Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.55. Wenn demnach diese freyheit der glaubigen auff alles sich er- 56. Aus diesen allgemeinen praesuppositis oder grundsätzen/ son- 58. Wer sich nicht in allen stücken an diß haupt (CHristum" 58. Nun aber/ wer an geboten und lehren der menschen han-" 59. Darum hat ein solcher auch bey allen äusserlichen diensten/" 60. Zu erläuterung dieses ist aus der erfahrung so viel anzumercken: hei- N 3
55. Wenn demnach dieſe freyheit der glaubigen auff alles ſich er- 56. Aus dieſen allgemeinen præſuppoſitis oder grundſaͤtzen/ ſon- 58. Wer ſich nicht in allen ſtuͤcken an diß haupt (CHriſtum‟ 58. Nun aber/ wer an geboten und lehren der menſchen han-‟ 59. Darum hat ein ſolcher auch bey allen aͤuſſerlichen dienſten/‟ 60. Zu erlaͤuterung dieſes iſt aus der erfahrung ſo viel anzumercken: hei- N 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0102" n="101"/> <p>55. Wenn demnach dieſe freyheit der glaubigen auff <hi rendition="#fr">alles</hi> ſich er-<lb/> ſtrecket/ ausgenommen auf <hi rendition="#fr">das geſetz CHriſti im geiſt/</hi> nach welchem ſie<lb/> allein gerichtet werden/ 1. <hi rendition="#aq">Cor. X. 29. Jac. II.</hi> 12. So <hi rendition="#aq">extendi</hi>ren ſie<lb/> auch dieſelbe <hi rendition="#fr">nicht weiter/</hi> als es dieſer reine und weiſe Geiſt JEſu in<lb/> ihnen thut/ und zulaͤſt. Dieſer aber leitet und dringet ſie ſaͤnfftiglich in<lb/> liebe (2. <hi rendition="#aq">Cor. V. 14. Rom. IIX.</hi> 14.) zu freywilliger ungezwungener liebe<lb/> GOttes und des naͤchſten/ verhuͤtet auch alle gegebene aͤrgerniſſe und un-<lb/> ordnungen gewaltiglich. Ja wo auch etwas bey noch ungebrochenen ſeelen<lb/> von dergleichen ausbraͤche/ hebet ers durch ſeine zucht und beſtraffung un-<lb/> geſaͤumet auff/ und wendet alles zum beſten/ wozu denn auch offt die unguͤti-<lb/> gen urtheile anderer etwas heilſames beytragen/ und ein unvorſichtiges<lb/> kind weiter hin behutſam und beſcheiden machen koͤnnen.</p><lb/> <p>56. Aus dieſen allgemeinen <hi rendition="#aq">præſuppoſitis</hi> oder grundſaͤtzen/ ſon-<lb/> derlich aus dem <hi rendition="#aq">III.</hi> punct und aus dem 4. <hi rendition="#aq">u. f. num.</hi> des <hi rendition="#aq">II.</hi> puncts iſt der<lb/> endliche ſchluß hievon ſchon gruͤndlich zu erkennen/ davon die <hi rendition="#aq">ſumma</hi> dieſe<lb/> ſeyn moͤchte. Ein <hi rendition="#fr">weſentliches glied</hi> der wahren unſichtbahren ge-‟<lb/> meine CHriſti darff/ kan und will <hi rendition="#fr">nimmermehr von denen ordnun-‟<lb/> gen ſeines hauptes abgehen/</hi> weil dieſe allein <hi rendition="#fr">Goͤttlich</hi> ſind/ und‟<lb/> von ihrem urſprung alſo heiſſen. Der Apoſtoliſche ſinn und grund hie-‟<lb/> von iſt dieſer aus der Schrifft.</p><lb/> <p>58. Wer ſich nicht in allen ſtuͤcken an <hi rendition="#fr">diß haupt</hi> (CHriſtum‟<lb/> in ihm) in welchem der leib gewurtzelt iſt/ <hi rendition="#aq">Col. II.</hi> 7. feſte <hi rendition="#fr">haͤlt</hi> (κρα-‟<lb/> τῶν) der hat <hi rendition="#fr">keine krafft</hi> daraus zum wachsthum GOttes/ <hi rendition="#aq">Eph. IV.‟<lb/> 15. 16. Coloſſ. II.</hi> 19. und hat auch keine <hi rendition="#fr">geiſtliche gemeinſchafft</hi> mit‟<lb/> denen gliedern.</p><lb/> <p>58. Nun aber/ wer an <hi rendition="#fr">geboten und lehren der menſchen</hi> han-‟<lb/> get/ <hi rendition="#aq">Matth. XV. 9. Coloſ. II.</hi> 22. (die zwar einen ſeinen ſchein der weiß-‟<lb/> heit haben/ aber doch nur ein eigenwilliger Gottesdienſt/ und ἐθελοθρη-‟<lb/> σκεία ſind/ <hi rendition="#aq">v.</hi> 23.) derſelbe haͤlt <hi rendition="#fr">ſich nicht an das haupt/</hi> <hi rendition="#aq">v.</hi> 19. ſondern‟<lb/> wird bey allem aͤuſſerlichem ſelbſt-erwehltem dienſt/ (wenner noch ſo de-‟<lb/> muͤthig buͤckend/ geiſtlich und Engeliſch ſchiene <hi rendition="#aq">v. 18. Eſ. II.