Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.17. Jch will mich jetzund nicht in den streit einlassen/ wie groß und 18. Auch hat diese grund-sätze niemand bißhero noch mit bestand 19. Aus dem Göttlichen offenbahrten willen und recht ist bereits in wah-
17. Jch will mich jetzund nicht in den ſtreit einlaſſen/ wie groß und 18. Auch hat dieſe grund-ſaͤtze niemand bißhero noch mit beſtand 19. Aus dem Goͤttlichen offenbahrten willen und recht iſt bereits in wah-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0031" n="30"/> <p>17. Jch will mich jetzund nicht in den ſtreit einlaſſen/ wie groß und<lb/> unumſchrenckt die freyheit eines wahren Chriſten von dem gemeinen kir-<lb/> chen - dienſt ſey und ſein muͤuſſe. Es haben dieſes vorlaͤngſt auch viel gelehr-<lb/> te unter denen Lutheranern ausgemachet/ <hi rendition="#fr">daß der wahre Gottesdienſt<lb/> allein GOtt angehe/ daß dazu nicht eben an ſich ſelbſt eine ver-<lb/> einigung vieler leute zugleich noͤthig ſey/ daß dieſer keinem da-<lb/> durch heilſamer werde/ wenn viele mit einander dabey eins ſind/<lb/> daß daher auch wolin der ſtille und einſamkeit auſſer kirchen und<lb/> verſammlung GOtt gedienet werden koͤnne. Sie haben bewie-<lb/> ſen/ daß nachdem die leute gewiſſe</hi> <hi rendition="#aq">form</hi><hi rendition="#fr">en und</hi> <hi rendition="#aq">ceremoni</hi><hi rendition="#fr">en im Got-<lb/> tes dienſter dacht/ zwar es wol fein ſtuͤnde/ wenn dieſe in einer</hi><lb/><hi rendition="#aq">Republique</hi> <hi rendition="#fr">einfoͤrmig waͤren: Gleichwol aber doͤrfften ſich Re-<lb/> genten deswegen nicht eben aͤngſtlich bemuͤhen/ weil ſolcher un-<lb/> terſcheid die Religion ſelbſt nicht auffhebe/ noch vor ſich ſelbſt<lb/> uneinigkeit mache/ und alſo dem</hi> <hi rendition="#aq">Magiſtrat</hi> <hi rendition="#fr">kein ſchade davon er-<lb/> wachſe.</hi></p><lb/> <p>18. Auch hat dieſe grund-ſaͤtze niemand bißhero noch mit beſtand<lb/> umſtoſſen koͤnnen: <hi rendition="#fr">Daß nach der natuͤrlichen Religion aller aͤuſ-<lb/> ſerlicher Gottesdienſt</hi> <hi rendition="#aq">indifferent</hi> <hi rendition="#fr">und unnoͤthig ſey/</hi> theils weil GOtt<lb/> „auff ſeiner ſeite als ein hertzenskuͤndiger/ und alſo ſolcher aͤuſſerlichen zei-<lb/> „chen der innern <hi rendition="#aq">devotion</hi> nicht benoͤthiget ſey/ theils weil auff des men-<lb/> „ſchen ſeite der aͤuſſerliche Gottesdienſt mit der buͤrgerlichen <hi rendition="#aq">ſociet</hi>aͤt keine<lb/> „<hi rendition="#aq">connexion</hi> habe/ und alſo dieſe durch unterlaſſung jener gar nicht <hi rendition="#aq">lædir</hi>et<lb/> „werde/ ſondern ſich ein jeder dazu durch viel gewiſſere kennzeichen (als<lb/> das heuchleriſche <hi rendition="#aq">ceremoni</hi>en-weſen iſt) <hi rendition="#aq">legitimir</hi>en muͤſſe/ nemlich durch<lb/> haltung deꝛ geſetze/ und leiſtung deꝛ ſchuldigen pflichten gegen andere/ u. ſ. w.<lb/><hi rendition="#aq">Vid. Puffend. de Habit. Relig. §. 3. & 7. C. Thomaſ. Diſſ. de jure Principis<lb/> circa Adiaphora §. I. Item</hi> ſitten-lehre <hi rendition="#aq">cap. III. num.</hi> 31. u. f.</p><lb/> <p>19. Aus dem Goͤttlichen offenbahrten willen und recht iſt bereits in<lb/> der <hi rendition="#fr">abbildung</hi> aus fuͤhrlich dargethan worden/ <hi rendition="#fr">daß der wahre Goͤtt-<lb/> liche dienſt geiſtlich/ innerlich/ und alſo frey/ an keinen orth/ zeit<lb/> oder andere umſtaͤnde gebunden ſey/</hi> aus <hi rendition="#aq">Rom. XII. 1. XIV.</hi> 17. u. f.<lb/><hi rendition="#aq">Jac. 1. 