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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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Göttlicher Lehrer/ auch nothwendig mit der zeit selbst eine solche gemein
CHristo zugeführet haben müsse/ die der H. Geist durch seinen dienst
gepflantzet habe. Oder wenn er ja unter eine fremde und durch andere vor
ihm gesammlete heerde kommt/ daß er sich also erweise/ wie oben §. 11.
u. f. aus der schrifft zu sehen ist.

20. Nun ist aber eine solche gemeine/ davon allhier die frage ist/
und von der sich einige entziehen sollen (vermöge der erfahrung) gemi-
schet/
so daß sie theils aus gutmeinenden/ einfältigen/ redlichen ge-
müthern
bestehet/ die sich ernstlich zu GOtt zu wenden suchen/ theils aus
verstellten und doppelhertzigen (dipsukhois Jac. I. 8. c. IV. 8.) die aus an-
dern neben-ansichten/ oder einiger schwacher über zeugung sich zu den from-
men halten. Alle aber werden von dem lehrer zu gewissen äusseren ordnun-
gen und übungen versammlet und angehalten/ und zwar aus wohlmeinen-
den absichten/ und weilsolche seelen annoch die äussere zucht und ordnungen
sehr nöthig haben.

21. Wenn nun gefraget wird/ ob andere/ welche ihren Heyland bey
langer erfahrung und vereinigung genau (nicht aber nach dem wahn
nur) kennen/ sich von der gemeine JEsu CHristi entziehen mögen? So ist
von solcher gemeine voraus zu setzen/ (a) daß zu ihrem grunde/ ja gantzem
wesen/ nichts anders geleget werde/ als JEsus CHristus selbst/ 1.
Cor. III. 11. Eph. II. 2. 20. 1. Petr. II. v. 6. und zwar/ so fern er das innere
wahre einige leben derer glieder wircklich ist/ nach §. 7. (b) daß auch
dieser glieder inwendige geistliche einigkeit und gemeinschafft das
einige wahre band so wohl untereinander/ Eph. IV. 3. 16. u. f. 1. Cor. XII. 4.
11. u. f. nicht aber auff einem bloß äusserlichem schein und wort-schall ge-
wohnter und gezwungener versammlung oder sectirischer conspiration be-
ruhe und bestehe.

22. An solcher wahren/ reinen/ heiligen/ Apostolischen gemeine würde
allerdings die verheissung unsers HErrn JEsu CHristi erfüllet und klar be-
wiesen werden/ daß er mitten in und unter ihnen wäre: Weil sie auff er-
den eins worden/ und in seinem gebenedeyetem namen versammlet wä-
ren. Matth. XIIX. 19. 20. Folglich könte sich kein einig wahres glied/
von dieser innigsten geheimen/ und Göttlichen einheit und ge-
meinschafft
trennen/ weil es sich sonst von dem inwendigen leben und
haupt aller glieder ab- und ins verderben zöge. Joh. XVII. 11. 21. Phil.
III. 2. IV. 2. Eph. IV. 3. &c.

23. Nun mag ein Gottesgelehter selbst prüfen/ und sehen/ ob eine
aus anfangenden bekehrten und heuchlern vermischte versammlung nach

dem

Goͤttlicher Lehrer/ auch nothwendig mit der zeit ſelbſt eine ſolche gemein
CHriſto zugefuͤhret haben muͤſſe/ die der H. Geiſt durch ſeinen dienſt
gepflantzet habe. Oder wenn er ja unter eine fremde und durch andere vor
ihm geſammlete heerde kommt/ daß er ſich alſo erweiſe/ wie oben §. 11.
u. f. aus der ſchrifft zu ſehen iſt.

20. Nun iſt aber eine ſolche gemeine/ davon allhier die frage iſt/
und von der ſich einige entziehen ſollen (vermoͤge der erfahrung) gemi-
ſchet/
ſo daß ſie theils aus gutmeinenden/ einfaͤltigen/ redlichen ge-
muͤthern
beſtehet/ die ſich ernſtlich zu GOtt zu wenden ſuchen/ theils aus
verſtellten und doppelhertzigen (διψύχοις Jac. I. 8. c. IV. 8.) die aus an-
dern neben-anſichten/ oder einiger ſchwacher uͤber zeugung ſich zu den from-
men halten. Alle aber werden von dem lehrer zu gewiſſen aͤuſſeren ordnun-
gen und uͤbungen verſam̃let und angehalten/ und zwar aus wohlmeinen-
den abſichten/ und weilſolche ſeelen annoch die aͤuſſere zucht und ordnungen
ſehr noͤthig haben.

