Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.Rosen sind viel mehr aufgeblüht, wie schön standen sie Er hat mich aber gesegnet wie ich von ihm ging Roſen ſind viel mehr aufgeblüht, wie ſchön ſtanden ſie Er hat mich aber geſegnet wie ich von ihm ging <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0313" n="299"/> Roſen ſind viel mehr aufgeblüht, wie ſchön ſtanden ſie<lb/> bei der hellen Lampe zu ſeinem ſchneeweißen Bart. Ich<lb/> ſagte die Roſen und Euer Bart gehören zuſammen und<lb/> es iſt mir lieb daß ich keine abgebrochen habe, denn<lb/> Ihr ſeid vermählt zuſammen mit den Roſen, ſie ſind<lb/> Eure Braut. Ich war ein paar Mal verſucht ſie ab¬<lb/> zubrechen und ſie den Studenten hinunter zu werfen,<lb/> weil ſie ſo lüſtern danach hinaufſahen. Er ſagte, „O<lb/> wenn Sie es erlauben, ſo will ich ſie ſchon unter den<lb/> Studenten austheilen, es beſuchen mich alle Tage welche<lb/> und dann werden ſchon mehrere kommen, wenn ſie wiſ¬<lb/> ſen daß es Roſen bei mir giebt.“ Das war ich zufrieden<lb/> und ich freu mich recht drüber daß meine Studenten<lb/> noch meine Roſen kriegen.</p><lb/> <p>Er hat mich aber geſegnet wie ich von ihm ging<lb/> und ich hab ihm die Hand geküßt; und wie iſt doch<lb/> der Geiſt ſo ſchön wenn er ohne Tadel reift. Sein<lb/> Enkel mußte mich nach Haus begleiten auf ſeinen Be¬<lb/> fehl weil ich nur eine Magd bei mir hatte. Ich ſchickte<lb/> ihn aber bald wieder zurück und hab dem Enkel geſagt,<lb/> er ſoll dem Großvater ſagen daß er alle Tage meiner<lb/> gedenke bis ich wiederkomm. — Als ich wegging vom<lb/> Ephraim legte er mir die Hand auf den Kopf und<lb/> ſagte: „alles Werden iſt für die Zukunft.“<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [299/0313]
Roſen ſind viel mehr aufgeblüht, wie ſchön ſtanden ſie
bei der hellen Lampe zu ſeinem ſchneeweißen Bart. Ich
ſagte die Roſen und Euer Bart gehören zuſammen und
es iſt mir lieb daß ich keine abgebrochen habe, denn
Ihr ſeid vermählt zuſammen mit den Roſen, ſie ſind
Eure Braut. Ich war ein paar Mal verſucht ſie ab¬
zubrechen und ſie den Studenten hinunter zu werfen,
weil ſie ſo lüſtern danach hinaufſahen. Er ſagte, „O
wenn Sie es erlauben, ſo will ich ſie ſchon unter den
Studenten austheilen, es beſuchen mich alle Tage welche
und dann werden ſchon mehrere kommen, wenn ſie wiſ¬
ſen daß es Roſen bei mir giebt.“ Das war ich zufrieden
und ich freu mich recht drüber daß meine Studenten
noch meine Roſen kriegen.
Er hat mich aber geſegnet wie ich von ihm ging
und ich hab ihm die Hand geküßt; und wie iſt doch
der Geiſt ſo ſchön wenn er ohne Tadel reift. Sein
Enkel mußte mich nach Haus begleiten auf ſeinen Be¬
fehl weil ich nur eine Magd bei mir hatte. Ich ſchickte
ihn aber bald wieder zurück und hab dem Enkel geſagt,
er ſoll dem Großvater ſagen daß er alle Tage meiner
gedenke bis ich wiederkomm. — Als ich wegging vom
Ephraim legte er mir die Hand auf den Kopf und
ſagte: „alles Werden iſt für die Zukunft.“
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Zitationshilfe: | Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/313>, abgerufen am 24.07.2024. |