem lib. 2. cap. 50. von der hoffnung: Gleich wie der wahre glaube nichts anders ist/ als eine feste und ungezweiffelte zuversicht auff GOttes Gnade in Christo verheissen/ dardurch das gantze hertz und muth Gott anhanget; also ist die hoffnung eine gedultige außwartung/ und beständige zuversicht deß/ das man glau- bet/ und ist nichts anders/ dann der gedultige/ beständige/ wartende wahre Christliche Glau- be biß ans zeitliche ende/ darumb hat die hoff- nung so wol als der glaube und liebe allein Gott zum object und gegenwurff/ lib. 3. cap. 23. Unter tausend Christen aber findet man kaum einen/ der zu dieser vollkommenheit gekommen ist/ daß er der welt nicht begehre zu gefallen; dann wer der welt gefallen will/ kan GOTT nicht gefallen/ und wer der welt voll ist/ der ist GOttes leer; dann so viel der mensch der welt uud ihme selbst stirbet und außgeht/ also viel ge- het unser HErr Gott wieder ein/ der das Leben ist. Kein mensch gefället Gott besser/ dann an deme Gott seinen liebsten willen vollbringet. Lib. 1. c. 6. ab initio usque ad verba: schlan- Heinrich Müller in Geistl. Erquickstunden Henrich Müller im Himmlischen Liebeskuß trän- A. K. H. Vierter Theil. Z z z z 2
Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. [Spaltenumbruch]
rer wollen wir 8. nacheinander ſetzen und an-hoͤren: Die erſte iſt die Geiſtliche freyheit von Suͤnden/ Tod/ Teuffel und Hoͤlle/ Fluch deß Geſetzes von allen Moſaiſchen figuͤrlichen Ceremonien, und von allen Satzungen und Geboten; Dann gleich wie der ſeelen groſſe angſt und plagen wiederfahren mag/ und keine groͤſſere ſeelenpein ſeyn kan; dann wann ſie leiden muß die feurigen pfeile deß ſatans/ und tyranney deß Antichriſts/ dardurch die Gewiſſen mit Menſchen-Geboten gefangen/ beſtricket und geaͤngſtet werden/ alſo iſt hin- wieder keine groͤſſere ruhe/ friede/ troſt und freu- de der Seelen/ dann die warhafftige freyheit deß Gewiſſens von der Gewalt deß Teuffels und der Suͤnde/ und von allen Menſchen-ſa- tzungen/ welche freyheit deß Gewiſſens wahr- hafftig nichts anders iſt/ dann der ſeligma- chende Glaube/ der ſeine freyheit wider alle Menſchenſatzungen erhaͤlt/ welches der HErr Johan. 18. mit dem kurtzen ſpruͤchlein begreif- fet: So euch der Sohn frey machet/ ſo ſeyd ihr recht frey. Jtem lib. 3. cap. 1. dann fuͤr GOTT gilt nichts aͤuſſerliche/ ſondern das innerliche/ nicht was in dem Buchſtaben beſte- het/ ſondern was auß dem Geiſt gehet/ und in dem Geiſt beſtehet. Darum iſt (wie in der vorrede vermeldet/) ein groſſer unterſcheid un- ter einem Welt gelehrten und Gottes-gelehr- ten/ oder unter einem Gelehrten und Heili- gen; der Gelehrte von auſſen auß den Buch- ſtaben/ der Heilige lernet auß GOTT; in- wendig auß dem Heiligen Geiſt/ auß der Sal- bung/ die uns alles lehret; der Gelehrte hat ſei- ne kunſt in worten/ der Heilige in der krafft/ darvon kan man weiter allda leſen; dann das Reich GOttes beſtehet nicht in worten/ ſon- dern in der Krafft und Geiſt JEſu Chriſti/ welches die rechte ſchule iſt/ darinnen wir den wahren Glauben erlernen. Aber die das Creutz Chriſti fliehen/ die zarte Creutz-fluͤch- tige Heilige meinen/ ſie wollen den rechten Glauben auff polſtern ohne creutz lernen. Ja/ wartet biß morgen/ ach! nimmermehr/ das mer- cket. Hierzu kan man das 34. cap. lib. 2. wel- ches wider in 12. capitel iſt eingetheilet/ davon leſen 10. 