</hi> 9) dennoch‟<lb/> heimlich <hi rendition="#fr">auffgeblaſen/</hi> von dem vernuͤnfftlichen ſiñ ſeines fleiſches <hi rendition="#aq">v.</hi> 18.‟</p><lb/> <p>59. Darum hat ein ſolcher auch bey allen aͤuſſerlichen dienſten/‟<lb/> dennoch keine inwendige gemeinſchafft mit dem haupt und wahren glie-‟<lb/> dern. Und folglich kan ein wahres ſich an die unſichtbahre gemeinſchafft‟<lb/> haltendes glied ohne derſelben verletzung oder verluſt wohl von dem aͤuſ-‟<lb/> ſern abgehen/ und ſeine freyheit darinnnen nach geſtalten ſachen brau-‟<lb/> chen/ und behaupten“</p><lb/> <p>60. Zu erlaͤuterung dieſes iſt aus der erfahrung ſo viel anzumercken:<lb/> So bald der reine und alles durchſchauende geiſt der weißheit in ſeinem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><fw place="bottom" type="catch">hei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0102]
55. Wenn demnach dieſe freyheit der glaubigen auff alles ſich er-
ſtrecket/ ausgenommen auf das geſetz CHriſti im geiſt/ nach welchem ſie
allein gerichtet werden/ 1. Cor. X. 29. Jac. II. 12. So extendiren ſie
auch dieſelbe nicht weiter/ als es dieſer reine und weiſe Geiſt JEſu in
ihnen thut/ und zulaͤſt. Dieſer aber leitet und dringet ſie ſaͤnfftiglich in
liebe (2. Cor. V. 14. Rom. IIX. 14.) zu freywilliger ungezwungener liebe
GOttes und des naͤchſten/ verhuͤtet auch alle gegebene aͤrgerniſſe und un-
ordnungen gewaltiglich. Ja wo auch etwas bey noch ungebrochenen ſeelen
von dergleichen ausbraͤche/ hebet ers durch ſeine zucht und beſtraffung un-
geſaͤumet auff/ und wendet alles zum beſten/ wozu denn auch offt die unguͤti-
gen urtheile anderer etwas heilſames beytragen/ und ein unvorſichtiges
kind weiter hin behutſam und beſcheiden machen koͤnnen.
56. Aus dieſen allgemeinen præſuppoſitis oder grundſaͤtzen/ ſon-
derlich aus dem III. punct und aus dem 4. u. f. num. des II. puncts iſt der
endliche ſchluß hievon ſchon gruͤndlich zu erkennen/ davon die ſumma dieſe
ſeyn moͤchte. Ein weſentliches glied der wahren unſichtbahren ge-‟
meine CHriſti darff/ kan und will nimmermehr von denen ordnun-‟
gen ſeines hauptes abgehen/ weil dieſe allein Goͤttlich ſind/ und‟
von ihrem urſprung alſo heiſſen. Der Apoſtoliſche ſinn und grund hie-‟
von iſt dieſer aus der Schrifft.
58. Wer ſich nicht in allen ſtuͤcken an diß haupt (CHriſtum‟
in ihm) in welchem der leib gewurtzelt iſt/ Col. II. 7. feſte haͤlt (κρα-‟
τῶν) der hat keine krafft daraus zum wachsthum GOttes/ Eph. IV.‟
15. 16. Coloſſ. II. 19. und hat auch keine geiſtliche gemeinſchafft mit‟
denen gliedern.
58. Nun aber/ wer an geboten und lehren der menſchen han-‟
get/ Matth. XV. 9. Coloſ. II. 22. (die zwar einen ſeinen ſchein der weiß-‟
heit haben/ aber doch nur ein eigenwilliger Gottesdienſt/ und ἐθελοθρη-‟
σκεία ſind/ v. 23.) derſelbe haͤlt ſich nicht an das haupt/ v. 19. ſondern‟
wird bey allem aͤuſſerlichem ſelbſt-erwehltem dienſt/ (wenner noch ſo de-‟
muͤthig buͤckend/ geiſtlich und Engeliſch ſchiene v. 18. Eſ. II. 9) dennoch‟
heimlich auffgeblaſen/ von dem vernuͤnfftlichen ſiñ ſeines fleiſches v. 18.‟
59. Darum hat ein ſolcher auch bey allen aͤuſſerlichen dienſten/‟
dennoch keine inwendige gemeinſchafft mit dem haupt und wahren glie-‟
dern. Und folglich kan ein wahres ſich an die unſichtbahre gemeinſchafft‟
haltendes glied ohne derſelben verletzung oder verluſt wohl von dem aͤuſ-‟
ſern abgehen/ und ſeine freyheit darinnnen nach geſtalten ſachen brau-‟
chen/ und behaupten“
60. Zu erlaͤuterung dieſes iſt aus der erfahrung ſo viel anzumercken:
So bald der reine und alles durchſchauende geiſt der weißheit in ſeinem
hei-
N 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/102 |
Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/102>, abgerufen am 28.07.2024. |