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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] gegeben hat dem/ der es besitzet/ nehmen/ das
doch in alle ewigkeit nicht geschehen kan noch
soll. NB. Die einander folgen/ die mögen es
auch einander dancken/ etc. Vale.

NB. Hierauff wolle jedermann mercke/ nem-
lich auff das/ daß man über Gottes deß H. Gei-
stes dinge/ als die seele und den Christlichen
Glauben herrschen will (der doch Christus selber
ist) und seine nachfolger mit menschlichen/
fleischlichen und weltlichen urtheilen richten/
welches die gröste sünde ist/ die man thun mag
auff dieser welt. Nun will man doch damit das
recht für Gott und der welt erhalten/ und ver-
meynen/ man thue Gott einen sonderbaren wol-
gefallen darmit/ etc. Und darneben/ es möchte
dem grossen namen/ und der welt-ehre etwas
abgehen/ da doch Christus sagt: Mein reich ist
nicht von dieser welt/ welches sich nit mit dem
leiblichen und fleischlichen schwerd verfechten
lässet/ sondern darzu gehöret das Geistliche und
Göttliche schwerd/ das ist der Geist Gottes/ der
harnisch und schild/ damit man fechten muß
gegen den teuffel/ welt/ und unser eigen fleisch
und blut/ etc. und den sieg erhalten/ damit wir in
dieser zeit recht kämpffen/ daß der kampff zur
seligkeit/ und nicht zur verdammniß gereiche etc.
NB. Wann es aber hauß/ hof/ acker und wiesen/
oder andere zeitliche dinge wären/ so möchts
noch hingehen/ daß man mit gleichen urtheilen
die sache richte/ etc. Aber wir erkennen/ daß über
die jenigen/ die ursacher sind/ und die die sache
vollführen und außüben/ nach dem fleischlichen
urtheilen über Gottes Geistlichen sachen/ die
werden mit dem urtheil deß zweyschneidigen
schwerds gerichtet werde/ das erschröcklich seyn
wird/ damit das gute zum guten/ das böse zum
bösen geschieden werde/ nemlich zur rechten und
lincken. NB. Es ist mit dem weltlichen urthei-
len also bewand/ zumahl in Christlichen Glau-
bens-sachen/ damit man will die hände waschen
mit Pilato/ Pilatus wusch seine mit wasser/
jetziger zeit wollen sie solche mit den fleischlichen
und weltlichen urtheilen waschen/ dardurch
man will unschuldig seyn für Gott und der welt;
Ja weit gefehlet? Aber man höre doch ein ge-
ring exempel: Jch hätte ein schwerd in meiner
gewalt/ damit wolte ich einen verletze/ und doch
so scheuete ich mich von wegen der unschuld/ es
möchte gemercket werden/ daß ich nicht recht
dran thäte/ so gäbe ich es einem andern/ der solte
es thun/ wie und auf was gelegenheit er es thun
könte; nun/ der thäte es also/ wie gemeldet. Nun
frage man/ welcher ohne schuld seye? oder/ wer
unrecht seye? wir erkennen/ alle beyde müssen die
schuld tragen. Wäre der ursacher nicht/ so wäre
auch der vollbringer nicht/ damit höret man dz
hierinnen keiner keine entschuldigung habe/ we-
der für GOtt/ noch rechtschaffenen Christen.
Daß man sich nun will mit dem urthei-
len entschuldigen/ und unschuldig seyn;

mit dem/ daß man sagt/ das urtheil habe es
anderst nicht mit sich bracht;
wir können
nichts darfür/ wir müssen thun/ was das urtheil
in sich hält/ etc. Jst das nicht schröcklich und er-
bärmlich von denen/ die Christen seyn wollen/
zu hören? da doch allen ihr eigen gewissen muß
sagen/ daß es nicht recht ist für Gott/ und allen
Heiligen im himmel und auff erden; Aber Gal-
lion
zu Corintho hat unrecht gethan/ daß er über
S. Paulum nicht hat wollen richter seyn/ und
[Spaltenumbruch] ihn nach der welt richten/ und dargegen die/
welche Stephanum verurtheilten und richtete
fleischlich und weltlich/ die haben nicht unrecht
gethan/ sondern sie haben ihn nach dem urtheil
gerichtet. NB. Das möchte man ja wol bey zeit
besser betrachten/ auff daß nicht dermahleins
ein ewiges und schröckliches urtheil vom allge-
waltigen Gott und Richter gefället werden
möchte/ etc. Vale. Gott gebe es zu erkennen.

