Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

die mich dahin ruft. -- Leb wohl! ich habe Dich
recht lieb.

Caroline.

Mit Dir kann ich so sprechen Du verstehst es, kein
andrer wahrscheinlich. -- Oder wer müßte das sein? --

An die Günderode.

Ich war heut draus bei der Großmama, sie war
allein, den ganzen Nachmittag, und wir sprachen erst
von Dir, die Großmama war einen Augenblick beschäf¬
tigt, so lief ich in den Garten um ihn nach langer Zeit
wieder zu sehen, aber wie war ich da erschrocken wie
ich auf die Hoftreppe kam, ich erkannte den Garten nicht
wieder; denke! -- die hohe schwankende Pappelwand,
die himmelansteigenden Treppen die ich alle wie oft
hinangestiegen bin um der Sonne nachzusehen, um die
Gewitter zu begrüßen; durchgeschnitten! -- zwei Drittel
davon in grader Linie abgesägt! -- ich wußte nicht wie
mir geschah und alles will ich gern begreifen und lernen,
was soll mir das schaden, aber diese Pappeln, diese
Zeugen meiner frühsten Spielstunden die mich als Kind

die mich dahin ruft. — Leb wohl! ich habe Dich
recht lieb.

Caroline.

Mit Dir kann ich ſo ſprechen Du verſtehſt es, kein
andrer wahrſcheinlich. — Oder wer müßte das ſein? —

An die Günderode.

Ich war heut draus bei der Großmama, ſie war
allein, den ganzen Nachmittag, und wir ſprachen erſt
von Dir, die Großmama war einen Augenblick beſchäf¬
tigt, ſo lief ich in den Garten um ihn nach langer Zeit
wieder zu ſehen, aber wie war ich da erſchrocken wie
ich auf die Hoftreppe kam, ich erkannte den Garten nicht
wieder; denke! — die hohe ſchwankende Pappelwand,
die himmelanſteigenden Treppen die ich alle wie oft
hinangeſtiegen bin um der Sonne nachzuſehen, um die
Gewitter zu begrüßen; durchgeſchnitten! — zwei Drittel
davon in grader Linie abgeſägt! — ich wußte nicht wie
mir geſchah und alles will ich gern begreifen und lernen,
was ſoll mir das ſchaden, aber dieſe Pappeln, dieſe
Zeugen meiner frühſten Spielſtunden die mich als Kind

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="22"/>
die mich dahin ruft. &#x2014; Leb wohl! ich habe Dich<lb/>
recht lieb.</p><lb/>
          <p rendition="#right">Caroline.</p><lb/>
          <p>Mit Dir kann ich &#x017F;o &#x017F;prechen Du ver&#x017F;teh&#x017F;t es, kein<lb/>
andrer wahr&#x017F;cheinlich. &#x2014; Oder wer müßte das &#x017F;ein? &#x2014;</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>An die Günderode.<lb/></head>
          <p>Ich war heut draus bei der Großmama, &#x017F;ie war<lb/>
allein, den ganzen Nachmittag, und wir &#x017F;prachen er&#x017F;t<lb/>
von Dir, die Großmama war einen Augenblick be&#x017F;chäf¬<lb/>
tigt, &#x017F;o lief ich in den Garten um ihn nach langer Zeit<lb/>
wieder zu &#x017F;ehen, aber wie war ich da er&#x017F;chrocken wie<lb/>
ich auf die Hoftreppe kam, ich erkannte den Garten nicht<lb/>
wieder; denke! &#x2014; die hohe &#x017F;chwankende Pappelwand,<lb/>
die himmelan&#x017F;teigenden Treppen die ich alle wie oft<lb/>
hinange&#x017F;tiegen bin um der Sonne nachzu&#x017F;ehen, um die<lb/>
Gewitter zu begrüßen; durchge&#x017F;chnitten! &#x2014; zwei Drittel<lb/>
davon in grader Linie abge&#x017F;ägt! &#x2014; ich wußte nicht wie<lb/>
mir ge&#x017F;chah und alles will ich gern begreifen und lernen,<lb/>
was &#x017F;oll mir das &#x017F;chaden, aber die&#x017F;e Pappeln, die&#x017F;e<lb/>
Zeugen meiner früh&#x017F;ten Spiel&#x017F;tunden die mich als Kind<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0036] die mich dahin ruft. — Leb wohl! ich habe Dich recht lieb. Caroline. Mit Dir kann ich ſo ſprechen Du verſtehſt es, kein andrer wahrſcheinlich. — Oder wer müßte das ſein? — An die Günderode. Ich war heut draus bei der Großmama, ſie war allein, den ganzen Nachmittag, und wir ſprachen erſt von Dir, die Großmama war einen Augenblick beſchäf¬ tigt, ſo lief ich in den Garten um ihn nach langer Zeit wieder zu ſehen, aber wie war ich da erſchrocken wie ich auf die Hoftreppe kam, ich erkannte den Garten nicht wieder; denke! — die hohe ſchwankende Pappelwand, die himmelanſteigenden Treppen die ich alle wie oft hinangeſtiegen bin um der Sonne nachzuſehen, um die Gewitter zu begrüßen; durchgeſchnitten! — zwei Drittel davon in grader Linie abgeſägt! — ich wußte nicht wie mir geſchah und alles will ich gern begreifen und lernen, was ſoll mir das ſchaden, aber dieſe Pappeln, dieſe Zeugen meiner frühſten Spielſtunden die mich als Kind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/36
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/36>, abgerufen am 24.11.2024.