Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Welt sich gestellt und mich, und so hab ich ein himm¬
lisch Leben geführt. Wenn ich in diese Zeit schau so ist
sie wie ein Diamant der mir vielmal die Sonne spie¬
gelt. -- Du hast mir gleich gesagt geh mit, und Du
hast recht gehabt, -- so hast Du auch gewiß recht daß
ich mit nach Cassel geh, ich geh auch mit großem Zu¬
trauen, nichts darf länger währen als nur die leiseste
Anregung es mochte gestatten.

Ihr guten Studenten! heut haben sie wieder nach
den Rosen gesehen, -- ich möcht sie Euch alle abbrechen
eh ich weggeh und sie Euch auf den Kopf werfen. --

Der Ephraim darf nicht mehr den Berg herauf
kommen es ermüdet ihn zu sehr, auf seiner Reise zu den
Enkeln da wars so kalt, da hat er sich zu sehr an¬
gestrengt, er darf nicht mehr herauf, vielleicht wenn ich
wiederkehr ist er wieder gesund, einundsiebzig Jahr ist
er alt, aber mir wird er gesund bleiben; -- wenn wir
dies Frühjahr zusammen auf dem Trages sind, Sa¬
vigny meint Du werdest hinkommen, dann wollen wir
ihm zusammen Briefe schreiben, nicht wahr? -- und
recht heitere, -- dies wird der letzte lange Brief sein
den ich Dir von hier schreib.

Die Lullu hat mir viel Grüße von Dir gebracht
und sagt Du freust Dich aufs Trages zu kommen und

13**

Welt ſich geſtellt und mich, und ſo hab ich ein himm¬
liſch Leben geführt. Wenn ich in dieſe Zeit ſchau ſo iſt
ſie wie ein Diamant der mir vielmal die Sonne ſpie¬
gelt. — Du haſt mir gleich geſagt geh mit, und Du
haſt recht gehabt, — ſo haſt Du auch gewiß recht daß
ich mit nach Caſſel geh, ich geh auch mit großem Zu¬
trauen, nichts darf länger währen als nur die leiſeſte
Anregung es mochte geſtatten.

Ihr guten Studenten! heut haben ſie wieder nach
den Roſen geſehen, — ich möcht ſie Euch alle abbrechen
eh ich weggeh und ſie Euch auf den Kopf werfen. —

Der Ephraim darf nicht mehr den Berg herauf
kommen es ermüdet ihn zu ſehr, auf ſeiner Reiſe zu den
Enkeln da wars ſo kalt, da hat er ſich zu ſehr an¬
geſtrengt, er darf nicht mehr herauf, vielleicht wenn ich
wiederkehr iſt er wieder geſund, einundſiebzig Jahr iſt
er alt, aber mir wird er geſund bleiben; — wenn wir
dies Frühjahr zuſammen auf dem Trages ſind, Sa¬
vigny meint Du werdeſt hinkommen, dann wollen wir
ihm zuſammen Briefe ſchreiben, nicht wahr? — und
recht heitere, — dies wird der letzte lange Brief ſein
den ich Dir von hier ſchreib.

Die Lullu hat mir viel Grüße von Dir gebracht
und ſagt Du freuſt Dich aufs Trages zu kommen und

13**
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0311" n="297"/>
Welt &#x017F;ich ge&#x017F;tellt und mich, und &#x017F;o hab ich ein himm¬<lb/>
li&#x017F;ch Leben geführt. Wenn ich in die&#x017F;e Zeit &#x017F;chau &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie wie ein Diamant der mir vielmal die Sonne &#x017F;pie¬<lb/>
gelt. &#x2014; Du ha&#x017F;t mir gleich ge&#x017F;agt geh mit, und Du<lb/>
ha&#x017F;t recht gehabt, &#x2014; &#x017F;o ha&#x017F;t Du auch gewiß recht daß<lb/>
ich mit nach Ca&#x017F;&#x017F;el geh, ich geh auch mit großem Zu¬<lb/>
trauen, nichts darf länger währen als nur die lei&#x017F;e&#x017F;te<lb/>
Anregung es mochte ge&#x017F;tatten.</p><lb/>
          <p>Ihr guten Studenten! heut haben &#x017F;ie wieder nach<lb/>
den Ro&#x017F;en ge&#x017F;ehen, &#x2014; ich möcht &#x017F;ie Euch alle abbrechen<lb/>
eh ich weggeh und &#x017F;ie Euch auf den Kopf werfen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Der Ephraim darf nicht mehr den Berg herauf<lb/>
kommen es ermüdet ihn zu &#x017F;ehr, auf &#x017F;einer Rei&#x017F;e zu den<lb/>
Enkeln da wars &#x017F;o kalt, da hat er &#x017F;ich zu &#x017F;ehr an¬<lb/>
ge&#x017F;trengt, er darf nicht mehr herauf, vielleicht wenn ich<lb/>
wiederkehr i&#x017F;t er wieder ge&#x017F;und, einund&#x017F;iebzig Jahr i&#x017F;t<lb/>
er alt, aber mir wird er ge&#x017F;und bleiben; &#x2014; wenn wir<lb/>
dies Frühjahr zu&#x017F;ammen auf dem Trages &#x017F;ind, Sa¬<lb/>
vigny meint Du werde&#x017F;t hinkommen, dann wollen wir<lb/>
ihm zu&#x017F;ammen Briefe &#x017F;chreiben, nicht wahr? &#x2014; und<lb/>
recht heitere, &#x2014; dies wird der letzte lange Brief &#x017F;ein<lb/>
den ich Dir von hier &#x017F;chreib.</p><lb/>
          <p>Die Lullu hat mir viel Grüße von Dir gebracht<lb/>
und &#x017F;agt Du freu&#x017F;t Dich aufs Trages zu kommen und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13**<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297/0311] Welt ſich geſtellt und mich, und ſo hab ich ein himm¬ liſch Leben geführt. Wenn ich in dieſe Zeit ſchau ſo iſt ſie wie ein Diamant der mir vielmal die Sonne ſpie¬ gelt. — Du haſt mir gleich geſagt geh mit, und Du haſt recht gehabt, — ſo haſt Du auch gewiß recht daß ich mit nach Caſſel geh, ich geh auch mit großem Zu¬ trauen, nichts darf länger währen als nur die leiſeſte Anregung es mochte geſtatten. Ihr guten Studenten! heut haben ſie wieder nach den Roſen geſehen, — ich möcht ſie Euch alle abbrechen eh ich weggeh und ſie Euch auf den Kopf werfen. — Der Ephraim darf nicht mehr den Berg herauf kommen es ermüdet ihn zu ſehr, auf ſeiner Reiſe zu den Enkeln da wars ſo kalt, da hat er ſich zu ſehr an¬ geſtrengt, er darf nicht mehr herauf, vielleicht wenn ich wiederkehr iſt er wieder geſund, einundſiebzig Jahr iſt er alt, aber mir wird er geſund bleiben; — wenn wir dies Frühjahr zuſammen auf dem Trages ſind, Sa¬ vigny meint Du werdeſt hinkommen, dann wollen wir ihm zuſammen Briefe ſchreiben, nicht wahr? — und recht heitere, — dies wird der letzte lange Brief ſein den ich Dir von hier ſchreib. Die Lullu hat mir viel Grüße von Dir gebracht und ſagt Du freuſt Dich aufs Trages zu kommen und 13**

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/311
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/311>, abgerufen am 22.11.2024.