Confirmirung meiner Apologiae Christianae,
oder Christliches Bedencken.

Dem Hochweisen Magistrat über die Her-
ren Geistliche zugeschrieben und übergeben; und
solches ist auß Joh. Ristens/ Joh. Gerharden/
Joh. Arnden/ Henrich Müllern zu Rostock/
Luthero und Biblia ihr eigentliches zusammen
getragen/ GOtt zu Ehren/ und dem nächsten
zu nutz/ wie auch dem satan zu trotz/

durch Peter Moritzen/ Gottes
und der natur liebhabern/ und
insonderheit Mystischer-[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]-
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]-[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]-Sal Operarius in Halle/
der sonst von unwissenden ein
unwissender heisset/ A. 1669.
Jn dem gefängniß/ darinnen man
schelmen und diebe pflegt zu tracti-
ren/ darfür sey Gott 1000. mahl
gedancket.
Ad Lectorem.

Christlicher lieber Leser und Bruder; ich willNB.
So sich
die ver-
meinten
geist-und
weltliche
Christen
werden
wider das
hier setze/
so ist|es
gewiß ein
wahres
zeichen/
daß sie der
Antichrist
sind.

dir allhier so viel anzeigen/ als unterschiedlicher
und Christlicher männer zeugniß von der rechten
warheit in Christlichen Glaubenssachen/ etc. und
doch erfahren und vernehmen/ ob solche auch
Quacker/ Kätzer/ Schwärmer/ Weigelianer/
Rosencreutzer/ Enthusiasten/ Widert auffer/ etc.
seynd. Nun solle das ein gewisses und unfehl-
bares signum seyn und bleiben/ so lange als die
maul-heuchel welt-und geld-Christen also blei-
ben/ wie sie anjetzo in der proba bestanden sind;
darauß jedermann ersehen soll/ daß der rechte
und warhafftige Antichrist überall ist in der
welt/ und nicht zu Rom allein particulariter,
sondern universaliter, d. i. in der gantzen welt/
und am stärcksten unter denen/ die gantz vermei-
nen/ sie sitzen Gott in dem schose/ es könte ihnen
nichts fehlen/ sie möchten nach Christi edlen Le-
ben und Willen leben oder nicht; so sind sie doch
gute Christen/ und Gott wolgefällige Kinder
deß allerhöchsten Gottes. Ja e contra.

Gerhardus 25. Dom. Trin. fol. 5. 24. saget: Es
sind nunmehr kommen die greuliche zeiten/ von
welchen S. Paulus 2. Timoth. 3. geweissaget:
Die liebe ist erkaltet/ die ungerechtigkeit hat
überhand genommen/ Matth. 5. v. 4. wie dann
hiervon eine alte Prophecey vorhanden/ Reve-
lato Antichristo homines erunt carnales.
Wer
nicht mit mir ist/ spricht Christus/ der ist wider
mich/ Luc. 11. v. 23. darauff folget/ wer Christi
edles Leben nicht will an sich nehmen/ der eben
so Antichristisch sey als der seine Göttliche Lehre
verläugnet und verfälschet. Davon kan noch
weiter an gemeldtem ort gelesen werden.

Johann Gerhard in dem 6. theil deß 3. Act.
vom Leiden Christi über den Passions-
text; der anfang der erklärung darüber/
so saget er allda:

Als Christus in dem 22. Psal. über seine fein-
de und verfolger/ die Hohenpriester/ Schrifft-

gelehrten

Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] gegeben hat dem/ der es beſitzet/ nehmen/ das
doch in alle ewigkeit nicht geſchehen kan noch
ſoll. NB. Die einander folgen/ die moͤgen es
auch einander dancken/ ꝛc. Vale.

