Du meinst wenn Du taumelst und ein bischen trun¬ ken bist das wär unaussprechlicher Geist? -- und Du besäufst Dich aber auch gar zu leicht, -- weil Du den Wein nicht verträgst, Du meinst es müßten neue Sprach¬ quellen sich öffnen um Deine Begriffe zu erhellen. Werd ein bischen stärker, oder trinke nicht so viel auf einmal, wolltest Du Dich fester ins Auge fassen, die Sprache würde Dich nicht stecken lassen.
Von der Sprache glaub ich daß wohl ein Menschen¬ leben dazu gehört, um sie ganz fassen zu lernen, und daß ihre noch unentdeckten Quellen, nach denen Du for¬ schest wohl nur aus ihrer Vereinfachung entspringen. Den Rath möchte ich Dir geben, daß Du bei Deinem Aussprechen von Gedanken das Beweisen aufgiebst, dies wird Dirs sehr erleichtern. Der einfache Gedankengang ergießt sich wohl von selbst in den Beweis, oder was das nemliche ist: die Wahrheit selbst ist Beweis. Be¬ weislos denken ist, Freidenken; Du führst die Beweise zu Deiner eignen Aushülfe. Ein solches freies Denken verein¬ facht die Sprache, wodurch ihr Geist mächtiger wird. Man muß sich nicht scheuen das was sich aussprechen
An die Bettine.
Du meinſt wenn Du taumelſt und ein bischen trun¬ ken biſt das wär unausſprechlicher Geiſt? — und Du beſäufſt Dich aber auch gar zu leicht, — weil Du den Wein nicht verträgſt, Du meinſt es müßten neue Sprach¬ quellen ſich öffnen um Deine Begriffe zu erhellen. Werd ein bischen ſtärker, oder trinke nicht ſo viel auf einmal, wollteſt Du Dich feſter ins Auge faſſen, die Sprache würde Dich nicht ſtecken laſſen.
Von der Sprache glaub ich daß wohl ein Menſchen¬ leben dazu gehört, um ſie ganz faſſen zu lernen, und daß ihre noch unentdeckten Quellen, nach denen Du for¬ ſcheſt wohl nur aus ihrer Vereinfachung entſpringen. Den Rath möchte ich Dir geben, daß Du bei Deinem Ausſprechen von Gedanken das Beweiſen aufgiebſt, dies wird Dirs ſehr erleichtern. Der einfache Gedankengang ergießt ſich wohl von ſelbſt in den Beweis, oder was das nemliche iſt: die Wahrheit ſelbſt iſt Beweis. Be¬ weislos denken iſt, Freidenken; Du führſt die Beweiſe zu Deiner eignen Aushülfe. Ein ſolches freies Denken verein¬ facht die Sprache, wodurch ihr Geiſt mächtiger wird. Man muß ſich nicht ſcheuen das was ſich ausſprechen
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An die Bettine.
Du meinſt wenn Du taumelſt und ein bischen trun¬
ken biſt das wär unausſprechlicher Geiſt? — und Du
beſäufſt Dich aber auch gar zu leicht, — weil Du den
Wein nicht verträgſt, Du meinſt es müßten neue Sprach¬
quellen ſich öffnen um Deine Begriffe zu erhellen. Werd
ein bischen ſtärker, oder trinke nicht ſo viel auf einmal,
wollteſt Du Dich feſter ins Auge faſſen, die Sprache
würde Dich nicht ſtecken laſſen.
Von der Sprache glaub ich daß wohl ein Menſchen¬
leben dazu gehört, um ſie ganz faſſen zu lernen, und
daß ihre noch unentdeckten Quellen, nach denen Du for¬
ſcheſt wohl nur aus ihrer Vereinfachung entſpringen.
Den Rath möchte ich Dir geben, daß Du bei Deinem
Ausſprechen von Gedanken das Beweiſen aufgiebſt, dies
wird Dirs ſehr erleichtern. Der einfache Gedankengang
ergießt ſich wohl von ſelbſt in den Beweis, oder was
das nemliche iſt: die Wahrheit ſelbſt iſt Beweis. Be¬
weislos denken iſt, Freidenken; Du führſt die Beweiſe zu
Deiner eignen Aushülfe. Ein ſolches freies Denken verein¬
facht die Sprache, wodurch ihr Geiſt mächtiger wird.
Man muß ſich nicht ſcheuen das was ſich ausſprechen
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/33>, abgerufen am 24.11.2024.
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