wirst hier alles verschlampen alles vergessen alles verrei¬ ßen alles verschenken alles verderben, Du mußt mit." -- Kommst Du früher als die Zehen so bleib ich hier, denn da hab ich einen Altar an den ich mich festhalte, kommst Du aber nicht so weiß ich daß ich auf dem Glatteis wie mirs unter den Fuß kommt dahin fliege ohne Wi¬ derstand, es führt mich ja auch eben so schnell zurück zu Dir, aber der Savigny schreibt, ich soll Dir sagen daß er in den Sternen gelesen habe Du werdest nach Mar¬ burg kommen. -- Da leg ich Dir noch ein Blatt aus meiner Pappelbaum-Correspondenz bei, ich hab doch alle Pfingsten der ich mich erinnere unter diesen Pappeln zugebracht, -- dies schrieb ich ihnen am letzten Pfingst¬ fest, die schönsten Tage im Jahr ist Pfingsten, der Früh¬ ling feiert gekrönt seinen Sieg. Wie war ich so seelen¬ zufrieden an jenen Tagen, alles ging aus ins weite Feld spazieren, alles fuhr über Land in schönen Klei¬ dern, ich war auch weiß geputzt, und die Haare schön gelockt und mit flatterndem Band und gelben Schuhen besucht ich schon früh den Baum; heut konnt ich nicht hinaufklettern, ich hätte Schuhe und Kleid verdorben, darum dauerte mich der Baum, so fuhr ich lieber nicht mit spazieren, und hielt ihm Gesellschaft, und weißt Du was mich, der Natur so anhängig macht? -- daß sie
wirſt hier alles verſchlampen alles vergeſſen alles verrei¬ ßen alles verſchenken alles verderben, Du mußt mit.“ — Kommſt Du früher als die Zehen ſo bleib ich hier, denn da hab ich einen Altar an den ich mich feſthalte, kommſt Du aber nicht ſo weiß ich daß ich auf dem Glatteis wie mirs unter den Fuß kommt dahin fliege ohne Wi¬ derſtand, es führt mich ja auch eben ſo ſchnell zurück zu Dir, aber der Savigny ſchreibt, ich ſoll Dir ſagen daß er in den Sternen geleſen habe Du werdeſt nach Mar¬ burg kommen. — Da leg ich Dir noch ein Blatt aus meiner Pappelbaum-Correſpondenz bei, ich hab doch alle Pfingſten der ich mich erinnere unter dieſen Pappeln zugebracht, — dies ſchrieb ich ihnen am letzten Pfingſt¬ feſt, die ſchönſten Tage im Jahr iſt Pfingſten, der Früh¬ ling feiert gekrönt ſeinen Sieg. Wie war ich ſo ſeelen¬ zufrieden an jenen Tagen, alles ging aus ins weite Feld ſpazieren, alles fuhr über Land in ſchönen Klei¬ dern, ich war auch weiß geputzt, und die Haare ſchön gelockt und mit flatterndem Band und gelben Schuhen beſucht ich ſchon früh den Baum; heut konnt ich nicht hinaufklettern, ich hätte Schuhe und Kleid verdorben, darum dauerte mich der Baum, ſo fuhr ich lieber nicht mit ſpazieren, und hielt ihm Geſellſchaft, und weißt Du was mich, der Natur ſo anhängig macht? — daß ſie
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wirſt hier alles verſchlampen alles vergeſſen alles verrei¬
ßen alles verſchenken alles verderben, Du mußt mit.“ —
Kommſt Du früher als die Zehen ſo bleib ich hier, denn
da hab ich einen Altar an den ich mich feſthalte, kommſt
Du aber nicht ſo weiß ich daß ich auf dem Glatteis
wie mirs unter den Fuß kommt dahin fliege ohne Wi¬
derſtand, es führt mich ja auch eben ſo ſchnell zurück zu
Dir, aber der Savigny ſchreibt, ich ſoll Dir ſagen daß
er in den Sternen geleſen habe Du werdeſt nach Mar¬
burg kommen. — Da leg ich Dir noch ein Blatt aus
meiner Pappelbaum-Correſpondenz bei, ich hab doch alle
Pfingſten der ich mich erinnere unter dieſen Pappeln
zugebracht, — dies ſchrieb ich ihnen am letzten Pfingſt¬
feſt, die ſchönſten Tage im Jahr iſt Pfingſten, der Früh¬
ling feiert gekrönt ſeinen Sieg. Wie war ich ſo ſeelen¬
zufrieden an jenen Tagen, alles ging aus ins weite
Feld ſpazieren, alles fuhr über Land in ſchönen Klei¬
dern, ich war auch weiß geputzt, und die Haare ſchön
gelockt und mit flatterndem Band und gelben Schuhen
beſucht ich ſchon früh den Baum; heut konnt ich nicht
hinaufklettern, ich hätte Schuhe und Kleid verdorben,
darum dauerte mich der Baum, ſo fuhr ich lieber nicht
mit ſpazieren, und hielt ihm Geſellſchaft, und weißt Du
was mich, der Natur ſo anhängig macht? — daß ſie
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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