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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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nung der Blüthe aus der Erde hervor uns auch über¬
raschen müßte. -- Und dann ist es so seltsam daß diese
Geistesbezauberung einem gleichsam betäubt daß man
Alles vergessen muß, daß es wie tiefer Schlaf ist eine
Weile in der Seele, und daß dann gar nichts erinnerlich
ist. -- Phantasie? -- Was ist Phantasie? -- ist das
nicht der Geister bunter Spielplatz auf den sie Dich als
freundliches Kind mitnehmen, und so sehr auch Alles
Spiel ist, so hat es doch Beziehung auf die Geheimnisse
in der Menschenbrust. -- Und die Menschen wissens
nicht wie sie zum Licht des Geistes kommen, denn dies
ist eins von den Lebensgeheimnissen. Aber wie weiß
ichs doch? -- vielleicht weil ich gleich so festen Glauben
in sie hatte, vielleicht ists der Glaube der die Geister
fesselt daß sie einem näher rücken müssen. Denn der
Glaube bannt Alles in einem hinein und der Unglaube
verjagt Alles. -- Aber -- in Offenbach bei der Gro߬
mama, da wars wohl schon zwei Jahr her daß ich aus
dem Kloster war, ich war schon zwölf oder dreizehn Jahr
alt, -- und guckte so um mich und hatte so ein dumpf
Gefühl als wenn alles närrisch wär rund um mich, al¬
les Erziehungswesen, aller Unterricht, alle Sittenpre¬
digt und Religionslehre, Alles warf ich über einen Hau¬
fen, ich konnts nicht begreifen als lebendig und konnts

nung der Blüthe aus der Erde hervor uns auch über¬
raſchen müßte. — Und dann iſt es ſo ſeltſam daß dieſe
Geiſtesbezauberung einem gleichſam betäubt daß man
Alles vergeſſen muß, daß es wie tiefer Schlaf iſt eine
Weile in der Seele, und daß dann gar nichts erinnerlich
iſt. — Phantaſie? — Was iſt Phantaſie? — iſt das
nicht der Geiſter bunter Spielplatz auf den ſie Dich als
freundliches Kind mitnehmen, und ſo ſehr auch Alles
Spiel iſt, ſo hat es doch Beziehung auf die Geheimniſſe
in der Menſchenbruſt. — Und die Menſchen wiſſens
nicht wie ſie zum Licht des Geiſtes kommen, denn dies
iſt eins von den Lebensgeheimniſſen. Aber wie weiß
ichs doch? — vielleicht weil ich gleich ſo feſten Glauben
in ſie hatte, vielleicht iſts der Glaube der die Geiſter
feſſelt daß ſie einem näher rücken müſſen. Denn der
Glaube bannt Alles in einem hinein und der Unglaube
verjagt Alles. — Aber — in Offenbach bei der Gro߬
mama, da wars wohl ſchon zwei Jahr her daß ich aus
dem Kloſter war, ich war ſchon zwölf oder dreizehn Jahr
alt, — und guckte ſo um mich und hatte ſo ein dumpf
Gefühl als wenn alles närriſch wär rund um mich, al¬
les Erziehungsweſen, aller Unterricht, alle Sittenpre¬
digt und Religionslehre, Alles warf ich über einen Hau¬
fen, ich konnts nicht begreifen als lebendig und konnts

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[285/0299] nung der Blüthe aus der Erde hervor uns auch über¬ raſchen müßte. — Und dann iſt es ſo ſeltſam daß dieſe Geiſtesbezauberung einem gleichſam betäubt daß man Alles vergeſſen muß, daß es wie tiefer Schlaf iſt eine Weile in der Seele, und daß dann gar nichts erinnerlich iſt. — Phantaſie? — Was iſt Phantaſie? — iſt das nicht der Geiſter bunter Spielplatz auf den ſie Dich als freundliches Kind mitnehmen, und ſo ſehr auch Alles Spiel iſt, ſo hat es doch Beziehung auf die Geheimniſſe in der Menſchenbruſt. — Und die Menſchen wiſſens nicht wie ſie zum Licht des Geiſtes kommen, denn dies iſt eins von den Lebensgeheimniſſen. Aber wie weiß ichs doch? — vielleicht weil ich gleich ſo feſten Glauben in ſie hatte, vielleicht iſts der Glaube der die Geiſter feſſelt daß ſie einem näher rücken müſſen. Denn der Glaube bannt Alles in einem hinein und der Unglaube verjagt Alles. — Aber — in Offenbach bei der Gro߬ mama, da wars wohl ſchon zwei Jahr her daß ich aus dem Kloſter war, ich war ſchon zwölf oder dreizehn Jahr alt, — und guckte ſo um mich und hatte ſo ein dumpf Gefühl als wenn alles närriſch wär rund um mich, al¬ les Erziehungsweſen, aller Unterricht, alle Sittenpre¬ digt und Religionslehre, Alles warf ich über einen Hau¬ fen, ich konnts nicht begreifen als lebendig und konnts

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/299>, abgerufen am 25.11.2024.