11. 12. Es wird denen Heiligen Geiſts Kindern/ die die welt fliehen/ wol verſtaͤndigen helffen. Jtem lib. 2. cap. 50. von der hoffnung: Gleich wie der wahre glaube nichts anders iſt/ als eine feſte und ungezweiffelte zuverſicht auff GOttes Gnade in Chriſto verheiſſen/ dardurch das gantze hertz und muth Gott anhanget; alſo iſt die hoffnung eine gedultige außwartung/ und beſtaͤndige zuverſicht deß/ das man glau- bet/ und iſt nichts anders/ dann der gedultige/ beſtaͤndige/ wartende wahre Chriſtliche Glau- be biß ans zeitliche ende/ darumb hat die hoff- nung ſo wol als der glaube und liebe allein Gott zum object und gegenwurff/ lib. 3. cap. 23. Unter tauſend Chriſten aber findet man kaum einen/ der zu dieſer vollkommenheit gekommen iſt/ daß er der welt nicht begehre zu gefallen; dann wer der welt gefallen will/ kan GOTT nicht gefallen/ und wer der welt voll iſt/ der iſt GOttes leer; dann ſo viel der menſch der welt uud ihme ſelbſt ſtirbet und außgeht/ alſo viel ge- het unſer HErr Gott wieder ein/ der das Leben iſt. Kein menſch gefaͤllet Gott beſſer/ dann an deme Gott ſeinen liebſten willen vollbringet. Lib. 1. c. 6. ab initio uſque ad verba: ſchlan- Heinrich Muͤller in Geiſtl. Erquickſtunden Henrich Muͤller im Himmliſchen Liebeskuß traͤn- A. K. H. Vierter Theil. Z z z z 2
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Wie kan ich dañ glau-<lb/> ben/ daß du Chriſtlich lebeſt? was lebet/ wider-<lb/> ſtehet ſeinem feinde/ ein wurm windet ſich/ wañ<lb/> man ihn zertritt/ oder zertretten will. Welcher<lb/> kampff erhebet ſich in uns zwiſchen den natuͤrl.<lb/> kraͤfften und kranckheit/ wanns zum tode gehet?<lb/> lebeſtu Chriſtlich/ ſo wirſt du empfinden/ daß in<lb/> dir der geiſt wider dz fleiſch ſtreite/ alſo auch S.<lb/> Paulus ſagt: den geiſt geluͤſtet wider dz fleiſch/<lb/> und das fleiſch wider den geiſt/ Gal. 5. v. 17.</p><lb/> <p>Henrich Muͤller im Himmliſchen Liebeskuß<lb/> cap. 10. von der im Abendmahl ſpeiſenden und<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A. K. H. Vierter Theil.</hi> Z z z z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">traͤn-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [731/1039]
Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
rer wollen wir 8. nacheinander ſetzen und an-
hoͤren: Die erſte iſt die Geiſtliche freyheit
von Suͤnden/ Tod/ Teuffel und Hoͤlle/ Fluch
deß Geſetzes von allen Moſaiſchen figuͤrlichen
Ceremonien, und von allen Satzungen und
Geboten; Dann gleich wie der ſeelen groſſe
angſt und plagen wiederfahren mag/ und
keine groͤſſere ſeelenpein ſeyn kan; dann wann
ſie leiden muß die feurigen pfeile deß ſatans/
und tyranney deß Antichriſts/ dardurch die
Gewiſſen mit Menſchen-Geboten gefangen/
beſtricket und geaͤngſtet werden/ alſo iſt hin-
wieder keine groͤſſere ruhe/ friede/ troſt und freu-
de der Seelen/ dann die warhafftige freyheit