NB. Hierauff wolle jedermann merckē/ nem-
lich auff das/ daß man uͤber Gottes deß H. Gei-
ſtes dinge/ als die ſeele und den Chriſtlichen
Glauben herrſchen will (der doch Chriſtus ſelbeꝛ
iſt) und ſeine nachfolger mit menſchlichen/
fleiſchlichen und weltlichen urtheilen richten/
welches die groͤſte ſuͤnde iſt/ die man thun mag
auff dieſer welt. Nun will man doch damit das
recht fuͤr Gott und der welt erhalten/ und ver-
meynen/ man thue Gott einen ſonderbaren wol-
gefallen darmit/ ꝛc. Und darneben/ es moͤchte
dem groſſen namen/ und der welt-ehre etwas
abgehen/ da doch Chriſtus ſagt: Mein reich iſt
nicht von dieſer welt/ welches ſich nit mit dem
leiblichen und fleiſchlichen ſchwerd verfechten
laͤſſet/ ſondern darzu gehoͤret das Geiſtliche und
Goͤttliche ſchwerd/ das iſt der Geiſt Gottes/ der
harniſch und ſchild/ damit man fechten muß
gegen den teuffel/ welt/ und unſer eigen fleiſch
und blut/ ꝛc. und den ſieg erhalten/ damit wir in
dieſer zeit recht kaͤmpffen/ daß der kampff zur
ſeligkeit/ und nicht zur verdammniß gereiche ꝛc.
NB. Wann es aber hauß/ hof/ acker und wieſen/
oder andere zeitliche dinge waͤren/ ſo moͤchts
noch hingehen/ daß man mit gleichen urtheilen
die ſache richte/ ꝛc. Aber wir erkennen/ daß uͤber
die jenigen/ die urſacher ſind/ und die die ſache
vollfuͤhren und außuͤben/ nach dem fleiſchlichen
urtheilen uͤber Gottes Geiſtlichen ſachen/ die
werden mit dem urtheil deß zweyſchneidigen
ſchwerds gerichtet werdē/ das erſchroͤcklich ſeyn
wird/ damit das gute zum guten/ das boͤſe zum
boͤſen geſchieden werde/ nemlich zur rechten und
lincken. NB. Es iſt mit dem weltlichen urthei-
len alſo bewand/ zumahl in Chriſtlichen Glau-
bens-ſachen/ damit man will die haͤnde waſchen
mit Pilato/ Pilatus wuſch ſeine mit waſſer/
jetziger zeit wollen ſie ſolche mit den fleiſchlichen
und weltlichen urtheilen waſchen/ dardurch
man will unſchuldig ſeyn fuͤr Gott und der welt;
Ja weit gefehlet? Aber man hoͤre doch ein ge-
ring exempel: Jch haͤtte ein ſchwerd in meiner
gewalt/ damit wolte ich einen verletzē/ und doch
ſo ſcheuete ich mich von wegen der unſchuld/ es
moͤchte gemercket werden/ daß ich nicht recht
dran thaͤte/ ſo gaͤbe ich es einem andern/ der ſolte
es thun/ wie und auf was gelegenheit er es thun
koͤnte; nun/ der thaͤte es alſo/ wie gemeldet. Nun
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ſchuld tragen. Waͤre der urſacher nicht/ ſo waͤre
auch der vollbringer nicht/ damit hoͤret man dz
hierinnen keiner keine entſchuldigung habe/ we-
der fuͤr GOtt/ noch rechtſchaffenen Chriſten.
Daß man ſich nun will mit dem urthei-
len entſchuldigen/ und unſchuldig ſeyn;

mit dem/ daß man ſagt/ das urtheil habe es
anderſt nicht mit ſich bracht;
wir koͤnnen
nichts darfuͤr/ wir muͤſſen thun/ was das urtheil
in ſich haͤlt/ ꝛc. Jſt das nicht ſchroͤcklich und er-
baͤrmlich von denen/ die Chriſten ſeyn wollen/
zu hoͤren? da doch allen ihr eigen gewiſſen muß
ſagen/ daß es nicht recht iſt fuͤr Gott/ und allen
Heiligen im himmel und auff erden; Aber Gal-
lion
zu Corintho hat unrecht gethan/ daß er uͤber
S. Paulum nicht hat wollen richter ſeyn/ und
[Spaltenumbruch] ihn nach der welt richten/ und dargegen die/
welche Stephanum verurtheilten und richtetē
fleiſchlich und weltlich/ die haben nicht unrecht
gethan/ ſondern ſie haben ihn nach dem urtheil
gerichtet. NB. Das moͤchte man ja wol bey zeit
beſſer betrachten/ auff daß nicht dermahleins
ein ewiges und ſchroͤckliches urtheil vom allge-
waltigen Gott und Richter gefaͤllet werden
moͤchte/ ꝛc. Vale. Gott gebe es zu erkennen.

