wachsen. Ich bitte Dich fasse es bei Zeiten ins Aug, und denke meiner als eines Wesens was manches un¬ versucht muß lassen, zu was Du Dich getrieben fühlst. Wenn Du auch wolltest manches Recht was Du ans Leben hast aufgeben um mit mir zusammen zu halten, oder besser gesagt, Du wolltest von dem Element das in Dir sich regt, nicht Dich durchgähren lassen, blos um Dich meiner nicht zu entwöhnen; das wär ja doch ver¬ geblich. Es giebt Gesetze in der Seele, sie machen sich geltend oder der ganze Mensch verdirbt, das kann in Dir nicht so kommen, es wird immer wieder in Dir aufsteigen, denn in Dir wohnt das Recht der Eroberung, und Dich weckt zum raschen selbstwilligen Leben was mich vielleicht in den Schlaf singen würde, denn wenn Du mit des Himmels Sternen Dich beredest und sie kühn zur Antwort zwingest, so würde ich eher ihrem leisen Schein nachgeben müssen, wie das Kind der schlum¬ merbewegenden Wiege nachgeben muß. -- Alle Men¬ schen sind Dir entgegen, die ganze Welt wirst Du nur durch den Widerspruch in Deiner Seele empfinden und erfahren, keine andere Möglichkeit für Dich sie zu fassen. Wo wirst Du je eine Handlung, weniger noch eine Na¬ tur treffen die mit Dir einklänge? -- es ist noch nicht ge¬ wesen und wird auch nie sein, (von mir will ich Dir
wachſen. Ich bitte Dich faſſe es bei Zeiten ins Aug, und denke meiner als eines Weſens was manches un¬ verſucht muß laſſen, zu was Du Dich getrieben fühlſt. Wenn Du auch wollteſt manches Recht was Du ans Leben haſt aufgeben um mit mir zuſammen zu halten, oder beſſer geſagt, Du wollteſt von dem Element das in Dir ſich regt, nicht Dich durchgähren laſſen, blos um Dich meiner nicht zu entwöhnen; das wär ja doch ver¬ geblich. Es giebt Geſetze in der Seele, ſie machen ſich geltend oder der ganze Menſch verdirbt, das kann in Dir nicht ſo kommen, es wird immer wieder in Dir aufſteigen, denn in Dir wohnt das Recht der Eroberung, und Dich weckt zum raſchen ſelbſtwilligen Leben was mich vielleicht in den Schlaf ſingen würde, denn wenn Du mit des Himmels Sternen Dich beredeſt und ſie kühn zur Antwort zwingeſt, ſo würde ich eher ihrem leiſen Schein nachgeben müſſen, wie das Kind der ſchlum¬ merbewegenden Wiege nachgeben muß. — Alle Men¬ ſchen ſind Dir entgegen, die ganze Welt wirſt Du nur durch den Widerſpruch in Deiner Seele empfinden und erfahren, keine andere Möglichkeit für Dich ſie zu faſſen. Wo wirſt Du je eine Handlung, weniger noch eine Na¬ tur treffen die mit Dir einklänge? — es iſt noch nicht ge¬ weſen und wird auch nie ſein, (von mir will ich Dir
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wachſen. Ich bitte Dich faſſe es bei Zeiten ins Aug,
und denke meiner als eines Weſens was manches un¬
verſucht muß laſſen, zu was Du Dich getrieben fühlſt.
Wenn Du auch wollteſt manches Recht was Du ans
Leben haſt aufgeben um mit mir zuſammen zu halten,
oder beſſer geſagt, Du wollteſt von dem Element das in
Dir ſich regt, nicht Dich durchgähren laſſen, blos um
Dich meiner nicht zu entwöhnen; das wär ja doch ver¬
geblich. Es giebt Geſetze in der Seele, ſie machen ſich
geltend oder der ganze Menſch verdirbt, das kann in
Dir nicht ſo kommen, es wird immer wieder in Dir
aufſteigen, denn in Dir wohnt das Recht der Eroberung,
und Dich weckt zum raſchen ſelbſtwilligen Leben was
mich vielleicht in den Schlaf ſingen würde, denn wenn
Du mit des Himmels Sternen Dich beredeſt und ſie
kühn zur Antwort zwingeſt, ſo würde ich eher ihrem
leiſen Schein nachgeben müſſen, wie das Kind der ſchlum¬
merbewegenden Wiege nachgeben muß. — Alle Men¬
ſchen ſind Dir entgegen, die ganze Welt wirſt Du nur
durch den Widerſpruch in Deiner Seele empfinden und
erfahren, keine andere Möglichkeit für Dich ſie zu faſſen.
Wo wirſt Du je eine Handlung, weniger noch eine Na¬
tur treffen die mit Dir einklänge? — es iſt noch nicht ge¬
weſen und wird auch nie ſein, (von mir will ich Dir
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/286>, abgerufen am 27.11.2024.
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