deß Gewiſſens von der Gewalt deß Teuffels
und der Suͤnde/ und von allen Menſchen-ſa-
tzungen/ welche freyheit deß Gewiſſens wahr-
hafftig nichts anders iſt/ dann der ſeligma-
chende Glaube/ der ſeine freyheit wider alle
Menſchenſatzungen erhaͤlt/ welches der HErr
Johan. 18. mit dem kurtzen ſpruͤchlein begreif-
fet: So euch der Sohn frey machet/ ſo ſeyd
ihr recht frey. Jtem lib. 3. cap. 1. dann fuͤr
GOTT gilt nichts aͤuſſerliche/ ſondern das
innerliche/ nicht was in dem Buchſtaben beſte-
het/ ſondern was auß dem Geiſt gehet/ und in
dem Geiſt beſtehet. Darum iſt (wie in der
vorrede vermeldet/) ein groſſer unterſcheid un-
ter einem Welt gelehrten und Gottes-gelehr-
ten/ oder unter einem Gelehrten und Heili-
gen; der Gelehrte von auſſen auß den Buch-
ſtaben/ der Heilige lernet auß GOTT; in-
wendig auß dem Heiligen Geiſt/ auß der Sal-
bung/ die uns alles lehret; der Gelehrte hat ſei-
ne kunſt in worten/ der Heilige in der krafft/
darvon kan man weiter allda leſen; dann das
Reich GOttes beſtehet nicht in worten/ ſon-
dern in der Krafft und Geiſt JEſu Chriſti/
welches die rechte ſchule iſt/ darinnen wir den
wahren Glauben erlernen. Aber die das
Creutz Chriſti fliehen/ die zarte Creutz-fluͤch-
tige Heilige meinen/ ſie wollen den rechten
Glauben auff polſtern ohne creutz lernen. Ja/
wartet biß morgen/ ach! nimmermehr/ das mer-
cket. Hierzu kan man das 34. cap. lib. 2. wel-
ches wider in 12. capitel iſt eingetheilet/ davon
leſen 10. 11. 12. Es wird denen Heiligen Geiſts
Kindern/ die die welt fliehen/ wol verſtaͤndigen
helffen. Jtem lib. 2. cap. 50. von der hoffnung:
Gleich wie der wahre glaube nichts anders iſt/
als eine feſte und ungezweiffelte zuverſicht auff
GOttes Gnade in Chriſto verheiſſen/ dardurch
das gantze hertz und muth Gott anhanget; alſo
iſt die hoffnung eine gedultige außwartung/
und beſtaͤndige zuverſicht deß/ das man glau-
bet/ und iſt nichts anders/ dann der gedultige/
beſtaͤndige/ wartende wahre Chriſtliche Glau-
be biß ans zeitliche ende/ darumb hat die hoff-
nung ſo wol als der glaube und liebe allein
Gott zum object und gegenwurff/ lib. 3. cap. 23.
Unter tauſend Chriſten aber findet man kaum
einen/ der zu dieſer vollkommenheit gekommen
iſt/ daß er der welt nicht begehre zu gefallen;
dann wer der welt gefallen will/ kan GOTT
nicht gefallen/ und wer der welt voll iſt/ der iſt
GOttes leer; dann ſo viel der menſch der welt
uud ihme ſelbſt ſtirbet und außgeht/ alſo viel ge-
het unſer HErr Gott wieder ein/ der das Leben
iſt. Kein menſch gefaͤllet Gott beſſer/ dann an
deme Gott ſeinen liebſten willen vollbringet.
Lib. 1. c. 6. ab initio uſque ad verba: ſchlan-
gens-ſaamen/ weiber-ſaamen. Folgen ver-
ba Autoris: Summa/ Gott hat die gantze H.
ſchrifft in den geiſt und glaubē gelegt/ und muß
alles in die geiſtlichen geſchehen/ das mercket.
Jtem/ dein HErr Chriſtus muß das alles in dir
ſeyn er hat alles zuſammen gefaſt in den neuen
menſchen/ und in den Geiſt/ und wird alles in
dem glauben vollbracht/ ja offt in einem ſeuff-
tzer; dann die gantze Bibel fleuſt zuſam̃en in ein
centrum in dem menſchen/ gleich wie auch die
gantze natur _ _ ☿ Sal, Sulphur, Mercurius.