Confirmirung meiner Apologiæ Chriſtianæ,
oder Chriſtliches Bedencken.

Dem Hochweiſen Magiſtrat uͤber die Her-
ren Geiſtliche zugeſchrieben und uͤbergeben; und
ſolches iſt auß Joh. Riſtens/ Joh. Gerharden/
Joh. Arnden/ Henrich Muͤllern zu Roſtock/
Luthero und Biblia ihr eigentliches zuſammen
getragen/ GOtt zu Ehren/ und dem naͤchſten
zu nutz/ wie auch dem ſatan zu trotz/

durch Peter Moritzen/ Gottes
und der natur liebhabern/ und
inſonderheit Myſtiſcher-[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]-
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]-[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]-Sal Operarius in Halle/
der ſonſt von unwiſſenden ein
unwiſſender heiſſet/ A. 1669.
Jn dem gefaͤngniß/ darinnen man
ſchelmen und diebe pflegt zu tracti-
ren/ darfuͤr ſey Gott 1000. mahl
gedancket.
Ad Lectorem.

Chriſtlicher lieber Leſer und Bruder; ich willNB.
So ſich
die ver-
meinten
geiſt-und
weltliche
Chriſten
werden
wider das
hier ſetzē/
ſo iſt|es
gewiß ein
wahres
zeichen/
daß ſie der
Antichriſt
ſind.

dir allhier ſo viel anzeigen/ als unterſchiedlicher
und Chriſtlicher maͤnner zeugniß von der rechten
warheit in Chriſtlichen Glaubensſachen/ ꝛc. und
doch erfahren und vernehmen/ ob ſolche auch
Quacker/ Kaͤtzer/ Schwaͤrmer/ Weigelianer/
Roſencreutzer/ Enthuſiaſten/ Widert auffer/ ꝛc.
ſeynd. Nun ſolle das ein gewiſſes und unfehl-
bares ſignum ſeyn und bleiben/ ſo lange als die
maul-heuchel welt-und geld-Chriſten alſo blei-
ben/ wie ſie anjetzo in der proba beſtanden ſind;
darauß jedermann erſehen ſoll/ daß der rechte
und warhafftige Antichriſt uͤberall iſt in der
welt/ und nicht zu Rom allein particulariter,
ſondern univerſaliter, d. i. in der gantzen welt/
und am ſtaͤrckſten unter denen/ die gantz vermei-
nen/ ſie ſitzen Gott in dem ſchoſe/ es koͤnte ihnen
nichts fehlen/ ſie moͤchten nach Chriſti edlen Le-
ben und Willen leben oder nicht; ſo ſind ſie doch
gute Chriſten/ und Gott wolgefaͤllige Kinder
deß allerhoͤchſten Gottes. Ja è contra.

Gerhardus 25. Dom. Trin. fol. 5. 24. ſaget: Es
ſind nunmehr kommen die greuliche zeiten/ von
welchen S. Paulus 2. Timoth. 3. geweiſſaget:
Die liebe iſt erkaltet/ die ungerechtigkeit hat
uͤberhand genommen/ Matth. 5. v. 4. wie dann
hiervon eine alte Prophecey vorhanden/ Reve-
lato Antichriſto homines erunt carnales.
Wer
nicht mit mir iſt/ ſpricht Chriſtus/ der iſt wider
mich/ Luc. 11. v. 23. darauff folget/ wer Chriſti
edles Leben nicht will an ſich nehmen/ der eben
ſo Antichriſtiſch ſey als der ſeine Goͤttliche Lehre
verlaͤugnet und verfaͤlſchet. Davon kan noch
weiter an gemeldtem ort geleſen werden.