27. Rom. I. 9. Phil. III. 3. 1. Theſſ. I. 9. &c.</hi> Siehe das <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 1. <hi rendition="#aq">cap,<lb/> num.</hi>1. u. f. <hi rendition="#aq">p.</hi> 145. Und dieſes iſt eben daſelbſt/ wie auch in der Kirchen-<lb/> Hiſtorie im <hi rendition="#aq">I.</hi> B. 2. <hi rendition="#aq">cap.</hi> §. 5. und <hi rendition="#aq">II.</hi> B. <hi rendition="#aq">cap.</hi> 3. §. 4. aus durchgaͤngiger<lb/> beyſtimmung der alten dargethan worden/ wozu ich hie bey dieſer gelegen-<lb/> heit/ nur noch einen ſehr merck wuͤrdigen orth eines Alt-vaters fuͤgen will/<lb/> darinnen er ſehr weißlich die ungeuͤbten und rohen leute von geuͤbten und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wah-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0031]
17. Jch will mich jetzund nicht in den ſtreit einlaſſen/ wie groß und
unumſchrenckt die freyheit eines wahren Chriſten von dem gemeinen kir-
chen - dienſt ſey und ſein muͤuſſe. Es haben dieſes vorlaͤngſt auch viel gelehr-
te unter denen Lutheranern ausgemachet/ daß der wahre Gottesdienſt
allein GOtt angehe/ daß dazu nicht eben an ſich ſelbſt eine ver-
einigung vieler leute zugleich noͤthig ſey/ daß dieſer keinem da-
durch heilſamer werde/ wenn viele mit einander dabey eins ſind/
daß daher auch wolin der ſtille und einſamkeit auſſer kirchen und
verſammlung GOtt gedienet werden koͤnne. Sie haben bewie-
ſen/ daß nachdem die leute gewiſſe formen und ceremonien im Got-
tes dienſter dacht/ zwar es wol fein ſtuͤnde/ wenn dieſe in einer
Republique einfoͤrmig waͤren: Gleichwol aber doͤrfften ſich Re-
genten deswegen nicht eben aͤngſtlich bemuͤhen/ weil ſolcher un-
terſcheid die Religion ſelbſt nicht auffhebe/ noch vor ſich ſelbſt
uneinigkeit mache/ und alſo dem Magiſtrat kein ſchade davon er-
wachſe.
18. Auch hat dieſe grund-ſaͤtze niemand bißhero noch mit beſtand
umſtoſſen koͤnnen: Daß nach der natuͤrlichen Religion aller aͤuſ-
ſerlicher Gottesdienſt indifferent und unnoͤthig ſey/ theils weil GOtt
„auff ſeiner ſeite als ein hertzenskuͤndiger/ und alſo ſolcher aͤuſſerlichen zei-
„chen der innern devotion nicht benoͤthiget ſey/ theils weil auff des men-
„ſchen ſeite der aͤuſſerliche Gottesdienſt mit der buͤrgerlichen ſocietaͤt keine
„connexion habe/ und alſo dieſe durch unterlaſſung jener gar nicht lædiret
„werde/ ſondern ſich ein jeder dazu durch viel gewiſſere kennzeichen (als
das heuchleriſche ceremonien-weſen iſt) legitimiren muͤſſe/ nemlich durch
haltung deꝛ geſetze/ und leiſtung deꝛ ſchuldigen pflichten gegen andere/ u. ſ. w.
Vid. Puffend. de Habit. Relig. §. 3. & 7. C. Thomaſ. Diſſ. de jure Principis
circa Adiaphora §. I. Item ſitten-lehre cap. III. num. 31. u. f.
19. Aus dem Goͤttlichen offenbahrten willen und recht iſt bereits in
der abbildung aus fuͤhrlich dargethan worden/ daß der wahre Goͤtt-
liche dienſt geiſtlich/ innerlich/ und alſo frey/ an keinen orth/ zeit
oder andere umſtaͤnde gebunden ſey/ aus Rom. XII. 1. XIV. 17. u. f.
Jac. 1. 27. Rom. I. 9. Phil. III. 3. 1. Theſſ. I. 9. &c. Siehe das II. B. 1. cap,
num.1. u. f. p. 145. Und dieſes iſt eben daſelbſt/ wie auch in der Kirchen-
Hiſtorie im I. B. 2. cap. §. 5. und II. B. cap. 3. §. 4. aus durchgaͤngiger
beyſtimmung der alten dargethan worden/ wozu ich hie bey dieſer gelegen-
heit/ nur noch einen ſehr merck wuͤrdigen orth eines Alt-vaters fuͤgen will/
darinnen er ſehr weißlich die ungeuͤbten und rohen leute von geuͤbten und
wah-
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