will, auch in der unscheinbarsten Form zu geben, um so tiefer und unwidersprechlicher ists. Man muß nicht be¬ theuern weil das Mißtrauen gegen die eigne Eingebung wär. -- Nicht Begründen: weil es eingreift in die freie Geisteswendung, die nach Socrates, vielleicht Gegenwen¬ dung wird, und nicht Bezeugen oder Beweisen wollen in der Sprache weil der Beweis so lang hinderlich ist, dem Geist im Wege ist, bis wir über ihn hinaus sind; und weil diese drei Dinge unedel sind, sowohl im Leben wie im Handeln, wie im Geist. Es sind die Spuren des Philisterthums im Geist.
Freier Geist verhält sich leidend zur Sprache und so verhält sich auch die Sprache leidend zu dem Geist, beide sind einander hingegeben ohne Rückhalt, so wird auch keins das andre aufheben, sondern sie werden sich einander aussprechen ganz und tief. -- Je vertrauungsvoller, um so inniger. -- Wie es in der Liebe auch ist. -- Was sollte also die Sprache am Geist zu kurz kommen? -- Liebe gleicht alles aus. -- Trete nicht zwischen ihre Liebkosungen sie werden einan¬ der so beseligen daß nur ewige Begeistrung aus beiden strömt. -- Und hiermit wär Deine Ahnung von der Ge¬ walt des Rhythmus wohl auch berührt, beweisen wollen wir ja nicht. --
will, auch in der unſcheinbarſten Form zu geben, um ſo tiefer und unwiderſprechlicher iſts. Man muß nicht be¬ theuern weil das Mißtrauen gegen die eigne Eingebung wär. — Nicht Begründen: weil es eingreift in die freie Geiſteswendung, die nach Socrates, vielleicht Gegenwen¬ dung wird, und nicht Bezeugen oder Beweiſen wollen in der Sprache weil der Beweis ſo lang hinderlich iſt, dem Geiſt im Wege iſt, bis wir über ihn hinaus ſind; und weil dieſe drei Dinge unedel ſind, ſowohl im Leben wie im Handeln, wie im Geiſt. Es ſind die Spuren des Philiſterthums im Geiſt.
Freier Geiſt verhält ſich leidend zur Sprache und ſo verhält ſich auch die Sprache leidend zu dem Geiſt, beide ſind einander hingegeben ohne Rückhalt, ſo wird auch keins das andre aufheben, ſondern ſie werden ſich einander ausſprechen ganz und tief. — Je vertrauungsvoller, um ſo inniger. — Wie es in der Liebe auch iſt. — Was ſollte alſo die Sprache am Geiſt zu kurz kommen? — Liebe gleicht alles aus. — Trete nicht zwiſchen ihre Liebkoſungen ſie werden einan¬ der ſo beſeligen daß nur ewige Begeiſtrung aus beiden ſtrömt. — Und hiermit wär Deine Ahnung von der Ge¬ walt des Rhythmus wohl auch berührt, beweiſen wollen wir ja nicht. —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0034"n="20"/>
will, auch in der unſcheinbarſten Form zu geben, um ſo<lb/>
tiefer und unwiderſprechlicher iſts. Man muß nicht be¬<lb/>
theuern weil das Mißtrauen gegen die eigne Eingebung<lb/>
wär. — Nicht Begründen: weil es eingreift in die freie<lb/>
Geiſteswendung, die nach Socrates, vielleicht Gegenwen¬<lb/>
dung wird, und nicht Bezeugen oder Beweiſen wollen<lb/>
in der Sprache weil der Beweis ſo lang hinderlich iſt,<lb/>
dem Geiſt im Wege iſt, bis wir über ihn hinaus ſind;<lb/>
und weil dieſe drei Dinge unedel ſind, ſowohl im Leben<lb/>
wie im Handeln, wie im Geiſt. Es ſind die Spuren<lb/>
des Philiſterthums im Geiſt.</p><lb/><p>Freier Geiſt verhält ſich leidend zur Sprache und<lb/>ſo verhält ſich auch die Sprache leidend zu dem<lb/>
Geiſt, beide ſind einander hingegeben ohne Rückhalt,<lb/>ſo wird auch keins das andre aufheben, ſondern ſie<lb/>
werden ſich einander ausſprechen ganz und tief. —<lb/>
Je vertrauungsvoller, um ſo inniger. — Wie es in<lb/>
der Liebe auch iſt. — Was ſollte alſo die Sprache<lb/>
am Geiſt zu kurz kommen? — Liebe gleicht alles aus. —<lb/>
Trete nicht zwiſchen ihre Liebkoſungen ſie werden einan¬<lb/>
der ſo beſeligen daß nur ewige Begeiſtrung aus beiden<lb/>ſtrömt. — Und hiermit wär Deine Ahnung von der Ge¬<lb/>
walt des Rhythmus wohl auch berührt, beweiſen wollen<lb/>
wir ja nicht. —</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[20/0034]
will, auch in der unſcheinbarſten Form zu geben, um ſo
tiefer und unwiderſprechlicher iſts. Man muß nicht be¬
theuern weil das Mißtrauen gegen die eigne Eingebung
wär. — Nicht Begründen: weil es eingreift in die freie
Geiſteswendung, die nach Socrates, vielleicht Gegenwen¬
dung wird, und nicht Bezeugen oder Beweiſen wollen
in der Sprache weil der Beweis ſo lang hinderlich iſt,
dem Geiſt im Wege iſt, bis wir über ihn hinaus ſind;
und weil dieſe drei Dinge unedel ſind, ſowohl im Leben
wie im Handeln, wie im Geiſt. Es ſind die Spuren
des Philiſterthums im Geiſt.
Freier Geiſt verhält ſich leidend zur Sprache und
ſo verhält ſich auch die Sprache leidend zu dem
Geiſt, beide ſind einander hingegeben ohne Rückhalt,
ſo wird auch keins das andre aufheben, ſondern ſie
werden ſich einander ausſprechen ganz und tief. —
Je vertrauungsvoller, um ſo inniger. — Wie es in
der Liebe auch iſt. — Was ſollte alſo die Sprache
am Geiſt zu kurz kommen? — Liebe gleicht alles aus. —
Trete nicht zwiſchen ihre Liebkoſungen ſie werden einan¬
der ſo beſeligen daß nur ewige Begeiſtrung aus beiden
ſtrömt. — Und hiermit wär Deine Ahnung von der Ge¬
walt des Rhythmus wohl auch berührt, beweiſen wollen
wir ja nicht. —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/34>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.