trägt einen Caligula, welches bekanntlich die höchste ge¬ niale Verwirrung im Haarsystem ist, wozu man weder Pomade, noch Kamm, noch Haarnadel braucht, sondern nur Staub und Stroh, damit die Schwalben und Sper¬ linge immer Material für ihre Bauten da finden. Un¬ terdeß erzählte er mir, es sei ihm in der Schweiz was Sonderbares geschehen, man habe ihm nemlich erzählt, daß es in waldigen Berggegenden eine Art Schnecken gäb die sehr schmecken, und daß auf dem Weg von Lu¬ zern irgendwohin auf einem Berg sehr viel solcher schmeckender Schnecken giebt, er habe solche auch in Masse im Wald angetroffen, und einen so starken Ap¬ petit danach bekommen daß er ihrer mehrere gegessen und ganz satt davon geworden sei, als er ins Wirths¬ haus zurückkam verbat er sich sein Mittagessen weil er zu viel von den so gut schmeckenden Schnecken gefun¬ den, und habe sie mit so großem Appetit verzehrt daß er unmöglich noch was genießen könne. Wie? -- sagte der Wirth Sie haben die schmeckenden Schnecken geges¬ sen? -- nun ja warum nicht, sagten Sie nicht selbst daß die Schnecken sehr wohlschmecken und daß die Leute ge¬ waltig danach her sind sie zu sammlen? -- Ja! "sehr schmecken" hab ich gesagt aber nicht: wohl! -- schmecken heißt bei uns stinken und die Leute samm¬
trägt einen Caligula, welches bekanntlich die höchſte ge¬ niale Verwirrung im Haarſyſtem iſt, wozu man weder Pomade, noch Kamm, noch Haarnadel braucht, ſondern nur Staub und Stroh, damit die Schwalben und Sper¬ linge immer Material für ihre Bauten da finden. Un¬ terdeß erzählte er mir, es ſei ihm in der Schweiz was Sonderbares geſchehen, man habe ihm nemlich erzählt, daß es in waldigen Berggegenden eine Art Schnecken gäb die ſehr ſchmecken, und daß auf dem Weg von Lu¬ zern irgendwohin auf einem Berg ſehr viel ſolcher ſchmeckender Schnecken giebt, er habe ſolche auch in Maſſe im Wald angetroffen, und einen ſo ſtarken Ap¬ petit danach bekommen daß er ihrer mehrere gegeſſen und ganz ſatt davon geworden ſei, als er ins Wirths¬ haus zurückkam verbat er ſich ſein Mittageſſen weil er zu viel von den ſo gut ſchmeckenden Schnecken gefun¬ den, und habe ſie mit ſo großem Appetit verzehrt daß er unmöglich noch was genießen könne. Wie? — ſagte der Wirth Sie haben die ſchmeckenden Schnecken gegeſ¬ ſen? — nun ja warum nicht, ſagten Sie nicht ſelbſt daß die Schnecken ſehr wohlſchmecken und daß die Leute ge¬ waltig danach her ſind ſie zu ſammlen? — Ja! „ſehr ſchmecken“ hab ich geſagt aber nicht: wohl! — ſchmecken heißt bei uns ſtinken und die Leute ſamm¬
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trägt einen Caligula, welches bekanntlich die höchſte ge¬
niale Verwirrung im Haarſyſtem iſt, wozu man weder
Pomade, noch Kamm, noch Haarnadel braucht, ſondern
nur Staub und Stroh, damit die Schwalben und Sper¬
linge immer Material für ihre Bauten da finden. Un¬
terdeß erzählte er mir, es ſei ihm in der Schweiz was
Sonderbares geſchehen, man habe ihm nemlich erzählt,
daß es in waldigen Berggegenden eine Art Schnecken
gäb die ſehr ſchmecken, und daß auf dem Weg von Lu¬
zern irgendwohin auf einem Berg ſehr viel ſolcher
ſchmeckender Schnecken giebt, er habe ſolche auch in
Maſſe im Wald angetroffen, und einen ſo ſtarken Ap¬
petit danach bekommen daß er ihrer mehrere gegeſſen
und ganz ſatt davon geworden ſei, als er ins Wirths¬
haus zurückkam verbat er ſich ſein Mittageſſen weil er
zu viel von den ſo gut ſchmeckenden Schnecken gefun¬
den, und habe ſie mit ſo großem Appetit verzehrt daß
er unmöglich noch was genießen könne. Wie? — ſagte
der Wirth Sie haben die ſchmeckenden Schnecken gegeſ¬
ſen? — nun ja warum nicht, ſagten Sie nicht ſelbſt daß
die Schnecken ſehr wohlſchmecken und daß die Leute ge¬
waltig danach her ſind ſie zu ſammlen? — Ja! „ſehr
ſchmecken“ hab ich geſagt aber nicht: wohl! —
ſchmecken heißt bei uns ſtinken und die Leute ſamm¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/54>, abgerufen am 22.11.2024.
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