Johann Gerhard in dem 6. theil deß 3. Act.
vom Leiden Chriſti uͤber den Paſſions-
text; der anfang der erklaͤrung daruͤber/
ſo ſaget er allda:

Als Chriſtus in dem 22. Pſal. uͤber ſeine fein-
de und verfolger/ die Hohenprieſter/ Schrifft-

gelehrten
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[724/1032] Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. gegeben hat dem/ der es beſitzet/ nehmen/ das doch in alle ewigkeit nicht geſchehen kan noch ſoll. NB. Die einander folgen/ die moͤgen es auch einander dancken/ ꝛc. Vale. NB. Hierauff wolle jedermann merckē/ nem- lich auff das/ daß man uͤber Gottes deß H. Gei- ſtes dinge/ als die ſeele und den Chriſtlichen Glauben herrſchen will (der doch Chriſtus ſelbeꝛ iſt) und ſeine nachfolger mit menſchlichen/ fleiſchlichen und weltlichen urtheilen richten/ welches die groͤſte ſuͤnde iſt/ die man thun mag auff dieſer welt. Nun will man doch damit das recht fuͤr Gott und der welt erhalten/ und ver- meynen/ man thue Gott einen ſonderbaren wol- gefallen darmit/ ꝛc. Und darneben/ es moͤchte dem groſſen namen/ und der welt-ehre etwas abgehen/ da doch Chriſtus ſagt: Mein reich iſt nicht von dieſer welt/ welches ſich nit mit dem leiblichen und fleiſchlichen ſchwerd verfechten laͤſſet/ ſondern darzu gehoͤret das Geiſtliche und Goͤttliche ſchwerd/ das iſt der Geiſt Gottes/ der harniſch und ſchild/ damit man fechten muß gegen den teuffel/ welt/ und unſer eigen fleiſch und blut/ ꝛc. und den ſieg erhalten/ damit wir in dieſer zeit recht kaͤmpffen/ daß der kampff zur ſeligkeit/ und nicht zur verdammniß gereiche ꝛc. NB. Wann es aber hauß/ hof/ acker und wieſen/ oder andere zeitliche dinge waͤren/ ſo moͤchts noch hingehen/ daß man mit gleichen urtheilen die ſache richte/ ꝛc. Aber wir erkennen/ daß uͤber die jenigen/ die urſacher ſind/ und die die ſache vollfuͤhren und außuͤben/ nach dem fleiſchlichen urtheilen uͤber Gottes Geiſtlichen ſachen/ die werden mit dem urtheil deß zweyſchneidigen ſchwerds gerichtet werdē/ das erſchroͤcklich ſeyn wird/ damit das gute zum guten/ das boͤſe zum boͤſen geſchieden werde/ nemlich zur rechten und lincken. NB. Es iſt mit dem weltlichen urthei- len alſo bewand/ zumahl in Chriſtlichen Glau- bens-ſachen/ damit man will die haͤnde waſchen mit Pilato/ Pilatus wuſch ſeine mit waſſer/ jetziger zeit wollen ſie ſolche mit den fleiſchlichen und weltlichen urtheilen waſchen/ dardurch man will unſchuldig ſeyn fuͤr Gott und der welt; Ja weit gefehlet? Aber man hoͤre doch ein ge- ring exempel: Jch haͤtte ein ſchwerd in meiner gewalt/ damit wolte ich einen verletzē/ und doch ſo ſcheuete ich mich von wegen der unſchuld/ es moͤchte gemercket werden/ daß ich nicht recht dran thaͤte/ ſo gaͤbe ich es einem andern/ der ſolte es thun/ wie und auf was gelegenheit er es thun koͤnte; nun/ der thaͤte es alſo/ wie gemeldet. Nun frage man/ welcher ohne ſchuld ſeye? oder/ wer unrecht ſeye? wir erkennen/ alle beyde muͤſſen die ſchuld tragen. Waͤre der urſacher nicht/ ſo waͤre auch der vollbringer nicht/ damit hoͤret man dz hierinnen keiner keine entſchuldigung habe/ we- der fuͤr GOtt/ noch rechtſchaffenen Chriſten. Daß man ſich nun will mit dem urthei- len entſchuldigen/ und unſchuldig ſeyn; mit dem/ daß man ſagt/ das urtheil habe es anderſt nicht mit ſich bracht; wir koͤnnen nichts darfuͤr/ wir muͤſſen thun/ was das urtheil in ſich haͤlt/ ꝛc. Jſt das nicht ſchroͤcklich und er- baͤrmlich von denen/ die Chriſten ſeyn wollen/ zu hoͤren? da doch allen ihr eigen gewiſſen muß ſagen/ daß es nicht recht iſt fuͤr Gott/ und allen Heiligen im himmel und auff erden; Aber Gal- lion zu Corintho hat unrecht gethan/ daß er uͤber S. Paulum nicht hat wollen richter ſeyn/ und ihn nach der welt richten/ und dargegen die/ welche Stephanum verurtheilten und richtetē fleiſchlich und weltlich/ die haben nicht unrecht gethan/ ſondern ſie haben ihn nach dem urtheil gerichtet. NB. Das moͤchte man ja wol bey zeit beſſer betrachten/ auff daß nicht dermahleins ein ewiges und ſchroͤckliches urtheil vom allge- waltigen Gott und Richter gefaͤllet werden moͤchte/ ꝛc. Vale. Gott gebe es zu erkennen. Confirmirung meiner Apologiæ Chriſtianæ, oder Chriſtliches Bedencken. Dem Hochweiſen Magiſtrat uͤber die Her- ren Geiſtliche zugeſchrieben und uͤbergeben; und ſolches iſt auß Joh. Riſtens/ Joh. Gerharden/ Joh. Arnden/ Henrich Muͤllern zu Roſtock/ Luthero und Biblia ihr eigentliches zuſammen getragen/ GOtt zu Ehren/ und dem naͤchſten zu nutz/ wie auch dem ſatan zu trotz/ durch Peter Moritzen/ Gottes und der natur liebhabern/ und inſonderheit Myſtiſcher-_ - _ -_ -Sal Operarius in Halle/ der ſonſt von unwiſſenden ein unwiſſender heiſſet/ A. 1669. Jn dem gefaͤngniß/ darinnen man ſchelmen und diebe pflegt zu tracti- ren/ darfuͤr ſey Gott 1000. mahl gedancket. Ad Lectorem. Chriſtlicher lieber Leſer und Bruder; ich will dir allhier ſo viel anzeigen/ als unterſchiedlicher und Chriſtlicher maͤnner zeugniß von der rechten warheit in Chriſtlichen Glaubensſachen/ ꝛc. und doch erfahren und vernehmen/ ob ſolche auch Quacker/ Kaͤtzer/ Schwaͤrmer/ Weigelianer/ Roſencreutzer/ Enthuſiaſten/ Widert auffer/ ꝛc. ſeynd. Nun ſolle das ein gewiſſes und unfehl- bares ſignum ſeyn und bleiben/ ſo lange als die maul-heuchel welt-und geld-Chriſten alſo blei- ben/ wie ſie anjetzo in der proba beſtanden ſind; darauß jedermann erſehen ſoll/ daß der rechte und warhafftige Antichriſt uͤberall iſt in der welt/ und nicht zu Rom allein particulariter, ſondern univerſaliter, d. i. in der gantzen welt/ und am ſtaͤrckſten unter denen/ die gantz vermei- nen/ ſie ſitzen Gott in dem ſchoſe/ es koͤnte ihnen nichts fehlen/ ſie moͤchten nach Chriſti edlen Le- ben und Willen leben oder nicht; ſo ſind ſie doch gute Chriſten/ und Gott wolgefaͤllige Kinder deß allerhoͤchſten Gottes. Ja è contra. NB. So ſich die ver- meinten geiſt-und weltliche Chriſten werden wider das hier ſetzē/ ſo iſt|es gewiß ein wahres zeichen/ daß ſie der Antichriſt ſind. Gerhardus 25. Dom. Trin. fol. 5. 24. ſaget: Es ſind nunmehr kommen die greuliche zeiten/ von welchen S. Paulus 2. Timoth. 3. geweiſſaget: Die liebe iſt erkaltet/ die ungerechtigkeit hat uͤberhand genommen/ Matth. 5. v. 4. wie dann hiervon eine alte Prophecey vorhanden/ Reve- lato Antichriſto homines erunt carnales. Wer nicht mit mir iſt/ ſpricht Chriſtus/ der iſt wider mich/ Luc. 11. v. 23. darauff folget/ wer Chriſti edles Leben nicht will an ſich nehmen/ der eben ſo Antichriſtiſch ſey als der ſeine Goͤttliche Lehre verlaͤugnet und verfaͤlſchet. Davon kan noch weiter an gemeldtem ort geleſen werden. Johann Gerhard in dem 6. theil deß 3. Act. vom Leiden Chriſti uͤber den Paſſions- text; der anfang der erklaͤrung daruͤber/ ſo ſaget er allda: Als Chriſtus in dem 22. Pſal. uͤber ſeine fein- de und verfolger/ die Hohenprieſter/ Schrifft- gelehrten

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1032>, abgerufen am 20.11.2024.