21. Wenn nun gefraget wird/ ob andere/ welche ihren Heyland bey
langer erfahrung und vereinigung genau (nicht aber nach dem wahn
nur) kennen/ ſich von der gemeine JEſu CHriſti entziehen moͤgen? So iſt
von ſolcher gemeine voraus zu ſetzen/ (a) daß zu ihrem grunde/ ja gantzem
weſen/ nichts anders geleget werde/ als JEſus CHriſtus ſelbſt/ 1.
Cor. III. 11. Eph. II. 2. 20. 1. Petr. II. v. 6. und zwar/ ſo fern er das innere
wahre einige leben derer glieder wircklich iſt/ nach §. 7. (b) daß auch
dieſer glieder inwendige geiſtliche einigkeit und gemeinſchafft das
einige wahre band ſo wohl untereinander/ Eph. IV. 3. 16. u. f. 1. Cor. XII. 4.
11. u. f. nicht aber auff einem bloß aͤuſſerlichem ſchein und wort-ſchall ge-
wohnter und gezwungener verſammlung oder ſectiriſcher conſpiration be-
ruhe und beſtehe.

22. An ſolcher wahren/ reinen/ heiligen/ Apoſtoliſchen gemeine wuͤrde
allerdings die verheiſſung unſers HErrn JEſu CHriſti erfuͤllet und klar be-
wieſen werden/ daß er mitten in und unter ihnen waͤre: Weil ſie auff er-
den eins worden/ und in ſeinem gebenedeyetem namen verſammlet waͤ-
ren. Matth. XIIX. 19. 20. Folglich koͤnte ſich kein einig wahres glied/
von dieſer innigſten geheimen/ und Goͤttlichen einheit und ge-
meinſchafft
trennen/ weil es ſich ſonſt von dem inwendigen leben und
haupt aller glieder ab- und ins verderben zoͤge. Joh. XVII. 11. 21. Phil.
III. 2. IV. 2. Eph. IV. 3. &c.

23. Nun mag ein Gottesgelehter ſelbſt pruͤfen/ und ſehen/ ob eine
aus anfangenden bekehrten und heuchlern vermiſchte verſammlung nach

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[90/0091] Goͤttlicher Lehrer/ auch nothwendig mit der zeit ſelbſt eine ſolche gemein CHriſto zugefuͤhret haben muͤſſe/ die der H. Geiſt durch ſeinen dienſt gepflantzet habe. Oder wenn er ja unter eine fremde und durch andere vor ihm geſammlete heerde kommt/ daß er ſich alſo erweiſe/ wie oben §. 11. u. f. aus der ſchrifft zu ſehen iſt. 20. Nun iſt aber eine ſolche gemeine/ davon allhier die frage iſt/ und von der ſich einige entziehen ſollen (vermoͤge der erfahrung) gemi- ſchet/ ſo daß ſie theils aus gutmeinenden/ einfaͤltigen/ redlichen ge- muͤthern beſtehet/ die ſich ernſtlich zu GOtt zu wenden ſuchen/ theils aus verſtellten und doppelhertzigen (διψύχοις Jac. I. 8. c. IV. 8.) die aus an- dern neben-anſichten/ oder einiger ſchwacher uͤber zeugung ſich zu den from- men halten. Alle aber werden von dem lehrer zu gewiſſen aͤuſſeren ordnun- gen und uͤbungen verſam̃let und angehalten/ und zwar aus wohlmeinen- den abſichten/ und weilſolche ſeelen annoch die aͤuſſere zucht und ordnungen ſehr noͤthig haben. 21. Wenn nun gefraget wird/ ob andere/ welche ihren Heyland bey langer erfahrung und vereinigung genau (nicht aber nach dem wahn nur) kennen/ ſich von der gemeine JEſu CHriſti entziehen moͤgen? So iſt von ſolcher gemeine voraus zu ſetzen/ (a) daß zu ihrem grunde/ ja gantzem weſen/ nichts anders geleget werde/ als JEſus CHriſtus ſelbſt/ 1. Cor. III. 11. Eph. II. 2. 20. 1. Petr. II. v. 6. und zwar/ ſo fern er das innere wahre einige leben derer glieder wircklich iſt/ nach §. 7. (b) daß auch dieſer glieder inwendige geiſtliche einigkeit und gemeinſchafft das einige wahre band ſo wohl untereinander/ Eph. IV. 3. 16. u. f. 1. Cor. XII. 4. 11. u. f. nicht aber auff einem bloß aͤuſſerlichem ſchein und wort-ſchall ge- wohnter und gezwungener verſammlung oder ſectiriſcher conſpiration be- ruhe und beſtehe. 22. An ſolcher wahren/ reinen/ heiligen/ Apoſtoliſchen gemeine wuͤrde allerdings die verheiſſung unſers HErrn JEſu CHriſti erfuͤllet und klar be- wieſen werden/ daß er mitten in und unter ihnen waͤre: Weil ſie auff er- den eins worden/ und in ſeinem gebenedeyetem namen verſammlet waͤ- ren. Matth. XIIX. 19. 20. Folglich koͤnte ſich kein einig wahres glied/ von dieſer innigſten geheimen/ und Goͤttlichen einheit und ge- meinſchafft trennen/ weil es ſich ſonſt von dem inwendigen leben und haupt aller glieder ab- und ins verderben zoͤge. Joh. XVII. 11. 21. Phil. III. 2. IV. 2. Eph. IV. 3. &c. 23. Nun mag ein Gottesgelehter ſelbſt pruͤfen/ und ſehen/ ob eine aus anfangenden bekehrten und heuchlern vermiſchte verſammlung nach dem

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/91>, abgerufen am 21.11.2024.