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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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wehklagt. Nein sie findet kein Gehör die Mutter, ob¬
schon ihre Vorwürfe so zärtlich sind, daß sie einem
gleich in ihren Schleier hüllen möcht, und das Gift der
Krankheit möcht sie mit ihren Lippen aussaugen, und
aus ihrem Blut Balsam mischen uns zu heilen.

"Beweißlos denken ist frei denken!" dies eine
nur laß mich Dir mit einem Beweis noch bekräftigen
zum Beweis daß ich Dich versteh! -- Denken selbst, ist ja
von der Wahrheit sich nähren, sonst wärs Faseln und
nicht Denken. Denken ist, jenen Balsam trinken den die
Mutter aus ihrem Blute mischt, der uns von Schwä¬
chen heilt, ist ja Gehör geben ihren zärtlichen Vorwür¬
fen; und durch Beweis dem eignen Herzen die Liebe
darlegen wollen die so ohne Rückhalt sich uns ergiebt,
ist Beweis genug daß sie das Herz nicht rührte. -- Die
Wahrheit rührt das Herz, ist Geist, der augenblicklich
höher steigt im Empfangen der Wahrheit selbst, und
sich nach höherem umsieht. Du bist höher gestiegen in
dieser Erkenntniß der reineren Geistesform, Du hast seine
Krücken weggeworfen. -- Sie sagen: wie will der Geist
fortkommen ohne Krücken? -- er hat ja keine Füße! --
er wirft des Anstands enges Wamms auch noch ab. --
"Seht ich habe Flügel!" und Deine Vertheidigung wie
willst Du die führen wenn Du keine Waffen hast, fra¬

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wehklagt. Nein ſie findet kein Gehör die Mutter, ob¬
ſchon ihre Vorwürfe ſo zärtlich ſind, daß ſie einem
gleich in ihren Schleier hüllen möcht, und das Gift der
Krankheit möcht ſie mit ihren Lippen ausſaugen, und
aus ihrem Blut Balſam miſchen uns zu heilen.

Beweißlos denken iſt frei denken!“ dies eine
nur laß mich Dir mit einem Beweis noch bekräftigen
zum Beweis daß ich Dich verſteh! — Denken ſelbſt, iſt ja
von der Wahrheit ſich nähren, ſonſt wärs Faſeln und
nicht Denken. Denken iſt, jenen Balſam trinken den die
Mutter aus ihrem Blute miſcht, der uns von Schwä¬
chen heilt, iſt ja Gehör geben ihren zärtlichen Vorwür¬
fen; und durch Beweis dem eignen Herzen die Liebe
darlegen wollen die ſo ohne Rückhalt ſich uns ergiebt,
iſt Beweis genug daß ſie das Herz nicht rührte. — Die
Wahrheit rührt das Herz, iſt Geiſt, der augenblicklich
höher ſteigt im Empfangen der Wahrheit ſelbſt, und
ſich nach höherem umſieht. Du biſt höher geſtiegen in
dieſer Erkenntniß der reineren Geiſtesform, Du haſt ſeine
Krücken weggeworfen. — Sie ſagen: wie will der Geiſt
fortkommen ohne Krücken? — er hat ja keine Füße! —
er wirft des Anſtands enges Wamms auch noch ab. —
„Seht ich habe Flügel!“ und Deine Vertheidigung wie
willſt Du die führen wenn Du keine Waffen haſt, fra¬

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[33/0047] wehklagt. Nein ſie findet kein Gehör die Mutter, ob¬ ſchon ihre Vorwürfe ſo zärtlich ſind, daß ſie einem gleich in ihren Schleier hüllen möcht, und das Gift der Krankheit möcht ſie mit ihren Lippen ausſaugen, und aus ihrem Blut Balſam miſchen uns zu heilen. „Beweißlos denken iſt frei denken!“ dies eine nur laß mich Dir mit einem Beweis noch bekräftigen zum Beweis daß ich Dich verſteh! — Denken ſelbſt, iſt ja von der Wahrheit ſich nähren, ſonſt wärs Faſeln und nicht Denken. Denken iſt, jenen Balſam trinken den die Mutter aus ihrem Blute miſcht, der uns von Schwä¬ chen heilt, iſt ja Gehör geben ihren zärtlichen Vorwür¬ fen; und durch Beweis dem eignen Herzen die Liebe darlegen wollen die ſo ohne Rückhalt ſich uns ergiebt, iſt Beweis genug daß ſie das Herz nicht rührte. — Die Wahrheit rührt das Herz, iſt Geiſt, der augenblicklich höher ſteigt im Empfangen der Wahrheit ſelbſt, und ſich nach höherem umſieht. Du biſt höher geſtiegen in dieſer Erkenntniß der reineren Geiſtesform, Du haſt ſeine Krücken weggeworfen. — Sie ſagen: wie will der Geiſt fortkommen ohne Krücken? — er hat ja keine Füße! — er wirft des Anſtands enges Wamms auch noch ab. — „Seht ich habe Flügel!“ und Deine Vertheidigung wie willſt Du die führen wenn Du keine Waffen haſt, fra¬ 2**

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/47>, abgerufen am 21.11.2024.