Und weil ich auß Chriſto bin eine neue creatur
geſchaffen/ ſo muß ich auch in ihme leben und
wandeln. Jch muß mit ihme und in ihme im
exilio und elende ſeyn/ ich muß mit ihme in de-
muth und verſchmaͤhung der welt/ in gedult uñ
ſanfftmut in der liebe wandeln; ich muß mit ih-
me meinen feinden vergeben/ und ſie lieben wie
meine beſten freunde/ und barmhertzig gegen ſie
ſeyn/ den willen deß Vatters thun; ich muß mit
ihme vom ſatan verſuchet werden/ und auch uͤ-
berwinden; ich muß mit ihme umb der warheit
willen/ die in mir iſt/ verſpottet/ verachtet/ gehoͤ-
net und gefeindet werden/ und ſo es ſeyn ſoll/
auch den tod umb ſeinet willen leiden/ wie alle
Heilige zum zeugniß fuͤr ihm und allen Außer-
wehlten/ daß er in mir/ und ich in ihme geweſen/
und geliebet habe durch den wahren glauben.
Du kanſt das gantze capitel leſen/ das dich in
vielem gruͤndlich unterrichten wird. Jm Tract.
vom glaubē und H. leben/ (7. von gnaͤdiger ver-
gebung der ſuͤnden/ ꝛc. ab initio uſque ad verba:
darum iſt auch bey ihme allein die verge-
bung. Ja ob ein menſch alle ſuͤnden der gantzen
welt allein gethan und auff ſich haͤtte/ ſo iſt deß
HErrn Chriſti leidē und tod ſo maͤchtig/ ſtarck/
kraͤfftig und muthig/ daß es alle ſuͤnden hinnim̃t
und tilget/ und ſelbige dem glaubigen/ welcher
vergebung der ſuͤnden in Chriſti tod ſuchet/ ver-
geben ſeyen/ und nimmermehr zugerechnet wer-
den/ Hebr. 5. auf daß wir barmhertzigkeit erlan-
gen am tage/ wanns uns noth ſeyn wird; dann
iſts uns noth/ Gott wird dich wieder ruffen/ wie
den Adam. Der HErr ſpricht: wann dein bru-
der 7. mahl/ ja 70. mahl 7. mahl wider dich ſuͤn-
dige/ und kaͤme zu dir/ und ſpraͤche: vergib mirs/
ſo ſoltu ihme auß grund deines hertzens verge-
ben; ſo er das aber nicht thut/ und nicht erken-
net/ noch erkennen will/ und auch nicht zu dir
kommt/ ſo kanſtu ihme auch nit vergeben; auch
vielmehr wirds Gott thun/ Jer. 3. komm wieder
zu mir; darum gehoͤret diß auch zu dieſer lehre/
daß uns Gott wieder auffrichtet/ Pſal. 16. und
laͤſſet uns nit in unſern ſuͤnden ſtecken oder ver-
derben/ wie manchen. Hæc Johann Arnd.
Heinrich Muͤller in Geiſtl. Erquickſtunden
im 228. cap. 451. 452. von keñzeichen deß Chriſt-
lichen lebens: Jch hoͤre dich nie uͤber ſuͤnde kla-
gen/ als nur/ wann du in der H. beicht ſprichſt:
ich bin ein armer ſuͤnder. Wie kan ich dañ glau-
ben/ daß du Chriſtlich lebeſt? was lebet/ wider-
ſtehet ſeinem feinde/ ein wurm windet ſich/ wañ
man ihn zertritt/ oder zertretten will. Welcher
kampff erhebet ſich in uns zwiſchen den natuͤrl.
kraͤfften und kranckheit/ wanns zum tode gehet?
lebeſtu Chriſtlich/ ſo wirſt du empfinden/ daß in
dir der geiſt wider dz fleiſch ſtreite/ alſo auch S.
Paulus ſagt: den geiſt geluͤſtet wider dz fleiſch/
und das fleiſch wider den geiſt/ Gal. 5. v. 17.
Henrich Muͤller im Himmliſchen Liebeskuß
cap. 10. von der im Abendmahl ſpeiſenden und
traͤn-
A. K. H. Vierter Theil. Z z z z 2
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1039>, abgerufen am 17.07.2024. |