Haas übers beschneite Feld jagt, man sieht kaum seine Pfötchen im Schnee, und es war auch kein Jäger da der mich gern geschossen hätt. Beim Primas war ich sehr lustig auf der Fastenmahlzeit, wie ich Abschied nahm sagte er: ich freu mich auf Ihre Wiederkunft, und nahm mich bei der Hand und begleitete mich durchs Vorzim¬ mer. In Offenbach hab ich alles mit der Großmutter besprochen aber in den Garten der nicht mehr rauscht konnt ich nicht gehen um Abschied zu nehmen so gern ich gewollt hätt, und lieber als von allen andern, denn ich war vertrauter mit ihm; dann war ich auch beim Gärtner und fragte ob er meine Bäume ins Winter¬ quartier wollt nehmen und wenn Du aus dem Rhein¬ gau kämst, so würdest Du den Kanarienvogel abholen, er fragte, ob ich den nicht bei ihm wollt lassen, ich ver¬ sprach ihm daß wenn Du einwilligst so darf er ihn be¬ halten, und einer kleinen Koketterie machte ich mich aufs plaisirlichste schuldig, ich nahm den Vogel aus dem Käfig küßt ihn auf sein klein Schnäbelchen und sagt, Adieu lieber Gärtner. Als ich zur Großmutter zu¬ rückkam wars schon bald Nacht, die Meline und Tonie wollten zurückfahren, ich bat sie noch eine Viertelstund zu bleiben und wie es schon ganz Nacht war, da hab
Haas übers beſchneite Feld jagt, man ſieht kaum ſeine Pfötchen im Schnee, und es war auch kein Jäger da der mich gern geſchoſſen hätt. Beim Primas war ich ſehr luſtig auf der Faſtenmahlzeit, wie ich Abſchied nahm ſagte er: ich freu mich auf Ihre Wiederkunft, und nahm mich bei der Hand und begleitete mich durchs Vorzim¬ mer. In Offenbach hab ich alles mit der Großmutter beſprochen aber in den Garten der nicht mehr rauſcht konnt ich nicht gehen um Abſchied zu nehmen ſo gern ich gewollt hätt, und lieber als von allen andern, denn ich war vertrauter mit ihm; dann war ich auch beim Gärtner und fragte ob er meine Bäume ins Winter¬ quartier wollt nehmen und wenn Du aus dem Rhein¬ gau kämſt, ſo würdeſt Du den Kanarienvogel abholen, er fragte, ob ich den nicht bei ihm wollt laſſen, ich ver¬ ſprach ihm daß wenn Du einwilligſt ſo darf er ihn be¬ halten, und einer kleinen Koketterie machte ich mich aufs plaiſirlichſte ſchuldig, ich nahm den Vogel aus dem Käfig küßt ihn auf ſein klein Schnäbelchen und ſagt, Adieu lieber Gärtner. Als ich zur Großmutter zu¬ rückkam wars ſchon bald Nacht, die Meline und Tonie wollten zurückfahren, ich bat ſie noch eine Viertelſtund zu bleiben und wie es ſchon ganz Nacht war, da hab
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Haas übers beſchneite Feld jagt, man ſieht kaum ſeine
Pfötchen im Schnee, und es war auch kein Jäger da
der mich gern geſchoſſen hätt. Beim Primas war ich
ſehr luſtig auf der Faſtenmahlzeit, wie ich Abſchied nahm
ſagte er: ich freu mich auf Ihre Wiederkunft, und nahm
mich bei der Hand und begleitete mich durchs Vorzim¬
mer. In Offenbach hab ich alles mit der Großmutter
beſprochen aber in den Garten der nicht mehr rauſcht
konnt ich nicht gehen um Abſchied zu nehmen ſo gern
ich gewollt hätt, und lieber als von allen andern, denn
ich war vertrauter mit ihm; dann war ich auch beim
Gärtner und fragte ob er meine Bäume ins Winter¬
quartier wollt nehmen und wenn Du aus dem Rhein¬
gau kämſt, ſo würdeſt Du den Kanarienvogel abholen,
er fragte, ob ich den nicht bei ihm wollt laſſen, ich ver¬
ſprach ihm daß wenn Du einwilligſt ſo darf er ihn be¬
halten, und einer kleinen Koketterie machte ich mich
aufs plaiſirlichſte ſchuldig, ich nahm den Vogel aus
dem Käfig küßt ihn auf ſein klein Schnäbelchen und
ſagt, Adieu lieber Gärtner. Als ich zur Großmutter zu¬
rückkam wars ſchon bald Nacht, die Meline und Tonie
wollten zurückfahren, ich bat ſie noch eine Viertelſtund
zu bleiben und wie es ſchon ganz Nacht war, da hab
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/84>, abgerufen am 25.11.2024.
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